US-Marine mit afghanischem Kind
Ein US-Marine hält ein weinendes afghanisches Kind während einer Evakuierung am Flughafen von Kabul / dpa

Die USA nach dem Rückzug aus Afghanistan - Das Märchen von der verlorenen Glaubwürdigkeit

Nach dem überstürzen Abzug der US-Truppen aus Afghanistan wird jetzt überall beklagt, die Vereinigten Staaten hätten ihre Glaubwürdigkeit verloren. Aber das ist Unfug. Als problematisch könnte sich die neue Lage am Hindukusch vielmehr für Russland und China erweisen.

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Phillip Orchard ist Analyst beim amerikanischen Thinktank Geopolitical Futures.

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In der vergangenen Woche gab es viel Bestürzung (und gelegentlich auch Begeisterung) darüber, wie der Rückzug der USA aus Afghanistan der amerikanischen Glaubwürdigkeit in anderen Teilen der Welt schaden würde. Vieles davon ist natürlich unaufrichtig; die politischen Feinde von Präsident Joe Biden wittern Blut im Wasser und sind eifrig dabei, sein strategisches Urteilsvermögen zu kritisieren – während die Vereinigten Staaten auf den „Kalten Krieg 2.0“ zusteuern und Peking erwartungsgemäß versucht, die globale Wahrnehmung der USA als einer kapriziösen Macht zu festigen, der man nicht trauen kann.

Dennoch gibt es auch eine scheinbar echte Beunruhigung darüber, ob das Debakel in Afghanistan beispielsweise Taiwan oder Südkorea oder andere Verbündete der USA zu dem Schluss bringen wird, dass sie sich nicht mehr auf die Verteidigung durch Washington verlassen können.

Eine überfällige Entscheidung

Das ist, um es klar und deutlich zu sagen, ein ziemliches Problem. Sicherlich hatten die Freunde und Verbündeten der USA in der ganzen Welt bereits Grund zu der Frage, ob Washingtons sich ständig ändernde strategische Interessen seine Verteidigungsverpflichtungen gefährden würden. Und das chaotische Ende des US-Krieges in Afghanistan – die nur sechs Tage, die die Taliban brauchten, um Kabul einzunehmen, die Bilder verzweifelter Afghanen, die am Rumpf von US-Flugzeugen hingen und das Land verlassen wollten – war kein gutes Zeugnis für die Geheimdienste und das diplomatische Geschick einer Supermacht. Die ganze Sache ist traurig und macht deutlich, dass Supermächte in der Regel viel besser darin sind, Dinge zu zerstören, als sie aufzubauen.

Aber wenn die USA die überfällige Entscheidung treffen, ihre Verluste in einem schwindelerregend teuren, größtenteils nicht zu gewinnenden, zwei Jahrzehnte andauernden Krieg zu begrenzen, der für Amerikas strategische Kerninteressen bestenfalls nebensächlich geworden war, wird dies der „Glaubwürdigkeit“ der USA in ihrem wichtigsten strategischen Interessengebiet, nämlich dem indopazifischen Raum, nur minimalen Schaden zufügen. So funktioniert Glaubwürdigkeit in der Geopolitik nicht. Wenn überhaupt, dann wird es wahrscheinlich den gegenteiligen Effekt haben.

Was macht ein Land glaubwürdig?

Die akademischen Theorien über militärische Macht und Glaubwürdigkeit variieren stark, aber die meisten haben ein paar Schlüsselelemente gemeinsam. Es beginnt mit den Fähigkeiten: Verfügt ein Land über die Waffen, die Arbeitskräfte, die Logistik, die Führung und die Industrieanlagen, um seine Drohungen oder Verpflichtungen zu erfüllen? Existiert die Bereitschaft, sich auf einen Kampf einzulassen und durchzuhalten, bis das Ziel erreicht ist – unter Berücksichtigung der Risiken, des politischen Rückhalts, der langfristigen Kosten, der strategischen und diplomatischen Abwägungen und so weiter? Es gibt auch einige abstraktere Elemente wie etwa die Übereinstimmung von Drohungen und Verpflichtungen mit Motivationen und Interessen: Andere werden viel eher glauben, dass ein Land tun wird, was es sagt, wenn es gute Gründe dafür hat.

