Carl von Clausewitz
Carl von Clausewitz (Gemälde von Wilhelm Wach) / dpa

Ukraine-Krieg - Clausewitz lesen!

Putin verhält sich weder irrational, noch ist er ein Hitler. Sondern bewegt sich vollkommen in der traditionellen Logik des 19. Jahrhunderts. Das hätte man wissen können, wenn man im Westen die Theorien Carl von Clausewitz’ nicht voreilig als überholt abgetan hätte. Zeit, wieder in Clausewitz hineinzuschauen. Denn innerhalb von dessen Machtrationalismus liegen auch die Lösungen des Ukraine-Konflikts.

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

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Der Westen war naiv. Der Westen war verblendet. Und er ist es immer noch. Von sich selbst, seiner eigenen Modernität, seiner Friedfertigkeit. Niemand hat ernsthaft daran geglaubt, dass im 21. Jahrhundert jemand zu den Machtmitteln vergangener Jahrhunderte greifen könnte. Doch Putin hat es getan. Auch daraus erklären sich die unbesonnenen und kurz gedachten Reaktionen auf den russischen Einmarsch in der Ukraine.

Dass man so blind und selbstgefällig war, hat auch damit zu tun, dass man die grundlegenden Überlegungen jenes Mannes als vollkommen überholt abgetan hat, der wie kaum ein anderer das Wesen des Krieges analysierte: Carl von Clausewitz.
In seinem berühmten Buch „Vom Kriege“ findet man genau jenes Szenario breit entfaltet, das sich soeben vor unseren Augen abspielt. Doch Clausewitz gehört zu jenen Autoren, die zwar laufend zitiert, aber so gut wie nie gelesen werden. Stattdessen greift man lieber zu „Clausewitz für Manager“.

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Urban Will | Do., 31. März 2022 - 18:13

so – ebenfalls vollkommen zutreffend – definierten Kindergarten – Abteilung sieht man das halt anders und rührt weiter kräftig die Kriegstrommel.
Ein den derzeitigen Kriegsverlauf wohl auch sehr gut treffendes Ztitat C's :

„Wenn der Gegner unseren Willen erfüllen soll, so müssen wir ihn in eine Lage versetzen, die nachteiliger ist, als das Opfer, welches wir von ihm fordern; die Nachteile dieser Lage dürfen aber natürlich, wenigstens dem Anscheine nach, nicht vorübergehend sein, sonst würde der Gegner den besseren Zeitpunkt abwarten und nicht nachgeben.“

Und wenn Putin das so meint, wird er so lange weiter bomben und die Ukraine in Schutt und Asche legen, bis das auch bei Selenskyj kapiert.

Das alles klingt zynisch und ich schreibe das nicht aus Spaß.
Mir liegen die Ukrainer sehr am Herzen, ich war sehr oft in Kiew, eine wunderschöne Stadt.
Aber die Realität ist nun mal eindeutig.
Die Freiheit der Ukraine oder ein Dritter Weltkrieg.
Wann endlich wird das kapiert?

Tomas Poth | Do., 31. März 2022 - 18:27

... ist dem Mainstream nicht beizukommen. Hier geht es ausschließlich um Emotionalität, schwarz-weiß, wir sind die Guten die Anderen die Bösen.
Das liegt eher auf der Denkebene eines Adolf H. wie hier beschrieben.

Jan Kreppel | Do., 31. März 2022 - 18:34

Oh Herr Grau! Ein riesiger Verlust an Menschen und Material, die Wirtschaft am Boden, die Nato so einig wie noch nie, Europa rüstet auf und macht sich von russischer Energie unabhängig. Am Ende bleiben Russland zwei kleine Republiken im Donbas. Hat Putin Clausewitz wirklich gelesen?

Richard Schneider | Fr., 1. April 2022 - 08:33

Antwort auf von Jan Kreppel

Auf lange Sicht bleibt Putin die Rolle des Juniorpartners fremder Mächte. Aber auf Cicero scheinen viele vor Putins Bombenmacht ehrfürchtig zu erschaudern.

