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Auf dem Bildschirm eines Smartphones sind die Icons von Instagram, Facebook und WhatsApp zu sehen / dpa

Sondierungsgespräche nach der Bundestagswahl - Wider den Zeitgeist

Aus den Sondierungsgesprächen soll kein Sterbenswörtchen an die Öffentlichkeit dringen. Dabei sind Loyalität und Diskretion doch schon längst aus der Mode gekommen, oder? Heute gilt vielmehr Transparenz, am besten via Instagram, zu den höchsten Tugenden in einer auf ihre demokratischen Werte so stolzen Gesellschaft.

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

So erreichen Sie Alexander Grau:

Seit Montag sondieren sie also und loten aus, ob zu verhandeln sich lohnt: SPD, Grüne und FDP haben aus ähnlichen Gesprächen in der Vergangenheit gelernt. Kein Sterbenswörtchen soll an die Öffentlichkeit dringen, bevor man heute oder morgen an die Öffentlichkeit tritt. In kleinen Gruppen tasten die Vertreter der jeweiligen Parteien hinter verschlossenen Türen ab, was eventuell geht und was gegebenenfalls nicht geht. Es ist die Stunde der Geheimdiplomatie und der Geheimniskrämerei. Und wie gebannt starrt die Öffentlichkeit auf den imaginierten Schornstein, ob weißer oder schwarzer Rauch aufsteigt.

Was für ein Anachronismus, könnte man meinen. Leben wir nicht in einem Gemeinwesen, das seine angebliche Offenheit wie eine Monstranz vor sich herträgt? Gilt Transparenz nicht als eine der höchsten Tugenden in einer auf ihre demokratischen Werte so stolzen Gesellschaft? Und nun auf einmal das: Verschwiegenheit, Diskretion, Heimlichtuerei.

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Klaus Funke | Do., 14. Oktober 2021 - 17:38

Nein, wir wollen´s gar nicht wissen, denn wir wissen´s eh schon. Die Segnungen, mit denen man uns "beglücken" will, sind begrenzt und längst bekannt. Neu wären lediglich das Maß der Unverschämtheiten, die man dem Volke zumuten will. Die Energiepreise, als erste Welle einer gigantischen Inflation, versetzen uns in Angst und Schrecken. Doch den Schrecken und die Angst hat man in der Politik seit Corona längst als probates Mittel "schätzen" gelernt. Man wird uns weiter quälen. Erst war es die Pandemie selber. Jetzt sind es die Folgen derselben, die als Begründung herhalten sollen. In Wahrheit geht es um neue Formen der Ausbeutung und des Gewinnmachens. Nach wie vor ist es der Maximalprofit, der den Dienern des Kapitals vorschwebt. Geschichte wiederholt sich nicht? Was wird nach der großen Inflation, der Energiekrise, der Teuerungswelle, dem Sozialabbau kommen? Wenn die Völker Europas dies alles nicht mehr mitmachen wollen? Der Kapitalismus kennt da nur zwei Mittel: Diktatur und Krieg!

Wir haben nun mal keinen Sozialismus. Nirgends. Recht haben Sie insofern, als der Sozialismus die unfähigere und untauglichere Gesellschaftsordnung ist. Wir haben aber solche Krisen und Inflationen in Europa schon gehabt. Siehe 1932. Daraus ging dann Hitler hervor. Es folgte WK II. Der Sozialismus ist implodiert. Er hat keinen Krieg verursacht, nur viel Geld gekostet und uns die postsozialistischen Staaten hinterlassen. Und die können weder leben, noch sterben...

Rob Schuberth | Do., 14. Oktober 2021 - 17:41

An sich finde ich Ihre Artikel, werter Herr Grau, ja ganz int.

Dem kausalen Bogen der hier gespannt wird will ich aber widersprechen.

Denn der erinnert an den Vergleich von Äpfeln mit Birnen.
Und dann noch der m. E. wirklich dreiste Vergleich eines Whistleblowers mit einem Geheimnisträger.
Also wirklich.
Das ist doch sonst nicht Ihr Niveau.

Nat. ist Transparenz gewollt u. wird immer häufiger u. zurecht, gefordert.

Aber hier kommt es nun einmal auf die interne Verschwiegenheit an. Nur so kann in diesem engen Zirkel so etwas wie_neues_Vertrauen entstehen.
Man bedenke was die FDP noch im Köcher hat (2017).

