Mann mit Clownsmaske und Frau mit Schal vor dem Gesicht in Fußgängerzone
Der ideale Politiker? Mit Clownsmaske unterwegs durch die Berliner Innenstadt / Foto dpa

Erwartungen an Politiker - Wir Scheinheiligen

Der Bürger liebt authentische und volksnahe Politiker. Aber wehe, einer von ihnen gibt sich für eine Sekunde wirklich echt und menschlich. Dann ist die Empörung groß. Während wir Mediennutzer uns dem Katastrophenvoyeurismus hingegeben, sollen Politiker für uns die perfekten Betroffenheits-Clowns mimen. Was für eine Heuchelei.

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

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Politik ist Inszenierung. Das wussten schon die Herrscher der Antike. Und das hat sich auch bis zu den Demokratien der Moderne nicht geändert. Allenfalls die Akzente haben sich ein wenig verschoben. Gefragt sind heutzutage weniger Glanz, Pomp und Gloria. Stattdessen setzen moderne Staatsführer lieber auf Bürgernähe, Bodenständigkeit und ganz, ganz viel Mitgefühl.

Manchmal allerdings, das gehört bei Inszenierungen dazu, gehen diese schief. Dann verrutscht die Garderobe, man stolpert und – auch das kommt vor – man lacht, wenn man nicht lachen sollte. Weil man ein Mensch ist und ein anderer einen Scherz macht. Das ist echt, das ist authentisch. Aber Authentizität ist bei Politikern offensichtlich nur im Modus der gespielten Authentizität gefragt.

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Klaus Funke | Sa., 24. Juli 2021 - 09:20

Wieso empören wir uns, wenn Politiker echte Betroffenheit zeigen? Es ist möglich, dass wir dies den Politikern nicht abnehmen, weil wir von ihnen Verstellung und Lüge gewohnt sind. Aber Empörung über echte Gefühle? Ich weiß nicht, wo Sie diese Erfahrung herholen. Oder ist es eine Erfindung a la Relotius? Eines weiß ich, besonders Medien und Journalisten stehen solchen "falschen Fuffzigern" in nichts nach. Das jüngste Beispiel der RTL-Journalistin, die sich mit Schlamm beschmierte, um Betroffenheit zu heucheln, beweist die Richtigkeit dieser These. Und deshalb, lieber Herr Grau, bezweifle ich Ihre Aussage. Ich wiederhole meine Frage: Woher wissen Sie das? Woher wissen Sie, dass "uns" Betroffenheit von Politikern empört? Verzeihen Sie, ich halte dies für eine Erfindung. Und dann, Sie schreiben "wir" - "wir empören uns?!" Pardon, ich fühle mich da nicht angesprochen, im Gegenteil, mir wird da was unterstellt. So sehr ich Ihre Artikel sonst schätze, unterlassen Sie das bitte. Danke!

...werter Herr Funke.

Diese kritisierte Empörung der Bürger (wer soll das sein?) ist ja oft nur das Produkt, WEIL MEDIEN AUS EINER MAUS EINEN ELEFANTEN SCHREIBEN.

Und nat. liegt die Schuld nicht allein b. d. Medien, so ehrlich muss man sein, sondern an den vielen, vielen Gruppen i. d. (a)sozialen Medien, die nur auf solche Gelegenheiten warten, UM SICH SELBST IN DEN VORDERGRUND ZU HEBEN.

Es liegt am unguten Grad der Heuchelei u. dazu kommt dann noch das Messen mit zweierlei Maß.
Linke Gewalt, na ja, sind halt Aktivisten.
Rechte Gewalt = Terror, eindeutig u. verfassungsfeindlich sowieso.

Zitat:
"Linke Gewalt, na ja, sind halt Aktivisten.
Rechte Gewalt = Terror, eindeutig u. verfassungsfeindlich sowieso."

Auch eine Art, sich zu outen. Erklären Sie doch mal: Waren die Mörder von Kassel, Halle und Hanau also "verfassungstreu"?

