Wladimir Putin
In einer Reihe mit Alexander Nevskij, Peter I., Katharina der Großen und Stalin? Wladimir Putin / dpa

Im Krieg mit dem Westen - Wladimir Putins Geschichts- und Weltbild

Der Einmarsch in die Ukraine ist nicht ohne Putins Geschichtsbild zu verstehen. In seiner Sicht hat sich Russland 1000 Jahre lang gegen Feinde aus dem Westen behaupten müssen und dadurch seine Stärke gewonnen - zuletzt im Zweiten Weltkrieg. Dem Westen wirft Putin vor, Russland seit 1990 den Weltmachtstatus abzusprechen. Dieses Weltbild resultiert in einem permanenten diffusen Bedrohungsgefühl.

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Anna Kim, M.A. ist Historikerin und wissenschaftliche Referentin in der Abteilung Zeitgeschichte der Konrad-Adenauer-Stiftung. Ihr Schwerpunkt ist die russische Zeitgeschichte.

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Dr. Philip Rosin ist Historiker und wissenschaftlicher Referent in der Abteilung Zeitgeschichte der Konrad-Adenauer-Stiftung. Sein Schwerpunkt ist die Geschichte der Internationalen Beziehungen im 20. Jahrhundert.

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Seit die Französische Revolution das Zeitalter der Ideologien eröffnet hat, werden auch Kriege nicht mehr ohne ideelle oder moralische Begründung geführt. Vor Augen geführt hat das der Erste Weltkrieg, in dem alle Seiten für sich beanspruchten, für ein höheres Ideal zu kämpfen. Im 20. Jahrhundert haben Diktatoren ihre Angriffskriege immer wieder damit begründet, dass die Gegenseite den Angriff provoziert habe und dass sie das Recht auf ihrer Seite hätten. Wie der von Putin befohlene Überfall Russlands auf die Ukraine zeigt, setzt sich dies bis in die Gegenwart fort. Nicht nur gibt er vor, die Russen in der Ukraine vor den Übergriffen der Ukraine zu schützen. In seiner Rede vom 21. Februar 2022 zur Begründung der Anerkennung der sogenannten „Volksrepubliken“ Donezk und Luhansk berief er sich auch auf ein höheres Recht, das in der Geschichte Russlands wurzelt. Immer wieder hat er sich bereits in den letzten Jahren dezidiert zu historischen Themen geäußert, so etwa 2021 in einem Aufsatz über die „Einheit der Russen und der Ukrainer“.

Tatsächlich sind die aktuellen Ereignisse nicht ohne Putins Geschichtsbild zu verstehen. Im Konzept kollektiver staatsnationaler Identität, das zum ersten Mal Ende 1999 ausformuliert wurde, spielt neben der Idee eines nach innen wie nach außen starken Staates die Vergangenheit eine zentrale Rolle. Dabei geht es nicht um eine ausgewogene Darstellung historischer Ereignisse. Es geht darum, Geschichte als Mittel der Auseinandersetzung mit der Opposition im eigenen Land und mit den westlichen Staaten zu nutzen.

Bei der Konstruktion eines angeblich patriotischen Geschichtsbildes setzt die russische Führung unter anderem auf die Überarbeitung der Lehrbücher, auf die Zusammenarbeit mit staatlich finanzierten „historischen Gesellschaften“, auf große Inszenierungen zu Jahrestagen und in letzter Zeit verstärkt auf restriktive Gesetze zum kollektiven Gedächtnis.

Das Weltbild eines sowjetisch sozialisierten Menschen

Besonders dem schon genannten Aufsatz von 2021 kann man einiges über Putins Selbstverständnis als Machtpolitiker entnehmen. Das Kernelement seines Geschichtsbildes ist die These von der tausendjährigen Geschichte russischer Staatlichkeit, die auch in der neuen Verfassung verankert ist. Demnach sind starke Herrscher und autoritäre Politik der Garant dafür, dass das Land sich bis in die Gegenwart in Kriegen behaupten konnte, vor allem gegen Feinde aus dem Westen. Die historische Entwicklung des russischen Staates lässt sich demzufolge wie eine Kette von Eroberungen lesen, die aus der Defensive geboren wurden – Befreiungskriege zum Wohle der Eroberten.