Historische Bilanz ist als Faktor überbewertet

Auch die historische Bilanz eines Landes in solchen Angelegenheiten spielt eine Rolle für seine Glaubwürdigkeit. Studien haben jedoch gezeigt, dass Länder dazu neigen, die Notwendigkeit des Wahrens ihrer Glaubwürdigkeit als Grund für ihr Handeln zu überschätzen. Mit anderen Worten: Wenn Land A Land B mit Krieg droht, hat die Frage, ob Land A frühere Drohungen wahr gemacht hat, wenig Einfluss auf die Einschätzung von Land B, ob es Land A dieses Mal ernst meint. Die gegenwärtigen Umstände – die Kräfteverhältnisse, das strategische Kalkül und so weiter – sind im Grunde alles, was zählt.

Aus den vergangenen Kriegen eines Landes kann man viel lernen. In Afghanistan haben die USA ihre Bereitschaft gezeigt, zu kämpfen und jahrzehntelang weiterzukämpfen, selbst als der Umfang ihres Einsatzes mehrfach wuchs und wieder schrumpfte. Zu Beginn legten sie eine blitzschnelle Mobilisierungsfähigkeit und brutal effiziente konventionelle Kampfkraft an den Tag, mit denen sie einen schwächeren Gegner überwältigen konnten. Mit zunehmender Ausdehnung des Einsatzes zeigte sich aber, dass die Fähigkeiten und/oder das Engagement der USA nicht ausreichten, um einen fest verwurzelten Aufstand niederzuschlagen und einen gescheiterten Staat in eine stabile, lebendige Demokratie zu verwandeln. 

Es zeigte sich auch, dass die vermeintliche „Kriegsmüdigkeit“ in der amerikanischen Öffentlichkeit nichts mit der Trägheit und der Angst vor einem Abzug ohne eindeutigen Sieg zu tun hat. Sondern vielmehr, dass die USA dazu neigen, sich ablenken zu lassen, dass sie ihre Fähigkeit überschätzen, mit roher Gewalt weitreichende Ergebnisse zu erzielen. Und dass sie sich schwer damit tun, klare, erreichbare Ziele festzulegen, zu vermitteln und zu verfolgen.

Wenig davon war jedoch neu, und vieles davon ist auch für die Situation im westlichen Pazifik nicht relevant. Die Verbündeten der USA zweifeln seit langem an der Bereitschaft Washingtons, sich gegen Bedrohungen aus China, Nordkorea und dergleichen zu stellen. Schließlich haben die Vereinigten Staaten noch vor wenigen Jahren offen damit gedroht, Südkorea zu verlassen. Sie haben sich nicht formell verpflichtet, Taiwan zu verteidigen. Die gegenseitigen Verteidigungsverträge mit offiziellen Verbündeten wie Japan und den Philippinen sind absichtlich vage gehalten, da die USA nicht in einen Krieg hineingezogen werden wollen, der ihnen widerstrebt.

Eine Kombination von Problemen

China ist sehr stark geworden und in der Lage, den Amerikanern zumindest enorme Schmerzen zuzufügen, sollten die USA versuchen, ihre Freunde vor Chinas Haustür zu verteidigen. Eine Kombination von Problemen – politische Zwänge im eigenen Land, weitreichende Sicherheitsverpflichtungen auf der ganzen Welt (und damit die Möglichkeit, sich anderswo zu verzetteln), politische Unzufriedenheit mit Verbündeten, die die militärische Vormachtstellung Amerikas geringschätzen, und die reale Möglichkeit, dass die USA eines Tages zu dem Schluss kommen, dass das Beherrschen des westlichen Pazifiks einfach nicht wichtig genug ist, um die Risiken und Kosten eines Kampfes gegen China auf sich zu nehmen: Alles das reicht aus, um regionale Staaten dazu zu bringen, sich nicht mehr auf die USA verlassen zu wollen.

