Wladimir Putin bei einer Ansprache im Kreml am 21. Februar / picture alliance

Russlands Krieg gegen die Ukraine - Warum Putin uns vollkommen richtig eingeschätzt hat

Fast überall ist zu lesen, Wladimir Putin habe sich verkalkuliert, weil er nicht mit derart massiven Sanktionen gerechnet habe, und weil der Vormarsch seiner Truppen mitunter ins Stocken gerät. Aber was, wenn das Gegenteil der Fall ist und wir schon wieder auf eines seiner Täuschungsmanöver hereinfallen? Die einzig historisch erprobte Antwort auf ein ultra-aggressives Russland ist ultra-aggressive Abschreckung.

Autoreninfo

Julian Reichelt, Jahrgang 1980, war Kriegsreporter für die Bild-Zeitung und von 2017 bis Oktober 2021 deren Chefredakteur.

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In der Nacht vom 23. auf den 24. Februar brachen alle Gewissheiten zusammen, die der Westen, Europa und Deutschland vorneweg über Putins Russland mühsam aufgebaut hatten. „Der Russe kommt nicht mehr“, dieser sehnsüchtig-pazifistische Satz, auf dem all unsere verteidigungs- und geopolitischen Entscheidungen der letzten drei Jahrzehnte basieren, stand plötzlich der Realität eines russischen Angriffskrieges auf Europa gegenüber. Wladimir Putin, das mussten wir über Nacht erkennen, hat sich als Großmeister darin erwiesen, westliche Gewissheiten zu schaffen und uns in Sicherheit zu wiegen. Er hat sich dabei höchst geschickt die Sehnsüchte gesellschaftlicher Mehrheiten, die Naivität unserer Eliten und die Korrumpierbarkeit viel zu vieler höchstrangiger Einzelner (von Schröder bis Schwesig) zunutze gemacht. Man kann sagen, der einzige wahre russische Exportschlager neben Gas und Öl sind Gewissheiten, die Putin mit der Präzision und Geduld einer KGB-Operation in unsere Hauptstädte, in ganze Generationen von Politikern und Journalisten getragen hat.

Ich fürchte, Putin hat auch vorausgesehen, wie wir auf den historischen Kollaps unserer absoluten Gewissheiten reagieren würden: Indem wir uns rasant neue absolute Gewissheiten schaffen. Dabei hilft uns Putins Propaganda-Maschine, seine Kolonnen von willigen Kollaborateuren nur zu gern, denn sie wissen, dass für uns, für den Westen und die Nato nichts gefährlicher und schwächender ist, als Strategien, die auf falschen Gewissheiten, auf Täuschung beruhen. Wir haben noch immer nicht verinnerlicht, dass wir es bei Putins Machtapparat mit einem globalen Spiegelkabinett der Täuschung zu tun haben.

Putin spielt Schach nach eigenen Regeln

Ein einfacher Merksatz, den ich als Reporter in Syrien unter Putins Bomben bitter gelernt habe: Wenn Putin „Waffenstillstand“ sagt, meint er die Vorbereitung der noch blutigeren und skrupelloseren Offensive. Wenn er von „humanitären Evakuierungskorridoren“ spricht, meint er, dass er in seinem Narrativ eine ganze Stadt zum legitimen militärischen Ziel macht. Wenn er sagt, alles wird gut, wird es schlimm. Was aber nicht bedeutet, dass es gut wird, wenn er sagt, es werde schlimmer. Wer Putins Wahnwelt durchdringen will, muss vor allem hinterfragen, was Putin uns glauben machen will. Putin liebt Judo. Er wendet die Kraft, die wir aus Gewissheiten schöpfen, gegen uns selbst. Putins Spiel ist Schach, bei dem die Regeln nur für uns gelten. Seine Türme können springen, seine Läufer schlagen in gerader Linie zu.

Am häufigsten liest man derzeit, Putin habe sich wohl „verkalkuliert“, er habe „zu hoch gepokert“, er habe mit der Entschlossenheit des Westens nicht gerechnet. Das mag zutreffen. Aber für wahrscheinlicher halte ich, dass es nicht zutrifft und Putin bloß will, dass wir genau das denken, weil es uns in Sicherheit wiegt und für die entscheidenden Sekunden unaufmerksam macht. Gewiss ist nur: Es gibt keine einzige Sanktion, die Putin nicht hätte kommen sehen können. Wenn wir jeden Morgen aufwachen und uns triumphierend daran erfreuen, dass das sagenhaft tapfere Kiew noch steht, dann sollten wir immer bedenken: Kiew steht noch, weil Putin (aus uns unbekannten Gründen) entschieden hat, dass Kiew noch stehen soll. Er hat entschieden, die furchterregende Feuerkraft seines Militärs noch nicht gegen die ukrainische Hauptstadt zu entfesseln. Warum? Wir wissen es nicht. Wir wissen nur, dass Putin so entschieden hat, weil er glaubt, dass es ihm nutzt. Vielleicht, damit wir denken, er habe sich verkalkuliert?

Wir sind offenkundig nicht bereit, den Preis zu zahlen

Wenn wir auf die deutschen Sanktionen blicken, müssen wir feststellen, dass Putin uns (bisher) genau richtig eingeschätzt hat. Jeden Tag fließen aus der EU rund 600 Millionen Euro an das russische Angriffskriegs-Regime, auch um die Energieversorgung Deutschlands nicht zu gefährden. Wirtschaftsminister Robert Habeck liefert Putin alles, was der Tyrann wissen muss, wenn er sagt, man würde sonst den „sozialen Frieden in Deutschland gefährden“. Putins Annahme, wir würden eher das Leben der Ukrainer als unsere warmen Wohnungen riskieren, hat sich als vollkommen zutreffend erwiesen. Auch wenn es uns das Herz zerreiße, wie Außenministerin Annalena Baerbock sagt, auch wenn sie angekündigt hat, wir wären bereit, einen hohen wirtschaftlichen Preis im Kampf gegen Putin zu zahlen, sind wir nun offenkundig nicht bereit, einen hohen wirtschaftlichen Preis zu zahlen.

