Éric Zemmour
„Es geht nicht mehr darum, Frankreich zu reformieren, sondern zu retten“: Éric Zemmour / dpa

Präsidentschaftswahlkampf in Frankreich - Éric Zemmour: Vom Polemiker zum Präsidenten?

Der französische Rechtsaußen Éric Zemmour hat seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen im nächsten Frühjahr erklärt. Schadet das seiner politischen Nachbarin Marine Le Pen? Nicht unbedingt. Wenn sie sich als „Softversion“ von Zemmour präsentiert, könnte sie sogar profitieren.

Stefan Brändle

Autoreninfo

Stefan Brändle ist Frankreich-Korrespondent mit Sitz in Paris. Er berichtet regelmäßig für Cicero.

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Éric Zemmour dürfte sich irgendwo zwischen Donald Trump und Charles de Gaulle wähnen. Am Dienstag gab sich der scharfzüngige Polemiker auf einmal feierlich und präsidial: In einem antiquierten Dekor, das an den einstigen Landesvater Charles de Gaulle gemahnte, verkündete er seine Kandidatur für das höchste Amt im Staat. „Es geht nicht mehr darum, Frankreich zu reformieren, sondern zu retten“, erklärte er dramatisch. Zu einem Video, das Frauen in Kopftüchern und Männer mit dunkler Hautfarbe in überfüllten Metrozügen zeigt, erklärte er, die Franzosen seien „Fremde im eigenen Land“, und die Mehrheit werde von den Minderheiten „unterdrückt“. Zu Beethovens 7. Symphonie folgten nostalgische Schwarzweißaufnahmen aus der französischen Geschichte – sowie Videos von aktuellen Gewaltakten auf der Straße.

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Christa Wallau | Di., 30. November 2021 - 18:57

ist sehr wichtig für die Franzosen.
Er macht es ihnen durch seine prononcierten
Aussagen möglich, sich endlich mutig mehr nach rechts zu wenden und nicht mehr in Marine Le Pen schon eine unwählbare, extreme Nationalistin zu sehen, wie ihnen dies die Linken
permanent eingehämmert haben. Ja, es könnte für le Pen durchaus von Nutzen sein, daß Zemmour kein Blatt vor den Mund nimmt.

Wer als Franzose sein Land liebt und mit Stolz darauf blicken will (Das sind nicht wenige!) möchte verhindern, daß Frankreich noch weiter
destabilisiert wird durch Zuwanderer aus Nordafrika, die dort ihre aggressiven Ansprüche im Islam ausleben.
Den meisten Franzosen reicht es längst!
Sie sind keine Rassisten, aber sie wollen ihre Heimat auch in zehn / zwanzig Jahren noch als solche wiedererkennen, nicht dominiert von
fremden Kulturen und mehr Farbigen als Weißen.
Es ist ihr gutes Recht, so zu wählen, wie sie es für richtig halten. Und sie brauchen dazu am allerwenigsten Ratschläge aus Deutschland.

Dass Ihnen ein wiederholt wegen rassistischer Diskriminierung verurteilter Hetzer zusagt, überrascht nicht wirklich.

Neben dem üblichen Lob für das alberne völkische Gerede, dass man ja gerade auch aus der AfD kennt, scheuen Sie nicht einmal davor zurück, Zemours Hetze zu "prononcierten Aussagen" aufzuwerten.

Dass der Sympathisant des Vichy-Regimes ständig vom "Großen Bevölkerungsaustausch" halluziniert, dürfte ja in Ihrem Interesse sein. In der AfD ist das Geschwätz von der "Umvolkung" ja längst als die Realität darstellende Bedrohung der teutonischen Identität festgeschrieben.

Äußere Feindbilder, wie die angebliche migrantische Bedrohung der "Vaterländer", vereinen auf europäischer Ebene sogar jene, die sonst europäische Gemeinsamkeiten aus tiefstem Herzen verabscheuen.

