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Die Meute aus Fotografen und Journalisten treibt die Politik vor sich her / Jan Staiger

Journalismus in der Demokratie - Medienwahlkampf

Fast alles, was wir von der Welt wissen, wissen wir durch Medien. Das gilt auch für die Welt der Politik. Weil die Sachfragen komplexer werden und die wissenschaftliche Expertise widersprüchlich ist, haben die Medien den aktuellen Wahlkampf auf Köpfe und Personen zugeschnitten. Wird das unsere Wahlentscheidung verändern?

Autoreninfo

Bernd Gäbler ist Medienwissenschaftler und Journalist. Er lehrt seit 2006 an der FHM Bielefeld Medienkommunikation  und Journalismus. Von 2000 bis 2005 war er Chef des Adolf-Grimme-Instituts in Marl. 

So erreichen Sie Bernd Gäbler:

Als Trump 2016 die Präsidentschaftswahlen gewonnen hatte, war dafür angeblich ein Gebräu aus Fox News, Twitter, russischen Hackern und Cambridge Analytica verantwortlich. Medien sind ein Mythos der Moderne. Oft müssen sie als Platzhalter für scheinbar unerklärliche Phänomene herhalten. Das liegt nahe, denn alles, was wir von der Welt wissen, wissen wir laut Niklas Luhmann durch Medien. 

Medien sind aus auf Neuigkeiten. Neu ist an der diesjährigen Bundestagswahl, dass kein amtierender Kanzler sein Amt verteidigt. Neu ist, dass die Grünen sich zutrauen, mit einer jungen Frau ins Rennen zu gehen. Logischerweise zog Annalena Baerbock die Aufmerksamkeit auf sich. „Endlich anders“, jubelte der Stern. „Die Frau für alle Fälle“, titelte der Spiegel, der befand, die Herausforderungen seien „so fundamental anders, dass Erfahrung sogar hinderlich sein könnte“. Und die Zeit vergab das Qualitätssiegel: „Die Überlegene“, für die „Regierungsferne“ ein „strategischer Vorteil“ sein könne. 

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helmut armbruster | Do., 9. September 2021 - 08:02

keit vorhanden ist.
Den Kandidaten fehlt Charisma, Ideenreichtum und geistiger Glanz und - nicht zulezt - das Feuer der Leidenschaft,
Sie sind eben nur Mittelmaß und nicht mehr.
Gewiss, ein geschickter Journalist kann Mittelmäßigkeit so aufhübschen, dass sie als genial verkauft werden kann.
Aber selbst wenn ihm das vollkommen gelingen sollte, so fehlt doch die Authentizität und einem geschulten Blick wird nicht entgehen, dass hinter der Maske die Mittelmäßigkeit durchscheint.

Weil Macht (& Medien sind Macht) vereinnahmt werden.
1. M.p.M. - Jede Info ??, vom Zeitpunkt über Inhalt über Wer, wo, was, wann, mit wem, welche, wofür, wie -
Wie es die Macht zum Zeitpunkt benötiget.
2. Es gibt keine Zufälle, alles punktgenau geplant & analysiert bis hin Aussagen von Wahlprognosen. Und selbst die geplante Prognose ist geplant & kalkuliert.
3.Medien sind das Schwert & Schild der Macht geworden & die Macht entscheidet, wer angestellt & in welche Richtung marschiert wird.
Deshalb wird es nicht noch einmal auf dieser Erde keine zweite Watergate-Affäre geben.
Medien sind umstruktuiert worden, um zu belehren, zu filtern, zu manipulieren & zu bewerten ?? Hopp oder Topp

Zwischentöne unerwùnscht - nur sw - ws erlaubt.

UND DIES IN ALLEN SÄULEN DER MACHT

Bestes Beispiel - Steuersystem
Ich behaupte, über 2/3-90% der Bürger finden es ungerecht, egal wer auf der Brücke steht.
Und trotz des erst einmal guten WOLLEN'S der linken Gedanken nach ihren HANDELN Wüste & Chaos.

...werter Herr Lehmann.

leider wurde mein ähnlich tendierender Komm., der das Framing verurteilt und anhand v. Bsp. belegt hatte, einbehalten.

