Die Chance, Selenskyj selbstbewusst zu antworten, hat der Bundestag nicht genutzt / dpa

Krieg in der Ukraine - Mehr Pazifismus wagen!

Ist eine Verlängerung des Kampfes der Ukrainer gegen die russischen Invasoren, etwa auch durch deutsche Waffenlieferungen, moralisch überhaupt vertretbar? Derzeit bekommt man den Eindruck, der Heldentod sei wieder angesagt. Eine liberale Gesellschaft sollte jedoch keine Menschen opfern – auch nicht für eine gute Sache.

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

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Es kam am vergangenen Donnerstag wie erwartet. Nein, eigentlich kam es noch schlimmer. Denn nachdem der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj seine Ansprache an die Abgeordneten des deutschen Bundestages gehalten hatte, passiert – nichts. Man ging zur Tagesordnung über. Ein epochales Versäumnis.

Zumal Selenskyi gegenüber dem deutschen Bundestag deutliche Kritik am Handeln der Bundesregierung geübt hatte, garniert mit mehr oder minder subtilen Vorwürfen. Grund genug also für eine Debatte. Und die Gelegenheit, Selenskyj selbstbewusst zu antworten. Man hat sie nicht genutzt.

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Dominik Roth | Sa., 19. März 2022 - 09:16

Viele Menschen würden lieber stehend sterben als knieend leben, und wenn dem nicht so wäre würde keiner von uns hier in Europa in Freiheit leben.

Der Heldentod ist wieder angesagt bei solchen gruseligen Diktatoren wie Putin!
" ... Menschen würden lieber stehend sterben als knieend leben!"
Pazifismus ist gut gemeint, aber manchmal das Gegenteil von gut. Sollen sich die Ukrainer ermorden lassen für den "guten Zweck"?
Nein, Herr Grau, hier bin ich anderer Meinung! Kommunisten waren und sind menschenverachtende Impedsrialiste3n, die keine Gnade kennen. Die kennen nur eine Sprache.: entschieden Grenzen setzen. Wenn es nicht anders geht, dann eben mit Waffengewalt. Eine freiheitliche Demokratie muss wehrhaft sein!

Genau das ist es, was mir beim Lesen des Artikels durch den Kopf ging. Herr Grau argumentiert ja jetzt zum wiederholten Make indieselbe Richtung. Das macht das Ganze deswegen immer noch nicht zur Wahrheit. Ich würde ebenso wenig als Knecht unter Putin leben wollen.

Ihrem Hinweis auf WK II sprechen Sie etwas an, was eben in den Köpfen vieler Russen viel präsenter ist (da bin ich mir sicher) als in unseren.
Es waren v.a.10 Mio russische Soldaten, die „stehend“ starben, um Hitler zu besiegen (obwohl deren Regime gewiss kein „freiheitliches“ war).
Hätte Stalin Ende 41 kapituliert (was fast geschehen wäre), dann kann ich mir schwer vorstellen, dass die West – Allierten in einen Einfronten - Krieg gg die hoch gerüstete Wehrmacht gegangen wären. Aber das ist alles Spekulation.
Fakt ist, dass Russlands Rolle in der Welt spätestens seit 1991 – auch wenn seine Wirtschaftskraft dagegen sprach – vom Westen kontinuierlich abgewertet wurde. Und ich befürchte, wir erleben jetzt das Ergebnis hiervon.
Ja, es mag widerlich und als ein Aufgeben vieler Prinzipien wirken, jetzt auf Russland zuzugehen. Es wäre aber der beste Weg, v.a. langfristig gesehen.
Auch für die Ukraine.
Sonst drohen bald ganz andere Dinge.

Das bewegt sich jetzt auf dem Niveau von "wenn es Dir hier nicht passt geh doch nach drüben" zu Zeiten an denen die DDR noch existierte.

…. sagt man auch.
Das können Sie für sich so entscheiden und versuchen andere zu überzeugen es Ihnen gleich zu tun.
Aber sie dürfen andere nicht dazu drängen oder sogar zwingen ihr Leben für ihre Idee zu geben. Dann wären auch Sie ein Putin.
Würden Sie sich einer Räuberbande erwehren die ihre Familie und Haus überfällt, die am Ende doch mit den Wertsachen abzieht? Zwar haben sie sich tapfer verteidigt, ein oder zwei Räuber erledigt, aber die meisten Familienmitglieder sind tot und das Haus zerstört. Wollen Sie das?

Ich kann Ihnen, Herr Roth, nur zustimmen. Was wird aus den Menschen in der Ukraine, die mit Putin nicht einverstanden sind, wenn sie aufgeben? Landen sie in Lagern oder werden getötet? Bei welcher Entscheidung sind langfristig mehr Opfer zu erwarten? Will Herr Grau, den ich sehr schätze, in Hunger, Armut und Unfreiheit sein Leben fristen, weil ein Despot es will? Was, wenn der neue Herr zum Kampf gegen den nächsten Despoten auffordert, kämpfe oder sterbe gleich? Ist von einem Despoten Menschlichkeit zu erwarten, wenn der Gegner aufgibt oder erntet man nicht Verachtung, wenn man schwach ist? Hätten wir den Nato-Doppelbeschluss nicht gehabt, wären wir vielleicht schon damals russische Teilrepublik geworden?
Krieg ist immer eine Zwickmühle. Wer einen Krieg ohne zivile Opfer führt, der verliert ihn, besonders wenn der Gegner keine Rücksicht kennt. Afghanistan ist ein Beispiel dafür. Soll die Welt zum Sklaven Chinas werden, wenn dessen Führer das will?

Die Symbolik Russlands verrät (Hammer und Sichel; Marx-Engels-Lenin etc.): Putin ist ein lupenreiner Kommunist & Imperialist. Und dazu war er KGB-Offizier & MfS-Agent: Wladimir Putin hatte bis zum Mauerfall auch einen Ausweis der Staatssicherheit der DDR. (MDR-Geschichte/Stand: 11. Dezember 2018)!
Angst frisst Freiheitsdrang? Angst JA, dem kommunistischen Gesinnungs-Terror das Feld überlassen: NEIN! Denn das Leben unter den "Zwangsbefreiern" wäre dann nur noch ein Leben auf dem Vorhof des Atomtodes: denn Leben ohne Rückgrat ... , ständig (wie jetzt schon die Russen und Chinesen) mit gekrümmten Rücken, verschlossenem Mund und Panik vor "KGB-Stasi-Therapie" und Gehirnwäsche dahin zu vegetieren, ist kein Leben! Das haben jetzt zum Glück auch SPD und Grüne verstanden. Die SED-Erben brauchen wohl noch einige Zeit, bis sie kapieren: auch sie werden auf ihr "schönes Leben" in der bösen freien-sozialen Marktwirtschaft verzichten müsse, denn:
Es wird nix mit dem Welt-Kommunismus!

