Szene aus "Mary Shelley’s Frankenstein"
Frühes Beispiel für Szientismus: Dr. Frankenstein (r., gespielt von Kenneth Branagh) in der Verfilmung von 1994 / dpa

Wissenschaft zwischen Gut und Böse  - Frankensteins Erben 

Der Glaube, Wissenschaft entdecke unwiderlegbare „Fakten“ und stehe vor allem im Dienst der Menschheit, wird auch als Szientismus bezeichnet. Dabei gibt es genügend Beispiele aus Geschichte und Gegenwart, um dieses naive Wissenschaftsverständnis infrage zu stellen - von Menschenversuchen über die Atombombe bis zur Gain-of-Function-Forschung.

Autoreninfo

Jan David Zimmermann ist Künstler und Wissenschaftsforscher. 

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„If I cannot inspire love, I will cause fear“ – Mary Shelley, Frankenstein 

Obwohl man sich in Literatur und Film – besonders im Horror- und Thriller-Genre – vielfach mit der Hybris und dem Schrecken entgleister Forschung beschäftigte (allen voran Mary Shelleys „Frankenstein“ von 1818), so herrscht gegenwärtig in der Öffentlichkeit ein Bild von Wissenschaft vor, welches eigentlich infrage gestellt werden müsste. 

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Roswitha Lasser | Di., 26. April 2022 - 09:22

wie gehen wir damit um? Zahlreiche Wissenschaftler fordern z.B. das Ende der menschenverachtenden gain-of- function Forschung. Das sollte schon erwähnt werden.
Nicht gesprochen wird in der Öffentlichkeit darüber, dass jede technische Hochschule Militärforschung betreibt, die sogenannten Drittmittel sogar weit überwiegend von Rüstungsunternehmen stammen. Die ETH Zürich ist gleichzeitig die Akademie des Schweizer Militärs und natürlich wird dort nicht nur an Vitamin B geforscht.
Dass eine der Max- Planck- Einrichtungen in Berlin (!) nach wie vor nach Fritz Haber benannt ist, ist völlig unverständlich. Was ist der Grund, dass Fritz Haber geehrt, Richard Kuhn hingegen nicht einmal erwähnt wird? Fritz Haber, deutscher Jude, war der Vater des brutalen, menschenverachtenden Gas- Krieges. Mit dem Gas konnte der Gegner "effizient" beseitigt werden. Es waren Millionen von Opfern. Richard Kuhn dagegen wird in Heidelberg nicht erwähnt. Er bekam im 3. Reich den Nobelpreis für Vitamin B- Forschung

Ernst-Günther Konrad | Di., 26. April 2022 - 10:11

Kein geringerer als Olaf Scholz nannte die Corona Geimpften so. Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/scholz-nennt-geimpfte-versuchskanin…
Und das sind wir bis heute. Medizin ist keine Wissenschaft per Definition. Sie ist ein Sammelsurium von über 5000 Hypothesen, ständig in der Erforschung in der Hoffnung Evidenz zu erreichen. Und schon immer diente die zunächst angeblich der Menschheit helfende Wissenschaft dazu, entweder durch sie selbst oder die Politik auf widerwärtigste Weise pervertiert einzusetzen. Atom galt der friedlichen Nutzung und was taten die Amerikaner? Die Wissenschaft wird bis heute benutzt als Argument für oder gegen etwas, vor allem aber immer häufiger zum Schaden der Menschheit. Die ehrlichen Wissenschaftler nur der Forschung und der Ethik verpflichtet, haben sich teilweise kaufen lassen oder werden bei Unkäuflichkeit denunziert und ausgegrenzt. Und es hört nicht auf.

