Mahnwache gegen Rassismus und für Asyl in Guben
Menschen bei einer Mahnwache gegen Rassismus und für ein Menschenrecht auf Asyl in Guben/Brandenburg nahe der deutsch-polnischen Grenze / dpa

Identitätspolitik - Das Spiel mit der Empörung

Wenn der Aufschrei das Argument übertönt, findet eine Veränderung der Öffentlichkeit statt, die regressive Tendenzen hat. Das ist die Strategie der Identitätspolitik. Ihr Machtkern liegt in dem Dogma, dass den Gefühlen der Opfer absolut geglaubt werden muss. Damit stellt sie sich radikal gegen die Ideale der Aufklärung.

Bernd Stegemann

Autoreninfo

Bernd Stegemann ist Dramaturg und Professor an der Hochschule für Schauspiel (HfS) Ernst Busch. Er ist Autor zahlreicher Bücher. Zuletzt erschienen von ihm das Buch „Die Öffentlichkeit und ihre Feinde“ bei Klett-Cotta und „Identitätspolitik“ bei Matthes & Seitz (2023).

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In der Öffentlichkeit grassiert seit Jahren eine Mischung aus dauernder Erregung bei gleichzeitiger Angst vor dem Offensichtlichen. Ein Beispiel aus den Nachrichten der vergangenen Tage: Der weißrussische Diktator Lukaschenko betätigt sich als Menschenschmuggler, indem er Flüchtlinge an die Grenze zu Polen transportieren lässt. Das wäre das Offensichtliche. Die Nachrichten machen daraus jedoch eine Krise Polens, das an seiner Grenze zu Weißrussland europäische Werte verrät, da es Stacheldrahtzäune errichtet.

Wird die Nachricht so formuliert, entsteht eine Empörung, die das polnische Handeln und die Untätigkeit der EU bei der Verteilung der Flüchtlinge zum eigentlichen Skandal erklärt. Das Offensichtliche – Lukaschenkos Erpressung – wird von der Empörung – die Flüchtlinge werden nicht menschenwürdig aufgenommen – überdeckt. Anzuerkennen, dass Letzteres eine Folge der Erpressung ist, soll der Öffentlichkeit nicht zugemutet werden, denn dann wäre nicht das polnische Handeln der Skandal, sondern der weißrussische Menschenschmuggel. Die Erregungsspirale verfolgt also eine Absicht: Je größer die Empörung wird, desto weniger wird das Offensichtliche gesehen. Am Ende wird es zu dem berühmten weißen Elefanten, der mitten im Raum steht und über den niemand mehr zu sprechen wagt.

Der Fall Jasmina Kuhnke

Ein anderes, harmloseres Beispiel zeigt, wie vertrackt das Spiel mit der Empörung inzwischen ist. Eine Autorin, die bisher unbekannt war, sagt ihre Teilnahme an der Frankfurter Buchmesse ab, weil dort ein Verlag ausstellt, den bisher auch niemand kannte. Die unbekannte Autorin und der unbekannte Verlag werden durch den Boykottaufruf schlagartig bekannt. Eine gelungene PR-Aktion. So könnte die Nachricht des Offensichtlichen lauten, die aber niemanden interessieren würde.

Die Variante, die die größtmögliche Empörung erzeugt, lautet hingegen: Die Person of Color (PoC) Jasmina Kuhnke, die ihr erstes Buch vorstellen wollte, rief zum Boykott der Frankfurter Buchmesse auf, weil dort der rechte Verlag „Jungeuropa“ einen Stand hat. Sie fühlt sich als PoC nicht mehr sicher und fordert alle anderen Autoren auf, sich solidarisch zu erklären und ihrem Beispiel zu folgen. In dieser Variante wird der Boykottaufruf zum medialen Hit. Kein Bericht über die Buchmesse kam mehr ohne eine ausführliche Kommentierung aus. Die angereisten Autorinnen und Autoren fühlten sich moralisch genötigt, ihre Teilnahme zu begründen oder sich gleich dem Boykottaufruf anzuschließen.

Der Gewinn für die bisher unbekannte Autorin und den unbekannten Verlag ist famos. Beide haben sich mit einem Bravourstück zum Zentrum der erregten Öffentlichkeit gemacht und damit aus der Nische der Unbekannten und Vergessenen herauskatapultiert. Und zugleich hat die Öffentlichkeit, die bereitwillig bei dieser gelungenen PR-Aktion mitgespielt hat, wieder einmal nicht bemerkt, welcher Erregungsmechanik sie gerade folgt.

Objektiv oder subjektiv gefährlich?

Ein genauerer Blick lohnt also, was hier das Offensichtliche und was die Absichten der Empörung sind. Die erste Frage wäre, ob die Bedrohungslage von Jasmina Kuhnke so ist, wie sie es in ihrem Bedrohungsgefühl empfindet. Ist ihre Sicherheit tatsächlich gefährdet, weil ein rechter Verlag dort seine Bücher ausstellt? Diese Frage führt ins Zentrum des Problems. Denn hier sind nun zwei Antworten möglich. Die eine versucht, das Offensichtliche auch sichtbar zu machen. Folgt man diesem Weg, ist es ratsam, die Lage auf der Buchmesse realistisch zu beschreiben. Anschließend könnte man über praktische Maßnahmen nachdenken, um eine mögliche Gefährdung auszuschließen. So käme man zu dem Schluss, dass ein Personenschutz für die Messe oder den Verlag leicht zu engagieren gewesen wäre. Die Erkenntnis des Offensichtlichen ist also: Hätte sie kommen wollen, wäre für ihre Sicherheit gesorgt worden.

