Friedensdemo von Fridays for Future am 3. März auf dem Marktplatz von Tübingen / dpa

Liberalismus in Zeiten des Kriegs - Aufrüsten für die Freiheit

Während Putin einen Krieg gegen die Ukraine führt und damit auch Demokratie und Freiheit den Kampf ansagt, beschwören wir täglich unsere Werte. Doch dieses Bekenntnis ist hohl geworden. Denn der Westen hat es verlernt, seine Werte zu lieben, für sie einzustehen und zu kämpfen.

Autoreninfo

Clemens Schneider, Jahrgang 1980, ist Direktor des liberalen Thinktanks Prometheus - Das Freiheitsinstitut.

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Oligarchen, Kleptokraten, die monströse Kitschorgie am Schwarzen Meer, die uns Nawalnys Recherche-Team minutiös vor Augen geführt hat. Eine Perspektive auf Putinland zeigt uns ein heruntergewirtschaftetes und ausgeplündertes Land mit Bananenrepublik-Charme. Im Kampf um die Stimmung im Land selbst ist es auch eine schlüssige Strategie, der russischen Bevölkerung dieses Narrativ vor Augen zu führen, weil es sie und den Diktator im Kreml gleichermaßen bei der Ehre packt. Aber man sollte sich davor hüten, es für die bestimmende Realität in der jetzigen Situation zu halten. In Russland im 23. Jahr Putin ist mit Gewalt die Macht der Ideen wirksam.

Putin ist im Armageddon-Modus. Seine Taten, sein Auftreten und seine Narrative, die sich allesamt über die vergangenen 30 Jahre gut nachverfolgen lassen, sind nicht primär von dem Ziel nach persönlicher Bereicherung bestimmt. Der groteske Luxus und perverse Reichtum des modernen Zaren sind schmückendes Beiwerk, nicht Ziel oder Inhalt seines politischen Handelns.

Putins Diktatoren-Sehnsucht

Schon 1994 schwadronierte der damalige 2. Bürgermeister von St. Petersburg darüber, dass Russland einen Diktator nach dem Muster Pinochet gebrauchen könne. 2005 stellte er seine berühmt gewordene Behauptung auf, der Untergang der Sowjetunion sei die größte geopolitische Katastrophe des Jahrhunderts gewesen. Und zuletzt machte er im Sommer einen sich wissenschaftlich gebenden Aufschlag mit einem Essay, in dem er die völkische Einheit von Russen und Ukrainern beschwor.

Der zunehmende Geschichtsrevisionismus, der sich von jeder Menge Staatspomp über die Errichtung monumentaler Museumsparks bis zu einer faktischen Rehabilitierung Stalins zieht, ist viel zu konsistent, um nicht ein wirkliches Herzensanliegen des Kremlbewohners zu sein. Die Tiraden gegen „Gayropa“ und das Hofieren der orthodoxen Nationalkirche sind authentische Ausdrucksformen eines Mannes, der dem Weltbild Samuel Huntingtons und seines Anfang der 1990er Jahre herbeibeschworenen „Kampfes der Kulturen“ sicherlich weit mehr abgewinnen kann als dem egomanen Gehabe populistischer Polit-Influencer vom Schlage Trumps oder Bolsonaros. Dass Putin kaum Personenkult um sich betreiben lässt, zeigt seine Selbstkontrolle. Nicht Eitelkeit leitet diesen Mann, sondern Sendungsbewusstsein.

