Frau mit Regenschirm in Glasgow
Stürmische Proteste vor dem Veranstaltungsort der UN-Klimakonferenz / dpa

UN-Klimagipfel in Glasgow - Kohle unter Druck

Die Weltklimakonferenz im schottischen Glasgow geht heute zu Ende. Der neue Entwurf einer Abschlusserklärung geht Umweltverbänden erwartungsgemäß nicht weit genug. Geht der Gipfel jetzt in die Verlängerung?

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In einem neuen Entwurf für die Abschlusserklärung der Weltklimakonferenz ist die Forderung nach einem beschleunigten Kohleausstieg und einem Ende der Subventionen für fossile Energieträger deutlich aufgeweicht worden. Umweltschutzverbände reagierten am Freitag empört und forderten, nun müsse sich Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) in der Schlussphase der Verhandlungen „reinhängen“, damit das UN-Treffen in Glasgow keine „Luftnummer“ werde. Auch Klimaaktivisten wollten noch einmal Druck aufbauen: Auf den Straßen Glasgows kritisierten sie – teilweise als Boris Johnson und andere Politiker verkleidet – die Mächtigen als zündelnde Brandstifter.

In einer früheren Fassung der Abschlusserklärung war noch davon die Rede, dass alle Staaten den Ausstieg aus der Kohle und aus Subventionen für fossile Energieträger beschleunigen sollten. Nun ist in der aktuellen Fassung lediglich von Kohlekraftwerken die Rede, deren ausgestoßenes Kohlendioxid nicht gebunden wird – also etwa durch Lagerung in geeigneten Gesteinsschichten. Kritiker dieser Technologie wenden ein, es sei unsicher, ob das Kohlendioxid über den angedachten Zeitraum von 10.000 Jahren eingeschlossen bleibt oder doch entweicht. Bei den Subventionen heißt es nun einschränkend, lediglich „ineffiziente“ Subventionen sollten gestrichen werden. Dazu sagte der Oxfam-Klimaexperte Jan Kowalzig, damit stünde es quasi im Belieben der einzelnen Staaten, welche Förderungen gemeint sein sollen.

Schlupflöcher schließen

Am Ende des Mammutreffens mit rund 40.000 Delegierten – planmäßig für Freitagabend angesetzt – müssen die Vertreter der rund 200 Staaten den endgültigen Text der Erklärung einstimmig beschließen. Alle Konferenzen der vergangenen Jahre wurden ins Wochenende verlängert. Der deutsche Greenpeace-Chef Martin Kaiser, erklärte: „Jetzt ist der Moment gekommen, in dem Umweltministerin Svenja Schulze das Gewicht der viertgrößten Wirtschaftsnation in die Verhandlungen bringen muss.“ Die Schlupflöcher beim Thema Kohle und Subventionen müssten dringend geschlossen werden. „Ansonsten wird Glasgow eine gefährliche Luftnummer.“

Doch gibt es aus Sicht der Umwelt- und Entwicklungsverbände auch kleine Lichtblicke. So blieb die Aufforderung an alle Länder erhalten, ihre Klimaschutzpläne für dieses Jahrzehnt bis Ende 2022 nachzubessern. Weiterhin bleibt diese aber freiwillig, es gibt keine Verpflichtung. Auch sollen alljährlich die Minister zum dem Thema zusammenkommen. Kowalzig kommentierte: „Als echte Kehrtwende im Kampf gegen die Klimakrise lässt sich der jetzige Entwurf aber weiterhin nicht bezeichnen.“

Geldtopf für Hilfen

Erstmals wird in dem Entwurf zudem die jahrelange Forderung armer Staaten aufgegriffen, einen Geldtopf für Hilfen bei Schäden und Verlusten einzurichten. Dabei geht es etwa um Zerstörungen und erzwungene Umsiedlungen nach Dürren, Sturmfluten oder Wirbelstürmen, von denen es heißt, dass sie infolge der Erderhitzung zunehmen würden. Die Staaten werden aufgefordert, in diesen Topf einzuzahlen. Es gibt aber keine Verpflichtung dazu, und auch konkrete Summen werden nicht genannt. Kowalzig kritisierte, dass der Topf nur technische Unterstützung nach Schadensereignissen bereitstellen, aber nicht den kompletten Schaden begleichen soll. „Das ist so, als wenn der Brandstifter dem Eigentümer des zerstörten Hauses sagt: Ich zahle aber nur den Architekten für den Neubau.“

Die reichen Länder werden im neuen Entwurf weiter aufgefordert, die Finanzhilfen für ärmere Länder für die Anpassung an Klimaänderungen, etwa Dürren, in den ärmeren Ländern zu verdoppeln. Neu hinzu kamen nun das Enddatum 2025 und der Maßstab, nämlich das aktuelle Niveau. Derzeit fließen dafür weltweit etwa 20 Milliarden Dollar, diese müssten also bis in vier Jahren auf 40 Milliarden aufgestockt werden. / Quelle: dpa

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Tomas Poth | Fr., 12. November 2021 - 15:24

Die Luftnummer besteht darin vom menschengemachten Klimawandel zu reden.
Sie besteht auch darin, daß wir es in den armen Regionen dieser Welt mit einem Problem der Überpopulation, Fehlnutzung und Unfähigkeit angepasst zu wirtschaften zu tun haben.
Solange sich dort nichts an den Parametern ändert, werden diese Völker immer die Hand aufhalten, um für ihr Fehlverhalten einen Ausgleich bei uns einzutreiben.
Das ist der Tropf des Junkies, der die Schuld bei den anderen sucht und nicht sein eigenes Fehlverhalten reflektiert.

