Basilika von Vierzehnheiligen
Eröffnungsgottesdienst der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in der Basilika von Vierzehnheiligen / dpa

Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz - „Wir haben bisher die Freiheit der Menschen stark eingeschränkt“ 

Eine kleine Revolution bahnt sich an. In Kloster Vierzehnheiligen bei Bamberg diskutieren in diesen Tagen die 69 deutschen Bischöfe und Weihbischöfe unter anderem über eine grundlegende Reform des kirchlichen Arbeitsrechts und Veränderungen der Sexualmoral. Die Kirche dürfe nicht länger die Freiheit der Menschen einschränken wollen, sagt der stellvertretende Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Osnabrücks Bischof Franz-Josef Bode. 

Autoreninfo

Volker Resing leitet das Ressort Berliner Republik bei Cicero. Er ist Spezialist für Kirchenfragen und für die Unionsparteien. Von ihm erschien im Herder-Verlag „Die Kanzlermaschine – Wie die CDU funktioniert“.

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Herr Bischof Bode, die katholische Kirche kann Mitarbeitern wegen ihrer Lebensführung kündigen. Das gilt etwa auch für verheiratete Lesben und Schwule. Das soll sich nun ändern. Warum? 

Wer für die Kirche arbeiten will, muss auch hinter den Zielen der Kirche stehen, sich mit der Kirche identifizieren. Deswegen geht es mehr um ein Lebenszeugnis und nicht so sehr um die konkrete Lebensführung. Vor allem war der Automatismus falsch, dass bestimmte Umstände direkt zur Kündigung führen konnten. Bei der großen Mehrheit der Mitarbeiter wurde dies auch schon nicht mehr angewandt. Nun wollen wir die Öffnung aber für möglichst alle. Es gab auch bei manchen eine unterschwellige Angst, wenn sie sich offenbarten. Das wollen wir beenden.  

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Christa Wallau | Do., 10. März 2022 - 16:08

Grundsatzentscheidung -
Geht sie in den westlichen Ländern den Weg der Anpassung an den Zeitgeist oder bleibt sie bei ihren tradierten Wertvorstellungen.

Man kann es auch so sagen: Wird die katholische Kirche "evangelischer" oder nähert sie sich in grundsätzlichen Fragen, vor allem der Liturgie und Moral, eher den orthodoxen Kirchen des Ostens an?
Oekumene mit beiden Richtungen ist kaum zu verwirklichen.
Während allerdings die evangelische Kirche in D
t r o t z all ihrer Modernisierung auch jedes Jahr Mitglieder verliert, ist dies bei den Orthodoxen nicht in dem Maße der Fall - weder in Rußland noch in Griechenland oder anderswo.

Ich bin davon überzeugt, daß letztlich einzig und allein eine gefestigte geistige Position das Überleben jeder Religionsgemeinschaft sichern kann, die zudem frei sein muß von enger Bindung an jegliche Politik.

Hier wäre m. E. für die deutschen kath. Bischöfe der erste Schritt zu tun: Trennung von Kirche und Staat, ein Weg in Armut u. Unabhängigkeit.

Ihre Gedanken finde ich wichtig. Ja, deutsche Katholiken sollten zur Kenntnis nehmen, dass die "evangelische Kirche t r o t z [ oder wegen] all ihrer Modernisierung.. jedes Jahr Mitglieder verliert", und dass dies "bei den Orthodoxen nicht in dem Maße der Fall [ist]- weder in Rußland noch in Griechenland oder anderswo."

Angesichts der extremen Minderheitenposition, die heutzutage Christen in Europa einnehmen, habe ich mich schon oft gefragt, warum sich katholische "Reformer" nicht einfach - mit einer gewissen zeitlichen und theologischen Verzögerung - der Reformation anschließen. Eine Wiederholung des ganzen historischen Theaters macht in meinen Augen doch gar keinen Sinn.