Lieber Herr Grau, Sie schreiben, "wir" würden uns medial dem Katastrophentourismus hingeben? So? Was behaupten Sie da, bitte? Was unterstellen Sie z.B. mir und anderen Bürgern? Es kann sein, dass Sie selber darunterfallen, das dies Ihre Sicht und Handlungsweise ist und dass sie das dann auf alle anderen "hochrechnen". Mitnichten, Herr Grau. Was haben Sie für ein Bild von uns Bürgern? Ist dies das Bild des Journalisten oder des Privatmannes Grau? Ich bin absolut gegen solche Pauschalisierungen. Wird doch auf diese Weise sozusagen die "Schuld" geteilt. Der eine Teil sind die Politiker, der andere sind "wir". Wenn wir Fehler machen, dann den, dass wir immer wieder die falschen Typen wählen, aus Faulheit und Bequemlichkeit, und dass wir immer noch und immer wieder diejenigen Medien konsumieren, die wir längst abgeschafft haben sollten. Ich ziehe mir jedenfalls Ihre Schuhe nicht an, verehrter Herr Grau. So einfach ist die Welt nicht. Und geteiltes Leid ist auch nicht immer halbes Leid...

Lieber Herr Grau, Sie schreiben, "wir" würden uns medial dem Katastrophentourismus hingeben? So? Was behaupten Sie da, bitte? Was unterstellen Sie z.B. mir und anderen Bürgern? Es kann sein, dass Sie selber darunterfallen, das dies Ihre Sicht und Handlungsweise ist und dass sie das dann auf alle anderen "hochrechnen". Mitnichten, Herr Grau. Was haben Sie für ein Bild von uns Bürgern? Ist dies das Bild des Journalisten oder des Privatmannes Grau? Ich bin absolut gegen solche Pauschalisierungen. Wird doch auf diese Weise sozusagen die "Schuld" geteilt. Der eine Teil sind die Politiker, der andere sind "wir". Wenn wir Fehler machen, dann den, dass wir immer wieder die falschen Typen wählen, aus Faulheit und Bequemlichkeit, und dass wir immer noch und immer wieder diejenigen Medien konsumieren, die wir längst abgeschafft haben sollten. Ich ziehe mir jedenfalls Ihre Schuhe nicht an, verehrter Herr Grau. So einfach ist die Welt nicht. Und geteiltes Leid ist auch nicht immer halbes Leid...

Da haben Sie wohl den Artikel nicht verstanden bzw. seinen Sinn verdreht. Der Autor schrieb, dass das Publikum Betroffenheit erwarte - nicht das es davon empört wäre.
Dennoch muss ich Herrn Grau in vollem Umfang widersprechen: ich kenne niemanden, der von einem Politiker „echte“ Betroffenheit erwartet (vielleicht einige sehr seichte Gemüter …).
Jeder weiß doch, dass sich Politiker und Wrestler nur durch die Berufsbezeichnung unterscheiden - ansonsten spielen beide dem Publikum vor, was es erwarten sollte.
Oder Moment - einen Unterschied gibt es noch: Wrestler üben einen ehrlichen Beruf aus …

Paul Hulot | Sa., 24. Juli 2021 - 09:28

" Wollen wir wirklich klägliche Moraldarsteller, die wie auf Knopfdruck zum richtigen Zeitpunkt betroffen aus der Wäsche schauen?" Nein das will keiner aber genau ein solcher Darsteller ist doch eben ein Armin Laschet, auf Knopfdruck mimt er den Betroffenen wenn er sich unbeobachtet fühlt kaspert er aber hemmungslos rum, in diesem Moment ist er authentisch nicht betroffen sondern die rheinische Frohnatur in Person, als solcher eben aber als Kanzler ungeeignet .

Karl-Heinz Weiß | Sa., 24. Juli 2021 - 09:47

Diese Erdung kommt zum richtigen Zeitpunkt. Seit den Schröder-Jahren hat sich allerdings einiges geändert, denn ihm hat man Betroffenheitslyrik nicht abgenommen. Der Gipfel der Verlogenheit ist aber, dass der Lacher unseres Bundespräsidenten fast komplett ausgeblendet wird.

Ernst-Günther Konrad | Sa., 24. Juli 2021 - 09:55

Wir alle haben an der ein oder anderen Stelle auch etwas Heuchelei im Blut. Das sehe ich durchaus selbstkritisch. Deshalb habe ich auch nicht auf Laschet und Steinmeier eingehauen, weil sie lachten. Ja, es war unpassend an dieser Stelle, eben aber auch menschlich. Einerseits fordern wir Bürger vom Politiker Volksnähe, anderseits sprechen wir ihnen dann aber das Mensch sein ab, wenn es zur Volksnähe kommt.
Allerdings werfe ich den Politikern vor, bei ihren Auftritten in den Flutgebieten, eben auch völlig unnötig sofort einen Schuldigen, das "KLIMA" serviert zu haben.
Das wollen Opfer nicht hören. Sie wollen Anteilnahme, konkrete Hilfe jeder Art verkündet bekommen und vor allem, dass die Versprechen eingehalten werden. Das ist keine Heuchelei, das ist eben auch Teil der Menschlichkeit. Ebenso ist es keine Heuchelei, wenn Politiker etwas vom Volk verlangen, was sie selbst nicht vorleben und einhalten. Deshalb sind viele Auftritte verlogen. Das darf/muss unbedingt kritisiert werden.

weil Laschet sich siegesgewiss war, kann er es sich erlauben rumzufaxen?

