Taiwanischer Militärhubschrauber
Zeichen der Entschlossenheit: Ein taiwanischer Militärhubschrauber fliegt mit der Landesflagge über Taipeh/ Daniel Ceng Shou-Yi

Taiwan - Weltkrieg um Halbleiter?

Emmanuel Macron überraschte jüngst mit seiner Äußerung, die EU solle sich im Konflikt zwischen China und Taiwan nicht auf die Seite der USA schlagen. Felix Lill analysiert die Hintergründe des Konflikts: Es geht darin unter anderem um Taiwans Chipindustrie, die weltweit konkurrenzlos ist.

Autoreninfo

Felix Lill ist als Journalist und Autor spezialisiert auf Ostasien.

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Taipeh ist übersät von Soldaten. Sie marschieren, strecken an Stöcken gehisste Flaggen gen Himmel. Stumm und ernst blicken sie in die Weite, als hätten sie gerade den Krieg gewonnen. Der ausladende Platz vor der Nationalen Gedächtnishalle, die den heute eher ungeliebten Staatsgründer und einstigen Militärdiktator Chiang Kai-shek würdigen soll, wird zu einem seltenen Schauplatz von Nationalstolz. In einem Land, das sich längst nur noch als friedlicher Außenseiter versteht, breitet sich so etwas wie militante Siegesgewissheit aus.

Einen knappen Kilometer weiter westlich wird der Eindruck noch stärker. „Es sollte absolut keine Illusionen geben, dass sich Taiwan dem Druck beugen wird“, ruft Tsai Ing-wen, die Präsidentin, von ihrem Amtssitz raus ins Zentrum der Hauptstadt. Per Liveübertragung führt die Rede in die Wohnzimmer ganz Taiwans. An den Fernsehern sehen Millionen, wie vier unterschiedliche im Land hergestellte Raketentypen auf schweren Fahrzeugen über die Straße vorm Präsidentenpalast rollen. Regentin Tsai verkündet: Taiwan befinde sich in „der komplexesten Situation“ seiner gut 70-jährigen Geschichte.

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Gerhard Hellriegel | Di., 2. November 2021 - 12:18

Eine eigenartige Entwicklung. Der taiwanesische Bericht redet vom Eindringen in ihre ADIZ (Air-Defense-Identification-Zone), nicht vom taiwanesischen Luftraum. Und so war es zunächst auch in den Medien zu lesen. Die ADIZ ist eine von Taiwan einseitig erklärte Zone ohne internationales Recht. Die Zone reicht bis weit in das chinesische Festland hinein, was lustige Konsequenzen hat. Da Taiwan kein Mitglied der UN, damit auch kein völkerrechtlich anerkannter Staat ist, hat es überhaupt keinen Anspruch auf einen eigenen Luftraum. (Quelle: DW, Artikel "Taiwans Luftraum und Chinas Aggression" vom 4.10.2021).
Ja, ich finde es ja auch blöd, aber Fakten sind nun mal Fakten. Täuscht mich mein Eindruck, dass hier weniger China als der Westen (insbesondere USA) eskaliert?

Gerhard Lenz | Di., 2. November 2021 - 15:59

Antwort auf von Gerhard Hellriegel

Donnerwetter: Es gehört schon eine Menge Chuzpe dazu, den Westen für die chinesischen Aggressionsgelüste verantwortlich zu machen.

Tatsächlich ist die unklare völkerrechtliche Situation ausschließlich auf die permanenten Drohungen der Volksrepublik China zurückzuführen.

Mit Resolution 2758 beschloss die UN vor Ewigkeiten die Volksrepublik China als einzig rechtmäßigen Vertreter des chinesischen Volkes anzuerkennen und ihre Vertreter in den UN-Organen gegen die der „nationalchinesischen“ auszutauschen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Resolution_2758_der_UN-Generalversammlung

So einfach geht das. Schon ist man kein anerkannter Staat mehr?

Stimmt nicht. Die notorischen Eigenbrötler der Schweiz wurden erst 2002 Mitglied der UN. Sie war dessen ungeachtet bereits vorher ein "allseits" anerkannter Staat - oder besser: hatte diplomatische Beziehungen zu allen möglichen Ländern.
Die ADIZ ist übrigens Teil des nationalen Luftraums.

Der Aggressor nun mal eindeutig China...