Die zweite Antwort will von diesen praktischen und realistischen Lösungen nichts wissen. Sie schlägt den Weg der Empörung ein. Die Klage über die bedrohte Sicherheit muss absolut gelten und darf durch keine Fakten oder sicherheitstechnischen Überlegungen relativiert werden. Denn nur wenn das Bedrohungsgefühl absolut gilt, kann mit ihm eine moralische Forderung verbunden werden: kein Raum für rechte Verlage auf der Buchmesse. Und um diese Verbindung aus persönlicher Betroffenheit und allgemeiner Forderung geht es der Empörungsmechanik.

Denn erst hier entsteht das, was seit Jahren unter dem sperrigen Namen der Identitätspolitik Zulauf erfährt. Dabei kommt ein Dreischritt zur Anwendung, der überaus wirkungsvoll ist. Im ersten Schritt wird ein persönliches Gefühl aus dem Bereich der Ängste geäußert, wie etwa Bedrohung, Traumatisierung und Retraumatisierung. Im zweiten Schritt wird verlangt, dass diesen Gefühlen absolut geglaubt werden muss. Wer seine Angst äußert, ist nicht etwa furchtsam, sondern erleidet eine objektiv gefährliche Situation. Die Ursachen der Angst liegen immer in der Gesellschaft und niemals im Subjekt selbst. Im dritten Schritt wird aus der Abhängigkeit der Gefühle von ihren gesellschaftlichen Ursachen eine allgemeine politische Forderung abgeleitet: Damit niemand mehr Angst haben muss, müssen alle Mikro- und Makroaggressionen unerbittlich geahndet werden.

Wahres muss auch widerlegbar sein

Wie machtvoll dieser Mechanismus wirkt, zeigt sich daran, wie schwer es der Öffentlichkeit inzwischen fällt, zwischen berechtigten und unberechtigten Gefühlsargumenten zu unterscheiden. Durch den strategischen Einsatz der eigenen Gefühle im Erregungswettbewerb ist diese Unterscheidung sehr kompliziert geworden. Je eindringlicher Gefühle öffentlich gezeigt werden und je mehr Menschen ihnen glauben, desto schwerer wird es, ihrem Absolutheitsanspruch zu widersprechen. Treibende Kräfte für die Inflation der Gefühle sind die sozialen Netzwerke und die identitätspolitische Methode. Beide belohnen Gefühle mit Aufmerksamkeit und vergrößern den Resonanzraum für den Aufschrei des Opfers.

Die Empfänglichkeit für menschliche Verletzungen ist Teil des gesellschaftlichen Fortschritts. Doch zugleich ist diese Empfänglichkeit so sehr zum Teil der Empörungsspirale geworden, dass sie als neue Machttechnik kritisiert werden muss. Wenn der Aufschrei das Argument übertönt, und wenn dem Gefühl mehr Wahrheit zugestanden wird als der Rationalität, findet eine Veränderung der Öffentlichkeit statt, die stark regressive Tendenzen hat.

Diese regressive Tendenz wird von der Identitätspolitik strategisch betrieben. Denn ihr Machtkern liegt in dem Dogma, dass den Gefühlen der Opfer absolut geglaubt werden muss. Damit stellt sie sich radikal gegen die Ideale der Aufklärung. Die aufgeklärte Öffentlichkeit sah von Beginn an ihre Aufgabe darin, dass sie jeder absoluten Macht einen kritischen Gegenspieler gegeben hat. Die Kirche sah sich der Religionskritik gegenüber, der Adel dem bürgerlichen Liberalismus, und die demokratischen Regierungen haben eine Opposition und einen kritischen Journalismus. Die wissenschaftliche Wahrheit hat dieses Prinzip schließlich zur Grundlage ihrer Aussagen gemacht, die nur dann als wahr gelten, wenn sie auch widerlegt werden können. Aktuell existiert nur noch ein Wahrheitsanspruch ohne kritische Gegenstimme: Die Gefühle, die von Opfern geäußert werden, sollen unwidersprochen und absolut geglaubt werden.

Die Angst des Bürgermeisters

Mit diesem Dogma zeigt die identitätspolitische Methode, dass sie besser als alle anderen Interessensvertretungen verstanden hat, wie die Öffentlichkeit funktioniert. Gefühle und nicht mehr Leistung oder Expertise sind der neue Wert. Und den größten Wert stellen die Gefühle des Opfers dar. Je unwidersprochener sie geglaubt werden müssen, desto größer ist ihr Nutzen für die identitätspolitische Agenda. Um diese neue Macht zu bewahren und auszubauen, wird jede Stimme, die es noch wagt, an der absoluten Gültigkeit der Gefühle zu zweifeln, mit dem schärfsten Bannfluch belegt.

Wie ohnmächtig die Öffentlichkeit gegenüber den strategisch eingesetzten Gefühlen ist, hat zum Abschluss der Buchmesse eine weitere Protestaktion gezeigt. Bei der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels unterbrach eine Stadtverordnete der Grünen die Rede des Bürgermeisters und beklagte, dass auf der Buchmesse „schwarze Frauen nicht willkommen gewesen“ seien, da sie sich „nicht sicher fühlen konnten“. Spätestens hier hätte vom Bürgermeister der Einspruch erfolgen müssen, dass das subjektive Bedrohungsgefühl der Autorin nicht der objektiven Sicherheit auf der Buchmesse entspricht.

Es kann sein, dass sich jemand nicht sicher fühlt, doch die Ursache liegt nicht bei der Buchmesse. Bewaffnete Polzisten bewachen die Eingänge, und es gibt wohl kaum eine Messe in Deutschland, bei der das linksliberale Bürgertum stärker vertreten ist. Doch der Bürgermeister wusste, dass eine solche Bemerkung ihn selbst gefährdet. Wer dem Absolutheitsanspruch des Gefühls widerspricht, macht sich in den Augen der empörten Öffentlichkeit zum Menschenfeind.

