Ivan Bartoš
Ivan Bartoš könnte der erste Premierminister der Piraten werden / EPA

Tschechischer Premier in spe? - Wirbelsturm Ivan

Die „Pandora Papers“ bringen Tschechiens Premierminister Andrej Babiš wenige Tage vor der Abgeordnetenhauswahl in Verlegenheit. Der Piraten-Politiker Ivan Bartoš hat deswegen gute Chancen, neuer Regierungschef zu werden – nicht nur wegen seiner Dreadlocks verkörpert er einen Generationenwechsel.

Kilian Kirchgeßner

Autoreninfo

Kilian Kirchgeßner ist Korrespondent in Prag. Seit 2005 verfolgt er das Geschehen in Tschechien und der Slowakei.

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Ein Video aus dem Frühjahr, Ivan Bartoš hat es selbst auf seinem Face­book-Profil gepostet: Es zeigt ihn an einer Fitnessanlage in einem Prager Park. Ein paar Mal zieht er sich mühelos hoch, dann macht er eine Rolle um die hohe Stange, dass seine Dreadlocks nur so fliegen. „Meine Form hat durch das ständige Sitzen im Parlament ein wenig nachgelassen“, sagt er schmunzelnd zu dem Video. „Da habe ich vor zwei Jahren mit dem Trainieren angefangen.“

Es ist eine ungewöhnliche Inszenierung für jemanden, der gute Aussichten hat, nächster tschechischer Premierminister zu werden. Aber dass er sich nicht verbiegt, rechnen viele Wähler ihm hoch an, und tatsächlich kann der Video-­Schnipsel von Bartoš’ Trainingseinheit als Symbol für die Prager Piratenpartei dienen: Ihr Biss schleift sich auch nach vier Jahren im Parlament nicht ab – und vor allem hat sie große Ambitionen.

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Romuald Veselic | Di., 5. Oktober 2021 - 11:15

die Zusammenhänge in CZ nach D-Sichtweise anzuarbeiten. Tatsache ist, dass Babis/CZ keine Migranten in solchem Stil aufnimmt/behandelt, wie es einmalig u. nur in D der Fall ist. In CZ stört das die Menschen weniger, dass Babis, Villen in F besitzt. Ob durch Briefkastenfirmen oder Flaschenpost, ist den Tschechen eigentlich schnuppe. Also ein Berliner-Giffey-Effekt, nur unter anderen Voraussetzungen.
Abgesehen davon - NDR, WDR u. SZ sind für mich unglaubwürdig. Denn sie m. dem sog. investigativen Journalismus, immer nur in eine/dieselbe Richtung "ermitteln."
Wichtiger f. CZ ist: In Libyen sind etwa 800000 Migranten, die nach EU allgemein u. nach D speziell kommen wollen. Diese Menge besteht zu 88% aus Männern. Wie gut, dass es CZ-Media gibt, wo man erfährt, was los ist an der Türschwelle zu Europa. Es geht darum, dass Babis Garant dafür ist, keinen, aus dieser wartenden Migrantenmasse aufzunehmen.
Die Czechs ticken anders als die Germans. Und das zählt. Anders denken - ist BUNT... ?

Ich stimme Herrn Veselic völlig zu. Für Tschechien geht es erstmal darum, wenig/keine Migranten aufzunehmen aber die gehen sowieso alle nach D, weil der Trog da wesentlich voller ist. Aber man sollte gewappnet sein, ob die EU sich nicht noch eine Zwangsaufnahmeklausel einfallen läßt, damit muß man rechnen... Also mal eher Nummer sicher, egal wer wieviel Dreck oder nicht am Stecken hat - in D ist das ja absolut kein Thema... siehe Finanzbetrüger Scholz und andere, die Skandale sind hinlänglich bekannt, dreckige Maskendeals, gefakte Doktortitel, Versorgungsposten für die Familie... die Liste ist endlos, spielt doch alles keine Rolle. ;-)
Mein Mann trägt mit fast 70 immer noch einen Pferdeschwanz bis zur Hüfte als Protest, weil der damals unter die "Hippie-Haarabschneide-Maßnahme" in der DDR gefallen ist. Weggefangen und die Haare wurden zwangsgeschnitten! So etwas prägt für das ganze Leben! Nie wieder!! Maximale Ablehnung von Links-Grün, mit aller zur Verfügung stehenden Kraft und Macht!

