Anna Netrebko
Will sich wegen der Anfeindungen vorerst vom Konzertbetrieb zurückziehen: Anna Netrebko / dpa

Boykotte wegen Ukraine-Krieg - Der böse Russe ist wieder da

Entlassene Künstler wie Waleri Gergijew oder Anna Netrebko, Hausverbote für russische Staatsbürger, Boykott russischer Lebensmittel, Umbenennungen russischer Produkte – der vermeintliche „Protest“ gegen den Krieg in der Ukraine treibt absonderliche Blüten. Er richtet sich längst nicht mehr nur gegen die russische Staatsführung, sondern gegen alles Russische.

Autoreninfo

Rainer Balcerowiak ist Journalist und Autor und wohnt in Berlin. Im Februar 2017 erschien von ihm „Die Heuchelei von der Reform: Wie die Politik Meinungen macht, desinformiert und falsche Hoffnungen weckt (edition berolina). Er betreibt den Blog „Genuss ist Notwehr“.

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Die Lage ist ernst. Russland hat einen in dieser Form nicht für möglich gehaltenen, völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen. Viele Staaten, allen voran die USA, die Nato-Mitglieder und die Europäische Union, haben darauf unter anderem mit massiven wirtschaftlichen Sanktionen reagiert. Betroffen sind vor allem der internationale Zahlungsverkehr, der Luftverkehr und der Handel mit bestimmten Gütern. Auch die großen Sportverbände haben reagiert und russische Mannschaften von allen internationalen Wettbewerben ausgeschlossen.  

So weit, so nachvollziehbar. Doch im Schlepptau dieser Maßnahmen sind längst Trittbrettfahrer unterwegs, deren kreative Irrationalität keine Grenzen zu kennen scheint. Große Handelsketten wie Rewe, Netto, Penny und Aldi haben angekündigt, russische Produkte aus dem Sortiment zu nehmen, womit man ein Zeichen setzen wolle. Das will auch ein schwäbisches Restaurant, das allen Bürgern mit russischem Pass zu Zutritt verwehren will. Und da will dann auch eine große badische Bäckereikette ihren Beitrag leisten. Dort hat man per Rundschreiben die Filialleiter angewiesen, die Produkte  „russischen Zupfkuchen“ und „russische Zupfschnitte“ nicht mehr unter diesem Namen anzubieten. Die Geschäftsleitung war auf Anfrage nicht zu einer Stellungnahme bereit.

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Juliana Keppelen | Mi., 2. März 2022 - 13:22

und wir erlebt hautnah, dass Progrome oder Bücherverbrennungen oder kauft nicht bei den ......... wieder möglich sind und die Anfeurer sind die selbstgerechten Guten in der Mitte. Die ukrainischen Nazibataillone sind begeistert. Jetzt fehlt nur noch einer/eine die zum totalen Krieg aufruft.

... oder vielleicht ne Liste, in der man sich eintragen kann, um in der Ukraine auf der richtigen Seite mit zu kämpfen ... Material könnte man gleich mitnehmen ... dann wären die Lieferprobleme auch weniger. Ironie pur!!!
Jetzt mal im Ernst: Eigentlich geht der ganze Zwist doch um die Vorherrschaft zwischen USA und Russland. Ich hätte es lieber gesehen, wenn die Russen auf Kuba etc. ebenfalls "ihr Lager aufschlagen würden, sofern USA in der Ukraine" ... aber wir sind - oder täusch ich mich - so ... uns selbst massiv in Gefahr zu bringen!

Romuald Veselic | Mi., 2. März 2022 - 13:57

aber wie war das mit dem Boykott der westl. Lebensmitteln u. Einrichtungen in Russland nach der Krim-Episode 2014?
Und was würde mir passieren, wenn ich mich inmitten der LBTG-Community, mit einer Heteroflagge zeigen würde?
Hat's man vergessen, wie man früher Produkte aus Südafrika boykottierte?
Oder was ist damit, dass der gerade entstandene Putinismus, den Ukrainern ihre Ethnizität u. Staatlichkeit verweigert?
Oder AfD, als Nazipartei angesehen wird, was sicherlich unisono nicht stimmen kann, und die FDP Vertreter wollten als Fraktion, im BT nicht neben ihnen sitzen, als wäre AfD-Sitzbereich eine Leprastation.
Und wie werden die Nichtmoslem in islamischen Ländern behandelt? Wie Kopten in Ägypten?
Es geht nicht um das russische Volk/Menschen, sondern um Protagonisten, in Kultur u. Sport. Denn Kultur u. Sport, dienen der Machtpropaganda. Das war immer so.
Ich glaube, dass die ISS Crew, die multiethnisch ist, russische Kosmonauten jetzt nicht in einem Extramodul isoliert sitzen ließ.