Der Fall Gil Ofarim

Die Verbindung zwischen einem Bedrohungsgefühl und einer politischen Forderung kann darum nur gezogen werden, wenn man davon ausgeht, dass es in der Öffentlichkeit keine Instanz mehr gibt, die den Mut aufbringt, das behauptete Gefühl kritisch zu befragen, inwiefern es sich um eine Äußerung handelt, die strategisch vorgeschoben wird, um damit eine Forderung durchzusetzen. Dass der Bürgermeister nicht den Mut hatte, auf das Offensichtliche hinzuweisen und die Sicherheit der Buchmesse zu betonen, zeigt, wie hilflos inzwischen die Rationalität gegenüber der Empörung ist.

Die Frage stellt sich also mit wachsender Dringlichkeit: Wie weit kann die neue Macht der identitätspolitischen Opferwahrheiten ihren Absolutismus noch durchsetzen, indem sie jeden Widerspruch verhindert? Und welche Folgeprobleme entstehen daraus, wenn ein Opfer bedingungslose Solidarität fordert?

Ein drastisches Folgeproblem hat jüngst der Fall des Musikers Gil Ofarim gezeigt. Er fühlte sich beim Einchecken in einem Leipziger Hotel ungerecht behandelt. Daraufhin nahm er eine Videobotschaft auf, in der er einen Hotelmitarbeiter des Antisemitismus beschuldigte. Die anschließende Aufregung war gewaltig. In dessen Verlauf musste sich der Hotelmitarbeiter in ein Versteck begeben, da er zahlreiche Morddrohungen erhalten hatte. Im schnell entfachten Empörungssturm waren die einfachsten Standards einer aufgeklärten Öffentlichkeit verloren gegangen. Es wurde allein dem Ankläger geglaubt, die Rechte des Beschuldigten wurden ignoriert, denn seine Schuld stand für die Öffentlichkeit fest. Der Hotelmitarbeiter hatte zwar gleich eine Klage wegen Verleumdung eingereicht, doch es sollte mehrere Tage dauern, bis die Öffentlichkeit bereit war, auch seine Sicht der Dinge zu hören.

Erst als die Polizei Ermittlungen aufgenommen und eine Anwaltskanzlei die Videobänder der Hotelhalle ausgewertet hatte, mehrten sich die Zweifel an den Anschuldigungen von Gil Ofarim. Nun steht Aussage gegen Aussage, doch die verifizierbaren Indizien sprechen im Moment gegen Ofarim. Hätte es vor dem Empörungssturm einen Moment des Abwartens gegeben, wäre allen Seiten viel Ärger erspart geblieben. Denn sollte sich bewahrheiten, wofür die Indizien gerade sprechen, dass es keine antisemitische Beleidigung gegeben hat, so wäre der mediale Empörungssturm eine vermeidbare Katastrophe für den Hotelmitarbeiter und das Image des Hotels gewesen.

Vage Beschuldigungen, die zur Ächtung führen

Schaut man sich diese Fälle an, so scheint es ratsam, den Umgang mit Protesten und Anschuldigungen zu überdenken. Die schnelle Bereitschaft, dem Opfer absolut zu glauben und den Beschuldigten ohne Prozess zu verdammen, ist einer rationalen Öffentlichkeit nicht würdig. Die Verdammungsbereitschaft in den sozialen Netzwerken erinnert an die Rituale in Stammesgesellschaften, wo eine vage Beschuldigung zur Ächtung führen konnte. Und ebenso ist die Logik des Boykotts, der eine Meinung aus der Öffentlichkeit verjagen will, gefährlich. Denn würde es zur Regel, dass die Empörung darüber bestimmt, welche Meinung erlaubt ist und welche nicht, würde eine regressive Entwicklung beschritten, die im Totalitarismus mündet.

Wie weit diese Regression aber bereits fortgeschritten ist, zeigen die vielen Zeitungs-Kommentare, in denen von der „sogenannten Meinungsfreiheit“ geschrieben wird, hinter der sich die Buchmesse nun „verstecken“ würde. Den identitätspolitischen Aktivisten, die sich gerade als Gewinner der Empörungsspirale fühlen, möchte man zurufen, dass sie an dem Ast sägen, auf dem wir alle sitzen. Denn sollte es wirklich dazu kommen, dass die Empörung darüber bestimmen kann, was eine erlaubte Meinung ist und was nicht, dann sollte sich niemand in Sicherheit wähnen, dass er selbst und seine Gefühle es sind, die das entscheiden dürfen. Denn wir erinnern uns, es war nicht nur Jasmina Kuhnke, die von ihrem Protest profitiert hat, auch der kleine rechte Verlag war plötzlich über alle Grenzen hinweg bekannt.

Und diese Einsicht wäre wiederum das Offensichtliche, das am Ende der Empörung steht. Ob das gewollt wurde, mag mit Recht bezweifelt werden.

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Enka Hein | Di., 26. Oktober 2021 - 18:34

..und Gesinnung haben mich bewogen, dieses und die nächsten Jahre die Buchmesse nicht zu besuchen. Als normaler Bürger fühle ich mich durch linke Verlage und die Schlägertrupps der Antifa in meinen demokratischen Rechten eingeschränkt und bedroht. Als weisse Indigene sehe ich mich mehr und mehr an den Rand gedrängt und muss mir unwürdige Argumente von PoCs anhören, die mich als Person nicht würdigen.
Also liebe Buchmesse, verbietet diese linken Antidemokraten hinter dem Deckmantel von PoC.

