Atomwaffen haben die Logik des politischen Handels grundlegend geändert: Karl Jaspers (1956) / dpa

Atomwaffen - Die Logik der Abschreckung: Eine Erinnerung

Die atomare Bewaffnung hat das außenpolitische Handeln ab den späten 40er-Jahren grundlegend verändert: Sie hat Kriege verhindert um den Preis, dass die jeweiligen Atommächte innerhalb ihres Einflussbereiches freie Hand hatten. Stattdessen lieferten sie sich Stellvertreterkriege. Eine Renaissance des Stellvertreterkrieges mitten in Europa können wir uns auf Dauer nicht leisten. Hier ist Weisheit und Diplomatie gefragt, nicht moralistische Rechthaberei. 

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

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Im Jahr 1958 veröffentlichte der Philosoph Karl Jaspers sein Buch „Die Atombombe und die Zukunft des Menschen“. Es wurde ein Bestseller. Inzwischen ist es in Vergessenheit geraten. Teilweise zu Recht. Denn vieles in dem umfangreichen Werk ist der Situation der späten 50er-Jahre geschuldet. Einige Grundgedanken jedoch haben nach wie vor Gültigkeit: etwa, dass die Menschheit unter den Bedingungen der Atomwaffen in eine akute Grenzsituation gerückt ist. Und dass diese Situation die Logik des politischen Handels grundlegend geändert hat. 

Angesichts der atomaren Bedrohung plädierte Jaspers etwas blauäugig für eine universale „Umkehr“ des politischen Denkens: Die „alte Politik“, die durch nationale Macht- und Herrschaftsinteressen bestimmt gewesen sei, müsse durch eine „neue Politik“ ersetzt werden, die von Vernunft und Ethos geleitet werde. Selten ist ein Projekt grandioser gescheitert. 

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Urban Will | Sa., 26. März 2022 - 11:51

anderen auch aus der Seele und … werden sich ordentlich Geschimpfe anhören müssen von Seiten der Vertreter der „Kindergarten“ - Abteilung, die ohne Rücksicht auf Verluste Putin und Russland am Boden sehen wollen.
Leider aber stellen diese „Kindergärtler“ die derzeit große Mehrheit auch in den – zumindest europäischen – Entscheidungsetagen.
Bei den USA liegt es wohl anders, denn – oh schaut her – nun wird fleißig teures Gas von ihnen gekauft und Europa tanzt nach Bidens Musik.
Klar, dass die USA Kriege immer nach ihren Interessen geführt haben oder führen ließen und jetzt bekommen sie die große Chance, Russland doppelt eins drauf zu geben. Militärisch und wirtschaftlich.
Putin scheint das nun auch begriffen zu haben, und verlegt sich auf die nun neuen Kernziele. Dauerhafte Besetzung des Donbas und der Krim.
Und langfristig wohl die Orientierung weg vom Schlafwandler – Europa hin nach Asien. Dort wird man seine Energielieferungen mit Dank abnehmen.
Die Dummen? Mal wieder wir.

ist wieder aktiv. Und hofft auf den baldigen Endsieg des Vernichtungskriegers. Alles natürlich nur zum Wohle der Ukraine. Je schneller Putin die Ukrainer platt macht, umso besser, umso weniger Opfer! Eine Niederlage Putins kann doch keiner wollen!
Man oh man, Will, Sie hören sich ja so unheimlich erwachsen an.
Jeder, der nicht Ihr "Reife" besitzt, gehört in den Kindergarten.

Wissen Sie überhaupt noch, was Sie schreiben?

Irgendwo kann ich Sie ja verstehen. Trump, Salvini, Strache usw. - alle völkisch-patriotisch-autoritären Führerfiguren, einschl. so mancher Helfershelfer (Kurz usw.) haben abgedankt. Putin ist Ihr letzter Strohhalm.

Ach halt, es geht Ihnen ja nur um das Wohl der Ukrainer, Deutschlands und des Rests der Welt.