Putins imperiale Geschichtsinterpretation kommt ebenfalls in seinen Ausführungen zum Ursprung des Landes bzw. zur Identität der Slawen zum Ausdruck, wenn er die historische Einheit der Russen und Ukrainer betont und von einer Dreieinigkeit des russischen Volkes spricht. Dabei übernimmt er die staatsbildende Konzeption des Russländischen Imperiums, nämlich die Vorstellung von drei kleinen Teilgruppen den Groß-, Bela- und Kleinrussen, die sich aus dem altrussischen Volk der Kiewer Rus entwickelt haben und zusammen das Kernvolk des russischen Imperiums bilden. In der Tat war die Geschichte der drei slawischen Völker seit jeher miteinander verflochten. Doch Putin spricht vor allem den Kleinrussen, also den Ukrainern, ihre eigene Identität ab, indem er mit der gemeinsamen Sprache, Religion und der Geschichte argumentiert. Dahinter steckt das Weltbild eines sowjetisch sozialisierten Menschen.

Die Unfähigkeit von Kaiser Nikolaus II., die Macht des Staates zu erhalten, die darauffolgenden Revolutionen, der Bürgerkrieg und die ausländische Intervention führten zum Zerfall des Russischen Reichs. Für Putin ist der Frieden von Brest-Litowsk die erste Katastrophe der modernen Geschichte Russlands. Die Bolschewiki macht er für erhebliche territoriale Verluste verantwortlich und letztlich auch für den Untergang der Sowjetunion im Jahr 1991. Denn ihre Nationalitätenpolitik, die eine Stärkung der Einzelrepubliken bedeutete, habe wie eine Zeitbombe gewirkt. Das gelte nicht zuletzt für die willkürliche Festlegung der Republikgrenzen, die sogenannte „Einwurzelung“ der 1920/30er-Jahre und das Recht zum freien Austritt aus der Union.

„Großer Vaterländischer Krieg“ als Gründungsmythos

Dem verhängnisvoll handelnden Lenin stellt Putin Stalin als Lichtgestalt gegenüber. Zwar nimmt Stalin in den jüngsten Ausführungen zum russisch-ukrainischen Verhältnis nur wenig Platz ein. Putin grenzt sich sogar von dessen Staatsterror ab. Dennoch spielt Stalin eine wichtige und vor allem positive Rolle in der gegenwärtigen russischen Geschichtspolitik. Als weiser Staatsmann und Wirtschaftslenker in einer Epoche der ruhmreichen Siege und großer Errungenschaften wird er kaum mehr im Kontext von Repression und Terror gesehen. Vielmehr steht er für die Entwicklung des Landes zur Supermacht und damit in einer Reihe mit Alexander Nevskij, Peter I., Katharina der Großen – und mit Putin selbst. Die in diesem Zusammenhang stehende Erinnerung an den Sieg im „Großen Vaterländischen Krieg“ dient heute als eine Art Gründungsmythos. Durch das Anknüpfen an die sowjetische Siegessymbolik demonstriert Putin Russlands globalen Machtanspruch. Gerade in den Auseinandersetzungen mit der Ukraine verweist die russische Führung immer wieder auf die „gemeinsamen Heldentaten der Großväter“ und versucht, die pro-westliche Kräfte im Land durch vermeintliche oder tatsächliche Nähe zu den Nationalisten zu diskreditieren.

Insofern ist es nicht verwunderlich, dass Putin den Untergang der Sowjetunion als „die größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts“ bezeichnet hat. Damit bezog er sich nicht auf die kommunistische Ideologie, sondern auf den Weltmachtstatus des sowjetischen Imperiums. Besondere Wertschätzung misst Putin der in Jalta und Potsdam geschaffenen Ordnung bei, diese sei „zum Inbegriff der intellektuellen und politischen Sehnsüchte mehrerer Jahrhunderte geworden“.

