Olaf Scholz
Legt sich ungern fest: Bundeskanzler Olaf Scholz / dpa

Kommunikation des Bundeskanzlers - „Scholz lässt die Menschen ratlos zurück“

Bundeskanzler Olaf Scholz kommuniziert in Interviews und Reden meist zurückhaltend und uneindeutig - nicht nur im Auftreten, sondern auch inhaltlich. Der Kommunikationswissenschaftler Olaf Hoffjann analysiert im Cicero-Interview, wie vor diesem Hintergrund seine Aussagen zu Waffenlieferungen an die Ukraine und die Warnung vor einem Atomkrieg einzuordnen sind.

Autoreninfo

Volker Resing leitet das Ressort Berliner Republik bei Cicero. Er ist Spezialist für Kirchenfragen und für die Unionsparteien. Von ihm erschien im Herder-Verlag „Die Kanzlermaschine – Wie die CDU funktioniert“.

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Olaf Hoffjann ist seit 2019 Professor für Kommunikationswissenschaft, insbesondere Organisationskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Er forscht und publiziert unter anderem zu postfaktischer Politik und strategischer Ambiguität.

Herr Hoffjann, Bundeskanzler Olaf Scholz kommuniziert durch fast aggressive Zurückhaltung. Welche Strategie könnte dahinter stehen?

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Joachim Kopic | Mi., 27. April 2022 - 11:17

Erst schweigen, dann erzählen, dass er das Wohl der eigenen Bevölkerung im Blick hat (Eid) und dann doch umkippen - was für eine "Marionette" ... an den Strängen der USA zappelnd! Bei Merkel hätte man es aufgrund der DDR-Vergangenheit ja noch verstanden ... obwohl ...CumEx ... doch gut, wenn man die NSA hat :(

Martin Falter | Mi., 27. April 2022 - 11:42

gesehen, das die Frau spricht, aber die Worte kamen nie an bei mir.

Bei Scholz ist es ähnlich.

Prinzipiell finde ich es gut wenn ein Bundeskanzler nicht den dicken Max spielt, schlecht wird es nur wenn man so gar nicht weiß für was er steht und wo er hin will.

Nach 16 Merkel brauchen wir das wirklich nicht mehr.

Christoph Kuhlmann | Mi., 27. April 2022 - 11:54

Erinnern wir und an Sigmar Gabriel, der es immerhin geschafft hatte 7 Jahre lang Parteivorsitzender zu bleiben, nach einer Kette von kurzfristigen Vorsitzenden. Auch nach ihm scheint es keine Kontinuität zu geben. Der Mann wackelte sieben Jahre wie ein Lämmerschwanz, obwohl seine Kommunikation hervorragend war. Das liegt daran, dass der linke Flügel der SPD einfach nicht regierungsfähig ist. Den politischen Gegnern eine Steilvorlage nach der anderen liefern. Das ist unter Merkel gar nicht aufgefallen, weil sie versuchte die SPD links zu überholen. Nun, wo die dogmatische Verblendung der meisten Medien und Parteien an der Realität zerschellt ist und Deutschland sich aus mehreren Krisen gleichzeitig herauslavieren muss, um halbwegs unbeschadet über die Runden zu kommen, sitzt Scholz in der Zwickmühle. Er muss Realpolitik, ja Machtpolitik machen und damit ein linkes Tabu brechen und gleichzeitig den Erwartungen von EU- und Natopartnern gerecht werden. Die Schnittmenge dabei ist minimal.

Christa Wallau | Mi., 27. April 2022 - 11:59

was er bisher n i e zu erkennen gegeben hat?
Lange Jahre konnte er beobachten, wie der Regierungsstil von Angela Merkel, der zu 90% aus Reagieren und eben nicht aus Agieren bestand, äußerst erfolgreich beim Wahlvolk ankam.
Das hat er sich gut gemerkt!
Von seiner Partei wurde er zudem nur deshalb als Kanzlerkandidat auf den Schild gehoben, weil er sich inhaltlich überhaupt nicht auf ein bestimmtes Programm festgelegt hat.
Jeder konnte bei ihm also noch auf alles Mögliche hoffen - dies und das genaue Gegenteil.
Von "klarer Führung", die er in der Euphorie seines knappen Wahlsieges versprach, ist
Scholz so weit entfernt wie die Erde vom Mond.