Urban Will | Mi., 2. März 2022 - 14:01

Was wir hier sehen, ist nichts anderes als eine Art Sippenhaft, die man in zivilisierten Gesellschaften eigentlich nicht mehr antreffen zu glauben dachte.
Es ist beschämend und in gewisser Weise sogar widerlich, was sich diejenigen, die sich in moralischer Besoffenheit auf der „richtigen“ Seite wähnen – angesichts der Widerlichkeit dieses Angriffs durchaus nachvollziehbar – nun meinen erlauben zu dürfen.
Die Reaktionen des Westens auf diesen Krieg zeigen in vielerlei Hinsicht die Verkommenheit unseres Systems und die infantile Naivität, mit der man meint, sich durch die Geschichte moralisieren zu „dürfen“, während man andererseits denkt, mit offenem Feuer vor dem unverschlossenen Benzinkanister herum hanteln zu können.
Man kann nur beten, dass Putin diesen Quatsch nicht allzu ernst nimmt.
Erst Corona und nun dies: künftige Historiker, so sie denn überhaupt noch „unabhängige“ Geschichtsforschung betreiben dürfen, werden viel zu tun haben, all diesen Irrsinn aufzuarbeiten.

Bettina Jung | Mi., 2. März 2022 - 14:02

Ein wichtiger Kommentar zum derzeitigen Hexentanz um Putin und nun auch gegen Russland/Russen. Dieser Haltungskrieg ist unfassbar. Ja, ich weiß, man muss genau aufpassen, was man sagt, alles wird gleich im Munde herumgedreht. Aber wem nutzt es, wenn eine Anna Netrebko nicht mehr auftreten darf und REWE und Co. gleich wieder Woke-Reflexe bekommen? Haben wir nichts anderes gegen Putin zu bieten? Ist dies die neue Diplomatie? Ich glaube, der Westen hat nichts außer Haltung, Moralismus und auf der guten/richtigen Seite zu stehen. Ach ja, und Symbolpolitik (Helme und in Farben der Ukraine beleuchtete Gebäude)Ein verletztes Tier ist gefährlich - sogar die bravste Hauskatze wird dann unberechenbar. Wo sind die Strategen, die die Kuh vom Eis holen?

Gisela Fimiani | Mi., 2. März 2022 - 14:10

Es gilt seit langer Zeit die Devise „Bauch statt Kopf“. Vereinnahmt von einem ideologischen Zeitgeist, der den „göttlichen Thron“ bestiegen hat, der sich in selbstverliebtem Hochmut und in Rechtgläubigkeit regelrecht suhlt, haben vor allem Politik und Medien jeden Boden der Vernunft,jeden Boden des gesunden Menschenverstandes verlassen. Es formiert sich eine blindwütige Masse, die,wie hypnotisiert,zu schlimmsten Grausamkeiten imstande zu werden droht. Im verblendeten Glauben,für das „Gute“ zu kämpfen, sieht man sich,tragischerweise wieder einmal, Menschen gegenüber, die Menschlichkeit nach ihrem Bilde definieren. Sei es die Pandemie oder Putin, sie haben unsere Gesichter zu erschreckenden Fratzen werden lassen. Sie haben uns zu Feinden unserer Menschenwürde werden lassen, indem wir die Würde des Menschen von uns geworfen haben. Die brennende Frage lautet, wieder einmal: Wie konnte es dazu kommen? Was haben Menschen davon, wenn sie in der Herde zu gattungswesenhaften Unmenschen werden?