Ich akzeptiere die Kritik an CZ und PL nicht, es läuft in diesen Ländern nicht alles rund, aber hier läuft auch einiges schief, wenn auch links-schief statt rechts-schief – das macht wohl den Unterschied.

Was in China Zensur und Propaganda heißt, wird in D als „Schutz“ und „Aufklärung“ verklärt. Es findet im ÖRR, in Schulen, in Kindergärten, an Unis und den Mainstreammedien statt. Nicht-konforme Inhalten werden konsequent im Netz gelöscht, „Cancel-Culture“ ist überall, Meinungsfreiheit war einmal!

Die Justiz in D ist nicht neutral, sie wird von der Politik gesteuert. Der ÖRR erfüllt seinen zwingenden Auftrag der Neutralität/Objektivität lange nicht mehr, er treibt Politik und Gesellschaft im Linksschritt vor sich her.

Die „Giffeys“ sind überall.

Diskriminierung findet in D ebenfalls statt, es ist eine umgekehrte, eine sog. „positive“ Diskriminierung. Diskriminiert wird der weiße, christliche, heterosexuelle (konservative) Mensch.

Wir haben kein Recht diese Länder zu kritisieren!

Ernst-Günther Konrad | Di., 5. Oktober 2021 - 11:27

Ja, ein ungewohntes Bild, gerade für uns ältere. Aber es geht hier nicht um sein Aussehen, sondern das, was er politisch umsetzen will. Natürlich haben wir einen Generationenkonflikt. Inzwischen überall begehren Jugendliche auf, rennen aber nicht dem Klimamonster hinter her, sondern fordern Bildung und Fortentwicklung ein. Wenn die Tschechen es mehrheitlich so wollen, sollen sie es tun. Wenn sie glauben EU-Hörigkeit bringt sie weiter, sollen sie es tun. Nur wenn ich lese, was die Politik der "alten weißen Männer" letztlich für das Land gebracht hat, sollte sich jeder gründlich überlegen, was ihm eine andere Partei einbringt. Sollten die Vorwürfe gegen Babis stimmen, wird sich dessen Partei zerlegen und das wäre aber auch in der Entscheidung der Wähler dort. Wenn der Pirat Politik im Sinne der Mehrheit der Bürger macht, sollen sie ihn wählen. Aber auch Tschechien wird die EU nicht retten. Die Polen spielen bereits mit Austrittsgedanken. Merkel Deutschland hat sie ja lange genug gedisst.

Dorothee Sehrt-Irrek | Di., 5. Oktober 2021 - 11:48

ankommen, promovierter Informatiker, hat aber laut NZZ Theologie und Bibliothekswesen studiert.
Da macht es Sinn auf die Wiki-Liste der Bartos zu schauen.
Er erinnert mich schwach an den jungen Gerd Schröder.
Ostpolitikern* will ich eine evtl. unausgegorene Parteilinie nicht vorwerfen, wenn ich auch keine angenehmen Assoziationen mit dem Wort Aktivist habe.
So stelle ich mir das dann vor, im Vordergrund der Kampf für die gute Sache (Star Wars), im Prinzip jedoch nicht entfaltet.
Ach so, dann fehlt natürlich auch nicht der Gegensatz junge Generation gegen die Väter, in diesem Fall dann noch unkonventionell gegen stinkreich.
Na, für wen schlagen da die Herzen?
Es ist nun nicht so, dass ich dafür keinen Sinn hätte.
Einer der besten jungen Countertenöre der Welt ist der Pole Jakub Jozef Orlinski, der auch mit seinem Breakdance begeistern kann, überhaupt "polyglott" daherkommt.
Ich sage es mal so, wenn es keine Attitüde ist, kann Bartos weit kommen.
Von weitem aber schwer einzuschätzen.

denn wie unschwer nachzulesen ist, hat Tschechien demnächst die EU-Ratspräsidentschaft inne.
Ich habe mir angewöhnt, bei "Konflikten" eines Landes immer auch zu schauen, wem könnte was nützen, sind Konfliktverschärfungen denkbar etc.
Ich meine, das ist so etwas wie prophylaktische Gefahreneinschätzung/dämmung...

