Von einem lustlosen Null-Bock-Jugendlichen gepflegt werden? Nein, danke! / dpa

Debatte um soziales Pflichtjahr - Ein Vorschlag mit geringem Tauglichkeitsgrad

Der Bundespräsident und die CDU bringen wieder einmal ein soziales Pflichtjahr für junge Leute in die Debatte. Abgesehen davon, dass ein solches demokratisch schwer durchsetzbar sein dürfte, gäbe es auch logistische Probleme: Zunächst müssten jedes Jahr 700.000 sinnvolle Stellen gefunden werden. Und mit „Dienst nach Vorschrift“ lassen sich Alte und Kranke nicht betreuen.

Hugo Müller-Vogg

Autoreninfo

Dr. Hugo Müller-Vogg arbeitet als Publizist in Berlin. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher zu politischen und wirtschaftlichen Fragen, darunter einen Interviewband mit Angela Merkel. Der gebürtige Mannheimer war von 1988 bis 2001 Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

So erreichen Sie Hugo Müller-Vogg:

Der Bundespräsident wünscht sich „eine Debatte über eine soziale Pflichtzeit“. Die CDU wird Frank-Walter Steinmeier diesen Gefallen tun. Sie will auf ihrem Parteitag im September „voraussichtlich“ genau darüber diskutieren, wie Friedrich Merz angekündigt hat. Das wäre nur konsequent. Schließlich hatte Annegret Kramp-Karrenbauer, zwischen 2018 und 2021 Generalsekretärin und Vorsitzende der CDU, eine allgemeine Dienstpflicht für junge Männer und Frauen gefordert. Dieser Dienst sollte, so ihr Vorschlag, in der Bundeswehr, in der Pflege, bei der Feuerwehr, im Katastrophenschutz oder in der Entwicklungshilfe abgeleistet werden können.

Merz lässt offen, ob er selbst für eine solche Dienstpflicht eintritt, meint aber, große Teile der Bevölkerung hätten Sympathie für ein solches Vorhaben. Merz: „Die Bindung an unseren Staat und unsere Gesellschaft ist bei vielen doch sehr viel ausgeprägter, als dies die veröffentlichte Meinung gemeinhin erkennen lässt.“

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Fritz Rauschmayer | Di., 23. August 2022 - 11:25

Was in der Diskussion zum Thema oft nicht berücksichtigt wird ist die Tatsache, dass überall Fachkräfte und Personal fehlen. Wenn wir diese ein zusätzliches Jahr dem Arbeitsmarkt vorenthalten, dürfte kaum jemandem geholfen sein

Helmut Bachmann | Di., 23. August 2022 - 11:37

Nur weil die Linken nichts von Pflichten halten und es somit „demokratisch“ derzeit nicht durchsetzbar ist, ist die Debatte falsch?
Und es gibt nicht genügend Stellen, bei Pflegekräftemangel? So ein Quark. Zivis konnten gut eingesetzt werden und selbstverständlich kann dies auch in Zukunft geschehen und wäre eine tolle Entlastung für Hauptamtliche wie früher schon.

Martin Falter | Di., 23. August 2022 - 12:12

müssen die Jungen viel mehr Rentner und Altlasten ( Klimakosten, Familie, Altenpflege, Kindererziehung usw. usw ) schultern, als frühere Generationen.

Jetzt noch ein Dienstjahr einzuführen würde den Berufsstart oder Berufslaufbahn unterbrechen.

Wir brauchen ausgebildete Fachkräfte und keine Hilfsarbeiter für das Ausputzen von Systemfehlern, die uns vergangene Regierungen hinterlassen haben.

Hans Jürgen Wienroth | Di., 23. August 2022 - 13:18

Welch grausiges Bild zeichnet der Autor von der Jugend, wenn nicht sogar von der ganzen Bevölkerung. Ein Haufen „unfähiger Faulpelze“, die zu nichts wirklich zu gebrauchen sind, die nicht lesen oder schreiben können und sich lieber im Nichtstun sonnen, als eine sinnvolle Beschäftigung (was auch immer das ist) nachzugehen.
Diese „Truppe“ will der Autor also im Kriegsfall einziehen, bewaffnen und einen Feind damit abwehren? Will er vielleicht den Feind so von diesem Land abschrecken, dass er lieber auf Land und Leute verzichtet, als sich dieses Elend aufzuhalsen?
Was für eine Zukunft steht unserem Land mit dieser Bevölkerung bevor? Liegt es auch am mangelnden Gemeinsinn (der neben der Selbständigkeit in der Bundeswehr gestärkt wurde), dass heute Feuerwehrleute, Krankenpfleger und Polizisten, also alle, die einen Dienst für die Allgemeinheit leisten, heute mangelnde Achtung erfahren und körperlich angegriffen werden?