Martin M | Mi., 2. März 2022 - 14:37

Ich schreibe seleten Kommentare, aber hier kann ich nicht anders.
Herr Balcerowiak ich teile Ihre Meinung in keinster Weise. Ich würde noch weiter gehen und alle Russischen Visa für ungültig erklären und die Menschen zurück in ihr Land schicken. Der dortige Kriegstreiber hat sein Land isoliert und kann nur durch Druck aus der eigenen Bevölkerung zum aufhören gezwungen werden. Je mehr und schneller Druck erzeugt wird desto besser.
Auch die "Deutschen" hat man jahrzehntelang unter Kollektivschuld gestellt, warum sollte das jetzt bei den "Russen" anders sein?

Christa Wallau | Mi., 2. März 2022 - 16:17

Antwort auf von Martin M

obwohl viele Deutsche selbst diesen Schwachsinn noch immer glauben.
Und genau so falsch ist es jetzt, alle Russen, besonders Künstler, in Sippenhaft zu nehmen, weil sie in der Vergangenheit ein gutes Verhältnis zu Putin hatten. Sie sind sicher nicht vorher von ihm in Kenntnis gesetzt worden, daß er einen Krieg in der Ukraine plant.
Künstler wollen ihre Kunst ausüben (dirigieren, malen, dichten, singen...), sonst nichts. Und wenn sie ihr Land u. ihre Sprache lieben, dann tun sie es oft
im Einklang mit der Regierung, die ja die Gelder für die Kultur zur Verfügung
stellen muß. Das Problem, mit einer diktatorischen Regierung leben zu müssen,
gab es schon oft in der Geschichte - zuletzt ja auch noch bei uns zwischen 1933 u. 1945. Manche Künstler sind emigriert, andere nicht. Waren letztere deshalb alle Mit-Verbrecher?
Nein. Sie wählten einen anderen Weg, um zu überleben. Ein Dikator läßt sich von seinem Tun übrigens auch dann nicht abbringen, wenn a l l e Künstler das Land verlassen.

Guten Morgen Frau Wallau, ich schätze Ihre Kommentare sehr und bin auch meisetens Ihrer Meinung. Diesmal nur zum Teil. Man kann dislutieren wo Kollektivschuld anfängt und wo sie aufhört. Trägt man schon eine Schuld weil man sich mit einem Regime "arrangiert" hat um zu überleben oder weil ich nicht genügend zivilen Ungehorsam geleistet hat? Nur wenn sich genügend Personen in einem System dazu entschließen, sich nicht mehr nur zu arrangieren wird sich das System ändern. Deshalb müssen alle Sanktionen immer auch die "Bürger" eines Landes treffen und eben nicht nur die Machthaber.
Bei den entlassenen Küstlern, die als Multiplikatoren immer auch in der Öffentlichkeit stehen hätte es lediglich einer deutlichen, zeitgerechten Distanzierung bedarft um eine Entlassung zu verhindern. So verstehe ich zumindest die Berichte. Ich denke von einer "öffentlichen" Person kann man das einfordern.
Herzliche Grüße und schönen Tag.

Gisela Fimiani | Mi., 2. März 2022 - 22:09

Antwort auf von Martin M

Sie geben sich hier Rachegefühlen hin, die Sie auf die Ebene jener herabzieht, die Sie verabscheuen. Tun Sie sich das nicht an.

Ingo frank | Mi., 2. März 2022 - 14:42

Und das zeigt wieder die moralische Überlegenheit der Gutmenschen & Teddybär- Werfer. Das beschreibene hat nichts mit dem aktuellem Krieg zu tun Nur ein Alibi Ablenkungsmanöver
Mit freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik

Hans Meiser | Mi., 2. März 2022 - 14:44

und dumpfe Instinkte gegen „die Russen“ und alles Russische schürt [...]"
... möchte wohl mithilfe dieser "dumpfen Instinkte" weiteres Nachdenken über Putins Motivationen verhindern. Im Fokus steht ein völkerrechtswidriger Krieg gegen die Ukraine - und genau das ist er auch. Jedoch - was steckt dahinter?
Was bewegt Menschen der heutigen, degenerierten und keine echten Gefährdungen mehr kennenden Generation von woken Europäern noch zum Um/Nachdenken? Fakten? Erfahrungen "alter, weißer Männer"? Die Geschichte? Nein, nichts davon kann gegen die alles zerstörende Hypermoral bestehen.
Das einzige, was Menschen zu jeder Zeit zum nachdenken über ihr Verhalten bewegt hat, war ein RICHTIG großer Knall (wie z.B. ein verlorener Krieg mit unzähligen Toten). Und so hart uns dieser "Tabubruch" nun erscheinen mag und sowenig das in unsere "wir kuscheln mit Jedem" Gesellschaft passt - Putin hat den einzigen Weg gewählt, der sein Land vor den alles zerstörenden "Segnungen" des Westens schützt.