Nein, da bin ich sturer, das geht gar nicht, das ist nicht kanzlerwürdig...

Ich widerspreche den Ansichten des Herrn Grau und damit auch leider Ihrem Lob für ihn. Nein, ich gebe mich als Mediennutzer nicht dem Katastrophenvoyeurismus hin - was für ein entlarvender Tonfall. Die ausführlichen und von perverser Lust durchzogenen Berichte von fremden Leid tu ich mir nicht an. Ich lasse von der Sicht der Medien nichts an mich heran. Schon gar nicht mag ich Politikerrundgänge, mit und ohne Krankenfahrstuhl. Glücklicherweise habe ich in der Region Freunde und Bekannte, die in der Lage waren, mir ein Bild von der Lage zu vermitteln. Das war und ist für mich authentisch genug. Mehr brauch ich nicht. Möge sich Herr Grau in seiner Pauschalmeinung von "uns" Mediennutzern gefallen. Ich fühle mich davon nicht angesprochen. "Blasenjournalismus". Meine Achtung vor Herrn Grau ist stark gesunken. Auch der ist also nur einer von denen, die uns etwas weismachen wollen. Es bestätigt sich meine Sicht auf den Journalismus, den schon Balzac als das geißelte, was er ist - Müll!

Ich widerspreche den Ansichten des Herrn Grau und damit auch leider Ihrem Lob für ihn. Nein, ich gebe mich als Mediennutzer nicht dem Katastrophenvoyeurismus hin - was für ein entlarvender Tonfall. Die ausführlichen und von perverser Lust durchzogenen Berichte von fremden Leid tu ich mir nicht an. Ich lasse von der Sicht der Medien nichts an mich heran. Schon gar nicht mag ich Politikerrundgänge, mit und ohne Krankenfahrstuhl. Glücklicherweise habe ich in der Region Freunde und Bekannte, die in der Lage waren, mir ein Bild von der Lage zu vermitteln. Das war und ist für mich authentisch genug. Mehr brauch ich nicht. Möge sich Herr Grau in seiner Pauschalmeinung von "uns" Mediennutzern gefallen. Ich fühle mich davon nicht angesprochen. "Blasenjournalismus". Meine Achtung vor Herrn Grau ist stark gesunken. Auch der ist also nur einer von denen, die uns etwas weismachen wollen. Es bestätigt sich meine Sicht auf den Journalismus, den schon Balzac als das geißelte, was er ist - Müll!

Dorothee Sehrt-Irrek | Sa., 24. Juli 2021 - 09:58

Der schwärzeste Humor ist evtl. derjenige, der aus der Verzweiflung entspringt, deshalb kam ich ja auf "Übersprungshandlung" bzw. auf nicht ausreichend korreliertes Verhalten angesichts des Ausmasses der Katastrophe.
Ich hoffe, es war nicht rheinischer Frohsinn, der Laschet trieb oder einstudierte Freundlichkeit.
Ich vermute, dass die Anspannung so hoch war, dass er es angesichts des evtl. "bequemen" Benehmen eines Journalisten* nicht rechtzeitig herunterfahren konnte, damit es noch angemessen erschien.
Ich frage mich sogar, ob demnächst bei Katastrophen Journalisten mit dem eigenen "Hausboot" vorbeischauen oder eine "bequeme Sitzgarnitur" mit sich führen werden.
Stehen, wenn man auch liegen kann?
Laschet sollte sich überlegen, ob er sich evtl. nicht doch zu sehr "gemein" gemacht hat.
Ich erwarte von Politikern, dass sie ihren Aufgaben gerecht werden und das könnte z.b. weder in NRW noch in RP, wahrscheinlich nirgendwo in der Bundesrepublik passiert sein.
Ich hoffe auf Neu-Anfang.

