Markus Söder, Angela Merkel, Armin Laschet
Union-Kanzlerkandidat Armin Laschet und CSU-Parteivorsitzender Markus Söder beim offiziellen Wahlkampfabschluss / dpa

Die Union nach der Bundestagswahl - Alles auf Anfang?

Kopflosigkeit und Selbstmitleid nützen der Union jetzt nicht. Sie hat die Pflicht, über sich hinauszudenken, Szenarien ernsthaft durchzuspielen und sich vorzubereiten. CDU und CSU brauchen einen Plan B. Schließlich haben sie auch eine Verantwortung für das Land.

Autoreninfo

Jens Peter Paul war Zeitungsredakteur, Politischer Korrespondent für den Hessischen Rundfunk in Bonn und Berlin, und ist seit 2004 TV-Produzent in Berlin. Er promovierte zur Entstehungsgeschichte des Euro: Bilanz einer gescheiterten Kommunikation.

So erreichen Sie Jens Peter Paul:

Es mag selbstverständlich klingen, ist es aber offensichtlich nicht: Aus der Erkenntnis, vor der Wahl alles verkehrt gemacht zu haben, folgt nicht eine Verpflichtung, dies nach der Wahl ebenso zu handhaben. Die Wut und der Ärger der Ab-, Nicht- und mit knapper Not Gewählten, die sich gestern medial, online und abends dann auch höchstpersönlich in der geschrumpften CDU-/CSU-Bundestagsfraktion Bahn brachen, mögen menschlich verständlich sein; die Enttäuschung braucht ein Ventil nach Monaten der Faust in der Tasche.

Nur: Gerade eine Partei, die sich gern als letzte Bastion der Aufklärung, des Pragmatismus und der Vernunft versteht, muss in der Lage sein, auch und gerade in der Krise von eigenen Befindlichkeiten zu abstrahieren und den Blick wieder auf das große Ganze zu richten – und sei es in einer ruhigen Stunde beim ersten Morgenkaffee vor der wenig erbaulichen Lektüre des Pressespiegels. Das bedeutet: Auch eine gerupfte CDU, die aussieht wie ein Papagei, der durch den Ventilator des Wählervotums geflogen ist, kann sich nicht einfach als dienstunfähig abmelden. Affektgetriebene Selbstzerfleischung wird in dem Moment unprofessionell, in dem man anderswo als Gegengewicht gebraucht wird.

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

W.D. Hohe | Mi., 29. September 2021 - 18:50

Der verantwortliche Kapitän ist, den Eisberg im Blick, geradeaus weitergefahren - schockgefroren

W.D. Hohe | Mi., 29. September 2021 - 18:56

Für so einen "Jungen Hupfer" ein sehr guter Kommentar
Ersteres ist satirisch -
Letzteres ernst gemeint
Intelligenter sprachmächtiger Beitrag

Ich kann Ihrem positiven Kommentar nur uneingeschränkt zustimmen.
Glückwunsch an den Autor, da kann sich so manch anderer eine Scheibe abschneiden für so viel Vorausschau.

Wolfgang Borchardt | Mi., 29. September 2021 - 19:03

... hat in 16 Jahren keine Verantwortung wahrgenommen, lediglich ungelöste Probleme hinterlassen.

Rob Schuberth | Mi., 29. September 2021 - 19:33

Antwort auf von Wolfgang Borchardt

...werter Herr Borchardt.

Darum wurde diese Union ja auch abgewählt.
Zwar knapp, aber eben doch abgewatscht.

Rob Schuberth | Mi., 29. September 2021 - 19:31

Somit ist sie für mich auch abgemeldet.

Was der Autor da insinuiert kann ich nicht nachvollziehen.

Ich weiß, es gibt abenteuerliche Pläne die Union doch noch irgendwie, auch mit Söder als Kanzler, an die Töpfe der Macht zu bringen.

Aber die Macht ist weg. Punkt.

Günter Johannsen | Mi., 29. September 2021 - 19:50

Ich hoffe, CDU/CSU hat gelernt, dass es sich nicht lohnt, wenn man dem Souverän nur einseitige Informationen zukommen lässt! Wenn die ÖR-Medien nur noch das berichten, was man dem dummen Volk wissen lassen will (Linksextremistische Aufmärsche werden immer gewalttätiger//aus dem Islam importierter Judenhass ist zahlreicher, als gemeldet//Kampf auch gegen LinX)!
Ein Wort zu dieser Auf-dem-linken-Auge-blind-Politik hätte CDU/CSU zum Wahlsieg verholfen. Der Souverän will ehrlich informiert, nicht belogen werden!