Ernst-Günther Konrad | Mi., 2. März 2022 - 14:47

Klimakritiker sind Leugner, Corona Kritiker sind "Querdenker, Nazis, Regierungsfeinde". Aber überall werden Minderheiten in diesem Land von der links-grünen Moral hochgespült und versucht zum Mittelpunkt des gesellschaftlichen Denkens gemacht. Jetzt wird die nächste Spaltung vollzogen. Wer Russe ist hat Putin und seinem Heimatland abzuschwören, sonst erfolgt die Ächtung mittels Auftrittsverboten und erzwungenem Stillhalten. Die BILD und andere Msm schreiben emotional und mit Kampfrhetorik, man würde nur gegen Putin sein, aber nicht das russ. Volk meinen. Und gleichzeitig werden russ. Künstler verbannt, weil sie sich nicht einer abverlangten Distanzierung von ihrem Heimatland beugen wollen. Die Sippenhaft schlägt wieder zu und angeblich führt nur Putin einen Krieg? Die Politik befeuert das Ganze mit einer unversöhnlichen, wenig brückenbauenden Sprache. Auch das ist eine Form von Krieg. Wie sollen da Friedensgespräche entstehen? Die Medien, Gutmenschen und Politik bestrafen russ. Bürger

Da stellt man sich die Frage: Wie viele Menschen müssen in der Ukraine denn noch sterben?

Und was hat der russische Überfall auf die Ukraine mit dem Gejammer der angeblich ach so ungerecht behandelten Covidioten zu tun? Oder werden da etwa Verbindungen zugegeben, weil unter den (Qu)(L)eerdenkern auch bekennende Putin-Fans zu finden waren?

Im Umfeld der AfD muss man zur Zeit ohnmächtig mit ansehen, wie einer ihrer Säulenheiligen demontiert wird. Lange Zeit verwies man auf den russischen Diktator als leuchtendes Vorbild für Stärke, Durchsetzungsfähigkeit, Vaterlandsliebe; er galt (und gilt manchem wohl noch immer) als glühender Vertreter konservativer Werte und aufrichtiger Patriot - aber auch unbeugsam gegen die am rechten Rand so verhassten Minderheiten.

Jetzt behauptet man in üblich weinerlichem-beleidigtem Ton, dass ausgerechnet die Kritik an Putin dessen Krieg noch befeuert und Friedensgespräche unmöglich macht.

Es muss sehr weh tun, einen Halbgott demaskiert zu sehen.

ich Antworte im Donbass sind nach offiziellen Berichten 13000 Menschen gestorben verursacht durch die Bombardierung durch die ukrainische Armee. Im Jemen verrecken täglich Menschen durch Bomben der Saudis und eine Koalition der Willigen. Beim völkerrechtswidrigen Krieg der USA und einer Koalition der Willigen im Irak geschätzt 600 000 Tote dazu kommen täglich Kinder die an Krebs dahinsiechen weil die USA Munition aus abgereichertem Uran benutzten (weil billig). Beim Afghanistan Krieg geschätzt 250 000 Tote. Im Libyenkrieg 10000 - 15000 Tote. Da sind die Kinder und Erwachsenen die im Mittelmeer elend ersaufen noch nicht mitgerechnet. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir jemals die USa sanktioniert hätte, US Sportler von Sportereignissen ausgeschlossen hätten, oder Menschen die sich von der US Regierung nicht distanziert haben boykotiert oder gekündigt oder des Landes verwiesen haben. Der Kriegsverbrecher Bush war stets ein unterwürfig gehuldigter Gast merken sie jetzt den Unterschied?

