Armin Laschet
CDU-Chef Armin Laschet nach der Bekanntgabe der ersten Prognosen zum Ausgang der Bundestagswahl im Konrad-Adenauer-Haus / dpa

Die Union nach der Bundestagswahl - Totgesagte leben länger

Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch. Die Union hat jetzt einen Marathon zu bewältigen, wenn sie sich von Merkels toxischem Erbe befreien möchte. Sie muss konservative Positionen rehabilitieren und modernisieren. Auch braucht sie eine Figur mit Charisma.

Michael Sommer

Autoreninfo

Michael Sommer lehrt an der Universität Oldenburg Alte Geschichte und moderiert gemeinsam mit Evolutionsbiologe Axel Meyer den Cicero-Wissenschafts-Podcast

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In der Union wird jetzt heftig über die Lehren diskutiert, die aus der Wahlnacht des 26. September zu ziehen sind. Während viele die programmatische Erneuerung von CDU und CSU fordern, machen vor allem Vertreter der ostdeutschen Landesverbände ganz unverblümt Laschet für die Niederlage verantwortlich. Im Moment scheint die Union von dem Kinnhaken, den ihr der Wähler verpasst hat, noch wie benommen. Wenn sich die Nebel lichten, wird offenbar werden, dass die Niederlage ein strukturelles Problem ist – und dass der Wiederaufstieg von CDU und CSU, wenn er denn stattfindet, mühsam und langwierig wird.

Der Politologe Werner A. Patzelt hat in seiner Analyse der Wahl die Katastrophe als zwangsläufige Folge von 20 Jahren Führung durch Angela Merkel bezeichnet. Merkels asymmetrische Demobilisierung auf Kosten von SPD und Grünen sei so lange erfolgreich gewesen, wie Merkel glaubwürdig für den faktischen Linkskurs der Union gebürgt habe. Mit ihrem Verschwinden von der politischen Bühne seien die Merkel-Unions-Wähler wieder zu den respektiven Originalen links der Mitte zurückgekehrt. Weder Laschet noch irgendein anderer habe diese Rückwanderung aufhalten können.

Linksradikale Hirngespinste

Der Linkskurs unter Merkel habe aber noch eine andere, längerfristige und für die Union wesentlich gravierendere Folge gezeitigt: die Preisgabe früher von der Union vertretener, konservativer Positionen an die AfD, die (eine schon klassische Denkfigur von Patzelt) sich in der entstehenden „Repräsentationslücke“ breitgemacht habe. Folge davon wiederum sei die Delegitimierung entsprechender Positionen als „rechts“ gewesen. Tatsächlich waren die Merkelisten stets in vorderster Front dabei, wenn es darum ging, konservative, den alten Unionswerten verpflichtete Parteifreunde verächtlich zu machen. Leute wie Wolfgang Bosbach können ein Lied davon singen. Umgekehrt hat man zugelassen, dass linksradikale Hirngespinste wie die Enteignung von Unternehmen faktisch im Mainstream angekommen sind.

Ich glaube nicht, dass Patzelts Analyse das ganze Ausmaß des Unionsschlamassels erklärt. Vermutlich hätten CDU und CSU mit Söder ein besseres Ergebnis eingefahren, aber ob das und die dann wahrscheinliche Führung einer Jamaika-Koalition den Abstieg der Union dauerhaft verhindert hätte, darf man bezweifeln. Die strukturellen Hypotheken hängen als Bleigewichte an den Beinen einer Union, die jetzt einen Marathon zu bewältigen hat, wenn sie sich von Merkels toxischem Erbe befreien möchte.

AfD ist Teil des Problems

Dazu reicht es nicht, konservative Positionen wieder zu vertreten. Die Union muss diese Positionen zugleich rehabilitieren, entgiften und modernisieren, wenn sie erfolgreich sein will. Sie muss zeigen, dass für Konservative die AfD nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems ist. Wie kann das gelingen? Es gibt meiner Ansicht nach nur zwei Ansätze, die Aussicht auf Erfolg haben – nicht im Sinne einer Alternative, sondern eines Sowohl-als-auch. Erstens muss die Union wieder durch ihre Kernkompetenzen überzeugen, wobei ein deutlicher Schwerpunkt in den Ländern zu liegen hat: leistungsgerechte Steuerpolitik, nachhaltige Haushaltspolitik, verlässliche Außen- und Europapolitik, aber vor allem eine funktionale, Output-orientierte Bildungspolitik und eine konsequente Politik für die Sicherheit der Bürger. All das waren einmal Markenzeichen bürgerlicher Politik, für die niemand glaubwürdiger stand als die Union.