Gerhard Lenz | Fr., 12. November 2021 - 17:17

Antwort auf von Tomas Poth

schreiben Sie zwar nichts über den Klimagipfel, zeigen uns aber, warum Sie mit der Klimadiskussion wohl etwas überfordert sind

Menschengemachten Klimawandel gibt es nicht, 99 % der Experten irren, und überhaupt hat das die AfD vor Jahren schon auf einem Parteitag "höchst wissenschaftlich" festgestellt. Na dann.

Jene die irgendwo in Armut leben, sind selbst an ihrem Los schuld: Dank Ihrer eigenen Unfähigkeit und wegen Fehlnutzung (wovon auch immer). Sind halt "nicht so weit" wie wir.

Neben der Ausbreitung Ihrer Vorurteile und einer profunden Realitätsverweigerung gibt es immerhin einen halben Treffer: Überpopulation ist in der Tat ein Übel. Aber warum es diese gibt, darüber nachzudenken führt dann doch zu weit.

Na gut, andere Kommentare sind inhaltlich ähnlich - da geht es eher darum, wer Essen und Fahrtkosten bezahlt hat. Auch eine Art, sich mit der Klimafrage zu befassen...

Ach halt, eine solche gibt es ja gar nicht. Jedenfalls nicht in diesem Forum, vor der Haustür schon.

sondern schlicht und ergreifend "das" Übel unserer Erde.
Wer das leugnet, hat gar nichts begriffen.

Da sich aber nicht einmal die UNO traut, dieses Problem Nr. 1 offen anzusprechen bzw. radikale (= an die Wurzel gehende) Lösungsmöglichkeiten dafür zu offerieren, wird es mit der katastrophalen Zunahme der Anzahl der Menschen auf unserem Planeten munter weitergehen.

Alle anderen großen Weltrettungs-Projekte müssen daher logischerweise an diesem Grundübel scheitern, wenn sie nicht sowieso und von vornherein wenig sinnvoll bzw. unsinnig sind, wie z. B. die Annahme, auf welcher der sog. Migrationspakt der UNO beruht, daß nämlich Migration eine Lösung der Probleme Afrikas, Asiens und Lateinamerikas sein könne.

Gunther Freiherr von Künsberg | Fr., 12. November 2021 - 15:40

Glasgow ist der x-te Klimagipfel. Es werden wünschenswerte Ziele formuliert ohne konkrete Maßnahmen zu vereinbaren, mit welchen Mitteln die Ziele erreicht werden sollen und mit welchen Druckmitteln Staaten (wie z.B. China und Brasilien) wirtschaftlich gezwungen werden können, die klimaschonenden Mittel wie z.B. Beendigung der Abholzung des Regenwalds, (Brasilien) sowie Verzicht auf Kohlekraftwerke (China) umzusetzen. Solange die Weltgemeinschaft nicht bereit ist durch wirtschaftliche Boykottmaßnahmen
“ Umweltsünder“ zu veranlassen schwere umweltschädliche Maßnahmen zu unterlassen, solange sind Klimagipfel teures Theater, das (grünen) Umweltutopisten wie z.B. FfF zur Rechtfertigung ihrer deshalb utopischen Forderungen dient, und das gleichzeitig die Energie der umweltbewussten Staaten verteuert womit die Wirtschaft der Staaten, deren Bestreben kostengünstige Energie ist, fördert. FfF ist damit eine Hilfstruppe zur Förderung der chinesischen Wirtschaft.

Walter Bühler | Fr., 12. November 2021 - 15:59

Wer hat hier wen delegiert bzw. gewählt? Ich erinnere mich an keine Wahl in Deutschland!

Gehörten der "deutsche Greenpeace-Chef Martin Kaiser" und der "Oxfam-Klimaexperte Jan Kowalzig" zur offiziellen deutschen Delegation? In welcher Hotel-Klasse haben

Wieviel Delegierte sind insgesamt aus Deutschland angereist?

Wieviel deutsche Delegierte sind zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Kajak nach Glasgow gekommen?

Wer hat sonstige Fahrtkosten (Schiff, Bahn, Flug, U) bezahlt?

Wurde das Essen und die Übernachtung selbst bezahlt? Wenn nein - wer war es dann?

Gab es auch "Experten" in der deutschen Delegation, die nicht zu den staatlich privilegierten NGO's gehörten?

Hat man außer über die Kohle auch über die Erdöl- und Erdgasförderung (=fossiler Energieträger) in der Nordsee (England, Schottland, Norwegen) und in Arabien sowie deren Folgen für das Klima gesprochen?

Komisch, dass offenbar kein dpa-Journalist solche Fragen gestellt hat. Wer hat ihren Aufenthalt finanziert?

Hans Jürgen Wienroth | Fr., 12. November 2021 - 16:32

Die Klimapolitik auf der Erde dreht sich nur um die CO²-Emissionen. Ist sie damit nicht sehr einseitig?
Wir wollen die fossilen Energieträger durch sog. „erneuerbare Energien“ ersetzen. Mit der Frage, ob diese Energien klimaneutral, umweltverträglich und wirklich erneuerbar (wer macht das?) sind, beschäftigen wir uns zu wenig.
Statt auf Kohle, Öl und Gas setzen wir z. B. auf Windkraft. Wer „erneuert“ den Wind, wenn er durch die Räder um ca. 50% (oder mehr) verringert wird, wie man von den „Stromerzeugern“ in 2. Reihe weiß? Behindern sie die Strömungen der Erde und nehmen dadurch vielleicht Einfluss aufs Klima? Machen ihre (Infraschall-)Emissionen Menschen und Tiere krank oder töten gar? Das muss die urbanen Befürworter der Energiewende nicht kümmern. Dort ist das kein Thema, es geht nur um CO².
Dass Geld für den Wandel fehlt, ist normal. Wer sagt schon, es reiche, wenn er mehr fordern kann?