Eine Neuausrichtung der Klimapolitik, unter anderem an der Kosteneffizienz, wäre angebracht / dpa

Gefühlte und tatsächliche Wahrheiten - Für eine Klimapolitik ohne Denkverbote

Der Ukrainekrieg offenbart die gravierenden Verfehlungen in der Energie- und Klimapolitik in Deutschland. Ursächlich hierfür ist die enorme Diskrepanz zwischen den ideologisch-moralischen Wunschvorstellungen und der energiewirtschaftlichen Realität. Vernünftige Klimapolitik muss den Kriterien der Effizienz und der Wirksamkeit entsprechen und grundlegend auf Forschung und Innovationen beruhen. 

Ruper Pritzl

Autoreninfo

Dr. Rupert Pritzl hat Volkswirtschaftslehre, Romanistik und Philosophie an den Universitäten Münster, Sevilla und Freiburg studiert. Seit 1997 ist er im Bayerischen Wirtschaftsministerium tätig und seit 2021 Lehrbeauftragter an der FOM Hochschule München. Der Autor gibt seine persönliche Meinung wieder. 

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Jeden Tag hören wir in den Reden von Politikern und in den Kommentaren der Journalisten von „Zeitenwende“ und „Umbruch“ und davon, dass nun pragmatisch und entschlossen die wirklich drängenden Probleme angegangen werden sollten. Erst kürzlich fragte der Philosoph Peter Sloterdijk: „Leben wir in einer Zeit des Wunschdenkens?“ Und Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hatte am 24. Februar 2022, am Tag des russischen Überfalls auf die Ukraine, geäußert, dass „wir heute in einer anderen Welt aufgewacht sind.“

Aber ist es denn tatsächlich eine andere Welt? Oder sind wir nicht eher schlaftrunken aufgewacht aus jahrelangen Tagträumen, ideologisch gepflegten und moralisch hochgehaltenen Wunschvorstellungen und dem konsequenten Verleugnen der Realität („Realitätsillusion“) und haben uns wiedergefunden in einer energiewirtschaftlichen Realität mit einer fatalen Energieabhängigkeit von einem kriegerischen Autokraten im Kreml? Es wird dringend Zeit, dass wir uns ehrlich machen und vernünftig werden in unserer Klima- und Energiepolitik.

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Günter Johannsen | Di., 9. August 2022 - 11:38

Auch die neue Klima-Religion macht sich unglaubwürdig, weil sie sich mit Macht zum alternativlosen Mittelpunkt der Erde macht. Die Klima-Prediger sind allesamt linX-grün und verbreiten unter der (linken) Hand ihre Ideologie, die (was auch sonst?) alternativlos ist. Wer darüber nur kritisch diskutiert, wird geächtet und aus der Gemeinschaft der Gläubigen ausgeschlossen. Wie schon gesagt, haben die Ideologen aus der Geschichte gelernt: Man muss Menschen mit eigener (anderer Meinung) nicht mehr wegsperren. Rufmord ist wesentlich wirksamer und nachhaltiger.
Das Klima der Angst vor Verleumdung (mit Berufsverbot) und Ausschluss aus der "Gemeinschaft der Guten" hat längst um sich gegriffen und treibt immer schäbigere Blüten.
Aber Vorsicht: das könnte schnell schief gehen!

Helmut W. Hoffmann | Di., 9. August 2022 - 13:32

man könnte vor lachen nicht in den Schlaf kommen, wenn es nicht so tottraurig wäre, was mit Deutschland geschieht. Seit dem die soizalistisch-grün-links vernagelte Merkel hier bei uns gewütet hat und die amtierende Regierung diesen Kurs fortsetzt, hat Vernunft keine Chance. Viele Autoren haben im Cicero schon ähnliche Artikel geschrieben - nichts tut sich. Glaubt vielleicht noch jemand, der senile Scholz, der sich nicht mehr erinnern kann, wie er Millionen von Euro verschoben hat, oder daß nur ein einziger dieser Regierungsmischpoke eine Kehrtwende um 180° hinlegt? Klimawandel? - haben wir seit ca. 4000000000 Jahren. Der nötige Umweltschutz/Meeresschutz vor Vermüllung, Artenschutz etc. wird sträflich vernachlässigt wegen eines Hirngespinstes, weil sich zurzeit eine Erderwärmung ankündigt, die es auch immer mal wieder gegeben hat. Zum Schluß noch dem Autor dieses Artikels herzlichen Dank für die klare und aufschlußreiche Analyse, die aber leider keine Veränderung bewirken wird.