Wenn man Ihren Beitrag liest könnte man meinen die Waffen die von russischer Seite in Tschetschenien, Afghanistan und anderswo eingesetzt wurden wären Kamellen gewesen. Nur amerikanische Bomben sind tödlich. Aber wie hieß es vor einiger Zeit in einem Kommentar hier:" Man sehe sich an wo sie Ihr Herzblut vergießen". Die "Ausschliesseritis" Unbeteiligter, da haben Sie Recht, finde ich nicht zielführend. Man würde sonst alle paar Jahre zum Boykott von irgendwelchen Ländern deren Regierungen gerade in Misskredit geraden sind aufrufen müssen

Tomas Poth | Mi., 2. März 2022 - 15:06

Russischer Wodka ist auch schon aus den Regalen verschwunden, welch ein Jammer. ;-))

gabriele bondzio | Mi., 2. März 2022 - 16:00

gegen „die Russen“ und alles Russische.
Das geht alles unter die Gürtellinie, wenn ein Volk haftbar gemacht wird, für Machtbestrebungen einzelner Politiker. Aber es hat Methode.

Die Meldungen in Presse, Funk und Fernsehen überschlagen sich. Sondersendungen, Talk-Runden usw. Habe auch schon viele belobigende Artikel über derartige Aktionen (an)gelesen und finde sie weit daneben.

In der Ukraine leben auch 8,3 Mio Russen, die auch vom Krieg betroffen sind. Wie kann man sich da so aus dem Fenster lehnen.

Johan Odeson | Mi., 2. März 2022 - 16:01

Als ich Ihren Kommentar las kam bei mir eine Erinnerung aus frühester Jugend wieder hoch. Ich war mit meinem Vater Mitte der 60er Jahre in die Normandie gefahren. Ein stinknormaler PKW mit deutschen Kennzeichen. Mehr als einmal während der Reise durch Frankreich, blieben Menschen am Wegrand stehen und wenn diese unser Kennzeichen sahen, hoben sie den Arm zu Hitlergruss. Man kann zwar staatliches Handeln und individuelle Schuld intellektuell trennen, aber emotional geht das nicht. Man wird zum Repräsentanten seines Landes. Ob man dieses will oder nicht. Vielleicht ist das auch richtig so, weil dann wird der Druck den man selber verspürt, intern gegen die eigene Führung weitergegeben. Sich einfach zu schütteln und zu sagen, das ist halt meine Regierung und ich habe damit nichts zu tun geht gar nicht. Keine Meinung zur Handlung des eigenen Staates, der übrigens gerade Mitmenschen en masse umbringt, zu haben kann man nicht einfach mit Schulterzucken rechtfertigen.

Heidemarie Heim | Mi., 2. März 2022 - 16:02

Es ist in der Realität noch schlimmer. Habe gerade nach einem Telefonat mit meiner besten Freundin eine Stinkwut auf diese wie Sie es nennen dumpfen Instinkte, diese übertrieben agierenden oder sollte man sagen agitierenden Überaktivisten, die sich in ihrer Konformität gegenseitig übertreffen müssen! Und dann gibt es solche, von Unwissenheit geprägten, dem Differenzieren vollkommen abholden wie die ältere gut informierte, im Kopf noch fitte Dame, die Dank meiner Freundin dem Altenheim entging, die ihren Ehemann bis zu dessen Tod pflegte und täglich auch für sie und ihren Haushalt da ist, die Chuzpe besaß meiner Freundin ein Foto aus der Tageszeitung von Putin " Ihrem Freund" zu überreichen, das sie sich zuhause sicherlich gern an die Wand hängen würde! Das die Freundin aus Kasachstan stammt, ihr Bruder, auch hier lebend gerade im Sterben liegt, Mutter und Bruder ihrer Schwiegertochter in der Ukraine gerade von den Russen erobert wurden interessierte sie einen Dreck! Zum kotzen!

Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 2. März 2022 - 17:24

mein Entsetzen hält mich von Debatte fern.
Ihr Bemühen um Deeskalation gefällt mir als eine Art, die ich jetzt von Russland erwarte.
Das sieht für mich nicht nach einem "Sicherheits-Verteidigungs-Krieg" aus.
Russland muss die Ukraine verloren geben.
Ich dachte, dass das klar sei.
Alles andere wird zu einem reinen Angriffskrieg und damit erklären sich mir dann auch die Haltungen gegenüber Russen im Ausland.
Man kann sich überlegen, Russen vorübergehend in "Schutzhaft" zu nehmen, um sie vor Übergriffen der jeweiligen Bevölkerungen zu bewahren.
Ich glaube nicht, dass man in einer solchen Situation von auch nur Anteilnahme zeigenden Menschen erwarten kann, dass zivilisierte Umgangsformen noch möglich sind.
So sehr ich mir diese Eskalation zwischen Russland und der Ukraine herleiten kann, diese zu erwartenden "Entgleisungen" auf der Welt aber auch.
Es ist eine Katastrophe.