Und ist es nicht furchtbar (und gegen den Geist Christi), dass der orthodoxe Moskauer Patriarch mit dem neu erschaffenen Kiewer Patriarchen in wahrhaft tödlicher Feindschaft steht?

Statt die dunkle Seite vor allem der Macht in der Kirche zu beleuchten. Und dies in beiden Kirchen - rigeros.

Kirche wie Politik haben EIN PROBLEM - VERTRAUENSSCHWUND!!!!!!

Solange aber Sea-Watch eine größere Rolle spielt wie hier Lebende, die in Not gekommen sind, dann liegt in diesem Partriarchat mehr als was schief.

Das Hauptproblem liegt doch in der Art & Weise mit dem Umgang der Macht innerhalb der Kirche (wie eben auch in der Politik), ihre angebliche Aufarbeitung & ihre Verkörperung, statt sich auf das zu konzentrieren, für was Sie einstmals berufen wurde: die

Die VERKÜNDIGUNG/OFFENBARUNG der Evangelien & das lernen/ erlernen der Gläubigen des EIGENEN innerlichen Betrachtens in voller Demut & Respekt zu seiner Umwelt selbst im Kleinsten wie auch im Großen.

Ja, wie in der Politik - das Gefäß bleibt leer.

Viel reden ohne was zu sagen. Und als Sahnehäubchen oben darauf - ohne Verantwortung & Rechenschaft zu tragen.
Die neue Marotte des zweiten Jahrtausend in allen Bereichen

Joachim Kopic | Do., 10. März 2022 - 18:24

... denn die Kirchensteuer-Einnahmen schmelzen doppelt weg:
Sehr viele Kirchenaustritte (warum wohl...)
Niedergang der deutschen Wirtschaft
Muss man da am Ende an das eigenen "goldene Säckl" (nicht falsch verstehen;) ran?

Fritz Elvers | Do., 10. März 2022 - 21:36

Ich dachte erst, es wäre das Kaufhaus GUM, aber dann doch die "Basilika von Vierzehnheiligen". Und es ging, wie meistens, wieder um Sex.
Nur nicht um den zwischen Mann und Frau, egal.

Gerhard Fiedler | Do., 10. März 2022 - 21:53

Die Kirche, und nicht nur die katholische, befindet sich in einer Existenzkrise. Den Grund dafür nur in den Missbrauchsskandalen zu sehen, wäre zu kurz gesprungen. Der Glaube ist es, der ihr abhandengekommen ist. Glaubt sie denn überhaupt noch den Worten Jesu, z. B. in Coronazeiten "Wer sein Leben findet, der wird´s verlieren, und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird`s finden"? Nein, für sie sind solche Worte nur fromme Metapher! Also werden Kirchen dicht gemacht, weil man der Wissenschaft mehr glaubt als den Worten Jesu. Und ist das fundamentale "Er ist auferstanden", Urgrund christlichen Glaubens, dann auch nur im übertragenen Sinn zu verstehen? Wendet sich Kirche heute auch deshalb lieber gesellschaftlichen Fragen zu, nimmt in Funk und Fernsehen das Wort "Jesus" meist nicht mehr in den Mund und predigt lieber von der Rettung des Planeten oder der von Migranten? Hat die Kirche so überhaupt noch eine Perspektive und bereitet sie damit nicht ihren Untergang vor?

@Herr Fiedler, Sie weisen auf wichtige Fragen hin. Nur: gab es in den vergangenen Jahren eine Persönlichkeit in den christlichen Kirchen, die sich als Vorbild anbot? In der Katholischen Kirche kommt noch eines hinzu: die Rolle der Frauen. Glaubt irgend jemand, dass sich Frauen künftig weiterhin als 1B-Menschen behandeln lassen? Und keiner der deutschen Bischöfe hat den Mut, in seiner Diözese zumindest das Diakonat für die Frauen einzuführen. Beschwere sich niemand über die in Angst gründende Beharrungskraft politischer autoritärer Systeme.