Und damit trifft er die westliche Welt an ihrem vielleicht verletzlichsten Punkt. Es gibt einen guten Grund dafür, dass wir das Narrativ des Bananenrepublikaners Wladimir Wladimirowitsch so gerne geschluckt haben; dass wir dachten, wir könnten ihn durch eine Mischung aus persönlichen Schmeicheleien, Übersehen von Korruption und politische Zugeständnisse zähmen. Es ist nämlich für sehr viele von uns schlichtweg nicht mehr vorstellbar, dass jemand aus aufrechtem Idealismus heraus handelt. Weder die Kommentatoren der Tagesschau noch die Schwesigs und Söders dieses Landes konnten sich hineinversetzen in die Seele eines Menschen, der tatsächlich an etwas glaubt. Weil sie selbst an nichts mehr glauben. Weil ihr Bekenntnis zu Klimaschutz oder Flüchtlingshilfe für sie eine Form der Selbstdarstellung ist, wie man sie von Instagram oder tiktok kennt – nur, dass sie dort ehrlicher auftritt. Weil sie vom Beifall leben und das Format des Bekenntnisses für sie umso peinlicher wird, je mehr Einblicke es in ihre Seele bieten könnte.

Der Westen verliert seine Seele

Putin und seine Mitstreiter haben das schon ganz gut erkannt: Der Westen ist dabei, seine Seele zu verlieren. Man hat das in den letzten Jahren beobachten können. Denn nicht nur dem Kreml und seinen Auguren ist dieses Problem aufgefallen. Insbesondere am rechten Rand des politischen Spektrums in Europa und den USA sammeln sich seit rund 20 Jahren die Kräfte, die versprechen, dem Westen seine alte Seele wiederzugeben. Diese von ihnen proklamierte alte Seele hat viel mehr gemeinsam mit der endzeitlich geprägten Weltsicht Putins als mit der tatsächlichen Realität des Westens. Deshalb ließen sich Le Pen, Salvini, Orbán und Trump so gerne in Moskau hofieren (und finanzieren).

Man kann versuchen, Putin Einhalt zu gebieten. Durch Sanktionen, Waffenlieferungen an die Ukraine (und womöglich andere bedrohte Staaten wie Georgien) und eine Ertüchtigung der Nato und ihrer Armeen. Aber auf einem entscheidenden Gebiet sind wir im Westen fast hoffnungslos unterlegen: beim Kampf der Ideen.

Wir glauben nicht mehr an das, was wir doch Tag für Tag praktizieren. Wir profitieren vom ungehinderten Austausch von Waren und Dienstleistungen, einer zunehmend globalisierten Marktwirtschaft. Wir haben in den zurückliegenden 50 Jahren einen beispiellosen Emanzipationsschub erlebt: zunächst in der Gesellschaft und dann im Gesetz. Zig Millionen von Gastarbeitern, Kriegsflüchtlingen und Menschen, die aus dem Elend ihrer Heimat entkommen wollten, haben sich in unserem Land eingefunden und stellen inzwischen ein wesentliches Rückgrat unserer ökonomischen und akademischen Erfolge. Ideale und Wirtschaftskraft des Westens haben erheblich dazu beigetragen, den Eisernen Vorhang zum Einsturz zu bringen, und sind seit Jahrzehnten Anziehungspunkt und Vorbild in allen Teilen dieser Welt. Westliche Kultur wird konsumiert von der Mongolei bis Mozambique. Technik, Wissenschaft, Wohlstand, individuelle Freiheit – überall hat die offene Gesellschaft einen beispiellosen Siegeszug vorzuweisen.

Leben im Luxus ohne Gefühle

Und wir? Wir leben in diesem Luxus – materiell und immateriell – ohne Gefühle. Wir lieben nicht unsere moderne Welt mit der Leidenschaft eines dankbaren Herzens. Bisweilen hintergehen wir auch die Grundlagen dieser Welt, wenn wir uns als Globalisierungskritiker stilisieren, während wir im bequemen Ikea-Sessel auf unserem Smartphone Instagram-Posts liken und am fair gehandelten Kaffee nuckeln. Uns schmerzt das Weglassen oder das Verwenden des Gendersterns mehr als das Leid der Menschen, die unter Tyrannis und Unfreiheit leben müssen in Belarus und Myanmar, im Iran und im Kongo, in Turkmenistan und Venezuela. Der missionarische Eifer, unsere Werte auch anderen Menschen zu vermitteln und zu ermöglichen, ist verpönt als Kulturimperialismus. Anstatt sie begeistert zu feiern, verstecken wir sie verschämt in einem komplexen rhetorischen Gebilde, das sich ganz bundespräsidial irgendwo um die Begriffe Diskursethik, Verfassungspatriotismus und Mittelweg herumwindet.

