Harald Martenstein
Kolumnist und Autor Harald Martenstein / dpa

Nach Abschied vom „Tagesspiegel“ - Harald Martenstein und die Grenzen des Sagbaren

Nach 34 Jahren und unzähligen Texten verlässt der Kolumnist Harald Martenstein den „Tagesspiegel“. Dem vorausgegangen war ein Streit um eine Kolumne, in der Martenstein befand, „Judensterne“ auf Corona-Demos seien nicht antisemitisch. Und mal wieder drängen sich Fragen auf: Wollen wir in einer Gesellschaft leben, die in der Lage ist, umstrittene Thesen sachlich zu diskutieren? Oder lassen wir zu, dass Einzelne definieren, wo die Grenzen des Sagbaren liegen?

Autoreninfo

Ben Krischke ist Leiter Digitales bei Cicero, Mit-Herausgeber des Buches „Die Wokeness-Illusion“ und Mit-Autor des Buches „Der Selbstbetrug“ (Verlag Herder). Er lebt in München. 

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Wer sich journalistisch mit der eigenen Zunft und damit auseinandersetzt, wie Medien rezipiert werden, entwickelt über die Jahre gewisse Antennen für Sätze und Passagen, die zu einem „Aufschrei im Netz“ führen könnten. So heißt es gerne, wenn im Internet zu Fackeln und Mistgabeln gerufen wird. Der Grund ist meist, dass irgendwer meint, in irgendeinem Text irgendeines Autors irgendeinen Ismus dechiffriert zu haben.

In der Folge wird aus einem gefühlten Tabubruch ein realer Tabubruch konstruiert – und auf Basis des Konstruierten eine Kampagne vom Zaun gebrochen, die zum Ziel hat, die Integrität des Schreibers in Zweifel zu ziehen. Wer ein „Unmensch“ ist, ein „Hetzer“ und ein „Brandstifter“, dem muss man nicht zuhören, weil alles, was er schreibt, ohnehin auf einer zweifelhaften Gesinnung fußt – und damit per se falsch sein muss.

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Tomas Poth | Mo., 21. Februar 2022 - 18:15

... in den Redaktionsstuben?
Sind es mehr als nur Haus- oder Hofnarren die man gewähren läßt, bis man keine Lust mehr hat!?
Die Linxe-Jounalisten-Wagenburg muß erobert werden. Die Schlüsselpositionen besetzen, rotgrüne Indoktrination abstellen.

Enka Hein | Mo., 21. Februar 2022 - 18:34

...werter Herr Krischke.
Mittlerweile ist in ausgewogenen Zeitschriften, wie jetzt hier, schon vieles über Martenstein geschrieben worden. Und ohne den Tagesspiegel zu lesen, ist dort in typisch ideologischer Sicht der vermeintlich moralisch bessere Mensch unterwegs. Ein leider zur Zeit ausgeprägtes linkes Phänomen. Man wird sehen wie es der Leser bewertet.
Ich glaube nach wie vor an eine absolute Minderheit die sich laut blöckend als das Mehr präsentieren will.
Und was dies Dieckmann angeht, so würde ich nicht von Kolumne reden, sondern einer schreibenden Kloake, durch die diese Dame alle Andersdenkenden ziehen möchte.
Und da muss dringenst Klartext geredet und gegen gehalten werden.
Denn auch diese Dieckmann ist nur eine blöckende Minderheit, die sich genauso verhält, wie sie es gerne anderen vorhält.
Undemokratisch, intolerant und aus der Geschichte nichts gelernt. Die wurde in jedes der alten deutschen Regime bestens passen.
Selbstreflexion ist für die Frau ein Fremdwort.

Manuel Gerber | Mo., 21. Februar 2022 - 18:47

Ich weiss nicht wo sich die Redaktion des Cicero befindet, aber es wäre sicher nicht verkehrt, wenn sie so langsam aber sicher nach einem Ausweichs-Land, außerhalb Deutschlands und der EU, in einer richtigen Demokratie umsehen würde.
....es kann dann plötzlich schnell gehen...

