DDR
NS-Herrschaft und DDR-Diktatur: zweierlei Maß / dpa

DDR-Symbole - Die Ostalgie beginnt im Bundestag

Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur hat den Verkauf von DDR-nostalgischen Produkten bei Rewe kritisiert. Doch die Ursache der DDR-Verklärung liegt im Unwillen des Gesetzgebers, Regelungen zu schaffen, diese zu verbieten. Die Bundesrepublik misst beim Umgang mit den vergangenen Diktaturen also mit zweierlei Maß.

Autoreninfo

Hubertus Knabe ist ehemaliger Direktor der Stasiopfer-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen und Autor des Buches „Die unterwanderte Republik. Stasi im Westen“ (Propyläen).

So erreichen Sie Hubertus Knabe:

Darf man mit Diktaturen Werbung machen? Ein Unternehmen namens „MHV GmbH“ in Sachsen-Anhalt meint: „Ja“ – und bedruckt seine Konservendosen seit Jahren mit dem DDR-Staatswappen. Mit dem nostalgischen Design versucht es, typische Gerichte aus der Zeit des Sozialismus wie Wurstgulasch, Eierfrikassee oder Soljanka an den Mann zu bringen.

Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur hat jetzt die Kölner Rewe Group kritisiert, dass sie die so verpackten Konserven in ihren ostdeutschen Supermärkten anbiete. Als „Skandal“ und „Ausdruck von Geschichtslosigkeit“ bezeichnete es die Stiftung, dass die Pressestelle des Konzerns auf Anfrage dazu mitgeteilt habe, die Produkte würden „auf Wunsch der Kundschaft“ angeboten.

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Tomas Poth | Mi., 17. August 2022 - 13:49

So sind sie nun mal die RotGrün-Sozen, rotfaschistische Symbolik wird halt geschätzt.
Was ist der Unterschied zwischen National-Sozialismus und SED-Sozialismus? In der NS-Zeit gab es Bananen im täglichen Fruchtangebot.

Robert Hans Stein | Mi., 17. August 2022 - 18:05

Antwort auf von Tomas Poth

Die Grünen in diesem Falle sogar am wenigsten, um bei der Wahrheit zu bleiben. Ja, am linken Rand der SPD gibt es einige,auf die es zutrifft, und bei den Dunkelroten sieht es besonders übeel aus. ABER: Schauen wir doch mal auf unsere Lieblings-AfD. Was sehen wir denn da? Ostalgiepopulismus in Reinkultur; Russland- und Putinverherrlichung, dass man ander Wählbarkeit zu zweifeln beginnt. Neee, diesmal nicht die Grünen (die ich dennoch für den Anbeginn allen Übels halte).

ingo Frank | Mi., 17. August 2022 - 13:51

Ich weiß es nicht, ob diejenigen die dieses Produkt kaufen, jemals Tomatensoße mit Mehlklümpchen, dazu mit einer Schaumkelle abgestochenen „Nudelstampf“ je gegessen haben. Aber geschenkt. Wer’s braucht, soll’s kaufen; wer nicht (ich) lass es sein. Der Punkt ist aber nicht, was clevere Vermarkter sich ausdenken und das hat m M nichts mit der DDR Diktatur zu tun, sondern wie sich in bestimmten Bereichen das System BRD dem System DDR angleicht. Immer deutlicher wird dies in der abartigen Wahrnehmung der Regierung zum eigenen Volk. Wenn ich Plasberg, Span, Esken, usw. am Montag im TV gesehen habe, mußte ich mich permanent fragen, wohnen die in Deutschland oder in Wolkenkuckucksheim. Wann waren die zum letzten Mal einkaufen? Wann sich um eine Reparatur der Wohnung/Haus gekümmert? Was kostet der Liter Benzin/ Diesel? Wieviel kostet die Kilowattstunde?, der Ltr. Heizöl? Und das ist’s. Fehlt nur noch der alte Mielke- Spruch: ich liebe euch doch alle, alle liebe ich euch….
Mit freundlichen Grüß

Robert Hans Stein | Mi., 17. August 2022 - 13:53

ewig Gestriger. Aber wer will schon dauern streiten, besonders wenn es um "Kumpels" geht.
Persönlich halte ich es für abartig, sich ein "Ostdeutschland" auf die Bikerkutte zu pinnen und dann eine Harley, Kawasaki, BMW.... zu fahren, die in Ostdeutschland bis 1990 jenseits aller Möglichkeiten war. Vergesslichkeit, Frust, das Gefühl zu kurz gekommen zu sein - jeder Spinner hat seinen Grund für seine Ostalgie. Politiker, und zwar jeder Richtung, nutzen diese nur. Irgendwo sind sie alle Populisten.

