Diana Kinnert
Fragwürdig: Diana Kinnert liefert in ihrem Buch „Die neue Einsamkeit: Und wie wir sie als Gesellschaft überwinden können“ viele Behauptungen, aber wenig Belege / dpa

Plagiate bei Diana Kinnert - Zu viel Lob für ein schlechtes Buch

Es geht nicht nur um abgeschriebene Passagen oder gefälschte Interviews. Diana Kinnerts Einsamkeitsbuch vermag auch inhaltlich nicht zu überzeugen. Plagiatsexperte Jochen Zenthöfer fragt sich: Weshalb haben die öffentlich-rechtlichen Medien das Buch der 30-Jährigen dann so gelobt?

Autoreninfo

Von Jochen Zenthöfer erscheint in diesen Tagen das Buch Plagiate in der Wissenschaft - Wie „VroniPlag Wiki“ Betrug in Doktorarbeiten aufdeckt, transcript Verlag, Bielefeld, 188 Seiten, ISBN: 978-3-8376-6258-0, 19.50 Euro. Zenthöfer berichtet seit acht Jahren als Sachbuchrezensent in der FAZ. über Plagiate in Doktorarbeiten – nicht nur bei Politikern.

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Der Verlag Hoffmann und Campe nimmt das Buch „Die neue Einsamkeit“, 2021 von Diana Kinnert publiziert, aus dem Verkauf. Grund sind Plagiate, die die Experten Stefan Weber und Martin Jaksch gefunden haben. Zuerst hatte Heike Schmoll in der FAZ berichtet. Die dokumentierten Plagiatsfragmente sind zahlreich und finden sich auf 201 der 444 Seiten des Buches. Autorin Kinnert, Mitglied der CDU, wiewohl ohne Funktion in der Partei und daher auch keine „CDU-Politikerin“, wie oft kolportiert, hat sich entschuldigt. Ende gut, alles gut? Wohl kaum. Das Buch leidet nicht nur unter Plagiaten. Es kann auch inhaltlich nicht überzeugen. Leser und Öffentlichkeit müssen sich fragen: Wie konnten wir uns so täuschen lassen?

Jubel in der ARD

Denn das Buch wurde bejubelt. Vor allem, wie man in der Werbung des Verlags nachlesen kann, vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk: „Ein wahnsinnig schlaues Buch“ (rbb), „Kluges Porträt der Einsamkeit“ (WDR), „Lesenswert, klug, beklemmend“ (MDR), „höchst reflektiert“ (ARD Audiothek), „sehr spannendes Buch zum Thema Einsamkeit“ (NDR) und, der Ritterschlag, Markus Lanz: „Ein tolles Buch, es hat mich sehr nachdenklich gemacht.“ Die Sendung „ttt – titel, thesen, temperamente“ berichtete ausführlich. Und auch die CDU ließ es sich nicht nehmen, ihr junges Parteimitglied im hauseigenen Fernsehkanal „CDUtv“ zu interviewen. Unter dem entsprechenden Youtube-Video schrieb allerdings schon vor fünf Monaten, also lange vor Bekanntwerden der Plagiate, ein Nutzer: „Ich finde es toll, dass sie der Wissenschaft, insbesondere der Psychologie, eine Stimme innerhalb ihrer Partei verleiht. Noch besser wäre es, wenn sie die Autorinnen und Autoren der zitierten Studien auch mal nennen würde. Die haben schließlich die ganze Arbeit gemacht. Sie hat es meiner Meinung nach nicht nötig, sich mit fremden Federn zu schmücken.“