Putin lag also vollkommen richtig mit seiner Einschätzung über die Politiker, die uns bis vor vier Wochen selbstgewiss erzählt haben, Nordstream würde Deutschland natürlich nicht in die strategische Abhängigkeit führen. Putin lag richtig mit seiner Einschätzung, dass man in Deutschland eher die Ukraine untergehen lassen würde, als mit aller Kraft alle bestehenden Atomkraftwerke wieder hoch zu fahren oder weiter laufen zu lassen. Bevor die Grünen ihre Anti-Atomkraft-Ideologie fallen lassen, lassen sie eher Kiew fallen.

Wenn deutsche Medien dieser Tage Bilder von Putin analysieren und vermelden, Angst in seinem Gesicht entdeckt zu haben, vergessen sie, dass wir nur die Bilder sehen, die Putin uns zeigen will. Und wir merken daran, dass Putin vollkommen richtig lag in der Einschätzung, dass deutsche Journalisten das vergessen würden.

Der Feind residiert unter uns

Wenn die deutsche Medienlandschaft auf Putins Angriffskrieg damit reagiert, John Lennons schrecklich utopische Pazifistenhymne „Imagine“ zu spielen, in der es heißt „nothing to kill or die for“, während wir erwarten, dass Ukrainer „für unsere Freiheit“ töten und sterben, wenn deutsche Radiosender synchronisiert „Give Peace A Chance“ spielen, dann hat Putin sich nicht verkalkuliert, sondern unsere wehruntaugliche, bedingungslose Friedenssehnsucht vollkommen richtig eingeschätzt. Wenn es auf Social Media nun durchgehend heißt, dies sei ausschließlich Putins Krieg und „nicht der Krieg der Russen“, dann haben wir im Blick auf beides, unsere Geschichte und die Gegenwart vor unseren Augen, noch nicht begriffen, wozu nationalistische Ideologien imstande sind. Natürlich haben wir es mit einer feindlichen Macht, mit feindlichen Millionen, nicht bloß mit einem feindseligen Mann zu tun. Und natürlich residiert dieser Feind mit seinen Propaganda-Sendern, Social-Media-Armeen, Immobilien, Fußballvereinen, Bankkonten mitten unter uns. Putin lag richtig mit der Einschätzung, dass es freien, reichen westlichen Gesellschaften sehr schwer fällt, andere Feinde zu erkennen als den Klimawandel.

Wer davon ausgeht, dass es nichts Gefährlicheres gibt als unsere eigenen Gewissheiten, wer hinterfragt, was in unseren Hauptstädten schon wieder Konsens zu werden droht, muss sich fragen: Was, wenn Putin uns derzeit eine Falle stellt, wie er uns seit Jahren Fallen stellt? Was, wenn er nicht nur die Ukraine meint, sondern die Nato? Was, wenn Putin seit Jahren alles dafür tut, um ein nationalistisches Selbstverteidigungsnarrativ zu schaffen, in dem er gegen die Nato losschlagen kann? Was, wenn er der Überzeugung ist, dass er ohne Konsequenzen Artikel 5 auslösen kann, zum Beispiel mit einem taktischen Atomschlag gegen eine kleine deutsche Stadt, weil er weiß, dass wir nach Frieden und Verhandlungen rufen würden, nicht nach nuklearer Vergeltung?

Putins Wahnsinn ausgeliefert

Die einzig historisch erprobte Antwort auf ein ultra-aggressives Russland ist ultra-aggressive Abschreckung, militärisch, wirtschaftlich und rhetorisch. Solange wir die strategische Dynamik der Gewissheiten nicht umkehren, sind wir Putins Wahnsinn schutzlos ausgeliefert. Wir müssen Putins bisher leider berechtigte Gewissheiten zertrümmern, statt uns von ihm neue Gewissheiten wie Gift einflößen zu lassen. Wenn wir Nato-Truppen nach Osten verlegen, sollten wir nicht mehr über Kompanien, sondern über Divisionen sprechen. Wenn wir über Sanktionen gegen Putins allmächtiges Oligarchen-Umfeld sprechen, sollten wir deutlich machen, dass sie allesamt, inklusive ihrer Internatskinder, nichts mehr zu suchen haben in Europa. Es gibt einen einfachen Grund dafür, dass so viele reiche Russen in Europa leben: Sie wollen nicht in Russland leben.

Kein einziger Dollar, kein einziger Euro darf mehr nach Russland fließen, egal, welchen wirtschaftlichen Schaden es bei uns anrichtet. Kein Politiker, kein Geschäftsmann, der je Putins Geschäft in Europa erledigt hat, sollte von staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen und Sanktionen unbehelligt bleiben. Haben wir wirklich schon alle juristischen Mittel ausgeschöpft, um die Vermögen von Gerhard Schröder und seiner deutschen Gazprom-Bande einzufrieren? Haben wir allen Putin-Freunden das Leben schon so schwer wie möglich gemacht? Nein, natürlich nicht. Putin ist noch weit entfernt von der Gewissheit, dass er die größte Wirtschafts- und Militärmacht der Weltgeschichte ernsthaft fürchten muss.

Mit Putin wird es keinen Frieden mehr in Europa geben. Deswegen muss alle Politik darauf ausgerichtet sein, sein Regime abzuschrecken, zu spalten und zu zerschlagen. Die deutsche Gewissheit, Frieden könne es nur mit Putin geben, hat uns an den Rande des dritten Weltkriegs geführt.

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Karl-Heinz Weiß | So., 6. März 2022 - 08:51

Putin wird diesen Krieg, wie in Grosny und Aleppo, bis zum bitteren Ende führen. Und wie Syrien, wird er auch die östliche Ukraine entvölkern. Er hat nur einen Feind-seine angsterfüllte Umgebung. Und das ist die einzige Gewissheit.