Aber ich bin mir sicher, dass die Franzosen auch den gallischen Hetzer trotz seiner massiven Fernsehpropaganda bei den Wahlen in die Wüste schicken werden. Zusammen mit Le Pen. Zum Ärger der deutschen AfD.

Dirk Weller | Do., 2. Dezember 2021 - 15:42

Antwort auf von Gerhard Lenz

sich keinesfalls in Paris oder einer anderen französischen Stadt auf den Marktplatz stellen, und das verurteilen, was Sie als "albernes völkische Gerede" bezeichnen.
Dann bräuchten Sie nämlich schnelle Beine.
Denn eine Mehrheit der Franzosen hat keinerlei Probleme stolz von einer "Grand Nation" und von "Stolz auf das Vaterland" zu reden.
Das wirkt auf viele in Deutschland skuril, ist aber nicht nur in Frankreich sondern auch vielen anderen Ländern der EU (z.B. Spanien oder Italien) weitestgehend normal.
Und das OHNE das man reflexartig als "Rechts" aussortiert wird.
Allerdings wählt man deswegen nicht gleich unbedingt eine rechte Partei oder einen rechten Kandidaten.

Rob Schuberth | Di., 30. November 2021 - 19:14

Natürlich wird er dadurch autom. als Rechter verortet, oder, etwas weniger scharf, als Populist verschrien.

Dabei spricht dieser Mann nur die Probleme an, die die franz. Politik (das gilt auch für alle Vorgänger Macrons) am liebsten so weit wir möglich ausblenden möchte.

Die Partei die das bei uns ebenfalls u. zurecht anspricht, wird ja dafür gemieden, diffamiert etc.

Die Politik scheut sich, hier wie auch in France, diese Probleme anzugehen.

Unsere Ampel wird auch hier bald für französische Verhältnisse sorgen.
Bedankt euch bei allen die Grün u. SPD gewählt haben.

Ich schätze Macron wird sein Amt bald räumen müssen.

Gerhard Lenz | Di., 30. November 2021 - 19:33

Noch so ein Typ, der sich in der längst verblassten Herrlichkeit der Grande Nation sonnt.
Aber es gehört nun mal zur Schwäche der menschlichen Natur, in bestimmten Situationen und mangels ordentlicher Bildung für Nationalismus anfällig zu sein - auch wir Deutsche haben das bewiesen. Und damit rechnet der rechte Hitzkopf.

Gut: Zemmour und die andere Randfigur vom rechten Rand, die ewige Verliererin Le Pen, können sich jetzt gegenseitig die Stimmen abnehmen.

Da bekommt Macron in der Stichwahl wohl einen bürgerlichen, vielleicht sogar einen linken Konkurrenten, aber vermutlich nicht wieder eine(n) Extremisten als Gegner.

Vive la France! Die Franzosen werden auch Zemmour (wie bereits mehrmals Le Pen) im Ernstfall die kalte Schulter zeigen.

Petra Horn | Mi., 1. Dezember 2021 - 00:15

Sehr Interessant!
Ich bin gespannt.
In Italien ist man nach 5Stelle und Salvini wieder bei dem alten Draghi gelandet.
Es muß doch auch mal besser in Westeuropa werden, wenn leider auch nicht in Deutschland.

Rob Schuberth | Mi., 1. Dezember 2021 - 18:25

Antwort auf von Petra Horn

...in jedem Land der EU deutlich besser werden, werte Frau Horn.

Denn es ist doch die falsche Politik Brüssels, angestoßen, oder zumindest befeuert 2015 ff durch Merkel, die für zunehmenden Druck in den Ländern der EU sorgt,die sich noch einen gewissen Sozialstaat leisten können.

Das ist das Ziel der allermeisten sogn. "Flüchtlinge".
Wer es gesetzl. ermöglicht(egal wie gut es mal gemeint war)selbst Mehrfach-Straftäter nicht abschieben zu können, oder angemessen zu bestrafen, der muss sich nicht wundern wenn seine Bürger einen wählen der "aufräumen" verspricht.

