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Der Springer-Neubau in Berlin-Mitte wurde 2020 eröffnet / Paul Langrock

Expansion - Neue Welt: Was der Axel-Springer-Konzern in Amerika vorhat

Kein anderer deutscher Verlag hat den Wandel zum digitalen Medienkonzern so konsequent vollzogen wie Axel Springer. Nun expandiert das Unternehmen in den USA – und steht auch deshalb unter Beschuss.

Autoreninfo

Ben Krischke ist Leiter Digitales bei Cicero, Mit-Herausgeber des Buches „Die Wokeness-Illusion“ und Mit-Autor des Buches „Der Selbstbetrug“ (Verlag Herder). Er lebt in München. 

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Der Sessel eines Chefredakteurs kann rasch zum Schleudersitz werden. Zwischen einem warmen Plätzchen in der Beletage und einem letzten Schritt mit gepackten Kartons aufs Trottoir liegt manchmal nur eine Meinungsverschiedenheit. Meist ist es Inhaltliches, was zur Trennung von Verlag und Chefredakteur führt. Die Titelgeschichten kommen am Kiosk nicht an. Die Klicks auf der Online-Seite bewegen sich unter der Zielvorgabe. Oder es herrscht Uneinigkeit über die publizistische Ausrichtung eines Blattes. Zu rechts, zu links, zu viel Zeitgeist, zu wenig.

Am 18.Oktober dieses Jahres schlugen auch der Axel-Springer-Verlag und Bild-Chef Julian Reichelt getrennte Wege ein. Der Grund für Reichelts Abschied war allerdings kein inhaltlicher Dissens, sondern offenbar ein moralischer. Reichelt soll Affären mit jungen Kolleginnen eingegangen sein. Er soll sie nach Gutdünken aufsteigen und wieder fallen gelassen haben. Von Machtmissbrauch war die Rede. Davon, dass Reichelt bei einem ersten Compliance-Verfahren im Frühjahr Besserung gelobte und „seinen Hosenstall trotzdem nicht zugelassen hat“, wie es einer aus Reichelts Umfeld formuliert.

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Werner Peters | So., 5. Dezember 2021 - 17:26

Bei Springer handelt es sich um keinen klassischen Zeitungsverlag mehr. Viele Zeitungen wurden schon verkauft, DIE WELT folgt bald, BILD lassen sie noch, solange die was abwirft. Springer ist heute ein Konglomerat verschiedenster Internet-Firmen aus allen Branchen. Solang das mehr Geld bringt ok., aber was wenn nicht mehr ?

Joachim Kopic | Mo., 6. Dezember 2021 - 07:27

Antwort auf von Werner Peters

... aber wenn ich doch mal "in die Glotze" schaue, dann "Viertel nach Acht"-Diskussionen.
In Sachen "Schriftliche Medien" ist für mich in Deutschland "Cicero" übrig geblieben.

Hanno Woitek | So., 5. Dezember 2021 - 17:29

inhaltlich analysiert, und die liebevolle, kritiklose Gefühlshudelei um und für Israel mal ausklammert, dann sind diese beiden Zeitungen schon rechtsnationale Kampfblätter, bei denen rechts von ihnen nur noch eine Wand ist. Und die beiden Chefredakteure sind durchaus vergleichbar mit den Dreck-Demagogen Schlamm, Walden und Co. der 60er und 70er für die Andersdenkende immer nur kommunistischeVerbrecher waren. Aber immer, wie sie schrieben, Pack. Deswegen konnte man - auch ich - damals wirklich mit gutem Gewissen gegen sie agieren.

...vom Schwarzen Kanal war ein lupenreiner Demokrat.
Geht’s ein bischen Kleiner.
Wenn Bild, die jahrelang einer Kanzlerin nach dem Maul geschrieben haben und vermutlich dahinein gekrochen sind wo die Sonne nicht scheint, also rechnational ist, wo verorten Sie den SZ, TAZ und alle anderen die beim RND ohne wenn und aber abschreiben? Das sind dann ja wohl Blätter die hinter einer linken Wand liegen. Also SED konform. Und Andersdenkende sind Nazis.
Also ihre Argumentation lässt sich 1:1 ins heutige linksgrüne Desaster übertragen.
Mit Reichelt kam mal wieder knallharter Journalismus zum Tragen, der die wirkliche Welt in D wiederspiegelte.
Und was man Reichelt so vorwirft, es gilt zu bedenken das da immer 2 zugehören.
Aber ich werte ihr Geschreibe mal als schräge Satire oder VT. Sowas kann ich nicht ernst nehmen.