Zweitens benötigen CDU und CSU ein politisches Personal, das nicht nur plausibel darlegen kann, dass es eine bürgerliche Programmatik pragmatisch in Politik überführt, sondern auch die Rehabilitierung konservativer Inhalte leisten kann. Von braven Parteisoldaten, so sehr sie ihre Meriten haben mögen, ist das ebenso wenig zu erwarten wie von irrlichternden Gestalten vom Typus eines Friedrich Merz, die möglicherweise einige in der Wolle gefärbte Liberalkonservative ansprechen, aber kaum den Appeal haben, etwa den Bau neuer Atomkraftwerke, die Rückkehr zur Wehrpflicht oder eine an klaren Kriterien orientierte Migrations- und Integrationspolitik einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln.

Politiker mit Autorität benötigt

Sie benötigen dafür, um es mit Max Weber zu sagen, eine Figur, die über Charisma verfügt: die Gnadengabe des Außeralltäglichen, der die Menschen abnehmen, dass sie Deutschland aus einer als immer krisenhafter empfundenen Gegenwart herausführen kann. Wem das zu pathetisch klingt: Die Union braucht eine Politikerin oder einen Politiker mit Autorität – einer Autorität, die weit über die Schwesterparteien hinausstrahlt.

Ob sich so jemand in der Union findet? Einstweilen gleicht die Post-Merkel-CDU einem von Borkenkäfern zerfressenen Fichtenwald. Doch man soll sich nicht täuschen lassen. Im toten Holz gedeiht der Wald von morgen. Wie oft ist die SPD schon totgesagt worden? Sie hat mit einem als stark wahrgenommenen Kandidaten und hohen Zuschreibungen bei den Kernkompetenzen diese Wahlen gewonnen. Das kann künftig auch der Union gelingen, wenn sie jetzt die Schrift an der Wand entziffert und die richtigen Schlüsse daraus zieht.

Wie wahrscheinlich ist das und wie bald kann es geschehen? Im nächsten Jahr hat die CDU die Ministerpräsidentensessel in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und im Saarland zu verteidigen. Gut möglich, dass sie einen oder mehrere davon verliert. Dann erst recht würde die Debatte darüber befeuert werden, wie man aus dem Tal der Tränen wieder herauskommt. In der Union würde wohl kein Stein auf dem anderen bleiben. Gut so! Denn wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch.

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Yvonne Stange | Di., 5. Oktober 2021 - 13:44

die SPD, die den Mist genauso (und noch mehr, da mehr Ministerien!) mit verzapft hat, ist der Gewinner nach der Wahl. Der Michel ist endgültig geisteskrank gemacht worden. Anders kann ich es mir nicht erklären. Ansonsten stimme ich dem Artikel 0,0 zu. Solange die CDU in ihrem Programm unbegrenzte Migration, Resettlement und Relocation und keine Obergrenze stehen hat und auch umsetzt, solange ist sie völlig unglaubwürdig für konservative Wähler und natürlich macht der Autor dafür die AfD verantwortlich und Merz, wen auch sonst (??) *gähn* - Ich wage die steile These: mit Merz als Kanzlerkandidaten hätten sie gewonnen.... Im Westen nix Neues. Wie üblich.

werte Frau Stange. Der Autor eiert um den heißen Brei.
Wenn die CDU wieder zu konservativen Werten zurück will, ja dann ist da schon die AFD. Entweder ich nehme diese Position ein und hole mir da die 10% Stimmen zurück oder man lässt es sein und stirbt nach langem Siechtum.
Und das die Jungen mehrheitlich eine FDP wählen ist ein Zeichen dafür, das wenn diese Jungen in ein paar Jahren in der echten realen Welt angekommen sind, dies dann auch Richtung CDU oder AFD wechseln, sollte die FDP weiter vergrünen.
Migration, Resettlement u.ä. muss von der CDU Rückgängig gemacht werden.
Alles andere ist Betrug am konservativen Wähler. Und noch was. Die CDU muss jetzt in Vorleistung gehen und Fakten schaffen und Taten folgen lassen, sonst wählen die echten Konservativen lieber das Original. Die AFD.