Deswegen MUSS der Mordbrenner einfach Erfolg haben. Nach ihm könnte es ja noch schlimmer werden, so ihre "erwachsene" Logik.

Folglich müssen Sie jeden massenmordenden Staatsmann verschonen - wer weiss, wer nach ihm kommt.

Sehr "erwachsen".. Kopfschüttel....

sonnigen Sonntag Morgen und angesichts des Wissens, dass es mir verwehrt bleibt, angemessen auf Ihre Tiraden zu antworten, hier ein Versuch der Klarstellung in der Hoffnung, dass wenigstens der durchkommt.
Wer weiß, sonst höre ich hier dann bald von Ihnen, ich würde mich über diesen Krieg freuen o.ä.
Herr Lenz, ich weiß sehr wohl, was ich schreibe, nur Sie halt nicht.
Es reichen Ihnen die Namen der Kommentatoren und Ihre Maschine rattert los. Interessanterweise hätten Sie Herrn Grau noch übler angehen müssen, dessen Artikel war doch deutlich schärfer als mein Kommentar.
Es geht Ihnen hier nicht um die Fakten, die Realität. Es geht Ihnen halt um das übliche. Das Diffamieren und Ausgrenzen anderer Meinungen.
Ich sage Ihnen aber jetzt schon voraus, dass der Mainstream-, also auch Ihr „Kindergarten“ - Kurs langfristig scheitern wird und um dies voraus zu sagen, muss man keine 5. Kolonne Putins sein oder ihm den Sieg wünschen. Was reden Sie da nur für Zeug?

Dominik Roth | Sa., 26. März 2022 - 12:01

Menschen wie Putin verstehen nur die Sprache der Stärke. Der Doppelbeschluss trug zum Frieden bei, nicht Abrüstung.
Wir müssen uns jetzt bis an die Zähne bewaffnen, auch mit Atomwaffen, damit der Irre in Moskau nicht auf die Idee kommt ein paar Raketen über die Westgrenze der Ukraine hinaus zu schicken.

Werner Strauß | Sa., 26. März 2022 - 12:13

Herr Grau,
ich frage mich nur, wer hier "fiebrig" ist!
Wenn es nach Putin gehen würde, wären Russlands Truppen schon längst bequem in Kiew einmarschiert und hätten dort eine Marionettenregierung wie in Belarus installiert.
Schöne neue Weltordnung, sehr komfortabel, vor allem für Kolumnenschreiber im vermeintlich sicheren Abstand vom Geschehen.

Karl-Heinz Weiß | Sa., 26. März 2022 - 12:16

Leider lässt sich Putin vom Gedankengang des Autors nicht beeindrucken : er will Groß-Russland und arbeitet seit dem Jahr 2000 auf dieses Ziel hin. Eine Verhandlungslösung würde die Anerkennung der Staatlichkeit der Ukraine voraussetzen und ist deshalb nur ohne Putin möglich. In der Rückschau verfolgten Deutschland und Frankreich die richtige Politik: keine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine.

Ronald Zibull | Sa., 26. März 2022 - 17:40

Antwort auf von Karl-Heinz Weiß

Wenn man natürlich der Meinung ist dass alle Russen lügen sobald sie den Mund aufmachen- naja, dann hätten sich ja z. B. auch alle Bundestagsabgeordneten anno 2001 von Putin anlügen lassen -guter Schauspieler jedenfalls, der Mann!

Maximilian Müller | Sa., 26. März 2022 - 12:22

..hat man Putin, zumindest nach meinem Verständnis, jeden Ausweg genommen. Ich bin mir auch nicht sicher, ob sich das schnell ändern ließe. Auch die Sanktionen scheinen in ihrer Intensität eher auf einen langen Krieg ausgelegt zu sein. Sollte Putin sich zu sehr in die Enge getrieben fühlen, wird er wohl kaum zögern, seine Atomwaffen einzusetzen. Denn wie manche Journalisten schon bemerkt haben, geht es für ihn um Alles.