Ein CDU-Sympathisant wird misstrauisch

Ein einfacher Zuschauer von CDUtv war also weitsichtiger als der gesamte öffentlich-rechtliche Rundfunk. Denn in der Tat fällt bei Lektüre des Werkes auf, dass Kinnert vieles behauptet, aber selten belegt. Stutzig machen muss bei ihrem Parforceritt durch die Wissenschaften, dass das Literaturverzeichnis nicht einmal drei Seiten füllt. Zweimal gibt sie zu Beginn des Buches an, woher Zitate stammen (Erich Kästner, Saša Stanišić). Kinnert kann also korrekt zitieren, wieso nicht überall? Jedes Kapitel des Buches enthält mindestens ein Plagiatsfragment. Dabei haben Weber und Jaksch noch konservativ gezählt. Immer, wenn Kinnert den Originalautor im Zusammenhang benennt, wird das nicht als Plagiat gewertet (obwohl auch hier hätte richtig zitiert werden müssen). Unvollständige Literaturangaben, z.B. „wie im Spiegel berichtet“, führen ebenso zum Ignorieren von Plagiatsvermutungen. An anderen Stellen nennt Kinnert ihre Quelle, es fehlen bei wörtlichen Übernahmen aber die An- und Abführungszeichen. So schreibt sie auf den Seiten 417 und 418 ein Glossar in alphabetischer Reihenfolge ab, da darf man fragen: Was ist hier die Eigenleistung?

Ein ergoogeltes Buch

Bei der Analyse von Plagiaten kann man ein „Reverse Engineering“ vornehmen: Es wird nachvollziehbar, wie ein Autor – vermutlich – gearbeitet hat. Beweisen lässt sich es nicht, aber der Eindruck ist, dass manch eine von Kinnert beschriebenen persönlichen Erinnerungen nur gegoogelt wurde; dass das Buch insgesamt mittels Google News durch Suchen nach „Einsamkeit“ entstanden ist. Das erste richtige Kapitel beginnt konsequenterweise mit einer Schilderung einer Google-Suche über den Begriff Einsamkeit, mit der sie rund 700 Wörter oder drei Seiten füllt (Seiten 21-23). Den Rest auch? Auf Seite 415 beschreibt Kinnert, wie sie eine emotionale Todesanzeige in einer Lokalzeitung liest, sie gibt diese im Wortlaut wieder. Zuvor hatte Focus online über genau diese Todesanzeige im Wortlaut berichtet. Kinnerts Plagiate sind genauestens dokumentiert. Kommen wir daher zu dem, was darüber hinaus nicht nur Weber und Jaksch aufgefallen ist; unseren öffentlich-rechtlichen Rundfunk aber kaum bei seiner Jubelei gestört hat:

(1) Werbung

Die Einleitung des Buches besteht hauptsächlich aus der Beschreibung eines Abends in einem Berliner Restaurant. Es liest sich teilweise wie ein Werbetext. Die Restaurantbetreiberin ist eine Freundin Kinnerts und Kinnert ist an der Organisation einer monatlichen Feier in einem anderen Restaurant (namens Shishi) derselben Eigentümerin beteiligt: „An einem Freitag pro Monat wird es im Shishi dabei auch etwas lauter und wilder: Dann organisiert Shani gemeinsam mit ihrer guten Freundin, der CDU-Politikerin Diana Kinnert, eine Party namens Spritz“.

(2) Falsche Literaturzitate

Auf Seite 66 lässt sie den Helden Ismael in Moby Dick „True places have no name“ sagen, tatsächlich lautet das Zitat: „It is not down in any map; true places never are.“ Auf Seite 199 schreibt Kinnert: „Ein Richard Sennett formuliert das übrigens so: ‚Der Way Out wäre – für die Ideologen des schnellen Wirtschaftens natürlich unerträglich – die Nichtbereitschaft, sich auf eine wildgewordene Wirtschaft einzulassen.‘“ Tatsächlich ist das ein Satz aus einer Besprechung zu Sennetts Buch. Dieser Satz steht auf der Verkaufsseite von Amazon unter den Leserbewertungen, also gar nicht in Sennetts Buch.

(3) Zeitliche Inkonsistenzen

Auf Seite 56 schreibt Kinnert von einer Fachkonferenz im Jahr 2019 zum Thema „Einsamkeit als gesellschaftliche Herausforderung“ und schlussfolgert: „Doch dann geschah etwas, das mich auf einmal mit einer gänzlich anderen Kategorie der Einsamkeit konfrontierte.“ Der Leser fasst die „Doch dann …“-Überleitung zeitlich auf, im Sinne von: danach. Doch Kinnert schreibt dann über Todesfälle in ihrer Umgebung, die sich, wie uns Archive verraten, 2016 ereigneten, etwa im Fall von Peter Hintze.