Für die Medienschaffenden ist das nat. vollkommenes Neuland.
Schreiben muss man ja aber dennoch.

Wie gesagt, wählt andere Themen.
Es gibt genug davon.

so etwas wie_neues_Vertrauen entstehen."...neues Vertrauen, Herr Schuberth?
Ich würde sagen...neue Verteilung.
Mein Ohr an der Tür... Baerbock wird dort als Außenministerin gehandelt, Lauterbach als Gesundheitsminister, Klingbeil, Ex-Antifa-Sympathisant, Wehrdienst-Verweigerer und Bundeswehr-Kritiker, als Chef des Verteidigungsressorts und Saskia Esken als Bildungsministerin. Landwirtschafts- und Verbraucherschutzminister soll Hofreiter werden und das Entwicklungshilfe-Ressort Katrin Göring-Eckardt übernehmen.

Diese Brocken geben Deutschland den Rest.

hermann klein | Do., 14. Oktober 2021 - 19:46

Die totalitäre Gewalt beginnt mit der Sprache. Vorbild: Grünen Nachwuchs-Vorzeige- Ikone, Sarah-Lee Heinrich: „Ich werde dich finden, und anspucken, dann aufhängen mit einem Messer anstupsen und bluten lassen“ usw.
SPD/Grünen/FDP (Schwampel) fliegen demnächst ihre ideologischen linken Tollheiten um die Ohren.
Es werden nicht mehr nur Parallel-, sondern Herrschaftsstrukturen entstehen und mit der Staatsmacht Wettstreiten, in der sich kriminelle Energie, rassische Überlegenheitsgefühle, religiöses Bewusstsein und politischer Anspruch kreuzen, zuerst in bestimmten Stadtviertel, dann in ganzen Ballungszentren; das wäre der offene Bürgerkrieg. Die verbotenen Zonen für Deutsche im eigenen Land, werden sich immer mehr ausbreiten.
Die Fanatiker der multikulturellen Gesinnungsethik und deren politische und mediale Macht hat die kriminelle Einschüchterungsmacht der anderen erst groß werden lassen.

Sie hegen Bürgerkriegsphantasien infolge der selbstverständlich sich in vollem Gange befindlichen Umvolkung?

Interessant, dass Sie totalitäre Sprache am Beispiel eines grünen Teenagers ausmachen.

Ausdrucke wie " alimentierte Messermänner, Kopftuchmädchen und sonstige Taugenichtse" (Weidel) oder "Merkelhure, die jeden reinlässt" (Boehringer) tragen sicher zur Befriedung der Gesellschaft bei.

Oder wenn Herr Junge, einst AfD-Chef in RLP und selbst kein Vorbild an Benimm, von "überreizter Stimmung, gepaart mit wilden Verschwörungstheorien und teilweise unflätigem Benehmen" bei AfD-Veranstaltungen redet, da wo sich der blökende Stammtischprolet wie zu Hause fühlt.

Oder sich ein Herr Helferich, auf AfD-Liste in den Bundestag gelangt, als freundliches Gesicht der NS outet.

Oder ein bekennender AfD-Sympathisant in diesem Forum von einer Militärdiktatur phantasiert. Oder eine bekannte AfD-Foristin Zweifel an den Vorzügen der Demokratie äußert.

Da reden Sie von linken Fanatikern ???

hermann klein | Sa., 16. Oktober 2021 - 12:18

Antwort auf von Gerhard Lenz

Nun Herr Lenz, da sind wir uns ja immerhin einig:“ Die totalitäre Gewalt beginnt mit der Sprache“.

Dr.Andreas Oltmann | Do., 14. Oktober 2021 - 21:53

Ich stimme Herrn Grau vollständig zu. Diskretion und Loyalität sind bei Manchen in Verruf geraten, die „soziale“ Medien sorgen dafür, dass jedes Dumme Geschwätz diskutiert, ausgewalzt und breittreten wird. Seine Relevanz ist unwichtig, persönliche Verletzungen und Diskrminierungen werden billigend in Kauf genommen. Auch Whistleblower sind nur scheinbare Helden, da ihre Motive nicht immer nur uneigennützig sind. Aber als moralisierendes Instrument gut zu gebrauchen. Das Denunziantentum hat, für mich, angefangen mit der medialen Lobpreisung des Ankaufs von Steuer-CDs durch staatliche Stellen. Mit dem Geld des Steuerzahlers wurden illegal erstellte Daten, gestohlene Daten, gekauft, um Steuereinnahmen zu generieren. Weil die Steuerbehörden nicht in der Lage oder zu faul waren, die Daten selbst zu ermitteln. Moralisch wurde das gehypt, weil die bösen Steuersünder nun überführt wurden. Der Zweck heiligt die Mittel. Illegal war es trotzdem und moralisch verwerflich.