K. Busch | Mi., 29. September 2021 - 19:59

Ich weiß es nicht, denke aber die Union hat einen Plan B und man hält sich nur zurück, weil man verkündete der SPD den Vorrang in den Sondierungsgesprächen zu geben. die CDU hat eine Reihe von kompetenten Mitstreitern, das sollte nicht unterschätzt werden. Unerträglich finde ich persönlich interne Auseinandersetzungen in die Öffentlichkeit zu tragen. Ob man den Kanzlerkandidat jetzt oder später austauscht ist doch zweitrangig. Jetzt gilt es die FDP + Grünen an den tisch zu holen u. zu sondieren. Das 10 Personen Team der Grünen (m. E. lächerlich von der Zusammensetzung) dürfte doch wohl beherrschbar sein, es sei denn O. Scholz verspricht A.B. einen Posten, der für sie lukrativ, aber die Regierung spätestens in 2 Jahren auseinander reißt. Herr Paul hat wahrlich erfrischend dargestellt, wo der Hase im Pfeffer liegt. Leider ist es Wahrheit + kein Spaß! die Klimapanik der Grünen spaltet die Gesellschaft noch stärker als die Coronamaßnahmen.

Ingofrank | Mi., 29. September 2021 - 20:34

zeithöchste Amt im Staat einer Frau
mit maximaler Distanz zu diesem Land ….

Ich habe Ihren Artikel mehrfach gelesen ohne einen konkreten Hinweis od. Namen gefunden zu haben. Mir fällt da nur Fr. C. Roth ein, auf die ihre Beschreibung passt. Habe ich da an Meldungen etwas verpasst sehr geehrter Herr Paul? Ich weiß nur KGE als Bundespräsident, als ein mögliches Angebot der CDU, den möglichen Einstieg der Links Grünen mit der CDU zu Jamaika zu versüßen.
Vielleicht kann mich jemand aufklären.

MIT freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik

P.S. ….Adenauer Haus gehört auch in die in die Erneuerung integriert.

Ich versuche es ganz einfach, lieber Herr Ingofrank, Sie aufzuklären.

"Eine spezifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifizierbar"
"Einwanderern kann man keine Anpassung an eine vermeintlich tradierte Mehrheits-kultur per se verordnen", lehrt uns die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung
Özoguz SPD. Weitere Aufklärung erhalten wir von ihr, der künftigen Bundstagspräsi-dentin AydanÖzoguz. Ich treffe Vorbereitung mit Langenscheidts Wörterbuch Türkisch/Deutsch und zurück Deutsch/Türkisch

Ja, diese deutsche Kultur ...

Die gebürtige Hamburgerin Aydan Özoguz ist seit geraumer Zeit in meinen
TOP-10 der "Komm-mit-mir-auf-einsame-Insel!" etabliert!
Warum?
Es gibt keine einsamen Inseln!

Den Spruch mit der dt. Sprache als einziges Kulturgut sagte sie im Beisein der Kanzlerin: sie stand lächelnd, rautierend daneben!
Inzw. ist Frau Widmann-Mauz Integrations-Beauftragte der BuReg/Merkel.
Knapp 200 Semester Jura ohne Abschluss - na prima!
Wiederholend => nur die Haltung zählt!

BT-Präsident/in?
Als stärkste Partei, Fraktion hat die SPD das ZugriffsR.
Mit Thomas Oppermann hatte sie mMn einen sehr guten BT-Vize.
Leider hatte er plötzlich das Gebäude für immer verlassen - ein guter Mann!

Wen hat die SPD als charismatischen BT-Prä?
Niemand - Nichts!
Jedoch behauptet Heidegger es gäbe kein "Nichts" - folglich wird man jemand finden!

Langenscheidt: Türkisch-Deutsch?
Fehlkauf - Aydan Özoguz spricht sehr gut deutschisch!

=> arabisch, chinesisch sind angesagt!

Schönen Abend!