Gustav Frank | Mi., 2. März 2022 - 23:06

Allerdings ist es wichtig, dass das gesamte russische Volk seinen Beitrag gegen Putin leistet. Maximaler Widerstand ist nun das Credo, und nicht weichgespülter Moralismus. Alle Russen haben die Pflicht aufzustehen. Jeder in einem für ihn möglichen Rahmen.

Olga Leube | Do., 3. März 2022 - 20:32

Antwort auf von Gustav Frank

Sehr geehrter Herr Frank,
gestatten Sie ein paar Fragen: Waren Sie schon mal in Russland? Kennen Sie das Land und sein Volk? Wie stellen Sie das Aufstehen vor? So wie in Deutschland? Am Montag spazieren gehen?
Die Medienerstattung und die Reaktionen der Politiker zu den Spaziergängen kennen Sie doch ganz bestimmt.
Die Menschen in Deutschland, die Mut haben für Ihre Grundrechte zu protestieren, werden hierzulande „NUR“ beschimpft, stigmatisiert, sie werden in die rechte Ecke gestellt. Was hier nicht geschieht, diese Menschen werden noch nicht ins Gefängnis gesteckt, auf sie wird nicht geschossen.
Die Russen moralisieren nicht, sie sind beschämt, wütend und genauso, -wie viele „Putin-Versteher“, fassungslos. Anmerkung von mir: Putin verstehen, bedeutet nicht seine Handlungen gut zu heißen.
Ihre Zeilen sind aber hoch moralisch.
Glauben Sie mir, Herr Frank, Sie würden ganz bestimmt in Russland nicht auf die Straße zum Protestieren gehen. Und, ich werde Ihnen das nicht übelnehmen.

Christian Gülich | Mi., 2. März 2022 - 23:35

Dieser Kommentar ist genau so wahrheitsverdrehend wie Putins Kriegspropaganda. Die genannten Künstler haben sich entweder gar nicht oder nur scheinbar vom kriegstreibenden Präsidenten Ihres Landes distanziert. Sie deshalb aus dem Kulturbetrieb in den westlichen Ländern hinauszusetzen, ist genauso konsequent, wie es die Wirtschaftssanktionen gegen Russland sind. Zu behaupten, es würde bei diesen Maßnahmen nicht zwischen dem russischen Volk und der russischen Führung, die für den Ukraine-Krieg verantwortlich ist, unterschieden, ist schlicht eine Unwahrheit (vgl. Scholz' Rede vom letzten Sonntag). Es ist genau umgekehrt: ein Artikel wie dieser kann von Putins Propaganda-Apparat in Russland für anti-westliche Stimmungsmache genutzt werden....

Brigitte Simon | Do., 3. März 2022 - 00:43

Die Tolerierung der Ehrenmitgliedschaft für Alt-kanzler Gerhard Schröder gleicht einer Wür-digung und Akzeptanz seiner Affinität zum Schlächter und Kriegsverbrecher Wladimir
Putin. Sein Schweigen fällt auf die SPD zurück.

Wie ist diese, ihre Partei SPD, zu bewerten sehr geehrter Bundeskanzler Scholz? Reden ist Silber, Schweigen ist Gold? Eine Katastrophe für den Rest Deutschlands.

Am 03.Oktober 2021 schreibt die Süddeutsche Zeitung "Präsident mit Oligarchen-nähe".

Teilten sich Bodygards, Anwälte und Autos: Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij und der skandalumwitterte Oligarch Ihor Kolomoiskij .

Ein umstrittener Geschäftsmann soll fünf Milliarden Dollar aus einer ukrainischen Bank abgezweigt haben. Die Pandora Papers legen nun nahe, daß ausgerechnet Staatschef Wolodimir Selenskij davon profitiert haben könne....