Ernst-Günther Konrad | Fr., 15. Oktober 2021 - 08:40

"Das Geheimnis ist nicht an sich verwerflich. Es kommt eben darauf an, was geheim gehalten werden soll." Für mich die Kernaussage Ihres Artikels, über die es sich lohnt, gründlich nachzudenken. Ihr Beispiel hinkt zwar im Gesamtkontext von Verschwiegenheit an sich, aber es ist ja auch nur ein Vorgang von vielen im Leben, das verdeutlichen soll, dass nicht alles und jeder alles wissen muss. Im privaten Bereich gibt es viele Dinge, die nur zwischen der Familie oder zwischen Freunden geteilt wird und auch nur dahin gehört. Ich habe kein Problem damit, dass die drei Parteien erstmal für sich ohne ständige Störung der Außenwelt versuchen, sich zu sondieren. Das die Medien ungeduldig sind kann ich zwar verstehen, aber Geduld ist ein Tugend genauso wie Vertrauen und darum geht es auch in diesem Fall. Nicht die Medien sollen Politik machen, sondern die Vertreter der Politik. Kritisch wird es immer dann, wenn in der Meinungsfindung egal zu welchem Thema kein Diskurs mehr stattfinden kann.

Norbert Heyer | Fr., 15. Oktober 2021 - 09:55

Mein Opa war ein einfacher Arbeiter ohne die Informationsmittel von heute. Er sagte immer: „Wir erfahren sowieso nur das, was wir erfahren sollen.“ Hitlers Nähe zum Großkapital wurde von ihm so kommentiert: „Wo das Kapital für ist, schadet dem Arbeiter.“ Hat er nicht schon damals mit diesen Aussagen völlig richtig gelegen? Corona war politisch die Generalprobe für weiterreichende Übergriffe des Staates. Politiker sind immer noch die Vollstrecker kapitalistischer Ziele - völlig unabhängig von der jeweiligen Staatsform. Uns geht es zu gut, wir werden eine Umverteilung großen Ausmaßes erleben und verkauft wird es mit religiösem Getöse wie Klimaschutz und Weltrettung für die nächste Generation. Auch Politiker sind nur Gefangene in einem System, dass Ausbruch und Abkehr von diesen schäbigen Motiven mit Ausschluss und Vernichtung der Existenz bestraft. Wer aufmerksam die Zeichen an der Wand erkennt, kann eigentlich zu keiner anderen Schlussfolgerung gelangen. Es endet mit Gewalt und Krieg.

Heidemarie Heim | Fr., 15. Oktober 2021 - 13:41

Man ahnt was, aber was oder wieviel an der Sache dran weiß man eben nicht. Es im Dunklen zu belassen fällt im aktuellen Fall besonders denjenigen schwer, die meinen das Anrecht zu haben immer, überall und als Erste die Gerüchteküche im eigenen Sinn und Interesse am Brodeln zu halten und ihren Einfluss nicht derlei begrenzt sehen möchten. "How dare you!" Dies dürfte nicht nur auf unsere ÖRs und andere Medien zutreffen, sondern auch nicht im Interesse der sonstigen politisch motivierten Durchstecher sein. An sich erachte ich bis zu einem bestimmten Zeitpunkt diese neue Art von Sondierungen erst mal nicht als das schlechteste und es erscheint auch zweckgemäß. Aber leichter würden sich evtl. alle tun, bzw. damit abfinden, wenn man bei den darauf folgenden Verlautbarungen statt ständig wortgleich von konstruktiven Zusammenkünften zu reden einfach mal das jeweilige Thema der Gespräche preisgibt. Natürlich wird das Vielen nicht genug sein, jedoch eine gewisse Teilhabe signalisieren? MfG