Scholz und Baerbock
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) bei der Sondersitzung des Bundestags zum Krieg in der Ukraine / dpa

Offener Brief an Annalena Baerbock und Olaf Scholz - Am nuklearen Abgrund: Die Eskalationsspirale durchbrechen

Bundeskanzler Scholz und Außenministerin Baerbock haben sich wochenlang bemüht, eine diplomatische Lösung für den Ukraine-Konflikt zu finden. Unser Gastautor Friedbert Pflüger plädiert dafür, auch nach dem russischen Einmarsch nicht von einem besonnenen Vorgehen abzurücken. Gerade wenn man Putins Drohungen ernstnehme, müsse man auf Deeskalation hinarbeiten, um einen Atomkrieg zu verhindern.

Autoreninfo

Dr. Friedbert Pflüger lehrt am CASSIS, Universität Bonn Internationale Klima- und Energiepolitik und ist seit 2014 Senior Fellow des Atlantic Council der USA. Er war 16 Jahre Bundestagsabgeordneter (CDU) und Verteidigungs-Staatssekretär in der ersten Regierung Merkel. Pflüger ist seit 2009 Geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensberatung Bingmann Pflüger International (BPI).

So erreichen Sie Friedbert Pflüger:

Liebe Frau Baerbock, lieber Herr Scholz!

Es ist das furchtbare Ergebnis einer nüchternen Bestandsaufnahme: Ein nuklearer Vernichtungskrieg ist eine reale politische Möglichkeit in der nahen Zukunft. Die Welt bewegt sich seit der Drohung Wladimir Putins vom 24. Februar 2022 auf einen Atomkrieg zu. Putin drohte allen, „die sich von außen einmischen“, mit Konsequenzen, „wie Sie sie in Ihrer gesamten Geschichte noch nie gesehen haben“. Wir wollen das nicht wahrhaben? Alles nur Panikmache, um uns in Angst zu versetzen? Sind wir nicht seit dem Einmarsch der Putin-Truppen in der Ukraine immer wieder belehrt worden, dass der russische Präsident nicht zu leeren Drohungen neigt? Putin hat sich offenbar verrechnet und mit dem mutigen Widerstand der Ukrainer nicht gerechnet. Er steht mit dem Rücken zur Wand, wird von der gesamten Welt isoliert. Wird er einfach aufgeben oder weiter eskalieren? Selbst wenn die Wahrscheinlichkeit für den Einsatz von Nuklearwaffen nur bei einem Prozent liegen sollte, dann ist das ein unerträgliches „Restrisiko“. Die Atompilze von Hiroshima und Nagasaki mit dem damit einhergehenden Grauen sind unserem – meine Generation prägenden – kollektiven Bewusstsein weitgehend entschwunden. Japan konnte damals auf die amerikanischen Atombomben nicht antworten. Heute aber bliebe ein Einsatz russischer Nuklearwaffen nicht unbeantwortet: Armageddon …

Sie beide haben im Deutschen Bundestag eindrucksvolle Reden gehalten – ebenso der neue Oppositionsführer, Friedrich Merz. Sie beide haben in den letzten Wochen immer wieder versucht, diplomatische Lösungen zu finden. Das war nicht naive Beschwichtigungspolitik, das war der ernste Versuch, Krieg und Zerstörung abzuwenden. Auch wenn der Versuch gescheitert ist, er war es wert. Und auch hier war es gut, dass der Vorsitzende der Unionsfraktion Ihnen den Rücken stärkte. Es ist beruhigend, dass es in der Krise in Deutschland einen Grundkonsens gibt.

Aber kurze Zeit nach der Bundestagsdebatte – wir wissen, dass Putin nicht selten Debatten in Deutschland am Fernseher verfolgt – versetzte er die russischen Atomstreitkräfte in Alarmzustand, weil „Spitzenpersönlichkeiten der führenden Nato-Staaten aggressive Äußerungen gegen unser Land“ zuließen.