So oder so ähnlich kann man es auch sehen.
Als nächstes springt die Augsburger Puppenkiste mit Jim Knopf über die Klinge.

Christa Wallau | Mi., 27. Oktober 2021 - 00:41

Antwort auf von Enka Hein

Nur so geht es!
Man muß die Argumentation der Randgruppen übernehmen, damit den Leuten endlich klar wird, welches miese Spiel permanent mit ihnen betrieben wird.
Das merken die sonst in hundert Jahren noch nicht.
Mein Vater sagte oft zu mir: Wenn du mit deinen Argumenten kein Gehör bw. keine Mehrheit findest, dann versuche, deine Gegner mit ihren eigenen Waffen zu schlagen.
Das ist kein schlecher Rat.
Wir geben viel zu leicht auf...

Hans Schäfer | Mi., 27. Oktober 2021 - 13:24

Antwort auf von Christa Wallau

Der Rat Ihres Vaters ist gut.

Allerdings, wenn der Gegner mächtig ist, braucht man Unterstützer, wenn man sich nicht vorkommen will
Don Quijote.
Sonst setzt sich der, der den Mut aufbringt, etwas kritisch zu hinterfragen, der Gefahr der Ächtung aus.
Hierin liegt doch die Spaltung unserer Gesellschaft. Gegen einen Gegner, der meint, das Wahrheitsmonopol gepachtet zu haben und "OHNE" kritischen Journalismus auf seiner Seite hat, kommt man auf Dauer nicht an. Steter Tropfen höhlt den Stein. Nicht aufgeben kann nur der, der es sich leisten kann. Ich kann es mir leisten.
Find aber auf Grund von Ignoranz und Desinteresse keine Mitstreiter auf dem Land. Was hast du denn, uns geht es doch gut, ist die Antwort.

Sabine Lehmann | Di., 26. Oktober 2021 - 18:41

Eine wirklich analytische und nachdenklich machende Bestandsaufnahme zum öffentlichen Diskurs. Da ich mich selbst manchesmal zu den Dauerempörten zähle, werde ich jetzt auch erstmal ein wenig nachdenken, bevor ich mich wieder echauffiere;-)

Rob Schuberth | Di., 26. Oktober 2021 - 18:46

Dann hört dieses getöse, dieses Gieren nach Aufmerksamkeit endlich auf.

Denn ihr Medien seid es doch die z. B. dieser PoC erst ihren Gig ermöglicht haben.

Würde über diese künstliche Erregtheit nicht mehr berichtet werden, dann verläuft sich das bald im Sande.

Aber es ist ja so schön easy mit solchen leicht zu schreibenden Artikel ein paar Clicks zu generieren.

Clicks müssen sein, ja, aber bitte für echte Inhalte u. nicht solche empörten PoC wie diese Autorin.

Romuald Veselic | Di., 26. Oktober 2021 - 18:48

"Denn sollte es wirklich dazu kommen, dass die Empörung darüber bestimmen kann, was eine erlaubte Meinung ist und was nicht, dann sollte sich niemand in Sicherheit wähnen, dass er selbst und seine Gefühle es sind, die das entscheiden dürfen."
Wissen Sie was - so soll es sein. Es entstand ein pseudomoralisches Konstrukt - Basar/Börse der Gefühle, wo man sich gegenseitig überbietet wer wen mehr beleidigt hatte u. wem das höchste Opfer-Titel unter Opfern zusteht. Eine Art Top-Ten Beleidigung/Opfer-Chart, die jede Woche aktualisiert wird.
Dieser Trend zeichnet sich aus, seitdem man den Streifen 1492 v. Ridley Scott vorführte. Nach heutiger Opferdichtung sollte dazu überhaupt nicht kommen dürfen - Amerika zu entdecken. Wir sollten eigentlich warten, bis Europa v. d. Indios selbst u. alternativ entdeckt wäre.
Dabei werden die Ursachen f. d. Kolumbusreise nicht deutlich formuliert, denn er wollte die osmanische Blockade im Ost-Mittelmeer umgehen. Deshalb musste er gen Westen segeln.

Tomas Poth | Di., 26. Oktober 2021 - 18:56

... und analysiert. Wem nützt das nun?
Neben der Erhöhung des Bekanntheitsgrads, werden Jasmina, Gil und Co. das ganze in klingende Münze umsetzen können. Oder liegt der Nutzen bei den politische Hintermännern, NGO´s und dergleichen die darauf ihr Süppchen kochen, ihren Leistungsnachweis erbringen, um die Sponsorengelder am laufen zu halten?
Perfide Methode, Steuergelder verbraten, um die steuerzahlende Gemeinschaft zu spalten und in einen kulturellen Zerstörungsmodus zu bringen.

Charlotte Basler | Di., 26. Oktober 2021 - 19:22

Wieder ein sehr guter Artikel von Ihnen Herr Professor Stegemann. Eine gelungene Analyse der „Krankheits-„Symptome.
Nur, wer sind die Verursacher? Warum springt der Empörungsmotor nicht an, wenn Frauen sich abends alleine nicht mehr in die Stadt oder zum Joggen trauen? Auch hier ist das Motiv Angst. Warum wird sich nicht über Lukaschenko`s Schweinerei entrüstet? Und mit Verlaub, eine unbekannte Autorin wäre wohl nicht in der Lage gewesen, die Betroffenheitsscharlane anzustellen.
Und vor allem, wie können wir diese dissoziale Persönlichkeitsstörung der Verursacher heilen?