... noch ergänzen, alles richtig.
Forschung und deren Ergebnisse können zum Nutzen und zum Schaden der Menschen verwendet werden.
Da muß ich dann an den Zauberlehrling von Goethe denken.
Leider gibt es in der Welt zu viele Lehrlinge, die mit dem Zauber nicht umzugehen wissen oder bewußt zum eigenen wirtschaftlichen Nutzen mißbrauchen.
Beispiel gefällig:
Biotech an die US-Börsenaufsicht SEC : „Wir könnten nicht in der Lage sein, eine ausreichende Wirksamkeit oder Sicherheit unseres COVID-19-Impfstoffs und/oder variantenspezifischer Formulierungen nachzuweisen, um eine dauerhafte behördliche Zulassung in den Vereinigten Staaten, Großbritannien, der Europäischen Union oder anderen Ländern zu erlangen, in denen der Impfstoff für den Notfalleinsatz zugelassen oder eine bedingte Marktzulassung erteilt wurde.“
(aus Jouwatch)
Milliarden Umsätze bisher, wenig bis gar kein Nutzen aber erhöhte Nebenwirkungen im Vergleich zu wirklichen Impfstoffen.

Walter Bühler | Di., 26. April 2022 - 10:59

Szientismus ist dagegen der naive und irreale Traum von einem Schlaraffenland, in dem uns die Wissenschaft ein bequemes, glückliches, schmerzfreies und überhaupt vollkommen risikoloses Leben garantiert.

Diesen Traum träumen besonders Leute, die nichts von Wissenschaft verstehen. Viele gehen so "wissenschaftlich" mit dem Handy um wie Harry Potter mit dem Zauberstab.

Wissenschaft ist einerseits ein Tätigkeitsbereich wie die Landwirtschaft. Wie bei jeder Tätigkeit treten Fehler oder Verbrechen auf, die man bekämpfen muss, etwa der Etikettenschwindel. Unglaublich vieles wird heute mit dem Etikett Wissenschaft beklebt, das damit nichts zu tun hat.

Wissenschaft ist aber auch eine Organisationsform für das ungeheure Wissen, welches die Menschheit heute angehäuft und aufbewahrt hat.

Da wir Menschen ohne Lernen, ohne das erreichbare Wissen über die Außenwelt und über uns selbst nicht überleben können, können wir auch auf die Wissenschaft nicht verzichten. Und darauf kommt es letztlich an.

Markus Michaelis | Di., 26. April 2022 - 11:01

Der Artikel stellt heraus, dass Wissenschaft für die "dunkle Seite" verwendet werden kann und wird. Das ist richtig, ist aber in den gesellschaftlichen Diskussionen im Moment für mich nicht der entscheidende Punkt.

Der liegt für mich mehr da, dass man sich als Gesellschaft überhaupt so stark daran klammert, dass es eine objektive wissenschaftliche Sicht und Fakten gebe.

Natürlich gibt es Fakten und natürlich gibt es eine nach bestem Gewissen wissenschaftliche Sicht - die kann sich natürlich auch irren, aber das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist für mich, dass für die meisten großen Fragen Fakten und Wissenschaft nicht entscheident sind.

Praktisch alle relevanten gesellschaftichen Fragen beruhen letztlich auf Vorlieben und vom Willen geprägten Entscheidungen. Das will man nur in unserer Kultur nicht - man versucht es immer so darzustellen als wäre es keine persönliche Entscheidung, sondern die einzig richtige/vernünftige/wissenschaftliche/menschliche. Für was dann Demokratie?

Osvaldo Pugliese | Di., 26. April 2022 - 12:06

Ein schmales Brett, dass zur Wissenschaft immanent auch ihre Entgleisungen und Entartungen gehören. Natürlich kann man jede Forschung und jede Erkenntnis missbrauchen, und Wissenschaftler können sich irren. Hier wird ein extremer Szientismus beschrieben. Wissenschaftler sind die ersten, die ihre eigenen Arbeiten kritisieren und die sich eben nicht für unfehlbar halten. Daher haben sie auch mit "Wahrheit" nichts am Hut.

Christa Wallau | Di., 26. April 2022 - 12:15

und ich danke dem Autor für seine klaren Worte und dem CICERO ausdrücklich für die Veröffentlichung dieses wichtigen Beitrags.

Wer immer noch von der grundsätzlichen "Reinheit" der Wissenschaft und einem damit verbundenen (fast) automatischen Fortschritt überzeugt ist, hat nichts aus der Geschichte gelernt.