Kriegserklärung der Allianz an Russland

Natürlich muss man diese Drohung verurteilen. Aber ich bitte Sie eindringlich, es nicht damit abzutun, sondern davon auszugehen, dass Putin auch vor diesem Schritt nicht grundsätzlich zurückschreckt. Sie haben bisher klug und besonnen gehandelt und sich von der hektischen Unruhe nicht anstecken lassen. Bitte lassen Sie sich deshalb auch zukünftig nicht durch (nach der unerträglichen Aggression Putins verständliche) Stimmen treiben, die nach immer schärferen Sanktionen rufen. Wir müssen jetzt innehalten: Wo soll das alles enden? Bitte suchen Sie nach einem Ausweg aus der Eskalationsspirale!

In der öffentlichen Debatte (z.B. am Sonntag bei „Anne Will“) ist bereits von einer Flugverbotszone die Rede, die die Nato über der Ukraine errichten möge. Das heißt de facto, dass die Nato russische Flieger vom Himmel holen soll. Das ist eine Kriegserklärung der Allianz an Russland. Das ist Wahnsinn! EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will die Ukraine in die EU aufnehmen, obwohl sie keines der Aufnahmekriterien erfüllt. Der EU-Außenbeauftragte will das Land mit Kampfjets ausrüsten. In dem Gefühl einer hilflosen Solidarität fallen uns immer wieder neue Möglichkeiten ein, was wir tun könnten, um unserer Abscheu Ausdruck zu verleihen. Alles hochgefährlich, denn Putin hat gezeigt, dass ihn alle Sanktionen der Welt nicht von seinem Kurs abbringen. Die Diplomatie ist gescheitert, aber die Politik der immer schärferen Verurteilungen und Strafen ebenso.

Verteidigungsministerin Christine Lambrecht hat sicher recht, dass es schwierig ist, Gesprächskanäle zu jemandem offenzuhalten, der „lügt, betrügt und völlig unberechenbar ist“ (im ZDF bei „Berlin direkt“). Aber heißt das, dass wir die Dinge einfach weiter treiben lassen?

Verbindung zwischen USA und Russland „auf operativer Ebene“

Offenbar haben die Amerikaner inzwischen die Gefahr der Situation erkannt. Wie „Politico“ berichtet, soll es einen Draht zwischen dem Vorsitzenden der Joint Chiefs of Staff der US-Streitkräfte, General Mark Milley, und seinem Counterpart bei den russischen Streitkräften, General Valery Gerassimov, geben. Das wäre sehr wichtig, denn es geht jetzt darum, dass kein Funke versprüht wird, aus dem ein Flächenbrand entsteht. Hochgerüstete und sehr nervöse Nato-Streitkräfte und russische Truppen stehen sich jetzt an der Grenze zur Ukraine unmittelbar gegenüber, da kann es leicht zu unbeabsichtigten Zusammenstößen kommen. Was, wenn Russland Cyber-Attacken gegen Nato-Länder startet? Wird dadurch der Bündnisfall ausgelöst? Es dürfen keine Fehleinschätzungen auf beiden Seiten entstehen, die zu einem Krieg aus Versehen führen. Um diese Gefahr abzuwenden, haben die USA auf militärischen Kanälen Russland um eine Verbindung „auf operativer Ebene“ gebeten. Das sollten wir unterstützen!

Meine Bitte ist, dass wir neben unserer eindeutigen Verurteilung Putins, der Solidarität mit der Ukraine und aller von Ihnen beiden im Bundestag geschilderten Konsequenzen uns auch auf die Suche nach diplomatischen Wegen aus der Krise begeben: Lassen wir das beschlossene Sanktionspaket wirken! Gebieten wir der rastlosen Verkündung immer neuer Strafen Einhalt! Suchen wir nach einer Persönlichkeit, die bei Gesprächen zwischen Russland und der Ukraine mit Autorität und Glaubwürdigkeit vermitteln könnte! Auch wenn die Mahnung nicht zu den Stimmungen des Tages passt: Wer aufhört zu reden, wird früher oder später Krieg führen.