Ob der Westen, allen voran die USA, Russland provoziert haben, kann ich nicht beurteilen. Möglich. Was mich auf jeden Fall verwundert ist der Zeitraum, in dem die Sanktionen beschlossen wurden. Wenige Tage nach Kriegsbeginn und in diesem Umfang, wirkt das auf mich nicht wie eine spontane Aktion, eher wie lange geplant. Auch das sich große Firmen so schnell aus Russland zurück gezogen haben, ist doch komisch. Man gibt doch nicht einfach aus moralischen Gründen ganze Geschäftsfelder auf, so funktioniert der Kapitalismus nicht. Wer das glaubt, ist naiv. Da ist was faul.

Gerhard Lenz | Sa., 26. März 2022 - 12:29

Die USA haben den Ukrainern andauernde Bündnisavancen gemacht? Soso..

Ausgerechnet John J. Mearsheimer als Zeuge für die Hauptschuld des Westens? Der Mann, der sicher war, Putin habe kein Interesse daran, die Ukraine zu überfallen? Den die russische Regierung prompt als "Zeugen" präsentierte? (https://de.wikipedia.org/wiki/John_J._Mearsheimer) Der selbst eine EU-Mitgliedschaft als Putin-Provokation wertete?
Warum lässt man nicht Lawrow persönlich als "Sachverständigen" zu Wort kommen?

Gerade die Forderung, man müsse dem Kriegsverbrecher Putin einen gesichtswahrenden Ausweg offenlassen, ignoriert völlig Realitäten, die Herr Grau doch die ganze Zeit einzufordern beansprucht.

Im Selbstverständnis des Kreml-Herrschers ist alles unterhalb einer Kapitulation der Ukraine oder des totalen russischen Sieges "inakzeptabel".

Putin wird nur nachgeben, wenn er gezwungen wird - z.B. durch ausbleibende militärische Erfolge, die der narzisstischen Selbstdarstellung des "Unbeugsamen" im Weg stehen

Normalerweise bin ich meist einer Meinung mit Ihnen Herr Lenz- diesmal nicht. Warum wohl? Auch Sie gehören hier zur Fraktion" Putin zu Boden" und wollen damit eine atomare Auseinandersetzung riskieren- oder nicht?? Es ist Ihnen egal, dass Sie damit auch alle Anderen mit in die Gefahr bringen, die dies nicht wollen?

Normalerweise bin ich eher nicht einer Meinung mit Ihnen Herr Lenz. Dieses mal schon. Hier geht das Putin Verstehen, welches die derzeitige Situation erst ermöglicht hat und das "Gesichtswahrungsgeschwätz" schon wieder los. Man kann auch Appeasement dazu sagen, was zeigt, dass aus der Geschichte nichts gelernt wurde. Nein, man muss das Gesicht des Kriegsverbrechers Putin nicht wahren. Man möge sich vorstellen, die gleiche Argumentation wäre 1945 aufgebracht worden. Die Drohung mit Atomwaffen gehört zum geplanten Scenario, um den Westen angesichts des Mordens zum Stillhalten zu zwingen. Keine Angst. Auch Herr Putin weis, wer zuerst schießt, stirbt als Zweiter. Nur wenn man glaubt Atomwaffen würden eingesetzt, geht die These von Herrn Grau auf. Dem einzigen Staat dem ich zutraue Atomwaffen tatsächlich einzusetzen, weil das Leben eher nur ein Übergang ins Paradies darstellt, ist der Iran mit seinen religiösen Fanatikern. Auch die Russen lieben ihre KInder.