Milena Najdanovic | Do., 3. März 2022 - 06:37

Wie war das noch mal? War es nicht der Westen, der von der Ukraine verlangt hat, dass sie sich für den Westen gegen Russland entscheidet? Was außer Drohungen hat der Westen Putin geboten, um ihn vom Einmarsch abzubringen? Vielleicht endlich das Minsker Abkommen durchzusetzen? Oder der Ukraine den Neutralitätsstatus zu empfehlen, mit dem bisher alle, die ihn haben, gut leben konnten? Ist es nicht der Held Selenskyi, der die ukrainischen Männer in einen sinnlosen Tod schickt? Oder ist es sinnvoll, wenn die Ukraine gegen das übermächtige Russland kämpft? Oder ist es vielleicht doch nicht die Ukraine allein, die gegen Russland kämpft? Wie war das noch mit Frau Nuland, die über die Milliarden Dollar geflucht hat, die sie nicht umsonst für die Ukraine ausgegeben haben wollte? Aber angesichts eines Bösewichts wie Putin kann der Westen ja nur unschuldig sein. Oder?

Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 3. März 2022 - 11:21

Antwort auf von Milena Najdanovic

Ein Vertrag mit der Ukraine sprach explizit von militärischer Zusammenarbeit?
Ich kann also nicht ausschliessen, dass diese Politik der Loslösung der Ukraine von Russland, sowohl seitens Teilen der EU, aber auch vor allem der USA betrieben wurde, ganz offiziell.
Wer hätte ihnen das verbieten können?
Wer inoffiziell den Maidanputsch auf den Weg brachte, ihn ermöglichte, ihn durchsetzte... kann ich Ihnen jedenfalls nicht sagen.
Ich weiss aber, dass sowohl Poroshenco als auch Selenskyi von der ukrainischen Bevölkerung mehrheitlich gewählt wurden, deren Politik einer Mitgliedschaft in der NATO und der EU also von der Bevölkerung gewollt ist.
Das nennt man auch Demokratie und deshalb sage ich, dass Russland diese Loslösung akzeptieren muss, andererseits die NATO und die EU aber keinesfalls die Ukraine zu deren Bedingungen aufnehmen muss.
Es gibt Bedingungen und Konsequenzen, die bedacht werden sollten, jedenfalls gibt es ca. 8 Millionen russische Ukrainer und eben eine lange Verbundenheit.

Konrad Paukner | Do., 3. März 2022 - 09:13

Wir haben es gelernt, wie CancelCultur funktioniert und es zur Perfektion gebracht. Alles und Jeder der eine anders lautende Meinung als "die einzig Wahre" hat, wird aus jeglicher Diskussion verbannt. Es reicht ja schon, wenn man nichts sagt. Ein gutes Beispiel ist hier der Forist L.G., welcher jede Gelegenheit nutzt um seine z.T. sehr kruden "CancelCultur-Argumente" gegen "die eine Partei", "Leerdenkern" oder "Covidioten" zu schleudern. Gegen solch ein Scheuklappendenken kommt kein noch so vernünftiges Argument mehr an.
Was Putin macht, ist menschenverachtend, völkerrechtswidrig und durch nichts zu rechtfertigen, keine Frage!
Es gibt jedoch auch einen Internationalen Überbietungswettbewerb an Sanktionen, die so nicht Zielführend sein können. Man muss das doch Sinnvoll, Stufenweise angehen und nach einer gerechtfertigten Sanktionen das Gespräch suchen. Sollte das nicht fruchten, dann kommt die nächste Saktion usw. Wenn die jetzt alles auf einmal raushauen, was bleibt dann noch?

Hans Süßenguth-Großmann | Do., 3. März 2022 - 10:31

Ich habe persönliche Erinnerungen an die "guten alten Zeiten" in der DDR wo man auch zu "persönlichen" Bekenntnissen wegen diesem und jenem aufgefordert wurde.
Aber die Stimmung jetzt erinnert mich an die Lektüre der "Schlafwandler" vor einigen Jahren. Man ist Gefangener der Situation und ist überrascht wenn der "worst case" eintritt, z.B. Raketen auf Brüssel, Berlin.... Wenn die Sanktionen nicht helfen, wie lange will man den Russen das Geld verweigern? Putin ist ein in die Enge getriebener Bär und man sollte nicht mit der Ukraine über EU und NaTO reden, sondern mit Putin die strikte Neutralität der UA vereinbaren. M.E der einzige Weg aus dem Dilemma zu kommen.