Christa Wallau | Di., 26. Oktober 2021 - 19:44

Man muß diese schreckliche Identitätspolitik mit ihren Empörungsnummer ad absurdum führen, indem man selbst deren Methoden übernimmt.
Dies hat in Köln jemand getan (den Namen habe ich vergessen), indem er verlangt hat, daß er - ebenso wie dies der Muezzin dank der Oberbürgermeisterin Reker demnächst tun wird - über Lautsprecher einmal in der Woche laut hörbar über der Stadt seinen Unglauben herausbrüllen darf:
"Ich glaube an keinen Gott! Weder an Allah noch an sonstwen. Ich halte jede Religion für schädlich ..." !!! (Oder so ähnlich)
Ja, richtig!
Wenn die Muslime schreien dürfen, dann bitte demnächst auch Atheisten.
S o muß man mit Unverschämten umgehen.
Wir "Normalen" müßten z. B. uns irgendwo treffen und unsere miesen Gefühle beklagen, die wir beim Anblick von Geschlechtsverkehr ausführenden Schwulen u. Lesben haben und kategorisch fordern, daß wir von Derartigem im
ÖRF in Zukunft verschont bleiben.

Oder ist es etwa so, daß unsere Gefühle weniger wert sind als die anderer???

Gerhard Lenz | Mi., 27. Oktober 2021 - 10:05

Antwort auf von Christa Wallau

in Widerstandsstrategie? Auf in den Kampf, für Volk, Rasse und Vaterland!
Ansonsten: immer schön Schwarzmalen und die eigene Partei, die AfD, als einzige Hoffnung anpreisen. Die typisch abgeschmackte Methodik des rechten Randes.

Walter Bühler | Di., 26. Oktober 2021 - 19:45

... sie leben davon, romantisch veranlagten Bürgern, die gerne von der Revolution oder vom Attentat träumen, eben diese Revolution oder die Attentate vorzuspielen.

Insofern rechnet ein Aktivist damit, dass romantische, aber dann doch recht tatenarme Verbal-Revolutionäre ihm Bewunderung und vor allem materielle und politische Hilfe zukommen lassen. Im Gegenzug spielt der tapfere Aktivist "seinen" braven Bürgern etwas von dem vor, was diese selbst nicht zu tun wagen.

Intelligentere Aktivisten bauen das Verhältnis zu den Unterstützern zu einem funktionierenden Geschäftsmodell aus. Dazu muss man sich nur einen gewissen medialen Ruf erworben haben, also zu einem prominenten Aktivisten geworden sein.

Ohne Medien würde dieses lukrative Geschäft nicht funktionieren.

Joachim Kopic | Di., 26. Oktober 2021 - 19:53

Ausgewogenheit und Neutralität in der Betrachtung aller Seiten ... "Spinner" (rechts, wie links, wie "oben", wenn ich die religiösen Fanatiker so nennen darf) gibt es überall (ich behaupte zu etwa gleichen Anteilen)und die sollten dann auch eindeutig benannt werden!

Hans Jürgen Wienroth | Di., 26. Oktober 2021 - 19:56

Zitat: „Damit niemand mehr Angst haben muss, müssen alle Mikro- und Makroaggressionen unerbittlich geahndet werden.“ Gilt diese Forderung für alle Ängste oder nur für die (auch und gerade) in den Medien (auch den sozialen) gehypten Ängste? Wenn alle Ängste gemeint sind, wo wird z. B. die Angst vor einer Überfremdung des Landes im angestrebten Vielvölkerstaat vor Aggressionen geschützt?
Zitat: „Gefühle und nicht mehr Leistung oder Expertise sind der neue Wert“ (in der Öffentlichkeit), den viele Journalisten und NGOs zur Durchsetzung ihrer Agenda nutzen. Könnte es sein, dass die von der Konkurrenz betriebene Entlassung des Journalisten Reichelt eine Rache für die Bekanntmachung des Ofarim-Videos war?
Zitat: „Denn würde es zur Regel, dass … nicht, würde eine regressive Entwicklung beschritten, die im Totalitarismus mündet.“ Wie weit haben wir den Weg schon beschritten und können wir zurückfinden? Ist der Fall „Kimmich“ der nächste Schritt auf diesem Weg?

Dr.Andreas Oltmann | Di., 26. Oktober 2021 - 20:39

Der Artikel von Herrn Stegemann findet meine volle Zustimmung.
Es ist geradezu grauenhaft, mit welcher Vehemenz Gefühle und subjektive Betroffenheit zum Maß aller öffentlichen Meinungen gemacht werden. Und wie schnell Verurteilungen stattfinden, ohne zunächst die Fakten zu prüfen. Jede Medaille hat bekanntlich 2 Seiten.
Dieselbe öffentliche Empörung fehlt aber, wenn auf chinesische Regierungseinfluss hin die Lesung eines Lebenslaufes des Diktators Xi am Konfuzius-Institut der Leibniz-Universität abgesagt wird. Ein Aufschrei müsste durchs Land gehen gegen politische Manipulation und für die Freiheit von Wissenschaft und Lehre - wie sie Deutschland so gerne in den Mund nimmt. Stattdessen Duckmäusertum, mangelndes demokratisches und nationales Selbstbewusstsein bis zur Selbserniedrigung.
Erschreckend und beängstigend!

Werner Endres | Di., 26. Oktober 2021 - 20:53

Identitätspolitik ist ein massenpsychologisches Phänomen. Fakten spielen eine untergeordnete Rolle. Entscheidend ist nur, dass eine Meldung in die verherrschenen Narrative passt, um eine starke und mächtige Resonz auszulösen.
Dank an Prof. Stegemann für den erhellenden und mutigen Beitrag.

