
- Wir steuern in eine epochale Wirtschaftskrise
Groß ist derzeit der Drang nach einer möglichst harten Haltung gegen Russland, die auf dessen wirtschaftliche Isolation zielt. Deutschland manövriert sich hierbei jedoch in eine gewaltige Rohstoffkrise weit jenseits von Öl und Gas, die mitten ins Herz der deutschen Wirtschaft trifft und eine Spirale aus Arbeitslosigkeit, Staatsverschuldung und Inflation befeuert. Doch wir bezwingen Putin nicht, in dem wir uns selbst die Pistole an die Stirn halten.
Deutschland ist nicht wiederzuerkennen. Das Land der Zögerer und Zauderer, der Erfinder der „German Angst“ hat seit dem russischen Angriff auf die Ukraine seine Hemmungen abgelegt: Millionen vergessen ihre Corona-Sorgen und strömen in blau-gelben Farben auf die Straßen, binnen weniger Tage werden unter dem Jubel der friedensbewegten Bevölkerung beispiellose Summen in die Aufrüstung investiert und Waffen ins Kriegsgebiet geliefert. Vielen geht das nicht weit genug: Eine Mehrheit fordert die Lieferung von Angriffswaffen und einen sofortigen Importstopp für russisches Öl und Gas (als Treppenwitz der Geschichte muss ein grüner Wirtschaftsminister hier den Schaum der FDP bremsen), immer mehr werben für einen offiziellen Kriegseintritt der Nato.
Im Schatten dieses entschlossen Engagements hingegen braut sich etwas zusammen, das medial nur in ein paar Wirtschaftsspalten aufblitzt: eine beispiellos bedrohliche Wirtschafts- und Finanzkrise. Sie beginnt mit außer Kontrolle geratenen Rohstoffpreisen, wird von dort die Schlüsselindustrien ebenso erfassen wie die Kaufkraft und schließlich die Staatsfinanzen hinwegspülen. Wer vorsichtig auf den Tsunami verweist, der sich hier aufbaut, wird im Überschwang der Solidarität schnell als „kleinlich“ und „materialistisch“ abgekanzelt. Doch wie Wirtschaftsminister Habeck am 8. März sehr treffend feststellte: Wenn uns das Geld und die Lichter ausgehen, können wir keine Sanktionen durchhalten. Wer droht, ohne die Konsequenzen tragen zu können, wird nicht mehr ernstgenommen. Und wer sich vorher gar nicht fragt, ob er eingeleitete Schritte auch durchhalten kann, ist nicht ernstzunehmen.