Joachim Kopic | So., 6. März 2022 - 13:12

Antwort auf von Karl-Heinz Weiß

... aber nicht zu vergessen: Und Selenskyj wird seine eigenen(!) jungen Männer weiter opfern und am Ende ... trotzdem verlieren! Oder ist der Westen und hier speziell Deutschland wirklich so aufopfernd (...wir können das ja - seit der Griechenland-Krise und im Speziellen seit 2015), dass wir auf das Gas verzichten (der nächste Winter kommt bestimmt...) und noch viel schlimmer, das gesamte Land als Kriegsschauplatz opfern, wenn weiterhin Entscheidungen getroffen werden, über deren Tragweite man sich nicht im klaren zu sein scheint :(

Klaus Funke | So., 6. März 2022 - 09:36

Typische Kaffeesatzleserei. Was denkt Putin? Wie tickt er? Sind Sie ein Kremlastrologe? Das schreibt BILD schon seit fünfzig Jahren. Natürlich nicht über Putin. Damals rätselte man über die KPdSU-Generalsekretäre. Indes, alles Quatsch! Putin hat Angst! Angst, dass die NATO an seiner Grenze herumturnt. Und er macht auf dicke Hose, um die anderen ehemaligen Sowjetrepubliken zu disziplinieren. Er will auch dem Ami zeigen, dass er mit den USA auf Augenhöhe agieren kann. Ich denke, sein Plan wird aufgehen. Er wird die Ukraine zum Vasall machen. Koste es, was es wolle. Man darf nicht übersehen, dass die Russen viel aushalten und enorme Reserven haben. Für den Rest hilft China gegen Rohstoffe zum kleinen Preis. Wir, besonders Deutschland, machen uns indes zum Affen. Wir werden bei den Sanktionen das Nachsehen haben. Und übrigens, wenn der Spritpreis weiter steigt, wird auch der geduldige Deutsche aufmucken. Es wird insgesamt ungemütlich für die Ampelmännchen. Hoffentlich.

wäre ein positiver Begleiteffekt zu einer bösen Geschichte.
Das ist aber auch der einzige Punkt, in dem wir übereinstimmen. Statements wie das Ihre könnten glatt als Einladung zum Durchmarsch bis an den Atlantik verstanden werden. Ich hoffe, Sie gehören nicht zu den windigen Zeitgenossen, die eine russische Hegemonie für die bessere Wahl halten. Ohne etwas unterstellen zu wollen - ich kenne ja Ihre Präferenzen nicht - schildere ich kurz eine eindrucksvolle Begebenheit. Vor einigen Jahren war ich auf einer AfD-Veranstaltung. Ganz am Rande wurde ich Zeuge, wie sich zwei Teilnehmer begeistert über Ihre gemeinsame Zeit an einer Parteischule der SED austauschten. Mein erster Gedanke, entweder gehören die nicht hierher oder ich. Das gleiche hätte ich gedacht, hätten sie vom Dritten Reich geschwärmt.
Bei allen Fehlern und Defiziten unserer Demokratie - WIR haben eine. Die Ukrainer hätten sie gern. Sind sie in der Lage, daszu verstehen?

Werner Peters | So., 6. März 2022 - 09:46

Der schreibt wie sein einstiger Chef Döpfner. Ich weiß nicht, was diese Kriegs-Rhetorik mit den Atomwaffen soll ? Mein Tipp: Döpfner und Reichelt, Helm auf, und dann sofort ab an die Ukraine-Front in die erste Reihe!

A.S. | So., 6. März 2022 - 09:49

>>>Deswegen muss alle Politik darauf ausgerichtet sein, sein Regime abzuschrecken, zu spalten und zu zerschlagen<<<

Sicher doch. Und China kann sich unschwer ausrechnen, welches Land als nächstes gespalten und zerschlagen werden muss, wenn Russland "erledigt" ist.

Genau deshalb macht China mit Russland jetzt gemeinsame Sache. Putin und Xi Jinping haben nicht nur über eine neue Pipeline für ein bissel mehr Gas gesprochen im Vorfeld... Wenn wir als "Westen" Pech haben, haben wir einen Pakt zweier Länder herbeigeführt, die eher Gegner als Freunde sind.

Apropos: Welche Divisionen möchte Herr Reichelt denn in den Osten verlegen? Deutsche wohl kaum. Die 1000 Mann im Baltikum haben bei der Wehrbeauftragten Högl doch schon warme Unterwäsche reklamiert, die ihnen offenbar abgeht. Das Problem mit der Bewaffnung ist übrigens auch nicht ganz unwichtig. Abschreckung funktioniert nur mit etwas, das den Gegner auch schreckt.

Ronald Lehmann | So., 6. März 2022 - 10:00

Herr Reichelt - Chapeau - sie sind fmp. das allerbeste Beispiel, dass das Augenmerk sich immer viel zu viel ablenken lässt, sich täuschen & der Illusion sich vergibt.
Bei Ihnen hatte ich die Schere im Kopf: Bild-Zeitung & damit die Fassade & des Anspruch/Wollens. Sorry, ich bin geistig in meine eigenen Moral/ Sicht erlegen.

Ihre Sichtweise ist wie in einem Buch geschrieben, wo Europ.? zu Beginn des 19Jhd. nach RUS floß, um eine NEUE Weltordnung zu installieren. Die Revolution gelang, aber Stalin kochte seine eigene Suppe.
Und ist es bei Putin nicht ähnlich? Auch er hat seine eigenen Regeln. Ja, Genie & Wahnsinn liegen so oft beieinander(Alexander,Cäsar, Napoleon,Hitler,Xi Jinping).

Wo ich mir meine Gedanken mache ist die Tatsache:
EU+Teile USA senden Knowhow+? an CHN (& nicht nur die Pharmaind.) obwohl diese der aller größte Feind der westl. Welt - der Freiheit - sein soll!?
Hier stimmt was nicht?
Und ich hatte bei AM zu Putin immer das Bauchgefühl, die beiden sind geistig einig.

Maria Arenz | So., 6. März 2022 - 10:06

Herrn Reichelts Stimme bei Cicero zu finden. Seine Analyse Putin'schen Kalküls teile ich zu 87,3 %. Allerdings fällt seine Schlußfolgerung, was nun zu tun ist, klar unter das gestern von Herrrn Grau so treffend als Couch-Heldentum beschriebene Phänomen. Was er vorschlägt, bedeutet "Nato-Boots on the Ground" im Häuserkampf in Kiew, Mariupul und Cherkow. Wen will er denn zu diesem Schlachtfest hinschicken? Den Sohn seiner Putzfrau oder etwa seinen eigenen? Nein Herr Reichelt, wir -d.h. vorneweg Mutti-Deutschland mit seinem Weltklima-Rettungwahn, der Abschaffung auch nur des Scheins von Wehrkraft und-Wille, Hinterlassung eines Trümmerfeldes von unerledigten Aufgaben i.S. Steuern, Renten, Funktionalität der EU, Migration- haben grandiose Scheiße gebaut und müssen die Konsequenzen jetzt eben b.a.W. erdulden. Möglicherweise wachsen ja auch Herrn Putins Bäume nicht mehr lange in den Himmel und dann sind die Russen erstmal eine Weile wieder mit ihrer eigenen Misere beschäftigt.