Sabine Lobenstein | Sa., 26. März 2022 - 12:54

Ich kann mich Ihnen nur voll und ganz anschließen. Der kalte Krieg hat meine Kindheit und jungen Jahre stark geprägt und die pseudo moralische Empörung der Regierenden, Medien und dem 'Links/Grünen" kleinen Teil der Bevölkerung ist für mich und viele Menschen nur noch beängstigend gefährlich. Ich kann nur hoffen, dass diese naive und sehr laute Minderheit es mit Ihrem Ego vereinbaren können, hier wieder einzulenken. Aber wer aus Hass auf den Feind Russland lieber seine ökologischen Werte vergisst und schmutzigstes Öl/Gas aus USA und von einer verhassten Diktatur mit Schweröl zu utopischen Preisen sich liefern lässt, dem scheint das deutsche Volk auch problemlos eine atomaren Angriff zumuten zu können. Ist es Naivität oder Größenwahn ich weiss es nicht. Die sicher entfernte USA lacht sich derweil über die idiotisch Deutschen ins Fäustchen. Genauso wie bei Corona sind wir das einzige Land das nicht einen einmal eingeschlagenen Weg wieder ändern kann.

Christa Wallau | Sa., 26. März 2022 - 13:15

Es ist alles richtig, was Sie schreiben, lieber Herr Grau. Jedenfalls sehe ich es genau so wie Sie.

Das Problem besteht darin: Lassen sich überhaupt angesehene, neutrale Persönlichkeiten finden, die über die Fähigkeiten verfügen, in dieser verfahrenen Situation vermitteln zu können?

Als ich bei Lanz den altersweisen Klaus von Dohnanyi (93) reden hörte. dachte ich: "Gäbe es doch mehr von dieser Art Menschen, die klug sind, Lebenserfahrung u. Geschichtskenntnisse besitzen u n d die Komplexität der Lage erkennen!
Empörte Moralisten, Anheizer und zynische
Profiteure haben wir genug, aber kaum einer von denen denkt ausreichend nach über die Folgen seiner Forderungen u. Handlungen. Sie sind ihm oft sogar egal. Hauptsache: Recht behalten!

Wer wirklich Frieden will und ihn mit der ganzen Kraft seiner Seele sucht, muß die Empathie besitzen, sich in den anderen hineinversetzen zu können, und er muß k o m p r o m i ß b e r e i t sein.

"Quidquid agis prudenter agas et respice finem."

Ernst-Günther Konrad | Sa., 26. März 2022 - 13:16

Ja, manchmal gibt der klügere nach und zieht sich zurück. Nur, wer ist der klügere im Krieg Russland vs. westliche gesteuerte vor allem USA-gesteuerte Ukraine? Autoren in unzähligen Artikeln wollen angeblich wissen, was Russland und vor allem Putin will. Niemand fragt tiefgründiger, was will die USA, nachdem 2014 der Putsch in der Ukraine nicht funktionierte und die Reaktion der Krim-Besetzung zur Folge hatte. Der Angriff ist und bleibt völkerrechtswidrig und ist nicht zu rechtfertigen. Dennoch müsste längst der Blick darauf gerichtet sein, wie der Frieden tatsächlich erreicht werden kann und wer mit Putin nach diesem Krieg verhandelt.
Russland wird militärisch siegen, hat natürlich menschlich verloren. Und dennoch gibt es ein danach. Wie soll das gestaltet werden und in welchem Rahmen? Maersheimer hat für mich recht. Sowohl 2014 als auch dieser Frontalangriff waren vermeidbar, wenn man es gewollt hätte. Der Krieg begann schon vor 2014 und auch die Ukraine wollte in nicht befrieden.