Gisela Fimiani | Di., 26. Oktober 2021 - 21:00

Auch die Aufklärung ist Teil der kultur-historischen Wurzeln westlicher Demokratien. Der Verlust dieser Wurzeln mündet in Atomoisierung, Identitätslosigkeit - in den Egozentrismus, der keine gemeinsamen Interessen entstehen lassen kann. Orientierungs- und Bindungslosigkeit sorgen für einen Mangel an Denk- und Urteilskraft, für einen eklatanten Wirklichkeitsverlust, den Verlust des gesunden Menschenverstandes, der als verlässlicher Kompass verschwindet. Vermeintliche Aufgeklärtheit, dünkelhaftes Besserwissen, blasiertes Sich-Überlegen-Fühlen lassen mit Hilfe vehement-dramatischen Gefühlspathos eine moderne Mythenbildung entstehen, die sowohl von Leichtgläubigkeit, als auch von Zynismus geprägt ist. Die Entwurzelung ist totalitär angelegt. Daraus resultiert Hannah Arendts Feststellung: „Nur wo der gesunde Menschenverstand seinen Sinn verloren hat, kann ihm totalitäre Propaganda ungestraft ins Gesicht schlagen.“ Sie wird unserer Gesellschaft immer tiefere Wunden zufügen - sie zerreißen.

Wolfgang Borchardt | Di., 26. Oktober 2021 - 22:13

... wäre es kaum möglich, dass Minderheiten die Gesellschaft terrorisieren, sofern sich die Einzelnen nicht wehren. Es bleibt festzustellen, dass die Einteilung von Menschen ("Diversität" ) mit dem Ziel, sie als "gut" oder "böse" zu deklarien nicht nur die Gesellschaft spaltet, die das nicht bemerkt. Zugleich ist diese Bewegung - in welcher Form auch immer - zutiefst antidemokratisch und gegen das Grundgesetz gerichtet, das j e d e m Menschen - nicht nur den sich selbst lautstark zur Schau stellenden - eine Existenz zubilligt.

Markus Michaelis | Mi., 27. Oktober 2021 - 00:17

Es ist die Empörung einiger, aber im Moment auch die Auffassung einer breiteren Bevölkerung, gerade in gebildteren und mehr "staatstragenden" Kreisen. Z.B. zur Situation an der polnischen Grenze oder den anderen im Artikel genannten Themen ist die Mehrheitsmeinung (zumindest die eher offen ausgesprochene) in den Medien, Parteien, ÖRR, Kirchen etc. meist auf der "Empörungsseite". Ich denke, da braucht es mehr Signale, dass nicht alle Menschen so denken und dass es schon gut wäre über diese Themen offener zu diskutieren.

Empörung über Lukaschneko, der versucht die EU mit Glücksrittern zu fluten, damit Brüssel die Sanktionen gegen ihn, einen lupenreinen Diktator, wieder zurücknimmt?

Oder Empörung über die sich anbahnende erneute Flutung wie in 2015?
Oder Empörung über Politiker die aus 2015 nichts gelernt haben und abwarten, anstatt endlich unsere Grenzen streng zu kontrollieren, wenn nicht zu schließen.

Oder meinten Sie die Empörung die die MSM mit ihren Tränendrüsendrücken-Bildern erneut zu erzeugen versucht?

Es wäre gut Sie könnten das mal erklären.

Ihren Komm. kann ich sonst nicht wirklich verstehen.

Maximilian Müller | Mi., 27. Oktober 2021 - 00:44

..sie sagen Recht. Mir persönlich ist aber der Umgang mit dem Problem zu sanft.

Auf der einen Seite haben wir eine radikale Ideologie, die Menschen wahllos auf den medialen Scheiterhaufen zerrt, Kläger und Richter in einem ist und sich weder um Vernunft noch um die Wahrheit schert. Und schon gar nicht um die Menschen, denen sie schadet.

Auf der anderen Seite haben wir Journalisten, die vorsichtig am ideologischen Wespennest stochern.

Jetzt mal Hand auf's Herz - glauben sie wirklich, dass Frau Kuhnke auch nur der geringsten Gefahr ausgesetzt war? Oder handelt es sich hier um eine hysterische Frau, die sich auf Kosten anderer in den Mittelpunkt gerückt und in ihre eigene Fantasie hinein gesteigert hat?

Was glauben sie passiert, wenn man diese Menschen mit Samthandschuhen anfasst? Richtig, gar nichts. Genau deshalb konnte sich diese Ideologie etablieren. Was wir brauchen sind Menschen, die die Dinge beim Namen nennen. Die diese Ideologie als das bloßstellen, was sie ist - gestört.

G.Siegwart | Mi., 27. Oktober 2021 - 05:30

Bin schon gespannt, wann Bernd Stegemann seinen Job verlieren wird. Genug Empörte wird es sicher geben. Es ist ja auch vermessen und ungehörig, die Ideen der Aufklärung für gut zu befinden. Was not tut, ist Gefühl, eigene Befindlichkeit. Argument, Problemorientierung, Nachdenken, Ratio –alles überflüssig. Stehen alle für den Rassismus der alten weißen Männer. Identitätspolitik ist die Egomanie der hirnlosen Unbedeutenden. Ziel: auch mal in den Medien auftauchen. Selbstbefriedigung. Und es geht um Macht. Die Macht der Ersatzreligion. Da will man doch dazugehören. Und es geht um die persönliche finanzielle Bereicherung.