Ihr Friedbert Pflüger

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Joachim Kopic | Di., 1. März 2022 - 13:21

Deutschland sollte aufhören, mitzuzündeln ... das wären die Grünen ihrer eigenen Stammwählerschaft schuldig ... aber darauf ist leider kein Verlass ... das hat schon mal ein "Steinewerfer" gezeigt :( ... und den hatte ich seinerzeit sogar gewählt :((

Urban Will | Di., 1. März 2022 - 13:46

der sich öffentlich zu Wort meldet und den naiven, von ihrem „Gutsein“ Besoffenen ins Gewissen redet, was sie gerade anrichten. Es mag auf den ersten Blick richtig sein, d Ukr. mit Waffen zu beliefern und ihren heroischen Kampf zu unterstützen. Aber glaubt wirklich jemand, Putin damit zu besiegen? Selbst wenn die Ukr. sich noch lange hält oder gar d Oberhand gewinnt. Wird Putin kapitulieren? Sich ohne Ergebnis wieder zurückziehen? Wie naiv ist man denn bitteschön? Es droht nun ein langer, verlustreicher Krieg. Am Ende tausende Tote, zerstörte Städte. U evtl ein Amoklaufender Putin, der doch Atomwaffen einsetzt. Gg d Ukraine oder gar seine Helfer.
Es gibt keine Alternative, als ihm, trotz aller Verbrechen, die Tür zu öffnen!
Diese infantile Naivität, sich jetzt in allen Parlamenten blaugelbe Fahnen überzuhängen , etc muss enden. Es ist Zeit für Realpolitik!.
Eine neutr Ukr als Garant für Frieden u Verhindern eines Atomkrieges ist eine mehr als gute Option.

es sind d i e s e l b e n Menschen, die jetzt nach schärfsten Maßnahmen schreien, welche bislang in ihrer grenzenlosen Naivität u. im Bewußtsein ihres Gutmenschentums die Bundeswehr haben verkommen lassen.
Wer einen derartigen Sinneswandel innerhalb von wenigen Tagen vollzieht, kann in meinen Augen nicht für voll genommen werden. Vielmehr muß man große Angst vor ihm haben; denn seine Entscheidungen werden mit Sicherheit keine vernünftigen sein.
Angesichts der Möglichkeit eines r e a l e n Atomkrieges nicht mit allen Mitteln eine Eskalation zu verhindern, stellt in meinen Augen ein Menschheitsverbrechen dar. Deshalb stimme ich dem Appell von Pflüger zu.
Das Vorhaben, D und Europa jetzt hochzurüsten, nützt momentan gar nichts - weder den Ukrainern noch uns. Vielmer muß jetzt alles getan werden,
um erst einen Waffenstillstand herbeizuführen und dann zu verhandeln.
Weder Putin noch Biden o. irgendein Präsident eines EU-Landes hat das Recht, Millionen v. Menschenleben zu riskieren.

Gerhard Lenz | Di., 1. März 2022 - 20:21

Antwort auf von Christa Wallau

und noch immer kein Wort der Verurteilung der Putin'schen Aggression.

Die AfD - oder deren Vertretung hier im Forum - beweist auf neue, dass sie nicht nur politikunfähig ist, sondern in militärischen Krisen eher dem Gegner zuspielt. Und der heißt eindeutig Putin.

Stattdessen schreibt die Foristin:
Weder Putin noch Biden noch die EU hat das Recht...

Wie bitte? Wer hat die Ukraine überfallen? Putin, Biden, die EU?

Wer hat die Möglichkeit eines Atomkrieges in aller Öffentlichkeit suggeriert?

Putin, Biden, die EU?

Damit geht die Foristin noch einen Schritt weiter, als ihre eigene Parteispitze. Die eiert (wie man es kennt) hilflos durch die Gegend, kritisiert zwar den russischen Überfall, um im nächsten Satz sofort dem verhassten demokratischen Westen eine Mitschuld zu geben.

Als wäre der mehr als 60km lange Militärkonvoi auf dem Weg nach Krim kein russischer. Als wären es nicht russische Flugzeuge, die Städte bombardieren, Ukrainer ermorden.

Unglaublich, aber AfD eben.

Robert Hausdorf | Di., 1. März 2022 - 13:51

Und nochmal: erbärmlich!
Herr Pflüger, Sie sind offenbar im goldenen Westen aufgewachsen und kennen den Wert von Freiheit nicht, Sie sollten sich schämen.