Reinhard Oldemeier | Di., 5. Oktober 2021 - 14:15

Die Union hat jetzt einen Marathon zu bewältigen, wenn sie sich von Merkels toxischem Erbe befreien möchte. Ich weiß zwar nicht was der Herr Sommer mit der Aussage bezwecken will, aber die CDU hat mit Frau Merkel sehr gut leben können. Natürlich gibt es in der CDU auch immer Stimmen der Kritik. Die kamen aber erst, als Frau Merkel den Vorsitz der Partei und danach die Kanzlerschaft nach 15 Jahren aufgab. Ich habe die CDU immer als Kanzlerwahlverein gesehen. Ideen schon unter Adenauer, kamen immer von Aussen. Auch Helmut Kohl ist eher durch Zutun Anderer in das Amt gehievt worden. Dieser hat, durch das gut ausgewählte Personal die Wiedervereinigung stämmen können. Auch Frau Merkel ist eher durch Glück Kanzlerin geworden und hat die Früchte geerntet die Andere gesäät haben. Aus diesem Grund brauchte die CDU nie eine programmatische Unterfütterung. Sie lebt vom Personal der Partei und da fehlen nun tatsächlich die Köpfe.

Gerhard Lenz | Di., 5. Oktober 2021 - 14:33

der auch schon mal als Pegida-Versteher gescheitert ist, erklärt den CDU-Granden die Gründe für die Wahlniederlage?

Dabei scheint er gar nicht soweit entfernt vom Herrn Sommer, der ebenfalls meint, es müsse irgendeine konservative Renaissance in der Union stattfinden.

Es wäre vielleicht hilfreich, man würde einen Blick auf das Wahlergebnis werfen. Rechts der Mitte hat man, mit Ausnahme der FDP, nämlich durchweg verloren. Links der Mitte, Linke ausgenommen, gewonnen.

Wenn die Union also Stimmen nach "links" abgibt, frage ich mich, wieso diese Wähler zurückkommen sollten, wenn man sich nach rechts orientiert. Mehr noch: Da, wo die CDU noch Brauntöne aufweist - im deutschen Osten - war die Niederlage besonders herb, und der Aufstieg der Sozialdemokraten bemerkenswert.

Eine nach rechts sich verlaufende CDU wäre wohl kaum DER Magnet für untreue Wähler. Und zu glauben, man könnte stramme Rechtsextremisten - mindestens einen Teil der AfD-Wähler - zurückgewinnen, dürfte ein Irrtum sein.

Ann-Kathrin Grönhall | Di., 5. Oktober 2021 - 16:25

Antwort auf von Gerhard Lenz

Die Union hat in erster Linie verloren weil sie sich unter Merkel extrem weit nach links orientiert hat. DAS ist der Hauptgrund.
Und natuerlich weil Merkel niemand neben sich gewähren liess der entweder intelligenter war als sie oder der ihrer Linie nicht folgen wollte.
Und die CDU wird völlig zurecht dafuer bestraft dass sie widerstandslos mitgemacht hat.
Das Schlimmste was Deutschland passieren kann ist ganz sicher keine konservative
sondern eine linksgrüne Regierung.
Das hiesse geballter Dummheit den Weg bereiten.

Bestes Beispiel das rotrotgrüne Berlin:
Misswirtschaft, Korruption, sozialistische Experimente, marode Infrastruktur, unfähige Bürokraten, Unterfinanzierung von Schulen, heruntergekommene Gebäude.
Geschätzte Wahlergebnisse, fehlende Stimmzettel, und stundenlanges Schlangestehen vor Wahllokalen, mehr Wähler als Wahlberechtigte ( bis zu 150% )
als eines der Ergebnisse dieses linken Irrsinns.
Wer, der auch nur einen Funken Hirn besitzt, kann sich so etwas ernsthaft wünschen?

sehr geehrte Fr. Grönhall und trotzdem wünschte ich eine RRG Regierung aus der ja nun rot, linksgrün und gelb werden dürfte,
Warum? Ich habe mich dazu schon mehrfach geäußert. Mit RRG verband ich die Hoffnung, dass der Spuk nur 4 Jahre gedauert hätte. Mit z.B. Stromabschaltung, Benzin& Diesel mind. 4 €/Ltr , gleiches für Heizöl, Verteuerung des Stompreises um 100%, drei richtig strenge Winter hintereinander damit alle E Autos liegen bleiben
Verstaatlichung von Wohnraum, Mietendeckel & & &. Da würden dann wenigsten ,hoffentlich endgültig, die Linken Fantasien zu Grabe getragen. Das wären die Gründe für mich, mir RRG zu wünschen.
Aber die Ampel bei 2:1 wird Ähnliches dem Volk zumuten. Besser versteckt und länger dauernd bis mit einem großen Knall alles in sich zusammenfällt. Das Ergebnis wird gleich sein, dauert nur länger so wie ein Schrecken (fast) ohne Ende.
Vielleicht bricht der ganze Laden auch schneller auseinander wie wir denken. Man weiß es nicht.
Mit f G a d Erfurter R.