Die „Bewegungen“ (schon dieser Begriff sagt alles) „me too“ und „black lives matter“ sind zutiefst antisemitisch. Der Erzfeind lebt immer noch. Die totale „Unterwerfung“ geht rasant voran. Der heutige Faschismus nennt sich nicht mehr Faschismus, hat sich verkleidet. Die Ausschaltung und Verteufelung des Denkens zugunsten des Gefühls war Programm im Dritten Reich.

Ingo Kampf | Mi., 27. Oktober 2021 - 07:39

….zu den AFD-Leuten. Das war der spontane Ausdruck meiner Frau eben, als sie mir aus Politico vorlas. Wenn man so, wie ich auf ein fast 80-jähriges Leben mit 45 Jahren beruflicher Tätigkeit als Dipl.-Ing. zurückblickt, kommen einem heftige Zweifel, ob die künftigen Generationen mit den aktuellen Schwerpunktsetzungen unseren Wohlstand wird halten können. Wenn nicht, wird es erhebliche soziale Spannungen geben. Wenn die größte Mitteilung über den neuen Bundestag die ist, daß da nun zwei Transfrauen sind, ist das doch kennzeichnend. Ingenieure ? Ja da wollte einer Bundestagsvizepräsident werden. Keine Chance. Na ja - ich warte noch ein Weilchen; vielleicht werden ja mal alte weiße Männer mit erfolgreicher beruflicher Vita zur schätzenswerten Minderheit. Ich sehe nur Eines: Im Moment ist die Gesellschaft nicht in der Lage, die Infrastruktur zu erhalten, die in den 60/70er Jahren aufgebaut wurde. Mit Gleichsetllungsbeauftragten und Gendertheorien baut man keine Brücken!

Ernst-Günther Konrad | Mi., 27. Oktober 2021 - 08:23

Danke Herr Prof. Stegemann. Sie haben das Problem zur Kernschmelze gebracht. Ich kann allen Foristen hier nur zustimmen und erspare mir deshalb Weiderholungen. Nur eines sollte aus meiner Sicht bedacht werden. Schaffen sich solche Veranstaltungen am Ende selbst ab, weil es der Identitätsideologie gelingt, traditionelle und eigentlich der Meinungsfreiheit dienende Büchermessen im Kleinen, wie im Großen zu diskreditieren durch angebliche Bedrohungsgefühle? Will man das genau erreichen? Am Ende wird sich diese Ideologie selbst zerstören, man muss ihr nur oft und laut genug den Spiegel vorhalten. Es ist für mich aber nur ein weiterer Beleg, wie sehr die Medien sich unkritisch in der Hoffnung auf mehr Abos diesem Hype unterwerfen. Nur, am Ende des Tages verlieren sie und ersticken an ihrer eigenen selbsterzeugten Empörung. Deshalb lehne ich mich inzwischen gelassen zurück und beobachte die Selbstzerstörung der Medien und ihrer Akteure. In der Ruhe liegt die Kraft und die Energie zur Wende.

Christoph Kuhlmann | Mi., 27. Oktober 2021 - 09:01

Mich erschüttert set meinem Soziologiestudium im letzten Jahrhundert gar nichts mehr. Es ist eine Mischung aus Inkompetenz, mangelndem Verständnis der Materie und Intoleranz, die alles zu zensieren versucht, was sie nicht versteht und die Begründungslast zur Abwehr der Unterstellung grundsätzlich den Diffamierten auferlegt. Da wird ein weltbekannter Systemtheoretiker von Leuten als strukturkonservativ bezeichnet, die jederzeit die Aufrechterhaltung der Kohleproduktion durch Milliardensubventionen verteidigten und niemals auch nur annähernd die geringste Ahnung von Niklas Luhmanns Schaffen entwickelt haben. Es geht einfach darum, mit den eigenen beschränkten Mitteln, die Komplexität der Umwelt auf ein Minimum zu reduzieren. Was ich nie ganz herausgefunden habe, liegt es nun am Mangel der Abstraktionsfähigkeit, (die ja Vergleichbarkeit schafft) dass man den Diffamierende die Vorwürfe, die sie machen selber vorwerfen könnte oder ist das nun simple Propaganda im Sinne politischer Lüge.

Wolfgang Jäger | Mi., 27. Oktober 2021 - 14:33

Dieser Text trifft wirklich mitten ins Herz!
Schon seit Wochen nicht mehr einen so analytisch haarscharfen und zutreffenden Text gelesen! Vielen Dank, Herr Stegemann für Ihre Ausführungen!
Pflichtlektüre für jeden Gemeinschaftskunde-Unterricht der Oberstufe an Gymnasien. Es ist jedoch zu befürchten, dass die grün-linken Taktgeber in den Schulen, den Text als AfD-kontaminiert aussortieren werden.
Auch an den Universitäten sollte man sich fächerübergreifend mal diesen Text zu Gemüte führen!

Hans Schäfer | Mi., 27. Oktober 2021 - 14:36

Ein gefühlsbetonter Aufschrei bestimmt bei uns seit 2015 das Narrativ. Besonders zu erkennen an der lauten, regressiven Verbannungskampagne gegen die AfD. Vorgeschobene Gründen, die der Angst des Machtverlustes von machtgeilen Politikern geschuldet sind, kennzeichnen dieses strategisch betriebene narrativ, dass unterstützt von den abhängigen Mainstreammedien betrieben wird.
Wie die konstituierende Sitzung gezeigt hat, wird sie sich weiter fortsetzen und unsere Gesellschaft weiter spalten. Wer den Mut hat, Gegenargumente vorzubringen, setzt sich einer gewissen Ächtung aus. Gegendarstellungen werden nicht geprüft, weil man die absolute Wahrheit gepachtet hat.
Notfalls wird der Wahrheit etwas nachgeholfen, Beispiel: Senden eines verkürzten, dadurch sinnverzerrenden Vogelschiss-Interview, 20 Sek. Video, wird als Hetzjagd tituliert.
Gegenargumenten wird mit haarsträubenden Begründungen begegnet, die man so lange wiederholt, bis Gerhard*innen Normal und sie selbst sie glauben.

