
- Kant, Popper und die invasive Beatmung
Invasive Beatmung hat unnötigerweise zu stark erhöhter Sterblichkeit bei Covid-Patienten geführt. Etwas mehr angewandte Erkenntnistheorie nach Popper hätte auf den Intensivstationen viele Menschenleben retten können. Und Kants Appell an die Aufklärung hätte die Verbreitung falschen Wissens früher gestoppt.
Karl Popper (1902–1994) beschreibt wohl am klarsten die beste Lösungsmethode eines wissenschaftlichen Problems. Es entspricht weitgehend unserer natürlichen Denkweise, wenn wir vorurteilslos eine wichtige Fragestellung angehen. Die berühmte Formel lautet: Problem 1 → Hypothesenerstellung → wissenschaftliche Untersuchungen → Problem 2. Um also zu sehen, ob ein Problem überhaupt ein ungelöstes ist, muss man vorurteilslos die vorhandenen Daten prüfen. Das bedeutet, tief und insbesondere breit in die Literatur einzusteigen. Nicht selten findet man hier bereits die Lösung und kann aufhören. Fehlen aber entsprechenden Daten, so müssen mehrere Hypothesen erstellt werden, um das Problem zu klären. Üblicherweise beginnt man mit der einfachsten bzw. plausibelsten Hypothese, bekannt auch als Ockhams Rasiermesser.
Durch entsprechende wissenschaftliche Arbeiten mit möglichst falsifizierendem Ansatz werden die Hypothesen abgearbeitet oder gegebenenfalls ergänzt. Das ist mit Poppers berühmt gewordenem „Trial and Error“ gemeint. Übrigens, so sagte er selbst, sind auch die verrücktesten Hypothesen zugelassen. Erst dann beginnt die kritisch rationale Arbeit. Findet sich eine Lösung, so ist man entweder fertig oder bei einem neuen Problem angelangt. Allerdings hat jetzt das Problem 2 bzw. die neue Hypothese eine höhere Wahrheitsähnlichkeit, denn sie erklärt mehr Phänomene.