Christa Wallau | Di., 5. Oktober 2021 - 14:34

wo der Boden fruchtbar und unvergiftet ist. Dem ist aber in Deutschland nicht so! Viele Positionen, welche eine in den Grundfesten erschütterte CDU/CSU wieder übernehmen müsste, um zu einer erkennbar vernünftigen Gegenposition gegen Rote und Linke zu gelangen, wurden von ihr inzwischen als rechtsradikal gebrandmarkt;
u.die AfD vertritt sie nun.
Die weitgehend ungebildete und unvernünftige Jugend ist voll auf diese Diffamierung abgefahren, von den dummen Alten ganz zu schweigen!
Wo also soll auf solch verseuchtem Boden eine konservativ-liberale Partei neu erblühen u. Frucht bringen, zumal nirgends ein charismatischer Sämann zu erblicken ist? Kluge Konservative haben sich verbittert aus der Politik verabschiedet o. sind bei der AfD, der FDP bzw. Kleinparteien gelandet. Ohne Gang nach Canossa wird die CDU nicht aus ihrem Loch, in das sie von Merkel und den ihr hörigen Medien gestoßen wurde, wieder herauskommen. Diese Misere hat sich der Opportunisteni-Verein redlich verdient!

Volle Zustimmung zu Ihrem Kommentar Frau Wallau. Und sie scheinen es noch immer nicht zu begreifen, dass sie von ihrer „großen Vorsitzenden“ entkernt und inhaltslos gemacht wurden. 40 Jahre lang wählten wir die CDU, es müsste ein Wunder geschehen, wenn wir wieder zurückkehren sollten.

Eine weitgehend ungebildete und unvernünftige Jugend - von dummen Alten ganz zu schweigen!

Was haben sie gemeinsam? Die, die da gemeint sind, haben der AfD die kalte Schulter gezeigt!

So geht Wählerbeschimpfung! Und es wird immer peinlicher...

Und was ist mit den "Hellen", den Klugen, die nicht auf die ständigen "Diffamierungen" hereingefallen sind ?

Die sind wo gelandet? Bei der FDP und Kleinstparteien - wahrscheinlich sind damit NPD und die Covidiotentruppe "Die Basis" gemeint ...und...wo noch?

Richtig! Bei der AfD natürlich!

Ach wie "simpel". Und immer peinlicher, wie ich schon sagte.

Es sind nicht die Kommentare von Frau Wallau die peinlich sind !

Wählerbeschimpfung?
Was ist das eigentlich was Sie betreiben Herr Lenz?
Sie beschimpfen immerhin 10,3 % der Wähler die trotz massivster! Anti-Afd-Kampangen diese Partei gewählt haben.
Und die Grünen, welche ebenso massiv gepuscht wurden, wie die AfD im Gegenzug zur Schwefelpartei erklärt wurde, haben trotzdem nur 4,5% mehr an Stimmen erhalten.
Die FDP liegt mit 11,5 % sogar nur 1,2 % vor der AfD.
In Sachsen und Thüringen räumte die AfD ab, wie zu ihren besseren Zeiten CDU oder SPD.
In ganz Ostdeutschland waren die Grünen dagegen weit abgschlagen.

Sie zimmern sich ihr Weltbild leider immer peinlicher passend zurecht.

Hans Jürgen Wienroth | Di., 5. Oktober 2021 - 14:51

Sie schreiben, bei der CDU werde ein Politiker mit Autorität benötigt, der konservative Werte wiederbeleben kann. Politiker mit Charisma sind in allen Parteien Mangelware, insbesondere wenn es nicht nur darum geht. Politiker sollten auch über analytische Fähigkeiten und ein breit gefächertes Wissen verfügen. Das wird Dank der Bildungsreformen schon lange nicht mehr vermittelt. Hinzu kommt, dass ein möglicher Kanzler sich zunächst als MP eines Bundeslandes bewährt haben sollte.
Wo sehen wir da einen geeigneten Kandidaten, der für konservative Werte eintritt? Kretschmer wäre jung genug, aber kann das ein Politiker, der heute jede AfD-Forderung als rechtsradikal ausgrenzt? Ist ein D. Günther glaubhaft, der lieber mit den Linken koaliert? Steht ein T. Hans für diese Werte? Ich fürchte, es wird ein langer, schwerer Weg für die CDU, zumal sie ein Großteil der Medien und NGOs gegen sich haben wird. Die sehen den erfolgreichen Kommunismus Chinas als Vorbild und wollen diesen hier etablieren.