Gerhard Lenz | Di., 9. August 2022 - 13:39

Vielleicht so, wie in Frankreich?

https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/frankreich-leidet-unter-stromeng…

Das wäre doch auch was für uns: Das Land mit AKWs zupflastern, die regelmässig ausfallen.

Aber was soll's: Die Grünen lehnen die Nutzung der Kernenergie ab, also ist der durchschnittliche, AfD-affine Cicero-Forist natürlich grundsätzlich dafür.

Mehr noch, als die Energiewirtschaft selbst übrigens...
https://www.spiegel.de/wirtschaft/e-on-enbw-rwe-warum-energiekonzerne-k…

Die AKWs Frankreichs produzieren zuverlässig Strom, im Gegensatz zu den bestehenden und geplanten Windmühlen ohne Wind in Deutschland. Dass man bei den älteren AKWs die Investitionen vernachlässigte, mag bedauerlich sein. Die neuen, moderneren AKW machen dies wett. Zudem lässt der FAZ-Artikel tief blicken, wenn Frankreich Strom aus Deutschland importieren muss (geschieht ständig im gegenseitigen Wechsel), dass dieser keineswegs "erneuerbarer" Zappelstrom sondern Braunkohlestrom ist.

ingo Frank | Di., 9. August 2022 - 13:46

NOCH sind in Deutschland die „Gedanken“ frei. NOCH kann jeder denken was er will bzw. wie er gedanklich Dinge, Tätigkeiten, Zustände etc. einordnet und für sich, seinem Gewissen, seiner Anschauung, seiner politischen od. religiösen, ja so gar seiner geschlechtlichen „Orientirung“ folgend in „Gedanken“ darüber denkt. Da braucht man NOCH nichts aufzuheben oder gar dazu aufzufordern. Das Problem ist doch in D, dass die, die eben ANDERS als die vorgekaute
allseits durch 95 % von ÖRR und Restmedien verbreitete allseitige Staats- Meinung diese, ihre abweichende Meinung artikulieren und eben NICHT in ihrer Gedankenwelt verbleiben. Und die die das tun, so der Wunsch der Grün Linken, sollen doch gefälligst, weil für sie BESSER, der Staatslinie folgen. Ansonsten erfolgt die Einordnung als rääääächts. Linke haben diese Gedankenwelt nicht.
Mit freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik

Hans Jürgen Wienroth | Di., 9. August 2022 - 13:57

Wir haben unsere Ziele verfehlt, also müssen wir schneller werden. Das ist die Maxime der Klimapolitik in unserem Land. Daher ist der Ausbau der sog. Erneuerbaren als „von nationaler Bedeutung“ eingestuft, Widerspruch zwecklos, selbst fruchtbarste Äcker werden zu Solarparks. Graichen hat 2014 als Direktor von Agora E. festgestellt: „Wir haben uns geirrt bei der Energiewende. Nicht in … Details, sondern in einem zentralen Punkt. Die vielen Windräder und Solaranlagen leisten nicht, was wir uns von ihnen versprochen haben“. Heute sitzt er im Klima-Ministerium.
Wir haben die höchsten Strompreise. Ist das ein Wunder, wenn wir für die Stromsicherheit 3 – 4 Kraftwerkstypen (incl. Personal) betriebsbereit halten müssen? Die Chance auf Zielerreichung zeigt folgender Beitrag:
https://www.zdf.de/verbraucher/wiso/blackout-in-deutschland--reale-gefa…
Bleibt die Frage: Hilft „die Energiewende“ dem Klima oder nur der CO²-Minderung (und den Betreibern)? Die nächste nicht geführte Diskussion!