Ich kann mich nur wiederholen: Er ist ein typischer Apparatschik! Kein bißchen mehr!
Jetzt ist er endgültig in der Frage der Waffenlieferungen eingeknickt, und die überzeugende Erklärung für seine Entscheidung bleibt er - wie immer - seinem Volke schuldig.

Wir Deutschen werden von den Politikern regiert, die wir uns verdient haben.

Karl-Heinz Weiß | Mi., 27. April 2022 - 12:32

Olaf Scholz als 15%-Kandidat wurde nur dank der katastrophalen Fehler von Angela Merkel bei der Nachfolgestrategie Kanzler. Das Trauma seiner Fehleinschätzungen als Hamburger Bürgermeister hat seine starke persönliche Zurückhaltung sicher nicht vermindert. Aber seiner Zeitenwende-Rede und sein Zurückdrängen der Achse Schröder-Mützenich-Esken-Lambrecht geben Grund zur Hoffnung. Besser ein gelegentlicher Scholzomat als ein 16-Jahre-Politikrentner mit Blackrock- Attitüde.

Armin Latell | Mi., 27. April 2022 - 14:20

und kritisch fragen: Was hat er jetzt konkret gesagt?" Das glauben Sie doch nicht wirklich? Dazu hätten sie schon lange vorher Zeit und Veranlassung gehabt. Ganz aktuell werden Aussagen von „Politikern“ einfach unüberlegt übernommen, an vorderster Stelle als Problemzone die msm und ör als Verstärker von Lügen- und Lückenpropaganda. Da fällt es schwer, kritisch zu sein, weil das eben auch Aufwand bedeutet. Tatsächlich war (ist) Merkel Meisterin in der von Ihnen beschriebenen „Kommunikationstechnik“. Allerdings hat Merkel mich nicht ratlos sondern fassungslos zurückgelassen, genau so wie der deutsche Wähler, der jetzt sehr heftig die Konsequenzen seines kritiklosen Desinteresses für sich selbst zu spüren bekommt und nicht einmal weiß wie ihm geschieht und auch das schon sehr lange.

Wolfram Fischer | Mi., 27. April 2022 - 15:16

Es ist nicht ein minimalster Funken Überraschung in diesem Befund - deser Mann war schon immer so und hat diesen Stil bis zur 100%igen Nichtfestlegung / Nicht-Entscheidung perfektioniert.
Merkel im Quadrat... mit einem Wahlkampf der NULL-Aussagen in den Kanzlersessel gerollt.
Der Wähler hat's goutiert (in der Wahl zwischen Pest, Colera, Tsunami und Vulkanausbruch)
Für Deutschland die Fortsetzung von Katastrophenjahren, welche dieses Land ruinieren und der Lächerlichkeit preisgeben.

Bernd Windisch | Mi., 27. April 2022 - 15:52

„Herr Hoffjann, Bundeskanzler Olaf Scholz kommuniziert durch fast aggressive Zurückhaltung.“

Aggressive Zurückhaltung aufgegeben würde in etwa so klingen :
„Herr Müller Lüdenscheid, versuchen Sie mal einer Horde von eindimensionalen Vereinfachern komplexe Sachverhalte nahezubringen. Die Vollpfosten in der Pressekonferenz fragen permanent das Gleiche. Was gibt es an dem Satz: „Deutschland liefert keine schweren Waffen in die Ukraine“ nicht zu verstehen? Aktuell werden ausgemusterte Marder und der Ringtausch mit noch älterem Gerät als Kehrtwende abgefeiert. Die Jungs haben die tiefen Teller doch nun wirklich nicht erfunden.“

Ob das dann besser ankommen würde lassen wir mal dahingestellt.