Norbert Heyer | Di., 5. Oktober 2021 - 15:06

Wer soll jetzt denn die Union wieder auf den rechten Pfad führen. Welche starke Persönlichkeit sollte das denn sein? Die Merkel-CDU hat alle noch vorhandenen konservativen Wurzeln gekappt. Wer in der Union noch konservativ eingestellt war, wurde doch von Parteifreunden öffentlich diffamiert und beleidigt. Die zur AfD abgewanderten Politiker wurden zu „Aussätzigen“ oder „Nazis“. Die AfD wurde als rechtsradikal verschrien, man hat jegliche Brücke zu dieser Partei abgebrochen. Nein, diese Partei der Ja-Sager und Postenjäger hat den Tritt des Wöhlers mehr als verdient. Mit der gesamten bekannten Führungsmannschaft wird diese demolierte Partei den Weg der italienischen Freunde gehen. Ich bin zwar persönlich betroffen, dass es keine konservativ-liberale Partei mehr gibt, aber dieser kopflose Hühnerhaufen hat keine Zukunft verdient, ist er doch ein Fähnchen im Wind der geltenden Mehrheitsmeinung ohne eigenen Kompass, ohne Charakter, ohne eine einzige wirklich überzeugende Grundeinstellung.

Markus Michaelis | Di., 5. Oktober 2021 - 15:54

Ist das der richtige Begriff? Offensichtlich wurde Merkels Politik, ihr Gesellschaftsbild, Menschenbild, Europabild etc. auch von Millionen Menschen getragen, ich denke mal von mindestens 20% auch mehr oder weniger mit derselben alternativlosen Sicht, in gebildeten und politisch einflussreicheren Kreisen eher > 50%. Und wahrscheinlich 80% der Bevölkerung haben mehr oder weniger zugestimmt.

"Toxisch" scheint mir daher nicht zu treffen. Ich fand es nicht gut, dass Merkel soviele Dinge als alternativlos hingestellt hat, und damit automatisch andere Standpunkte als sehr schlecht. Umgekehrt hilft es auch nicht weiter Merkel jetzt als nur toxisch zu sehen - Millionen Menschen spricht sie nunmal aus der Seele.

Ich wünsche mir erstmal mehr Debatten. Vielleicht sehen ein paar Merkelkritiker doch das Licht auf Merkels Seite. Oder Merkelfans sehen, dass die Welt doch etwas bunter ist als durch Merkels Brille.

Tomas Poth | Di., 5. Oktober 2021 - 16:04

... ist doch der rotgrün verortete mediale Mainstream!
Das war doch auch der Grund/Ursache weshalb Merkel diesen linksgrünen Kuschelkurs der CDU aufgepfropft hat!
Die CDU ist momentan Flasche leer und hängt am Fliegenfänger.
Der Hebel muß bei einer Wandlung der Medienlandschaft und den sozialistischen Bildungsinhalten der Schulen angesetzt werden, um ein gesundes Selbstverständnis von der eigenen Nationalität zu vermitteln und traumtänzerische Positionen wie Klima- und Weltenrettung zu kassieren. Diese Positionen müssen durch eine nüchterne, pragmatische Realitätspolitik ersetzt werden.

Bernd Muhlack | Di., 5. Oktober 2021 - 16:19

Der Artikel von Prof. Sommer erinnert mich in Teilen an die geniale Bundestagsrede des Abgeordneten Karl-Heinz Stiegler (LORIOT) - sinngemäß:

1. Die Union sollte und muss und wieso auch nicht!
2. Eine Rückbesinnung auf das Wesentliche und damit die Einbindung der Wähler war schon immer und das darf man ja wohl noch sagen, oder?
3. Neue Zielsetzungen und die Sicherung der Zukunft sind, dass brauche ich jedoch nicht extra zu betonen!
Vielen Dank!