Yvonne Stange | So., 6. März 2022 - 10:08

1000 Zeichen reichen nicht. Ihre Einschätzung liegt mehr als daneben. Wann, bitte, hat Rußland schon einmal Europa angegriffen?? Es wurde nur ständig selbst angegriffen! 27 Mio tote Russen haben wir zu verschulden! Und jetzt diese unsägliche Hetze und Unterstellungen. Ich sag Ihnen was, Herr Reichel, Putin braucht die NATO nicht anzugreifen!! West-Europa zerstört sich selbst durch Mio kulturfremde "Flüchtlinge", nein, ich meine nicht die Ukrainer, die sind nicht kulturfremd, aber MIT ihnen rücken Millionen an Afghanen, Afrikanern und Arabern hier ein, der Großteil von der weißrussischen Grenze. Ich habe Videos gesehen, wie sie mit Bussen nach D gekarrt werden und Rot-Grün kann gar nicht genug von ihnen bekommen! DAS WIRD UNS ZERSTÖREN!! Da braucht es keinen Putin, der kann nur warten und sich lachend zurücklehnen und dem Schauspiel zuzusehen!!
Und nochwas: in Syrien hat der Regimechange des "Werte-Westens" nicht geklappt, deshalb war Putin dort, auf Wunsch von Assad!

Es sind ALLE Führungspersonen Verbrecher, die einen Krieg ermöglichen, befehlen oder sogar ausrufen!

Die die ausrufen, sind in meinen Augen die Schlimmsten, das Übel aller Übel, egal welches Strickmuster oder Flagge.

In meinen Augen alle für mehrere Jahre ins Bergwerk, damit Sie lernen, Demut, Achtung & Respekt zu der Schöpfung zu zollen.

Nur der kann, sollte & darf entscheiden, der gegeben hat & erleuchtet war!

Allen alles Gute & Liebe in dieser kalten Zeit ?

Robert Hans Stein | So., 6. März 2022 - 10:12

Jedesmal, wenn mir ein Freund oder Bekannter, zumeist aus meiner Generation der 68er die benannten Bilder oder Videos postet, frage ich mich, was die in ihren ca. 70 Lebensjahren gelernt haben. Und dann fällt mir Mario Adorf in einer seiner Glanzrollen ein: Warum kratzt sich ein Rüde an den Eiern? - Weil er es KANN! Noch ein schöner und wahrer Spruch, der zeigt, Frieden ist eine schöne Sache aber nicht durch Pazifismus zu gewinnen: Si vis pacem para bellum. Pazifisten werden am Ende gekreuzigt. Der auf diesem Wege erreichbare Frieden wäre ein Siegfrieden der Gewaltherrschaft. Kramp-Karrenbauer hat das wohl ansatzweise begriffen. Andere brauchen da noch Nachhilfe für die Einsicht, dass es vielleicht Näherliegendes als das Klima zu retten gilt.

Rainer Mrochen | So., 6. März 2022 - 10:13

Tauschen wir den Namen Putin gegen die US-Präsidenten beginnend bei Bush sen. bis heute, aus, wo ist eigentlich der Unterschied? Krieg ist Krieg. Ob nun von Autokraten oder Demokraten, die als Wölfe im Schafspelz daherkommen, vom Zaun gebrochen wird.
Dieser Krieg ist ein Trauerspiel. Es gibt weder gute noch gerechte Kriege. Hätten sie mal mit solcher Inbrunst gegen die, unter Lügen, begonnen Angriffskriege des US-Imperiums angeschrieben. Aber nein wir sind ja die Guten, der Wertewesten.
Dieser Text ist eine einzige Anbiederung, unausgewogener Journalismus in Zeiten, in denen es offenbar nicht mehr um Wahrheiten, sondern um das Umsatztempo von Nachrichten geht. Der Herr versucht offenbar, journalistisch, wieder Fuss zu fassen. Da muss man natürlich auf der Seite, der nach eigner Sicht der Dinge, einzig Wahren, Guten und Edelmütigen stehen.
Diese ganze Verlogenheit ist einfach nur noch schlimm.

Klaus Funke | So., 6. März 2022 - 10:13

Typische Kaffeesatzleserei. Was denkt Putin? Wie tickt er? Sind Sie ein Kremlastrologe? Das schreibt BILD schon seit fünfzig Jahren. Natürlich nicht über Putin. Damals rätselte man über die KPdSU-Generalsekretäre. Indes, alles Quatsch! Putin hat Angst! Angst, dass die NATO an seiner Grenze herumturnt. Und er macht auf dicke Hose, um die anderen ehemaligen Sowjetrepubliken zu disziplinieren. Er will auch dem Ami zeigen, dass er mit den USA auf Augenhöhe agieren kann. Ich denke, sein Plan wird aufgehen. Er wird die Ukraine zum Vasall machen. Koste es, was es wolle. Man darf nicht übersehen, dass die Russen viel aushalten und enorme Reserven haben. Für den Rest hilft China gegen Rohstoffe zum kleinen Preis. Wir, besonders Deutschland, machen uns indes zum Affen. Wir werden bei den Sanktionen das Nachsehen haben. Und übrigens, wenn der Spritpreis weiter steigt, wird auch der geduldige Deutsche aufmucken. Es wird insgesamt ungemütlich für die Ampelmännchen. Hoffentlich.

Martin Falter | So., 6. März 2022 - 10:17

Gewalt und Drohung erst wieder lernen.

Und da haben wir in den letzten Tagen gewaltige Fortschritte gemacht.

Natürlich hat sich Putin verzockt und die Gegenmaßnahmen werden ihre Wirkung zeigen, zumindest im Volk.

Zudem wäre es nicht schlau jetzt gleich alle Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

In der Gesamtanalyse haben sie aber recht, mit Putin kann man nicht verhandeln, sondern hier muss man handeln.