(4) Fragen statt Antworten

Immer wieder werden im Buch Fragen gestellt, obwohl man eigentlich Antworten oder genauere Informationen erwartet. Auf Seite 113 wird es fast metaphysisch: „Doch auch das liebe Smartphone ist letztlich nur die glatte Hülle, auf die wir starren. Und bisweilen frage ich mich, was darunter los ist.“ So bizarr füllt Kinnert manche Seite. Fragen, die ins Nichts führen: ein Stilmittel, das auch der Heidelberger Zeithistoriker Edgar Wolfrum in seinen plagiatsbehafteten Büchern fleißig nutzte (zum Beispiel in „Der Aufsteiger“ aus dem Verlag Klett-Cotta, inzwischen nicht mehr vertrieben).

(5) Gefälschtes Interview

Ab Seite 164 gibt Kinnert ein Interview mit der britischen Einsamkeitsforscherin Rebecca Nowland wieder, das sie selbst geführt haben will. Kinnert schreibt sehr anschaulich: „Nowland schaute mich nach diesen Worten eine Weile an und sagte nichts. Sie wollte wohl sehen, wie ich reagiere, …“. Plagiatsexperte Weber fragte bei Nowland nach. Die Wissenschaftlerin kann sich weder an das Gespräch, noch an eine Person namens Diana Kinnert erinnern. Gut, ein solches Gespräch am Rande einer Konferenz kann schon mal vergessen werden. Aber müsste Kinnert nicht bekannt sein? Hat sie sich die Zitate etwa nicht autorisieren lassen und Nowland auch kein Belegexemplar des Buches geschickt? Noch merkwürdiger ist, dass das, was Nowland angeblich vor Ort in Großbritannien erzählt hat, schon einmal wortwörtlich so gesagt wurde, nämlich im Jahr 2018 in einem Interview mit der Zeit. Weber schreibt: „Nowland klärt auf, dass bereits der Wortlaut in der Zeit übersetzungsbedingt angepasst wurde. Also kann es nicht sein, dass Nowland dasselbe nochmal zu Kinnert sagte.“

Ein bedrückendes Fazit

Auf Seite 111 schreibt Kinnert erstaunlich offen: „Aus Erkenntnissen sind Verfallsdaten geworden, begreifen heißt heute googeln. […] Die Suchmaschine: Geradezu musterhaft steht sie für den Menschen, der nicht mehr forscht, findet und ankommt, sondern im Meer der Optionen und Möglichkeiten unablässig Ausschau hält.“ Zu diesen Menschen zählt auch Kinnert. Und da wir Leser und Rezensenten (vor allem in den Redaktionen) ihre Prahlerei und den Betrug nicht entdecken wollten, gehören wir zu den von Kinnert beschriebenen Menschen. Wir betreiben wenig Forschung und halten viel Ausschau. Weshalb wurde das Buch in den Redaktionen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nicht wirklich kritisch gelesen? Dass diese Frage unbeantwortet bleibt, liegt immerhin nicht an Kinnert.

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Ingo Frank | Di., 7. Juni 2022 - 12:41

Es geht allein darum, der Öffentlichkeit zu suggerieren, dass man jemand ist, der auf der richtigen Seite steht und seine moralische Ansichten als allein „Richtige“ darstellt. Dies kommt letztendlich einer Überhöhung über andere konträre Meinungen gleich. Das was ICH denke, welche Weltanschauung ICH habe, auf welcher guten moralischen Seite ICH stehe, wie ökologisch ICH denke darauf kommt es an. Auf meine Meinung, die keine andere Meinung zu lässt. Schlimmer noch, die die eben nicht meiner Meinung sind, stehen außerhalb der Gesellschaft und passen nicht in meine Zeit & meine Welt.
Mit freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik

Rainer Mrochen | Di., 7. Juni 2022 - 12:54

Genau, an die intellektuellen Minderleistungen von? Hier reicht es schlussendlich auf das gesamte, deutsche Parteienspektrum zu schauen. Low Performerinnen wo man hinschaut. Aber vielleicht liegt ja gerade darin die Krux. Täusche und du erhältst Aufmerksamkeit. Das Volk vergisst schnell und du bleibst am Ball. Wie heisst noch mal die regierende Berliner Bürgermeisterin? Na, ja und wenn es ganz schlimm kommt, dann hadert der Mensch mit dem Erinnerungsvermögen. Schliesslich hat man immer nur das Beste gewollt. Wo kein Kläger, da kein Richter. Verläuft eh im Sande.
Guten Tag

Thomas Hechinger | Di., 7. Juni 2022 - 13:27

Unabhängig davon, was nun alles plagiiert oder gefälscht wurde, stellt sich mir die Frage: Braucht die Welt ein solches Buch? Eine etwa dreißigjährige Politikerin schreibt ein Buch. Warum tut sie das? Hätte Alexander der Große mit 33 Jahren ein Buch über seine Politik und seine Eroberungen verfaßt, ich hätte es sofort gekauft. Der junge Herr hätte nämlich etwas zu erzählen gehabt. Weil er nämlich in seinem Leben etwas geleistet hat. Was aber hat Frau Kinnert geleistet? Junge Poeten mögen Bücher schreiben, junge Politiker sollten die Finger davon lassen. Sie wollen sich nur wichtig machen und sich eine Intellektualität verleihen, die sie meist nicht besitzen. Der Macho stellt sich einen Ferrari vor die Tür, dessen Leasing-Raten er kaum abstottern kann. Und der Politiker legt sich einen erschwindelten Doktortitel zu oder schreibt ein oberflächliches und erschwindeltes Buch. Beide tun letztlich dasselbe: Sie machen sich größer und wichtiger, als sie sind. Es ist nur Angeberei.

Sabine Lehmann | Di., 7. Juni 2022 - 16:16

Antwort auf von Thomas Hechinger

Vielleicht sollte man vor einem Verriss das Buch gelesen haben?
Fehlende Kennzeichnungen einiger Fundstellen sind kein Alleinstellungsmerkmal für schlechte Qualität. Schließlich geht es hier nicht um eine Dissertation oder akademische Titel, sondern lediglich um ein Sachbuch. Auch die Tatsache, dass es sich bei Frau Kinnert um eine Politikerin, dazu noch eine junge handelt, scheint bei einigen Foristen schon allergische Abwehrreaktionen hervorzurufen. Für mich nicht nachvollziehbar.
So bleibt mein persönliches Fazit wieder einmal mehr, dass sich das Heulen mit den Wölfen für die meisten scheinbar besser anfühlt, als sich mit Inhalt und Fakten zu beschäftigen. Same procedure as every day.

Brigitte Simon | Di., 7. Juni 2022 - 23:36

Antwort auf von Sabine Lehmann

Sehe ich ebenso. Das ist kein Einzelfall. Dazu fällt mir Sarazzins Buch "Deutschland schafft sich ab" ein. Die Wut über dieses Buch wirkte auf mich
pubertär - somit im Trend derer, die gewählt worden waren. Unsere Politiker!

Besonders stark war Merkels Empörung. Auf die Frage welche Passagen sie
am meisten empörten mußte sie zugeben, dieses Buch nicht gelesen zu haben.
Wie Sie schreiben "the same procudere..."

Ich las Frau Kinnerts Buch nicht, werde es auch nicht. Uninteressant für mich.
Empfehlen kann ich allerdings Frau Diana Kinnerts Essay "Unser Furor gegen alles was russisch ist, ist selbstherrlich und eine vertane Chance gegen Putin".

Eigene Meinungen in Büchern in Deutschland zu vertreten, war dem Fischer-Verlag - nach 40 Jahren mit Monica Maron - zu suspekt geworden. Ich muß sagen, ein Verlag, der mit Monika Maron nichts zu tun haben will, will nichts mit Kultur zu tun haben. Ach Gott, wurde ich ausschweifend und klage mich an.
Always the same prucedere as every day.