Anders ausgedrückt: Die Glaubwürdigkeit der USA ist keine feste Ressource – und sie muss mit Bedacht gepflegt werden. Ein anderes Vorgehen der USA in Afghanistan würde jedoch kaum einen ihrer Freunde und Verbündeten im indopazifischen Raum beruhigen (mit Ausnahme Indiens, das in gewisser Weise von der amerikanischen Terrorismusbekämpfung in Afghanistan profitiert hat). 

Würden die USA weiterhin Ressourcen aus dem indopazifischen Raum nach Afghanistan umleiten, um Taipeh, Tokio oder Manila davon zu überzeugen, dass die USA bereit und in der Lage sind, sie zu verteidigen? Verstärken die USA, die eine 20-jährige Besatzung aufgeben, die kaum jemand wollte, wirklich die Befürchtungen in Seoul, dass die äußerst erfolgreiche, 70-jährige US-Präsenz auf der Halbinsel (die für die strategischen Kernziele der USA in der Region immer noch von unschätzbarem Wert ist) vor dem Aus steht? Lassen die Probleme der USA beim nation building und bei der asymmetrischen Kriegsführung wirklich jemanden an den konventionellen Fähigkeiten Amerikas zweifeln, die in einem indopazifischen Konfliktszenario höchstwahrscheinlich zum Tragen kommen würden? 

Das eine sind Äpfel, das andere sind Birnen. Und es ist schwer, sich ein Szenario vorzustellen, in dem ein wichtiger US-Partner in der Region irgendwelche sinnvollen strategischen Neujustierungen vornimmt, weil die USA in Kabul in Verlegenheit geraten sind.

Neuer Fokus auf indopazifischen Raum

Wenn überhaupt, ist das Gegenteil der Fall. Trotz seiner überragenden strategischen Bedeutung hat der indopazifische Raum seit 2001 nur einen relativ kleinen Teil der US-Ressourcen erhalten. Langwierige Landkriege im Nahen Osten waren sehr kostspielig und nahmen zwei Jahrzehnte lang die Aufmerksamkeit des Pentagons in Anspruch. Jetzt scheinen die Vereinigten Staaten endlich bereit zu sein, sich dem Pazifik zuzuwenden, und zwar in Bezug auf die militärische Struktur und die Ausgaben, auf diplomatische und wirtschaftliche Unterstützung und anderes mehr.

Außerdem ist das Gezeter über die Preisgabe des amerikanischen „Einflusses“ in Zentralasien zugunsten Chinas und Russlands schlicht unangebracht. Denn es ist generell eine sehr schlechte Idee, mit anderen Großmächten in allen Teilen der Welt einen Nullsummenwettbewerb zu führen. Imperien gehen an einer solchen Überdehnung zugrunde. In gewisser Weise haben China und Russland sogar von den Antiterroroperationen der USA in der Region profitiert. Ein Machtvakuum in Afghanistan ist für sie ein viel größeres Problem als für die USA, und nun müssen sie mehr Verantwortung für die Bewältigung des dortigen Chaos übernehmen – und laufen Gefahr, in die gleichen Fallen zu tappen wie so viele ihrer Vorgänger.

Machtvakuum in Afghanistan

Ob dies letztendlich den strategischen Interessen Amerikas im indopazifischen Raum zugutekommt, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Es besteht die Möglichkeit, dass sich China und Russland in Südasien verzetteln, wie es die USA zuvor getan haben, und deswegen gezwungen sein werden, Ressourcen aus Osteuropa und dem Süd- und Ostchinesischen Meer abzuziehen. Es besteht auch die Möglichkeit, dass China die Angst Pakistans und/oder des Irans vor einem weiteren gescheiterten Staat in Afghanistan ausnutzt, um ein strategisch wertvolles Netz von Militärstützpunkten im Indischen Ozean zu errichten. Nicht zuletzt besteht die Möglichkeit, dass auch Indien in das Machtvakuum hineingezogen wird, wodurch sein erneuter Vorstoß, ein unverzichtbarer Marinepartner für die USA zu werden, zunichte gemacht wird.