Ingo frank | Di., 23. August 2022 - 14:30

Zwischen Wehrpflicht & sozialem Jahr? In der Erkenntnis
auch der Gesellschaft etwas zu geben? Vielleicht sogar Gefallen an Arbeit, statt staatlich ein Leben lang alimentiert zu werden? Um 1 Jahr betrogen? Im Gegensatz zu Gemeinsamkeit, Geschlossenheit und gegenseitiges Vertrauen und das Verlassen aufeinander?
Keine Jobs? Wo dem Michel jeden Tag der Mangel an Arbeitkräften vorgeflunkert wird? Streicht H 4 und bezahlt den Niedriglohnsektor ordentlich, da ist das soziale System gerettet. Betrogen um ein Jahr? Ich fasse es nicht Herr H. M-V.
Mit freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik

Christa Wallau | Di., 23. August 2022 - 16:23

leistet, ist selbst schuld an seiner Misere!
Wieso gelingt es in D nicht, Kindern u. Jugendlichen unmißverständlich beizubringen, daß jede Leistung, die sie erhalten, von anderen aufgebracht werden muß? Warum lernen sie nicht, daß sie Pflichten haben - von Kleinkind an?
Früher war das möglich, und zwar deshalb, weil man n i c h t s bekam, wenn man n i c h t s dafür tat - Ausnahme: Kranke u. Behinderte. Von wegen Sozialhilfe für jeden!
Damals lohnten sich Fleiß, Pünktlichkeit, Ordnung, Zuverlässigkeit u. persönl. Einsatz, weil man nur mit diesen Tugenden im Beruf Geld für seinen Lebensunterhalt verdienen konnte. Das wußte man, und strengte sich an. Natürlich gab es auch damals Faulenzer (sowohl in reichen als auch in armen Familien), aber sie lagen nicht der Gemeinschaft auf der Tasche.
Daß man heute - aus Angst vor der Null-Bock-Mentalität junger Leute - nicht einmal e i n Jahr Dienst an der Gesellschaft von ihnen verlangen kann, ist die Bankrotterklärung unseres Erziehungssystems.

Ernst-Günther Konrad | Di., 23. August 2022 - 17:24

Was Sie da abbilden mag es so geben, keine Frage, aber es gibt auch die andere Seite der Medaille. Mitarbeiter in der Pflege hätten gerne gerade kräftige junge Männer, die ihnen bei bettlägerigen Patienten beim Drehen, wenden, waschen und menschlich naher Betreuung helfen. Einen besseren Einblick in ein künftiges Berufsbild kann man doch nicht erlangen. Das gleiche gilt für viele andere soziale Bereiche. Allein einen Pflegeheiminsassen mit dem Rollstuhl ins Freie bringen, mit ihr reden, ihn emphatisch betreuen, all dazu braucht es keine besondere Ausbildung. Die uns durch FfF und Extinktion Rebellion vorgezeigte Jugend gibt es sicher, aber eine verschwindend kleine Minderheit ist das. Ein selbstbewusster Staat hat die Pflicht, seine Bürger den Gemeinsinn zu schärfen. Dienst an der Allgemeinheit, auch der BW ist und muss wieder Bürgerpflicht werden. Der Staat hat doch sonst keine Probleme, mit "scharfen" Gesetzen seine Ziele umzusetzen. Es sei denn, man kann mit D nichts anfangen.(Habec

Gerhard Lenz | Mi., 24. August 2022 - 16:55

daß jene, die so lautstark ein soziales Pflichtjahr (oder sonst irgendeine Art von Zwangsdienst fordern), damit die verweichlichte, verwöhnte Jugend endlich mal ihre "Dankbarkeit" zeigt, sich selbst engagiert, die eigene Arbeitskraft zur Verfügung stellt und mit gutem Beispiel vorangeht, anstatt täglich am Bildschirm den Untergang Deutschlands "herbeizuphantasieren".

Und nein, irgendein lauwarmer Verweis auf die "eigene Lebensleistung" oder das ewige "Gezetter" über die Null-Bock-Generation nebst dem Verweis auf die wunderbaren dt. Tugenden, die diese undankbare Jugend so sträflich ignoriert, werte ich nur als neidvolles Gezänk, das mich ehrlich gesagt nicht die Bohne interessiert.

Aber gut: Eigentlich war es ja schon immer so. Die Alten, oft verbittert und voller Enttäuschung darüber, dass den Jungen ja heute "alles geschenkt" wird, wusste schon immer, was gut für nachfolgenden Generationen war. Man denke nur an die 30er Jahre des letzten Jhdts!

Alter schützt nicht vor Torheit..