Gerhard Hellriegel | Di., 2. November 2021 - 20:31

Antwort auf von Gerhard Lenz

Hallo Herr Lenz, ich glaube, Sie sehen mich als Ankläger der USA und Verteidiger der Volksrepublik. Ein Missverständnis. Zu Ihren Argumenten:
- die "unklare" völkerrechtliche Situation entstand dadurch, dass die Kommunisten den Bürgerkrieg gewonnen hatten und dadurch Rechtsnachfolger des chin. Reichs wurden. Zu dem nun mal eindeutig auch Formosa(Taiwan) gehörte. Glauben Sie im Ernst, dass sämtliche westliche Staaten, auch die USA, seit 70 Jahren Taiwan nicht anerkannten, bis heute keine diplomatischen Beziehungen haben, weil sie von den chin. Kommunisten eingeschüchtert wurden? Der wirkliche Grund heißt "Völkerrecht", in Wirklichkeit ein "Staatenrecht". Die Vertreter Taiwans saßen nie in der UN und konnten daher auch nicht "ersetzt" werden.
- Die Volksrepublik hat schon Recht, wenn sie von Wiedervereinigung redet.
Aber ...
- https://www.dw.com/de/taiwans-luftraum-und-chinas-aggression/a-59398095 . Bitte schauen Sie sich dort die ADIZ an. Ein Teil des taiwanesischen Luftraums?

Ronald Lehmann | Di., 2. November 2021 - 22:24

Antwort auf von Gerhard Lenz

Ich halte zwar nicht viel von der UN (oder erwarte dies auch), aber für mich persönlich ist der kommunistische Kontrollzwang die aller größte Gefahr der Freiheit von Geist & Körper für die Staatengemeinschaft.

Und China hat nach dem 2.WG nicht nur gedroht, sondern Tatsachen geschaffen, egal ob in den autonomen Gebieten Tibets oder Xinjiang.
Und Taiwan, die japanische Inselgruppe, Vietnam, Philippinen im Visier der Großmachtgelüste China! Aber für Kommunisten die guten Bubis
Deswegen habe ich die neue d. Wirtschaftspolitik nie verstanden, wo man CHN als dümmliches unterentwickeltes Land sah, wo sich leicht Geld verdienen sah.
Und auf einmal stehen die Wirtschaftsbosse mit herunter gelassener Hose da.
Aber wie in der Politik, um so fataler der Fehler, um so steiler die Karriere.
Und die Gier der BIG BIG Konzerne & seiner sogenannten Wirtschaftseliten war so groß, dass sie wie ein Käfer in die Falle einer fleischfressenden Pflanze gingen.
Jetzt werden wir immer mehr die 44 Provinz CHN.

Juliana Keppelen | Di., 2. November 2021 - 16:09

Antwort auf von Gerhard Hellriegel

das mit dem Luftraum ist mir auch so bekannt. Überhaupt kann ich ihnen zustimmen ich sehe das genauso.

Meine persönliche Meinung aus den Erfahrungen Ost - West zu DDR-Zeit.

Obwohl ich persönlich absolut nichts vom Säbel rasseln halte, erinnert mich dies an den Nato-Doppelbeschluss. Dort haben auch die Westd. Kommunisten gegen die Pershing 2 Stationierung protestiert, aber die stationierten SS20 Raketen von der damalige Sowjetunion in der DDR blieben unerwähnt.
Damals gab es noch eine starke SPD-Führung unter Helmut Schmidt, der klare Ansagen machte.

Euer Handeln hat KONSEQUENZEN!

Aber wer von diesen heutzutage aufgeblasenen Narrenkappen hat einen aufrechten Gang & Mut zur Wahrheit & zeigt der unersättlichen Macht (egal welche), bis zur roten Linie (bis dahin!), aber nicht weiter! Weil dies dann unabsehbare Konsequenzen hat. Und all jene, die CHN so liebevoll & vertrauensselig sehen, wollen aber in anderen Gebilden nur das Böse (USA, Israel, Polen Ungarn &&&) sehen (guter Bubi - böser Bubi).

Und NEIN, WENN IHR (CHN) - DANN WERDEN WIR - OHNE WENN & ABER - ALLE DEMOKRATIEN = FRIEDEN!

