Pizza mit Gabel
Mogelpackung? Italien war zwar Kolonialmacht, aber niemals auf Hawaii / dpa

Pizza Hawaii - Postkolonialismus in der Küche

Empörung macht sich breit über eine bekannte Pizza-Benennung. Und Belustigung macht sich breit über die Empörung. Wem soll man sich anschließen, wenn man Rassismus ablehnt, aber die Kirche im Dorf lassen will? Moment, ist es nicht auch ein rassistisch-westliches Stereotyp, dass in Dörfer Kirchen gehören?

Autoreninfo

Julien Reitzenstein befasst sich als Historiker in Forschung und Lehre mit NS-Verbrechen und Ideologiegeschichte. Als Autor betrachtet er aktuelle politische und gesellschaftliche Entwicklungen.

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Dass Rassismus abzulehnen sei, wird niemand bezweifeln, der die Grundrechte als Kern der Demokratie ernst nimmt: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ und „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich“, so heißt es im Grundgesetz – und zudem, dass niemand wegen seiner persönlichen Dispositionen benachteiligt oder bevorzugt werden darf. Nun hat Deutschland eines der besten Rechtssysteme der Welt. Juristen lernen ab dem ersten Semester die Feststellung objektiver Tatbestandsmerkmale. Doch was hilft das, wenn zunehmend nicht objektiviert wird, sondern gefühlt? Und wer gefühlt gegen Gesetze oder gar Grundrechte verstößt, wird auch nicht mehr vor Gericht gezerrt, sondern gleich an den sozialmedialen Pranger gekettet. Ankläger, Richter und Vollstrecker tragen dabei die Berufsbezeichnung „Aktivist“, oft sogar stolz im Profil ihrer sozialen Medien.

Will man den Aktivisten Glauben schenken, beginnt das Elend der Welt mit mangelnder Achtsamkeit bei der Sprache. Das ist nicht a priori falsch: Wo sprachliche Unschärfe beginnt, beginnt auch gesellschaftlicher Unfrieden. Insofern lohnt ein Blick auf die tradierte Besetzung des Begriffs Aktivist.

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Andrej Kharadi | Mi., 3. November 2021 - 15:46

Wie lange, liebe Cicero-Redaktion, wollen Sie eigentlich diesen genauso aufgeblasenen wie abgedroschenen Schwachsinn noch am Kochen halten ? Man könnte fast den Eindruck gewinnen, Sie könnten gar nicht genug davon bekommen.
Hier handelt es sich um Verstiegenheiten eines kleinen und wohlstandsverwahrlosten Rand-Milieus.
Mit der Lebenswirklichkeit der übergrossen Mehrheit der Gesellschaft hat das wenig bis gar nichts zu tun. Die muss sich heuer vielmehr mit Inflation, Industrieabbau, Wohnungsmangel, aus dem Ruder gelaufene Covid-Regimes, Demokratieabbau, überteuerte Energie, etc. herumschlagen.

die Menschen haben die genannten Sorgen und in ihrem direkten Umfeld meist weniger mit identitätspolitischen Fragen zu tun. Aber ganz so, wie Sie es darstellen, ist es auch nicht. Ihr Argument wird auch oft in Artikeln gebracht, dass Identitätskritiker tote Pferde reiten und das wahre Leben der Menschen woanders spielt. Das stimmt aber nur zum Teil und ist öfters auch eine Ausflucht, bei der man die Themen und die Art der Diskussion nicht von anderen gesetzt haben will (auch Identitätspolitiker bringen dasselbe Argument). Gesellschaftliche Diskussionen werden aber oft bis meist durch kleine Gruppen getrieben - mal etablierte, mal neue. Und am Ende haben diese Diskussionen natürlich oft auch Auswirkungen auf das Leben aller und die identitätspolitischen Diskussionen sind glaube ich, wenn auch nicht für zig-Millionen, doch für Millionen Menschen sehr wichtig. Mal von der einen Seite, mal von der anderen Seite.

Tomas Poth | Mi., 3. November 2021 - 15:48

Die Kartoffel wurde aus Südamerika nach Europa eingeführt, gar entführt oder versklavt?
Auf alle Fälle eindeutig ein Fall für kulturelle Aneignung oder. Scherz beiseite.
Mir erscheint die kritische Rassentheorie und mit ihr die PoC/BLM-Bewegung, gegenüber Weißen als rassistisch und faschistisch. Sie sucht sich Merkmale die verhetzt werden und zur Ausgrenzung führen, z.B. der alte weiße Mann.
Der neue Faschismus kommt von Linx.

Bernd Muhlack | Mi., 3. November 2021 - 16:04

Ich habe den Artikel gelesen, obwohl das Unwort Aktivist vorkommt.
Es geht hier ja eher nicht um den Aktivist im "aktivistisch-nihilistischen" Sinne!

Im Gegensatz zu Toast Hawaii ist Pizza Hawaii mMn ein Unding.

President Obama wurde in Honolulu geboren, 1961; ein sehr guter Jahrgang!