Gerhard Fiedler | Sa., 26. März 2022 - 13:22

Teile die Sicht von J. Mearsheimer von der Uni Chicago , dass der Westen, insbesondere die USA, die Hauptverantwortung für diese Katastrophe trägt. Richtig ist auch, dass der Ukraine-Konflikt ein typischer Stellvertreterkrieg ist, der der beiden Großmächte USA und Russland. Habe hier im Forum schon mehrfach gefordert, so wie Sie, Herr Grau, es mit dem letzten Satz Ihres Beitrages sagen: "Auch im eigenen Interesse ist es Zeit für den Westen, aus dem fiebrigen Eskalationsmodus auszusteigen und sich auf Weisheit und Diplomatie zu besinnen". Sanktionen, die uns selber schaden, sind untaugliche Mittel. Das Ende der Osterweiterung muss endlich angeboten werden. Eine neutrale Ukraine könnte die Lösung sein. Und notfalls könnte auch eine geteilte Ukraine für Frieden sorgen. Wer dies alles ablehnt, will letzlich die Fortsetzung des Krieges und wird zum Heuchler, wenn er stattdessen ständig das Leid vieler Menschen beklagt.

Günter Johannsen | Sa., 26. März 2022 - 16:20

Antwort auf von Gerhard Fiedler

"Die SED ist für den Frieden. Wer gegen die SED ist, ist gegen den Frieden" .... Solches kennen wir doch schon?!
Das müsste nun eigentlich doch den letzten gutmeinenden Putin-Versteher überzeugen -- Putin will die Ukraine entnazifizieren:
"wer sich mir nicht restlos unterwirft, ist Nazi und muss zersetzt werden!" Kommt das uns nicht bekannt vor? Im merkelgeprägten linXen Deutschland: wer eine eigene Meinung hat und uns nicht folgt, wird mit Rufmord - Nazi - belegt! Meinungsfreiheit ist, jeder darf offen und frei UNSERE Meinung vertreten!
Wenn man es richtig machen will, dann muss man JETZT alle Geschäfte/allen Handel einschließlich Energieabhängigkeiten mit kommunistischen Regimen abbrechen. Alles andere ist nur Augenwischerei und/oder Unterstützung des kommunistisch-militanten Weltmachtbestrebens. Dass wir jetzt auf allen Ebenen blank sind, haben wir 16 Jahre IM-Erika zu verdanken?

Martin Falter | Sa., 26. März 2022 - 13:57

hat aber einen großen Haken und damit ihre ganze Argumentationskette.

Putin ist der, der einseitig eskaliert und nicht Amerka oder der Westen.

Ihr Lösungsansatz ist immer der gleiche, Putin einfach geben was er will und dann wird alles gut.

Ich denke aber das wir bei Hitler ( Putin ist wie Hitler ) gesehen haben, dass er viel zu lange mit seiner Erpressung durch Gewalt durchkommen ist. Mit der Folge eines Weltkrieges.

Und sie vergessen sträflich den Willen der Urainer, die trotz der Atombombe nicht von Russland unterworfen werden wollen.

Würden Sie das auch für Deutschland so sehen, dass wenn Putin Deutschland will, wir einfach aufgeben, weil er hat ja eine Atombombe?

Also es geht nicht nur darum wer angefangen hat (was schon wichtig ist), sondern wie es endet.

gabriele bondzio | Sa., 26. März 2022 - 16:55

Antwort auf von Martin Falter

Wenn man(n) Berichte vom Krieg nur einseitig in Presse/TV verfolgt, kommt man(n) zu so einer Meinung.

Selbst in den USA reden einige Militärs ganz anders.

z.B. "CIA-Experte Larry C. Johnson analysiert die aktuelle Situation und die Hintergründe des Konfliktes im Interview mit Mike Whitney."

zu meiner Meinung komme, müssen Sie schon mir überlassen.
Zudem sollte man nicht von sich auf andere schließen.

Mich wundert nur welch Verrenkungen gemacht werden, nur um einen Angriffskrieg zu legitimieren.

Ronald Zibull | Sa., 26. März 2022 - 17:44

Antwort auf von Martin Falter

Sie haben völlig recht - Putin eskaliert - derzeit - und auch 2014. Haben Sie auch schon mal bedacht wer es vorher tat?