Fritz Elvers | Di., 7. Juni 2022 - 17:41

Antwort auf von Thomas Hechinger

war wohl Analphabet, wie die meisten Makedonier. Als größter Feldherr aller Zeiten (GröFaZ), jedenfalls bis 1939 n.Chr.., was er natürlich 350 v.Chr. nicht ahnen konnte, hatte er wohl auch keine Zeit, Bücher zu schreiben. Außerdem war das Fernsehen noch in den Kinderschuhen, wozu also?

Er soll aber einen Ferrari auf vier Beinen gehabt haben, ohne Leasing-Raten, versteht sich. Aber, nach jeder Schlacht bekam er sowieso eine neue Frau.

Christa Wallau | Di., 7. Juni 2022 - 13:57

Weil heutzutage überall fast nur noch Strohfeuer abgebrannt werden. Jeder (vor allem bei den jüngeren Leuten) hält sich für berufen, unbedingt ein Buch schreiben zu müssen, und zwar in kürzester Zeit.
Was soll denn da schon groß Neues drin stehen? Auf welche intensiven Studien u. welche Lebenserfahrung können sich diese Autoren stützen?
Es wurde inzwischen (fast) alles schriftlich festgehalten, was es an allgemeinen Erkenntnissen gibt - nur noch nicht von allen.
Ergo kann man sich die "Sachbücher" bzw. Reflexionen von Jung-Stars wirklich schenken.
Selbst die meisten Doktor-Arbeiten sind das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt werden;
denn der Erkenntnisgewinn aus ihnen ist äußerst mäger.
Berge von Wiedergekäutem werden produziert.
Alter Wein in neuen, "hippen" Schläuchen.
Hauptsache: Man ist im Gespräch u. wird zu Interwiews u. in Talk-Shows eingeladen.
Riesiger Rummel entsteht da um ganz wenig Substanz. Betrogene Betrüger im Medien-Zirkus!
Wer mitmacht, ist selber schuld.

Zu: "Selbst die meisten Doktor-Arbeiten sind das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt werden; denn der Erkenntnisgewinn aus ihnen ist äußerst mäger."

Darf man fragen, wie Sie zu dieser Einschätzung gelangt sind bzw was Sie als pensionierte Grundschullehrerin zu solchen Urteilen qualifiziert?

Christa Wallau | Di., 7. Juni 2022 - 19:13

Antwort auf von Kai Hügle

durfte ich u. a. von ihnen erfahren, daß die Themen von Doktorarbeiten sehr oft an den Haaren herbeigezogen sind - nur, damit wieder einer diesen Titel erwerben kann.
Ob der Doktorand dann die Arbeit überhaupt selbst verfaßt bzw. wie gründlich er dabei zitiert, steht auf einem anderen Blatt, wie die zahlreichen Doktor-Arbeiten beweisen, die inzwischen als Plagiate entlarvt wurden.
Weil der Doktortitel (wie bei den Medizinern schon längst) inzwischen derart
entwertet ist, haben meine Kinder darauf verzichtet, diesen Grad zu erwerben. Das heißt: Der Älteste (Biologe) hatte damit angefangen, mußte aber
bald feststellen, daß es nur darum ging, die Forschungsergebnisse des Professors in den USA zu bestätigen. Daraufhin hat er sich angewidert aus dieser Art von "Forschung" zurückgezogen. Er arbeitet jetzt als freier Musiker u. kann noch in den Spiegel schauen. - So viel zu meiner "Qualifikation".
Ich habe übrigens nicht nur an GS, sondern auch an HS bis zur Klasse 10 unterrichtet.

In anderen Worten: Ihr Pauschalurteil über Doktorarbeiten, die "das Papier nicht wert sind, auf dem sie geschrieben werden", beruht von allem auf der Einschätzung eines Familienmitgliedes, das seine Promotion abgebrochen hat und nun nicht mehr als Biologe, sondern als Musiker arbeitet. Sie selbst haben keine einzige Dissertation gelesen.

