Campus Heidelberg
Gedenken an die Opfer auf dem Campus der Uni Heidelberg / dpa

Kriminologin Britta Bannenberg zum Amoklauf in Heidelberg - „Die Gefahr von Nachahmungstaten ist hoch“

Ein Student der Universität Heidelberg schoss in einem Hörsaal mit zwei Langwaffen um sich, tötete eine Frau und verletzte drei weitere Menschen. Anschließend erschoss der Täter sich selbst. Die Gießener Kriminologin Britta Bannenberg beschäftigt sich mit der Psyche von Amoktätern.

Autoreninfo

Björn Eenboom ist Filmkritiker, Journalist und Autor und lebt im Rhein-Main-Gebiet.

So erreichen Sie Björn Eenboom:

Britta Bannenberg hat seit 2008 den Lehrstuhl für Kriminologie an der Universität Gießen inne. Ihre Forschungsschwerpunkte sind unter anderem Gewaltkriminalität und Kriminalprävention, Amokläufe und Eskalation von Gewalt in Beziehungen. Sie betreibt das Beratungsnetzwerk Amokprävention, an das sich Bürger wenden können, wenn sie Hinweise auf einen Amoklauf oder einen Anschlag haben. Das Hinweistelefon ist unter 0641/9 92 15 72 erreichbar. 

Frau Bannenberg, am Montag kam es auf dem Gelände der Universität Heidelberg zu einem Gewaltverbrechen. Der mutmaßliche Täter, ein 18-jähriger Student, drang in einen Hörsaal ein und schoss mit zwei Langwaffen um sich. Drei Menschen wurden leicht verletzt, eine junge Frau erlag ihren Verletzungen. Der Täter beging Suizid. Die Polizei arbeitet mit Hochdruck an der Aufarbeitung. Wie schauen Sie als Kriminologin auf das Geschehen?   

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Hans Jürgen Wienroth | Mi., 26. Januar 2022 - 08:57

Schade, außer Allgemeinplätzen gibt es hier wenig neues. Worin sieht die Kriminologin die Ursache für die psychischen Auffälligkeiten? Liegt diese möglicherweise in den „modernen Gesellschaftsstrukturen“, in denen bereits Babys ohne tiefe Bindung und Bezugsperson aufwachsen, in der selbst das Geschlecht zum „sozialen Konstrukt“ hochstilisiert wird? Kann ein Kind in einer Welt ohne Gewissheiten, ohne feste Werte Vertrauen in die Zukunft bekommen?
Wir alle sollten uns schon während die Corona-Beschränkungen noch vorhanden sind überlegen, wie wir miteinander in Kontakt mit unseren Nächsten bleiben wollen. Wats-App und die sozialen Netzwerke sind kein Ersatz für persönliche Kontakte. Die Einsamkeit (auch, wenn man nebeneinanderher lebt) und fehlende Bindungen sind nach meiner Ansicht die Ursache, dass kleine Konflikte bereits zur Eskalation führen können. Die von vielen Politikern bestrittene Spaltung der Gesellschaft spielt hier auch eine Rolle. Es lässt sich so aber einfacher regieren.

Dieses Interview kommt einfach zu früh. Es ist ja kaum etwas bekannt. Allein das Verschweigen sonst üblicher Täterhintergründe und natürlich die fehlende Zeit zur Motivsuche bringen ein solch oberflächliches Interview, wie Sie zurecht schreiben, hervor.
Ich hätte eine Frage an Frau Bannenberg gehabt.
Wie soll ein Umfeld Hinweise auf einen Amoktäter bekommen, wenn die sozialen Kontakte wegen Corona fast alle eingefroren worden sind?
Man sollte sie nochmals interviewen, wenn die Polizei und Staatsanwaltschaft einen allumfassenden Bericht abgeben können. So sind wir doch alle noch sehr im Bereich der Spekulation.

sind kein Ersatz für persönliche Kontakte."

Das finde ich auch, Herr Wienroth! Der Mensch ist ein soziales Wesen.
Ein virtuell erworbene Bild vom Gegenüber (Schönfärberei und Selbstdarstellung), kann völlig daneben liegen.
Und hat sich in persönlicher Interaktion schnell erledigt oder festigt sich schrittweise.

Fazit... ein echter Freund in Natura, ist mehr wert als 1000 Freunde in sozialen Medien.
Sie sind hilfreich bestehend, persönliche Kontakte zu pflegen.

..ihnen vollkommen zu.

Der Demontage unserer Gesellschaft im Namen von pseudoprogressiven Lehren lässt Menschen ohne Struktur und Halt zurück.