Robert Hausdorf | Sa., 19. März 2022 - 09:25

bedeutet das nur, sich durch Diktatoren und Machtpolitiker erpreßbar zu machen. Momentan reiten wir natürlich auf fremdem Hintern durchs Feuer. Schon deshalb sollten wir mit heroischen Sprüchen sehr vorsichtig sein. Aber wenn die Putins der Welt sich durchsetzen, dann schreibt auch keiner mehr schlaue Kolumnen.

Tomas Poth | Sa., 19. März 2022 - 15:11

Antwort auf von Robert Hausdorf

… bedeutet es, daß man abschreckend so wehrhaft sein muß, daß keiner wagt anzugreifen.
Die Ukraine ist es nicht und Deutschland auch nicht.
Deutschland braucht seegestützte Kernwaffen, den atomaren Knüppel, nur der überzeugt und hält Angreifer ab.
So ist nun leider mal die Logik.

Urban Will | Sa., 19. März 2022 - 09:41

was – ob hier im Forum oder anderswo – viele schon seit Beginn des Krieges sagen. Seit diesem widerlichen Einmarsch Putins schreibe nicht nur ich mir hier die Finger wund und wundere mich, wie „Fachleute“ welcher Couleur auch immer einerseits die Fortsetzung dieses Krieges direkt oder indirekt fordern und befeuern und andererseits all das Elend beklagen.
Offensichtlich gibt es auf dieser Welt keinen „Realpolitiker“ mehr mit Einfluss.
Es herrscht eine erschreckende Infantilität angesichts der Realitäten.
„Noch mehr Sanktionen!“ schreit es durch den – noch – im warmen Sessel sitzenden Westen. Schwachsinn in mehrfacher Hinsicht. Wer Putin jetzt isoliert und Russland wirtschaftlich zerstört, zerstört große Teile anderer Wirtschaften mit, versammelt das russische Volk hinter Putin oder einen ihm dann folgenden, gewiss ebenso „lupenreinen“ Demokraten
Und, wie Sie schreiben, verlängert den Krieg mit all den Folgen. Die Ukraine kann nur verlieren.
Zeit, die -traurigen- Realitäten anzuerkennen.

für das "Wohl" der Ukrainer schreien, würden selbst ihr Leben oder das ihrer Kinder in einem Krieg niemals riskieren - davon bin ich überzeugt.

Wenn der deutsche Kanzler den Ukrainern wirklich hätte helfen wollen, dann wäre seine Antwort auf die Rede von Selenski etwa diese gewesen:
"Wir begreifen, in welch schlimmer Lage Sie sich befinden u. daß Sie sich mit großer Tapferkeit gegen den Aggressor verteidigen. Aber wir teilen die Absolutheit Ihrer Forderungen nicht. Realismus u. Vernunft sind angesagt!
Wir stehen Ihnen zur Seite, indem wir Ihre Flüchtlinge aufnehmen u. in großer Menge Lebensmittel u. Gebrauchsartikel in Ihr Land u. Ihre Nachbarländer bringen.
SIE HABEN ES IN DER HAND, DIESEN KRIEG ZU BEENDEN!
Stellen Sie im eigenen Interesse u. dem aller Völker Europas die Kampfhandlungen ein u. bitten Sie um Friedensvermittung statt um Waffen. Setzen Sie alles daran, den chinesischen Präsidenten, der den größten Einfluß auf Putin ausüben kann, mit ins Boot zu holen.

Wer ein echter Freund sein will, der sagt dem Anderen auch unangnehme Wahrheiten ins Gesicht; denn letztlich kann nur die Wahrheit - so bitter sie auch sein mag - jeden retten.
So hätte z. B. die deutsche Regierung auch folgende Worte an die ukrainische
Regierung richten müssen:
1. Die Phase Ihrer neu gewonnenen Freiheit u. Unabhängigkeit von Rußland haben Sie n i c h t genutzt, um die Minderheiten in Ihrem Land (Russen und Ungarn z. B.) möglichst gerecht u. friedlich einzibinden, sondern Sie haben
die ukrainischen Nationalisten gestärkt u. zeitweise sogar die russische Sprache nicht als Landessprache anerkannt. Das entspricht nicht den Maßstäben, die wir an ein demokratisches Staatswesen anlegen.
2. Sie haben der Korruption kaum Einhalt geboten, sondern den großen Einfluß von Oligarchen, die Geschäfte vor allem mit den USA gemacht haben, gefördert. Auch das ist kein Akt vernünftigen u. demokratischen Handelns gewesen.
Erwarten Sie von uns,daß wir das nun alles außer acht lassen?

Viele Ihrer Kommentare haben mich immer überzeugt. Dieser jedoch ist erbärmlich und arrogant. Und oberlehrerhaft obendrein. Die Ukraine ist auf dem Weg in eine echte Demokratie mit Schönheitsfehlern wie die meisten anderen Demokratien auch. Ihr deshalb in diesem wahnwitzigen Angriffskrieg seitens eines wahnwitzigen Diktators die Fehler aufs Butterbrot zu schmieren, ist bestenfalls mit argumentativer Hilflosigkeit zu erklären. Hier überfällt ein brutaler Diktator ein Land, das ihm nicht in den Kram passt und tötet Tausende von Menschen und bombt das Land in Grund und Boden, weil er sich verrechnet hat. In einem solchen Fall die Fehler einer angegriffenen Demokratie aufzulisten, ist in seiner Schäbigkeit und Kleingeistigkeit kaum zu überbieten.

Enka Hein | Sa., 19. März 2022 - 09:47

...in den Redaktionsstuben.
Gut formuliert.
Und da diese Maulhelden der Redaktionsstuben überwiegend dem linksgrünen Milieu entspringen, sollen sie ihren Griffel fallen lassen und Richtung Ukraine ziehen.
Und gleichfalls die linksgrüne Politikergilde die gerne hier in D Mal wieder welche "Freiheit" auch immer verteidigen wollen.
Aber nein dazu hat man nicht die Traute.
Alles Maulhelden. Deren Arxxx soll dann der normale Soldat der BW retten, dem man gestern noch rechtes Gedankengut zugeordnet hat. Verlorener kann's nicht sein.
Und nochmal. Meine Söhne werden für diese verkommenen Politiker nicht den Kopf hinhalten. Eher greife ich im Alter noch zur Waffe. Und Richtung Osten liegt Berlin. Den Umweg gönne ich mir.
Schönes Wochenende.