Andreas Michael | Mi., 27. Oktober 2021 - 14:48

...rassistische, sexistische und behindertenfeindliche Abwertung, Bedrohung, Gewalt von den machtinhabern jeher geleugnet oder bagatellisiert wurde (Herr Stegemann wird die Verhältnisse im Bereich Theater und darstellende Kunst kennen), schlägt das Pendel in die andere Richtung aus. Nicht durchgehend schön (insbesondere nicht für die bisherigen Profiteure, vgl. die meisten Kommentare hier), aber wie es mit den Pedeln so ist, es geht auch wieder in die andere Richtung.

Heidemarie Heim | Mi., 27. Oktober 2021 - 15:01

Dem engmaschig gewebten, klebrigen Netz der so praktizierten Identitätspolitik entkommt niemand so schnell. Und der, der sich eben noch selbst für die Spinne hielt oder auch nur annahm, er/sie/es würde nicht dem Beuteschema der schwarzen Witwe entsprechen erlag wie man sieht einem fatalen Irrtum. Denn trotz aller Aufklärung gibt es scheinbar noch Formen des gesellschaftlichen Kannibalismus, wo man ganz schnell in den Fängen der eigenen Artgenossen ein trauriges Ende nimmt oder sich wiederfindet in der selbst gestellten Empörungsfalle. Eine der nach meinem Erachten schlimme Folge dieser strategisch angewandten Mechanik ist die an mir selbst gemachte Beobachtung, dass meine eigentlich bisher eher großzügig ausgeprägte Empathie und Toleranz gegenüber den Befindlichkeiten meiner Mitmenschen inzwischen empfindlich leidet. Wahrscheinlich ein von mir so keineswegs gewünschter Selbstschutzmechanismus, da es meiner eher extrovertierten Persönlichkeit;) schlicht nicht entspricht. MfG

Gunther Freiherr von Künsberg | Mi., 27. Oktober 2021 - 17:15

Hitler und die Nazis verfolgten in der Weimarer Republik das Ziel der Abschaffung der Demokratie, was mit dem Ermächtigungsgesetz dann auch erfolgreich war. Dieses Ziel konnte sogar auf demokratischem Weg erreicht werden. Dem war eine Diffamierung bestimmter Bevölkerungsgruppen, nämlich der jüdischen Bevölkerung, vorausgegangen, die in weiten Bevölkerungskreisen Gehör fand. Da die Juden wirtschaftlich erfolgreich waren war es für die Nazis ein Leichtes die Neidgefühle der weniger erfolgreichen“ Arierdeutschen“
anzusprechen und zu instrumentalisieren. Nichts anderes geschieht heute, wenn mit der Argumentation der Meinungsfreiheit unwahre Tatsachenbehauptungen aufgestellt werden, die die Gefühlswelt der Medienkonsumenten manipulieren. Dies wird noch dadurch erleichtert, dass alles was rechts ist in den Medien diffamiert wird ohne zu definieren was tatsächlich rechts ist. Auf diese Weise wird auch mit ungenauen Begriffen Schindluder getrieben.

Inge Kirsch | Mi., 27. Oktober 2021 - 17:59

Identitätspolitik gilt als links, Identitäre als rechts.
Wie kann man dieses Mysterium erklären?

Arno Ehret | Mi., 27. Oktober 2021 - 22:57

...waren die Vorstufe der Empörungsmechanik. War schon jeder Begriff für sich ein Warnschild für vermintes Gelände, so wurde die Kombination dieser Begriffe quasi für sakroskant erklärt. Religionskritik? Eine antiquierte sozialistische Idee des ausgehenden 19. Jahrhunderts! Appell an die Vernunft? Ein Zeichen von Empathielosigkeit. Geheucheltes Verständnis und scheinheilige Betroffenheitsbekundungen wurden zum Markenzeichen von Guten-Gewissens-Menschen, bei denen nicht der Gegenüber, der Mitmensch (ein aussterbendes Wort), interessiert, sondern nur die eigene Seligsprechung und moralische Überlegenheit.
Im Mittelalter gab's den Ablasshandel. Die Ablässe von heute werden mit der Aufgabe aufklärerischer Werte erkauft.

Juliana Keppelen | Do., 28. Oktober 2021 - 11:21

nur in Sachen "Flüchtlinge - Polen - Belarus" habe ich einen Einwand. Die unterschiedliche Handhabung in Sachen "Flüchtlinge" zeigt die ganz Verlogenheit, Heuchelei und messen mit zweierlei Maß der EU in ihrem politischen agieren. Ja Herr Lukaschenko ist seit kurzem ein Böser (hat er sich doch glatt geweigert abzutreten und sorgfältig ausgesuchte uns genehme Demokraten/innen ans Ruder zu lassen) aber während wir mit anderen nicht weniger "Bösen" verhandeln und mit Milliarden winken hagelt es in Richtung Belarus Sanktionen. Jetzt kommen in Polen und den Baltischen Staaten auch Flüchtlinge an die ja bisher ziemlich verschont blieben und schon gibt es Staatskrisen. Während in Griechenland, Italien, Malta ebenfalls täglich viele Flüchtlinge ankommen ist das kaum noch eine Notitz wert. Ich hab keine Lösung für all diese Proleme aber wäre es nicht besser mit Lukaschenko zu reden mit anderen Despoten haben wir ja auch keine Probleme.