Wikreuz | So., 6. März 2022 - 10:22

Der Kommentar ist völlig richtig.
Vergessen wurde die Diskrepanz zwischen der russischen Wirtschaft, die über die "Globalisierung" im 21. Jahrhundert angekommen ist und der Ideologie eines Wahnsinnigen Diktators, der In den Kategorien des 19. Jahrhundert denkt.
Für Russland ist auch ein Sieg von Putin in der Ukraine eine Niederlage

Freundlieb, Dieter | So., 6. März 2022 - 10:35

Ich glaube, eine abgewogene Antwort auf Herrn Reichelts Analyse ist ein 'Jain'.

Was er über die westlichen Einschätzungen Putins und seines Machtapparats sagt, halte ich für weitgehend richtig. Insbesondere die deutsche, über Jahrzehnte pazifistisch orientierte Naivität hat sich als gravierender Fehler erwiesen. Besonders in ihrer links-grünen und sozialdemokratischen Ausprägung. Und Putin war intelligent genug, sie für seine Zwecke auszunutzen.

Aber das zeigt keineswegs, dass Putin über eine geniale strategische Intelligenz verfügt. Wenn es hier heißt, einer der russischen Exportschlager seien "Gewissheiten, die Putin mit der Präzision und Geduld einer KGB-Operation in unsere Hauptstädte, in ganze Generationen von Politikern und Journalisten getragen hat", dann überschätzt der Autor die Intelligenz von Geheimdiensten. Ich bezweifle, dass der KGB, bei dem Putin in Dresden tätig war, ohne sich besonders hervorgetan zu haben, besser und präziser arbeitet als westliche Geheimdienste.

Hans-Jürgen König | So., 6. März 2022 - 10:40

Moderne Variante des Chicken-Game mit maximalem Einsatz. Reichelt möchte sich gerne ins Auto setzen und auf den Abgrund zufahren. Wer zuerst aussteigt, hat verloren. Das machen sonst testosterongesteuerte 18jährige. Warum nicht eine Regierung für ihr 80 Mio Volk. Das ist zwar nicht nachhaltig, aber davon muss man auch mal absehen können, wenn es der guten Sache dient.

Gerhard Lenz | So., 6. März 2022 - 10:49

Herr Reichelt kann also nicht nur anders, sondern auch besser. Respekt. Allerdings werden sich einige seiner bisherigen Anhänger, der AfD-Putin-Kumpanei bekannt, verwundert die Augen reiben. Das, was Herr Reichelt schreibt, muss sich für ihre selektive Wahrnehmung wie purer Mainstream anhören - was natürlich unentschuldbar ist.

Allerdings glaube ich, dass Herr Reichelt es ein wenig übertreibt, was Putins manipulative Fähigkeiten angeht.
Richtiger: Der Westen - wir alle - haben nicht richtig hingeschaut. Und uns an freundliche Putin-Auftritte bei seiner Machtübernahme erinnert. Heute kann man fragen? Alles nur Taktik? Putin hat oft genug seinen "kriegerischen" Charakter demonstriert - zahlreich seine Macho-Gesten, wenn es um den "privaten" Putin ging. Kaum Reaktion, wenn er die Opposition tyrannisiert hat, überall mit Nazis und Rechtsextremen (einschl. der AfD) Kontakte pflegte. In anderen Ländern zündelte. Wahlen beeinflusste. Cyberattacken befahl.

Wir haben nicht genug hingeschaut.

Hans Süßenguth-Großmann | So., 6. März 2022 - 11:46

Es gibt nur eine Welt und die ist rund. Die BILD Zeitung ist für ihre unterkomplexe Betrachtung bekannt, deswegen kennt sie nur schwarz weiß, Freund -Feind.
Wir werden uns mit Putin nur diplomatisch einigen können, denn ein Krieg, selbst wenn er darin besteht den Handel komplett zu unterbinden, wird für uns zu teuer. Außerdem hat Putin noch andere Spielfelder, z.B. Middle East auf denen er uns ärgern kann.

Reinhard Oldemeier | So., 6. März 2022 - 11:54

Julian Reichelt Boulevard Journalist und Gefahrensucher in den Konflikten dieser Welt, gibt sich als Kremel-Astrologe.
Keiner und wirklich keiner weiß was Putin denkt, manchmal weiß er das auch nicht selbst.
Alle Agressionen die Putin in letzten Jahrzehnten gemacht hat, waren eher Reaktionen auf bestimmte äußere Umstände, als von einer Strategie durchzogen. Der einzige Vorwand des Ukrainekrieg ist, dass man die Russen befreien will, ob sie es wollen oder nicht. Das ist so ähnlich wie bei Adolf Hitler und seiner Gedankenwelt mit dem Lebensraum im Osten.
Alle Kriege davor die Russland geführt hat, waren durch eine Ideologie, den Kommunismus getragen. Man hat eine Linie gesehen bei Putin sehe ich keine Linie ausser einem extremen Nationalismus.
Alle bisherigen russischen Staatsmänner waren berechenbar. Man konnte mit Ihnen reden. Putin ist es nicht. Das macht Ihn gefährlich. Daher ist das ganze Gerede in den Medien und der Poiltik kontraproduktiv. Ein vernünftiges Handeln richtig.

Kurt Walther | So., 6. März 2022 - 12:04

Aufrüttelnde starke Sätze, die uns Julian Reichelt hier im "Cicero" vorgibt. Aber sie sind notwendig. Es wurde auch höchste Zeit, endlich mehr Klartext zu reden und noch viel deutlicher zu handeln - ohne einen 3. WK anzuzetteln.
Klar ist: In die Ukraine können wir keine NATO-Truppen entsenden, auch keine Flugverbotszone einrichten. Das wäre der Beginn eines 3. WK.
Der totale weltweite Boykott Russlands ist im Moment das einzig real Machbare. Selbstverständlich ist dieser ultra-aggressiven Atommacht eine ultra-aggressive Abschreckung gegenüberzustellen. All das kostet etwas. Es gibt nun endlich einen Ruck durch die reichen, freien, westlichen Gesellschaften.
Noch scheint aber nicht Schluss damit, dass wir
"eher das Leben der Ukrainer als unsere warmen Wohnungen riskieren". Dazu gehört auch die Abkehr von der beschlossenen Energiewende. Ich befürchte aber, Julian Reichelt hat recht: "Bevor die Grünen ihre Anti-Atomkraft-Ideologie fallen lassen, lassen sie eher Kiew fallen."