Gewiss, liberale Gesellschaften sind immer mit einem erheblichen Marketingproblem konfrontiert, denn das Ideal des Liberalismus ist ja ein Miteinander von Menschen, das entpolitisiert ist. Wo man sich nicht mehr über Gesetze und Gelder streitet, geschweige denn über Identitäten, sondern wo jeder Mensch seines eigenen Weges gehen kann mit denjenigen Menschen, die ihm behagen oder nutzen. Der Liberalismus ist im Kern ein ideologisches Abrüstungsprogramm. Und das macht ihn so verletzlich und angreifbar. Das wissen seine linken und rechten Gegner. Das weiß Putin.

Wir stehen im Krieg. Nicht nur unsere Schwestern und Brüder in der Ukraine. Und nicht erst seit Ende Februar. Seit der Zeit, als die Welt vor 30 Jahren allenthalben das Ende der Geschichte bejubelte und den Sieg von Demokratie, Marktwirtschaft und Freiheit feierte, sammeln sich die Truppen derer, die es als Bedrohung empfinden, wenn Menschen ihre eigenen Wege gehen: in den Parteizentralen in Peking, den Koranschulen in Kabul und den Militärakademien in Moskau.

Der Westen hat es verlernt, seine Werte zu lieben, für sie einzustehen und zu kämpfen. Leidenschaftslos sind wir völlig aus der Übung, was es eigentlich bedeutet, für eine Idee zu brennen. Und darum ist neben der Aufrüstung unserer militärischen Fähigkeiten die Aufrüstung unserer Ideenarsenale und unserer Wertestreitkräfte die wichtigste Aufgabe dieser Zeit.

Im Kampf der Ideen bestehen

Zu Zeiten des Kalten Krieges haben viele im Westen das recht gut beherrscht. Aber sie hatten auch Übung darin, weil die verschiedenartigen Barbareien des 20. Jahrhunderts ihnen wieder und wieder vor Augen geführt hatten, wie wertvoll das ist, wofür sie einstehen. Heute müssen wir nach Hongkong, Minsk und Kiew blicken, um zu sehen, welche Strahlkraft von der Freiheit ausgehen kann. Hier sind Menschen bereit, im Zweifel ihr eigenes Leben aufs Spiel zu setzen für die Grundpfeiler unseres einzigartigen Lebensstils hier im Westen.

Der Kampf um die Freiheit ist nicht umsonst zu haben. Hierzulande muss noch keiner sein Leben aufs Spiel setzen. Aber wir müssen anfangen, ebenso massiv Ressourcen dafür aufzubringen, wie wir es derzeit für unser Militär tun. Lebenszeit und finanzielle Mittel sind nötig, um im Kampf der Ideen bestehen zu können. Wir brauchen Idealisten, die sich, ihr Leben, ganz dieser Aufgabe widmen, und wir brauchen Menschen, die bereit sind, diesen Idealisten die nötigen Mittel zur Verfügung zu stellen.

Wir sollten einen Putin nicht unterschätzen, ebenso wenig wie einen Xi Jinping, der gerade genauestens beobachtet, was passiert, und natürlich all die vielen unauffälligeren Freiheitsfeinde, die sich zum Teil mitten unter uns finden. Wir sollten ihr Sendungsbewusstsein nicht unterschätzen und nicht ihre Opferbereitschaft.