Diese Ordnung wurde aus Putins Sicht nach 1990/91 durch den Westen in Frage gestellt. Der wiederholt vorgetragene Vorwurf lautet, im Zusammenhang mit den Verhandlungen über die deutsche Wiedervereinigung sei von westlicher Seite zugesichert worden, die Nato nicht nach Osten auszuweiten. Dieses Versprechen habe der Westen gebrochen, von „zynische[n] Täuschungen und Lügen“ sprach Putin in diesem Zusammenhang in seiner Fernsehansprache zur Entfesselung des Ukraine-Krieges am 24. Februar 2022. Festgehalten werden muss jedoch, dass es von westlicher Seite keinerlei schriftliche Zusagen gab. Vereinzelte Aussagen westlicher Politiker zum Festhalten am Status quo hatten keine Verbindlichkeit und sind vor dem zeitlichen Hintergrund zu sehen: Die Sowjetunion existierte noch, ihr baldiges Ende war noch nicht zu erwarten, der Warschauer Pakt löste sich erst Mitte 1991 auf.

Putin bewegt sich in den Denkmustern des Kalten Krieges

Für Putin jedoch ist diese Frage zentral. Seine Vorstellung von Russland beruht wie diejenige der Slawophilen und Panslawisten des 19. Jahrhunderts ganz wesentlich auf einer Abgrenzung vom Westen. Auch in seinen jüngeren Äußerungen nimmt diese Abgrenzung breiten Raum ein. In der Fernsehansprache vom 24. Februar 2022 steht dieses Thema sogar im Mittelpunkt und liest sich eher wie eine Kriegserklärung an den Westen als an die Ukraine. Dazu passt, dass Putin im Grunde seit Jahren Krieg gegen den Westen führt – auf allen Ebenen unterhalb des Militärischen. Sowohl in Putins Aufsatz von 2021 als auch in seinen aktuellen Äußerungen spielt das sogenannte „Anti-Russland Projekt“ eine zentrale Rolle, das dessen „westliche Autoren“ nun angeblich in der Ukraine als „Sprungbrett“ umsetzen wollten. Diese Denkweise „passt in sein bipolares Weltbild eines sowjetisch sozialisierten Geheimdienstlers“ (Andreas Kappeler).

Die europäischen Verbündeten der USA sind aus Putins Sicht reine „Trabanten“, die Nato „nur ein Instrument der amerikanischen Außenpolitik“ und ein „Lügenimperium“. Putin bewegt sich in den Denkmustern des Kalten Krieges. Was in seinen Äußerungen zum Ausdruck kommt, ist ein diffuses, irrationales Bedrohungsgefühl. Eigenes Handeln als Ursache für von ihm als feindlich wahrgenommene Handlungen anderer nimmt er nicht wahr. Dieses Weltbild lässt nicht nur keinen Dialog zu, sondern es könnte sein, dass auch das Prinzip der Abschreckung gegenüber Putin nur noch begrenzte Wirkung hat. Wenn er vor Kriegsbeginn ausführte, die westlichen Sanktionen gegen Russland würden in jedem Fall kommen, zeigt das, dass er Sanktionen nicht nur schon „eingepreist“ hatte, sondern dass er jede Reaktion des Westens als Bestätigung seiner irrationalen Ängste betrachtet.

Der Osteuropa-Historiker Andreas Kappeler spricht mit Blick auf dieses Geschichts- und Weltbild von einer Mischung aus „Sowjetpatriotismus, imperiale[m] und ethnische[m] Nationalismus und ein[em] Blut-und-Boden-Pathos“. Die Frage, was davon persönlichen Überzeugungen entspringt und was pure Propaganda ist, lässt sich kaum beantworten. Die Grenzen sind nach der Auffassung von Beobachtern längst verschwommen. Wie dem auch sei: Putins geschichtspolitische Aussagen müssen ernst genommen werden, da in ihnen eine fundamentale Feindseligkeit gegenüber dem liberalen Westen zum Ausdruck kommt. Es ist nicht damit zu rechnen, dass Putin sie jemals ablegen wird.

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Karl-Heinz Weiß | Mi., 2. März 2022 - 17:31

Eine bedenkenswerte Analyse. Immer mehr fragt man sich, wie Angela Merkel nach den Erfahrungen 2014 (Krim) und der skrupellosen russischen Unterstützung des Assad-Regimes eine Politik der offenen Grenzen und der Rohstoffabhängigkeit von Russland betreiben konnte. Auch die Rechnung mit ihrer China-Politik (Abhängigkeit der Exportindustrie) ist noch offen. Der chinesische Nationalismus (Taiwan) ist mindestens so stark wie der russische. Langsam dämmert mir der Grund für die Vorliebe der Ex-Kanzlerin für Richard Wagner.