Urban Will | So., 6. März 2022 - 12:42

Was kommt als nächstes? Welche Forderungen fallen Ihnen noch ein? Schröder verhaften? Alle Russen pauschal einsperren?
Wenn Sie den Krieg mit Putin führen wollen, dann fordern Sie das hier mit eindeutigen Worten.
Fordern Sie, dass die NATO mit Truppen eingreift, dass dieser Krieg, den es m.M nach gar nicht geben würde, wenn man die letzten Jahre/Jahrzehnte intelligente Politik mit Russland gemacht hätte, zum Weltkrieg ausartet.
Ich gehe davon aus, dass Sie bereits mit dem Karabiner über der Schulter gen Osten marschieren? Oder waren das alles nur Lippenbekenntnisse?
Heiße Luft? Wer lebt denn nun in einer „Wahnwelt“?

Glauben Sie wirklich allen Ernstes ,dass Russland „gegen die NATO losschlagen“ möchte?
Wann bitteschön hat Europa ein „ultra – aggressives“ Russland erlebt (Sie reden von „historisch“)?
Herr Reichelt, es sind Worte wie die Ihrigen, die Kriege anheizen.
Putin ist der Aggressor, das steht außer Frage, so wie bspw die USA es oft genug waren. Mit welchen Folgen?

wieder tief ausgeatmet.
Ich fasse es nicht, dass ich Herrn Reichelt auch nur ein bisschen zugesprochen hätte.
Wenn das Konservatimus der Bundesrepublik Deutschland ist, weiss ich wenigstens wieder ganz genau, warum ich in der SPD bin.
Ich bin allerdings auch entsetzt über Putins Handeln, das ich aber noch einer anderen Generation zurechnen kann, Herrn Reichelts evtl. "militärische Phantasien" nicht.
Herr Reichelt, nur weil Sie etwas nicht verstehen, muss die EU und am besten? mit ihr die Welt noch nicht in den Krieg ziehen.
Aber dennoch, das schlimmstenfalls als evtl. "passiv-aggressiv"zu beschreibende Verhalten der EU und der USA seit 1990, rechtfertigen keinen Krieg Russlands.
Wie schon einmal gesagt, so etwas verlässt m.E. ganz klar eine militärische Absicherung russischer Sicherheitsinteressen, die IN der Ukraine nun mal nicht mehr gelten.
Möglich gewesen wäre die Anerkennung und Sicherung der Separatistengebiete, da es in der Ukraine zuvor halt einen Putsch gab.
Katastrophe!

mit ihren Satz : " Ich gehe davon aus, dass Sie bereits mit dem Karabiner über der Schulter gen Osten marschieren?"...haben sie den Inhalt des Artikels gut gezeichnet.

Als Mutter zweier Söhne und Großmutter habe ich nicht den Wunsch, es auf Biegen und Brechen ankommen zu lassen. Zudem lassen sich die vielen Fehler aus dem bisherigen Handeln/Reaktionen in der Vergangenheit, nicht mit einer Hau-Ruck-Aktion kompensieren.

Thorwald Franke | So., 6. März 2022 - 12:50

Das mit dem kleinen Atomschlag auf NATO-Gebiet würde so sein, wenn die Deutschen über die Antwort darauf zu befinden hätten. Haben sie aber nicht. Alles andere ist Zustimmungsfähig.

Unsere Umnachtung hat allerdings auch einen Namen: Angela Merkel. Früher gab es mal eine CDU mit einem Helmut Kohl, der die Pershings mit aufstellen half. Diese CDU ist von Angela Merkel gekillt worden. Pazifisten und Träumer gibt es in jeder Gesellschaft, aber nur in Deutschland gibt es dazu kein konservatives Gegengewicht mehr.

Auch Friedrich Merz redet schwerpunktmäßig vom Klima, auch eben noch, und führt dazu das jüngste radikale Klima-Narrativ des IPCC an, wie wenn er noch nie von Axel Bojanowski oder Fritz Vahrenholt gehört hätte.

Norbert Heyer | So., 6. März 2022 - 13:06

Ich teile die Ansicht von Herrn Reichelt, dass Putin uns völlig richtig -schwach und dekadent- einschätzt. Wir -auch ich- haben ihn vollkommen falsch als willigen und billigen Energielieferanten eingeschätzt. In dem Moment, wo der Westen durch Migration, Corona, Klimakrise und Geschlechter-Bestimmung völlig ausgelastet war, hat er uns auf den ganz harten Boden der Realität aufschlagen lassen. Was will er wirklich? Ist die Ukraine nur das Vorspiel zum großen Angriff auf den Westen, den wir mit allen Mitteln verhindern müssen, denn wir sind durch bewusste Handlungen unfähiger Politiker völlig „blank“? Wir können Putin mit
Sanktionen drohen, er uns mit Atombomben. Wenn wirklich ein solches Szenario hier Eintritt, würden wir vor Putin um Gnade winseln und alles akzeptieren, was er fordert. Ich hoffe bei Gott, dass diese Gedanken völlig falsch sind, aber Putin hat uns gezeigt, wie langfristige Strategie eine dekadente Gesellschaft ganz schnell in den Abgrund reißen kann - traurige Analyse

Robert Hans Stein | So., 6. März 2022 - 15:25

Antwort auf von Norbert Heyer

die das Ganze ähnlich wie ich sehen. Mit einem kleinen Unterschied - ich bin schon vor Jahren regelmäßig mit Leuten aneinandergeraten, die Putin für einen Heilsbringer hielten. Und davon kenne ich leider zu viele.
Nun möchte ich selbstverständlich wie fast alle Menschen in Frieden und Wohlstand leben. Aber mir ist es eben nicht egal, unter welcher oder wessen Herrschaft. Deshalb wünschte ich mir die "wehrhafte Demokratie", von der unsere Politiker mehr schwadroniert haben, anstatt sie aufzubauen. Ein Putin dürfte nicht einmal daran denken, mit Atomwaffen zu drohen, ohne befürchten zu müssen, eine abzubekommen.
Das Gefasel von der Schuld des Westens am gegenwärtigen Dilemma ist, sofern auf zu wenig Rücksicht auf russische Interessen bezogen, unsinnig. Russland hat keine geopolitischen Sonderrechte gegenüber souveränen Staaten. Die solche Argumente ständig wiederkäuen hätten auch kein Problem im Staub vor Putin um Gnade zu winseln.