Gerrit Sydow | Do., 31. März 2022 - 18:48

Im japanischen Samurai -Kodex gibt es einen Spruch: "In dem Moment wo du denkst du hättest gewonnen hast du verloren." Europa dachte 1990 es hätte den kalten Krieg gewonnen, danach folgte eine beispiellose Abrüstung die ein Machtvakuum erzeugte. In dieses Machtvakuum stösst Putin jetzt hinein, das ist Machiavelli, Clausewitz oder einfach Physik. Ich bin mal gespannt ob Europa wenigstens jetzt reagiert aber ich befürchte es ist dafür mittlerweile zu fett und zu träge. Das wird alles noch bös enden.

Bernd Windisch | Do., 31. März 2022 - 19:17

Die hohe Kunst des diplomatischen Kompromisses ist in einer aufgeheizten und zum Großteil auch aufgehetzten Mediendemokratie wohl nicht mehr möglich.

„Wenn es keiner Partei gelingt, einen strategischen Sieg zu erringen, also der anderen Seite ihren politischen Willen aufzuzwingen, dann muss es zu einer Teilung des politischen Willens kommen.“

„Dem Schlächter aus Kreml“ aus höherer Einsicht politisch entgegen zu kommen ist selbst in diesem Forum für Viele völlig unvorstellbar. Gut und böse sind wie Schwarz und Weiß voneinander geschieden. Dazwischen gibt es nichts. Sieg oder Untergang, ist übrigens leicht gefordert wenn man selbst im trockenen sitzt.

George F. Kennan (1904-2005): "Der Tag ist nicht mehr fern, an dem unser Handeln von nüchternem Machtdenken geleitet sein muss. Je weniger wir dann von idealistischen Parolen behindert werden, desto besser."

Der Westen handelt augenscheinlich lieber nach der Maxime: "Es kann nicht sein was nicht sein darf"

Russland verliert im Moment einen Angriffskrieg das es begonnen hat und halb Deutschland will ihm "entgegenkommen".

Das Gegenteil wäre richtig, wenn der Gegner geschwächt ist sollte man möglichst schnell den "killing blow" suchen (vollständiges Öl und Gas embargo und Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine) um Russland dazu zu bewegen sich vollständig zurück zu ziehen und einen Waffenstillstand anzustreben.

Russland einfach niederwerfen und dann neu verhandeln. Das da vorher noch niemand drauf gekommen ist. Chapeau!

Gut, man kennt Sie so, Herr Windisch. Und danke für Ihre letzte Antwort auf meinen Kommentar: Mir den Gebrauch des "Mainstream-Propaganda-Vokabulars" (Covidioten usw.) vorwerfen, aber selbst nur ständig den rechtspopulistischen Lautsprecher spielen? Sie sind mir ein schöner Spaßvogel.

Im Übrigen geht es nicht um irgendwelche Maximen des Westens.

Putin hat seine Militärs losgeschickt, nicht der Westen. Es sind russische Fluzeuge, die Zivilisten ermorden und vertreiben, russische Panzer, die Wohnsiedlungen beschießen. Haben Sie wohl noch nicht mitbekommen.

@Will: Wir wissen es ja. Wer nicht Ihre Meinung teilt, und die sofortige und vollständige Kapitulation der Ukraine fordert - damit Putin seinen Willen durchsetzt....ach halt, aus humanitären Gründen natürlich ...denkt wie ein Kindergartenkind.

Klasse Argumentation. Allerdings eher für jene, die schon immer wussten, dass im Umfeld der AfD ein - freundlich ausgedrückt, sonst droht die Löschtaste... - "merkwürdiges" Denken herrscht.

Christa Wallau | Do., 31. März 2022 - 19:42

daß unsere deutschen Politiker und Abgeordneten nicht nur Clausewitz niemals gelesen haben, sondern viele andere wichtige Bücher, die sich mit Politik und Geschichte beschäftigen, ebenso wenig, z. B. Machiavellis "Der Fürst".
Dieses Fach-Wissen, aber auch andere nachweisbaren Kenntnisse brauchten sie nicht, um an ihre Mandate und partei-internen Posten zu gelangen, vielmehr nur die richtige
HALTUNG eines "grünen Gutmenschen" und eine flotte Zunge.
Momentan zeigt sich ganz krass die Dürftigkeit der deutschen geistigen "Elite" in Politik und Medien bzw. dessen, was davon übrig geblieben ist: Hilfloser Aktionismus u. eine hektische Kehrtwende in allen Positionen überwiegen.
Die Auswirkungen auf unser Land werden in jedem Falle sehr bitter u. dramatisch sein!