Hurrikan Kathrina per TV im Satellitenbild betrachten ist eben doch ein fühlbarer Unterschied zu dem "Erlebnis" diesen zu erleiden.
Oder davon gelesen zu haben.
Oder Mikrofone in diese Richtung zu halten
Oder "in" Tasten zu tippen.
Soll auch für Kriege gelten.
Hab ich gehört.
Oder gelesen
Oder...oder...oder
Oder hat`s gar ein Moderator vorgetragen?
Nach Presselektüre?
Woher bloß kommt mein plötzlicher Zorn ?
Ich glaube ich weiß es.

Dorothee Sehrt-Irrek | Sa., 19. März 2022 - 09:52

"Lieber tot als rot".
Nicht nur weil ich gegen Krieg bin - Verteidigung ist etwas anderes - stand für mich fest, dass ich in jedem Fall lieber rot als tot wäre.
Ich war nämlich nicht wenig fasziniert von sogenanntem linken Denken und es gab die DDR, will sagen, die Menschen dort lebten, wenn auch nicht unter optimalen Bedingungen.
Wie auch immer, der Krieg der Ukrainer ist keiner, er ist Verteidigung.
Allerdings gab es den Putsch, als die "USA" dort schon Fuß gefasst hatte.
Ich konnte beim besten Willen Russland oder etwa den Ukrainern nicht raten, dort einzumarschieren bzw. Widerstand zu leisten.
Ich bin nicht überzeugt, dass die Ukrainer wirklich Selenskyis Weg gut finden.
Vielleicht würden die meisten gerne neutral bleiben und in Freundschaft zu Russland?
Vielleicht haben die Ukrainer schon deshalb Poroschenko "abgewählt", weil auch der "alternativlos" agierte?
In Selenskyi könnten sie sich getäuscht haben?
Da es jetzt keine Massen gegen Russland gibt, "stimmt" meine Einschätzung?

Karl-Heinz Weiß | Sa., 19. März 2022 - 10:00

Folgerichtige Argumentation-mit einem Haken: Putin will die totale Kapitulation, die Auslöschung dieses "Nazistaats", die Rückführung ins grossrussische Reich.

Tino Kunstmann | Sa., 19. März 2022 - 10:19

Grundsätzlich kann man dem zustimmen. Was aber, wenn die Aussichten nach der dann nicht verhinderten Invasion nicht „Party und Saufen“ sind, sonder düster uns leidvoll. Wäre das dann nicht der „Schrecken ohne Ende“ dem man lieber ein „Ende mit Schrecken“ voran gestellt hätte?

gabriele bondzio | Sa., 19. März 2022 - 10:22

die Sie bereit sind, in Kauf zu nehmen?“ ….die Frage hätte ich jetzt der „Illner-Sendung“ gar nicht erwartet.

Dafür um so mehr die Reaktion von Melnyk.

Wissen sie Herr Grau, die Guten müssen nicht nachdenken. Gut ist per se von diesem Akt befreit.

Und...
wenn ich einen bösen Nachbarn haben sollte und eigentlich vernünftig und konstruktiv die Probleme (die sich aus dem Nebeneinander ergeben) aus der Welt schaffen möchte. Werde ich mich zukünftig der Taktik befleißigen.

Ich gut...Du böse und ne Ladung Hundekacke über den Gartenzaun. Dann klapp es auch mit den „Friedensverhandlungen“...bestimmt.

Wenn aber nach jetzigen Stand, der Krieg weiter geistig und militärisch aufgerüstet wird, muss ich mir sicher keine Gedanken mehr, ...um dieses fatale Grundmuster machen.

Alles nicht mehr fassbar.

Martin Falter | Sa., 19. März 2022 - 10:32

bin ich mit Ihnen Herr Grau, fast nie einer Meinung, so auch hier.
Ihre Schlussfolgerung kann ich zwar nachvollziehen und erscheint menschlich ( Leid und Tod vermeiden wo es geht und die Waffen Strecken) aber was wäre die Konsequenz?

Jeder Angreifer der militärisch überlegen ist oder gar bloß so erscheint, würde sich alles holen und immer weiter machen.

Zudem sprechen sie der Ukraine ihr Selbstverteidigungsrecht ab.
Die Ukraine hat nur zwei Möglichkeiten, aufgeben und für sehr lange Zeit unter Besatzung dieses mörderischen System zu stehen oder zu kämpfen und zu hoffen, dass der Preis für Putin zu hoch ist.

Nach ihrer Argumentation, macht es dann schon Sinn, dass wir die Bundeswehr so abgebaut haben. Weil Verteidigen gegen Russland bringt nur mehr Leid....

Das Problem war ja gerade, das der Westen zu pazifistisch war und Putin ihn deshalb nicht ernst nimmt.

Leider hilft Pazifismus nicht gegen Typen wie Putin, denn diese leben vom Krieg und Zerstörung.

Sabine Lobenstein | Sa., 19. März 2022 - 14:23

Antwort auf von Martin Falter

Sehr geehrte Herr Falter, Sie geben hier genau die Erzählung der Mainstreammedien und grünen Politiker wieder. Aber ob das die einzige Wahrheit ist, wage ich zu bezweifeln. Denn in jedem Streit sollte man sich in sein Gegenüber hineinversetzen und versuchen die Dinge aus seiner Sicht zu betrachten. Die Nato und Europa haben der Ukraine den Mund wässrig gemacht, mit der Hoffnung auf Beitritt. Aber Russland hat einen begründeten Wunsch danach, dass die Ukraine hier als Puffer zum Westen neutral bleibt. Neutral zu sein, wie die Schweiz, Österreich, Schweden etc. ist nichts schlimmes, man muss sich halt nur aus Kriegshandlungen und Sanktionen raushalten. Hatte Russland wirklich einen Handlungsspielraum, nachdem keiner von "uns" bereit war entgegen zu kommen? Bei jedem Krieg gewinnen nur die Mächtigen, das Volk verliert immer. Diplomatie und der sachliche Verstand ist immer ein besserer Berater als Gefühle. Das Volk kniet immer, auch bei uns. Nur der Mächtige steht.

weiß nicht ob das eine "Grünen Meinung" ist, ich weiß aber das es meine Meinung ist.

Meine Realität ist, dass Russland nur mit etwa 6% seiner Außengrenzen von der Nato " eingekreist" ist.
Auch das der Wesren viel mehr Geschäfte macht statt Krieg.
Die Ukraine hat ihre Atomwaffen an Russland abgegeben und dafür Sicherheitsgarantien bekommen. Wenn die Ukraine das nicht gemacht hätte, dann würde Russland es jetzt mit einer Amtommacht zu tun haben und Russland hätte nie angegriffen.
Putin hat Vorderungen gestellt die niemand annehmen konnte.
Putin hat nicht Angst vor dem Westen als Militärmacht, sonder vor der Wirtschaftsmacht und der Demokratie.