Es gab keine SS-20 Raketensysteme in der DDR. Das ist ein Märchen, das von interessierter Seite immer wieder kolportiert wurde und wird. Es gab zwei Brigaden SS-12 Raketensysteme (Kurz-u. Mittelstreckenrakete) auf dem Boden der DDR. Die SS-20 waren immer auf dem Gebiet der UdSSR. Und schon sieht die Sache ganz anders aus, nicht wahr...

Bernd Muhlack | Do., 4. November 2021 - 17:36

Antwort auf von Andre Möller

Es gab auch keine Cruise-Missiles in der BRD - gar Atomsprengköpfe in der Eifel die von den Tornado-Dinos ins Zielgebiet implementiert werden sollten?
Fakt waren jedoch die x-fach abstürzten "Starfighter".
Lassen wir das,

Der NATO-Doppelbeschluss besiegelte das Ende der sog. sozialliberalen Koalition.
Die sehr empathische Rede von Frau Hildegard Hamm-Brücher ist mMn ein Highlight der parlamentarischen Rhetorik!
Wiederholend: leider ist UNS all das abhanden gekommen!

Nach der ewigen Laienspielschar der Regierungen Dr. Merkel werden WIR ...?
Mehr als überrascht sein!

Beim Kauf eines Lastenfahrrads wird dann noch ne CD draufjekloppt (Mosers Fiaker-Lied), dazu eine ewig abgelaufene Packung Mozart-Kugeln: Stimmt so!
Wie auffem Hamburger Fischmarkt!

"SS-20"?
Nein, ich weiß nicht wie all diese "entnazifizierten Mitläufer" in der BRD/DDR ihr neues Leben aufbauten.
"Jetzt sind sie eben hier!"
Werter Herr Möller, all diese sind fast alle tot, palliativ ...

& WIR machen den EWIG-SCHULDIGEN!

Hans Jürgen Wienroth | Di., 2. November 2021 - 13:27

Chinas Chance auf eine „friedliche Übernahme“ Taiwans haben sich spätestens seit dem rigorosen Vorgehen in Hongkong erledigt, das ist meine Überzeugung. Trump hat die Aggressivität des chin. Drachen gespürt und erste Maßnahmen ergriffen. An einer Allianz mit Russland haben ihn die Demokraten mit der angedrohten Amtsenthebung gehindert.
Noch wartet Chinas Xi mit der Besetzung Taiwans, der Ansehensverlust vor den Olympischen Spielen wäre zu groß. Nach den Spielen jedoch wird diese Operation zeitnah gestartet. Sollte der Druck auf Xi wegen der Blackouts allerdings vorher zu groß sein, wird er auch vorher aktiv werden. Davon könnte ihn nur eine Initiative der gesamten westl. Welt hindern, die mit Taiwan diplomatische Beziehungen eingeht. Das ist jedoch unwahrscheinlich, zu abhängig ist man von Chinas Lieferungen.
Xi hat keine Angst vor einem Weltkrieg, er hat sich bis an die Zähne bewaffnet. Er hat keine Angst vor einem Zusammenbruch der Weltwirtschaft.

Christoph Kuhlmann | Di., 2. November 2021 - 13:48

Warum sollte ein Unternehmen mit 500 Milliarden Börsenkapitalisierung Kontakte zu einer Pressure Group der KP China unterhalten, die daran arbeitet Taiwan auf die Übernahme durch China vorzubereiten. Wenn mir jetzt jemand mit Konfuzius und den Besonderheiten asiatischer Kulturen kommt, dem kann ich nur sagen. du schief gewickelt. Damit wurde einst in der Fachliteratur die einmalige, harmonische japanische Unternehmenskultur begründet. Einem Land in dem es keine Gewerkschaften gibt. Ja das ist das Zen der Produktivität auch Kan Ban genannt. Die einfache Erklärung warum nebenan in Korea knallhart gestreikt wurde und in Japan Friede, Freude, Eierkuchen herrschte war ganz einfach. Die Amerikaner hatten die kommunistisch orientierte Gewerkschaftsbewegung nach dem Krieg dreimal platt gemacht. Die Werktätigen zahlen dafür heute noch mit endlosen Arbeitszeiten, so dass viele gleich in Kabinen mit Pritschen am Bahnhof schlafen. Ja, die Japaner sind fleißig und der CEO von TSMC ist Kommunist.