Seit die britische Ostindien-Kompanie vor Jahrhunderten als erstes westliches Imperium am Hindukusch auf die schiefe Bahn geriet, hat Afghanistan ausländische Strategen immer wieder zum Narren gehalten. Um ein apokryphes Zitat des CIA-Mannes Gust Avrakotos aufzugreifen, der damals die Mudschaheddin mit Waffen versorgt hat: „Wir werden sehen.“ 

Die durch den überstürzten Rückzug angeblich beschädigte Glaubwürdigkeit der USA jedenfalls wird bei alledem keine Rolle spielen.

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Jochen Rollwagen | Mi., 25. August 2021 - 18:11

Sie müssen Ihren Denk-Tank umbenennen. Da können Sie noch so laut im Wald pfeifen, mit "geopolitical futures" haben die USA unter dem Oppa und der Lachmöwe nüscht mehr zu tun.

Oder SIe lernen russisch. Auch 'ne Option.

Karl-Heinz Weiß | Mi., 25. August 2021 - 19:02

Die Analyse mag für viele der genannten Staaten zutreffen-nicht aber für Taiwan. China betrachtet diese Insel als "abtrünnige Provinz", und der völkerrechtliche Status ist keinesfalls eindeutig geklärt. Wenn der chinesische Nationalismus weiterhin erstarkt, könnte hier schon in Kürze ein extrem hohes Konfliktpotenzial entstehen, denn die Staatsführung steht vielen Hardlinern im Wort.

Rob Schuberth | Mi., 25. August 2021 - 19:27

Und zwar das Vertrauen derjenigen die gehofft hatten die deutlich besseren Lebensbedingungen (primär für Frauen/Mädchen) würden weiterhin aufrechterhalten bleiben (können).

Aber nachdem die USA ihr Primärziel (Bin Laden zu töten) erreicht hatte, war den Amis dieses Land m. E. nur noch ein ungelöstes Problem.

Daher auch Rückzug, den sich Obama aber nicht getraut hatte, aber Trump endlich (die Amis waren ihm dafür dankbar) verbindlich eingeleitet hat.

Bidens Aufgabe ist es jetzt die unrühmlichen Reste zusammen zu kehren.

Von allen, die im Fahrwasser der US-Armee mitgelaufen sind, war es unredlich derart hohe Versprechungen an die Bevölkerung abzugeben.

Entweder die Bevölkerung selbst entledigt sich ihrer Taliban-Herrschaft (u. auch gleich der Stammesstrukturen), oder sie lernen damit zu leben...ganz easy.

Ja, ich weiß, das klingt zynisch, ist aber dennoch wahr u. realistisch.

Von außen geht da nix.

...Ihr guter und wahrer Kommentar klingt nicht zynisch. So ist es momentan.
Und wieder einmal war China schneller als der Westen. Bereits vor Monaten
schloß China bereits seine Grenze von ca. 80 Kilometer zu Pakistan. Der Westen
ist weiterhin auf der Verliererspur. Und die EU stellt in Europa eher ein Hindernis
dar. Spätestens 2049? gilt "Made in China". "Made in Germany". 2049 fragt man
sich "Wer ist Germany? Noch nie gehört. Nach wie vor benötigen wir für unser weiteres Beste-
hen das Bollwerk USA. Arroganz unsererseits steht uns nicht zu. Das vorab.

