Bertrand-Russell-Büste
Büste von Bertrand Russell am Red Lion Square in London / Wikimedia Commons

Bertrand Russells 150. Geburtstag - Logiker, Philosoph, Kämpfer für den Frieden

Als die Gesellschaft um ihn herum in eine hysterische Kriegsbegeisterung verfiel, durchschaute er die Gefahren selbstgerechter moralischer Empörung. Diese Erfahrung machte ihn zu einem konsequenten Pazifisten. Vor allem aber war Bertrand Russell ein brillanter Logiker, Vater der modernen analytischen Philosophie und begabter Schriftsteller. In der kommenden Woche jährt sich sein Geburtstag zum 150. Mal.

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

So erreichen Sie Alexander Grau:

„Drei Leidenschaften,“ schreibt Bertrand Russell am Beginn seiner Autobiografie, „haben mein Leben bestimmt: die Sehnsucht nach Liebe, das Verlangen nach Wissen und das unerträgliche Mitleid mit dem Leiden der Menschheit.“

Vor allem die Suche nach Liebe ist ein Dauermotiv seines langen Lebens, die Suche nach einer Liebe, die frei ist und nicht eingeengt durch vertrocknete Konventionen. Viermal war Russell verheiratet. Mit der berühmten Mäzenin und Salonnière Ottoline Morel verband ihn mehr als Freundschaft. Seine letzte Ehe mit der amerikanischen Autorin Edith Finch schloss er mit 80.

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Walter Bühler | Sa., 14. Mai 2022 - 19:05

Solche Artikel, die nicht im großen Mainstream der Medien mitschwimmen, sind in den rauen Stürmen des Freund-Feind-Denkens sehr rar, und erfordern vom Autor und von der Redaktion durchaus einen gewissen Mut.

Russel (samt seinem Zögling Wittgenstein) und Einstein gehören zu einer großen wissenschaftlichen Tradition, die einerseits tiefe politische und ethische Überzeugungen kennt, andererseits sich dennoch ganz dem Dienst an der Wissenschaft unterordnet. Sie haben Ihre ethisch-politischen Überzeugungen sehr ernst genommen, aber haben sie dennoch aus ihrer wissenschaftlichen Arbeit herausgehalten.

Das ist keineswegs einfach. Die freiwillige Subordination ganzer wissenschaftlicher Institutionen unter ideologische Zielsetzungen , die man heute so häufig antrifft, scheint auf dem ersten Blick dem individuellen Wissenschaftler diese Schwierigkeit zu ersparen. In Wahrheit ist diese Gängelung der menschlichen Individuen kontraproduktiv und führt schnell zu schlechteren Resultaten.

Sabine Lobenstein | Sa., 14. Mai 2022 - 21:39

Das beschreibt die ganze Politik und Medienberichterstattung der letzten Jahre.
Geimpft gut und ungeimpft unwert Ukraine gut und Russland unwert
Risiken für unsere Gesundheit und Wohlstand werden in beiden Fällen nicht nur verleugnet, sondern Menschen die diese einbringen möchten, werden medial und wirtschaftlich vernichtet. Das ganze nennt sich dann Demokratie und Meinungsfreiheit. Ja hier kann ich schreiben was ich will (noch!), aber in Mainstreammedien gibt es schon lange keine objektive Berichterstattung mehr. Alles wird über Gefühle, bevorzugt "Solidarität" gelenkt. Dass den Preis am Ende wir, das Volk zahlen, wird einfach verdrängt. Es sterben auf beiden Seiten gerade liebevolle Familienväter, deren Kinder alleine mit der trauernden Mutter aufwachsen müssen. Und nur weil die links grüne laute Mehrheit (tatsächliche Minderheit) Kriegsbegeisterte Siegesphantasien hat.
Meine Verachtung für diese dummen Menschen steigt von Tag zu Tag.

spielen keine große Rolle in den Überlegungen u. Entscheidungen der allermeisten „Volksvertreter“, liebe Frau Lobenstein.
Sie vertreten nämlich i m m e r sogenannte „höhere Ziele“!
Es ist unglaublich, wieviel zynische Menschenverachtung sich hinter den schönen Worten verbirgt, die von - ach so wohlmeinenden u. besorgten - Politikern geäußert werden.

Ich verstehe Ihre wachsende Bitterkeit und Wut sehr gut!
Verzweifeln Sie bitte trotzdem nicht; es geht vielen Anderen genau so wie Ihnen.
Seien Sie herzlich gegrüßt aus Kroatien, wo mein Mann und ich uns eine Woche Urlaub gönnen!?⛱

Kai Hügle | So., 15. Mai 2022 - 10:15

Bei Ihnen hat sich ja einiges getan. Heute schreiben Sie: „Mit Nachdruck warnt Russell vor dem in allen Nationen grassierenden Irrglauben, man selbst sei friedliebend und der Krieg nur durch die 'Skrupellosigkeit der Feinde aufgezwungen', woraus dann geschlossen wird, dass der Feind für seine Skrupellosigkeit bestraft werden müsse, da sonst ist kein dauernder Friede möglich sei.“ Damit ist das Mindset des Kreml gut beschrieben, aber so meinen Sie das ja nicht.
Dabei hatten Sie doch bereits 2015, früher als manch anderer, die „nationalistische und imperiale Propaganda des Kremls“ durchschaut und erklärten mit angemessen beißender Ironie: „Die wahren Kriegstreiber (…) sitzen natürlich nicht in Moskau, sondern in Washington und in Brüssel, die das friedliebende Russland mit ihrer aggressiven Politik bis auf das Blut reizen. Man greift sich an den Kopf.“
In der Tat, das tut man, wenn man Ihre Beiträge der letzten Wochen liest. Um Sie nochmal zu zitieren: „Woher kommt dieser Irrsinn?“

Fritz Elvers | So., 15. Mai 2022 - 16:22

hätte Bertrand Russell wahrscheinlich auch meinem Sohn gesagt. Er hatte viel Humor.

Allerdings, den Krieg gegen Nazi-Deutschland (wo liegt das eigentlich?) hatte Russell wiederum befürwortet. In den 68igern gab es das Russell - Tribunal gegen den Vietnam-Krieg.

Wann ist ein Krieg Notwehr? Wann ist ein Krieg ein Verbrechen? Die Frage aller Fragen, liebe Frau Lobenstein.