Norbert Heyer | Mi., 27. April 2022 - 16:32

Alles, was über Scholz bisher gesagt wurde, kann auch 1:1 auf Merkel übertragen werden: Scholz spricht nur flüssiger. Er war gegen Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine, aber der US-Außenminister und - Verteidigungsminister haben ihn wohl davon überzeugt, dass Deutschland zur Kriegsfraktion gehört. Haben die moralischen Kriegstrommler doch ihr Ziel erreicht: Wir fallen regelmäßig um, wenn angebliche Verpflichtungen mit unserer Vergangenheit verknüpft werden. Vielleicht braucht man auch nur einen Leuchtgläubigen, der am Ende die gesamte Kostenrechnung präsentiert wird. Jahrelang haben Russland und die Ukraine über einen Friedensvertrag gefeilscht, keine Einigung gefunden. Putin wollte jetzt gewaltsam sich durchsetzen, dass scheint zu misslingen. Die USA denken egoistisch und geostrategisch, sie wollen Russland vernichten und Europa massiven Schaden zufügen, sie sind weit weg vom Geschehen. Wir sind bereit zur Selbstaufgabe, die USA will ihre Weltmacht-Stellung noch lange behalten.

Heidemarie Heim | Mi., 27. April 2022 - 17:54

Was die Kommunikation zwischen Bürger und der Politik im allgemeinen betrifft, sind wir weiß Gott nun nicht allzu verwöhnt. So was wie klare Kante rutscht wenn überhaupt mal einem Protagonisten aus zweiter oder dritter Reihe heraus, bzw. aus fernen südlich gelegenen Bundeslanden um die Eigenständigkeit zu betonen. In dem was wir in den letzten Jahren auch als Wähler mit dem Begriff "Einheitsbrei" beklagten tut man sich plötzlich auch als Regierungschef schwer, da sich unerwartet sozusagen Klümpchen bilden, die sich nicht so ohne weiteres glattrühren lassen möchten. Gerade in der SPD bestand diese Gefahr mehr als in der Union, wo man das good cop-bad cop zugunsten einer 16jährig an Nr.1 liegenden, geheimnisvoll unkonkreten wie unprätentiösen Beliebtheitskanzlerin virtuos beherrschte. Partei, Presse, ÖR, NGOs, Stiftungen, EU, alles im Griff! Und nun erwartet man von einem, der in hoher GroKo-Funktion Bestandteil dieses gut geölten Mechanismus war das genaue Gegenteil dessen? Ich nicht;).

Hans Schäfer | Mi., 27. April 2022 - 18:00

Ich schäme ich für eine Reg., die einmal hü und einmal hott sagt und sich an den Tötungswahnsinn mit der Lieferung von Waffen -mit denen keine Rosinen abgefeuert werden- beteiligt, weil das Ausland es so will.
Eine Beitragsschreiberin, schämt sich für die Putinversteher. Versteht aber nicht, dass es keine Putinversteher sind, sondern wie ich auch, nur verstehen wollen, "WARUM" es zu dieser Situation, wie sie ist, gekommen ist. Dazu gehört die Angelegenheit von allen Seiten zu beleuchten. Wetten, das versteht sie nicht.
Die Scham hat ihre Ursache in der täglichen Berichterstattung über das unsägliche Leid, dass dieser Konflikt erzeugt. Beendet den Konflikt dann wird „nicht NOCH MEHR Leid“ erzeugt.
Bei einigen Beiträgen entsteht der Verdacht, dass es den Schreibern nicht um die Ukrainer geht, sondern nur um es P zu zeigen.
Schämen kann man sich dann darüber, über das nicht berichtet wird: Das tausende Kinder täglich verhungern, andere Mill. ausgeben um 10 Min. ins All zu fliegen.

Fritz Elvers | Mi., 27. April 2022 - 22:45

ihn zu wählen. Keine klare Ansage bezgl. Linke. Stattdessen erstmalig CDU und den Clown Laschet.

Gerne hätte der Kanzler dann wohl zw. FDP und Grüne moderiert. Bundeswehr und NATO wären weiterhin kein Thema gewesen, stattdessen selbstklebende Lebensmittelretter. Einfach nur klimarettende Glückseligkeit und Abschaffung der Geschlechter durch Klicksprache.