In ihrer Realität ist es aber anscheinend möglich und berechtigt, dass jemand mit einem Angriffskrieg in 2022 sein Brudervolk überfällt.
Sie tun mir leid!

Sie sind einer der wenigen. Jetzt trauen sich die Relativierer oder Tolerierer von Putins Taten aus der Deckung. Trotzdem behalten Sie. Herr Falter, einen sachlichen und kultivierten Ton. Bei allen Meinungsverschiedenheiten sollte Respekt und sachliche Auseinandersetzung selbstverständlich sein, sonst hätte Putin auch bei uns ein bisschen gewonnen.

Tasso Rometsch | Sa., 19. März 2022 - 10:41

Sehr geehrter Herr Grau,
wenn ich Sie recht verstanden habe schlagen Sie vor, dass sich die Ukrainer kampflos einem Kriegsverbrecher namens Putin ergeben um den Krieg nicht zu verlängern. Vielleicht sollten Sie mal überlegen ob nicht der westliche Pazifismus Herrn Putin geradezu zu dieser "Sonderaktion" ermuntert hat.

Christoph Kuhlmann | Sa., 19. März 2022 - 10:46

"Waffenlieferungen verlängern nur das Leiden in der Ukraine". Ich enthalte mich jetzt jeder moralischen Bewertung und weise lediglich auf die Tatsache hin, dass die Menschenrechte und individuellen Freiheiten meistens mit der Waffe in der Hand erzwungen wurden. Von der französischen Revolution bis zum amerikanischen Befreiungskrieg, sowie jeder weiteren antikolonialen Revolution an deren Ende eine Demokratie stand. Die individuelle Freiheit gäbe es gar nicht ohne die Bereitschaft Tyrannen, Despoten und alle die ihren Befehlen folgen umzubringen. Es haben nicht alle einen Ghandi in einem Imperium, welches das in Wertkonflikte stürzt. Die meisten Despoten bringen solche Leute rechtzeitig um. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an zahlreiche nicht aufgeklärte Morde an Journalisten und Oppositionellen. Es ist richtig vorsichtig zu sein um einen 3. WK zu verhindern, aber es ist absolut falsch die Menschen in der Ukraine nicht mit Waffen zu versorgen solange sie um ihre Freiheit kämpfen.

nationale Mythen halten sich sehr lang.

Die Revolution in Frankreich hat doch auch den terreur unter Robespierre und Napoleons Eroberungen hervorgebracht, und im 19. Jahrhundert hat das bürgerliche Frankreich - ebenso wie das aristokratische England, die frommen Niederlande und das kaiserliche Deutschland - sein Kolonialreich aufgebaut. Die Revolte der Plantagenbesitzer in den USA am Ende des 18. Jahrhunderts hat weder die Sklaverei abgeschafft noch die Ureinwohner des Landes vor der Ausrottung bewahrt. Und die sozialistische Weltrevolution in Russland - was rechtfertigt die Millionen Tote? Kann man seitdem ignorieren, dass der Weg vom Freiheitskämpfer zum Gewaltherrscher immer sehr kurz ist?

Diese nüchterne Überlegung schließt natürlich nicht aus, dass man zum Einsatz von Gewalt gezwungen sein kann. Aber sie schließt aus, dass man allzu schnell Vorsicht und Zurückhaltung fahren lässt, vor allem dann, wenn man ohne ausreichende Vorbereitung in einen aussichtslosen Kampf gelockt wird.

Jan Kreppel | Sa., 19. März 2022 - 11:04

Lieber Herr Grau, ich glaube, Sie haben die Sache nicht ganz zu Ende gedacht, ebenso wenig wie Herr Precht. Bei ihm wundert es mich nicht - bei Ihnen schon. Hätte die Ukraine sich sofort ergeben, sie wäre jetzt bereits ein Vasallenstaat ohne jede Ausicht auf Selbstbestimmung. Nach drei Wochen Kampf sieht die Sache bereits ganz anders aus. Es gibt für die Ukraine jetzt eine konkrete Perspektive ein unabhängiger Staat zu bleiben, auch wenn Kompromisse gemacht werden müssen. Auch für Russland ist es wichtig, diesen entschlossenen Widerstand zu spüren, nur so hat es die Möglichkeit zur Selbstkorrektur. Letztendlich gibt es auch für Millionen Geflüchteter nur dann eine Perspektive zur Rückkehr, wenn die Ukraine insgesamt eine Perspektive hat. Für den Terror gegen die Zivilbevölkerung ist dagegen ausschließlich Herr Putin verantwortlich. Ihre Schlussfolgerung, Opfer seien in jedem Fall zu vermeiden, beruht auf der Annahme, jeder Widerstand sei von vorneherein sinnlos. Das ist falsch.

Helmut Bachmann | Sa., 19. März 2022 - 11:05

keinen Krieg führen, den man nicht gewinnen kann. Das ist die eine Frage: kann die Ukraine etwas gewinnen? Die andere heißt: was erwartet mich, wenn ich nicht kämpfe? Früher hieß es: „ Lieber rot als tot“, oder eben „lieber tot als rot“. Für mich damals wie heute gilt die zweite Variante.

Michael Klein | Sa., 19. März 2022 - 11:06

Moralphilosophische Überlegungen in der bundesrepublikanischen Wohlfühlblase sind ja schön und gut, aber welche Alternative steht denn den Ukrainern als realen Opfern eines verbrecherischen Angriffskrieges zur Verfügung? Sich kampflos ergeben um uns nicht die unangenehme Tatsache vor Augen zu führen, dass das Ende des Kalten Krieges eben nicht das Ende der Geschichte war? Es geht hier nicht um das Heraufbeschwören eines abstrakten Heldentums, sondern die konkreten Auswirkungen eines realen Kriegsgeschehens. Dadurch, dass dieser Krieg quasi vor unserer Haustür stattfindet, sieht sich natürlich jeder von uns vor die unangenehme Frage gestellt: Was würde ich tun?
Wollen wir inständig hoffen, dass wir darauf keine konkrete Antwort finden müssen. Dann landen alle philosophischen Überlegungen schnell in der Tonne.