Carola Schommer | Di., 1. März 2022 - 13:56

sich verschätzt haben sollte, wäre es umso wichtiger daran zu denken, wie er halbwegs gesichtswahrend aus der Sache wieder herauskommen kann. Sonst wird er noch gefährlicher.

Günter Johannsen | Di., 1. März 2022 - 15:52

Antwort auf von Carola Schommer

dass die in die Enge getriebene Ratte "auf Mann geht"!
Hier muss man ihm aber hart entgegentreten, sonst stehen seine Panzer bald vor unserer Haustür ... und die frühere FDJ-Sekretärin hat unsere Bundeswehr mit Fleiß blank und instabil gemacht!

Karl Kuhn | Di., 1. März 2022 - 13:58

... dann könnte Putin eigentlich direkt die Weltherrschaft übernehmen. 'Wir könnten sterben, also wehren wir uns nicht!'

Früher hieß das mal 'lieber rot als tot'. Schade, dass ein CDU-Mitglied diese feige linke Parole übernommen hat und als Handlungsmaxime ausgibt. Aber wenn z.B. die Amerikaner im zweiten Weltkrieg nicht bereit gewesen wären, für die Freiheit anderer Völker zu schuften und zu sterben (auch ohne bestehendes Militärbündnis), wären die Achsenmächte siegreich geblieben.

Und Chapeau an Cicero, dass er ein breites Meinungsspektrum zu Wort kommen lässt.

Unfug. Die „Weltherrschaft“ wollte nicht einmal Hitler und Putin ist nicht so dumm, zu glauben, mit Atomwaffen alles bekommen zu können.
Wenn man „konsequent“ gedacht hätte, dann gäbe es diesen Krieg nicht. Man hätte schon vor Jahren merken müssen, was Putin wollte.
Die Ursachen dieses Krieges liegen nicht erst i d letzten Tagen oder Wochen, die Ursachen liegen wohl viel weiter zurück, 20 bis 30 J oder gar dem 22.6.1941.
Der Putin der heute Krieg führt, der sich zum Verbrecher gewandelt hat, ist gewiss nicht der Putin, der 2001 vor dem BT stand und eine beeindruckende Rede hielt.

Ihr Argument: „Wir könnten sterben...“ ist doch kindisch.
Wie ich schon mehrfach schrieb: ein zu allem entschlossener Putin wird nicht zurückweichen.
Zu hoffen, er werde gestürzt oder gar ermordet, ist Unsinn, ein Pokerspiel. Die Ukraine im Durchhaltekampf zu unterstützen ist nachvollziehbar, erfolgt aber auf dem Rücken vieler Gefallener und ziviler Opfer.
Das sollte man bedenken.

-Hat man, seit Jahrzehnten. Und genau deshalb genau das getan, was getan wurde. Sie glauben doch nicht im Ernst, dass Amerikas Politiker nicht ganz genau wussten, was , wann und wie laufen soll. Schon 1997 hat Zbigniew Brzezinski sehr genau beschrieben, was zu tun sei, es gibt einen ganzen Wikipediaartikel "Die einzige Weltmacht...", der sich mit dem Buch beschäftigt- absolut empfehlenswert. Was die Politiker diesseits des Atlantiks betrifft- da bin ich mir nicht so sicher. Ich habe in den letzten zwei Wochen sehr viel gelesen zum Thema Ukraine, ihre Präsidenten seit der Gründung 1991 - ein Trauerspiel in vielen Akten- die Geschehnisse 2004, bei uns "Orange Revolution" genannt, die Rolle Deutschlands beim Hofieren von Frau Timoschenko, die Sprachlosigkeit 2014, als eine reguläre Armee samt Nazibatallionen gegen Teile der eigenen Bevölkerung vorging, sie aushungern lassen wollte (Wirtschaft- und Finanzblockade seit November 2014), alles zu finden und nicht bei RT, sondern der DW...