Was will man aber auch von einem überdimensional aufgeblähten politischen Selbstbedienungsladen erwarten, in dem zu 90% Leute sitzen, die von realistischer Politik so viel verstehen wie ein Blinder von der Farbe?

Frau Wallau - & wie so oft volle Punktzahl wie die anderen Foristen & Cicero wie hier Herr Grau

Hatte voller Respekt & Anerkennung die Herrscher-Geschichte & ihre politische, wirtschaftliche & juristische Entwicklung von Sachsen gelesen & ich musste feststellen, das diese in all den Jahrhunderten zum aller größten Teil gebildeter & einfühlsamer waren wie die Neuzeit-Politiker.

Der Höhepunkt in negativer Bewertungen sind die Politik-Handlanger des 2000 Jahrtausend - weltweit!
ICH bezogen & mit der Moralkeule ausgerüstet, wo ich den Gegenspieler diffamiere, um mich selbst zu erhöhen.

Nun wird sich RUS mehr in Richtung CHN bewegen, wo ich bei dieser Entwicklung nicht mehr jung sein will.

Aber ich sage auch mit aller Deutlichkeit,
westliche Kreise vor allem im ehemaligen British Empire haben an dieser Entwicklung wie auch den geplanten Mauerfall 1989 mehr als Interesse!

Nicht umsonst wurde das Labor von den Mächtigen in Wuhan erkoren. Nichts ist & passiert aus Zufall auf dieser Erde.

"daß unsere deutschen Politiker und Abgeordneten nicht nur Clausewitz niemals gelesen haben, sondern viele andere wichtige Bücher, die sich mit Politik und Geschichte beschäftigen." Liebe Frau Wallau, Sie bringen es auf den Punkt: "Dürftigkeit der deutschen geistigen "Elite" in Politik und Medien". Besser kann es nicht sagen

Andre Möller | Do., 31. März 2022 - 19:46

endlich mal einer, der Clausewitz gelesen hat und analysieren statt moralisieren kann. Sollte ich meine Abo-Kündigung doch noch zurücknehmen? Die russische Armee liefert eine furchtbares Ergenbis ab, dass den Krieg unnötig verlängert. Aber die Ukraine kann auch mit westlicher Unterstützung nicht gewinnen. Jeder weiß das. Der Furor im Westen ist irrational!!! Rationalität war einmal die Stärke des Westens. Man sieht das Wesen des Konfliktes nicht - schlimmer, man will es nicht sehen und ist daher immer wieder Getriebener in diesem Spiel. Das Putin gewinnen kann. Immer noch. Die russische Rücksichtslosigkeit macht mir allerdings auch Angst. Der Westen zahlt gerade den Preis für seine jahrzehnelange Ignoranz und Arroganz. Danke, Herr Grau!

Martin Falter | Do., 31. März 2022 - 19:51

sie liegen komplett daneben.

Durch die Atomwaffen und die Globalisierung wird Putin irrational wenn er glaubt das er mit Krieg seine Imperialistischen Ziele verfolgen kann. Ja der Westen hat nicht geglaubt das so etwas möglich wäre, aber das ändert sich gerade sehr schnell.

Damit steht er alleine wie Hitler, gegen die ganze Welt. Die Nato wird ihn totrüsten und die Wirtschaft Russlands wird auf Jahre den Bach runter gehen.

Putin wird dadurch alles verlieren und mit ihm sein Volk. Also nix Clausewitz und Krieg und Ziele und so....

Christoph Kuhlmann | Do., 31. März 2022 - 20:26

ob Clausewitz die weltweite Verflechtung der Wirtschaft auf dem Schirm hatte. Er rechnete mit ein oar 10 000 Toten pro Generation. Das konnte man mit Heldenpathos und Nationalstolz als vertretbare Opfer zum Ruhm und Wohl der Nation, dem nach wie vor grö8tem Kollektiv auf dem Planeten vertreten. Aber leider wird dieser Krieg auch Millionen von Hungeropfern in den Schwellen- und Entwicklungsländern verursachen. Ich bin sicher dazu steht nichts im clausewitzschen Vom Krieg. Im Übrigen ist hat Russland militärstrategisch eindeutig verloren. Genauso wie die Looser von der OHL im ersten Weltkrieg. Putin hat die Logistik unterschätzt und die OHL hat sich deshalb im Stellungskrieg verkrochen, den Deutschland verlieren musste.
Putins Rationalität ist definitiv inkompatibel mit den Kapitalismus des 21. Jahrhunderts. Armes Russland!