Rainer Köthe | Sa., 19. März 2022 - 11:07

Pazifismus ist als Idee ganz gut, bisweilen aber kebensgefährlich. Nämlich wenn man es mit Typen wie Putin oder Hitler zu tun hat. Hätte sich England 1940 für die Annahme von Hitlers vergifteten Friedensangeboten entschieden, würden wir heute in einer düsteren Gestapo-Welt leben. Nur Churchill hat uns davor bewahrt, indem er zum Kämpfen aufgerufen hat, gegen erheblichen Widerstand von Chamberlain und Halifax und trotz vieler Nazi-Bewunderer im Land,zu denen ja sogar König Edward VIII. zählte.

hermann klein | Sa., 19. März 2022 - 11:59

Ich frage mich, hätte Putin die Ukraine ebenfalls überfallen, wenn unsere universellen Wächter der grünen bestimmten politischen Korrektheit nicht den Pazifismus gehuldigt, die Wehrplicht abgeschafft, unsere militärische Sicherheit den Amerikaner abgetreten, Verteidigungsetat von 2 % vom BIP eingehalten, die Akzepttanz der Soldaten gefördert (u. nicht öffentlich als Fremdkörper beschimpft), Nukleartechnik u. Kohlekraftwerke nicht vernichtet hätten?
Die Soldaten klagen über mangelnde Akzeptanz und Solidarität der Menschen, zu deren Schutz sie sich verpflichtet haben.
Man ziehe die Uniform außerhalb der Kaserne lieber aus, weil man keine Lust habe, in der Bahn angepöbelt zu werden.
Das wird sich in Anbetracht der Zeitenwende hoffentlich ändern.

Enka Hein | Sa., 19. März 2022 - 18:38

Antwort auf von hermann klein

...gehören auch Polizisten, die u.a. in HH G20 von linken Faschisten, manche nennen sie verharmlosend, Antifa auch mal gerne nach dem Leben trachten.
Habe im Bekanntenkreis einen BP der lieber in der Bahn bezahlt als mit Uniform kostenlos. Das ist unsere "Freiheit" und "Toleranz" von den linken gerne tagtäglich beschrieen.
Der eine kann mit D bzw. Patriotismus nix anfangen und muss kotzen. Klatscht aber bei Selinsky.
Die andere läuft vor einem Banner wo "D verrecke" drauf steht.
Und für sowas sollen Soldaten oder sonstwer den Kopf hinhalten? Diese linksgrünen werden ihre Kinder und Familienangehörige früh genug in Sicherheit bringen.
Für eine solche Mischpoke rühre ich keinen Finger.
Und diese Typen werden sich locker danach mit dem Feind einigen und ihren eigenen Arxxx retten.
Unter Helmut Schmidt hätte ich anders geantwortet.
Aber der stand ja bei v.d.L. auch auf der schwarzen Liste.
Ich helfe mit Spenden, aber wer meint für irgendwenn zu frieren oder zu sterben, Bitte.
Ich nicht!

Karl Kuhn | Sa., 19. März 2022 - 12:04

Alan Posener schreibt über Precht in der Welt: "Womit wir bei Richard David Precht wären, der die unheimliche Begabung besitzt, die Stimmung des deutschen Michels – oder Ohnemichels – zu erspüren und ihm seine Stimmung als Philosophie zu verkaufen."
Herr Grau, wollen Sie Precht auf diesem lukrativen Geschäftsfeld jetzt Konkurrenz machen?
Den Rest haben Herr Kuhlmann und Herr Falter schon treffend formuliert.

Arne Zinner | Sa., 19. März 2022 - 12:44

haben sich leider sehr selten durchgesetzt, Herr Grau! Tonangebend sind allemal die schlichten Massen und es liegt sicher nicht an Herrn Stoltenberg, daß sein Verein noch nicht eingegriffen hat..

Wolfgang Reuter | Sa., 19. März 2022 - 13:07

Folgt man der Logik dieses Kommentars war nicht De Gaulle der Held, sondern Marschall Pétain. Nach dieser Logik war jeder Widerstand gegen Hitler nur sinnloses Vergeuden von Menschenleben. Wer sein Leben opfert für die Freiheit seines Landes ist in meinen Augen ein Held. Der Kommentar ist den tapferen ukrainischen Kämpfern gegenüber schäbig. Was ist los mit dem Cicero?

Wolfram Fischer | Sa., 19. März 2022 - 13:07

So sehr ich Ihre, Herr Grau, Kommentare sonst schätze und sogar in diesem hier die Sicht auf Gesinnungs- vs. Verantwortungsethik - welche letztere leider allenthalben auf Kosten vernunftbasierten Handelns so völlig aus der Mode gekommen ist (Hauptsache fühlt sich (jetzt) gut an) - positiv anmerken möchte, ist dieser Kommentar vom Kern her völlig deplatziert!

Über Jahrzehte hinweg haben wir mit unseren Gaseinkäufen russische Kassen vollgestopft, mit denen DIE Waffen finanziert wurden, mit denen jetzt die Ukraine vermutlich totgeprügelt wird. Da waren wir getreu dem Motto "Erst das Fressen, dann die Moral" WEDER gesinnungs- NOCH verantwortungsethisch unterwegs, sondern bequem, warm und behaglich gebettet OHNE jegliche Verantwortlichkeits-Ambitionen. Und jetzt, wenn's knallt , dank unser aller Gaskauf-Mithilfe ganz fein einen Schritt zurück und den großen Verantwortungsträger geben wollen? So billig können wir uns da nicht rausstehlen und dabei sogar noch gut fühlen und "Haltung zeigen"!

Gerhard Fiedler | Sa., 19. März 2022 - 13:28

Großartig Ihr Beitrag, lieber Herr Grau! "Ja auch dich haben sie schon genauso belogen.... , Soldat, gingst du gläubig und gern in den Tod?" So beklagt R. May den sinnlosen Heldentod. Doch Selensky darf weiter zu diesem auffordern und unwiderssprochen und ohne Protest im Bundestag um Waffen bitten. Lieber Herr Selensky, wir Deutschen haben in Stalingrad dazugelernt! Hören Sie doch biitte damit auf, ihr Volk beim sinnlosen Widerstand zu verheizen! Was soll`s mit der Ehre? Gönnen Sie dem Gegner doch den Sieg, auch wenn es bitter ist. Es rettet Menschenleben und verhindert die weitere Zerstörung Ihres Landes. Und ich sage es immer wieder an die Adresse des Westens, wer auch immer es mit seiner Kompetenz unterlässt, die Nato-Osterweiterung nicht endlich klar und deutlich aufzugeben, macht sich mitschuldig am Tod vieler Menschen und Soldaten. Was sich danach zum Wohle der Ukraine machen lässt, weiß doch heute niemand? Worauf warten wir noch und wo sind die "feigen" Friedensstifter?