Wenn ja, dann würde ich mich auf den Weg machen, um als Zeichen des größten Respektes allen ihre Füße zu waschen.
Leider sinkt in meinen persönlichen Augen die Glaubwürdigkeit als Vertreter des Souverän & dies weltweit.
PS: Herr Schuberth - hier wieder die volle Zustimmung von mir zu ihren Kommentar

Klaus Funke | Mi., 25. August 2021 - 20:22

Unglaubwürdig und tendenziös, widerspricht allen Fakten. Das ist wie Pfeifen im Walde. Vielmehr ist es so, dass China und Russland derzeit und was absehbar ist, die absoluten Gewinner aus dem hanebüchenen Fiasko der USA und des Westens in Afghanistan sind und gewiss auch bleiben werden. Die USA und der Westen kriegen in diesem Land kein Bein mehr auf die Erde. Herr Orchard ist Analyst einer US-amerikanischen Think-thanks-Organization. Was will man da erwarten?? Wess Brot ich ess, dess Lied ich sing. Der gute Mann kann gar nichts anderes schreiben - sonst ist er raus... also. Schade, und eigentlich schon bedenklich, dass die Redaktion des CICERO uns als denkenden und kritischen Foristen sowas vorsetzt. Klar, ich weiß schon - Widerspiegelung der Meinungsvielfalt. Aber muss es dann sowas sein? Da gibt es doch auch ganz andere und direkt konträre Standpunkte, welche die Lage nachvollziehbar und sicher objektiver aufzeigen.

von sich ablenken und mit dem Finger auf andere zeigen. Es klingt ja auch immer wieder an zwischen den Zeilen, dass der Autor es eigentlich besser weiß!
Im Übrigen: Spätestens 2049 ist Taiwan integraler Bestandteil der VR China. Ich hoffe, dass deswegen kein Großkrieg á la WK 1 ausgefochten werden muss. In Peking beherrscht man Geoplitik sicher nicht schlechter als in Washington - nur mit mehr Konsequenz. Daran werden sich die US-Amerikaner gewöhnen müssen. China ist nicht die Sowjetunion, die man einfach totrüsten konnte. Die USA versuchen immer wieder relativ geistlos Rezepte aus der Vergangenheit anzuwenden, die fast immer nicht funktionieren. Das sehen auch alle anderen Staaten, so blöd kann ja keiner sein...

Redaktion sich nicht nach Ihrem immergleichen Standpunkt richtet.
Und wir beide, Sie und ich, wir haben auch sehr unterschiedliche Ansichten. (Sie West/ich Ost ?)Zu mindesten 90% der hier veröffentlichten Themen. Nicht nur Fahnen sind bunt, sondern auch Meinungen. Ist doch in ihrem Sinne...
Wie gut, dass die Welt nicht so funktioniert, wie Sie es sich wünschen, Herr Funke.
Prost Mahlzeit! ✔

Also von wegen ich - West? Nö, ich bin ein Urostgestein. Und Standpunkte dürfen nicht, sie sollten verschieden sein. Nur so ergibt sich Stoff zum Diskutieren. Im Übrigen beanspruche ich nicht, dass man mir zustimmt. Jeder soll nach seiner Fasson glücklich werden. Freilich gibt es hier im Forum auch Foristen, deren Beiträge ich grundsätzlich ablehne. Ich habe meine Meinung und die vertrete ich - ist eine Frage der Lebenserfahrung. Wir haben in der DDR genug vermeintlich Linkes und Obrigkeit ertragen müssen. Das reicht für ein Menschenleben. Ihnen alles Gute!

Romuald Veselic | Do., 26. August 2021 - 07:06

nach Maßstäben des koloniales Denkens aus dem 19Jh. Denn AFG ist ein Sammelsurium multipler Ethnien, die mehrheitlich eins einigt, der Sunna Islam.
20 Jahre Krieg im AFG 2001-21 ist ein totaler Unsinn u. nicht rechtfertigende Verschwendung. Ich finde es absolut richtig, daß die USA abziehen. Die AFGs sollen ihre Probleme selber lösen u. Talibs sind schlicht Verbrecher, die man mit SS gleichstellen kann.
Die, die andere Ansicht haben, sollen ein NGO-Milizkorps aufbauen u. dort privat Intervenieren, wenn sie sich moralisch dafür verpflichtet fühlen. Ich bin fest überzeugt vom Massenandrang der Freiwilligen aus den Reihen der Linken, B90/G, Antifa, Tierschützer, Veganer, Feministen, Genderisten, nichtweiße junge Männer, ...