Yvonne Stange | So., 6. März 2022 - 18:47

Antwort auf von Norbert Heyer

Was sollte er hier wollen?? Ein islamisiertes, rohstoffarmes West-Europa??? Das sich selber zerlegt? Das bald in blutigen Bürgerkriegen versinken wird? Was will er damit? DAS wird sich Putin niemals antun, im Gegenteil, er wird eine Mauer zur Abschottung bauen müssen....

Ernst-Günther Konrad | So., 6. März 2022 - 13:22

Ich respektiere Ihre Meinung, doch ich teile sie nicht in allem. Was mir sauer aufstößt ist die Tatsache, dass Sie denselben Fehler begehen, wie viele derzeit in der Politik und den Medien. So berechtigt und richtig die Kritik am Krieg und an Putin ist, ihn als gar wahnsinnig oder als Irre zu bezeichnen, ist falsch und dumm. Es mag viele Erklärungsansätze für Putins Handeln geben und vielleicht haben Sie auch an der ein oder anderen Stelle recht. Nur endet Ihr Artikel mit dem Duktus der Kompromisslosigkeit und das ist irreal. Denn egal wie dieser Krieg endet, vielleicht in einem Partisanenkrieg, was kommt danach. Alle Seiten betreiben Propaganda und überbieten sich in der Nutzung von üblen Adjektiven ob Putins Verhalten und angeblicher geistiger Verfassung. Nirgends lese ich etwas über einen Exit. Ob Putin oder ein anderer, wie will man mit Russland wann auch immer kommunizieren? Wer das russ. Volk per se beschuldigt, stützt Putin und schwächt ihn nicht. Der Russe-der Ungeimpfte heute.

M. Bernstein | So., 6. März 2022 - 13:48

Ja, Putin hat den Westen richtig eingeschätzt. Die Unterstützung der Ukraine ist halbherzig und inkonsequent. Warum die Ukraine mehr erwartet kann ich verstehen, aber nicht nachvollziehen. Der Westen reagiert immer so.
Nein, es ist falsch alles auf Putin zu reduzieren. Frieden wird es dauerhaft nur dann geben, wenn die Interessen Rußlands mit berücksichtigt werden. Daran, eine Friedensordnung zu schaffen, ist der Westen aber nicht interessiert.

Klaus Funke | So., 6. März 2022 - 14:39

Keiner weiß es, auch Herr Reichelt nicht, wenn auch die BILD immer dafür gestanden hat, Horrorszenarien zu entwerfen. Wenn man wissen will, was mit der Ukraine geschehen wird, muss man Putins frühere Kriege anschauen, z.B. den gegen Tschetschenien. Kiew wird das neue Grosny. Und von Atombomben schwafeln, ist dummes Gerede. Putin droht damit, mehr nicht , er weiß im Atomkrieg ist der Angreifer der zweite Tote. Da gibt es nichts zu gewinnen. Für keine Seite. Und in Mitteleuropa mit seiner Bevölkerungsdichte würde ein zweites Hiroshima drohen. Jeder weiß das. Manchmal denke ich, die USA haben es vergessen. Aber auch sie kommen da nicht ohne riesige Verluste raus. Es gibt nur einen Weg: Respektvolle Verhandlungen von allen Seiten. Russlands Sicherheitsbedenken müssen berücksichtigt werden. Dazu gibt es keine Alternative. Das werden die USA inzwischen wissen. Nicht umsonst sind sie derzeit so extrem leise. Der große Gewinner wird China sein, sehr zum Verdruss der USA und des Westens...

Christoph Kuhlmann | So., 6. März 2022 - 15:26

Ruhm bekleckert. Natürlich kann Putin den Krieg jederzeit eskalieren. Um den Preis des dritten Weltkrieges. Militärisch macht es wenig Sinn eine Stadt in Schutt und Asche zu legen. Trümmerlandschaften sind gut zu verteidigen. Und tote Kinder mobilisieren Ressourcen. Es ist eine Gratwanderung für Russland wie für die NATO. Europa wird rüsten und die EU neue Strukturen aufbauen, etwa bei einer gemeinsamen politischen Koordination der Energieversorgung. Das alles braucht Zeit. Bis dahin versuchen wir die Grenze auszutesten bei der ein internationaler Krieg ausbricht. Das macht Putin schließlich auch. Wie heißt es doch, wer den Frieden will, der muss den Krieg vorbereiten. Wer ihn nicht will braucht nur zu träumen.

Romuald Veselic | So., 6. März 2022 - 17:53

zustimmen. ?

Zitat:
"Was, wenn er der (Putin) Überzeugung ist, dass er ohne Konsequenzen Artikel 5 auslösen kann, zum Beispiel mit einem taktischen Atomschlag gegen eine kleine deutsche Stadt, weil er weiß, dass wir nach Frieden und Verhandlungen rufen würden, nicht nach nuklearer Vergeltung?"

Unser "Glück", daß in solchem Fall, werden die Deutschen nicht mehr weiter gefragt. Es wird zurückgeschlagen, denn die D können nichts dagegen tun können.
Putin weiß, dass die Klima-/Weltretter, nichts retten können, wenn ihnen eine RUS-Einheit gegenüber steht. Die RUS-Soldaten sind nicht die D-Polizei.

Und: Unser System u. die Menschen darin, werden v. RUS-Politiker verachtet. Wer sich mehr Geschlechter ausdenkt als nur m/w, denn halten Menschen RUS-Prägung für wahnsinnig u/o oder amoralisch. Sie fühlen sich durch solche, westliche "Errungenschaften" in ihrem vitalen Dasein bedroht. Es reicht, wenn man auf ein Gottesdienst hingeht u. sich die Predigt dort anhört.

