
- Nichts bleibt, wie es war
Die Klassik freut sich auf die erste Saison nach Corona. Doch ist die Unsicherheit ist groß: Gibt es überhaupt noch ein Publikum für all die vielen Konzerte und Opern? Was planen die Häuser, was wollen sie ändern? Ein Überblick der Trends, Themen und Namen, die 2021/2022 wichtig werden.
Das Ende der Selbstverständlichkeit prägt die kommende Klassik-Saison. Vorbei die Gewissheit, dass Bach, Beethoven oder Brahms Teil der Kulturnation Deutschland sind. Viele Künstlerinnen und Künstler fühlten sich während der Pandemie im Stich gelassen – von der Politik, aber auch vom Publikum. Soloselbstständige kämpften mit dem Existenzminimum, viele sattelten vom Musikstudium auf den Mjam-Bringdienst, vom Orchestergraben auf Gorillas um. Und jetzt, da Konzerthallen und Opernhäuser wieder öffnen, soll plötzlich alles weitergehen wie immer?
Der Bayreuth-Heldentenor Stefan Vinke stand in den letzten beiden Sommern nicht auf den Bühnen großer Festivals, sondern trat in seinem Garten auf. Gemeinsam mit seiner Frau organisierte er private Wagner-Abende nach geltenden Corona-Regeln: Siegfried neben dem Schildkrötengehege und Hunding im Hasenstall. Ob er Angela Merkel auf dem roten Teppich am Grünen Hügel noch die Hand geben würde? „Es fällt mir schwer, nach all dem, was passiert ist“, sagt Vinke. Der Tenor war einer von vielen Künstlern, die von den ewig neuen und meist leeren Versprechen der Kulturstaatssekretärin Monika Grütters enttäuscht waren und davon, dass der Kulturbetrieb am härtesten von den strengen Corona-Maßnahmen getroffen wurde.