Draghi ist nur ein Übergang. Salvini ist schon wieder im Kommen.
Darum versucht man ja auch ihn mittels obskurer Anschuldigungen zu verhindern, d. h. zu diskreditieren.
Weil er das illegale, erzwungene Anlegen eines NGO-Schlepperschiffes nicht erlauben wollte, wird ihm das nun als Freiheitsberaubung ausgelegt.
Da fasst man sich doch an den Kopf. Es sei denn man ist Teddywerfer.

Brüssel muss zur Realität zurück!

Bernhard Mayer | Mi., 1. Dezember 2021 - 07:03

Wenn die sogenannten "Demokratischen Politiker" "nachhaltig" versagen kommt die Stunde von Polemiker(n) oder noch Schlimmer(en).

Sollte besonders in Deutschland bekannt sein!

Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 1. Dezember 2021 - 09:32

wie ein ultrakonservativer Intellektueller.
Das ist nicht mein Spezialgebiet.
Ich hoffe doch sehr, dass, wie ich immer zu sagen pflege, konstruktive Politik obsiegt, bzw. wenigstens die Idee, dass alle versammelten Menschen Zugang zu einem Gemeinsamen haben.
Das würde dann schon auch an deren Vermögen und der Bereitschaft, sich zu versammeln, festhalten und m.E. ausreichen, Parallellgesellschaften zu verhindern.
Vernahm, dass sich die Franzosen evtl. herleiten von der Bedeutung des Wortes "frank", geistig offen, frei, kühn edel (DWDS).
Da gibt es dann doch vielleicht andere konservative Aspiranten auf das Amt des französischen Präsidenten.
Ich glaube nicht, dass Marie Le Pen profitieren kann von einem laut Wiki evtl. "frauenfeindlichen" Denker.
"Frauenfeindliche" Konservative dürften doch eigentlich schon immer aus dem Rahmen gefallen sein.
Ich hoffe, dass es zuletzt durch solche politischen "Randfiguren" doch noch auf Macron hinausläuft, als politisch fähig zu einem Ganzen.

Maximilian Müller | Mi., 1. Dezember 2021 - 12:44

..das ist die Frage. Ich tendiere zu Zweiterem. In Frankreich greift derselbe Irrsinn um sich wie bei uns, nur gibt es dort noch ein Nationalbewusstsein, an das man appelieren kann. Ich weiß nicht, wie die Verfassungsgerichte in Frankreich arbeiten, aber wenn sie so gleichgeschaltet sind wie die Unseren und wenn dort dieselbe Stimmungsmache herrscht wie hier, dann adelt eine Verurteilung wegen Volksverhetzung ihn. Volksverhetzung ist in Wokeland sowas wie das Symonym für Vernunft.

Ernst-Günther Konrad | Mi., 1. Dezember 2021 - 12:46

Ich stimme ihren beiden Kommentaren absolut zu. Herr Brändle verwirrt etwas mit seinem Artikel aus meiner Sicht. Einerseits analysiert er, das die Kandidatur des Monsieur Zemmours den anderen "rechten" Parteien schaden könnte, weil er in deren Gewässer fischen will. Anderseits könnte seine Kandidatur insbesondere Madame Le Pen zuarbeiten und ihr Zugewinne bringen. Was nun? Ich warte einfach die Wahlen ab und das Macron lt. Umfragen immer noch führt, wage ich anzuzweifeln, vor dem Hintergrund gekaufter Umfrageergebnis in Österreich und bei uns. Jedenfalls eines steht für mich fest, die Franzosen lassen sich ihre Nation, ihre Kultur und ihren Freiheitsgeist nicht so einfach stehlen, wie das derzeit die Deutschen zulassen. Und das die dortigen "Rechten" alle Nazis sein könnten verfängt auch nicht. Ist doch der Nazi eine deutsche Erfindung.