Der Westen schoß den absoluten Vogel ab, indem er selbst unglaubwürdig ist. Die West-EU sind zu Witzkomparsen verkommen, indem sie in AFG unter Beweis stellten, wie prinzipienlos, unfähig u. schwach sind. Ohne USA kommen sie aus ihrem Bau nicht hervor.

bis auf die traurige Tatsache, daß die westlichen Staaten (allen voran offenbar die USA und, vermutlich nicht ganz freiwillig - wobei man bei Merkel nie weiß, von was für einem Ende sie eigentlich denkt - Deutschland) unablässig Milliarden ins Land pumpen. Gestern hat sie im Bundestag nonchalant - man spitzt verwundert die Ohren - mitgeteilt, daß sie in Gesprächen mit den Talibans, Pakistan und der Türkei über einen neuen "Flüchtlingsdeal" steht. 600 Mios werden in diese Länder fließen, 100 Mios gehen ja wie bekannt, offenbar zusätzlich, an die Talibans.
Ohne diese Hilfe wären schon mehrere Hungersnöte ausgebrochen. Das Problem ist nur, wenn diese vielen Kinder alle herangewachsen sind, bringen die männlichen davon sich solange gegenseitig um oder auch mal Menschen aus anderen Ländern, bis sie das bekommen, was sie wollen. Auch das Corona-Virus beeinträchtigt sie nicht. Die Taliban haben in dieser Erkenntnis und aus dem Mißtrauen gegenüber dem Westen sofort die Impfungen verboten!

Gerhard Lenz | Do., 26. August 2021 - 09:25

Kommt wohl eher darauf an, was man glauben WILL.

Wer tatsächlich glaubt, die USA und "Verbündete" würden völlig uneigennützig gegen menschenverachtende Diktaturen, wie die der Taliban aufstehen, der sieht sich wirklich getäuscht.
Im Grunde galt und gilt das Prinzip "America First" schon bzw. noch immer, auch wenn Biden dies nicht im Stile Trumps großmäulig wie einen Bauchladen vor sich herträgt, um damit eine rechtsnationalistische Klientel anzusprechen.

Die USA können noch immer jeden Konflikt für sich militärisch entscheiden.
Jedes anschließende Engagement hängt jedoch vom Nutzen für das Land ab. In den USA werden Präsidenten noch immer (ab-)gewählt, anders als in Russland oder China.
Letztere, völlig unverdächtig irgendwelcher moralischer Skrupel, dürften die wirklichen Profiteure des westlichen Rückzugs aus Afghanistan sein.

Weniger die abgehalfterten Russen, die auch ein wenig vom Fiasko des Westens profitieren möchten, aber in Afghanistan höchst unbeliebt sind.

"... das ... Peking erwartungsgemäß versucht, die globale Wahrnehmung der USA als einer kapriziösen Macht zu festigen, der man nicht trauen kann."
Die Kommunisten haben einen "guten" Grund, die USA in ihren roten Schmutz zu ziehen. Man denke nur, es hätte die große Gegenmacht USA nicht gegeben und Stalin wäre der alleinige Herrscher der Welt gewesen. Orwells Welt in "1984" würde sich dann gegenüber der Stalinistische Gruselwelt wie eine menschenfreundliche Märchenwelt ausmachen.
Oberste Priorität im Kommunistischen Regime hatte und hat die Amerikafeindlichkeit, weil man sich durch die Existenz der großen und starken Gegenmacht USA daran gehindert sieht, den Weltkommunismus (samt Versklavung der Bevölkerung aller Länder) mit Atommacht durchzusetzen!
Trauen darf man in keinem Fall den Kommunisten in Chinas und Nordkorea, die sich nun in der Endstufe des Kommunismus befinden: Meinungsterror allüberall, Entmenschlichung der Bevölkerung, drakonische Strafen und Tod für Andersdenkende ... !