Rüsten wir jetzt auf und machen uns bereit für den Einsatz, den der brasilianische Sklavenbefreier Joaquim Nabuco (1849-1910) beschrieb mit den Worten: „Erzieht eure Kinder, erzieht euch selbst, die Freiheit der anderen zu lieben. Denn nur so ist sichergestellt, dass eure eigene Freiheit nicht nur ein Zufallsgeschenk des Schicksals ist. Dann werdet ihr ihren Wert erkennen und den Mut finden, sie zu verteidigen.“

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Gerhard Lenz | So., 6. März 2022 - 15:09

als die Ideen eines durchgeknallten Aggressors namens Putins teilen.

Auch Hitler hatte "Ideen" - die zum Tod von Millionen von Menschen führten.

Wahrscheinlich ist es richtig, dass wir wehrhafter unsere Demokratie verteidigen müssen: Nach innen gegen Covidioten, Rechtsextremisten der AfD usw..

Nach außen geht das nur in Gemeinschaft mit anderen Demokraten. Europa als Ganzes könnte Ländern wie Russland oder China Einhalt gebieten: Wirtschaftlich und verteidigungspolitisch.

Als Idee einer freiheitlichen Demokratie ist es Putins autoritär-rückwärtsgewandtem, völkischem Traditionalismus oder Chinas moralfernem Materialismus allemal überlegen.

Ansonsten bestreite ich, dass Putin die westliche Demokratie überhaupt versteht - er will es nicht und kann es noch weniger.

Der Ex-KGB-Mann ist in einer Umgebung sozialisiert worden, in der Kampf und Stärke zählen. Für ihn ist eine auf Konsens abzielende Demokratie ein Ort von Schwäche.

Schwach ist für Putin jeder, der nicht "Sieger" ist.

Stefan Elsen | So., 6. März 2022 - 15:23

Es wird dann geradezu als Treppenwitz der Geschichte anmuten, sollte der Westlichen Wertegemeinschaft und allen voran der demokratisch legitimierten EU-Kommissionspräsidentin, der Umsturz des russischen Regierungssystems gelingen. Der Westen möchte den Regime-Change in Rußland mit allen Mitteln evozieren, denn er ist nicht willig, stets in den uns von Putin vorgehaltenen Spiegel zu blicken. Vor diesem Hintergrund ist zu befürchten, daß der Krieg solange eskaliert, bis sich das russische Volk gegen seinen Präsidenten erhebt.

Sollte der Westen am Ende obsiegen, werden wir sicher auch wieder das süffisante Lächeln unserer Kommissionspräsidentin sehen. Mission accomplished!

@Herr Elser: Wessen Terrorspur führt über Grosny. Aleppo und verschiedenen Giftanschlägen nach Kiew?
Wer nimmt das kulturell so reiche Russland durch rigorose Zensur in Geiselhaft? Und die Zensurmöglichkeiten in China wurden bereits perfektioniert.

Sabine Lehmann | So., 6. März 2022 - 16:03

Heute wurde an anderer Stelle die merkwürdige Kriegsberichterstattung in ARD und ZDF moniert. Dort wird ja irritierend abstrakt berichtet. Wer sich heute aber die Filmaufnahmen der Reporter vor Ort anschaut (z.B. von der welt), dem wird angst und bange. Sieht man die flüchtenden Menschen, daneben Raketeneinschläge, ein ganzes Leben in einem kleinen Rucksack, weinende Frauen u. verzweifelte Männer, niedergeschlagene Soldaten, alle laufen um ihr Leben, zerbombte Städte und Straßen. Es ist ein Graus und Elend.
Und die Welt? Sie schaut zu. Viel gelabert, nichts getan. Nicht mal an die Flugverbotszone trauen sie sich heran! Ukrainer versuchen mit bloßen Händen russsische Panzer aufzuhalten, Zivilisten! Und hier reicht es nur für wohlfeile Reden, mit denen sich Politiker lediglich selbst inszenieren und harmlose Demos, bei denen sich der fahnenschwenkende wohlstandsverwahrloste Mitteleuropäer ein Tränchen vor lauter Rührung über sich selbst herausquetscht! Werte? Loyalität? Hilfe? Am A.....

