Hassan Nasrallah
Hassan Nasrallah führt mit der Hisbollah einen Staat im Staat an. / Marco Wagner

Chef der Hisbollah - Der heimliche Herrscher

Als Chef der Schiitenmiliz Hisbollah vertritt Hassan Nasrallah die Interessen Teherans im Libanon – und verhindert damit dauerhaft den Wiederaufbau des gescheiterten Staates.

Guido Steinberg

Autoreninfo

Dr. Guido Steinberg ist Islamwissenschaftler und forscht bei der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin u.a. zum politischen Islam und zum Terrorismus.

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Im Oktober 2021 kam es in Beirut zu Feuergefechten zwischen Anhängern und Gegnern der Hisbollah. Zwar endeten die Kämpfe rasch, doch der Libanon befindet sich weiter in einer existenziellen Krise. Die Währung hat seit 2019 mehr als 90 Prozent ihres Wertes verloren, die Wirtschaft ist zusammengebrochen – und mehr als 60 Prozent der Bevölkerung leben in Armut. Schon vor zwei Jahren gab es Proteste gegen die politische Elite des Landes, die mit Korruption und Misswirtschaft die Misere zu verantworten hat. Neu war, dass die Demonstranten nicht nur die gewählten Politiker und ihre Parteien ins Visier nahmen, sondern auch den Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah und seine Schiitenmiliz

Nasrallah ist seit dem Krieg gegen Israel 2006 der starke Mann des Libanon, ohne den keine wichtige Entscheidung gefällt werden kann. Dabei war sein Aufstieg nie vorgezeichnet, denn als er 1960 in Beirut als Sohn eines südlibanesischen Gemüsehändlers geboren wurde, spielten Schiiten in der Politik des Landes noch gar keine Rolle. Ende der siebziger Jahre studierte der junge Nasrallah zwei Jahre lang Religionswissenschaft im irakischen Nadschaf und schloss sich später der neu gegründeten Hisbollah an. Im Laufe der achtziger Jahre machte er sich einen Namen als Militärführer und treuer Gefolgsmann Irans, der rasch in der Hierarchie der Organisation aufstieg. Als der Hisbollah-­Generalsekretär Abbas al Musawi im Jahr 1992 einem israelischen Luftangriff zum Opfer fiel, wurde Nasrallah im Alter von nur 32 Jahren dessen Nachfolger.

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Romuald Veselic | Mi., 5. Januar 2022 - 17:04

einer Organisation/Vereins ist, kann man den Vernunft gleich auslassen. Bigotterie, die eine betonierte Mischung aus Dogmen/Unfehlbarkeit/Aberglaube besteht, war nie kreativ. Eine Religion, die als unabänderliche Gesetzesgrundlage im Alltag dient, ist die schlimmste Form des "Zusammenseins". Das beginnt damit, dass unter solchen Umständen, nicht mal philosophischer Austausch zugelassen wird.
Das Handeln eines Nasrallahs ist misanthropisch, antikreativ und destruktiv. Wo es verboten ist, den Kindern nichtislamische Namen zu geben oder die Haustiere nach Namen anzusprechen.
Oder gibt's doch Fakten, die das widerlegen?

Ernst-Günther Konrad | Mi., 5. Januar 2022 - 17:09

Es liegt in der Natur der Sache. Diese Völker sind reine Kriegsvölker, die schon immer mit Gewalt ihre Machtansprüche sicherten. Der Islam ist keine friedliche Religion, mögen einzelne Muslime friedfertig sein, so kämpften schon immer Sunniten gegen Schiiten und die gegen Wahhabiten und was es da alles noch für Abarten gibt. Es geht um Macht und Geld, die Vorherrschaft einer bestimmten Glaubensauslegung und nie um das Volk selbst. Das hat zu kuschen und Krieger zu zeugen und den jeweiligen Stammesfürsten als Kämpfer zur Verfügung zu stehen. Ja, da leiden die sicher friedfertigen Menschen im Land drunter, die eigentlich Ruhe und Frieden wollen. Doch zeigt doch auch die fanatische Unterstützung der eigenen Unterdrücker und der immer fortwährende Hass auf andere, was aus einem Land werden kann. Die cleveren sind bei uns und machen in D ihr Ding. Fanatismus auf allen Seiten und dann noch die Interessen anderer Staaten, z. B. dem Iran, dieses Land im ewigen Krieg gegen Israel und andere.

Bernd Muhlack | Mi., 5. Januar 2022 - 17:33

Der Libanon und Beirut: die Schweiz, das Paris Arabiens sagte man immer.
Die Perle der Levante.
Sunniten, Schiiten, Drusen, Aleviten, Jesiden, Christen & pipapo - sie kamen miteinander aus.
Eines Tages dann der "libanesische Urknall".
Von Heute auf Morgen war alles anders.
Dazu gibt es sehr lesenswerte Bücher von Arnold Hottinger; er war für die NZZ tätig. Leider starb er in 2019.
Insoweit ist auch die Lektüre von Peter Scholl-Latour sehr informativ. In 2005 ein Interview mit Scheich Nasrallah - leider finde ich das nicht mehr im Internet.

Und die Palästinenser in den ewigen Flüchtlingslagern; man erinnere die Massaker in Sabra und Shatila.
Waren die Israelis Schuld, verantwortlich?
"Laissez faire!?"
Täter waren die Milizen der Phalange..

Eines noch:
Scheich Nasrallah darf einen schwarzen Turban tragen. Das bedeutet, dass er (angeblich) seine Abstammung vom Propheten nachweisen kann. Quasi so eine Art "Arier-Tuch" auf dem Kopf.

Libanesischer Zores führt zu Flüchtlingen, oder?

Heidemarie Heim | Mi., 5. Januar 2022 - 17:53

Vielen Dank Herr Dr. Steinberg! Kurz und knackig erklärt warum so viele Staaten nicht auf die Füße kommen, geschweige auf einen grünen (Friedens)-Zweig. Ob Hisbollah, Hamas, IS oder andere aus Terroristen und Milizen hervorgegangene politische Konstrukte und ihre Unterstützer haben am Zustand ihres Machtbereichs und dessen Bewohnern keinerlei Interesse oder auch nur glaubhafte hehre Absichten/Ziele was eine Änderung zum Positiven betrifft kund getan. Gar nicht zu sprechen von einer wie immer gearteten demokratischen Teilnahme der Bevölkerung. Diese durch und durch korrupten, durch Gewalt und der einzig wahren Religion geprägten patriarchalischen Systeme ersticken nach und nach noch jedes noch so zart aufkeimende Pflänzchen freien Lebens, zumindest was der Westen oder die einzige dort vorhandene Demokratie Israel zugleich ihr Hauptfeind darunter verstehen. Wenn man sich erinnert welch blühende Kulturen und Leben dort einstmals herrschten bekommt man nur noch das kalte Grausen. MfG