
- Vorstoß in Bayern: Kernkraftbetreiber drängt auf schnelle Entscheidung
Weil sich Deutschland unabhängiger machen will von russischem Öl und Gas, steht eine mögliche Laufzeitverlängerung verbliebener Atomkraftwerke im Raum. Der Freistaat Bayern geht bei dem Thema nun voran und trägt die Debatte in die Öffentlichkeit – mit einer Expertenanhörung im Landtag. Der Standortleiter des letzten noch laufenden bayrischen Kernkraftwerks mahnt zur Eile: Die Politik solle sich noch diesen Monat entscheiden.
Der FDP-Landtagsabgeordnete Albert Duin brachte die deutsche Debatte um Atomkraft am Donnerstagvormittag wohl am besten auf den Punkt. Der Wirtschaftsausschuss des Bayerischen Landtags hatte zum zweistündigen Expertengespräch unter dem Titel „Kernenergie – mögliche Verlängerungen der Laufzeiten, Auswirkungen des Auslaufens auf die Netzstabilität“ in den Senatssaal im zweiten Stock geladen. Irgendwann war Duin mit seiner Wortmeldung an der Reihe, und sagte, sichtlich erregt, diesen Satz: „Da reden viele Blinde von der Farbe.“ Und damit dürfte Duin durchaus Recht haben.
Denn das Diskussionthema Kernenergie besteht im Prinzip aus zwei Aspekten, die sich schwer miteinander vereinbaren lassen: eine fachliche – und eine emotionale Komponente, die immer wieder auch mit halbseidenen Vergleichen und Vorstellungen von der Gewinnung von Kernenergie einhergeht, die sich nur teilweise decken mit der deutschen Atomkraft-Realität. Eines der größten Reizwörter in dieser Diskussion ist „Fukushima“, jene japanische Stadt also, in der sich im März 2011 infolge von Sicherheitsmängeln und einer Verkettung unglücklicher Umstände eine Nuklearkatastrophe ereignete, die bald darauf auch zum – vom Bundestag mit breiter Mehrheit beschlossenen – geplanten Atomausstieg bis Ende 2022 geführt hat.