Martin Falter | Di., 1. März 2022 - 14:00

eine Zwickmühle, denn auf der einen Seite muss der Ukraine jetzt geholfen werden und zwar so das es auch wirklich hilft.

Auf der anderen Seite muss der Konflikt begrenzt bleiben und ein Danach sollte jetzt schon geplant werden.

Wie umgehen mit Russland, mit und ohne Putin.

Aber eines ist auch klar, wenn Putin nicht jetzt gestoppt wird, macht er weiter und dann ist ein Atomkrieg noch viel wahrscheinlicher.

Ernst-Günther Konrad | Di., 1. März 2022 - 14:34

Wieder ein sehr sachlicher und ausgewogener Appell an alle. Ich traue es AB nicht zu, dass Sie persönlich in der Lage ist, solche Gespräche, wann auch immer zu führen. Einen neutralen Vermittler einsetzen, sehr gut, nur, wer soll das sein? Sicher eine richtige Überlegung, dass muss aber wirklich eine Person mit Integrität und Anerkennung sein. Sie haben es richtig erkannt. Flugverbotszone durch die NATO verhängt, Aufnahme in die EU, Ausrüstung mit Kampfjets? Das sind alles Argumente, die Putins Verdacht, der Westen wolle die Ukraine geografisch als letzte Pufferzone vor der russ. Grenze ebenfalls vereinnahmen, dem Grunde nach bestätigt.
Solche wirren Statements sind Wasser auf die Mühlen der russischen Argumentation. Russ. Sportler und Musiker werden ausgegrenzt und Teilnahme und Auftrittsverbote (Sippenhaft) verfolgt und ukrainische Fußballer tränengerührt gefeiert. Mittendrin eine fanatische Presse die weiter Öl ins Feuer gießt. Alle Seiten müssen zwei Gänge zurückschalten.

Armin Latell | Di., 1. März 2022 - 14:44

falsche oder keine Argumente. Die Situation wurde jahrelang bewusst herbeigeführt, oder vielleicht besser, nicht verhindert.

Gerhard Hellriegel | Di., 1. März 2022 - 14:45

Und was machen Sie, wenn Putin jährlich 1000 Mrd. Dollar fordert, weil sonst Russland seine Weltmachtrolle nicht aufrechterhalten kann - und andernfalls mit dem Atomkrieg droht? Auch da ist die Wahrscheinlichkeit nur 1 Prozent.
"Es ist ja nur Geld." Und wieso hat eigentlich die nukleare Abschreckung 70 Jahr funktioniert? Und warum sollte sie dann nicht weiter funktionieren? Weil dort ein Wahnsinniger sitzt? Stellt sich die Frage, warum der Wahnsinnige alle Trümpfe in der Hand hat und die ach so Vernünftigen fast nichts.

Juliana Keppelen | Di., 1. März 2022 - 16:43

Antwort auf von Gerhard Hellriegel

Weil die USA quasi Narrenfreiheit hatte und sie keiner störte bei ihren Kriegszügen und blutigen Regime-Changes. Nur einmal wurden sie gestört, als die Russen als Antwort auf die in der Türkei und auf die Sowjetunion gerichteten Raketen im Gegenzug auf Kuba auch anfingen Raketen aufzustellen da wurde aber schnell mit einem Nuklearkrieg seitens der USA gedroht. Gut die USA haben ihre Raketen still und leise abgezogen und die Raketen auf Kuba wurden nicht aufgestellt. Leider hat das in und mit der der EU nicht geklappt während die einen sich eher friedlich immer mehr zurück gezogen haben hat die andere Seite (Arroganz, Überheblichkeit?) immer mehr nachgesetzt trotz Mahnungen und deswegen sind wir heute da wo wir sind. Jetzt kann man nur hoffen, dass der Verstand wieder einsetzt (obwohl bei dem EU Personal bin ich skeptisch) und endlich Verhandlungen für eine Sicherheitsarchitektur in Angriff genommen werden die sowohl den Europäern und Russland gerecht wird.