Diese Dame hatte ich weiß Gott nicht auf dem Schirm. Muß ich auch nicht, oder?
I C H fühle mich nicht als Ossi und denke, dass ich sozial und politisch integriert bin. Ein Wörterbuch brauche ich auch nicht, da ich das u.a. in NRW gebräuchliche „Mett“ in das thüringische „Gehaktes“ übersetzen kann. Und ich vermute mal, Ihnen gehts ähnlich und Sie können mit dem Begriff „Broiler“ = gebratenes Hähnchen, auch etwas anfangen. Bleiben wir doch beim Deutschen.
Nochmals Danke.

Mit freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik

Peter Sommerhalder | Mi., 29. September 2021 - 20:47

CDU ist plötzlich in einer anderen Situation.
Das könnte noch recht spannend werden !

Ich, der unverbesserliche Optimist, hoffe da auf ein bisschen Action von der CDU...

Charlotte Basler | Do., 30. September 2021 - 14:46

Antwort auf von Peter Sommerhalder

unauffällig und geräuschlos in die 3. Reihe verschwinden würde?
Das schaffen die Grünen ganz gut. Frau Bärbock wurde ohne großes Trara durch H. Habeck ersetzt.
Hoffe ebenfalls, dass es noch spannend wird.
Konfuzius sagt: „Wer einen Fehler macht und ihn nicht korrigiert, begeht einen zweiten.“

Florian Rauscher | Mi., 29. September 2021 - 20:57

Lieber Herr Paul,
ihrer Analyse stimme ich grundsätzlich voll zu, gestatte mir aber doch ein paar Anmerkungen: Wenn Politiker der Union nun betroffen (oder scheinbetroffen, oder in welcher Gefühlslage auch immer...) betonen, dass sich aus dem Wahlergebnis kein Regierungsauftrag ableiten lässt, haben sie damit - zunächst mal - einfach recht. Die Union hat die Wahl verloren. Das ist so. Auch knappe Ergebnisse sind Ergebnisse. Dies zerknirscht vor Kameras zu bekunden mag zunächst mal wie politische Folklore aussehen. Aber auch das gehört in den Stunden und Tagen nach einer Wahl dazu. Die Tür für Verhandlungen mit den anderen Parteien zugeschlagen hat die Union EXPLIZIT nicht. Das hat 2017 die SPD gemacht! Hätte man einem SPDler am Wahlabend 2017 gesagt, dass die Fraktion auch der 3. Auflage der GROKO ihren Segen geben wird, hätte man wahrscheinlich eine gescheuert bekommen. Wie es kam, wissen wir. Oder Schröder 2005. "Nie wird meine SPD eine Angela Merkel wählen"... warten wir mal ab...

... wäre ihm zuzutrauen, dass er dann plötzlich die gesamte "rechte Seite" als bürgerlich akzeptabel sieht und sich (indirekt) von den "Blauen" mit wählen lässt. Und das hat sogar schon mal ein linker Ministerpräsident gemacht ... oder irr ich mich.
Auch wenn ich es mir nicht wünsche, aber die Merkel bekäme Schnapp-Atmung, wetten dass! Und das wäre das Beste daran :)

Dr.Andreas Oltmann | Mi., 29. September 2021 - 21:28

Bei aller Sympathie für Ihre Gedanken, Herr Paul - ich glaube nicht, dass die Mehrheit der Wähler sich den grandiosen Verlierer Laschet und das Mitläuferteam von Merkel in den Ministerien als die Zukunft Deutschlands wünscht! Mit dem Personal wird es keine klare Ansage geben, jeder ist sich selbst der Nächste, und alles bleibt so wie bisher. Die Verantwortung liegt bei den Anderen, so drückt man sich davor. Dass sich dieses Land mit dem bisherigen CDU-Team positiv in die Zukunft entwickelt, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Zu sehr hängen sie an ihren Posten: erst die Person, dann die Partei und zuletzt das Land!Laschet, Spahn, Braun, Altmeier, Brinkhaus , Kramp-Karrenbauer und wie sie alle heißen- wer will sie noch, wer braucht sie noch nach 16 Jahren „bleierne Zeit“?