Klaus Funke | Mi., 2. März 2022 - 17:44

Ach Gottchen, Herrschaften. Ich war ein paar Jahre in Russland. Als Autor. Meine Bücher wurden im russischen Kanal "Kultura" vorgestellt. Als ich über Sergej Rachmaninow recherchierte lernte ich dank einer Universitätsprofessorin aus Tambow auch eines Tages Gospordin Putin kennen. Wir haben uns auf Deutsch unterhalten. Ein paar Tage später noch einmal. Selten habe ich einen so gebildeten Politiker kennengelernt. Da können sich unsere Politdarsteller allesamt verstecken, zumal die von den Grünen. An seiner Familie hat er die Schrecken des 2. Weltkrieges miterlebt. Das hat ihn geprägt. Der Mann ist Russe aus Überzeugung. Man muss nicht alles teilen, aber er kennt die Welt und die Politik wie kein zweiter. Ihr Artikel, verehrter Cicero, ist ein reines Phantasieprodukt, würdig eines Herrn Relotius. Ich bedaure, dass Ihr Magazin in letzter Zeit derartig abgerutscht ist in die Niederungen des Mainstream. Mal sehen ob Ihnen, wenn Putin mal weg ist ist, noch ein paar alte treue Leser bleiben.

Entschuldigung, werter Herr Funke, es mag ja sein, dass Putin ein gebildeter Politiker ist. Wen, der davon betroffen war, hat der 2. Weltkrieg nicht geprägt. „Er kennt die Welt und die Politik wie kein zweiter…“ Welchen Politiker, außer Putin, kennen Sie denn noch? Und diese Eigenschaften ermächtigten ihn, Krieg in der Ukraine zu führen, Menschen zu töten, Städte zu bombardieren? Da bleibt mir die Spucke weg! In diesem Zusammenhang Reliotius zu erwähnen, nur, weil der Artikel nicht in Ihr Bild von Putin passt, finde ich ziemlich schräg!
Es enttäuscht mich umso mehr, als ich bisher Ihre Kommentare meistens sehr gut fand.
Dem Cicero bleiben, falls Putin einmal weg sein sollte, bestimmt noch einige treue Leser erhalten. Es schmeißen nicht alle Leser, wenn Ihnen mal der ein oder andere Artikel nicht passt, gleich die Flinte ins Korn.
Schade, Herr Funke, dass Sie in meinen Augen so „trotzig“ reagieren!

@K.Funke: Wie schön, dass Sie Putin so gut kennen u. wie ich sehe, auch schätzen.
Und wie beruhigend zu wissen, dass einer der schlimmsten Diktatoren unserer Welt wenigstens gebildet und akademisch daher kommt. Das macht einen Angriffskrieg doch gleich um einiges erträglicher und sympathischer. Teilen Sie das doch noch kurz in einem Ihrer Bücher den geplagten Ukrainern mit. Ich bin sicher, die werden die Bomben, die Toten und Verletzten gleich mit ganz anderen Augen sehen, wenn sie erkennen was Herr Putin doch für ein sympathischer und intelligenter Zeitgenosse ist.
Wie gut, dass der Cicero über eine so gut „sortierte“ Leserschaft verfügt. So wird sich ganz sicher, nicht nur hier im Forum, bald die Spreu vom Weizen trennen. Wo Sie sich dabei verorten, überlasse ich Ihrer blühenden Phantasie u. Ihrem Zynismus. Aber den teilen Sie sich sicher mit dem von Ihnen so geschätzten Despoten aus Russland.
P.S. Besser friedlicher Studienabbrecher als akademischer Psychopath. Bei Ihnen nicht!

na da haben sie ja einen tollen Politiker ( ich würde ihn ja eher Kriegsverbrecher nennen ) kennengelernt und wie man sieht sind sie richtig stolz darauf.
Sie sind da ja auch in guter Gesellschaft mit Gas Gerd, der ja auch meinte Putin sei ein lupenreiner Demokrat.

Und wir wissen doch alle, dass Demokraten gerne andere Länder überfallen und ihnen jedes Selbstbestimmungsrecht absprechen - stimmts.

Übrigens von Hitler hat man auch gesagt, dass er sehr überzeugend sein konnte - bei manchen Zeitgenossen ......