Wenn die Union dies umsetzt ist sie noch nicht am Ende!
Nach 16 J Merkel gibt es so gut wie keine konservativen Unionisten im alten Verständnis.
Wer solche Thesen noch vertritt, gilt als ewig Gestriger, gar als Rechter - "dann ist das nicht mehr mein Land!"
Wenn dem so ist, hat das zur Folge, dass die Union nach Frau Dr. Merkel obsolet geworden ist.
Sie u ihre Prätorianer waren die Inkarnation dieses Systems, welches nun in irreversibler Auflösung begriffen ist.

Landtagswahlen 2022?
"Sarg oder Urne?"

Es war einmal - ein Märchen ohne Grimm

Ernst-Günther Konrad | Di., 5. Oktober 2021 - 16:21

Exakt so sehe ich es auch. Ich schrieb schon einmal. Die CDU muss in die Opposition, neue Strukturen mit neuen Leuten schaffen und endlich ihre Affinität zur AFD bekämpfen und eine sachliche Diskussion über sich selbst und ihr Versagen unter Merkel führen. In einer Jamaika Koalition wird das nichts. Egal, wer da Kanzler wird. Die CDU kann nur über den Schmerz lernen. Vor allem müssen unvorbelastete junge Leute frisch ans Werk, auch eine Werte Union kann die Inhalte nicht allein stemmen, da braucht es Modernität und Zug zur Jugend, Leute mit Basiswissen und beruflicher Lebenserfahrung aus allen Bereichen. Und es braucht einer Leader. Und genau den sehe ich nicht.

Sabine Lehmann | Di., 5. Oktober 2021 - 16:27

Ob Untote über Charisma verfügen, mag Ansichtssache sein. Im vorliegenden Fall jedoch spricht der Blick auf verfügbares Personal Bände. Obwohl man ja hätte meinen können, nach Merkel dürfte es zwangsläufig nur noch besser werden, weil nach unten mittlerweile die Luft ausging, kommen da mittlerweile doch Zweifel auf. Jetzt noch einen Söder aus dem Hut zu zaubern, scheint unrealistisch, und die „Alternativ-Laschets“ sind allesamt müde Papiertiger.
So bliebe am Ende der Gang in die Opposition, und wie ich finde, nicht der schlechteste aller Gänge.
Da können sich dann all die Klatschhasen, Jasager und Fans von Merkels Alternativlosigkeiten-Theater im stillen Kämmerlein überlegen, woran ihre Erfolglosigkeit und Unbeliebtheit wohl liegen könnte. Und vielleicht geht ihnen dann ein ganzer Kronleuchter auf, wenn sie der Wahrheit ins Gesicht sehen: dass sie als Partei so konturlos und inhaltsleer sind wie eine Luftblase. Von ihrer Basis so weit entfernt wie die Erde von der nächsten Galaxie!

Armin Latell | Di., 5. Oktober 2021 - 17:36

Nein, in dem Zustand, in dem sich die Union befindet, ist sie Teil der Lösung. Teil des Problems sind diejenigen im größten Teil der Medien, die das nicht erkannt haben und unverdrossen ihre Bühne für ungehinderte Agitation benutzen. Neutralität ist für diesen Teil des Berufsstandes unbekannt.

Gerhard Fiedler | Di., 5. Oktober 2021 - 17:44

Herr Sommer, Friedrich Merz als irrlichternde Gestalt zu diffamieren, macht Ihren Beitrag zur Reform der CDU nicht besser. Fest steht doch, dass mit ihm seine Partei die Wahl gewonnen hätte. Allerdings hätte er das Risiko eingehen müssen, rechtzeitig in seiner Partei Klartext zu reden. Auch ist die AfD nicht Teil des CDU-Problems, wie Sie es sehen. Die CDU hätte nur ihre bisherigen Positionen nicht aufgeben müssen, die nun, bis auf die zur EU, von der AfD vertreten werden. Und von einer EU kann man ja wirklich etwas Besseres und Demokratischeres erwarten, als die Melkkuh Europas zu spielen. Zu wünschen wäre vielmehr, sich für ein Europa von Ländern stark zu machen, die in Freundschaft verbunden sind, mit enger zwischenstaatlicher Kooperation und weitgehend unangetasteter Souveränität. Ein "Vereinigte Staaten von Europa" wäre m. E. das Falsche. Zu groß und unregierbar ein solches Gebilde! Kleinere gesellschaftliche Einheiten sind besser für das Wohl von freiheitsliebenden Menschen.