Vale

Dr.Andreas Oltmann | So., 6. März 2022 - 21:31

Dem ersten Teil der Analyse stimme ich zu. Dem letzten bisher nicht- aber nun wird berichtet, dass die USA Polen aufgefordert haben, Kampfflugzeuge an die Ukraine zu liefern(DLF heute Abend). Bis jetzt hat Polen abgelehnt, zum Glück, denn das wäre die militärische Einmischung eines NATO-Landes mit unabsehbaren Kosequenzen. Und ich frage mich, ob die USA den Verstand verloren haben, und einen Atomkrieg provozieren wollen. Sie sind ja weit weg..Ich finde das verantwortungslos und erschreckend!
Und die von Reichelt beschriebene Geduld des KGB-Mannes, so bitter es ist, erinnert mich an die geduldige Zersetzung unsere Demokratie durch Angela Merkel, ihre planmäßige Willfährigmachung der Presse, die ausgefeilte Personalpolitik bis ins BVG, NGOs und Einsetzung von Beauftragten für alles Mögliche. Mit dieser vergleichbaren Hartnäckigkeit erreicht man seine Ziele auch. Wo ist sie überhaupt, unsere weltweit hofierte und anerkannte Ex-Kanzlerin?

Wolfgang Schneider | So., 6. März 2022 - 23:10

Donnerwetter, Herr Reichelt, Sie haben mit Ihrem Beitrag offenbar ins Schwarze getroffen! In Anzahl und Qualität der Kommentare sind Sie der Sieger. Auch wenn einige gegenteilige Ansichten vertreten sind, das gehört dazu. Sogar Herr Lenz hat Ihnen im Großen und Ganzen zugestimmt! Das will was bedeuten.

Bernd Windisch | Mo., 7. März 2022 - 00:08

Was für ein hanebüchener Unsinn. Das stellt für heutige Verhältnisse selbst Ernst Jünger mal eben in den Schatten. „Mit ungläubiger Ehrfurcht lauschten wir den langsamen Takten des Walzwerks der Front, einer Melodie, die uns in langen Jahren Gewohnheit werden sollte.“

Macht aus dem daniederliegenden deutschen Heer endlich wieder eine Weltmacht. Dann gibt es Frieden in der Ukraine. Milch und Honig werden fließen für jedermann.

Nur schade, dass die Apologeten der Hochrüstung ihr geballtes Fachwissen so lange für sich behalten mussten. Erst jetzt, wo Deutschland wieder kurz vor dem Einmarsch der Russen steht, bekommen die Dampfplauderer des Weltenbrandes endlich wieder die ihnen zustehende Bühne.

Denjenigen die derart tief in die Psyche des Diktators vorzudringen vermögen ohne ihn jemals gesehen oder gesprochen zu haben folgen wir doch gerne in jeden Krieg. Die Betonung liegt auf FOLGEN!

Helmut Bachmann | Mo., 7. März 2022 - 12:00

was man an einigen Kommentaren ablesen kann ist, dass die Bereitschaft zur Verteidigung selbst in konservativ-liberalen Kreisen sehr zurückgegangen ist. Deshalb kann Putin machen, was er will. Die Therapievorschläge teile ich so jedoch auch nicht. Die Gefahr eines Atomkrieges ist real. Man muss beides tun: Abschrecken und Verhandeln. Da liegt das Hauptproblem des dekadenten Westens. Man glaubt immer, es gäbe nur einen Weg, man hält Widersprüche nicht aus. Beides zu tun in feiner Abstimmung dreht das Spiel.

Albert Schultheis | Mo., 7. März 2022 - 23:52

"... stand plötzlich der Realität eines russischen Angriffskrieges auf Europa gegenüber." - Erstens, der Angriffskrieg galt nicht Europa sondern der Ukraine! Die Ukraine ist zwar Teil Europas aber nicht der EU - kleiner aber feiner Unterschied! Damit bestätigt Reichelt unfreiwillig die Übergriffigkeit und Vereinnahmung dieses Europas der EU - so als gehörte die Ukraine längst zu uns. Aber da haben Reichelt und die EU die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Zweitens geschah der Angriff Putins auf die Ukraine nicht "plötzlich". Wie Lawrow in seiner jüngsten Pressekonferenz wiederholt ausgeführt hat, beklagt Russland die Zudringlichkeit der NATO seit 30 Jahren und insbesondere seit dem Putsch in Kiew 2013 und dem darauf folgenden schwebenden Krieg im Osten des Landes. Aber das alles wollte der Westen, will Reichelt nicht wahrhaben - denn alles kam ja ganz "plötzlich"! Ohne Grund und ohne Vorspiel, so Reichelt. Ich kann nur sagen, solche Irrlichter sind hochgradig toxisch und gefährlich!

Dirk Bangert | Di., 8. März 2022 - 15:58

Herr Reichelt hat einen Kommentar geschrieben, der mein Gehirn aktiviert hat. Das passiert bei journalistischen Kommentaren immer seltener.
Ich habe verstanden, dass Reichelt die Meinung vertritt, dass es mit Putin keinen Frieden in "Europa" (ich würde Ost-Europa sagen) geben kann.
Alles andere waren bissige Fragen und Bemerkungen zum Nachdenken. Ich bin kein Russland-Experte und daher weiß ich manches auch nicht so genau, aber Herr Reichelt hat mal die ganze Debatte gegen den Strich gebürstet, damit die Leser nachdenken können und das ist gut gelungen. Vielen Dank dafür!

Maximilian Müller | Di., 8. März 2022 - 23:43

Russland hätte Trägerraketen für Atomsprengköpfe, die so schnell fliegen, dass man sie nicht abschießen kann. Selbst die USA wären technisch dazu nicht in der Lage und würden wohl noch mindestens 10 Jahre brauchen, um auf Augenhöhe zu kommen.

Dann wäre da noch der global Player China, die niemand einzuschätzen vermag. China hat zwar noch nicht den Militärhaushalt der USA, aber schon die größte Flotte. Auch sonst müssen sie sich nicht verstecken.

Was sie schreiben, hört sich wütend und ängstlich an und dafür haben sie und wir allen Grund. Sie liegen auch damit richtig, dass man Aggressivität am besten mit Aggressivität bekämpft. Ich glaube aber dazu ist unsere Gesellschaft nicht mehr in der Lage. Zu dekadent ist der Westen geworden. Und selbst wenn, wäre es ein gefährliches Spiel mit vielen Unwägbarkeiten. Wir können auch verlieren, das sollten wir uns klar machen.

Vielleicht ist das ein hier ein Spiel ohne Gewinnerstraße.