Tomas Poth | Mi., 2. März 2022 - 17:51

Was macht "der Westen" anderes?
Dieser Beitrag läuft bei mir unter "Scheuklappen" denken.
Sicherheit (Rechtssicherheit) für die Bürger gibt es nur in Nationalstaaten. Alles andere ist Wunschdenken zu Gunsten eines Neo-Feudalismus der "Eliten".
Ausbeutung und grenzenlose Verschiebung von Arbeitsplätzen und menschlicher Existenzen zum Nutzen von Monopoly-Wirtschaftsstrukturen.
US-Lügenimperium ... - ... braucht es mehr Beweise als die Fakes zum Anlass des Syrienkrieges?

Gerhard Lenz | Mi., 2. März 2022 - 18:00

Lump. Selbst wenn er mal als verträglich und kooperativ auftrat, als er vor dreißig Jahren eine freundliche Rede vor dem Bundestag hielt.

In der Zwischenzeit hat er im Umgang mit der Opposition zu Hause, aber auch bei kriegerischen Handlungen ausserhalb Russlands gezeigt, was hinter der so undurchdringlichen Fassade zu finden ist.

Eine pathologische Persönlichkeit, die lange Zeit abwartete, dem eigenen Lande eine bleierne Friedhofsruhe verordnete, Oppositionelle ermorden oder im Gefängnis verfaulen, Demonstranten zusammenschlagen lässt und jetzt seine wahnhaften Großmachtträume in die Realität umsetzt, indem er die Nachbarn überfällt, NATO-Staaten (Balten) und neutrale Staaten (Schweden, Finnland) bedroht.

Der Mann gehört eindeutig vor den Internationalen Strafgerichtshof.

Romuald Veselic | Mi., 2. März 2022 - 18:24

dem Putins Duktus, müssten die USA und Kanada, heute dem England anhören.

Die Russen waren nie vom Westen unterdrückt, sondern von Mongolen, Tataren, Osmanen u. Goldener Horde, durch Jahrhunderte, indem sie ihnen Tributpflichtig waren und ihre Bevölkerung massenweise versklavt wurde. Frauen landeten in den unzähligen Harems u. die jungen, wehrfähigen Männern, wurden zu Sklavensoldaten gezwungen - Janitscharenkorps. Gleichzeitig zwangsislamisiert. Diese Sklaverei wurde bis heute noch nicht aufgearbeitet.
Putin vergisst zu erwähnen, dass Russland selbst, eine Eroberungsmacht war, wo den eroberten Völkern (sie wurden kolonisiert) nicht besser ging u. fühlten sich nie v. Russen befreit zu sein. Es reicht, wenn man die polnischen Aufstände im 19Jh ins Betracht zieht. Sie waren ausschließlich gg. die RUS-Übermacht/Unterdrückung gerichtet. Das war einer der Gründe, warum sich die Polen auf die Napoleons Seite stellten.

Hans Meiser | Mi., 2. März 2022 - 18:26

dass etwas nicht stimmen kann, wenn eine Seite zu 100% schuld ist und die andere zu 0%.
Klar, die Autoren glauben die herrschende Stimmung für ihre Agenda ausnutzen zu können - das ist jedoch keine Entschuldigung für einseitige und daher schlechte Beiträge..

Dank Ihrer Kommentare kennt man Sie als linientreuen Anhänger der "Putin-Hilf-Uns-Fraktion". Für Sie, wie für andere Foristen, die Putin trotz seiner Kriegsverbrechen noch immer als leuchtendes Beispiel im Vergleich zu unseren "Politdarstellern" in höchsten Tönen loben, muss es ungeheuer schmerzhaft sein mitanzusehen, wie einer ihrer Säulenheiligen demontiert und als das demaskiert ist, was er ist.

Mittlerweile ist die Situation angesichts der russischen Gewaltorgien dermaßen deutlich, dass selbst die lahmen Versuche der bekannten Putingläubigen am rechten Rand, dem Westen eine Mitschuld an den Kriegsgräueln zu geben, nur noch peinlich wirken.

... wenn ich an einem laufenden Fernseher einfach nur vorbeigehe, hab ich den inneren Zwang, mit die Ohren zuzuhalten (von hinschauen ganz zu schweigen) - sowas an Einseitigkeit hab ich noch nie erlebt! ... in Bezug auf die ""2015er Zustände" kann man nur sagen: Schlimmer geht offensichtlich noch immer!
Da werden Berufsverbote (ich mein nicht den Ex-Kanzler) als selbstverständlich hingenommen, SporterInnen mehr oder weniger zu Aussagen genötigt. Ich schau mir inzwischen nicht einmal mehr die Privaten an...