Karl-Heinz Weiß | Di., 2. November 2021 - 18:50

Der letzte Absatz des Beitrags benennt zutreffend die chinesische Strategie: Unterwanderung. So lief es in Hongkong, so läuft es verstärkt in Singapur.
Naiv finde ich es, auf einen chinesischen Entwicklungsrückstand bei der Chipproduktion zu setzen. In China verlassen jährlich so viel Ingenieure die Universitäten, wie in Deutschland berufstätig sind. Und die Mär von mangelnder chinesischer Kreativität ist zwischenzeitlich eine Lachnummer.

Rob Schuberth | Di., 2. November 2021 - 19:07

Das ist zwar schlecht für die Taiwaner, aber m. E. entspricht das der Realität.

Die USA ist noch am ehesten in der Lage Taiwans Vorsprung im Chip-Geschaft aufzuholen.

Gegen China sind alle machtlos wenn es China darauf anlegen sollte.

Gerade ein Biden wird sich hüten seine "Boys" dort in den Krieg zu schicken.

Das Debakel um die völkerrechtswidrige Annektion der Krim hat doch gezeigt wie es geht.

Dreistigkeit hat da gesiegt und die wird es auch wieder tun.

Wir sollten uns also mit den USA gut stellen, damit wir überhaupt noch Chips abbekommen.

Ernst-Günther Konrad | Mi., 3. November 2021 - 08:53

Ist das der Fortschritt, dass sich die moderne Technik nur noch auf Chips verlässt. Fast nichts geht inzwischen mehr, ohne verbaute Chips und damit Kleincomputer in jedem Wasserkocher und anderen Geräten. Und auch zeigt sich wieder, wer in eigene Technologie nicht investiert, nur wegen des Preises in billigen Drittstaaten bauen löst, selbst keine Chipindustrie sein Eigen nennt, der begibt sich in Abhängigkeit. Genau das ist auch hier der Fall. Man muss sich schon fragen, braucht es wirklich überall Chips? Warum stellen wir selbst keine her? Warum machen wir uns von Taiwan und mittelbar von China abhängig? Warum wird Taiwan nicht anerkannt, diplomatische Beziehungen aufgenommen und in die UN aufgenommen? Was sind wir doch für Heuchler. Wir nehmen gern die Chips, von denen fast alle Staaten der Welt abhängig sind, wollen dann aber für dieses Land nicht einstehen. Davon mal abgesehen, außer der USA und Russland könnte da keiner militärisch überhaupt bestehen. Die NATO? Lächerlich.

Rob Schuberth | Mi., 3. November 2021 - 12:53

Antwort auf von Ernst-Günther Konrad

Ich danke Ihnen, werter Herr Konrad, für diese Frage, die m. E. auch auf eines der Kernprobleme der Globalisierung zeigt.
Denn erst durch die Option in Billig-Lohnländern zu produzieren entstand eine gewaltige Über-Produktion an Waren.
Für die aber mussten nun Käufer her.
Und damit die auch weiterhin all die Massen kaufen, wurden Qualitäten herab- u. Quantitäten hinaufgesetzt.
Denn so ist sichergestellt, dass nichts lange hält. Die Option der Reparaturen wurde ebenfalls ausgehebelt (Obsoleszenz+"besondere" Schraubenköpfe)

D hat noch immer einen guten Ruf in der Welt.
Wir sollten also nicht mehr auf billigst produzierte Masse setzen, sondern endlich wieder gute u. auch Spitzen-Qualitäten fertigen.

Mit einer Ersatzteilzusage für 30 J. (so etwas gab es schon 1x).
Ich wäre bereit für hohe Qualität, die selten defekt ist, deutlich mehr zu zahlen.

M. E. gibt es dafür auch einen Markt...und zwar weltweit.
Ganz nebenbei wäre das auch gut für unsere Um_Welt

Juliana Keppelen | Do., 4. November 2021 - 17:52

habe heute mitbekommen, dass gerade eine EU-Parlamentarier Delegation in Taiwan unterwegs ist und jede Unterstützung und Solidarität für Lieferungen von Halbleiter und Micro-Chips verspricht.
Halt! Ich muss mich korrigieren richtig ist "im Kampf für die Demokratie wird die EU alles tun um Taiwan zu unterstützen".