Christoph Kuhlmann | Do., 26. August 2021 - 10:16

Konflikten. Dort kann Demokratie nur wachsen, wenn man in historischen Maßstäben denkt. In Europa haben wir den Balkan, dessen Probleme sich bestenfalls eindämmen lassen. Je mehr Waffen man da einsetzt desto schlimmer werden sie. Demokratisieren müssen sich die Leute selber. Das liegt in der Natur der Sache. Dasselbe Problem haben die USA mit Afghanistan Es lässt sich nicht ganz lösen und eine halbe Lösung gibt es im Unterschied zum Balkan nicht. Die amerikanische Administration hat oft einen Blind Spot wenn es um ethnologische und gesellschaftliche Zusammenhänge geht. Dabei war Herbert Spencer Amerikaner. Wenn er recht hat müssten sich auch in China irgendwann Demokratisierungstendenzen feststellen lassen. Bis jetzt blüht da noch der Nationalismus. Ich traue den USA da ein Containment zu. Es geht um entwickelte, oft demokratische Nationen, die mehrere Jahrhundert Vorsprung vor Afghanistan haben. Das ist ein völlig anderes Spiel. Es kann von ahistorischen Akteuren gespielt werden.

Ernst-Günther Konrad | Do., 26. August 2021 - 10:20

Glauben heißt nicht wissen, sagt der Volksmund. Im Gegensatz zu Ihnen verehrter Herr Funke, finde ich es gut und richtig, dass auch ein solcher eingefärbter Artikel hier erscheint. Selbst wenn man nicht den Inhalt teilt, kann er auch eine Bestätigung des eigenen gegenläufigen Denkens sein. Fakt ist aber, das Trump den Abzug eingeleitet hat und Biden ihn jetzt unbeirrt weiter führt und beendet. Ob das handwerklich optimal gelöst wurde, mag ich nicht beurteilen. Was die Glaubwürdigkeit einer der beteiligten Staaten in diesem Desaster anbetrifft, so bin ich der Überzeugung, dass sich das täglich mal mehr mal weniger, man sagt lageangepasst, verändert hat und auch weiterhin verändern wird. Wer den Besatzern vertraut hat, gehofft hat auf eine Wende in Afghanistan war aus meiner Sicht ein Träumer und hat die Realität nicht sehen wollen. Auch wenn die Frauen dort 20 Jahre ein "Erwachen" erleben durften, so war doch immer klar, dass sich die islamische Kultur im Kopf, so nicht besiegen lässt.

Juliana Keppelen | Do., 26. August 2021 - 13:17

dass man sich wieder in einer neuen Blase aber mit dem alten Denken eingerichtet hat und nichts aber auch gar nichts dazu gelernt hat.

Günter Johannsen | Do., 26. August 2021 - 13:57

Allein die pöhösen Imperialisten in den USA sind schuld an der Katastrophe in Afghanistan? Und für die kaputte EU auch? Und für die kranke Stiftung einer gewissen Victoria, die uns ihre Sprachhygiene aufzwang? Nein, so einfach sollten sich das die knallroten Linksextremisten und SED-Erben in der nunmehr Bunten Republik Deutschland nicht machen. Ich kann die Amerikafeindlichkeit der „Proletarier aller Länder“ förmlich riechen! Dass sollablenken vom schäbigen Versagen unserer ach so fremden-freundlichen Merkel-Regierung. Hier darf man sehen, wie ernst es diesen hoch (über)bezahlten Regierungspolitikern mit den Afghanen wirklich ist! Nein, nicht nur die USA haben den richtigen Zeitpunkt verpennt, sondern auch die Bundesregierung mit Maaß und Merkel als DIE Verantwortlichen für diese Schande! Nun reiben sich die Honecker-Mielke-Nachfolger die Hände und wittern Morgenluft, wenn sie den pösen Amerikanern alles in die Schuhe schieben können:
Stalin, Ulbricht und Honecker lassen grüßen!