Tonicek Schwamberger | Mi., 17. August 2022 - 14:05

. . . leider kann ich zum größten Teil Ihrem Artikel nicht zustimmen. Ich weiß z. B. nicht, ob Sie schon mal den Satz: " Es waar nicht alles schlecht in der DDR ..." gehört haben - ich dagegen schon sehr oft. Lassen Sie die Leute doch ganz einfach in ihren Erinnerungen schwelgen, das ist eine sehr klare sentimentale Eigenart.-
Zum Anderen kenne ich sehr viele Gaststätten, die die SOLJANKA auf ihrer Speisekarte haben - wollen Sie dieses auch verbieten?
Ich sehe keinen Zusammenhang mit DDR-typischen Speisen und der Gesellschaftsordnung, die in der DDR herrschte. -
Noch etwas zu Ihrem Satz: " Als die kommunistische Volkskammer 1959 das kreisrunde Symbol aus Hammer, Zirkel und Ährenkranz zum Bestandteil der DDR-Fahne erklärte, . . ." möchte ich Ihnen mitteilen, daß die Volkskammer nie kommunistisch war, im besten Falle sozialistisch, das müßte Ihnen eigentlich bekannt sein. Es gab ja auch keine Kommunist. Partei, sondern nur die Sozialist. Einheitspartei.

Es soll auch unter Historikern ausgesprochene Ideologen geben. Wie ein Herr Knabe unter dem schlichten Begriff Diktatur den Nationalsozialismus mit 6 Millionen ermordeten Juden, zigtausenden ebenfalls ermordeten politischen Gegnern, "Zigeunern", geistig oder körperlich Behinderten und der Organisation des 2. Weltkriegs und 60.000.000 Toten mit dem im Vergleich dazu piefig-unterdrückerischen SED-Regime GLEICHsetzt, da haut´s mir, wie man in Bayern sagt, den Vogel raus.
Und auch als Immer-schon-Gegner des Stalinismus incl. aller Abformungen a la DDR und anderer "Ostblockstaaten" war ich aus Gerechtigkeitsgründen wütend über die teilweisen Auswüchse bei der westdeutschen Übernahme der DDR und bin es heute noch beim gebetsmühlenartigen Gebrauch des Begriffs "ehemalige DDR", während "das Dritte Reich" ganz selbstverständlich als "historisch" verstanden vorausgesetzt wird. Ein Schelm, wer da an billigen Sprachrevanchismus und verordneten Sprachgebrauch denkt. Ich find´s erbärmlich!

Gerhard Lenz | Mi., 17. August 2022 - 14:05

ist eben nicht nur eine gespaltene, sondern auch zu Teilen leider eine misslungene.

Nur: Auch im Zusammenhang mit der DDR hört man mittlerweile den Spruch "war ja nicht alles schlecht" immer öfter. Neonazis und Demokratiefeinde provozieren mittlerweile mit dem Spruch, unsere Demokratie sei nichts anderes als eine "DDR 2.0". Unsere bunte Republik ist ihnen offensichtlich nicht rechtsextrem genug.
Und überhaupt waren das ja nicht unserer Vorväter, sondern Nazis, die damals mordeten.

Vergangenheitsbewältigung ist eben ein holpriges und durch und durch politisches Unternehmen. Das betrifft nicht nur DDR-Relikte, die irgendwie überlebt haben, sondern ganz besonders die Nazi-Zeit. Die ja nur ein Vogelschiss einer glänzenden tausendjährigen Vergangenheit war. So glänzend, dass es darin mehrere Kriege selbst zwischen deutschen Ländern gab.

Wahrlich glänzend.