Genauso ist es. Das soll aber diesen Krieg nicht rechtfertigen. Nur, dieses Messen mit zweierlei Maß, geht mir gegen den Strich. Wenn Putin ein Fall für dem Gerichtshof in Den Haag ist, muss aber auch Bush sen. neben ihm Post mortem Platz nehmen. Der nach den Aussagen von Colin Powell den Irak Krieg unter Vorspielen falscher Tatsachen „angegriffen“ hat. Diese Tatsache war für Powell der größte Schandfleck in seiner Karriere. Aber der gehört ja zu den Guten. Die Toten und Verletzten können sich damit trösten. Herr Meiser, in seiner Antwort hat der Herr, der für mich ein „Niemand“ ist, es Ihnen aber gegeben. Nur den Hinweis auf die AfD die vermisse ich. Er lässt nach.

Martin Falter | Mi., 2. März 2022 - 18:32

das es wirklich zwei Welten und damit Denkmuster im Jahr 2022 gibt.

Die einen ( wenige ) glauben noch an ein 100o jähriges Reich und womöglich auch an Klingonen mit samt ihrer altertümlichen Formen und Religionen.

Die anderen ( die überwiegende Mehrheit der Menschen )an Globalisierung, Freundschaft durch Handel und ein auskömmliches Miteinander.

Bloß wenn einer dabei ist der spinnt, dann kann der Rest nicht in Frieden leben.

Darum muss Putin jetzt gestoppt werden.

H.Plieth | Mi., 2. März 2022 - 18:49

Irgenwie habe ich den Eindruck, dass man viel zu viel Verständnis für dieses Ungeheuer aufbringt. Nach allen Verfehlungen wie Gift- und anderen Mordanschlägen versucht man heraus zu finden, was diesen Mann treibt. Er ist genau wie Hitler ein Parvenu, der sich zu historischer Grösse stilisiert.
Das Selbstbestimmungsrecht eines souveränen Staates bedarf nicht der Zustimmung eines Potentaten.

Hans Schäfer | Fr., 4. März 2022 - 17:25

Antwort auf von H.Plieth

Ich, bringe es nicht auf. Kein Verständnis habe ich, dass zwei Kriege, von einem weiß man, dass er auf einer Lüge aufgebaut wurde, unterschiedlich im Bezug auf die Ungeheuerlichkeit von Kriegen, bewertet werden.

Heidemarie Heim | Mi., 2. März 2022 - 19:14

Mit einer Prise Megalomanie war m.E. schon immer der Treibsatz für die fürchterlichsten Auseinandersetzungen der Menschheitsgeschichte. Nichts anderes charakterisiert solche Machtbesessenen, wie sie die Geschichte zuhauf kennt. Und vollends gefährlich wird es, wenn sie sich untereinander anfangen zu vergleichen bzw. identifizieren und am besten ihre Vorbilder zu übertreffen im Sinn haben. Ab einem bestimmten Punkt brauchen solche Typen keinerlei uns logisch erscheinende Begründungen für ihr Tun und Vorgehen. Sie gehen wie man so schön sagt im wahrsten Sinne über Leichen um ihre Visionen Wirklichkeit werden zu lassen. Gerade wir Deutschen wissen doch, was es heißt bzw. wie schwer es ist so jemanden zu stoppen. Wie meinte Hitler in seinem Bunker angesichts der Niederlage auf die notleidende eigene Bevölkerung und deren zusammen gebrochenen Verteidigungswillen angesprochen?
"Sollen sie untergehen, denn dann haben sie nichts anderes verdient!" Putin nimmt sein Volk gerade mit in Bann. MfG

Jens Böhme | Mi., 2. März 2022 - 21:00

Dass dss Großfürstentum Moskau nur mit hohen Tributzahlungen nicht mongolisch wurde, sowie die Expansion der Moskauer in den slawischen Norden und Westen ohne Unterstützung der Mongolen (Goldene Horde) nicht möglich war - was solls. Heutzutage ist Geschichte eh nur noch Geschichten erzählen.