Heidemarie Heim | Di., 1. März 2022 - 15:07

Diese existieren auch im Frieden nicht ohne Grund. Besonders über kritischen, schützenswerten Infrastrukturen wie Atomkraftanlagen, von denen die Ukraine 15 in Betrieb haben. Allein in und um den Katastrophenreaktor in Tschernobyl soll es 3000 Beschäftigte geben um täglich die erforderlichen Strahlenschutzmaßnahmen zu gewähren. Hinsichtlich der Einnahme durch die Russen bedeutet dies allein schon mal nichts Gutes! Genaues weiß man nicht, aber die dort eingesetzten Techniker usw., die normal pendeln zwischen Wohnort und Arbeitsplatz sollen von den Eroberern gezwungen worden sein durchzuarbeiten. Was geschieht, wenn eine "verirrte Rakete der Kampfjets", die aktuell die Reaktoren überfliegen und deshalb vonseiten der Ukraine keine Luftabwehr möglich ist eine kritische Struktur trifft? Die Elektrik für die Kühlsysteme reicht schon. Die Notstromaggregate laufen ohne Diesel nicht ewig. Wie lange hat man dies noch unter Kontrolle? Soviel u. mehr zum verbrecherischen Ausmaß von Putins Krieg!

Dorothee Sehrt-Irrek | Di., 1. März 2022 - 15:21

und das wäre nicht abzusehen gewesen, bzw. damit gerechnet worden, gar einkalkuliert worden?
SO SEHR ich Putins Angriff VERURTEILE, so wenig Verständnis habe ich für die Position der NATO und der EU;
von Herrn Selenskyi zu schweigen.
Worum geht es?
Man hätte Putin neben der absehbaren Schwächung Russlands nicht noch derart seitens der NATO und der EU isolieren müssen?
Das Gezeter um Nordstream 2, da muss man doch nicht Putin heissen, um von einem rücksichtslosen Vorgehen des Westens, incl. der USA auszugehen?
Nun geht es China seit langem wohl nicht anders.
Die "Umklammerung" beider Großreiche sollte von jeglichen selbsternannten Weltmächten in den Konsequenzen akzeptiert werden, im Sinne von Schutzgebieten der russischen etc. Bevölkerungen. Nicht jeder will Ami werden.
Das scheint mir die erste Voraussetzung für Gespräche.
Die atomare Sicherung der russischen wie chinesischen Grenzen sollte akzeptiert werden.
Putin irrt nicht in seiner Einschätzung der Lage, jedoch in der Reaktion?

Wer garantiert denn nicht die russischen Grenzen? Gibt es Pläne dass die NATO in Russland einmarschieren will ? Trotz der Behauptungen von russischen bezahlten Trollen, die wie immer wenn es Kritik an Russland gibt auf die Foren losgelassen werden, ist die NATO ein Verteidigungsbündnis. Leider ein ziemlich schwaches, weil wir unsere Wehrbereitschaft im Glauben an Putin nahezu zerstört haben. Kein anderes Land hat so viel Geduld und Entgegenkommen gegenüber Russland gezeigt wie Deutschland, während Putin den Krieg von langer Hand vorbereitet hat. Aus G7 wurde durch Einfluss Deutschlands G8, um nur ein Beispiel von Dutzend anderen zu nennen. Wo ist Putin denn isoliert worden? Da wo er Dissidenten vergiften lässt ? Also dieses Narrativ können Sie wieder einpacken. Warum flüchten den all die ehemaligen Warschauer Pakt Staaten in die NATO? Hat man diese seitens der NATO gezwungen? Nein. Sie kennen das Wesen des russischen Staates nur zu gut, statt sich romantischen Vorstellungen zu machen.

Juliana Keppelen | Di., 1. März 2022 - 15:59

allerdings blendet er vieles aus nur um das Narrativ "wir die Guten, der Iwan oder noch besser Putin persönlich der Irre" aufrecht zu erhalten aber so einfach ist es nicht. Die Diplomatie unsererseits bestand eher darin Forderungen zu stellen und mit Sanktionen zu drohen besonders die Außenministerin hat sich damit hervorgetan die es von Anfang an den Russen und den Chinesen zeigen wollte (kaum sind die Grünen in der Regierung stecken wir wieder mitten in einem Krieg damals Jugoslawien, Irak hat Schröder zum Glück abgewendet). Das Hauptanliegen Russlands Minsk2 umzusetzen und kein Natobeitritt wurden mit Schulterzucken beantwortet oder lapidar "dieses Thema steht zur Zeit nicht an" und jedes souveräne Land kann selber entscheiden (noch verlogener) denn die anderen souveränen Länder können sehr wohl bestimmen wen sie aufnehmen oder nicht.. Ein ernstzunehmendes Verhandlungsangebot an Russland damit Minsk2 endlich umgesetzt wird und über den Natonichtbeitritt ist mir nicht bekannt. Hoff