Danke für die Klarstellung.

Walter Bühler | Mi., 8. Juni 2022 - 15:08

Antwort auf von Kai Hügle

teilen Sie dem Forum doch bitte ihrerseits mit, ob und WANN Sie das Abitur bestanden haben, und welche Fächer Sie mit Abschluss studiert haben. Was ist denn Ihre Berufstätigkeit? Dann wird auch klarer, auf welchen Grundlagen Sie selbst Ihr eigenes Urteil über Doktorarbeiten und über Kommentare anderer Leute hier im Forum gefunden haben.

Da ich mir kein Urteil über Doktorarbeiten angemaßt habe, schon gar kein pauschales, sehe ich keinerlei Veranlassung, meine berufliche oder akademische Qualifikation nachzuweisen.
Frau Wallau hält das offensichtlich anders und hat uns dankenswerterweise erklärt, worauf ihr Urteil basiert. Fand ich persönlich durchaus erhellend...

Sabine Lehmann | Di., 7. Juni 2022 - 14:48

Seit einiger Zeit habe ich das Gefühl, dass sich ein neuer Trendsport breit macht. Möchte man eine in der Öffentlichkeit bekannte Person fertig machen, wird neben der Goldwaage auch gleich die Briefwaage ausgepackt, jede Silbe dieser Person, jede Zeile seziert bis etwas gefunden wird, was nicht zu eintausend Prozent einer gerichtlichen, polizeilichen und wissenschaftlichen Überprüfung u. Expertise stand hält. Die Herangehensweise ist ungefähr so, als stünde der jeweilige Verfasser mit gerichtsverwertbaren Beweisen u. Anschuldigungen vor einem deutschen Gericht.
Vielleicht sollten einige dieser neuen "Sportathleten" mal mindestens zwei Gänge runter schalten, die Kirche im Dorf lassen und bei ihrer eigenen Messlatte anfangen. Wer heute publiziert, kommt um Suchmaschinen, Internet u. tausend Dinge, die schon mal ein Anderer gesagt o. geschrieben hat, nicht herum. Hätte Frau Kinnert ihre Steuererklärung abgegeben, wäre sie von einem Finanzamt vermutlich wohlwollender behandelt worden.

Da mögen Sie ja im Prinzip recht haben. Aber genau mit diesem oberflächlichen und populistischen "Like-Stil" werden von der Generation Instagramm/Facebook Anersdenkende, "Nicht-Hipster", Fleisch-Esser, alte weisse Männer, Klimaleugner und so weiter fertiggemacht, letztendlich mit #metoo-Methoden an den öffentlichen Pranger gestellt, radikal vernichtet. Da sehe ich es mehr als gerechtfertigt an, das Verhalten dieser woken Generation mit ihren eigenen Methoden zu messen und mit den vernichtenden Ergebnissen zu konfrontieren.

... wenn sich die Autoren von wissenschaftlichen Büchern und von Sachbüchern selbst konsequent der Wahrheit und nicht den Bedürfnissen des Marktes verpflichtet fühlen würden.

Aber so ist es leider nicht mehr. Das Vorbild von Relotius ist trotz aller gegenteiliger Beteuerungen nach wie vor wirksam: Man schreibt am besten, was dem Massenpublikum oder den Säulenheiligen (Autoritäten) des jeweiligen Themas mutmaßlich gefällt, - und nicht das, was ist. Das schlimme ist dabei: das eigene Denken wird immer mehr als überflüssig empfunden, Kreativität und Originalität gehen verloren, und die meisten Texte enthalten abgedroschenes Stroh.

Wissenschaft und Technik ersticken in einer solchen Umgebung. Ohne die Utopie der Wahrheit und Gründlichkeit und ohne Fleiß geht es nicht.