Das denke ich bei einigen Artikeln auch Herr Gerber. Obwohl der Cicero versucht ausgeglichene Meinungen abzubilden und von links-bis rechts, selten AFD, zu Worte kommen lässt, sind für mich gerade die Autoren "gefährdet", die im eigenen Beritt Kritik üben. Es reicht ja inzwischen ein "unsagbares Wort", ein "gefährlicher" Halbsatz, um in moralische "Ungnade" zu fallen. Ich frage mich nur, was Menschen, wie z.B. Frau Diekmann unter freiem Journalismus inzwischen verstehen. Halt, stopp, das weiß ich ja eigentlich, man konnte es in ihrer Replik auf Herr Martenstein ja lesen.
Allerdings schaden sich die moralingesäuerten Journalisten am Ende selber.
Sie berauben sich ihrer eigenen Zugpferde und kommen am Ende intellektuell nicht mehr in die Hufe.
Aber ja Herr Gerber, der Cicero muss wachsam bleiben, bei den Themen und vor Angriffen aus der eigenen Zunft und er hat hoffentlich einen Plan B.

Werner Zillig | Mo., 21. Februar 2022 - 19:01

... jede Woche einen Kommentar schreiben, den man für 50 Cent exklusiv downloaden kann. Spenden darüber hinaus: Willkommen! Ich glaube, er könnte sein Gehalt beim Tagesspiegel leicht übertreffen.

Dorothee Sehrt-Irrek | Mo., 21. Februar 2022 - 19:03

dass Herr Martenstein zum Cicero wechselt.
Kommentatoren bei TE würden ihn gerne auch bei TE lesen.
Daraus schliesse ich, dass intellektuelles Niveau nicht immer leicht zu halten oder zu verstehen ist, aber fast allgemein anerkannt zu sein scheint.
Unvorstellbar, dass Herr Martenstein aufhört zu schreiben.

Zumal ihr liebe Ciceronen als Team von Cicero dem Namen Cicero wie den investigativen Journalismus mehr wie Ehre gemacht habt & ihr seit in einem Jahr mehr wie zur Hochform aufgelaufen. Danke & Chapeau.
Die richtigen Themen, die richtigen Fragen & viele Betrachtungsweisen.

Erst wart ihr ein Fels für mich, jetzt seid ihr schon fmp. ein Bergmassiv als Team.

dann ist es ein "diskursiver" Journalismus, einerseits die Darlegung solcher Debatten und dann die operative Teilnahme.
Will sagen, die Journalisten und Journalistinnen, nebst Gastautoren hier trauen sich etwas, wie Sie es ja in Ihrem Kommentar beschreiben.
Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass wir Kommentatoren es ihnen gleichmachen, in unseren je Rahmen.
Das finde ich eher selten bei vergleichbaren Zeitschriften.
Wir" reagieren" uns nicht ab, wir "kotzen" uns nicht aus, wir arbeiten mit.
Ich bin so frei, das einmal festzustellen.
Vor 20 Jahren gab es das aber fast überall.
Was ist geschehen?
Ist Denken gefährlich geworden?
Eigentlich undenkbar für mich, die ich im Westen aufgewachsen bin, andererseits handelt es sich wohl zumeist um Lichtblicke und wieder Dunkel.
Zugegeben fasziniert mich das, vor allem, wie es enden kann.

Romuald Veselic | Mo., 21. Februar 2022 - 19:12

Bessermenschen.
Die "Schariapolizei", "Deutungsgestapo", die mit ihrem Manifest des Sagbaren und des Guten, durch die medialen Gassen zieht u. ohne Mandat, sich zur moralischen Endstation erklärt, aus ihren Dogmen 10 Gebote konstruiert und sich mit offenem Meinungsterror anmaßt, Menschen zu umerziehen. Und sie vorerst nur verbal auf den Scheiterhaufen wirft. Dennoch auf brutalste Art, jemanden existenziell-gesellschaftlich zu diffamieren u/o vernichten.
Es waren eben die Renaissance Meister, die es wagten, anders zu malen, wie bis dahin schablonenartig die Kunst dargestellt wurde, indem man auch die neuentdeckte Perspektive anwendete. Tabubrüche von damals.
Es waren die sog. Protestanten, die sich darüber Empörten, mit Dogmatikern wie Luther, Calvin, Zwingli, die jegliche sinnliche, naturbelassene Ästhetik in ihren "Gotteshäusern" unter drakonischen Strafen verboten. Auch sie wollten "ihre" Welt verbessern. Deshalb wirken diese Bauten auf mich, wie die Kultstätten der Kälte.

Joachim Kopic | Mo., 21. Februar 2022 - 19:33

... aber auch Ihnen, Herr Krischke, nur dankbar sein! Solche Worte machen Hoffnung, dass nach 90 Jahren keine anderen X-zies die Macht autoritär an sich reißen! Beiden deshalb viel Glück von meiner Seite ... ich selbst verspüre mit knapp 70 angesichts der Entwicklungen seit 2015 eine "Gnade des Alters" ;)

Walter Bühler | Mo., 21. Februar 2022 - 19:41

Man fragt sich heute immer, wie Stasi und andere Geheimpolizeien so effektiv arbeiten konnten und können.