Man ist ja schon einiges gewöhnt, wenn man hier mitliest. Geschwurbel, Verschwörung, der in immer absurderen Formulierungen verkleidete "Kampf" gegen den Mainstream.

Heute mal wieder ein eindeutiger Höhepunkt: Wenn ein Chefredakteur seine Position ausnutzt, um sexuelle Gefälligkeiten von Untergebenen zu "erwarten", gehören - Zitat - zwei dazu! Wenn ein skrupelloser Machtmensch - so darf man vermuten - der nicht Willfährigen mit dem Karrierende droht - gehören "zwei dazu"?

Das ist wie finsterstes Mittelalter. Das Opfer, weil weiblich, und vielleicht noch attraktiv, ist schuld.

Reichelt dagegen, rechtsaussen beliebt, ist natürlich immer unschuldig.

Er und die ihm bis zum Umfallen ergebene Belegschaft hat in letzten Monaten Bild in ein Kampfblatt rechts der Mitte verwandelt, das schon mal mit Dreck nach denen warf, die vor Covid warnten.

Der rechte Rand beeilt sich natürlich, den überfälligen und absolut notwendigen Rausschmiss des Oberhetzers als linke Intrige darzustellen.

Gisela Hachenberg | So., 5. Dezember 2021 - 22:50

Sie, sehr geehrter Herr Krischke, sowie Ihr Kollege Paul, sind meine „Leuchttürme“ nach dem von mir sehr bedauerten Weggang von Herrn Schwennicke. Ihre Artikel sind spannend, aktuell und mutig! Ich freue mich immer auf Ihre Artikel, die man so nicht in anderen Medien zu lesen bekommt. Weiter so!
Mit freundlichen Grüßen

Ernst-Günther Konrad | Mo., 6. Dezember 2021 - 10:58

Wer will sich noch in dem Dschungel der Print- und Digitalmedien auskennen. Deshalb ist Ihr Artikel für mich eine "Erleuchtung", weil es dem normalen Konsumenten heute kaum mehr möglich ist, in dem Wust an Verbindungen, Übernahmen, Tochtergesellschaften und welche andere Formen auch immer, noch irgendwie durchzublicken. Durch Reichelt wurde ich Dauerkonsument der BILD. Nein, nicht weil ich da alles glaube und die vielen Freizügigen bis pornografischen Bildchen mag, sondern weil zumindest in Teilbereichen, wieder versucht wurde dem politischen Mainstream entgegenzutreten. Dennoch halte ich es für bedenklich, wenn Meinungsmache und Kommunikation nur noch in wenigen Händen liegen. Egal, wie die politisch eingestellt sind bzw. gesteuert werden.
Deshalb ist Ihr sehr guter Artikel für mich ein Leuchtturm und gute Orientierung dafür, sich immer bewusst zu machen, was Medien letztlich wollen. Sie wollen Geld und Meinung für oder gegen etwas machen. So einfach ist das am Ende des Tages.

Menzel Matthias | Mo., 6. Dezember 2021 - 14:54

Danke, eine sehr schöne Analyse des Medienunternehmens Springer SE. Man muss das Unternehmen nicht mögen, es steht aber u.a. für Markt. Wenn die andere Anbieter einseitig informieren, bleibt eben auch für Mitbewerber ein Betätigungsfeld. Wichtig erscheint mir jedoch, dass es da keine politische Ausrichtung außer dem Vermächtnis von A. Springer besteht. Und das ist gut so.
Für meinen Teil würde ich Herrn Krischke bitten, die anderen Marktteilnehmer hier in D insbesondere die Eigentumsverhältnisse und die Verflechtungen, genauso zu analysieren. Für meine Begriffe eine sehr dankbare Aufgabe, die dem einen oder anderen schon mal die Augen etwas öffnen könnte.
Bei unserem so beliebten ÖRR ist keine Analyse nötig. Da kann jeder schon sagen, welche Meinung es geben wird.