Michael Klein | Do., 30. September 2021 - 08:02

Die Lage der Union war schon lange desaströs. Nun hat sie es vom Wähler attestiert bekommen. Ob das als Weckruf ausreicht, wird sich zeigen. Solange man an Bord der angeschlagenen CDU noch glaubt, eine Chance auf das Kanzleramt zu haben, wird man sich der Realität immer noch nicht stellen. 24% bei einer Bundestagswahl - das ist mehr als ein Weckruf. Das Dilemma besteht darin, dass die CDU keinen erkennbaren Markenkern mehr hat. Der Konservativismus im guten Sinne wurde verraten, man hechtete postmodernen Aphorismen hinterher, ohne sie so glaubwürdig wie eine andere vertreten zu können. Wozu auch? Deutschland braucht eine christlich-liberal-konservative Partei, die erkennbar klar Werte und Positionen vertritt und sich nicht in Beliebigkeiten ergeht. Und das erfordert Substanz, Mut und Haltung. Alles Tugenden, die schon seit Jahren nicht mehr erkennbar war. Jetzt braucht es eine Runderneuerung auf der Basis reflektierter Werte. Auf gehts !

Urban Will | Do., 30. September 2021 - 08:14

hier beschriebene Prozess nur dann halbwegs klappen, wenn man – endlich ! - wirklich abschließen würde mit diesen unsäglichen 16 Jahren.
Sie haben einiges von diesem Irrsinn angedeutet, der dieses Land nach unten zu ziehen droht, sämtlich alles Folgen Merkelscher Fehlentscheidungen, Energie und Migration mal an erster Stelle genannt.
Aber man sitzt in der Merkel – Falle, es zeigt sich – noch – niemand, der im Stande ist, hier in die Offensive zu gehen.
Ein befreiender Artikel in einem der Leit – Print – Medien und man wäre quasi bei Null. Doch dazu gehört eine Eigenschaft, die man in der Politik nicht mehr findet.
Demut und Erkenntnis, bzw. Eingestehen der eigenen Fehler, nicht nur so daher gelabert, wie das ab und zu geschieht, nein, eine fundamentale Abrechnung mit dem Unsinn, den man hat mit sich machen lassen.
Ich bin mir sicher, ein Neuanfang wäre auch kurzfristig einzuleiten, man muss in der Tat nicht alles gleich aufarbeiten, aber der Paukenschlag muss jetzt kommen.

Carola Schommer | Do., 30. September 2021 - 08:20

Befindlichkeiten herunterschrauben, Eitelkeiten überwinden, Irrtümer eingestehen. Die maximale Loslösung von Merkelschen Glaubensätzen und ihrem Bordpersonal und anschließend mit scharfer Analyse ans Werk.

Eine Besinnung auf das wofür die CDU eigentlich stand, dazu die Bereicherung mit liberalen Ideen. Sondierung mit Vorschlägen der AfD, diese endlich in die Pflicht nehmen, wie seit langem postuliert, und eine Koalition mit den Blauen andenken. Pragmatisch zum Wohl für unser Land. CDU 196 + FDP 92 + AfD 83 = 371

Grüsse aus Absurdistan. Da wünscht jemand den demokratischen Parteien offsichtlich den Untergang. Und wahrscheinlich die ganze Demokratie zum Teufel. Der Wähler - der für mind. 75% der Bevölkerung steht - würde Kungeleien mit der rechtsextremistischen AfD zweifelsfrei nicht tolerieren.

Es gab in der deutschen Geschichte schon mal Konservative, die Extremisten in eine Regierungsverantwortung gehievt haben. Die Katastrophe, die daraus entstand, ist bestens bekannt.
Natürlich sind die Konservativen in Weimar nicht identisch mit heutigen christlich-liberalen Demokraten. Und sie sind schlau genug, den Fehler von damals nicht zu wiederholen.

Manche Foristen sind ja in ihren Fantasien durchaus kreativ. Die Christlichen und Liberalen könnten ja auf die AfD aufpassen, meinte hier jemand, der sich selbst gerne als klugen Analytiker feiert.
Oder: Eine Weidel - die bereits an Parteispenden und Beraterverträgen scheitert - wäre eine gute Finanzministerin!

Humor ist, wenn man trotzdem lacht...