Nun, es gibt eben Menschen, die sich berufen fühlen, die herrschende Meinung im Lande zu verteidigen, koste es was es wolle. Menschen, die sich tatsächlich eine abweichende Meinung leisten, erscheinen diesen Blockwarten einfach als unnormal, als abgrundtief böse: Jeder, der nicht das gleiche denk wie der Blockwart, der hat nicht nur unrecht, der ist böse und gefährlich und muss mit allen Mitteln bekämpft werden. Na ja, und dann ...

Nicole Diekmann, gut bezahlt, fest angestellt (?), und berühmt ist so eine Mitarbeiterin an einer besseren Welt ohne Widersprüche, und fühlt sich wohl dabei, und wohl auch ganz im Recht.

Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit in der Medienwelt.

Urban Will | Mo., 21. Februar 2022 - 19:45

Homepage von Martenstein das lesen zu können, was man selbst immer wieder hier geschrieben hat, nämlich dass diese albernen, dümmlichen Nazi – oder Hitler – Vergleiche eine Verharmlosung des Holocaust darstellen, sei dahingestellt.

Aber der kulturelle, intellektuelle Abstieg dieses Landes in Richtung Kindergarten – Niveau und noch tiefer setzt sich rasant fort.

Und nicht nur in den Medien.

Es kursiert ein Video, wo der Grünen – Abgeordnete im BT, Audretsch, auf die wohl kaum „rechtsextreme“ Frage eines AfD – Abgeordneten warum man ob der hohen Spritpreise denn nicht – wie in Polen – die Steuern hierauf senken könne, sinngemäß antwortet: zu einer „wehrhaften Demokratie“ gehöre es, mit „Rechtsextemen“ nicht zu reden...
Eine Antwort auf die Frage bleibt er selbstverständlich schuldig.
So läuft „Demokratie“ in Links – Grün – Deutschland. 'So werden Andersdenkende abgekanzelt.

Noch haben wir Menschen, die das merken. Immer mehr merken. Und dagegen halten.
Ein Hoch auf Martenstein.

Heidemarie Heim | Mo., 21. Februar 2022 - 20:35

Nicht schlecht Frau Specht. Wie ich die Sache sehe, war Herr Martenstein dann wohl schon mit seiner Aussage im Mai auf der Abschussliste aufmerksamer "Empöriker*innen". Unerhört über Delegitimierung jedweder Opposition auch nur nachzudenken! Bei uns doch nicht;)! Auf solchen Pfaden und Graten wandelnd wird man im Gegensatz zu einer Frau D. oder wie im Fall einer ehemaligen focus-Redakteurin ganz bestimmt kein Regierungssprecher mehr. Dazu fehlen Herr M. m.E. sozusagen unabdingbare Qualifikationsmerkmale;) Im Alter ist man halt nicht mehr so geschmeidig, gell? Was allerdings das Tragen des Judensterns bzw. die Identifikation mit den Opfern des düstersten Kapitels der Menschheit betrifft, so finde ich persönlich eine solche Anmaßung von Leid schlicht geschmacklos. Doch es liegt bei den ganzen inflationär verwendeten Nazi-Narrativen und Vergleichen wohl nahe, dass jenseitige Missgriffe in diese Kiste immer wieder von allen Seiten getätigt werden. Eine m.E. rundum abstoßende Entwicklung!

Stefan Eichardt | Mo., 21. Februar 2022 - 22:48

Natürlich ist das Tragen eines Judensterns eine Geschmacklosigkeit und Verstiegenheit sondergleichen.
Ich könnte das auf einer Demo neben mir auch nicht ertragen. Der Holocaust ist für mich nach wie vor unfassbar.
Und ein Jude hatte zudem keine Chance durch eine Impfung oder sonst was, Stigmatisierung, Verfolgung und Vernichtung zu entgehen.

Ich denke aber, dass es vielen nicht vor allem darum geht, sich als Verfolgte zu präsentieren und damit die Opfer des Holocausts zu verhöhnen, sondern darum, den Staat zu kritisieren - Wehret den Anfängen von Ausgrenzungen und Herabsetzungen.
Dadurch, dass Maßnahmenkritiker und Nichtgeimpfte als Rechtsextreme, Nazis oder gar Antisemiten bezichtigt worden sind, wurde diese Dimension auch von der Gegenseite in die Auseinandersetzung gebracht.