Milena Najdanovic-Rosenfeld | Sa., 19. März 2022 - 13:34

Freiheit und Demokratie sind mit Waffengewalt durchgesetzt worden? Der Westen ist pazifistisch?
Was Putin wollte, hat er jahrelang dem Westen geduldig und öffentlich erklärt und dafür Spott und Verachtung geerntet. War seine Forderung nach Distanz zur NATO nicht legitim, nachdem die NATO eine russische Mitgliedschaft abgelehnt hat? Schließlich hat Kiew sich sogar geweigert, das Minsker Protokoll auszuführen, während USA und NATO mit allen Mitteln versucht haben, auch Russland zu destabilisieren und nach Möglichkeit genauso wie Jugoslawien zu demontieren.
Demokratie und Freiheit? Was sind die wert, wenn wir trotzdem keine andere Form der Auseinandersetzung finden als Gewalt in welcher Form auch immer? Druck erzeugt Gegendruck.
Der Westen ist pazifistisch? Habe ich auf einem anderen Stern gelebt oder wer hat in Vietnam, Afghanistan, dem Nahen Osten und dem Balkan gekämpft? Haben diese Länder den Westen angegriffen? Spontane Bürgerkriege? Dass ich nicht lache!

Der Westen lügt sich gerne in die eigene Tasche. Immer die Guten die immer wissen was für andere Völker gut ist. Gerade sind wir in aller Glorie aus Afghanistan abgezogen schwuppdich muss uns Herr Selenskiy erklären, dass wir doch bitteschön unsere Freiheit an der russischen Grenze verteidigen müssen. Warum nicht im Jemen da verrecken auch täglich Kinder ach ja die werden ja von den Guten bombardiert. Drohnenmorde sind auch Verbrechen gegen die Menschlichkeit dafür bekommt man in der guten alten Welt den Friedensnobelpreis. Das Ukrainische Desaster wurde sehenden Auges angerichtet und man sollte schauen, dass man alle Hebel in Bewegung setzt um das Blutbergießen zu beenden. Und dieses Heldengeschwurbel von den ukrainischen Vertretern erinnert mich eher an Endkampfparolen im 2. Weltkrieg. Wenn die Ukrainer (ich denke auch nicht alle) meinen diesen Heldenhaften Kampf führen zu müssen bitte sehr aber hört auf die EU/Nato und uns in moralische Geiselhaft zu nehmen.

Ernst-Günther Konrad | Sa., 19. März 2022 - 13:35

im ersten Moment bin ich geneigt gewesen lieber Herr Grau, sofort und gleich zu kommentieren, das Sie mit allem recht haben. Bei weiterem Nachdenken und vor allem beim Lesen des Kommentars von Herrn Falter wurde mir klar, so einfach ist das eben alles nicht. Mir fiel das alte Sprichwort ein: " Es kann der frömmste nicht im frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt." Der Ukraine steht das recht der Verteidigung zu, dass ist für mich unbestritten. Wer sich gegen einen Krieg wehrt, muss natürlich eigene Verluste jeder Art in Kauf nehmen, auch wenn man selbst diesen Krieg nicht angefangen hat. Hat der Krieg nicht schon 2013/2014 damit begonnen als die USA einen Putsch in der Ukraine mitiniziierte? War danach nicht längst nur Kriegsruhe, aber kein Kriegsende? Für mich sind Waffenlieferungen eine indirekte Teilnahme und deshalb lehne ich es ab. Es ist und bleibt die Entscheidung der Ukrainer, ob und wie lange sie Widerstand leisten, da steht es uns nicht zu darüber zu richten.

Paul Hulot | Sa., 19. März 2022 - 14:13

"Wenn der Bundestag am Donnerstag wirklich Mut gehabt hätte, hätte er die sofortige Einstellung der Kampfhandlungen gefordert – von beiden Seiten" das ist meiner Meinung nach Gesinnungsethik, da man dies zwar fordern kann es aber es vollkommen unrealistisch ist dass beide Seiten die Kampfhandlungen einfach so gleichzeitig aussetzen. Die Forderungen des Herrn Grau sind für mich auch nur nachvollziehbar wenn man davon ausgeht , dass die Ukraine nichts erreichen wird, der Kampf also vollkommen sinnlos ist, dies ist aber nicht so., man kann bereits jetzt ausschließen das Russland seine Maximalziele erreichen wird. Was soll den auch die Quintessenz einer splchen "pazifistischen" Ausrichtung sein? jedem militärischen Konflikt ausweichen bei dem Opfer drohen? Dann herrschen die Putins dieser Welt.

W.D. Hohe | Sa., 19. März 2022 - 14:42

Dies moralisch vorgetragene, an bezugs-, geistlosig- & Rücksichtslosigkeit nicht überbietbare Frage kann nur in einem >Deutschen< Plauderstudio gestellt werden.
" Gibt es für Ihr Land eine Grenze an zivilen Opfern, die Sie bereit sind, in Kauf zu nehmen?"
Was für eine polemisch verlogene, hinterhältige Frage.
Als wäre der Botschafter des überfallenen!! Landes persönlich für Leid und Tod seiner Mitbürger verantwortlich.
Und Sie, Herr Grau, rühmen diesen Frager ausdrücklich als "...immerhin Moderator". Päpste & Moderatoren grundsätzlich von jedwedem Wortsinn befreit ?
Ich wäre aufgestanden und hätte vor diesem Frager ausgespuckt. Mich bei der Gastgeberin für deren Gästeliste bedankt.
Schlimmste Verwüstungen, zerissene, zerstörte Familien. Mord, Totschlag an Frauen, Kindern, Männern.
Und Sie stellen explizit sich hinter diese Frage!
Defensivwaffen liefernde Nationen = "In Kauf nehmende Zivilistentöter."
Kapitulationsanfrage " Wo ist Eure zivile Leichengrenze?
Bin konsterniert.

Gerhard Schwedes | Sa., 19. März 2022 - 15:10

Als Philosoph kennen Sie, lieber Herr Grau, zumindest in groben Zügen natürlich auch Max Stirner mit seinem Werk "Der Einzige und sein Eigentum". Wenn man sich wie Stirner auf den Standpunkt stellt, dass das Zentrum der Welt das eigene Selbst zu sein hat, dann gilt es natürlich, das eigene Leben um jeden Preis auch zu erhalten. Aber der Einzelne ist mehr als eine Insel. Als zoon politicon transzendiert er sich selber. Und so gibt es denn existenzielle Augenblicke, in denen Werte mehr sind als die Erhaltung des eigenen Lebens. Stellen Sie sich einmal vor, die Widerstandskämpfer vor Freislers Volksgerichtshof hätten Ihren Artikel zu Gesicht bekommen! Wer hätte sich dabei zu schämen gehabt? Sie oder etwa ein Joseph Wirmer, der nach einem geglückten Staatsstreich Justizminister geworden wäre? Freisler zu Wirmer: "Schon morgen werden Sie in der Hölle sein!" Wirmer, das sichere Todesurteil vor Augen: "Es wird mir ein Vergnügen sein, Herr Präsident, Ihnen dort schon bald zu begegnen."

