Ein Auszubildender zum Schreiner arbeitet am 21.06.2016 in Köln (Nordrhein-Westfalen) im Ausbildungszentrum Butzweilerhof an einer Holzkiste
Ein Auszubildender zum Schreiner in Köln (Nordrhein-Westfalen) im Ausbildungszentrum Butzweilerhof / dpa

Fachkräftemangel - Zu viele Studenten, zu wenige Lehrlinge 

In vielen Branchen herrscht akuter Fachkräftemangel, weil es zu wenig Nachwuchs gibt. Während sich immer weniger Schulabgänger für eine Berufsausbildung entscheiden, herrscht an Studienanfängern kein Mangel. Jetzt ist selbst das grüne Lieblingsprojekt, die Energiewende, in Gefahr, weil es zu wenige Fachkräfte gibt, die die Windräder, Solarpaneele und Wärmepumpen installieren.  

Autoreninfo

Rainer Werner unterrichtete an einem Berliner Gymnasium Deutsch und Geschichte. Er verfasste das Buch „Fluch des Erfolgs. Wie das Gymnasium zur ,Gesamtschule light‘ mutiert“.

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Das Jahr 2020 markierte ein denkwürdiges Ereignis: Zum ersten Mal seit 1945 gab es mehr Studienanfänger als Lehrlinge. Standen im Jahr 1995 579.000 Auszubildenden nur 262.000 Studienanfänger gegenüber, schloss sich seither die Schere von Jahr zu Jahr, bis im Jahr 2020 die Studienanfänger die Lehrlinge mit 490.000 zu 466.000 überflügelten. Der Trend zum Studium hatte schon in den 1970er-Jahren eingesetzt. Unter dem Zeichen der sozialen Gerechtigkeit sollten Bildungsreserven in der Arbeiterschicht ausgeschöpft werden, die wegen des vermeintlich zu starren dreigliedrigen Schulsystems brachlagen. Mit der Gesamtschule wurde sogar eine besondere Schulform gegründet, die es Kindern aus bildungsfernen Schichten ermöglichen sollte, die Bildungsleiter emporzuklettern.

Die Bildungsexpansion ließ die Studentenzahlen ansteigen: Lag 1972 die Quote der Studienberechtigten pro Jahrgang noch bei 15 Prozent, vergrößerte sie sich von Jahr zu Jahr: auf 26,8 Prozent (1995), 33,5 Prozent (2000) und 40,3 Prozent (2008). 2013 erreichte sie mit 58,5 Prozent ihren bislang höchsten Wert. Bis 2020 ging sie wieder leicht auf 56,6 Prozent zurück. Eine umgekehrte Entwicklung kann man bei der Zahl der Auszubildenden erkennen. Gab es im Jahr 2000 noch 1,7 Millionen junge Menschen, die eine berufliche Ausbildung begannen, schrumpfte diese Zahl binnen zwanzig Jahren auf 1,3 Millionen (2000).

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Hans Jürgen Wienroth | Sa., 27. August 2022 - 16:01

Ich muss dem Autor widersprechen, dass ohne erfolgreichen Studienabschluss kein Geld zu verdienen ist. Man schaue sich nur in der Politik um, den aktuell erfolgreichsten Nachwuchspolitikern fehlt der Abschluss. Hinzu kommen YouTuber und Internetstars. Wozu da die Mühen einer körperlichen Arbeit oder eines anstrengenden Studiums der Naturwissenschaften (incl. Technik) auf sich nehmen? Selbst bei den Studienrichtungen kann man z. B. mit Genderwissenschaften in der Wirtschaft Karriere machen, wenn man das richtige „Netzwerk“ geknüpft hat.
Wir leben in einer Wohlstandsgesellschaft, die Life-Balance muss stimmen. Dem steht ein harter Berufsalltag als Handwerker, im Gesundheitswesen oder anderen Berufen im Wege. Nicht einmal der Beruf des Lehrers, früher wg. der Ferien beliebt, ist noch Wunschberuf. Die Bildungsmisere liegt daran, dass die Bundesländer nicht nach Bildung, sondern nach pos. Statistiken streben, auch wenn das den wirtschaftl. Abstieg des Bundeslandes zur Folge hat.