Wolfgang Jäger | Do., 3. März 2022 - 13:55

Ich habe null Verständnis für diese scheinheilige Diskussion. Netrebko und Gergiew haben über Jahre hin fettes Geld verdient. Im Westen, in freien Ländern. Sie gehören zu den Kulturoligarchen. Sie haben nie einen Zweifel daran gelassen, dass sie putinophile Künstler sind. Und heuchlerisch haben wir sie agieren lassen. Das ist der Skandal!
Warum fällt ihnen die Distanzierung so schwer? Warum schweigen sie? Es ist der geheime Verrat an der Freiheit, an der Demokratie und es ist die geheime Sympathie mit einem despotischen System! Und es ist der Verrat an den Menschen in der Ukraine. Sie lassen sie im Stich!
Hier muss man klare Kante zeigen! Und diese unbelehrbaren putinophilen AfD-Schwurbler, die sich auch immer wieder äußern, sollen doch "rübermachen", wenn ihnen die Freiheit und die Demokratie so viel wert sind.
Würden wir dieselbe Diskussion führen, wenn es Antisemiten wären und wenn sie einem Depoten huldigen würden, der die Vernichtung Israels oder der ukrainischen Juden fordert?

Reinhard Benditte | Do., 3. März 2022 - 14:50

… wie die damals waren“ absolut recht! Die manipulierte Gesellschaft lebt mit Doppelstandards ! Gab es ähnliche Entscheidungen in anderen Ländern gegen deutsche Künstler und Sportler als Deutschland sich an dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien beteiligte oder in Afghanistan oder in Syrien oder in Mali? Wo sollen denn diese Ächtungen hinführen? Werden wir jetzt alle Chinesen, die in Deutschland leben, nach Ihrer Gesinnung betreffs des Regimes in Peking fragen, und wenn sie sich nicht im Sinne der westlichen Moral äußern, werden sie dann geächtet oder abgeschoben? Werden wir anfangen, türkische Mitbürger nach Ihrer Gesinnung zu fragen, und wenn Sie sich als Unterstützer Erdogans zeigen, werden wir sie dann ächten? Was ist mit dem Otto Normalverbraucher? Werden wir ihn auch nach seiner Gesinnung fragen, und wenn seine Meinung nicht mit der der Herrschenden übereinstimmt, wird er dann morgens abgeholt? Ist ein Land, das sich so moralisch überlegen hält, ein lebenswertes Land?

Führen die Chinesen gerade einen brutalen Überfallskrieg gegen ein anderes Land?
Das ist doch der feine Unterschied!
Von Gergew & Co fordert man nichts weniger als die klare Distanzierung und unmissverständliche Verurteilung des Putinschen Machtapparates, der allein für diesen Irrsinn verantwortlich ist.
Ist das zuviel verlangt für diese Kulturoligarchen??
Soll die Netrebko etwa Verdi singen? Verdi, dessen Opern Freiheit zum Thema haben? Absurder geht es wohl nicht!
Ende der Vorstellung!!

Achim Koester | Do., 3. März 2022 - 17:35

Niemand darf wegen seines Geschlechtes, .... oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden.
Es ist skandalös, wie man Gergijew und Netrebko zu einer politischen Stellungnahme erpresst, nur um sein eigenes Gutmenschentum zu beweisen. Es muss doch möglich sein, sich der Meinung zu enthalten, ohne seinen Beruf zu riskieren.

Dr.Andreas Oltmann | Do., 3. März 2022 - 20:28

Auch ich erkenne die Intoleranz gegenüber „allen“ Russen und die bemerkenswerte Einigkeit der meisten Medien, alles, was mit „Russisch“ zu tun hat, als böse und schlecht zu definieren. Andere Meinungen werden durch die politische Mehrheit zum Schweigen gebracht, weil die infantile Gesellschaft vorgibt, was gut und was falsch ist. Keine Diskussion!
Wie hat Julian Reichelt im Podcast gesagt:“who am I to judge“ ! Erinnert sei an die vielen Mitläufer des Mainstream im Dritten Reich und zu DDR-Zeiten. Etwas mehr Sachlichkeit, bitte.
Und Respekt gegenüber dem Individuum.

Jens Böhme | Fr., 4. März 2022 - 07:47

Man erkennt sie an ihren Taten, nicht an ihren Worten. Das galt und gilt immer noch für alle Menschen.