
- Mal wieder herrscht Vertrauenskrise
In Krisenzeiten sind Journalisten in besonderer Weise gefordert, möglichst fair und kritisch zu berichten. Nach zwei Jahren Corona-Pandemie lässt sich bilanzieren: Das ist den deutschen Medien in der Summe nicht ausreichend gelungen. Dabei sind die Versagensmuster in der Corona-Berichterstattung gar nicht neu. Im Gegenteil: Man kennt sie schon aus anderen Krisen – und hätte es von Anfang an besser machen können.
Mit jeder Zeile, die ich als Journalist schreibe, laufe ich Gefahr, einen Fehler zu machen. Hier ein kleiner Blick hinter die Kulissen meiner Arbeit: Meine größte Achillesferse sind – und das mag banaler klingen, als es ist – Namensschreibungen. Ich weiß nicht, warum, aber ich neige dazu, aus einem Torben einen Thorsten zu machen oder aus einem Martin einen Markus. Das ist ärgerlich, weil ein Text noch so gut recherchiert und geschrieben sein kann. Dem Leser fällt halt meist ins Auge, was offensichtlich ist. Und weil das so ist, kontrolliere ich die Namen, die in meinen Texten vorkommen, mittlerweile immer und immer wieder, bis ich ganz sicher bin, dass Thorsten nicht Torben heißt.
Warum ich das erzähle? Weil Menschen Fehler machen und auch Journalisten nur Menschen sind. In Krisenzeiten wie diesen, in denen meine Zunft besonders gefordert ist, weil die Leute freilich wissen wollen, was zur Hölle da draußen los ist, stehen wir gleichwohl unter besonderer Beobachtung. Und nicht selten wird dann mit dem Ziel genauer hingeschaut, nicht das große Ganze zu sehen – die gute Recherche und die gute Schreibe –, sondern akribisch zu forsten nach Unstimmigkeiten, Fehlinformationen oder schlicht nach irgendeinem Blödsinn, dem der Journalist, weshalb auch immer, aufgesessen ist.