Kurt Walther | Di., 5. Oktober 2021 - 17:45

Ein sehr sachlich-nüchterner Artikel  von Prof. Sommer zur Lage der CDU.
Wenn denn nur die Politik die zahlreichen Analysen und aufgezeigten Lösungswege unserer Wissenschaftler für unsere  Probleme und Gefahren ernst nehmen  würde. Aber man/frau nimmt sie ja  gar nicht zur Kenntnis - zumindest ist dies  mein Eindruck.  Ich denke da auch an Warnungen  von Prof. Sinn (ehemals IFO), welche die Wirtschaft, insbesondere den Doppelausstieg (AKW, Kohle) bei der Stromerzeugung,  betreffen.  Die CDU hat auch an dieser  Stelle völlig versagt, nimmt künftige Blackouts und Deindustrialisierung einfach hin. Prof. Sommer fragt völlig zu recht: Wer hat den "Appeal ... etwa den Bau neuer Atomkraftwerke, die Rückkehr zur Wehrpflicht oder eine an klaren Kriterien orientierte Migrations- und Integrationspolitik  ... zu vermitteln". Ich sehe in der CDU niemanden. Die Union  ist für  mich "alten weißen Mann" spätestens seit 2015 ein hoffnungsloser Fall. Eine Physikerin, Dr. A. Merkel, hat es geschafft.

Wie Sie so treffend formuliert haben, könnte zumindest das Zuhören nicht schaden, vor allem, wenn es sich um angesehene Zeitgenossen handelt. Neben Politikwissenschaftlern gibt es ja auch noch andere Experten aus verschiedenen Bereichen, die elementare Schiefstände anmahnen, und das nicht erst seit gestern. Da sind z.B. die beiden ehem. Richter des Bundesverfassungsgerichtes Herr Papier und Udo di Fabio, die seit Jahren u.a. darauf hinweisen, in Deutschland gäbe es einen größer werdenden Dissens zwischen Rechtsstaatlichkeit und politischer bzw. administrativer Praxis. Auslöser war die sog. Migrationspolitik, die bis zuletzt eigentlich nur aus zwei Parametern bestand:
Wer will, der kommt. Und wer kommt, der bleibt. Vorbei an bestehenden Asylgesetzen und unserer Verfassung(Artikel 16a GG).
Der tlw. Bruch mit bestehenden Gesetzen und Teilen der Verfassung hat sich auch in der Corona-Krise mit breiter Unterstützung staatstreuer Medien quasi etabliert und ist damit salonfähig geworden.

Christian Schröder | Di., 5. Oktober 2021 - 19:28

Dem Beitrag von Herrn Sommer fehlt es am aktuellen Realitätsbezug. Die Partei hat keine Zeit auf irgendetwas, auf irgendwen zu warten, was oder wer da demnächst aus der Not wächst oder auch nicht. Sie muss möglicherweise innerhalb weniger Wochen die Führung neu besetzen.

Urban Will | Di., 5. Oktober 2021 - 21:19

konservativer Positionen haben Sie vollkommen Recht, Herr Sommer, aber das kann die CDU auch dann nicht mehr leisten, wenn morgen Mister Charisma um die Ecke kommt und den Vorsitz macht.
Das wird ein jahrelanger Prozess werden, weil das links – grüne Mainstream – Dauerfeuer die Hirne der Bürger dieses Landes bereits zu sehr verseucht hat.
Und vergessen Sie nicht den zu über 90% links – grün durchsetzten ÖR.
Ihre Analyse der Merkel – Jahre passt ebenfalls. Merkel konnte durch perfekte Inszenierung und Volks – Täuschung als „scheinbare“ Bürgerliche immer linker werden und holte trotzdem bürgerliche Stimmen.
Der Aufstieg der AfD war ein Segen für Merkel, weil die wenigen, die ihr nicht auf den Leim gingen als Anhänger der „Rechten“ weggeputzt werden konnten. Die AfD wird nie über ihre 10 - 12% kommen, solange der ÖR und andere weiter quasi widerstandslos die Nazi – Keule schwingen dürfen.
Dieser Irrsinn wird andauern, bis das Land im Dreck liegt, dann fängt man wieder das Denken an.