Georg Kammer | Sa., 27. August 2022 - 16:37

So ein links - grünes Antifa - Bübchen, Sohn eines Rechtsanwalts und einer Lehrerin, schafft es noch mal bei 25 Grad, auf der Fürstfette stehend die 300 er Nägel, frei stehend ein zu nageln.
Da ist die Hose schon vollgeschissen.
Taxi fahren und irgendwas studieren, am besten nicht zu Ende, wie fast alle Grüne und dann in die Politik, Kohle machen, harte Arbeit war gestern

Wolfgang Benker | So., 28. August 2022 - 23:45

Antwort auf von Georg Kammer

Ich wohne jetzt wieder unter dem Dach ,das mein Vater,ich und zwei Helfer
1978 im Mai neu eingedeckt haben. Natürlich inclusive der Dachklempnerarbeiten.
Gerüst stellen, alte Eindeckung,Lattung u.s.w. runter.Schalung aufnageln, Dachpappe drauf ,Traufbleche,Rinnen,Schindeln ,Ortbleche,Firstbleche.
Einfach alles selber gemacht. Sogar die Bleche hat mein Vater selber hergestellt-aus Alu mit der eigenen Abkantbank
Er war Karosserieklempner u. ich hatte meine Lehre als Radio u. Fernsehmechaniker kurz zuvor beendet.
So was muss sich doch für die heutige Jugend wie ein Märchen aus Tausend u. einer Nacht anhören...
Gut das ich schon 66 Jahre alt bin,da muss ich das Trauerspiel Gründeutschland nicht mehr ewig erdulden...
Grüsse aus Thüringen

Ingo Frank | Sa., 27. August 2022 - 16:38

Zugang zum Abitur weiter jedes Jahr sinken und jeder Durchschnittsschüler erlangt die Hochschulreife braucht man sich über fehlende Arbeitskräfte im produzierenden Gewerbe, und über mangelnde Ausbildung an den Universitäten und Hochschulen nicht zu wundern. Das Absinken ins Mittelmaß geht unvermindert weiter. Wen soll’s wundern? Mich nicht!
Mit freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik

Gerhard Lenz | Sa., 27. August 2022 - 19:58

Funktioniert wohl nicht. Da versagt der ach so gelobte Markt. Die Nachfrage fehlt. Warum?

Wenn ich Sprüche lese wie "So ein links - grünes Antifa - Bübchen.." würde ich als potentieller Auszubildender nur noch denken: Der kann sich seinen Ausbildungsplatz sonst wohin schieben..."

Ein tolles Beispiel, wie man um Auszubildende wirbt!

Ernsthaft: Die üblichen 08/15-Losungen, wieder mehr Kinder auf die Hauptschule zu schicken, taugen nur für den Mülleimer.
Davon abgesehen muss für jede(n) Pädagoge/in das Wohl und die Zukunftschancen seiner/s Schülers Vorrang haben, und nicht das Klagen des Dachdeckers an der Ecke. Wir brauchen eine gemeinsame Schule für alle bis zur 10. Klasse. Wer dann ein Handwerk lernt muss wissen, dass er jederzeit auch eine akademische Laufbahn einschlagen kann - ein Unterfangen, das heute gerade in ländlichen Gebieten so gut wie ausgeschlossen ist - wenn man den 10jährigen (!) in die Sackgasse der Hauptschule abgeschoben hat.
Länder wie Dänemark machen es vor.

... nämlich eine Kehrtwende um 180 Grad im Umgang mit Asylanten, die zum größten Teil gar keine sind!
Da wird jetzt hart gegen vorgegangen: Sachleistungen statt Geld und rasche Abschiebungen!
Haben Sie das nicht mitbekommen, Herr Lenz?
In dieser Hinsicht sind die Dänen sehr fortschrittlich.
Da kann ich nur zustimmen
Was allerdings die Ergebnisse des Bildungssystems anbelangt, steht Dänemark kaum besser da als Deutschland (Platz 18 laut Pisa-Studie/D Platz 19).
Warum also sollte sich Deutschland ausgerechnet an diesem Land orientieren?