In 2016 war Tochtern im Rahmen ihrer "must-have-Weltreise" auf Hawaii. Sie jobbte in einem Lokal.
Pizza Hawaii?
Tolle Cocktails!
Pearl Harbour sei sehr beeindruckend; ebenfalls ein must-have!

"Doch was hilft das, wenn zunehmend nicht objektiviert wird, sondern gefühlt? Wer gefühlt gegen Gesetze oder gar Grundrechte verstößt, wird auch nicht mehr vor Gericht gezerrt, sondern gleich an den sozialmedialen Pranger gekettet."
- ist hier zu lesen.

Also das Bild erfüllt eindeutig den objektiven Tatbestand (TB) von "Pizza Hawaii".
Beim subjektiven TB, gar der Schuld, zweifle ich. Und was ist an einer Pizza Hawaii rechtswidrig?
Soviel zum 3-gliedrigen TB-Aufbau einer Pizza Hawaii!

Entscheidend ist der Teig!

Robert Hans Stein | Mi., 3. November 2021 - 16:39

Kann man diesen Schwachsinn nicht einfach ignorieren. Wer klar in deer Birne ist, befasst sich eh nicht damit.

Manfred Bühring | Mi., 3. November 2021 - 16:52

"Juristen lernen ab dem ersten Semester die Feststellung objektiver Tatbestandsmerkmale. Doch was hilft das, wenn zunehmend nicht objektiviert wird, sondern gefühlt?" Merkel hat 2015 Moral über geltendes Recht gesetzt, quasie die Mutter aller Rechtsbrüche. Was dann folgte, war doch abzusehen. Wir haben kein geltendes Rechtssystem mehr, sondern ein Moralsystem mit Auswüchsen wie beschrieben. Wird Recht durch Moral ersetzt, verliert die Demokratie ihren Bestandsschutz.

Yvonne Stange | Mi., 3. November 2021 - 16:55

so hat mein Kommentar auch angefangen, aber der war so derart böse, daß er nicht durchgegangen ist. Und mittlerweile lache ich nur noch darüber was diese "Bande von Idioten" (O-Zitat von Klaus Kinski!) noch alles kritiklos mit uns anstellen darf. Naja, Köterrasse sind wir ja sowieso schon, das darf man ungestraft sagen - gibt ja keinen Rassismus gegen Weiße.... Wir sind ja alle derart und sowas von privilegiert.... XD

Markus Michaelis | Mi., 3. November 2021 - 17:25

Vorab: darf man einfach "Polynesier*innen" sagen, ohne diese Menschen gefragt zu haben, ob sie sich selber so bezeichnen und an Genderentwicklungen teilhaben wollen? Und wen genau müsste man fragen, wer ist für die Polynesier sprechberechtigt? Und ist es ok, überhaupt etwas wie "DIE Polynesier" zu bezeichnen - haben die sich vor der Kolonialzeit auch als EINE Gruppe gesehen oder ist das nicht auch ein Begriff der von außen durch die Kolonialzeit kam?

Die andere Frage: wo wird in D jeden Tag rassistisch diskriminiert? Klar, alles kommt irgendwo vor, aber ist das eine gesellschaftlich relevant-korrekte Frage? Wir wissen: Wirklich rassistisch diskriminieren können nur Mächtige und Machtstrukturen. Die Macht in D ist bei den großen Parteien, Zeitungen, ÖRR, Kirchen, Unis, DAX-Unternehmen etc. - die sind aber alle progressiv.

Wo genau ist dann der Rassismus? Oder verschleiert das wichtige gesellschaftliche Auseinandersetzungen, die mit diesem Begriff nicht erfasst werden?

Heidemarie Heim | Mi., 3. November 2021 - 21:30

Denn als Kind war ich nicht nur im Besitz eines Hula hoop-Reifens, ich gewann damit so ziemlich jeden sportlichen Wettkampf;) Ein Kokosnuss-BH wäre da allerdings eher kontraproduktiv gewesen;)Vor Jahren waren wir mal auf einer deutsch-amerikanischen Karnevalsveranstaltung. Ziemlich bescheiden, bis eine Gruppe Amerikanerinnen, alles Ehefrauen und Töchter von Soldaten angekündigt wurden und in original Gewandung zu mitreißenden Klängen eine Hula-Darbietung auf die Bühne zauberten, wie sie es während der Stationierung ihrer Männer auf Hawai gelernt hatten. Der Saal voller Postkolonialisten tobte. Zu Toast Hawai nur so viel: Er sicherte uns am Anfang unseres gemeinsamen Ehelebens das Überleben, denn trotz angekokelter Scheiblette war es das einzig warme Essen, was ich unfallfrei hinbekam;). Italienische Koch-Experimente endeten dagegen regelmäßig in Chaos und Ungenießbarkeit. Trotzdem hielt die Ehe bis heute! Liebe Grüße an Alle! Auch an die sicherlich nun traumatisierte Aktivistin;)