Karl-Heinz Weiß | Di., 5. Oktober 2021 - 21:40

Warum kann man die politische Zäsur in Deutschland nicht klar benennen: die von Frau Merkel zu verantwortende unkontrollierte Grenzöffnung 2015 ? Die AfD wurde dadurch aus der Versenkung gehoben und ist auf dem Weg zur stärksten Kraft in den neuen Bundesländern, mit denen Frau Merkel nie etwas anfangen konnte. 2018 hat die CDU-Bundestagsfraktion den Aufstand gewagt. Wenn eine markante CDU-Persönlichkeit, dann Brinkhaus. Alles andere sind Merkel-Vasallen, die nun die Backen aufplustern. Brinkhaus muss nun springen, sonst droht der CDU die politische Bedeutungslosigkeit.

Hans Schäfer | Di., 5. Oktober 2021 - 23:16

Wo bitte spiegelt dieses Wahlergebnis Stärke der SPD und ihres Kandidaten wider.
Es ist ein Ergebnis wegen Fehlens einer Alternative.
Die wirkliche Alternative haben sich doch viele nicht getraut zu wählen. Hier trägt die seit Jahren betriebene Diskreditierung der AfD Früchte: Wer
AfD wählt ist ein Rechter, ein Nazi.
Ich weiß nicht mehr den Namen des Beitragsschreiber, der den Wahl-O-Mat ausprobiert hat und darüber einen eigenen Beitrag im CICERO veröffentlichen durfte. Seinem Ergebnis zur Folge hätte er die AfD wählen müssen. Hat er?
Ich behaupte: Nein!! Er schrieb, er war über das Ergebnis erschrocken. Wieso? Hat er etwa die Fragen nicht wahrheitsgemäß beantwortet. Wenn Ja! Warum war er erschrocken? Weil er eine Partei wählen müsste, von der der Mainstream und die anderen Parteien behaupten nicht demokratisch zu sein? Herabwürdigung der AfD im Mainstream bei ihm hat dann auf alle Fälle gewirkt. War er zu Feige zu seinem Ergebnis zu stehen. Auch daran krankt unsere Gesellschaft.

Nicola Chauvin | Mi., 6. Oktober 2021 - 08:55

Die Union braucht einen Politikertyp mit Charisma!
Selten so gelacht. Hatten ja eine Politikerin mit Charisma. Man sieht, wohin das geführt hat. Vielleicht versucht man es mit "Mehr Demokratie wagen". Dafür ist die Union allerdings nicht bekannt. Da werden Stimmen ab und an schon einmal in einem anderen Raum ausgezählt. Wieso spricht man nicht von Schäuble, der Laschet durchgesetzt hat?

Karl Napp | Mi., 6. Oktober 2021 - 09:36

Wie toxisch Frau Dr. Angela Dorothea Merkels Erbe ist, wird sich im vollen Umfang erst nach der Regierungsbildung herausstellen.

Dass es überhaupt vergiftet werden konnte, ist auch der Aufgabenvergessenheit von Parlamentariern geschuldet, welche es jahrelang vorgezogen haben, Anträge der Regierung durchzuwinken, statt deren vorgebliche "Alternativlosigkeit" auf Wahrheitsgehalt hin zu prüfen.
Die AfD?
Eine notwendige Folge dieser Art von Amtsverständnis.

Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 6. Oktober 2021 - 17:17

Das kann auch nur jemand schreiben, der nicht in der CDU ist.
Nach 16 Jahren Merkel und obwohl nicht ausgemacht ist, dass Merkel bei einem neuerlichen Antreten nicht ebenso gescheitert wäre wie Kohl, da wird es der CDU/CSU wohl kaum möglich sein, zu sagen, man habe sich geirrt.
Merkel konnte m.E. nie etwas erklären, hingegen mußte man das in der SPD, um die große Koalition halten zu können.
Es bräuchte halt jemanden, der nicht nur CDU-Politik erklären könnte, sondern auch die Art, wie man sie unter den heutigen Bedingungen durchsetzen kann.
Der Osten bevorzugt evtl. einen Hardliner, weicht deshalb auf die AfD aus, Bayern hat evtl. einen "Hardliner", der aber auch verliert.
Laschet ist nicht schlecht, passt gut zu Scholz.
Laschet kam die Pandemie dazwischen und die Flut.
Er mußte in NRW sein, als Parteivorsitzender die CDU wieder zusammenführen, konnte sich nicht auf seine Kanzleranwartschaft konzentrieren.
Merkel machte nur ihr Ding?
Ich möchte es nur einmal sagen, Laschet ist gut, so!