M. Bernstein | Do., 9. September 2021 - 08:18

Kann man in den USA den Zuschnitt auf einen Kandidaten noch damit rechtfertigen, dass der Kandidat ja letztlich auch gewählt wird, ist in Deutschland so, dass man damit die Entscheidung des Wählers untergräbt und nur die Medien sich an immer neuen Skandalen und Skandälchen laben können.
Ansonsten bedeutet es doch schlicht und ergreifend, dass die Parteien machen können, was sie wollen nach dem Motto "Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern" solange die Medien nur hinter mir stehen und mich hochschreiben.

Hans Jürgen Wienroth | Do., 9. September 2021 - 09:20

Da es heute kaum noch neutrale, „unabhängig und überparteilich“ berichtende Medien gibt (und da schließe ich den ÖRR ein), muss man sich vielfältig informieren und die Informationen selbst abwägen. Das fällt umso schwerer, weil nicht jeder Fachmann für alles sein kann, aber oft hilft eine gute, fundierte Schulbildung und gesunder Menschenverstand. Wann liest man z. B. Negatives über die Erneuerbaren, abgesehen von den Kosten? Politik hat alternativlos zu sein, medial gibt es keine Kompromisse mehr, auch wenn es die Gesellschaft spaltet.
Die Medien begrenzen den Wahlkampf auf die „Kanzlerkandidaten“ und ggf. noch auf „Parteien in Regierungsverantwortung“. So kann man die bösen „Schmuddelkinder“ ausschließen. Dass der Kanzler nicht direkt gewählt wird und die Parteiprogramme wichtiger sind, liegt nicht in dem Interesse der Medien. Eine Programmanalyse ist aufwendig und die eigene Präferenz wäre möglicherweise zu offensichtlich. Da arbeitet man sich doch lieber an den Personen ab.

Christa Wallau | Do., 9. September 2021 - 09:48

Es wäre die vordringliche Aufgabe der Medien, die
Machbarkeit und die langfristigen Folgen der Programme zu überprüfen, welche die einzelnen Parteien vertreten.
Stattdessen beschäftigen sie sich überwiegend mit den Personen, welche die einzelnen Parteien zur Wahl anbieten. Und nicht einmal dies tun sie neutral und in gleichem Maße auf alle verteilt.
Dadurch entsteht ein völlig verzerrtes Bild von den verschiedenen Parteien in der Öffentlichkeit.

Der Durchschnittswähler glaubt den Behauptungen und Versprechen der Kandidaten und mißt sie in erster Linie nach ihrem Auftreten bzw. nach der Sympathie, die sie in ihm wecken.
Das ist in hohem Maße infantil, wirdd aber von den Medien nicht bekämpft, sondern befeuert.

Nüchterne, ja brutale Sachlichkeit müßte das Gebot der Stunde sein.
Stattdessen herrscht Wunschdenken vor.
Entsprechend wird die Wahl ausfallen.

Rob Schuberth | Do., 9. September 2021 - 11:05

...eine Ausnahme in unserer aktuellen Medienlandschaft.

Wer wissen will wie es um D (wirklich, also ungeframt) steht der liest besser die angrenzende Auslandspresse.

Wer sich jetzt über einen Wahlkampf ohne echte Themen beschwert, aber bislang jede noch so kleine Gelegenheit genutzt hat um einem der Kandidaten zu schaden, weil ja Clicks zu holen waren, den nennen ich einen Heuchler.

M. E. braucht es keinen Wahlkampf.
Aber mehr u. über die gesamte Legislatur anhaltende Bürgernähe.

Dann würden auch die ganzen Wahlversprechen (also die Lügenmärchen) u. das den Bürgern "Honig um den Bart schmieren" aufhören.

Mehr politische Bildung.
Und keine Parteispenden mehr.
Max. 2 Legislaturperioden.

Dann kommt hier auch wieder Ordnung in unsere Politik.