Walter Bühler | Sa., 26. März 2022 - 18:00

Antwort auf von Martin Falter

... Reich und das japanische Kaiserreich vor den überlegenen Siegern nicht kapituliert hätten, wenn in den deutschen Städten tapfere Bürger nicht - trotz Standgerichten - die weiße Fahne gehisst hätten, wenn die Gallier nicht vor den Römern, die Sachsen nicht vor Karl (dem Großen), die Israeliten nicht vor den Ägyptern und vor den Babyloniern, die demokratischen Athener nicht vor den Makedonen und später vor den Spartanern, Römern, Venezianern, Türken usw. irgendwann kapituliert hätten -

welche von diesen Völkern würde es noch geben, die irgendwann - in gerechten oder ungerechten Kriegen - eine schwere Niederlage erlitten haben?

Außerdem: Wer kann 2022 - nach Kosovo, Afghanistan und Mali - in ihrem gegenwärtigen Zustand an die Erfolgsaussichten unserer eigenen Armee glauben, womöglich sogar in einem Atomkrieg?

Sinnlos, aber heldenhaft sein eigenes (und fremdes) Leben zu opfern ist doch auch keine Option.

Ich stimme Herrn Grau zu.

Fritz Elvers | Sa., 26. März 2022 - 18:33

Antwort auf von Martin Falter

Es geht hier ganz allgemein um das sog. "Gleichgewicht des Schreckens", das keineswegs einen A-Bombeneinsatz in nichtnuklearen Ländern ausschließt. So war es beinahe in Korea (McArthur) und auch in Vietnam seitens der USA. Würde Putin Kiew auslöschen wollen, müsste er dann mit einem atomaren Gegenschlag der NATO rechnen? Wenn ja, wäre auch Deutschland vernichtet.

Festzustellen bleibt, dass es auch weiterhin kein Konzept zur Verhinderung von Kriegen gibt, außer der Abschreckung vor Selbstvernichtung.

Der amerik. Vater der H-Bombe, Edward Teller, forderte eine Vernichtung der UdSSR, bevor es zu spät ist. Bald darauf gab es die "Zarenbombe", entwickelt von einem späteren Dissidenten.

Vielleicht ist die beschlossene Aufrüstung der NATO ein Irrweg, ich weiß es nicht.

Andre Möller | Sa., 26. März 2022 - 15:55

Nach all dem "Augustfiebrigen". Auch hier im Cicero sind rationale Betrachtungen der Lage selten geworden. Wenn selbst Herausgeber den Anschein erwecken, dass sie Öl ins Feuern gießen müssten und hochmoralische Betrachtungen der vollkommen unrealistischen Art abgeben, ist irgendwas faul - denn die doppelten Standards der liberalen westlichen Eliten sind nie sichtbarer geworden als derzeit. Westliche Länder können andere Länder überfallen und haben nichts zu befürchten. Tun andere das, werden sie exkommuniziert und gezüchtigt. Alle anderen nichtwestlichen Länder haben das sehr genau registriert, weswegen keines dieser Länder sich den Sanktionen angeschlossen hat. Es ist der Westen, der sich isoliert. Die EU und Europa sind die großen Verlierer in diesem Spiel - inklusive Russland, von der Ukraine nicht zu reden. Uncle Sam ist wieder obenauf.... Mal sehen, wie lange (die Flucht aus dem Dollar wird kommen). Ganz Europa ist ein Protektorat. Extrem traurig bis widerwärtig...

Dr.Andreas Oltmann | Sa., 26. März 2022 - 16:09

Herr Grau hat aus meiner Sicht recht. Und, wie Frau Wallau geschrieben hat: wie sollte dieser Krieg enden? Immer mehr Tote und Zerstörung, weil beide Seiten nicht nachgeben wollen? Wie Putin gesagt hat, geht es ihm um die Ostukraine , die Krimund die Neutralität der Ukraine. Die Ukraine will eine Niederlage Putins erzwingen, das ist unrealistisch. Warum nicht neutral wie Skandinavien, Österreich? Der Westen verbohrt sich undifferenziert ins Rechthaben, ohne eine Plan für eine Zukunft auf Augenhöhe zu haben. Das bedeutet , nichtbedingungslos recht haben zu wollen den anderen in die Knie zwingen. Im Moment sehe ich nur Eskalation. Keine Weisheit, keinen Staatsmann. Eher führt uns Biden in den Atomkrieg, fürchte ich.