Reinhard Oldemeier | Mo., 7. März 2022 - 08:14

Antwort auf von Sabine Lehmann

Das eine ist die Solidarität gegen den Krieg , das Leid, die Flucht und die Zerstörung. Das andere ist eine Art Betroffenheitsrehtorik, die kontraproduktiv ist. Alles das sollte die Politik nicht machen. Helfen ja, aber nicht das Leid noch zu vergrößern. Eher Schaden abzuwenden vom eigenen Volk, als sich in einen Konflikt verstricken zu lassen, der nicht zu gewinnen ist.
Aber ich denke in dem Artikel kommt eher etwas anderes zum tragen. Die Verteidigung der Werte wird weder mit Waffen noch von Panzern verteidigt. Es ist eine innere Einstellung die man hat. Der brasilianische Sklavenbefreier Joaquim Nabuco (1849-1910) beschrieb mit den Worten: „Erzieht eure Kinder, erzieht euch selbst, die Freiheit der anderen zu lieben. Denn nur so ist sichergestellt, dass eure eigene Freiheit nicht nur ein Zufallsgeschenk des Schicksals ist. Dann werdet ihr ihren Wert erkennen und den Mut finden, sie zu verteidigen.“ Das ist ist des Pudels Kern.

hermann klein | So., 6. März 2022 - 17:07

Seit dem Überfall Putins auf die Ukraine und die damit verbundenen Sanktionen gegenüber Russland muss jeden Menschen bei uns klar sein es ist „Schluss mit Lustig“ in allen Bereichen unserer Gesellschaft.
Die Zeitenwende verursacht eine Wirtschaftskrise ohne Gleichen samt Anstieg von Armut und Hunger in der Welt auf bisher ungekannte Dimensionen.
Es wäre dringend notwendig von der Politischen Elite in Berlin darauf hinzuweisen was auf Ihnen zukommt.
Die Deutschen erwarten sogar die Garantie vom Staat auf dem gewohnten Lebensstandard. Diese umfassende Erwartungshaltung wird unseren Bürgern nur schwer ab zu gewöhnen sein.
Jedoch scheiden tut weh. Besonders, wenn man sich aus einer vergleichsweise komfortablen Herberge wie dem deutschen Sozialstaat verabschieden muss.

Hanno Woitek | So., 6. März 2022 - 17:18

Wir sind wohl nicht mehr bereit für unsere Freiheit zu kämpfen. Wir laufen lieber - wenn wir schulfrei kriegen - fröhlich die Klimakrise so hoch zu jazzen, dass es eine letzte Generation jetzt geben kann, die unbelästigt mit Lügen und Handlungen kriminelle Taten begeht. Und natürlich gehen wir auch auf die Straße für die Freiheit der Ukraine. Aber bloß nicht für sie auch kämpfen, wir wollen doch den fröhlichen Kiez.

Wolfram Fischer | So., 6. März 2022 - 19:33

Wenn man seit Jahren mit ansehen muss, wie unser Rechtsstaat mit Füßen getreten wird, musste einem auch ohne Krieg in der Ukraine schlecht und Angst und Bange werden um unsere Demokratie.
2015 ff - hunderttausendfacher Rechtsbruch - folgenlos. Ein Bundespräsident, der dem iranischen Ayatollah-Terrorregime zum 40jährigen Revolutionsjubiläum gratuliert - folgenlos. Israels Sicherheit als Staatsräson und trotzdem in der UNO mal um mal gegen Israel, der einzigen Demokratie im nahen Osten, stimmen... zusammen mit den Israel umgebende Depotenregimen - ganz normal. Muslimischer Terror gegen unsere Grundordnung - alles Einzelfälle. Wer so ein Thema benennt: Rassist, Nazi, Ausänderhasser. Das Wichtigste seit Jahren auf Wolke 7 sitzend sind Gendersch... und schönreden der tatsächlich entscheidenden Probleme für unsere Demokratie - incl. einer hoffnunslos heruntergewirtschafteten Bundeswehr, die zur Landesverteidigung nicht mehr fähig ist. Wer das erst jetzt merkt, hat zu lange geschlafen...