Arnold Dreis | Do., 31. März 2022 - 20:46

Sehr geehrter Herr Grau,
ein Philosoph kann wohl alles erklären.
Was ist denn daran rational, wenn man Frauen, Kinder usw. wegbombt?
Genauso könnte man auch einen Serienmörder
als rational beschreiben, denn diesen interessiert auch kein Menschenleben.

Dr.Andreas Oltmann | Do., 31. März 2022 - 22:22

Putins politisches Ziel ist die Krim, der Donbass und Luhansk und die Neutralität der Ukraine. Nicht ein Atomkrieg, nicht die Wiedergeburt der Sowjetunion.Die Ukraine war gerade auf einem fortgeschrittenen Weg in die EU und NATO. Für Putin ein günstiger Moment, mit militärischen Mitteln sein politisches Ziel zu erreichen. Vielleicht hat er den Widerstand des
Westens unterschätzt, den Willen der Ukrainer auf Gegenwehr - aber er wird eine militärische Lage schaffen, in der die politischen Lösungen wieder das Primat übernehmen. Aus einer Postion der militärischen Überlegenheit Russlands heraus. Womit sich die Clausewitz‘sche Analyse bestätigen wird.
Leidtragende sind, wie immer, die Opfer auf beiden Seiten.

Richard Schneider | Fr., 1. April 2022 - 08:39

Während der Coronahochzeit war die Grauzone für mich ein Leuchtturm kluger Argumentation. Mittlerweile bin ich enttäuscht, wie weit das argumentative Niveau abgesunken ist und wie isoliert und platt hier über diesen vielschichtigen Konflikt geschrieben wird. Dazu noch teilweise Kommentare, die Welt.de in nichts nachstehen.

Cicero, quo vadis?

Carola Schommer | Fr., 1. April 2022 - 11:16

Antwort auf von Richard Schneider

machen Sie das Absinken des argumentativen Niveaus fest ?

Romuald Veselic | Fr., 1. April 2022 - 09:31

hybride Kriege entstehen/geführt werden, mit ihren totalen u. brutalen Methoden. Zu Clausewitz's Zeiten wurden lineare Kriege (Linien Infanterie) geführt, die einem Massaker glichen u. der Kriegsterror zog ein, "dank" F-Revolution 1789.

Was Putin u. seine Soldateska in der UA verrichten, ist der Vernichtungskrieg, indem die existenzielle/strukturelle Landessubstanz systematisch zerstört wird.
Was mich wundert, dass man sich noch damit beschäftig, was der Despot im Kreml verzählt o. nicht verzählt. Dieser Mensch ist pathologischer Lügner, denn er hielt sich für unfehlbar. Der kultische Byzantinismus wurde zu Putins Eigenschaft. Er erhob sich selbst zum slawischen Pharao. Was man ihm dennoch gut anrechnen könnte, dass er auf den Pyramidenbau im Gorki Park verzichtete.

Ernst-Günther Konrad | Fr., 1. April 2022 - 10:37

Ich habe Verständnis dafür, das alle Welt versucht, die Motive und das Handeln Putins irgendwie erklären zu können. Es gibt da viele gute Artikel, aber auch viele propagandistische und inhaltlich unqualifizierte Aussagen. Ob Putin schon von Anfang vor hatte, wieder ein Großrussisches Reich zu errichten kann man sicher denken, es muss aber so nicht sein. Ob er erst aufgrund des Verhaltens des Westens sich in die Enge getrieben fühlte, auch dafür gibt es gute Argumente. Vielleicht werden Historiker die das genauestens auseinander klamüsern. Ich kann gerade Menschen verstehen, die unter der Sowjetunion gelitten haben, dass sie unversöhnlich nur das schlechteste über Putin denken. Dennoch müssen bei der Suche nach Motiven eben alle Facetten gedacht werden. Ich bin deshalb zwiegespalten und respektiere jede Sichtweise. Dennoch weise ich immer wieder darauf hin, dass es ein nach dem Krieg geben wird. Ob mit Putin (wahrscheinlich) oder jemand anders. Wie will man mit Russland dann umgehen?

gabriele bondzio | Fr., 1. April 2022 - 10:53

Ich stimme ihnen bei diesen Gedanken durchaus zu, Herr Grau.