Was verbindet Menschen normalerweise - Sprache, Kultur, Werte, gemeinsame Ziele, Religion. Wo das fehlt, da desozialisiert jede Gesellschaft. Und es fehlt in Deutschland. Damit geht der eine besser und der andere schlechter um. Schaden tut es aber allen. Auch am Familienbild arbeitet man sich ab, will es diverser machen, als ob nicht jeder wüsste, dass ein Kind einen Vater und eine Mutter braucht und nicht irgendwelche künstlichen Familienkonstrukte. Es ist eine vergiftete Debatte.

Und dann wundern sich die Menschen, das manchen die Sicherung durchbrennt. Aber anstatt sich mit den nahe liegenden Ursachen zu beschäftigen, konstruiert man sich Antworten, die ins eigene Narrativ passen.

Mich wundert vielmehr, dass es nicht öfter zu solchen Taten kommt bei all der gegenseitigen Verachtung, die sich in Deutschland breit macht.

Brigitte Simon | Mi., 26. Januar 2022 - 09:03

Warum immer nur "mutmaßlich" wenn der Täter oder die Täterin z.B. hier in Heidelberg zu hundert Prozent feststeht?!

Gerhard Lenz | Mi., 26. Januar 2022 - 10:04

Antwort auf von Brigitte Simon

noch immer die heimliche "Hoffnung", bei dem Täter ließe sich mindestens ein Migrationshintergrund feststellen.

So wie ein besonders eifriger Forist (unterstützt vom allseits bekannten "Forenstrategen") ja schon "zwischen den Zeilen" feststellte, dass es sich bei dem Amokläufer um einen Muslim handeln musste. Das konnte doch gar nicht anders sein!

Letzte Meldungen zeigen allerdings in eine andere Richtung. Angeblich gibt es eine Spur ins rechtsextreme Spektrum.
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2022-01/heidelberg-angri…

Ob das wirklich mit der Tat in Verbindung steht, kann man allerdings wohl noch nicht sagen. Sollte es eine Verbindung geben, wird der "Foren-Expertenrat" natürlich eine unpolitische Tat eines psychisch gestörten Einzeltäters diagnostizieren.

Es gibt ja, so der eben schon erwähnte Forist, keine "rechts-motivierten" Gewalttaten. Gab es wohl auch nicht in Halle, Hanau oder Kassel.

...lieber Herr Lenz. Nein, Sie unterstellen mir ein einseitiges Motiv. Wenn der Täter, die Täter*in eindeutig feststeht, warum immer nur "mutmaßlich"?

Sie unterstellen mir, ich wieder hole mich, Fremdenfeindlichkeit. Dagegen spricht Vieles. Ungern erwähne ich unseren Kampf, mein Mann und ich innerhalb einer
Gruppe und Unterstützung einiger Medien, SZ, AZ, Augsburger..., Hamburger...
einen Afghanen. Er wurde vom Bayerischen Innenminister abgeschoben.

Unter Einsatz seines Lebens begleitete ihn der Initiator unserer Gruppe nach Af-ghanistan. Er schaffte es, ihn nach Deutschland zurückzuholen. Um Asyl hier zu erhalten, benötigte unser Beschützender einen festen Wohnsitz. P. erhielt diesen von meiner Familie als Untermieter bis er eine Whg. fand.

(Nebenbei: Nach dem Krieg lebte ein Jude für längere Zeit in meinem Elternhaus.
Mit ihm, meinen beiden Brüder, Mutter (jemand mußte ja kochen), Vater und un-serem großen Schäferhund waren wir eine tolle Großfamilie.
MfG

Ein sehr interessantes Posting.

Allerdings kann ich diese "Afghanistan-Geschichte" nicht nachvollziehen.

Es werden in der Tat meist die "Falschen" abgeschoben".
Das sind die Zeitgenossen welche "auffindbar" sind, eine Ausbildung oder einen geringfügig bezahlten Job begonnen haben.
En passant holt man diese gelegentlich top-ausgerüstet (like SWAT) mal locker so gegen 04:30 zu Hause ab.
ZUGRIFF!

Die wahren "Scharlatane" grinsen nur - auch sie leben hier sehr gut.
Parasitär.
Dr. Schäuble würde mich jetzt als (ehem) BT-Präs zur Ordnung rufen.
Klingt nach Kopftuchmädchen, Messermännern und sonstigen Nichtsnutzen.
Damals Dr. Alice Weidel.

Liebe Frau Simon, Ihr Engagement in allen Ehren - ich kümmere mich eher um Hiesige, meine Mutter und um mich selbst.

Eines noch:
Kennen Sie "Asterix bei den Olympischen Spielen"?
Der bullige, korpulente Legionär SCHLAGDRAUFUNDSCHLUSS.
Der Name erinnert mich an die Postings eines Foristen.
Sie verstehen sicherlich?!

Was wären WIR RECHTEN nur ohne ihn?