Gunther Freiherr von Künsberg | Do., 30. September 2021 - 13:25

Antwort auf von Gerhard Lenz

Die AfD ist aus mehrfachen Gründen nicht wählbar, sie aber mit dem Adjektiv
“ rechtsextremistisch“ zu versehen ist nicht gerechtfertigt. Würde man die Beurteilungskriterien anwenden, den man durch journalistische Erziehung/Beeinflussung bei der AfD anwendet auch links anwenden, wären wahrscheinlich sogar die Jusos (Jugendorganisation der SPD) als linksextremistisch einzuordnen. Die Linke muss mit ihrer Trotzkistischen Vorsitzenden Janine Wissler und wegen Aussagen auf einer Strategiekonferenz Millionäre zu ermorden, in jedem Fall, ungeachtet der vorerwähnten Beurteilungskriterien, als linksextrem und damit verfassungswidrig eingestuft werden. Es ist der bedenkliche Umgang mit Adjektiven, der zu politischen Fehlbeurteilungen führt.

ich stimme Ihnen völlig zu. Aber das wird NIEMALS passieren, da die "rechte Schmuddelecke" von der rot-grünen Journaille und dem ÖR immer weiter dämonisiert und verteufelt wird. Vernunft ist schon lange auf der Strecke geblieben.

Ich habe die Zahlen für die Abgeordneten jetzt nicht überprüft, aber die Summe stimmt: Es gibt immer noch eine bürgerliche Mehrheit in unserem Lande. Sie kommt wegen "Ausschließeritis" nicht zum Zuge. Zudem gibt es innerhalb des bürgerlichen Lagers zu viele Gegensätze. Betreffs AfD gibt es zahlreiche Unterstellungen, ja sogar Hass und Hetze. Ich erinnere mich diesbezüglich noch sehr gut an einen Cicero-Artikel von Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP).
Zudem: Der interne Zustand von Union und den Blauen ist zur Zeit unbefriedigend, ja desolat. Und die "Partei der Besserverdienenden" war ohnehin schon immer wackelig, Es bleibt aber zu hoffen, dass sie sich einer deutlichen Linksverschiebung, die die Leistungsfähigkeit unserer Wirtschaft schädigt, immer wieder widersetzt.
Grüße von der "Oder-Neiße-Friedensgrenze" (DDR-Jargon)

Norbert Heyer | Do., 30. September 2021 - 09:17

Die „Vorgespräche“ und die allgemeine Grundstimmung spricht für die Ampel-Koalition. Natürlich hält sich sowohl die Union als auch die FDP eine andere Option offen, die aber den Liberalen nur zur Optimierung der eigenen Position dient. Alles läuft auf die erste Variante zu. Natürlich wird Herr Laschet den Grünen und Liberalen alles versprechen, was möglich ist, aber bei vielen Beteiligten erscheint die Union als ausgebrannte Partei ohne Zukunftsperspektive. Derweil lehnt die Kanzlerin sich genüsslich zurück und bewundert ihr Werk der Zerstörung der Demokratie. Ihre Wahlkampfhilfe für die CDU wirkte wie ein widerliche Pflichtaufgabe, der sie nur halbherzig nachkam. Trotzdem - bei der Fehleranalyse für das Versagen der Union fällt ihr Name nie direkt als Hauptschuldige an diesem Desaster. Solange die Union sich nicht dieser Sachlage stellt und ihr Denkmal kritisiert und demontiert, wird sich an ihrer Politik nichts ändern. Das bedeutet dann ihren sicheren und sehr schnellen Niedergang.

Christoph Kuhlmann | Do., 30. September 2021 - 09:48

Solange Laschet von der Regierungsoption innerparteilich an der Macht gehalten wird kann sich die Union nicht erneuern. Andererseits ist die Zahl seiner Kritiker schon viel zu hoch um ihm einen Führungsanspruch zuzubilligen. Dieses Patt macht die Union zurzeit handlungsunfähig. Deshalb hat Sie auch keine Zeit für Sondierungsgespräche mit der FDP. Wahrscheinlich kann man sich nicht einmal über den Termin und die Inhalte einigen und wer überhaupt verhandeln soll. Vielleicht setzt man auch auf Zeit und einen erneute Verweigerung der FDP bei einer Ampel-Koalition, weil Rot-Grün sie zu sehr in die Ecke drängt. Dann hätte die CDU Zeit Laschet und die Seinen am langen Arm verhungern zu lassen und sich auf Söder zu einigen. Der müsste Jamaika eigentlich hinbekommen. Wenn es im Frühjahr wieder rot-schwarz gibt, breche ich zusammen.