Diplomatische Verhandlungen, die ich zwar auch beführworte, können erst Erfolg zeigen, wenn sprachlich abgerüstet würde. Es ist nicht zweckdienlich, die eine Seite in den Himmel zu heben und die andere Seite zu dämonisieren.

Die massenpsychologische Wirkung durch eine affektheischende Berichterstattung, die aus dem sicheren Sesseln mancher Berichterstatter erfolgt, erschwert eine diplomatische Lösung zusehend.

Verweise auf R. Jakobson, den große Leistungen in der Erforschung der allgemeinen Gesetze, nach denen Sprache funktioniert, auszeichnen.

„ Linguist Roman Jakobson wies 1960 darauf hin, dass Sprache nicht nur die Funktion hat, Sachverhalte zu beschreiben. Sie hat vielfältige Funktionen, unter anderem verdeutlicht sie die emotionale Beteiligung (die natürlich fingiert sein kann) und die Perspektive des Schreibers oder Sprechers. Deren Worte appellieren stets an Leser und Zuhörer, die eigene Sicht zu übernehmen."

Dorothee Sehrt-Irrek | Fr., 1. April 2022 - 11:35

basierte auf Welthandel und der absoluten Loyalität der "national" Verbündeten. Einstweilen gilt das noch für Weissrussland, Kasachstan und die Mongolei.
Die Ukraine scheint zuerst national und war eher gezwungenermaßen Verbündeter Russlands?
Russland korrigiert nun seine auf dieser Grundlage getroffenen Entscheidungen der letzten Jahrhunderte?
Wie schon in den vergangenen Jahrhunderten sind seine Antipoden Europa und das osmanische Reich.
Sogesehen bin ich allerdings der Meinung, dass die USA ein Störfaktor in dieser Region sind, womit es die NATO leider automatisch wird.
Europa kann und will zumeist nicht ohne die USA handeln., womit Europa aber noch nicht zu einem Vasall der USA wird, aber in Bezug auf die Ukraine bleiben Europa nur geringe Handlungsspielräume.
Die sollten aber europäisch strukturiert werden mit auch entsprechenden Anforderungen an das russische Reich.
KEIN KRIEG IN EUROPA/EURASIEN
WANDEL DURCH ANNÄHERUNG
VÖLKERRECHT
Trauer um die Gefallenen und zivilen Opfer

Markus Michaelis | Fr., 1. April 2022 - 13:31

Ich sehe auch die Verblendung. Wir gehen mit unserem westlichen Denken durch die Welt, sehen in Kapstadt, Tokio, Schanghai, Moskau, Washington, Berlin, Paris überall Millionen gleich denkende Menschen und NGOs und setzen voraus, dass sich das als universelles Denken durchsetzt.

Was wir aus meiner Sicht weniger sehen, ist, dass sich auch unser Denken dauernd entwickelt: welches ist dann das Richtige? Und was wir noch weniger sehen, ist, dass es auch Millionen andere Menschen in vielen anderen Gruppen gibt, die, je nach Fragestellung und Zusammenhang, deutlich anders bis konträr denken. Mein Gefühl ist, dass wir das zu wenig berücksichtigen.

Dass Krieg für uns nicht mehr vorkam, lag auch daran, dass der Westen so dominant war, dass niemand ernsthaft Paris, Berlin oder gar Washingtion angreifen konnte. Selbstverständlich führt aber auch "der Westen" weiter Kriege und würde das auch nie anders machen - wenn der Anlass ein hoch genuger Wert ist (können auch Menschenrechte sein).

Gerhard Fiedler | Fr., 1. April 2022 - 16:34

Wenn der Streit zwischen Menschen, Gruppen und Völkern nicht beigelegt werden kann, kommt es zu Gewalt und Krieg. Ob Krieg auch gerechtfertigt werden kann, wäre da zu fragen. Jener, der der Verteidigung dient, schon. Doch nach Clausewitz ist Angriff die beste Verteidigung. Und so nehmen Kriege ihren Lauf. Dass es nicht ohne geht, ist in der DNA allen Seins begründet. Das Stärkere, Größere, Bessere und Intelligentere setzt sich durch, Grundlage jeder Fortentwicklung. Im All schluckt die größere Masse die kleinere, und jedes Leben auf unserer Erde ist diesem Prinzip unterworfen. Nichts macht da eine Ausnahme, auch nicht der Mensch. Selbst das Geschlecht, die Wirtschaft, der Sport etc. folgen diesem Grundsatz. Wettbewerb, Konkurrenz, Streit und Kriege werden so zu Geschwistern. Das Zusammenleben von Menschen und Völkern ist von daher nicht selten mit Konflikten verbunden. Das Streben nach Frieden, Gerechtigkeit, Ethos und Moral wird da leider zum Verlierer.