Sabine Lobenstein | Mo., 21. Februar 2022 - 23:07

nur noch unreflektierte und selbgefällige Einfältigkeit. In der "neuen" von einer lauten Minderheit beherrschten Medienwelt wird alles auf Märchenniveau reduziert. Gut und Böse bzw. Schwarz und Weiß und dazwischen nichts. Und nur dass von Ihnen eigenwillig festgelegte Gute, darf gesagt werden, alles andere ist Böse und muss mit Haut und Haar vernichtet werden. Wie konnte es passieren, dass diese Minderheit heute bestimmt, was ein ganzes Volk zu denken und zu sagen hat? Warum lassen Verlage/ Medien inkl . der Öffentlich Rechtlichen diese absolut einseitige und alles in zwei Lager spaltende Berichterstattung zu? Die Menschen verabschieden sich immer mehr angewidert von diesen Medien. Nicht umsonst schauen alle nur noch Netflix und YouTube und informieren sich im Netz. Auf diese Weise schaffen sich die Medien selbst ab und auch das Öffentlich Rechtliche wird nicht auf Ewigkeit von den Bürgern ungesehen weiterfinanziert. Es ist Zeit die Kehrtwende zu machen bevor es zu spät ist.

Markus Michaelis | Di., 22. Februar 2022 - 00:31

wird man kaum Einigkeit erzielen - jede Gesellschaft hat Tabus, jede aber andere, darüberhinaus auch einen allgemeine Wandel mit der Zeit. Locker sind Gesellschaften meist nur in kurzen "Blütezeiten", wenn sie sich unangefochten fühlen - was die deutsche Gesellschaft im Moment eher nicht ist.

Für meinen Teil empfinde ich die Einstellung zum Nationalsozialismus inzwischen eher als übersteigert und abstoßend. Gerade weil er in vielen Dingen so abgründig war, scheint es mir eher unerträglich den Nationalsozialismus heute in jede Alltagsnickeligkeit hineinzutragen als Richter über Gut und Böse und alle möglichen Alltagsentscheidungen davon abhängig zu machen, wo den Anfängen gewehrt werden muss. Wenn harte Kritiker "immer" irgendwo Bezüge zum Nationalsozialsmus haben, werden sich umgekehrt Kritiker irgendwann dem Nationalsozialsmus zuwenden, da es anscheinden nur diese zwei Pole gibt in der Welt. Es sollten doch eher alle diese Abgründe ablehnen - dafür müssen sie raus aus dem Alltag.

Jon Doe | Di., 22. Februar 2022 - 01:00

Es ist unglaublich, dass die persönlichen und diffamierenden Angriffe gegen kritische Stimmen in Deutschland regelmäßig auch aus den Reihen der Öffentlich Rechtlichen Sender (hier: Frau Diekmann) kommen.

Wäre es nicht hilfreich dessen Mitarbeiter im Rahmen der Einarbeitung mit den Aufgaben des ÖRR vertraut zu machen, nämlich eine umfassende, vielfältige und objektive Berichterstattung über politische und gesellschaftliche Themen zu gewährleisten.

Genau dieses Ziel torpediert Frau Diekmann aber, wenn sie Leute wie Martenstein, Fleischhauer und Poschardt zu diffamieren und zu diskreditieren versucht.

Auf der inhaltlichen Ebene hat Frau Diekmann leider nicht viel zu bieten. Beiträge von ihr imponieren regelmäßig und hauptsächlich durch den stets bemühten korrekten Sitz des Binnen „I“.

Für den ÖRR scheint das allerdings bereits ausreichend zu sein. Für mich nicht.

Norbert Heyer | Di., 22. Februar 2022 - 06:54

Wer den Pfad der einzig wahren Alternativlosigkeit verlässt, muss mit Repressalien rechnen. Es soll keine Meinungsvielfalt herrschen, sondern es gilt der schmale Korridor des regierungsamtlichen Einheitsbrei. Das damit Demokratie und Freiheit abgeschafft wird, ist vielen Bürgern noch garnicht bewusst. Die Minderheit, die unmögliche Sprachakrobatik und freie Geschlechter-Wahl durchsetzen will, verfolgt damit ein ganz perfides Spiel. Sollten sich tatsächlich krankhafte Verwirrungen durchsetzen, haben sie die endgültige Meinungshoheit erreicht und damit auch dieses Land in ihrem Sinne geschreddert. Jeden Tag ein neuer Versuch, dieses schon total verunsicherte Volk noch tiefer in eine fulminante Krise zu führen. Wir erleben in immer mehr Bereichen, wie unsere bisherige Welt durch Gewalt, Sprechverbote und gelenkte Aktionen in ein Chaos hineinschlittert. Es geht um eine Neuausrichtung unseres Lebens, um ein Verzicht auf alles, was dieses Leben erst lebenswert, schön und vielfältig macht.