Wolfgang Borchardt | Mi., 3. November 2021 - 22:12

die Basis der Völkerverständigung, das andere Spaltung, Hass und Krieg. Gl<cklicherweise werden diese merkwürdigen Leute trotz ihres Lärms nicht verhindern, dass Deutsche in andere Länder reisen, den französischen Louvre besuchen und Fremdsprachen erlernen. Feuerwerk haben die Chinesen erfunden, dass in Deutschland azubrennen, ist auch kulturelle Aneignung und die Chinesen haben wohl nichts dagegen, zumal sie damit Geld verdienen. Es gibt Menschen, die "Opfer" erfinden, um sich "aufopfern" zu können. Wohlstandsverwahrlosung? Meist wissen die vermeintlichen Opfer nichts davon und es ist ihnen schlicht egal. Das Phänomen ist wohl ein Fall für Psxchothherapeuten, das es ohne Internet garnicht gäbe Was wird nun aus dem Wiener Schnitzel? Es scheint mir nicht gut, das aufzugreifen. und publik zu machen. "Ist's auch Wahnsinn, so hat es doch Methode" (G.). Ist gefährlich, weil bildungsfeindliches Sektierertum. Aber das Volk lässt sich das Maul nicht verbiegen.

Jens Böhme | Do., 4. November 2021 - 12:42

Allein das Brainstorming (meine unzulässige Aneignung einer fremdkulturellen Sprache) von Julien Reitzenstein zu Ananas (deutsch zweideutig: Anna nass), Toast (englisch) und Pizza (italienisch) zeigt die Honigfalle, die von Aktivisten gelegt wird, um sich mit Nonsens (englisch) zu beschäftigen.

Ernst-Günther Konrad | Do., 4. November 2021 - 14:31

Im Alltag und persönlichen Umgang merke ich nichts von dem Unsinn. Die Leut' reden so, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist und scheren sich nicht um die sprachpolizeilichen Vorgaben und leben auch sonst kein Cancel Cultur. Das ist sicher die eine Seite der Medaille. Die andere beobachte ich neben solchen Artikeln inzwischen in der Werbung. Eigentlich schaue ich mir keine Werbung an, das ist in der Regel meine Zigarettenpause. Habe aber unlängst mir das bewusst angetan und stelle fest, das gerade in der Werbung viele dieser linken Klischees inzwischen Platz gegriffen haben. Fast keine Werbung ohne wechselnde Hautfarben der Darsteller, alles ist inzwischen "nachhaltig" und garantiert "Bio". Je nach Inhalt wird der CO² Fußabdruck irgendwie erwähnt. Die sog. freie Wirtschaft lässt vieles über Werbefirmen in den Medien generell einfließen, die sog. schleichende Gehirnwäsche der Konsumenten. Jedenfalls rege ich mich nicht darüber mehr auf, für mich haben die sie nicht alle. Ais die Maus.

Als Kind eines paffenden Vaters, periodische Exraucherin und heutige Ehefrau eines Cowboy-Rauchers, erinnerte mich Ihr Stichwort Werbezigarettenpause, bei den Privaten reicht es meistens sogar für 2 Glimmstängel;), an meine ehemals liebste Reklame mit dem cholerischen HB-Männchen. "Aber wer wird denn gleich in die Luft gehen, greife lieber zu HB!" Dessen Abenteuer waren mindestens so unterhaltsam wie das Sandmännchen. Außerdem war die Nikotinsucht meines Papas zugleich meine allererste Einnahmequelle! Wenn ich für ihn zum Automaten lief, durfte ich die Wechselgroschen in der Schachtel als Lohn für die schnelle Lieferung behalten;)Das entschädigte mich u.a. auch für die Ko..anfälle, die wir Kinder ohne Sicherheitsgurte oder Sitz auf der Rückbank im Käfer meines flott in die Kurven fahrenden, rauchenden Vaters unweigerlich bekamen wenn es zur 56km entfernt wohnenden Oma ging;) Ach ja, der Kindheit glücklichen Tage! LG

Sabine Lehmann | Do., 4. November 2021 - 17:19

An manchen Tagen könnte man meinen, wir hätten noch ganz anderen "Pandemien" und chronische Erkrankungen zu bekämpfen als Corona. Ich sage es ganz offen und nicht durch die rhetorische Blume:
Menschen, die meinen, eine Hawai-Pizza sei rassistisch, leiden entweder unter einer nicht unerheblichen mentalen pathologischen Einschränkung, oder sie haben Pilze geraucht, die ihnen nicht gut getan haben. Empfehlung: Verschwendete Lebenszeit sich überhaupt mit solchen atemberaubenden Thesen zu beschäftigen! Und ganz wichtig: fällt nicht unter Pluralismus und Toleranz, die ich eigentlich für elementar halte. Denn das ist Nonsens und bestenfalls für Comedy oder Kabarett geeignet. Aber dann erfüllt "es" wenigstens einen Zweck;-)

Hanno Woitek | Fr., 5. November 2021 - 10:13

die jedes Wort, das ihnen nicht gefällt für rassistisch und diskriminierend halten Als habt endlich den Mut.In Afrika leben nun mal Neger, und der Negerkuss schmeckte mir als Kind lecker, jetzt nicht mehr. Und der Croissant ist nun mal der Türkenzipfel. Lasst euch die Sprache nicht durch Quatschköpfe verderben.