Anna Kukes
Die Übersetzerin und Dozentin Anna Kukes in ihrer Moskauer Wohnung / Screenshot

Gespräch mit der Literaturwissenschaftlerin Anna Kukes - „Die russische Gesellschaft ist zerrissen wie nie“

Die Stimmung unter vielen russischen Intellektuellen und Künstlern ist verzweifelt. Manche finden den Mut, Petitionen zu unterzeichnen, in denen sie Putin auffordern, den Krieg gegen die Ukraine zu beenden, oder in den sozialen Medien die Stimme zu erheben. Zu ihnen gehört Anna Kukes, Literaturübersetzerin und Universitätsdozentin in Moskau. Sie war bereit, mit Ulrike Moser, Ressortleiterin Salon, offen über die Stimmung in Russland zu sprechen, über Proteste gegen Putin und die internationale Isolation des russischen Kulturlebens.

Cicero Cover 04-24

Autoreninfo

Hier finden Sie Nachrichten und Berichte der Print- und Onlineredaktion zu außergewöhnlichen Ereignissen.

So erreichen Sie Cicero-Redaktion:

„Ich habe Angst“, sagt Anna Kukes. Sie erlebt mit, wie gefährlich es ist, in Russland Kritik an Putins Krieg zu äußern. Dass Demonstranten mit brutaler Gewalt verhaftet werden oder die Menschen verstummen. „Ich bin bereit, das Risiko einzugehen. Es wird Zeit, keine Angst mehr zu haben. Es muss sein, dass man sich äußert.“ Was sie besonders erschüttert: wie zerrissen die russische Gesellschaft ist. Und wie viele Menschen Putins Propaganda von einem Befreiungskrieg glauben.

Anna Kukes übersetzt deutsche Literatur ins Russische. Sie hat enge Verbindungen nach Deutschland. Umso verzweifelter ist sie, dass die lange gewachsenen Beziehungen zwischen Kulturinstitutionen, zwischen Museen und Literaturhäusern, nun abgerissen sind. Und dass ihre Studenten, die deutsche Literatur studieren, keine Gelegenheit mehr haben, Deutschland kennenzulernen. „Ich glaube daran, dass wir mit dem Westen befreundet sein können und nicht von einem Verrückten abhängen.“

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Christa Wallau | Mi., 2. März 2022 - 16:53

Direktor des Goethe-Institutes in Kiew gehört, der vorher fünf Jahre lange in Moskau tätig war.
Dieser sagte, daß die Gothe-Institute sowohl in Kiew wie auch in Rußland o f f e n bleiben und weiter arbeiten wollen, so lange sie nicht verboten werden o. das Kriegsgeschehen ihre Arbeit unmöglich macht.
Seine Begründung:
Gerade jetzt brauchen die Menschen, denen die deutsche Sprache u. Kultur sowie der Austausch mit Deutschen wichtig sind, unsere Unterstützung! Wir dürfen sie nicht im Stich lassen.
Ich finde diese Haltung richtig; denn weder die meisten Russen noch Ukrainer wünschen sich einen Abbruch der Beziehungen zu uns Deutschen. Im Gegenteil: Wir sind bei unseren Besuchen in Rußl. immer auf Sympathie u. großes Interesse für Deutschl. gestoßen!

Übrigens:
Nicht nur in Rußland g l a u b e n die
meisten Leute völlig unkritisch, was ihnen im TV gebetsmühlenartig jeden Tag erzählt wird, liebe Frau Kukes, sondern auch bei uns!
Ich wünsche Ihnen von Herzen alles Gute.

Liebe Frau Wallau,

ich - der Esel nennt sich immer zuerst - damit, eine Eselin zu sein, kann ich sehr gut leben. Das nur nebenbei. Wir lesen immer die SZ, das Feuillteon ist für mich sehr wichtig. Nun gut. Der heutige Artikel Frau Zerki "Russen raus?" war nahezu identisch mit Ihrem gestrigen Kommentar. Wir telefonierten heute wieder mit-einander. Ich wollte von ihr wissen, ob sie Ihren - selbstverständlich ohne Namensnennung - abgeschrieben habe. Wir lachten. Sie schwor ein dickes Nein. Wie ich Cicero verriet war sie begeistert.

Nun zum Punkt meines Scheibens. Gerne wollte sie Ihren Namen wissen. Darf ich
"Christa Wallau" schreiben?
Liebe Grüße von mir, Ihre Brigitte Simon

Christa Wallau | Do., 3. März 2022 - 19:19

Antwort auf von Brigitte Simon

gern dürfen Sie meinen Namen an Frau Zerki weitergeben. Warum nicht?
Ich freue mich über Kontakt zu jedem Menschen, dem ein gutes Verhältnis zu den Russen und ihrem Land/ihrer Kultur am Herzen liegt. Meine Familie und ich - wir haben Rußland auf unseren Reisen lieben gelernt.
Herzliche Grüße
Ihre Christa Wallau

Brigitte Simon | Mi., 2. März 2022 - 17:09

Doch das können wir liebe Frau Anna Kukes. Mit dem Westen befreundet sein können. Ich glaube
an Wunder aus eigener Erfahrung. Unser großer
wertvoller Freundeskreis schließt Sie - vorweg -
gedanklich, später in München in die Arme.
Liebe Grüße von uns Allen, Ihre Brigitte Simon.

Bernhard Homa | Do., 3. März 2022 - 00:28

Mit den Menschen sprechen, nicht über sie – tolles Gesprächsformat und tolle Gesprächspartnerin!