Ingo Kampf | Mi., 2. März 2022 - 22:29

Stalin war dumm und hat die Informationen über den bevorstehenden Angriff durch Deutschland einfach negiert. Dann hat er sich feige in seine Datsche verkrochen. Er hatte richtig Angst.
Den Krieg hat er nur durch die brutale Ausschlachtung von eigenem Menschenmaterial und die massive Hilfe der US-Amerikaner gewonnen.
Aber man baut einfach Mythen auf und hängt Unmengen von Orden an die Soldaten..

Werner Zillig | Mi., 2. März 2022 - 23:36

Ich empfehle einen Blick in die Wikipedia-Diskussion zu Wladimir Putin. Suche:

Vladimir Putin's state of mind

Gerhard Weißenberger | Do., 3. März 2022 - 01:35

Die drei Supermächte haben ihre eigenen Gesetze und bleiben von völkerrechtlichen oder moralisierenden Erwägungen anderer unbeeindruckt.
Die USA halten ihre Monroe Doktrin mit aller Gewalt durch, versuchen aber seit mehr als 30 Jahren Russland zur Regionalmacht zu machen.
Putin ist noch rational vorgegangen als er 2014 die Krim zurückholte. Andernfalls wäre Russland Gefahr gelaufen, mit dem sich abzeichnenden Beitritt der Ukraine zur NATO den Zugang zum schwarzen Meer zu verlieren.
Die von den USA stark beeinflusste ukrainische Regierung musste darauf in grotesker Selbst überschätzung ungeachtet der hohen energiepolitischen Abhängigkeit von Russland den Beitritt der Ukraine in die NATO in der Verfassung verankern und ein Gesetz gegen den offiziellen Gebrauch des Russischen in Kraft setzen.
Putin, der gesundheitlich so angeschlagen zu sein scheint, dass er zu Gewaltausbrüchen neigt, hat nun in der Reaktion einen fatalen Krieg begonnen, dem eine wirre Rede zur Begründung voranging.

Christoph Kuhlmann | Do., 3. März 2022 - 06:26

... die kommen mir ja irgendwie bekannt vor. Zum Artikel, nicht nur die Diktatoren des 20. Jahrhunderts haben den Überfallenen den ersten Angriff unterstellt. Das hat leider auch die USA in Vietnam gemacht und die Massenvernichtungswaffen im Irak existierten auch nicht. Putins Paranoia wird durch die Leistung der russischen Armee in der Ukraine nicht geringer geworden sein. Zumal er es geschafft hat einen neuen Rüstungswettlauf für Europa in Gang zu setzen, verbunden mit den schärfsten Wirtschaftssanktionen. Wer stützt ihn noch? Die Oligarchen verlieren Milliarden. Ihre Konten im freien Westen werden eingefroren. Der Kurs des Rubel fällt und die Leute stehen Schlange um ihre Ersparnisse von den Banken zu holen, die bald von der Inflation entwertet werden. Wenn dann noch die Verluste auf beiden Seiten bekannt werden, werden auch die einfachen Leute diesen Krieg bedauern. Putins Machtbasis erodiert und er hat noch maximal zehn Jahre Zeit die Scherben aufzukehren.

Ernst-Günther Konrad | Do., 3. März 2022 - 09:02

"Tatsächlich sind die aktuellen Ereignisse nicht ohne Putins Geschichtsbild zu verstehen." Also auch die beiden Verfasser des Artikels versuchen, hier mit dem Mittel der Geschichte Putins Handeln zu verstehen, was nicht heißt, es zu akzeptieren oder zu rechtfertigen, oder? Mir geht es genauso. Auch ich versuche zu verstehen, wenngleich nichts diesen Krieg für mich rechtfertigt. Was wäre Russland ohne Putin jetzt und gleich? Ist die Putin unterstellte geschichtliche Denkweise nicht im größten Teil der Russen tief verankert? Wollen nicht die meisten Russen ein starken „Führer“, der ihr Land und ihre Heimat schützt? Natürlich gibt es auch diejenigen, die das ablehnen und von Putin verfolgt werden. Der Artikel zeigt nur eine Seite der Medaille. Sind Putins, sind die russ. "diffusen" Ängste real oder nur Einbildung? Vor allem, welchen Weg gibt es, ob mit Putin oder einem anderen russ. Präsidenten, einen gemeinsamen Weg hin zum Frieden zu finden? Sind deutsche Waffen der richtige Weg?

ursula keuck | Do., 3. März 2022 - 09:30

Russland - PUTIN -wird auf gar keinen Fall einen Beitritt der Ukraine zur EU akzeptieren.
Unsere Flinten-Uschi in Brüssel sollte lieber das Faktum attestieren.
Falls die Ukraine tatsächlich Mitglied der Europäischen-Union werden sollte, können wir uns heute schon auf einem Atomkrieg vorbereiten.