Wier Herr Zimmermann ausführt, ist es heute besonders die virologische "Gain-of-Function-Forschung", die eine derart große Gefahr für die gesamte Menschheit darstellt, daß sie sofort überall verboten werden müßte.
Stattdessen aber unterstützen z. B. die USA - zwar nicht öffentlich, aber in der Person des mächtigen Herr Fauci - weiterhin diese Forschung, und zwar in China u. anderswo.
Gleichzeitig verteidigen sie heldenhaft die Freiheit u. das Glück der Menschen in der Ukraine und riskieren dabei sogar, daß Atombomben in Europa fallen.

Wann merken endlich mehr Leute, wie sehr sie von den selbsternannten "Guten" an der Nase herum geführt (= vera....t) werden???

Wir sollten uns bewußt machen, daß selbst ein Atomkrieg, den Gott verhüten möge, keine derart total vernichtende Wirkung hätte wie entfesselte
Viren, die in der Lage sind, die Menschheit auszurotten bzw. in Zombies zu verwandeln. Aus angeblich harmlosen, wissenschaftlichen "Forschungslaboren" drohen uns Gefahren, von deren katastrophalen Auswirkungen wir uns noch keine Vorstellung machen können.

Gisela Fimiani | Di., 26. April 2022 - 13:18

Leider sind die „aufgeklärten Gesellschaften“ inzwischen erfolgreich rückabgewickelt worden. Sicherheitsbesessene, aber unsichere, angstgetriebene und infantilisierte „Bürger“ wollen g l a u b e n. Die Idee der Selbstbefreiung des Menschen durch das Wissen, die geistige Befreiung mittels kritischen und selbstkritischen Denkens, überfordert und überanstrengt den postmodernen, paternalistisch betreuten und von geistig-intellektueller Anstrengung entwöhnten Zeitgenossen. Der Herden-Romantiker bevorzugt es, neuen Propheten zu folgen die ihm mit postmodernen Religionen das Wohlgefühl verschaffen, auf der guten und richtigen Seite zu stehen. Religionen, die sich bspw. aus Flüchtlingen, Klima, Covid, Krieg immer neu stricken lassen. Die Befreiung von Freiheit und Eigenverantwortung in der Horde hat gesiegt.

René Maçon | Di., 26. April 2022 - 16:32

"Sollte sich am Ende lückenlos herausstellen, dass die angeblich um uns besorgte virologische Forschung de facto verantwortlich für eine Pandemie mit unzähligen Todesopfern und noch nicht einmal ansatzweise absehbaren sozialen, ökonomischen, politischen und gesundheitlichen Folgen ist,..."

Das hat sich doch schon herausgestellt. Aber nichts ändert sich. Fauci oder Drosten sind aber immer noch im Amt und "beraten" die politischen Entscheidungsträger.

Karla Vetter | Di., 26. April 2022 - 20:15

keinen Grund die schrecklichen Experimente deutscher, sogenannter Wissenschaftler, zu relativieren. Aber man sollte auch im Zusammenhang der Zeit des 2.Weltkrieges mal nach Japan schauen. Stichwörter sind da: Ballonbombenforschung und Battalion 731. Beim Ersten ging es um das Ausloten von Möglichkeiten , Menschen der sogenannten "weißen Rasse" großräumig durch Krankheitserreger zu infizieren. Ballonbomben sollten die Fracht in die entsprechenden Länder tragen. Bei 731 ging es um Menschenversuche mit tödlichen Krankheitserregern(Pest, Typhus) bei Internierten. Als ich vor Jahren das erste Mal in der "Weltwoche " unter dem Titel "Der Teufel trug weiß "davon las, war ich fassungslos.

Jeannette Alt | Mi., 27. April 2022 - 12:28

Ein wenig Differenzierung hätte gut getan. Offensichtlich sind die Naturwissenschaften gemeint - Geisteswissenschaften sind demnach keine Wissenschaft? Niemand kennt die Schwächen der Naturwissenschaftler besser als diese selbst. Unser Frühsport besteht darin, jeden Morgen eine Hypothese über Bord zu werfen. Übrigens: Medizin ist eine Kunst, für die es mehr braucht, als Kenntnisse der Naturwissenschaften.