Joachim Kopic | Sa., 26. März 2022 - 18:56

Antwort auf von Dr.Andreas Oltmann

... bringt es mehr Glück oder Unglück übers eigene Volk? Eine verwandte Frage scheint allerdings schon beantwortet: Das amerikanische dürfte es nicht sein, wobei man sich da nicht sooo sicher sein sollte ... bei einem in die Enge getriebenen Putin scheint nichts unmöglich!
Hoffentlich verkalkuliert sich also "Mr. Pokerface" da nicht. Die ganze Menschheit drückt sich selbst die Daumen, dass zwei Sture endlich das machen, was man von Staatsmännern erwarten könnte: MITEINANDER reden!

Christoph Kuhlmann | Sa., 26. März 2022 - 16:15

Die Mittel- und Osteuropäer sahen darin ihre gerade gewonnene nationale Souveränität vor dem russischen Imperialismus zu sichern. Wer dazu nein sagt ist kein Demokrat oder ein extremer Opportunist! Sicher, die kalten Krieger in den USA konnten einfach weiter machen. Sie haben sich prächtig mit den demokratischen Nachfolgestaaten in Osteuropa verstanden. Warum? Weil beiden Seiten das kleine Einmaleins der Machtpolitik bekannt war und Freiheit ohne Machtpolitik vergänglich ist. Woran ist die Fortsetzung der Entspannungspolitik gescheitert? An der zunehmenden Entdemokratisierung Russlands. Andernfalls hätte die Erweiterung von NATO und EU weiter gehen können. Das heißt, dieser Konflikt dient einzig und allein dem Zweck, eine menschenverachtenden, chauvinistischen Diktatur an der Macht zu halten, die sich mit Russland verwechselt. Das Ganze hat natürlich viel mit Aufklärung, Bildung und materiellem Wohlstand zu tun. Faktoren deren Entstehung Zeit braucht, aber es ist kein Systemkonflikt.

Karl Kuhn | Sa., 26. März 2022 - 18:27

... werden durch Stellvertreter ausgefochten. Ist Putin der Stellvertreter Chinas, oder wie stellt sich Herr Grau das vor? Und die Ukrainer sind nur Stellvetreter? Von wem? Einem Westen, der nur unter dem Schock der Ereignisse sich zu halbherigen Sanktionen aufrafft, der nur Waffen liefert, mit denen man Territorium halten, aber nicht zurückgewinnen kann? Glaubt mir, Biden hat nicht das geringste Interesse daran, dass Putin in die Defensive gerät, und dito die ganzen westlichen Nato-Mitglieder. Was ihr hier von einer US-gesteuerten Ukraine zusammenfantasiert, schlägt dem Fass den Boden aus. Die Amis liefern im Schneckentempo, stets in der Hoffnung, dass Putin doch noch schafft, kurzen Prozess zu machen. Dass die Ukrainer so erfolgreich kämpfen, kommt dem Westen extrem ungelegen, hatte man doch die Niederlage der Ukraine schon beim Aufmarsch eingepreist. Wäre es anders gewesen, hätte Biden die strategische Ambiguität Trumps beibehalten ... hat er aber ostentativ NICHT!

Jan Kreppel | Sa., 26. März 2022 - 21:48

Lieber Herr Grau, halten Sie die ohnmächtige Fassungslosigkeit, mit der wir dem Geschehen in der Ukraine gegenüberstehen, die verzweifelten und hilflosen Versuche, Gegenmaßnahmen zu ergreifen, halten Sie all das wirklich für moralische Rechthaberei? Glauben Sie wirklich, es gebe eine Symmetrie zwischen den Atommächten, ihren Nachbarstaaten die Souveränität abzusprechen.? Können Sie sich vorstellen, die Vereinigten Staaten würden in Mexiko einmarschieren und den Einsatz von Atomwaffen androhen? Eine solche Relativierung ist dem was wir derzeit erleben sicher nicht angemessen.