Joachim Kopic | Mi., 26. Januar 2022 - 13:14

Antwort auf von Brigitte Simon

... so einfach ist das, auch wenn es die Bürger manchmal nicht verstehen, was JuristInnen so formulieren ... juristische Logik halt ... muss manchmal auch sein.

gabriele bondzio | Mi., 26. Januar 2022 - 12:06

Wie ich las, hat Frau Prof. Bannenberg, 39 Fälle mit 40 Tätern im Zeitraum von 1913 bis 2015 untersucht. Bei einem Drittel der Fälle fand sie eine paranoide Persönlichkeitsstörung.

Ich las, dass Betroffenen sehr misstrauisch und überzeugt, dass man ihnen übel will. Daraus ein gereiztes und aggressives Verhalten entwickeln. Zwischen 0,4 und 2,5 % der Allgemeinbevölkerung darunter leiden. Genetische Veranlagung, Erziehung und belastende Ereignisse in jungen Jahren Auslöser sind.
Da könnte ich mir schon denken, das die Corona-Zeit-als belastendes Ereignis mitzählt.

Wolfrsm Fischer | Mi., 26. Januar 2022 - 12:55

Gestern war ich erstaunt (obwohl: ist im Grunde genommen ja völlig normal geworden) wie schnell man - obwohl man eigentlich noch gar nichts wusste - doch sogleich wusste (bzw. bekannt gab, denn mit "Wissen" konnte das ja nun wirklich noch nichts zu tun haben, was die Verantwortlichen im- und explizit ja auch bestätigten), es gäbe weder einen religiösen noch einen politischen Hintergrund. Diese Aussagen zu diesem frühen Zeitpunkt sind einfach nur noch skandalös - aber so gewollt... und offenbar auch so weithin akzeptiert! Das - eigentlich auf der Ebene einer Lüge angesiedelt - wird schlicht hingenommen, als sei daran nichts auszusetzen.
Wird hingegen die Aussage, er sei dt. Staatsbürger gewesen hinterfragt - schwupps (s.o.) - schneller als man schauen kann, ist sie da... die AFD-Nazi-etc.-Totschlagkeule....
Mit welch zweierlei Maß hier gemessen wird... nur noch zum schnellstmöglich von sich geben, was man kurz zuvor zu sich genommen hat...

Albert Schultheis | Do., 27. Januar 2022 - 09:49

Antwort auf von Wolfrsm Fischer

Sie unterschätzen sich und Ihre Zeitgenossen. Wir alle, selbst der Herr Lenz, sind in aller Regel durch die Evolution konditioniert, auf's Überleben-Wollen gepolt - auf Gedeih oder Verderb. Deshalb haben wir Vor-Urteile, erkennen wir Muster, lassen wir uns von Stereotypen leiten. Nichts anderes tun sog. Profiler und Kriminolog:Innen. Zumal da wo Fakten fehlen und ganz besonders dort, wo Fakten bewusst zurückgehalten, verschleiert oder gar gefälscht werden. Dieses menschliche Verhalten entspringt nichts anderem als dem Selbsterhaltungstrieb. Diejenigen die dieses Verhalten in sich und anderen leugnen und bekämpfen haben in aller Regel sinistre Ziele - politisch-ideologische Ziele oder die Absicht, der eigenen Gruppe einen unangemessenen Vorteil zu verschaffen oder sie gar als Opfer zu stilisierten.

Bernd Muhlack | Mi., 26. Januar 2022 - 20:15

Der "mutmaßliche" Täter wünscht sich eine Seebestattung?
Why not?
Wenn die Verwandtschaft, Freunde das zahlen.

Ich möchte ja auch, dass meine körperliche Hinterlassenschaft von einer der Brücken in Koblenz dem Rhein übergeben werden.
Dann kann der bekennende Nichtschwimmer loslegen!

Aha, soso.
Bei "Suizid-Amok-Verdacht" bitte die Polizei oder "Psychoklempner" anrufen.
Bin ich Blockwart? IM juris?

Ich hatte kürzlich etwas zur Tochter meiner ehemaligen Nachbarn gepostet - "die Ritzerin".
Hätte ich das "melden" sollen?
Wem? Warum?

In der Tat, WIR driften zusehends in eine neue BRD ab - leider.

Nein, es sind nicht alle Menschen gleich!
Der eine läuft Amok, der andere nicht.
Der eine ist intelligent, der andere eben weniger.
Genau so verhält es sich mit Schönheit, Ausbildung und Beruf, Freunden etc.

Es gibt nur die Gleichheit vor dem Gesetz, dem Gericht.
Es gibt jedoch keinen Anspruch auf Gleichheit, Teilhabe im alltäglichen Leben - solange keine Diskri vorliegt.

"Das melde ich!"