in den letzten Jahrzehnten an einer Sicherheitsarchitektur gearbeitet hätten.
Auf mich wirkte das eher wie "vom Ende gedacht" in Richtung "Destabilisierung" Russlands.
Sicherheitsarchitektur hätte ja auch eine Festlegung der EU bedeutet und ich hatte nicht das Gefühl, dass dies beabsichtigt sei, eher eine Weltordnung von Washington D.C. nach Washington D.C., "with a little help from friends".
Ich will nicht naiv meinen, dass eine Annäherung an Moskau und China nicht auch eine gute Verteidungspolitik der EU vorausgesetzt hätte, aber ich sah nur beharrliches Vordringen der EU + USA.
Die Lage hat sich jetzt aber evtl. sowohl für Russland, wie für China verschärft, denn die turk/arabische Welt steht evtl. selbst unter Druck seitens der USA, hat aber m.E. legitime Interessen bis nach Pakistan hinein.
Das wiederum würde den Zangengriff auf Russland ermöglichen, liebe "Heute Show".
Leider steht die EU wohl nicht zu den gewachsenen europäischen Verbindungen nach Russland hinein.
Apokalypse?

Hanno Woitek | Di., 1. März 2022 - 16:28

ich denke aber, die Bundesregierung, insbesondere der Bundeskanzler, braucht diesen Rat nicht. Soviel Besonnenheit und Klugheit war selten in diesem Land.
Nur: Putin wird mit seinem Kriegsverbrecher erst aufhören, wenn der die Ukraine hat. Und Dann? Die lösungkann dann und auch schon jetzt nur heißen, ihn gefangen zu nehmen mit allen Mitteln und vor ein internationales Gericht zu stellen.

Fritz Elvers | Di., 1. März 2022 - 16:38

spricht mir aus der Seele, falls ich eine habe. Wenn nicht, jedenfalls meinen restlichen Verstand an.

Plötzlich stehen wir vor einer Vielzahl von Di- und Trilemmata. Man möchte die Ukraine nicht einfach untergehen lassen, gleichzeitig auch weiterhin Gas, Kohle und Rohstoffe bekommen und ganz sicher keinen Atomkrieg. Ist unsere Führung dem gewachsen? Ich fürchte nicht! Ganz sicher nicht, außer vielleicht Macron, er sollte alle Vollmachten erhalten.

Russland braucht jetzt sofort das Angebot einer Nichterweiterung der NATO gegen den Erhalt der Staatlichkeit einer neutralen Ukraine. Dann kann der Irre aus Moskau sein Gesicht (in Russland) wahren und die eigentlichen Verhandlungen können beginnen.

Waffenlieferungen der NATO an die Ukraine können auch als Kriegserklärung gewertet
werden.

ingo Frank | Di., 1. März 2022 - 20:51

Antwort auf von Fritz Elvers

Vollumfänglich zu. Aber Macron …. Der Visionär der zwar Visionen hat, aber erwartet, dass die Anderen (vorzugsweise Deutschland) seine Visionen bezahlen und seine Landsleute doch wohl bis jetzt davor behütet hat eine ähnlich notwendige Rosskur wie die Agenda 2010 durchzusetzen.
Aber nebenbei, mir fällt auch niemand ein der „alle Vollmachten“ bekommen sollte. Merkel? Lasst, sie bitte wo sie ist.
Mit freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik

Dieter Bauß | Di., 1. März 2022 - 17:00

Warum wurden alle Versuche eine europäische Sicherheitspolitik zu schaffen -gemeinsam mit Russland -auf arrogante und hochnäsige Weise abgelehnt ? Aus dem Bewusstsein heraus, dass wir die „Guten“ sind wollte man nicht hören und auch nicht unseren europäischen Nachbarn verstehen. Das muss sich bald ändern !
Wir wollten doch mal ein gemeinsames Haus „Europa“ bauen.
Trotzdem dass der Karren jetzt von allen an die Wand gefahren wurde, müssen wir doch irgendwann wieder gemeinsam in Europa zusammen leben.