Allerdings durch alliierte Bomber, nicht durch deutschen Widerstand. Gestorben sind für uns andere.

Ein ausgezeichneter Kommentar, Herr Schwedes!

Dennoch, Herr Grau hat vielleicht Unrecht, obwohl er dankenswerter Weise die alles entscheidene Frage aufgeworfen und auf den Punkt gebracht hat. Der Widerstand der Ukraine hat Russland bzw. Putin in eine sehr schwierige Lage gebracht. Putin geht als Kriegsverbrecher daraus hervor. Noch kann er sich in Russland feiern lassen, aber irgendwann steht er wie Chauchescu vor einer wütenden Masse. Sein Propagandaauftritt gestern wurde schon unterbrochen, wahrscheinlich ein technischer Fehler, oder auch nicht?

ps. Der Ersatzmoderator der Labersendung kann froh sein, vom Botschafter keine Ohrfeige bekommen zu haben.

Gerhard Fiedler | Sa., 19. März 2022 - 16:30

Wohl kaum dazugelernt, wenn ich an die vielen Gegenstimmen zum Beitrag von Herrn Grau denke. Bin schon erschüttert. Alles wieder wie 1914 und 1939? Fehlt vielen die Erfahrung eines Krieges? Mir fehlt sie nicht, habe sie 1944/45 gemacht und auch beim Aufstand 17.Juni in der DDR. Nun gut, ein jeder muss halt seine eigenen Erfahrungen machen, leider immer auch auf Kosten anderer. "Der Ukraine steht das Recht der Verteidigung zu" schreiben Sie, Herr Konrad. Im Prinzip schon. Doch wer sind die Ukraine und wollen wirklich alle kämpfen und den Tod ihrer Lieben gegen die Freiheit ihres Landes tauschen?
Und nun zu Ihnen Herr Köthe: Putin ist kein Hitler, nicht einmal ein Bush-junior. Ihm geht es um Sicherheit und Respekt gegenüber Russland, um ein "Bis hier her und nicht weiter", nicht primär um Landgewinn. Vielleicht träumt Putin von der Wiederherstellung der Sowjetunion mit einer Ukrainischen SSR.

Philip Schiwek | Sa., 19. März 2022 - 18:38

Antwort auf von Gerhard Fiedler

Also nach Ihrer Meinung hätten man Hitler 1939 aufhalten können., wenn alle anderen Staaten pazifistisch geblieben wären? Ich denke das Gegenteil ist der Fall.

Carola Schommer | Sa., 19. März 2022 - 16:45

einen Sieg bzw. ein Aufhalten der russischen Truppen als realistisch ausmalt, wird nicht aufgehört zu kämpfen. Vermutlich gehen Sie davon aus, dass früher oder später Putin die Ukraine erfolgreich besetzen kann. Und deshalb bedeute der Widerstand gegen russische Truppen nur ein zusätzliches Blutvergießen ohne dass das etwas am Ergebnis ändert.

Die Ukraine sieht es wahrscheinlich nicht so. Die Frage ist, wie realistisch ist diese Einschätzung. Wenn man die ganzen Erfolgsmeldungen der Ukraine hört, wieviel sie angeblich von den russischen Truppen schon unschädlich gemacht haben, kommen mir schon Zweifel, ob das tatsächlich so sein kann. Ich gehe davon aus, Putin kann noch ganz anders.

Philip Schiwek | Sa., 19. März 2022 - 17:14

„ Denn so gut kann eine Sache gar nicht sein, dass sie ein Menschenleben aufwiegt.“

Das hätte ja schon zur Folge, dass sich jeder Polizist vor einem bewaffneten Kriminellen zurück ziehen müsste. Man könnte nie die Gefahr für Leib und Leben ausschließen. Auf innerstaatlicher und zwischenstaatlicher Ebene bedeutet das, jeder der skrupellos genug ist, tödliche Gewalt einzusetzen, darf alles bestimmen. Wer sollte ihn wie aufhalten?

S. Elsen | Sa., 19. März 2022 - 17:50

Herr Grau, beim Lesen Ihres treffenden Artikels kam mir folgendes Zitat aus Salingers „Fänger im Roggen“ in den Sinn:
“The mark of the immature man is that he wants to die nobly for a cause while the mark of the mature man is that he wants to live humbly for one.”

Wolfram Fischer | Sa., 19. März 2022 - 20:47

... daß die Geschichte offensichtlich nichts lehrt.
Allen denen, die jetzt - angenehm situiert in unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung - kategorisch fordern, man müsse einfach aufgeben und die Ukraine dem Putinschen Diktatorenregime anheim fallen lassen, weil ja sonst noch mehr Menschen sterben, in's Brevier diktiert: Ohne Menschen, die höherer Ziele wegen das eigene Leben riskiert und oft genug verloren haben, wäre unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung (in der sich wohlfeil völlig risikolos dergleichen und sonst alles mögliche (und unmögliche) schreiben und sagen lässt) schlicht inexistent! Wir würden von Fürstenheeren geknechtet, von Kirchenmännern wegen Hexerei verfolgt, von göttergleichen Königen/Kaisern/Päpsten und Papisten kujoniert. Die Opfer sind Legion. Aufständische Bauern. Revolutionäre. Widerstandskämpfer. Weisse Rose. Elser. Viele davon waren ein Fanal für weitere Aufrechte. Ihnen allen größter Dank. Ich weiss nicht, ob ich diesen Mut hätte...

Dr.Andreas Oltmann | Sa., 19. März 2022 - 21:01

Es erschreckt mich zutiefst, wie viele Foristen, zumindest nach ihren Worten, hierzulande bereit sind, für Freiheit, Demokratie und Unabhängigkeit der Ukraine in den Krieg zu ziehen und ihr Leben herzugeben. Ein Sinneswandel in unserer Gesellschaft, den ich nicht verstehe. Waren doch fast alle gegen Krieg, Leid und Tod, im Irak, in Libyen, in Afghanistan, in Äthopien, in Syrien usw. Immer, weil Großmächte ihre Machtsphären ausweiten oder sichern wollten.
Ich bin der Meinung, dass wir Selensky die Grenzen seiner Macht aufzeigen müssen und uns nicht zum Erfüllungsgehilfen seiner Interessen machen lassen dürfen. Leider wird es unserer moralisierenden Politik, die genau weiß, was gut und böse ist, sehr schwer fallen, ohne Gesichtsverlust in der Realpolitik anzukommen.
Da bin ich voll auf der Seite von Herrn Grau und auch von Klaus v. Dohnany heute im NZZ-Interview. Erst denken, dann reden. Und wissen, welches das Ziel ist und wie man es erreichen kann.