Urban Will | Do., 9. September 2021 - 11:57

gemeißelt, neben dem Postulat von HaJo Friedrichs, in alle Redaktionsstuben hängen.
Sie sind zu Wunschdenken freier Bürger verkommen, die sich in großer Mehrheit oft „alternativlos“ den Haltungs – Medien zuwenden und dann selbst filtern müssen, was dort noch an wirklich unabhängiger Information zu holen ist.
Das geht und macht einen wach, aber es kostet auch Energie und die investieren nun mal nicht alle, eher sogar nur eine kleine Minderheit.
Und so ist es – wie man allenthalben sieht – ziemlich einfach, die Menschen zu steuern.
Fragen Sie bspw. jemanden, warum er nicht AfD wählen kann, kommt sofort das „Nazi – Argument“. Fragt man nach Beispielen, wo genau die AfD Forderungen stellt, die denen der NSDAP entsprechen,... Schweigen.

Sie geben hier ein gutes Beispiel dessen, was Sie am Ende fordern: zum Denken anregen.
Und zwar im Falle der Grünen. Was die nämlich anstreben ist – so wie hier beschrieben, aber eben nicht wörtlich erwähnt – eine neue Form des Totalitarismus.

Christoph Kuhlmann | Do., 9. September 2021 - 12:03

beim Publikum Affekte zu generieren. Brutale Bilder und herzzerreißende Reportagen über menschliches Leid sind wesentlich schneller und billiger zu produzieren als umfassende Analysen komplexer Phänomene, die wenigstens Ansatzweise die Frage nach dem Warum beantworten. Diesen Aufwand sparen sich die Affekt-Medien. Da wird im Rahmen der üblichen Schwarz-Weiß-Malerei nach der Schuld gefragt. Reduktion von Komplexität in einer Welt in der es nicht um Wahrheit sondern um Auflage und Quartalsgewinne geht. Die politischen Kommentare und Horrorbilder gibt es umsonst im Internet, für Recherche und sachliche Berichterstattung muss man zahlen.

hermann klein | Do., 9. September 2021 - 12:50

Ich finde die Diffamierung der gesamten AFD in den Medien niederträchtig und scheinheilig.
Natürlich gibt es in der AFD obskure Sonderlinge.
Jedoch, wenn ich die Reden Alexander Gauland und Alice im Weidel im Staatsfernsehen anschaue muss ich Ihnen zu 85% rechtgeben. Diese Ansichten wurden früher von CDU/CSU gefordert und besetzt.
Deshalb ist der Untergang der CDU/CSU eine Frage der Zeit bis sie bei 10% angekommen sind.

dazu ein kleinesDiese Angst durchzieht die Wahlkämpfe aller Coleur und bestimmt die Berichterstattung der Medien. Gestelzte, verklemmte, gehandycapte Artikel sind das Ergebnis. Angst als AfD´ler erkannt zu werden, ist der Erfolg. Dazu ein persönliches
Erlebnis, ich erzähle dieses sehr gern. Es ist symptomatisch für die Medien. In einer elitären Gesprächsrunde wurde sehr subjektiv über die bevorstehende Wahl polarisiert. Die Partei der AfD ängstlich vermieden. Wie in Deutschland Usus ist, verheimlichen die meisten Wähler ihre favorisierte Partei. Beflügelt zur Provokation bekannte ich mich zur AfD. "Sie trauen sich was, das laut zu sagen! Der Abstand zu
mir vergrößter sich. Die erlaubten ein Meter und fünfzig wurden lang und länger.
Den Gesprächsteilnehmer wurde bang und bänger.

Gunther Freiherr von Künsberg | Do., 9. September 2021 - 13:17

Obwohl das deutsche Wahlsystem keine Persönlichkeitswahl (z.B. USA) ist, sondern die Wahl von Abgeordneten, die einer Partei angehören, ist das Moment der Persönlichkeitswahl in erheblichem Umfang mitentscheidend“ für die Kreuzchen“. Deshalb ist es unausweichlich auch“ Defizite“ von zur Wahl stehenden Persönlichkeiten zu thematisieren. Allerdings ist hier die auch von Journalisten betriebene Ungleichbehandlung ein Fairnisproblem. Das Lachen von Laschet an falscher Stelle wird intensiver diskutiert als die Millionenprobleme Cum Ex oder Wirecard von Scholz, die im Gegensatz zu dem Gesichtsausdruck von Laschet zu einem Millionenschaden sowohl für den Staat als auch für Anleger geführt haben. Jede Äußerung von Söder mit der man mit Mühen eine Kritik an Laschet“ konstruieren“ kann wird hochgekocht. Die Zugehörigkeit zu kommunistischen Plattformen der Vorsitzenden der Linken wird gelegentlich thematisiert, die Zugehörigkeit von“ Höcke-Rechten“ in der Afd wird ständig erwähnt

