
- Clausewitz lesen!
Putin verhält sich weder irrational, noch ist er ein Hitler. Sondern bewegt sich vollkommen in der traditionellen Logik des 19. Jahrhunderts. Das hätte man wissen können, wenn man im Westen die Theorien Carl von Clausewitz’ nicht voreilig als überholt abgetan hätte. Zeit, wieder in Clausewitz hineinzuschauen. Denn innerhalb von dessen Machtrationalismus liegen auch die Lösungen des Ukraine-Konflikts.
Der Westen war naiv. Der Westen war verblendet. Und er ist es immer noch. Von sich selbst, seiner eigenen Modernität, seiner Friedfertigkeit. Niemand hat ernsthaft daran geglaubt, dass im 21. Jahrhundert jemand zu den Machtmitteln vergangener Jahrhunderte greifen könnte. Doch Putin hat es getan. Auch daraus erklären sich die unbesonnenen und kurz gedachten Reaktionen auf den russischen Einmarsch in der Ukraine.
Dass man so blind und selbstgefällig war, hat auch damit zu tun, dass man die grundlegenden Überlegungen jenes Mannes als vollkommen überholt abgetan hat, der wie kaum ein anderer das Wesen des Krieges analysierte: Carl von Clausewitz.
In seinem berühmten Buch „Vom Kriege“ findet man genau jenes Szenario breit entfaltet, das sich soeben vor unseren Augen abspielt. Doch Clausewitz gehört zu jenen Autoren, die zwar laufend zitiert, aber so gut wie nie gelesen werden. Stattdessen greift man lieber zu „Clausewitz für Manager“.