
- Unser Wunschdenken verstellt den Blick auf die Realität
Syrien, Krim, Donbass: In Deutschland wollten wir lange nicht wahrhaben, welche Gefahr von Putins Russland ausgeht. Auch jetzt noch, während russische Soldaten die Ukraine verwüsten und deren Bürger töten, dominiert der Wunsch nach schneller Rückkehr zur Normalität. Wir wollen unsere Ruhe. Und das ist fatal.
Es ist wohl etwas allgemein Menschliches: der Wunsch, Gedanken an das Unvorstellbare zu vertreiben. Ukrainer erzählen mir von Spaziergängen am Vorabend des Kriegsbeginns, auf denen sie einander versicherten: Es wird schon nicht passieren.
Aber womöglich haben wir Deutschen es damit in den letzten Jahrzehnten übertrieben. Warum? Weil uns der innere Frieden, der Wohlstand, die Ruhe wichtiger sind als alles andere. Selbst wenn dort draußen in der Welt etwas passiert, das die Harmonie stört: Am liebsten haben wir es, wenn wieder Ruhe einkehrt. Oder wenn wir uns zumindest in Ruhe mit uns selbst beschäftigen können.