Stimme Ihrem Kommentar zu. Unser Rechtsstaat wir seit Jahren mit Füßen getreten. Wer eine (freie) eigene Meinung vertritt wird als rechtsradikal gebrandmarkt. Menschen, die die Demokratie nicht begriffen haben, sich aber immer äußern müssen (aber auch sie sollen die Freiheit zum dümmlichen Reden haben). Ein Bundespräsident ohne Geschichtskenntnisse. Nicht nur, daß er dem iranischen Ayatollah-Terrorregime zum 40jährigen Revolutionsjubiläum gratuliert hat, hat er jetzt auch noch in einem Glückwunschtelegrann an Frau v. Trotta die RAF-Terroristin Gudrun Ensslin eine «grosse Frau der Weltgeschichte» bezeichnet. Es ist schon eine Frechheit diese zusammen in einem Atemzug mit Hannah Arendt und Hildegard von Bingen zu nennen. Aber es ist ja bekannt:
”Immer noch haben die die Welt zur Hölle gemacht, die vorgeben, sie zum Paradies zu machen.” (Friedrich Hölderlin)

Christa Wallau | So., 6. März 2022 - 20:10

und beschrieben, Herr Schneider. Im Westen herrschen Wohlstandsdenken/-erschlaffung, kein einheitliches Wertebewußtsein, das klares Denken u. mutiges, entschiedenes Handeln erfordert.
Der christliche Galube, der mit seiner Moral bis in die Mitte des vergangenen Jahrhunderts noch in vielen Europäern fest verankert war, ist von keinem Freiheits-Idealismus abgelöst worden. Vielmehr herrscht eine große, fette und bequeme Gleichgültigkeit, die sich "Toleranz" nennt, in Wirklichkeit aber damit nichts gemein hat.
Toleranz kann nur der zeigen, der t r o t z dezidiert ausgeprägter Überzeugungen die gegenteiligen duldet.
Wem dagegen letztlich alles egal ist, wenn er nur genug zum Konsumieren hat, der ist für gar nichts kampfbereit.
Die meisten Menschen sehnen sich aber nach zündenden Ideen, für die sie sich begeistern dürfen, vor allem junge Leute. Daher bauchen wir wieder eine tragfähige Basis für gemeinsame Werte, die wir tatsächlich lieben müssen, sonst bringen wir keine Opfer dafür.

@Werte Frau Wallau, das Dilemma haben Sie gut auf den Punkt gebracht. Ich möchte noch hinzufügen, dass dieses Gefühl der bodenlosen persönlichen Ohnmacht bei mir mittlerweile regelrechte Wutausbrüche hervorruft. Wäre ich jung und fit, hätte ich mich schon auf den Weg gemacht um vor Ort irgendetwas zu helfen. Was aber bleibt so? Eine Spende, ein paar e-Mails an Entscheidungsträger, die ohnehin im großen „Rundordner“ landen und die ernüchternde Erkenntnis, dass die meisten Krisen doch immer das Schlechteste in Menschen hervorbringt. Umgekehrt wäre besser, aber für die meisten zu unbequem. Wo Konsum, TikTok und Ego den kulturellen Geist ausfüllen, ist kein Platz für echte Werte und den Mut weiter zu gehen als bis zum Ende der Schreibtischkante.

Berthold Dehn | So., 6. März 2022 - 21:13

Putin lebt in der einen irrationalen Welt, ein Großteil der westlichen Politiker und Meinungsmacher in der anderen irrationalen Welt. Da ist kein zueinanderfinden mehr möglich. Wut ist primitiv … ohnmächtige moralische Empörung ist eher einfältig … Krieg führen und befürworten ist armselig. Von aufgeigen statt totschiassen hat Hubert von Goisern vor ein paar Jahren mal in einem Lied gesungen.