Sylvia Zarnack | Do., 30. September 2021 - 10:33

Folgendes sollte nicht übersehen werden:
Sie Grünen, die so tun, als ob das ganze Land jetzt nur den Klimawandel bedenkt, sollte erkennen: sie sind nur von 15% gewählt worden!
Die SPD und die Union sind jeweils von 75% nicht! gewählt worden. Daraus lassen sich keinesfalls klare Präferenzen ableiten.
Durch die meist negativen Medienberichte über Laschet kann ich mir kein klares Bild von ihm machen. Ich erinnere aber an Helmut Kohl, der sich sein gesamtes politisches Leben lang verspotten lassen musste (Birne, tölpelhaft, nicht eloquent etc.). Jedenfalls ist mir als Kanzler ein Mensch mit Regierungs- oder zumindest ministerieller Erfahrung allemal lieber
als nur Selbstbewusstsein und Ideologie.

Ernst-Günther Konrad | Do., 30. September 2021 - 12:35

Jemand wie Sie Herr Paul hätte im Wahlkampfteam Laschets sein müssen. Die Frage wäre nur gewesen, hätte Ihnen jemand zugehört? Wir Foristen lesen Ihre Gedanken hier und ich stimme Ihnen in allem zu. Das Problem der CDU ist, sie hatte nie einen wirklichen Plan A, kein Wahlkampfprogramm, keinen charismatischen Kandidaten. Sie hatten dafür SÖDER als Gegenpart und besten Gegner, den man sich wünschen kann und nutzloses Beiwerk, Merz und Röttgen. Und sie haben noch immer diese Regierung im Amt von der man was hört? Die alten Granden Schäuble, Merkel, Bouffier sind die bereits in Rente? Sie haben allerdings recht und die Tatsache, dass Laschet noch immer im Spiel ist, wenn er auch gerade wie ein Zombie wirkt ist der Umstand, dass eben Lindner mit Laschet kann, wahrscheinlich auch lieber will und er Ansprechpartner braucht, die dann, wenn auch nur auf Zeit, mögliche Verhandlungen führen und zu Jamaika kommen könnten. Wäre das der Fall, können personell später die Karten neu gemischt werden.

Gunther Freiherr von Künsberg | Do., 30. September 2021 - 13:48

der ca. 60 Mio Wahlberechtigten (bei ca. 70 % Wahlbeteiligung) haben für einen Kanzler Scholz oder Laschet gestimmt. Rechnet man die nicht wahlberechtigten Jugendlichen mit ein liegt die Zustimmung bei weit unter 20 %. Daraus einen Anspruch abzuleiten Kanzler zu werden ist mehr als vermessen. Gleiches gilt für eine Partei, wenn sie sich dahingehend äußert, sie habe wegen des
Stimmenvorsprungs (von weniger als 2 %) Anspruch darauf den Kanzler zu stellen. Eher das Gegenteil ist der Fall. 80 % der Wahlberechtigten wollten weder Scholz noch Laschet. Die Parteien SPD und CDU sollten darüber nachdenken wer aus ihren Reihen in der Bevölkerung den größten Rückhalt hat, und diesen im Bundestag zur Wahl stellen und nicht einen mit weniger als 20-%-iger Zustimmung Abgewählten. Es dürfte dem Demokratieverständnis der Bevölkerung schaden, wenn ein aus ihrer Sicht Abgewählter ins Kanzleramt einzieht.

Heidemarie Heim | Do., 30. September 2021 - 18:04

Antwort auf von Gunther Freihe…

Vielen Dank werter Freiherr von Künsberg! Mein Verständnis von Demokratie hatte schon geraume Zeit vor diesen Wahlen gelitten. Und auch ich startete den ein oder anderen Versuch wie auch Sie, mal das ganze Bild aufzuzeigen bzw. zu zeichnen.
Wie an anderer Stelle erwähnt, sehe ich die Ursachen darin, was schon EX-BP Herr von Weizsäcker betreffs unserer Parteien und was deren Eroberung des Staates anmahnte. Und angesichts auch der Mittelmäßigkeit heute tätiger politischer Persönlichkeiten im Vergleich zu ihm und anderen seiner Zeit, kann es Einem nur grausen. Darüber hinaus stellt sich mir wie gesagt immer öfter die Frage, ob die GründerInnen unserer Verfassung entwicklungsmäßig nicht anderes für die neue Demokratie und unser Volk nach unsäglichen Kriegen und verbrecherischen Regimen von rechts und links, im Sinn hatten. Der heutige Zustand, die Polarisierung der Gesellschaft und das Ungleichgewicht zwischen Parteienmacht und Bürgerwillen kann es m.E. nicht sein. MfG