Christa Wallau | Di., 5. Oktober 2021 - 12:12

...dass es durchaus möglich ist, dass jemand wie Ivan Bartos in deren Land
gewählt wird.
„Warum es nicht mal mit ihm versuchen?“ werden sich viele von ihnen fragen.
„Schlimmer als die anderen Betrüger, sozialistischen Betonköpfe und Abzocker kann er kaum sein.“
Die meisten Tschechen sind absolute Realisten. Ihnen kann man so schnell nichts vormachen. Nicht wenige sind daher aller MACHT gegenüber kritisch bis ablehnend-zynisch eingestellt.
Mit vielen Tricks, Witz u. Ironie
Versuchen Sie sich persönlich-privat durchzumogeln (so gut es eben geht) und trauen ihren Politikern grundsätzlich nicht über den Weg - mögen sie sich „schimpfen“ wie sie wollen.

Gerhard Lenz | Di., 5. Oktober 2021 - 12:22

Der Populist Babis!

So sind sie, die populistischen Saubermänner und -frauen vom rechten Rand!

Stänkern über die EU, präsentieren sich als volksnahe Patrioten, die den Brüsseler Bürokraten die Stirn bieten - und machen heimlich dicke Kasse!

Das üblich "Gelump halt" - alte weisse Männer, voll der Sorge um Tradition und Vaterland. Vorne gibt es die kitschigen Reden für die Einfältigen, und hinten wird die fette Kohle ins Offshore-Paradies transferiert!
Die Pandora-Papers sind ja nicht die einzigen Dokumente, die die beispiellose Korruption Mächtiger und Reicher entlarvt. Und solange es auf europäischer Ebene und im internationalen Kontext keine gemeinsamen Regeln gibt, wird sich wohl nicht viel ändern. Aber da bremsen ja Typen wie ein Herr Orban.

Und nun: Ein Pirat demnächst in der Regierung? Interessant.

Anders als in Deutschland, wo sich die selbsternannten Aufklärer der AfD als rechtsextreme Brandstifter demaskiert haben, eine tatsächliche Alternative.

Stefan Kreppel | Di., 5. Oktober 2021 - 14:52

Es gab einmal einen Präsidenten Vaclav Havel. Fast vergessen.

Frank Bodenstedt | Di., 5. Oktober 2021 - 19:07

Was scheren mich die Angelegenheiten der Tschechen? Nichts. Sie gehen mich auch einen feuchten Kehricht an, ich habe mich um meine, und die meiner Anverwandten, Dinge zu sorgen, wenn in absehbarer Zeit, penetrantes Politgesockse die Macht erhalten wird, diesem Land, als Lebensmittelpunkt und auch -grundlage, den endgültigen Rest zu geben. So gesehen ist CZ höchstens die Betrachtung und Prüfung wert, ob es sich als Zufluchtsort für mich und meine Familie eignen könnte.

Alexander Brand | Mi., 6. Oktober 2021 - 08:20

Es ist absolut richtig, daß Länderregierungen den Willen ihrer Bevölkerungen vor die Vorgaben der EU stellen. Das ist in Europa nur in Deutschland nicht der Fall.

Wenn PL und CZ beschließen, daß sie keine Muslime aufnehmen wollen, dann ist das berechtigt und richtig, denn wie man an D/F sieht, bringen diese Leute ihre unzähligen Konflikte und ihr archaisches Denken nach Europa.

Wenn die EU/D meint, die Osteuropäer durch Sanktionen auf Linie zwingen zu können, dann irren sie gewaltig. Es wird genau das Gegenteil passieren, diese Länder werden GB folgen und die EU verlassen.

Wenn dann unter R/G die Transferunion im linken Geiste auch noch offiziell verabschiedet wird, dann wird es nicht mehr lange dauern, bevor NL, DK, FIN, A etc. die EU verlassen.

Und so wie ich GB/B. Johnson einschätze, werden die den „Exitiers“ neue Perspektiven in einem lockeren und interessensgebundenen Bund souveräner Staaten bieten.

Die EU zerlegt sich selbst und das ist auch gut so!