Plötzlich heißer Krieg, eigentlich schon seit 2014. Die scheinbare Metamorphose des starken Mannes zum Tyrannen, auch gegen sein Volk. Alle hat er an absurd langen Tischen vorgeführt.

Plötzlich ist Staatkunst gefragt in einem Land, das sich beliebig beleidigen läßt und seine Regierung nach Geschlechtsteilen zusammenstellt.

Kann Zufall sein, aber immer wenn die Freidensbewegung mitspielt, riecht es nach Pulverrauch.

Armin Latell | Do., 28. April 2022 - 09:32

und kritisch fragen: Was hat er jetzt konkret gesagt?" Das glauben Sie doch nicht wirklich? Dazu hätten sie schon lange vorher Zeit und Veranlassung gehabt. Ganz aktuell werden Aussagen von „Politikern“ einfach unüberlegt übernommen, an vorderster Stelle als Problemzone die msm und ör als Verstärker von Lügen- und Lückenpropaganda. Da fällt es schwer, kritisch zu sein, weil das eben auch Aufwand bedeutet. Tatsächlich war (ist) Merkel Meisterin in der von Ihnen beschriebenen „Kommunikationstechnik“. Allerdings hat Merkel mich nicht ratlos sondern fassungslos zurückgelassen, genau so wie der deutsche Wähler, der jetzt sehr heftig die Konsequenzen seines kritiklosen Desinteresses für sich selbst zu spüren bekommt und nicht einmal weiß wie ihm geschieht und auch das schon sehr lange.

Gunther Freiherr von Künsberg | Do., 28. April 2022 - 09:42

Wer von Scholz vor der Wahl erwartet hatte klare Aussagen zu erhalten war ein sehr oberflächlicher Beobachter des politischen Geschehens. Scholz geht sogar so weit Fragen, die nicht gestellt wurden, auch die noch unpräzise zu beantworten.
Dank Habeck vor allem aber Bearbock werden im Zusammenhang mit der Ukrainekrise sehr klare Aussagen getroffen, Aussagen in einem Stil, der vor der Wahl noch nicht mal ansatzweise hätte vermutet werden können.
Die jetzt anstehende Bundestagsdebatte bei der es unter anderem um 100 Milliarden Euro geht schwänzt Scholz und macht sich nach Japan aus dem Staub.
Was passiert, wenn Cumex und Wirecard die Wirkung zeigen, die der Komplex verdient, nämlich das Ende von Kanzler Scholz.
Was den Politikstil hinsichtlich klare Aussagen und inhaltliche Übereinstimmung betrifft passen Habeck und Bearbock besser zu März als zu Scholz.

insbesondere...."Was passiert, wenn Cumex und Wirecard die Wirkung zeigen, die der Komplex verdient, nämlich das Ende von Kanzler Scholz."
Ein erpressbarer Kanzler
Wehe wenn er den Falschen "degradiert"
MfG

Ernst-Günther Konrad | Do., 28. April 2022 - 12:27

Reden und nichts sagen oder sich winden und trickreich schwurbeln. Was soll man da noch sagen. In der Kommunikation 1:1 Merkel like. Das er jetzt umgefallen ist und sich ergeben hat war zu erwarten. Ich gehe davon aus, dass hinter den Kulissen ordentlich die Wände gewackelt haben und möglicherweise die AMPEL-Gretchen-Frage im Raum stand.
Das wir mit Scholz Merkel 2.0 bekommen haben doch viele hier Forum erwartet. Also alles nicht überraschend. Und seine Kommunikationsflucht hat ihm nicht weiter geholfen. Seine Gegner selbst in der eigenen Partei waren zu mächtig.
Und was ist schon der Amtseid zum Wohle des Volkes? Alles nur noch Makulatur.
Scholz erfüllt alle Erwartungen, die Kritiker bereits vor seiner Wahl formuliert haben.
Und er muss es persönlich gar nicht erleben. Ich denke in Japan wird er die Debatte im BT nicht anschauen.
Und in ein paar Tagen hat er sowieso alles vergessen. Ich bin nur mal gespannt, was Putin daraus macht.