Ernst-Günther Konrad | Di., 22. Februar 2022 - 08:16

Uih, das wird dem Tagesspiegel mit Sicherheit auf die Füße fallen. Ich vermute mal, das nicht wenige ihn auch wegen Martenstein gelesen oder abonniert haben. Jedenfalls ziehe ich vor ihm meinen Hut, weil er Hajo Friedrichs Leitsatz hoch hält und das auch für sich vehement vertritt. Und Ihnen Herr Krischke mag ich danken, weil Sie genau dort sind und schreiben, wo Sie m.E. hingehören.
In verschiedenen alternativen Medien lese ich inzwischen anerkannte langjährige Journalisten, die sich mit Sicherheit aus dem gleichen Gründen aus den Msm zurück gezogen haben. Tichy, Achse und viele andere Podcasts bewahren den freien und unabhängigen Journalismus, man muss sich nur die Mühe machen, nach diesem zu suchen. Wieviel Journalisten sitzen in den Redaktionen und ballen innerlich die Faust, weil sie das gleiche Problem haben, aber aus Existenzangst und Furcht vor dem öffentlichen Verriss schweigen?
@ Frau Sehrt-Irrek - ja, Sie haben recht. Er wäre ein weiterer Höhepunkt hier im Cicero.

Brigitte Miller | Di., 22. Februar 2022 - 08:28

ausgezeichneter Text, Herr Krischke, danke dafür .Und Rückgrat wird sichtbar, bei Ihnen und bei Herrn Martenstein.

Alexander Brand | Di., 22. Februar 2022 - 09:15

großer Fan von Herrn Martenstein, er ist/war einer der wenigen verbliebenen Leuchttürme in einer immer dunkler werdenden Medienwelt. Es war absehbar, daß das nicht ewig so weitergehen würde, ein großer Verlust ist es dennoch, ich werde seinen Humor vermissen.

Ich frage mich in diesem Zusammenhang auch, wie lange die Freiheiten die es hier beim Cicero und im Cicero-Forum gibt, noch existieren werden. Die linke Gleichschaltung des Wortes und der Schrift schreitet täglich voran, Meinungsvielfalt und offene Diskussion sind unerwünscht, die Wahrheit sowieso und das Unerwünschte wird zum Feind erklärt und bekämpft.

Die Zeichen sind überdeutlich, es stehen sehr schwere Zeiten bevor, wäre ich 10 Jahre jünger, so würde ich Europa so schnell wie möglich verlassen.

Was ich auch so sehe ist, dass Gruppen, die von Vielfalt und Diversität reden, damit oft nur eine ganz bestimmte Vielfalt und Diversität meinen, und umso enger reagieren, wenn sie mit Abweichungen konfrontiert werden. Meist ist auch eher Gerechtigkeit für bestimmte Gruppen gemeint als Vielfalt. Das ist ok, man sollte es aber so nennen. Widersprüche werden nicht mit Interesse diskutiert: etwa dass "der Mensch" anscheinend intrinsisch sowohl Vielfalt und Diversität will (als Freiheit für sich selber wie als Anregung von außen), gleichzeitig aber auch gewisse Normen in der Weltsicht will, die eine individuelle und gesellschaftliche Sicherheit vermitteln.

Was ich aus der Politik weitgehend draußen lassen würde, ist der Begriff der "Wahrheit". Das trägt zum Politischen meist nichts bei, ist mehr ein Gesprächsabbruch - zumindest so wie oft verwendet.

Alexander Brand | Di., 22. Februar 2022 - 17:49

Antwort auf von Markus Michaelis

mit "Wahrheit" meine ich die Realität, ich meine das auszusprechen was tatsächlich ist, nicht was von einem verlangt wird auszusprechen. Das ist "Wahrheit", wenn man zu einem bestimmten Thema gefragt wird, kann oft wegen der Angst vor Ausgrenzung/Repressalien/Stigmatisierung nicht so geantwortet werden wie empfunden wird. Martenstein sieht den Gebrauch von Judensternen bei Demos gegen Covid-Maßnahmen nicht als antisemitisch an, ich sehe das genau so, sagen darf man es aber nicht, denn es paßt nicht in die Fake-Realität die uns vermittelt wird.