Walter Bühler | So., 20. März 2022 - 11:36

Antwort auf von Dr.Andreas Oltmann

in der nächsten Zeit wird sich aus uns zornigen, alten Männern & Frauen im Cicero-Forum wohl kein Volkssturm zur Befreiung der Ukraine bilden.

Das Heldentum wird von anderen erwartet.

Viele träumen davon, dass die Bundeswehr kampffähig sei und die Bevölkerung samt Flüchtlingen schützen könne. Viele Deutsche (68%) verlassen sich darauf, dass der abgrundtief böse Teufel Putin dann doch nicht so böse sein könne, wirklich zu nuklearen Waffen zu greifen. Im nuklear gerüsteten und militärisch handlungsfähigeren Frankreich glauben das nur 19%.
(https://www.cicero.de/aussenpolitik/europaweite-umfrage-ukrainekrieg-ru…)

Unsere Politik sollte zur Wehrpflicht zurückkehren, den Zivilschutz wieder als notwendige Maßnahme begreifen und in Kooperation mit Frankreich über eine nukleare Bewaffnung nachdenken. Aber dafür besteht wenig Aussicht, solange man glaubt, militärischer Erfolg beruhe auf korrekter Gender-Speech, und Kriege müssten sich an die 30km-Zonen halten.

Clara Schwarze | Mo., 21. März 2022 - 02:10

Das Problem an dieser Sache ist eins. Es gibt in dem ganzen Ost-Komplex ein ganz fundamentales Missverständnis und das ist, dass es da um Demokratie vs. Diktatur ginge.
Was nur bedingt der Fall ist. Sondern es geht zu guten Teilen um nationale Befreiungskämpfe gegen die Moskauer Macht - mit der man eigentlich für einen 500 Jahre währende Unterdrückung abrechnen will. V.a. die polnisch-russische Feindschaft geht um viel mehr als "nur" die Sowjetzeit.
Und das ist schon einige Opfer "wert", zumal sich durch die Unterstützung der USA wirklich "einmalige" Chance bietet, Moskau "in die Knie zu zwingen"
Und die wird man nicht aufgeben, das wir immer weiter eskalieren, und wir werden immer das Problem bekommen, dass uns die Sache zu viel wird. Wir werden uns aber kaum noch Einfluss kriegen. Deutschland muss sich vermutlich eher überlegen, wann es aussteigt.

Berthold Dehn | Mo., 21. März 2022 - 13:32

Herr Grau, ich stimme voll mit ihnen überein. Es erstaunt mich, welche große Zahl an Foristen nicht knien wollen , sondern darauf brennen ins Helden-Walhall aufzusteigen. Also dann, marsch, marsch, mit wehenden Fahnen und dem Lied "Siegreich woll'n wir Russland schlagen, unsre Fahn nach Osten tragen, sterben als ein großer Held" todesmutig in den Kampf ! .... seit dem 1. Weltkrig nicht's dazu gelernt ! Wo gibt es denn auf dieser Welt noch Freiheit , vielleicht noch im wilden Sibirien oder in menschenleeren Gebieten Amerikas. Ansonsten stehen wir überall unter der Fuchtel der Finanzlobby und kaum einer merkt es noch. Wurde katholisch erzogen und haben damals so oft gekniet, dass ich dicke Hornhaut an den Knie'n hatte.

Matthias Jacob | Mo., 21. März 2022 - 18:43

Den Kolumnen von Grau stimme ich so gut wie immer zu. Diesmal nicht. Ob ein Volk sein Leben
im Krieg gegen einen Aggressor riskieren will, ist ausschließlich dessen eigene Entscheidung. Die negative Bewertung aus sicherer Entfernung hat einen faden Beigeschmack. Es kommen sogar Männer aus dem Ausland in ihre Heimat zu deren Verteidigung zurück. Die Leute wollen nicht zurück unter die russische Knute, weil sie diese noch in präziser Erinnerung haben. Das können vielleicht nur Menschen verstehen, die in vergleichbaren Systemen - wie etwa in der DDR - gelebt haben.

Uwe Lehnert | Mo., 21. März 2022 - 20:17

Herr Grau, ich dachte bisher, dass Ihnen die offene und freie Gesellschaft etwas bedeutet. Vor allem Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, Menschenrechte kennzeichnen unsere Gesellschaftsordnung. Dafür kämpfen auch die Ukrainer. Auch wenn es diesbezüglich in der Ukraine aufgrund eines Erbes aus früheren Zeiten noch erheblichen Nachholbedarf gibt. Sie, Herr Grau, würden sich offenbar kampflos jenen Kräften ausliefern, die diese Werte verhöhnen und mit Füßen treten. Wer für unsere Gesellschaftsordnung nicht bereit ist, sich einzusetzen, würdigt und verdient sie auch nicht. Logischerweise wären Sie ja dann auch dafür, beispielsweise die Bundeswehr abzuschaffen. Denn im Ernstfall würden sowohl deutsche wie gegnerische Soldaten ihr Leben einbüßen. Nein, Herr Grau, Ihre Einstellung bedeutet: Lieber Sklave als tot. Es ist Ihr gutes Recht, eine solche Einstellung zu vertreten. Ich bin überzeugt, dass Sie hier eine Minderheit vertreten, die die Folgen einer solchen Gesinnungsethik nicht reflektiert.

Werner Strauß | Di., 22. März 2022 - 11:27

Herr Grau,
jeder kann mal in seinem Urteil daneben liegen.
Ich lese oft und gerne Ihre "Grauzone"-Beiträge und in den meisten Fällen stimme ich Ihnen auch zu. Nur in diesem Fall liegen Sie mit Ihrem Urteil ganz weit daneben. Ich muss es hier gar nicht weiter ausführen, warum Sie hier daneben liegen, denn die bisherigen Foristen-Beiträge sprechen bereits Bände. Ich habe den Eindruck, Sie sind hier Opfer Ihrer eigenen philosophischen Denkschablonen. "Hypermoral" ist Ihr Lieblingsthema und in vielen Bereichen haben Sie ja auch Recht damit. Nur, das Selbstverteidigungsrecht der Ukraine hat mit Hypermoral gar nichts zu tun. Ich glaube, Sie können es einfach nicht ertragen, dass die Ampelkoalition aus aktuellem Anlass endlich mal etwas richtig macht. "Mehr Pazifismus wagen" ist in diesem Zusammenhang mit Verlaub eine völlig abwegige Phrase. Manchmal ist es besser, nichts zu schreiben, statt sich zu blamieren.