Ernst-Günther Konrad | Di., 7. Juni 2022 - 15:37

Inzwischen fühlt sich jeder berufen ein Buch zu schreiben oder "seine" Biografie" schreiben" zu lassen. Frau Kinnert reiht sich offenkundig nahtlos in die Reihe derer ein, die infolge eigener intellektueller Fähigkeiten, den Inhalt von Dissertationen, Promotionen, Prüfungstexten, Klausuren oder eben Sachbüchern sich zusammen basteln oder gar von schreiben lassen. Offenbar können bestimmte Menschen ihren Narzissmus nur ausleben, wenn sie mit irgendeiner "Besonderheit" ihren Weg ins Rampenlicht suchen. Peinlich für den Verlag und inzwischen üblich bei den ÖRR, die alles ungeprüft senden und bewerben, was ihnen politisch irgendwie in den Kram passt. Muss sie den Erlös der bislang verkauften Bücher an den Verlag zurückgeben? Hat das sonst irgendwelche Konsequenzen oder lesen wir demnächst nur in den Msm, dass da wieder Frauenfeindlichkeit im Spiel gewesen sein soll. Inzwischen können die Plagiatoren einen eigenen Club oder gar Partei gründen. Huber von der CSU bewirbt sich als Mitglied.

Thorwald Franke | Di., 7. Juni 2022 - 18:22

Bekanntlich bestand auch das "Manifest" des fanatischen Islamfeindes Breivik aus der Zusammenkopierung von lauter Wikipedia-Halbwissen und Zeitungsartikeln. Nun ja .... Breivik und Kinnert auf derselben Stufe? Da sollte man genauer hinschauen.

Am Zusammenpuzzeln von News ist eigentlich nichts falsches. Auch ich habe so ein Archiv zu allen möglichen Themen, das teilweise die Grundlage für meine politischen und anderen Meinungen ist.

Teilweise. Denn dahinter stehen all die Bücher, die ich je gelesen habe. Klassiker der Weltliteratur. Antike Philosophie. Neuere Philosophie. Religion. Naturwissenschaft. Und vieles andere.

Es scheint so zu sein, dass das Zusammenpuzzeln der News-Schnipsel nur dann erfolgreich gelingt, wenn man einen Hintergrund hinter den News hat. Doch der fehlt offenbar immer mehr Menschen. Und dann gehen sie beliebig in die Irre: Die einen glauben, Multikulti sei die Zukunft (Kinnert), die anderen glauben, der Islam sei eine Schreckensideologie (Breivik).

Wolfram Fischer | Di., 7. Juni 2022 - 20:08

Also... wenn die ARD etwas toll findet, kann man "moralisch korrekte Inhalte", also linksgrünwokes "ach-was-bin-ich-verletzt" wahlweise "-rassistisch-beleidigt" wahlweise Gender-Sch...wachsinn wahlweise "scharf-gegen-rechts" (d.h. gegen alles, was nicht dem eigenen linksgrünwoken, als göttliches Maß der Dinge definierten Meinungskorridor entspricht) erwarten, aber sicher nichts Vernüftiges, nichts Ausgewogenes, nichts Geistreiches, nicht Meinungsfreiheit und Demokratie Achtendes, ergo nichts, was dem Geist der Aufklärung NICHT Hohn sprechen würde...
Wenn also die ARD ein Buch toll findet, kann man getrost von Mist ausgehen und man kann man es daher gepflegt ignorieren...
Es sei denn, man wollte betreutes Denken über sich auskippen lassen.
Aber das will ja niemand... ups... ev. irre ich mich da ja ein kleines bisschen...

Fritz Elvers | Mi., 8. Juni 2022 - 01:54

„Die neue Einsamkeit: Und wie wir sie als Gesellschaft überwinden können“

Hilfe! Ich hoffe doch, nicht mitgemeint zu sein, oder, um es mit Woody Allen zu sagen: "Ich würde niemals einem Verein beitreten, der mich als Mitglied aufnehmen würde".

Katharine Schön | Mi., 8. Juni 2022 - 08:11

Antwort auf von Fritz Elvers

Der Zitat heißt richtig: „Ich möchte keinem Club angehören, der mich als Mitglied akzeptiert.“
Und er stammt von Groucho Marx und nicht von Woody Allen.
Nichts für Ungut, Herr Elvers.