Gerhard Fiedler | Di., 1. März 2022 - 18:32

Nein, schämen sollte sich Herr Pflüger für seine Ermahnungen keineswegs. Sie sind derzeit nötiger denn je, auch hinsichtlich mancher Scharfmacher hier im Forum. Und ein Feigling ist Herr Pflüger auch nicht, wenn er in einer hochexplosiven Lage davor warnt, mit dem Feuer zu spielen, stattdessen klug und realistisch einschätzt, was nun getan werden könnte, um zu verhindern, dass aus Europa oder sogar der Welt eine große Ukraine wird. Feuerwehrleute kennen eine solche Situation.
Herr Kuhn, glorifizieren Sie jetzt bitte nicht die USA! Dass diese mit ihrer Osterweiterung, ihrem Wortbruch gegenüber Russland und ihrer panischen Angst vor einem guten deutsch-russischem Verhältnis die Sch...... uns erst eingebrockt haben, macht sie zu Mitschuldigen. Und vergessen Sie auch nicht ihren Überfall auf den Irak mit vielen Toten und einer Lüge gerechtfertigt!

Karla Vetter | Di., 1. März 2022 - 19:33

Es lebe der Antiamerikanismus! Jetzt ist also der Westen und die USA daran schuld, dass Herr Putin den Zar spielen möchte und eine souveräne Ukraine angreift. Es gab kein schriftlich fixiertes Versprechen auf eine NATO-Osterweiterung zu verzichten. Sonst hätte man die Verträge längst gezeigt. Gorbatschow, der müsste es ja wissen, dementiert in seinen Memoiren dies auch. Ja, Sadam Hussein hatte zum Zeitpunkt des Angriffs keine Massenvernichtungswaffen, das war gelogen. Er hatte sie aber sehr wohl früher gehabt. Schließlich hat der Irak einen Gaskrieg gegen Iran geführt Auch in Israel musste man damals die Gasmaske griffbereit haben, ihnen wurde auch gedroht. Völlig ausgeblendet haben Sie anscheinend die russischen und sowjetischen Kriege: Afghanistan, Tschetschenien (da als Krieg gegen den Terror), Georgien, Ossetien, Kriegspartei in Syrien. Von den Niederschlagungen der Aufstände in der DDR, Ungarn, Tschechoslowakei rede ich hier gar nicht.

Sabine Lehmann | Do., 3. März 2022 - 03:23

Um diese Eskalation sofort zu beenden, muss der Kopf der Schlange abgeschlagen werden. Wer hier noch mit Diplomatie und dem nächsten Stuhlkreis um die Ecke kommt, der hat entweder Null Ahnung, ist feige, beides oder arbeitet für die deutsche Regierung. Wobei das eine das andere nicht ausschließt.
Entweder wird ein ausländischer Geheimdienst mit einem Sonderkommando zur Tötung Putins zum Einsatz kommen o. die innerrussische Opposition muss einen Putsch u. ein Attentat gegen Putin organisieren. Ansonsten fliegen uns hier in Kürze die „Strahlemänner“ dieses Irren um die Ohren. Von Kaliningrad schlappe 500 km bis Berlin, ein Kinderspiel für Putins Atombömbchen!
Dann braucht sich auch keiner dieser vielen verklärten grünen und bunten Pazifisten mehr Sorgen ums Welt-Klima machen. Dann war’s das nämlich mit Klima und anderen weltlichen Annehmlichkeiten. Oder um es mit den Worten eines bekannten schwäbischen Ex-Ministers zu sagen: „Dann isch over.“ Der Letzte macht dann bitte das Licht aus.