Norbert Heyer | Do., 9. September 2021 - 16:58

Journalisten schreiben immer den -oder die- hoch, der gerade „in“ ist. Zuerst Frau Baerbock, Journalisten klatschen nach einem Interview begeistert Beifall? Kritische Distanz, Fragen über Sachthemen? Nicht zu erwarten. Bis dann ihre Angaben zum Werdegang geprüft wurden und Einnahmen nicht gemeldet wurden, begann der Niedergang. Herr Laschet hat es schwer, gilt er doch als getreuer Diener seiner Herrin, alles was er jetzt kritisieren würde, fällt ihm voll auf die Füße. Schweigsam und zurückhaltend Herr Scholz, er könnte es am Ende werden, aber die Grundausrichtung seiner Partei ist eine mittlere Katastrophe. Diese Akteure würden ihn zwingen, mit Grün (wird er machen) und der Linken zu paktieren (wird er auch machen). Damit würde es erstmals in Deutschland eine linke Einheitsfront geben, die sich auch nicht immer grün ist, aber die Regierungsmacht ist zu verlockend, da spielt die fehlende Regierungsfähigkeit keine Rolle. Diese Koalition gibt uns dann den entscheidenden Rest ins Elend.

Ernst-Günther Konrad | Do., 9. September 2021 - 18:10

Darauf läuft es letztlich hinaus Herr Gäbler. Es gab schon vor dem Internet schon immer Zeitungen, die man allgemein als links oder rechts, als liberal oder bürgerlich konservativ erkennen konnte. Dennoch konnte oft die Meinung eines Autors von der Beschreibung der Wirklichkeit unterschieden werden. Dies endete mit AM, die sich schleichend die Medien unter den Nagel rissen und diese ließen es sich gut bezahlen. Der ÖRR kassiert den Bürger direkt ab. Die Medien begannen, selbst Politik machen zu wollen und eigenes Denken beim Erklären der Politik einzusetzen. Der Haltungsjournalismus erkannte, wenn die Politik sie einvernahmt, können wir das auch. Und so läuft es gerade. Mit dem Internet jedoch kam die Konkurrenz. Podcast, eigene Videos, Influencer, asoziale Medien usw., sie laufen den Msm den Rang ab und der nutzt wiederum das Netz, um aus allem etwas zu machen. Dennoch sinken die Abo-Zahlen. Warum? Nicht alle lassen sich von den Msm blenden, denken und recherchieren lieber selber.

Robert Friedrich | Fr., 10. September 2021 - 08:52

Wie konnte es passieren das in den Medien immer mehr Parteilichkeit die Berichterstattung beherrschen?
Grün und Rot sind die Farben der vorgetragenen Meinungen.
Ca. 100 blockieren die Autobahn zur IAA, in den Medien ist das so wichtig, als wären es 100 000. Das wäre nicht so schlimm würde es nicht Meinungen beeinflussen. So werden für Talkshows oft Gäste ausgewählt die die Richtung der Diskussion vorgeben. Das fällt doch vielen auf, oder nicht?
Glaubt man den letzten Umfragen zur Wahl, könnte es passieren, das die Grünen für eine Koalition nicht in Frage kämen. Meine unmaßgebliche Meinung, in mir keimt Hoffnung.

Tomas Poth | Fr., 10. September 2021 - 12:13

Meine Einschätzung zum Wahlkampf in der öffentlichen Darstellung in den Medien geht dahin, daß wir hier eine Art "Hugenbergisierung" der Medien erleben, dieses Mal schamlos die Trommeln für die RotGrünen Farben rühren.