Christa Wallau | Sa., 27. August 2022 - 20:24

... einer völlig verfehlten Schulpolitik der letzten Jahrzehnte.
Mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen.
Warner, die auf die Folgen der angeblich fortschrittlichen (!), in Wahrheit aber nur katastrophal falschen Zielsetzungen in der Bildung der Kinder und Jugendlichen (sowohl bei den Inhalten als auch bei der Methodik) hingewiesen haben, wurden ignoriert bzw. verächtlich gemacht - ähnlich wie in der Energiepolitik diejenigen, welche vor dem Abbau der eigenen Energie-Erzeugung gewarnt haben.
Vernunft und Realismus hatten keine Chance
bei Merkel und Co. und auch schon einige Jahre vorher. Dafür tobte sich verführerischer Illusionismus aus, auf den die meisten Bürger freudig hereinfielen.

So, wie wir in Deutschland die dümmste Energie-Politik der Welt betreiben, leisten wir uns ein Schulwesen, das einen "MANGEL an Fachkräften!" produziert!
Mich überraschen die Folgen der Fehlentwicklungen unseres ineffizienten deutschen Schulsystems üerhaupt nicht.
Sie waren vorauszusehen.

die Welt ist so schlecht (und dem Untergang geweiht) weil sie nicht so ist, wie ich sie gerne haben möchte.
Gefolgt von: Ich liebe Deutschland, nur nicht das, was wir haben.

Gerade von einer ehemaligen "Pädgagon" wäre etwas Konkretes in Sachen Schulpolitik zu erwarten. Stattdessen läuft ihre Partei - die AfD - auch bildungspolitisch mit eingeschaltetem Rückwärtsgang. Außer ewig Gestrigem, d.h. dem Festhalten an einem viergliedrigen Bildungssystem (einschl. Sonderschulen), der Rückkehr zu Diplom und Dipl.Ing. und dem ständigen Lob für den Meistertitel fällt ihr nichts ein.

Während sie bei den Corona-Maßnahmen einen "deutschen Sonderweg" sieht, kann es in der Bildungspolitik gar nicht "sonders" genug sein: Gerade so als ob Gesamtschulen, Bacholor und Master überall im Ausland nur Versagen dokumentierten.

Aber eigentlich interessiert das Thema ja nicht wirklich: Die Energiepolitik soll endlich den Aufstand der Massen besorgen - und das Ende der Demokratie.

Bildung? Uninteressant.

Ernst-Günther Konrad | So., 28. August 2022 - 11:51

Ja, jeder sollte ungeachtet seiner Herkunft studieren können, aber nicht jeder besitzt die Voraussetzungen dafür. Und genau an diesen Voraussetzungen wurde seit Jahren herumgeschraubt, Schulabschlüsse werden einem hinterher geworfen. Keiner darf mehr sitzen bleiben. Alle sind geeignet für das Abi. Unter Abi ist man nichts. Leistung braucht es nicht, wenn die Eltern nur laut aufmucken und ggfls. klagen. Handwerk nein danke. Das ist Knochenarbeit, strengt an, da wird was verlangt. Wir haben doch Vorbilder in der Politik. Studium machen über Jahrzehnte, staatlich gefördert, inzwischen in einer Partei mitarbeiten, aufsteigen, dort Karriere machen und dann zum richtigen Zeitpunkt Abbruch des Studiums, rein in die aktive Politik, schnell Minister werden. Gerne mit gefaktem Lebenslauf, falsch behaupteten Qualifikationen. Wichtig ist den Fuß hineinzubekommen, gut Netzwerke im Studium, man trifft sich ja später wieder. Und was ist schon echte Bildung, wenn man schnell in den BT kommt.