Norbert Heyer | Sa., 24. Juli 2021 - 10:13

Haltung - das ist es, was heute zählt. Es muss aber die eine, die richtige Haltung sein, die sich im Rahmen der politischen Korrektheit und Einseitigkeit bewegt. Alles andere ist keine Haltung, sondern je nach Sichtweise „Wutbürger“ oder „Nazi“oder „AWM“. Herr Laschet hat unpassend gelacht, dafür wird er abgestraft und er hat sich auch geflissentlich devot entschuldigt. In alten Wochenschauen sieht man, wie Hitler alte Männer und halbe Kinder als letzte Reserve in den -häufig- sicheren Tod schickt. Einigen Jungen tätschelt er die Wange, er guckt angemessen abwesend die Kinder an. Natürlich lacht er nicht, es ist ja schließlich eine ernste „Sache“. Die Deutschen liebten den „Führer“ trotzdem treu bis zum bitteren Ende. Er ist schließlich für „Volk und Vaterland“ gefallen. Was ich letztlich damit sagen will: Wir sollten nicht jede unpassende Reaktion von Politikern (sind auch nur Menschen) mit einer weit überzogenen Moralkeule ahnden. Wir sollten auch nicht über jedes Stöckchen springen.

Dominik Roth | Sa., 24. Juli 2021 - 10:26

Herrn Laschets Lachen war nicht der Skandal, sondern sein Einknicken mit Twitter-Entschuldigung.

Urban Will | Sa., 24. Juli 2021 - 10:32

gelegentlich von sich gegeben haben, bevor er bei Staatsbesuchen die Präsidentenmaschine verließ.

Was Sie hier so treffend beschreiben, Herr Grau, ist wohl überall und zu allen Zeiten so gewesen.

Irgendwo im oberen Drittel ist ihnen wohl ein falsches Wort rein gerutscht. Zwar „sollen“ wir sicher auch belogen werden, aber in dem dortigen Zusammenhang meinten Sie sicher, wir „wollen“ belogen werden.
Warum die große Mehrheit der Menschen dieses Theater sucht und es auch möchte, weiß ich nicht.
Es liegt wohl in der menschlichen Natur, sich die Dinge „schön (also passend) zu reden“ und die Obrigkeit ist stets bemüht, dieses „passende“ zu liefern.

Dieses Phänomen ist das größte Handicap der Demokratie.
Nicht umsonst hat Churchill sie die „schlechteste aller Regierungsformen“ genannt... aber mit d Zusatz: „abgesehen von all den anderen Formen...“ Wie Recht er hatte.
Das Übel wird bleiben, aber man sollte immer die Wahl haben, wessen Geschwätz einem am meisten überzeugt...

Bettina Jung | Sa., 24. Juli 2021 - 11:10

Worüber hat Herr Laschet in dieser fürchterlichen Situation gelacht. Möglicherweise hat jemand geraunt „Frank-Walter hat wieder Betroffenheitsfloskeln recycled“. Und der BuPrä wurde anschließend gelobt, dass er die Textbausteine wieder geschickt zusammengezimmert hat, was eben diesen ebenfalls zum Lachen veranlasste. Ansonsten gibt die Katastrophe nichts lustiges her. Vor allem dann nicht, wenn Politiker Konsequenzen zu befürchten hätten. Aber sie fahren wieder heim und alles ist gut. Freiwillige rücken an und werden von den Behörden alleine gelassen. Wenn sie dann auf die Zustände schimpfen, wird das Video zensiert und der Helfer mit dem Bagger wird zu einem rechten Querdenker erklärt. Auf TE ist ein Bericht mit Video zu sehen, in dem ein Helfer berichtet.

Jörg Stetter | Sa., 24. Juli 2021 - 11:24

Sehr geehrter Herr Grau,Chapeau,treffender kann man die ambivalente Haltung den Politikern gegenüber nicht beschreiben.Sie haben mal wieder den Nagel auf den Kopf getroffen. Es gibt leider zu viele Politiker,die ständig mit Unheil verkündener Miene herumlaufen,statt häufiger mal herzhaft zu lachen oder wenigstens zu lächeln. Namen brauche ich hier sicher nicht zu nennen.