Carola Schommer | Do., 3. März 2022 - 09:38

kann m.E. nicht ohne die USA gedacht werden. Das wird im Artikel völlig ausgeblendet. George Friedman, der hier ja auch ab und zu publiziert, hätte da sicher noch einiges zu ergänzen.

Albert Schultheis | Do., 3. März 2022 - 09:56

Liebe Ciceronen,
In jedem Krieg werden Narrative konstruiert um die Legitimation der eigenen Aggressivität zu bestätigen. Idealerweise sind es alte, zu Mythen kristallusierte Narrative, die die mächtigste Wirkung erzeugen - aber immer auf beiden Seiten! Es ist schön, dass ihr "Putins imperiale Geschichtsinterpretation" erkannt habt, dass Putin, der neue Hitler, die 1000 Jahre alten Gründungsmythen der Russen neuauflegt! Aber was ihr geflissentlich unterschlagt, der Westen, insbesondere die USA haben trotz Perestroika und Glasnost eines Gorbatschow, trotz der besoffenen Freigebigkeit eines Jelzin zu keinem Zeitpunkt von ihren eigenen Narrativen abgelassen, den Narrativen des Kalten Krieges! Den aggressiven geostrategischen Kategorien eines Zbignjew Breschinsky, den Planspielen von Stratfor und des Regime Change. Die Einseitigkeit eurer Narrative ist einfach nur verantwortungslos, dumm und menschenverachtend. So wird das nix, liebe Ciceronen. So werden Desaster gestrickt! Nur zu!

Maximilian Müller | Do., 3. März 2022 - 10:58

..bedroht Russland ja auch.

Wie man an den jetzigen Sanktionen sieht, hat sich der Westen lange Zeit eine in eine dominante Position gebracht. Wirtschaftliche Druckmittel gegen böse Abweichler, ist das etwa keine Bedrohung? Die USA mit ihren endlosen Kriegen hingegen werden nicht sanktioniert und hier zeigt sich klar, worum es geht, nämlich um einen Werte-Krieg.

Russische Kultur und Werte sind diametral zu den Westlichen. Man kann ein Land auch destabilisieren, indem man seine Kultur untergräbt, und das tut der Westen permanent mit Russland.

Aber auch Russland bedroht uns, denn echter Aggression ist unser System nicht gewachsen. Der Westen lebt davon, dass die USA und Osteuropa uns vor der Realität schützen, damit wir unseren woken Fantasien nachhängen können. Das Letzte, das wir gebrauchen können, ist Russland direkt vor unserer Haustür. Was dann passiert, sieht man schon jetzt: Plötzlich wird deutsche Politik rational.

Gut so.

Walter Bühler | Do., 3. März 2022 - 11:05

Nun, auch westliche Historiker müssen irgendwo Geld verdienen, und deswegen ist es auch für sie nur eine schöne Utopie, mit wissenschaftlicher Unvoreingenommenheit über ein Thema zu besprechen. In der Realität fließen nicht nur ihre persönlichen Meinungen, sondern auch die politischen Positionen ihrer Arbeitgeber in ihre "historische" Arbeit ein.

Das eigene ideologische Geschichtsbild der Autoren wird wie üblich als objektive und rationale "Wahrheit" im arroganten, pseudowissenschaftlichen Indikativ formuliert, das Geschichtsbild des anderen wird ins dilettantische, dämonische, psychopatische verzerrt und natürlich insgesamt als unsinnige Schwafelei dargestellt. Ein wenig primitiv ist das schon.

Nun, vielleicht kommt im Osten wie im Westen irgendwann eine Zeit, in der sich auch Historiker nicht mehr nur als Teil der ideologischen Kriegführung ihrer Arbeitgeber begreifen.