Markus Michaelis | Mo., 7. März 2022 - 01:22

Der Artikel trifft einen wichtigen Punkt. Aber ob man es ganz so klar auf den Punkt bringen kann, wie in diesem Artikel bezweifle ich. Viele Menschen im Westen brennen schon für ihre Ideale - zum Teil wird gerade das wieder zum Problem, dass man so fest an diese glaubt, auch für sie brennt, dass es fast denkunmöglich scheint, dass die Welt viel bunter ist, Menschen in der Welt für alles mögliche brennen, das alles in vielen Widersprüchen zueinander steht und auch schon jedes Glaubenssystem in sich voller Widersprüche steckt.

Ein Teil des Problems scheint mir nicht zu sein, dass die Menschen an nichts mehr glauben, sondern dass sie so alternativlos an ihre Sicht und Werte glauben, dass es schwierig wird einen "vernünftigen" Weg durch eine vielfältige Welt zu finden.

Norbert Heyer | Mo., 7. März 2022 - 08:22

Alle Kommentare hier enthalten einen ganz wichtigen Kern des derzeitige Dilemmas: Wir haben über Nebenschauplätze des Protestes wie Gendern, Klima, Feminismus, Migration und Rassismus die Hauptsache aus den Augen verloren. Persönliche Freiheit muss immer und jederzeit das höchste Gut sein und hier haben wir die Axt der Vernichtung angelegt. Entscheidungen sind alternativlos, Impfen ist Pflicht, wer anders denkt ist rechts und Nazi. Wenn selbst im Gremium der Freiheit, dem demokratisch gewählten Bundestag, Ausgrenzung und Missachtung an der Tagesordnung ist - zeigen wir damit nicht den Feinden unseres freien Lebens, wo und womit sie uns treffen und vernichten können? Wir sind nur noch stark in Worten, Moralpredigten und Belehrungen von oben herab, die Grundpfeiler zum Erhalt der Freiheit haben wir nach und nach geschliffen und abgeschafft. Abschreckung nannte man das zu Zeiten des Kalten Krieges. Wir machten daraus ein Trojanisches Pferd einer wehrlosen, verweichlichten Gesellschaft.

Ernst-Günther Konrad | Mo., 7. März 2022 - 08:30

Ein Land, das sich seiner eigenen Identität berauben läßt und Werte ersetzt durch moralisierende Weltenrettung, hat keine Werte mehr. Wer anderen fehlende Werte vorwirft und selbst keine mehr vertritt ist unglaubwürdig. Wenn eines dieser widerliche Krieg aufzeigt, unter Werte will jeder etwas anderes verstehen und wird dies im Zweifel auch in seiner politischen Interessenlage so definieren, wie es ihm passt. Wir Deutschen sind unserer Identität beraubt, erfahren Zwangsbeglückung durch andere Kulturen, haben den Glauben an die eigene Religion verloren, die das kräftig beförderte und pfeifen im dunklen Wald in der Hoffnung, die Realität möge einem nicht sehen. Ja, Sie haben recht, es schreit geradezu nach Ideen. Sie sind sich auch vorhanden, bestehen aber die Moralprüfung nicht und widersprechen der Regierung. Idealisten waren auch immer Querdenker, die will man aber nicht, sind doch alles Nazis und Staatsfeinde. Und welche Idee haben wir, diesen Krieg zu beenden und Brücken zu bauen?