Jens Böhme | Di., 9. August 2022 - 14:04

Wer mit "ohne Denkverbote" einen Artikel in einem freiheitlich-demokratischen System einleitet, hat Angst vor der verfassungsfeindlichen, herumschleichenden Inquisition. Erstens ist denken zu verbieten, naturferner, biologischer Unfug. Zweitens ist Meinungsäußerung sozialer Ausdruck in allen Zellen des Miteinanders, beginnend mit sich selbst, über Familie und Freunden, Arbeitskollegen und auf der Straße, wie bei Parteien, Vereinen und auf Versammlungen. Wer glaubt, es gäbe Denk- oder Meinungsverbote im besten Deutschland, was es je gab, sollte bei kommenden Wahlen das Richtige tun und/oder für den Erhalt der bürgerlichen Freiheit einstehen und verteidigen. Mit dem Verwenden von "ohne Denkverbote" werden die vermeintlichen Denkverbote (gemeint ist Meinungsfreiheit) lediglich geadelt.

Bernd Windisch | Di., 9. August 2022 - 14:24

Dem Autor meinen tief empfundenen Dank! Spricht er doch energiepolitische Wahheiten gelassen aus.

Schade aber, dass wir uns wahrscheinlich erst um Haus und Hof bringen müssen bis wieder Vernunft in Deutschlands Versorgung mit Energie einkehren kann.

Habeck der grüne Scheinriese gehört spätestens nach seinem medial aufgeblasenen und jetzt gescheiterten Katar - Deal ausgewechselt und zum (kurzen) Duschen geschickt. Es ist erschreckend mit welcher Idiotie uns dieser als Biedermann daherkommende Brandstifter kommen will.

Quo Vadis Deutschland. Neuwahlen jetzt!

Christoph Kuhlmann | Di., 9. August 2022 - 14:32

an die Energieproblematik wäre sicher angebracht. Doch scheint sie zurzeit nicht möglich zu sein. Man muss dann das Für und Wider einzeln abwägen. Bei der Kernenergie habe ich folgendes Problem. Deutschland muss zurzeit Strom nach Frankreich exportieren, da es gerade bei den neueren AKWs zu Korrosionsproblemen kommt. Da viele Franzosen mit Strom heizen und mehr als die Hälfte aller AKW in Frankreich gar keinen oder eingeschränkt Strom liefern wird das über den Winter so bleiben. Nun kann man diskutieren ob man die drei noch produzierenden AKWs in Deutschland noch zwei drei Jahre laufen lässt, ein längerer Betrieb von AKWs basiert aber wieder auf der Illusion des Friedens. In der Ukraine baut die russische Armee eroberte AKWs zu Festungen aus, lässt diese in Betrieb und montiert Sprengsätze um die Anlage bei einer Rückeroberung sprengen zu können. Es ist aus militärischen Gründen Wahnsinn, sich nicht von der Kernenergie zu verabschieden. Zumal auch Raketentreffer einzukalkulieren sind.

Karl-Heinz Weiß | Di., 9. August 2022 - 15:12

Kaum zu glauben, dass der Autor seit 1997 im Bayerischen Wirtschaftsministerium tätig ist. "Angela Merkel übernahm weitgehend die energiepolitischen Vorstellungen der GRÜNEN "- so dreist kann man sich aus der Verantwortung stehlen. Stromtrassen in den Süden, Abstände bei Windkraftanlagen, Ausstieg aus der Endlagersuche - da wird selbst einem CSU-Stammwähler schwindlig.

Gerhard Schwedes | Di., 9. August 2022 - 18:07

Woher kommen die Grünen? Natürlich von den 68-er Linken, die die Gesellschaft mittels einer Revolution auf den Kopf stellen wollten. Das war die reinste Spintisiererei naiver, aber lautstarker Kindsköpfe, die sich viel zu wichtig nahmen und - noch schlimmer - viel zu ernst genommen wurden. Als sich das mit der Revolution erledigt hatte, weil der Arbeiter, den es damals im Sinne von Marx schon längst nicht mehr gab, mussten für die Linken andere Themen her. Das neue Betätigungsfeld, die neue Spielwiese waren die Umwelt, die sexuelle Umerziehung und vor allem das Erstreben einer Multi-Kulti-Gesellschaft. Dabei war bei den Links-Grünen immer ein Überschuss von Utopie am Werk, nie spielten empirische Erkenntnisse dabei eine Rolle. Immer musste mit den überzogenen Zielen ein neuer Mensch mitintendiert sein, stets ging es mit Volldampf einem Utopia entgegen. Sie scheiterten mit ihrer Absegnung der Pädophilie, mit ihrem Multi-Kulti-Ideal und nun scheitern sie mit der Umweltpolitik.