Aber unbedingt Herr Fiedler.
Sie wurzeln auch nicht in unserer DNA oder dem Sein schlechthin.
Sie haben m.E. auch eher etwas mit einem Lack of Intelligence zutun, aber ich will Putin nicht aus seiner Verantwortlichkeit befreien.
Jeder, der sehen und hören konnte, konnte Hitler einschätzen als einen "Schaumschläger imperialer Politik".
Nur wer konnte das damals schon, sehen und hören? Die Massenmedien steckten noch in den Kinderschuhen.
Zudem wurde Hitler ja getragen von durchaus noch Politikern, als einem Teil der NSDAP.
Also ich bleibe dabei, Krieg ist vor allem Unfähigkeit.
Es kann auch mal Unachtsamkeit sein.
Ich hätte ausserdem nicht gemeint, dass Angriff in bezug auf die Ukraine die bessere Verteidigung war.
Seit dem Putsch war doch klar, dass vertretbare Möglichkeiten begrenzt waren.
Auf diese militärische Art hat Putin Europa sehr viel von seinen Möglichkeiten genommen, die Region zu stabilisieren helfen.
Bei ALLEM RESPEKT Herr Meyer, die Welt ist rund mitsamt Russland und China

Hans Süßenguth-Großmann | Sa., 2. April 2022 - 10:53

Wir werden, wenn dieser Krieg weiter geht und z.B. in der Ukraine die Aussaat nicht vorgenommen werden kann, im kommenden Jahr eine humanitäre Katastrophe in Europa erleben im nahen Osten vielleicht schon dieses Jahr.
Aber Selensky hat seine Rolle gefunden und wird nicht aufhören, darin zu brillieren. Zu seiner Entschuldigung kann man sagen er kann keinen Frieden schließen, weil er den russischen Forderungen nicht zustimmen kann. Maximal wäre ein Waffenstillstand möglich.
In der Sache erinnert mich der Konflikt an den 1. Weltkrieg. Mit dem Scheitern des Schlieffen Plans im November 1914 hätte der erste Weltkrieg beendet werden können. Es hatte sich militärisch nach 4 Jahren und Millionen Toten nichts mehr entscheidend geändert. Und genau so ist hier , die Fronten stehen, die Ukraine wird weiter zerbombt, und am Ende stehen die Russen immer noch in Mariupol und Cherson.
Putin sitzt noch im Kreml und wir werden weiterhin Energie und energieintensive Produkte in Russland kaufen.

Wolfram Fischer | Sa., 2. April 2022 - 15:12

Nun bin ich wirkllich kurz davor, einige Foristen hier um einen Tipp zu den nächsten Lottozahlen zu bitten angesichts deren seherischer Fähigkeiten, die zu beneiden ich nicht umhin komme.
Einige wissen offensichtlich sehr genau, Putin will das oder will jenes nicht. Er wird Atomwaffen nicht einsetzen. Aber sonst alles.. klar... skrupellos. Er will Luhansk und will Kiew eigentlich nicht...

Ich dagegen hab' nicht mehr drauf, als zu vermuten und mich in Spekulationen zu üben. Schade... eigentlich... ich würde auch sooo gerne so wissend sein...
Obwohl... wenn ich nochmal so drüber sinniere... angesichts der Widersprüche der doch so sicher erscheinenden verschiedenen Erkenntnishorizonte im Forum scheint es mir dann ev. doch etwas zu unsicher, auf Lottotipps von Foristen zu vertrauen... ja... ich glaub', ich lass' es besser doch bleiben :-/

Gerhard Lenz | So., 3. April 2022 - 18:06

So what?

Hört sich ja fast schon wie die alberne Bismarck-Schwärmerei des Alexander Gaulands an.

Schon irgendwie fragwürdig, wenn Philosophen glauben, ausgerechnet bei irgendwelchen Militaristen Antworten zu finden.