Heidemarie Heim | Mo., 7. März 2022 - 10:46

ist nicht umsonst zu haben! Wie wahr. Bei allen Fehlern und Einfältigkeiten oder schlicht Undankbarkeit die auch im perfekt gelebten Liberalismus zutage treten, wir haben wenigstens noch Fronten und rote Linien, die der Auseinandersetzung bedürfen. Zumal man in einer liberalen, demokratisch verfassten Gesellschaft auch noch als Individuum seine Berechtigung hat. In den mit primitiver Gewalt der Unterdrückung und mittels perfektionierter Überwachung und Bestrafung existierenden Diktaturen gilt das Individuum, seine Rechte und das seiner Nächsten auf ein freies Leben und Unversehrtheit nichts mehr. Dies gälte umso mehr für die Minderheiten und Themen, die sich bei uns in letzter Zeit das Recht herausnahmen die Meinungshoheit bestimmen zu wollen, zu canceln oder mit Narrativen zu verurteilen und auszugrenzen. Unter dem Diktat der Angst gibt es kein ausscheren aus dem in engsten Grenzen abgesteckten Kollektiv-Käfig. Doch auch ich denke bzw. dachte bisher viel zu wenig darüber nach. MfG

ingo Frank | Mo., 7. März 2022 - 18:05

Und nun die 1 Million Frage: Ab wann setzte der Prozess den ein?
Mit dem Abgang von Kohl und der ersten Regierung zwischen Sozen & Grünen, die abgesehen von der Agenda 2010, die Republik nach links rückte. In den ersten Jahre Merkel wurde versucht dies halbherzig zu korrigieren bis etwa Mitte der 1. Legislatur. Dann erkannte die Dame das es besser ist, auf der Welle des Grün Linken Zeitgeistes mit zu schwimmen mit dem Ziel der Machterhaltung. Und bei dieser Übung wurden eben die westlichen Werte auf dem Altar der Beliebigkeit = Alternativlosigkeit geopfert. Die Opposition verflüchtigte sich mehr und mehr. Die oberste Gerichtsbarkeit mutierte zum willigen Diener der Regierung. Kritische Geister wurden u. werden ausgegrenzt und schlimmstenfalls in die rechte, rechtsextreme oder gar Naziecke gestellt. Aber dafür beschäftigen wir uns mit Gendersprache u. freiwählbarem Geschlecht welches am Ende einen verschwindend kleinen Teil der Gesellschaft betrifft.
Mit freundlichen Grüßen a d E R

Walter Bühler | Mo., 7. März 2022 - 19:57

Sündenbekenntnisse sind nichts wert, wenn sie unter dem weiten Mantel des "WIR" anderen die Sünde zuschieben und sich unauffällig selbst für heilig erklären wollen.

Es stimmt: Wir (das Volk) sündigen, "weil wir nur noch im Luxus leben". Ja, man kann das präzisieren: Das Volk sündigt, weil es die Demokratie vernachlässigt, und sie aus Bequemlichkeit und Faulheit allzu sehr den "Profis" aus Politik und Medien überlässt..

Ich finde aber, dass die Mehrzahl der Sünden, die Sie aufzählen, gar nicht vom Volk, sondern von den "Profis", von der politischen Elite begangen werden, zu der auch Sie und Ihre Partei gehören. Nicht "Der Westen" hat es verlernt, seine Werte zu lieben und für sie einzustehen, nein, unsere Elite hat es verlernt!

Leidenschaftslos und talentlos, voll auf die eigene Karriere und Klientel konzentriert, ist sie völlig aus der Übung, was es eigentlich bedeutet, für eine Idee zu brennen und für sie fleißig und hartnäckig zu arbeiten.

Ohne Wahrhaftigkeit keine Absolution !

Karla Vetter | Mo., 7. März 2022 - 20:15

Nein, unsere Freiheit ist nicht zum Nulltarif zu haben. Aber wir Deutschen haben verlernt zu kämpfen. Bei uns macht man es sich lieber im Wolkenkuckucksheim gemütlich. Kämpfe gegen Imaginäres und eintreten schon sperrangelweit geöffneter Türen. Wie FFF-Protest und LGQB-Scheinprobleme. Vielleicht erinnern wir uns aber auch an 1938.Da fing es auch mit der Besetzung der Tschechoslowakei an. Leider war das aber nicht genug, wie wir wissen. Könnte jetzt ähnlich laufen. Appeasement kann tödlich sein.