„Wahrheit“ ist natürlich ein subjektiver Begriff dennoch gibt es eine „Wahrheit“ basierend auf allgemeingültige Zusammenhänge, diese wird von den Vertretern der Fake-Realität außer Kraft gesetzt bzw. negiert. Hier ein Beispiel in Form eines Zitats von Scholl-Latour: „Wer halb Kalkutta aufnimmt, hilft nicht etwa Kalkutta, sondern wird selbst zu Kalkutta!“ Das ist nach jeder Logik die „Wahrheit“, sie darf aber nicht ausgesprochen werden.

Thorwald Franke | Di., 22. Februar 2022 - 12:30

Auch Henryk M. Broder begann seine öffentliche Karriere als kontrapunktierender Kolumnist beim Spiegel, wenn ich mich recht erinnere. Das Phänomen ist also uralt.

Eine Frage wurde in diesem Artikel nicht gestellt: Diese Kolumnisten müssen doch irgendwann bemerken, dass sie als Alibi missbraucht werden. Und spätestens dann wäre doch die Zeit gekommen, die Zeitung zu verlassen. Wenn man es genau nimmt. Denn sonst macht sich der Kolumnist doch zum Komplizen, oder nicht?

Jedenfalls ist es doch auch ohne die Zensur von Martenstein offensichtlich, dass in den Redaktionen Einseitigkeit herrscht. Das neue ist doch nur, dass die Redaktionen jetzt zu glauben beginnen, sie bräuchten noch nicht einmal mehr ein Alibi.

Johann Dostthaler | Mi., 23. Februar 2022 - 07:55

Ich bin mir nicht sicher ob ich nicht eines Tages noch feststellen werde, dass es sich in einem offen diktatorischen System wie Russland oder China nicht besser leben lässt als in einem Deutschland, dass seine Bürger über die Sprachpolizei immer mehr drangsaliert und schikaniert. In einem Land, in dem ich immer mehr auf Grund meines Geschlechts, meiner Hautfarbe, meines Alters und nicht zuletzt meiner bayrischen Herkunft freigegeben bin für jegliche Art von Abwertung. In einem Land, dessen Innenminister nach Gefühl und Sympathie das Recht interpretieren. In einem Land, in dem sich Männer ins Schaufenster stellen und hinausposaunen, "seht her! Ich habe mich kastriert!" - Und darauf noch stolz sind! Oh Gott, mir wird übel, hoffentlich träume ich.

Wolfgang Jäger | Mi., 23. Februar 2022 - 18:01

Dass sich die Medien in einer gehörigen Schieflage befinden, hat damit zu tun, dass totalitäre, intolerante Haltungsjournalisten und links-grün-woke Doppel-Moralprediger inzwischen in den Chefetagen angekommen sind. Überall!! Auch in der Wirtschaft, in der Kultur und Bildung sitzen sie, die Haltungs- und Linksmoralbesessenen! Sie sorgen dafür, dass die Meinungskorridore immer enger werden. Sie bestimmen, wer ausgegrenzt, sozial geächtet oder beruflich vernichtet wird. Sie bestimmen, wer zur "Zivilgesellschaft" gehört. Mit diesem von ihnen selbst geschaffenen Begriff grenzen sie aber bereits aus. Denn nur diejenigen, die von ihnen begutachtet und zensiert worden sind, dürfen sich zu dieser elitären woken Gesellschaft rechnen.
Ziel: Macht, linke Transformation, linker Meinungsterror, Sprachterror, Vernichtung der Debattenkultur.
Es ist der gerade, schleichende Weg in die Diktatur.

Til Stranden | Mi., 23. Februar 2022 - 21:55

Der Satz beschreibt das Problem; "Zuvorderst ist genanntes Reiz-Reaktionsmuster intellektuell eher Feldwegniveau. "
Mich erschüttert die häufige intellektuelle Schlichtheit der Argumentation von den Aktivisten gegen rechts, auch von denen in den Redaktionsstuben. Ben Krischke beschreibt das hier sehr genau und zutreffend. Danke dafür! Nach meinem Eindruck wird diese geistige Tiefstapelei von einigen Journalisten und Journalistinnen aber auch ganz bewusst betrieben, wissend, dass diese dümmliche schwarz/weiß-Malerei verfängt. Aktivisten bei der Arbeit!