Walter Bühler | So., 27. März 2022 - 09:07

Ich finde es toll, dass der Cicero den Mut behält, der überwältigenden, massenhaften Uniformität des Denkens in der gegenwärtigen Medienlandschaft einen gewissen Widerstand entgegen zu setzen, und nach uralter, aber heute fast ganz vergessener Tradition der westlichen Demokratie auch abweichende Meinungen zur Geltung zu bringen und solche Artikel wie den von Herrn Grau zu veröffentlichen..

Totale Uniformität der Vorstellungen und des Denkens, wie sie in anderen Staatsformen üblich ist, garantiert keineswegs richtige politische Entscheidungen, soweit sie überhaupt noch demokratisch getroffen werden können.

Die Wirklichkeit wird nicht allein dadurch anders, dass alle voll Begeisterung dasselbe Auge verschließen. Wenn nur noch die Jasager auftreten, verliert die Gesellschaft schnell die Orientierung.

Das ist eine alte Erfahrung.

Robert Hausdorf | So., 27. März 2022 - 13:36

Politische Klugheit bestünde doch wohl darin, die Spanne auszuloten zwischen direkter militärischer Konfrontation mit Rußland und dem uneingeschränkten Akzeptieren russischer Hegemonie. Diese Spanne gibt es und dieses Ausloten geschieht derzeit doch auf gar nicht mal so üble Weise. Dafür gibt es keine Erfolgsgarantie, es könnte auch furchtbar schief gehen. Freiheit gibt es aber nicht umsonst und nicht ohne Risiko. Sich einfach Putins Wünschen zu beugen und, noch viel schlimmer, dies von anderen zu verlangen, halte ich nicht für akzeptabel. Und es wäre keine Lösung von Dauer, hat Rußland Erfolg, wird sein Appetit wachsen.

Gerhard Fiedler | So., 27. März 2022 - 14:50

Die Rede von J. Goebbels im Berliner Sportpalast vom Februar 1943 ist aktueller denn je. Es lohnt sich, diese zu lesen. Die 4. seiner 10 „Ich frage Euch“ lautete: „Wollt ihr den totalen Krieg? Wollt Ihr ihn, wenn nötig, totaler und radikaler, als wir ihn uns heute überhaupt noch vorstellen können?“
Die begeisterte Antwort der Masse ist bekannt, die Auswirkungen aber auch. Selenskyj ist gewiss nicht Goebbels, fordert aber ebenfalls in einer aussichtslosen Lage die Fortsetzung des Krieges, der ohne Nato-Beistand wohl kaum von der Ukraine gewonnen werden kann. Hinsichtlich einer nuklearen Katastrophe, sagt die Nato nein. Noch! Waffenlieferungen sind so schon riskant genug. Auch damit wird man zum Kriegsteilnehmer. Verhandlungen sind von daher alternativlos. Ohne Zugeständnisse, Kompromisse, Aufgabe von Maximalforderungen und ohne Verständnis für die Interessen der jeweiligen Gegenseite wird es dabei nicht gehen. Es muss versucht werden!

Hans Süßenguth-Großmann | So., 27. März 2022 - 15:04

Ich stimme Herrn Grau vollumfänglich zu. Die des öfteren gehörte Behauptung, Russland sei ein "Pariah" in der der internationalen Gemeinschaft erfüllt mich mit Besorgnis. "Pariah" mit Atomwaffen ist m.E. eine beängstigende Kombination insbesondere, weil man mit einen Paria nicht kommunizieren will und kann. Damit wird der Einsatz solcher Waffen wahrscheinlicher.