Viele ehemalige DDRler sehen in banalen Relikten der kommun. Republik eben eher den nostalgischen Bezug, nicht den ideologischen.

HÄTTE, HÄTTE, man das Bilungssystem der DDR 1. ideologisch entkernt und statt sozialistischer Traumwelt Demokratie und Marktwirtschaft gelehrt 2. in ganz Deutschland einheitliche Bildungsstandarts eingeführt und die Bildung nicht als Selbstverwirklichungstripp den 16 Kutusministern überlassen 3. Zugang zum Gymnasium mit Durchschnitt 1,x 4. Ausbildung und Studium mit Schwerpunkt Handwerk & Ingenieurswissenschaften DANN, ja dann wäre mir um die Zukunft nicht bang. Aber wer Strom in der Leitung speichern will, der hätte das Abitur im Osten nicht bestanden. Und, nicht jeder der sich gegen ungebremste Zuwanderung ausspricht, ist ein Nazi.
Mit freundlichen Grüßen aus Dunkeldeutschland.

Karsten Paulsen | Mi., 17. August 2022 - 14:09

Anstatt wieder Symbolpolitik zu betreiben sollte ganz konkret untersucht werden, welche ehemaligen SED und Blockflöten seit Merkel unser freihheitliches Rechtsystem schleifen. Diese sollten verboten und eingesperrt werden.

Karl-Heinz Weiß | Mi., 17. August 2022 - 14:20

40 Jahre lang waren die DDR-Symbole für 16 Millionen Deutsche Alltagsbestandteil. Geschichtsvergessenheit zeigt sich eher im Verdrängen der schwierigen Wendezeit mit Arbeitslosigkeit und Wanderarbeitern als beim Bedrucken von Suppendosen. Als nächster Schritt soll der Weiterverkauf von DDR-Briefmarken verboten werden ?

Bernhard Homa | Mi., 17. August 2022 - 17:35

ist zwar in Europa seit Jahren en vogue (Frankreich z.B. hat da mit seinen "lois mémorielles" ganz besondere Erfahrungen) – dass ein Historiker wie Knabe dies unkritisch übernimmt, verwundert, geht es doch elementar gegen aufklärerische Prinzipien. Statt nun auch noch DDR-Symbole verbieten zu wollen, wäre eher angezeigt, das Verbot totalitärer Symbolik insgesamt einzustampfen (NB: volksverhetzende Hasspropaganda gegen konkrete Gruppen könnte man strafrechtlich trotzdem verfolgen): Es ist nutzlose Symbolpolitik, und im Hinblick auf die Bezugsmöglichkeiten im Internet geradezu lächerlich. Extremistisches Denken bekämpft man am besten politisch und sozial, nicht juristisch.
Übrigens verzichten die USA weitgehend auf derartige Normen – scheint aber nicht so, dass dort deswegen Nazis oder Stalinisten kurz vor der Machtübernahme stünden

Hans Süßenguth-Großmann | Mi., 17. August 2022 - 18:41

schießt einfach über das Ziel hinaus. Die Soßen schmecken den einen und den anderen nicht. Die Pionierhalstücher gehören einfach zu DDR Erinnerungskultur, weil die Jahrgänge bis 1980 in der DDR alle Pioniere waren. Es ist eben Nostalgie.
Eher stimme ich Herrn Franke zu, das ich in der deutschen Öffentlichkeit mich immer mehr an die DDR erinnert fühle. Der Gleichklang in den Mainstreammedien bezüglich Corona, Energiewende, Flüchtlinge usw. führt dazu, dass konträre Meinungen etwas verwerfliches sind und als "Querdenker", Schwurbler und bisschen blöde gekennzeichnet werden. Gegen die AfD haben die deutschen Parteien den Zustand der Einigkeit erreicht, der den Begriff "Nationale Front des demokratischen Deutschland" rechtfertigen würde. Ich kann mich erinnern was es war.

Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 18. August 2022 - 08:10

Antwort auf von Hans Süßenguth…

würde allerdings beim Faschismus evtl. Einiges auch historisch sehen.
Der Faschismus erklärte sich aber selbst in seinen fürchterlichen Folgen und Begleiterscheinungen.
Der Sozialismus der DDR wäre vielleicht schon auch als Eigengewächs zu sehen, aber auch historisch.
Zudem gab es keine Chance für Ostprodukte nach der Wende, nicht nur nicht, weil es dem Westen gefiel.
Verständlich, dass jetzt die eigene Identität des Ostens zum Tragen kommt und vielleicht unter anderen Vorzeichen der Marktwirtschaft/Kapitalbildung auch erfolgreich.
Ich lebe nicht im Osten, weil ich Westprodukte kaufen möchte.
Es ist jedoch eher ein neuer Aufbruch des Ostens und weniger eine Ostalgie, die man durchaus in Zusammenhängen sehen sollte.
Aber nicht per se als Problem.
So halte ich es auch mit der politischen Selbstbestimmung des Ostens.
Die ist notwendig, damit überhaupt der Osten wieder politisch wird.
Um die Begriffe, Traditionen und konkrete Politik wird man streiten dürfen, auch in bezug auf die Linke.

Gunther Freiherr von Künsberg | Do., 18. August 2022 - 15:57

Lebensmittel in Dosen mit DDR-Symbolen bedruckt müssen unbedingt verboten werden. Es besteht die Gefahr, dass echte Demokraten, die diese Symbole auf dem Aufdruck übersehen sich an dem Inhalt vergiften und daran möglicherweise körperlichen und psychischen Schaden nehmen. Vor allem Letzterer erscheint deshalb wahrscheinlich, weil auch die versehentliche Einnahme undemokratischen Essens nicht zwangsläufig zu Ausscheidungsprozessen führt, die ansonsten durch die Toilette entsorgt werden können.
Dann aber Konsequenz bei der Aufstellung der Verbote. Die Lektüre der Parteiprogramme der Linken ebenso wie der AfD müssen dann ebenso auf den Index, weil auch hier eine psychische Vergiftung droht, von“ Mein Kampf“ mal ganz abgesehen.
Einziger vorläufiger Ausweg aus diesem Dilemma: Bildung eines (selbstverständlich demokratischen) Untersuchungsausschusses zur Feststellung der gesellschaftspolitischen Auswirkungen nostalgischer Lebensmittel in Supermärkten.

Helmut Bachmann | Do., 18. August 2022 - 17:27

Was der Gesetzgeber zu regeln hätte, dass ist eine Sache. Das der linksfaschistische Staat weitgehend und zunehmend unkritischer gesehen wird ist dagegen unerträglich. Hier wäre weniger Nostalgie angebracht. Braune Hemden waren auch für irgendjemand nur Nostalgie. Was für ein schwachsinniges Argument. Alle Fans der FDJ sollten vllt einfach mal in sich gehen.

Johann Remick | Do., 18. August 2022 - 17:29

„Es gibt kein gutmütigeres, aber auch kein leichtgläubigeres Volk als das deutsche. Zwiespalt brauchte ich unter ihnen nie zu säen. Ich brauchte nur meine Netze auszuspannen, dann liefen sie wie ein scheues Wild hinein. Untereinander haben sie sich gewürgt, und sie meinten ihre Pflicht zu tun. Törichter ist kein anderes Volk auf Erden. Keine Lüge kann grob genug ersonnen werden: die Deutschen glauben sie. Um eine Parole, die man ihnen gab, verfolgten sie ihre Landsleute mit größerer Erbitterung als ihre wirklichen Feinde.“, Naturphilosoph und Publizist Joseph Görres (1776-1848)

Martin Falter | Do., 18. August 2022 - 18:12

der seine Bürger nur mit einer Mauer halten konnte, der seine Bürger bis in die Familien hinein ausspioniert, der am Ende einfach nur Pleite ging, soll erstrebenswert sein?

Dessen Symbole wünschen sich einige als Nostalgie zurück?

Das nenne ich mal Stockholm Syndrom.

Da hätte ich auch gerne mal gesehen, was mit Ihnen passiert wäre wenn die Dauernörgler in dem "war nicht alles so schlecht Staat", den Kopf so aufgerissen hätten wie sie es jetzt hier tun.

Aber nach 30 Jahren legt sich halt bei vielen Mitläufern, gnädig die Amnesie über die vernebelt Gedanken.