Walter Bühler | Sa., 24. Juli 2021 - 11:37

Wie wohl jeder Mathe-Lehrer habe ich unzählige Male das inklusive Personalpronomen „wir“ gebraucht: „Jetzt müssen wir nur noch die Gleichung lösen. Petra, komm doch bitte mal zur Tafel …“
Mit guter Absicht und gut durchdacht predigen Sie nun „uns“, dass wir gegenüber Handlungen von Politikern keine Heuchelei zeigen sollen, weil sie damit doch nur „unseren“ Wünschen und Vorstellungen entsprechen wollen. „Wir“ müssen ehrlicher werden, indem wir uns im Handeln der Politiker wie in einem Spiegel selbst erkennen. Wie Theaterschauspieler spielen sie „uns“ (dem Publikum bzw. dem Volk) nur das vor, was uns in Wirklichkeit selbst beschäftigt, insbesondere unsere Wünsche.
„Wir“ kritisieren aber mit gutem Recht Schauspieler, und zwar vom „bravo“ bis zum „buh“. Wie es gute und schlechte Schauspieler gibt, gibt es auch gute und schlechte Politiker, die „wir“ ebenfalls kritisieren dürfen (und müssen), auch auf moralischem Gebiet. Sie haben aber Recht: Ausmaß und Art der Kritik müssen wir begrenzen.

Christa Wallau | Sa., 24. Juli 2021 - 12:18

Völlig zu recht geißeln Sie die weit verbreitete Scheinheiligkeit so, wie sie auf jeden ehrlichen Menschen wirkt: Widerlich.
Sie bildet eine dicke Schicht der Firnis über Bildern, die keineswegs nur helle, sondern viele dunkle u. häßliche Stellen haben, welche aber kaum einer sehen möchte - weder bei sich selbst noch bei anderen.
So, wie viele Menschen nur nach außen "Moraldarsteller" sind, erwarten Sie von Politikern die Beherrschung dieser üblen "Kunst" in Perfektion.
Welch sinnlose Verlogenheit!

Gerade bei Politikern geht es nicht um deren private Moral bzw. Außendarstellung , sondern einzig u. allein um ERNSTHAFTIGKEIT, PFLICHTEIFER u. SACHKENNTNIS bei ihrer täglichen, wichtigen Arbeit, mit der sie über Leben u. Zukunft von Millionen Menschen entscheiden. Mienenspiel u. Worte sind dabei nicht mal zweitrangig, vielmehr zählt i m m e r nur die Qualität des Endergebnisses für das Interesse aller Bürger.

Aber, wie heißt es doch so zutreffend?
DIE WELT WILL (LIEBER) BETROGEN SEIN!

Aber, liebe Frau Wallau, die Journalisten, und auch einer wie Herr Grau, sind die schlimmsten. Sie bedienen mit Vorliebe die niedrigsten Gelüste, wälzen sich wie die Säue im Kot. Sie sind die Fliegen, die jeden Misthaufen besiedeln. Und dann unterstellen sie noch, wie Herr Grau, auch wir, Ihre Leser wären vom gleichen Kaliber und frönten dem Katastrophenvoyeurismus. Was ich denk und tu, das trau ich andren zu!

Christa Wallau | Sa., 24. Juli 2021 - 20:08

Antwort auf von Klaus Funke

ich verstehe gut, was Sie empört: S i e wollen nicht zu dem "Wir" gezählt werden, das sich über "Ausrutscher" von Politikern échauffiert. Ihnen ist das ganze moralisch-kleinliche Getue zuwider, und Sie werfen den Journalisten vor, es selber nach Kräften zu schüren.
Was die Meisten aus der Zunft anbetrifft, so haben Sie natürlich recht, aber Herr Grau gehört nicht zu ihnen; jedenfalls habe ich noch nie etwas von ihm gelesen, das in diese Richtung zielte. Er bemängelt vielmehr, daß viele Menschen (Nicht a l l e !) einerseits echte Gefühlsbezeugungen von Politikern und anderen Personen des öffentl. Lebens erwarten, diese dann aber einteilen in "gute" (= gern gesehene) und "schlimme" (= verurteilungswürdige) Reaktionen, was naturgemäß dazu führt, daß die Echtheit der Gefühle dabei verlorengehen m u ß.
Denn unsere Gefühle sind nun mal nicht alle gut - bei weitem nicht!
Es ist diese Unehrlichkeit, sozusagen die verlangte Heuchelei, die Herr Grau anklagt. Und damit hat er völlig recht.

Heidemarie Heim | So., 25. Juli 2021 - 11:41

Antwort auf von Klaus Funke

Entschuldigung lieber Herr Funke, aber Ihre Einlassung bzw. Vergleiche bezüglich Herr Dr. Grau gehen mir persönlich zu weit!
Auch wenn man sich persönlich angegriffen fühlt oder den Schuh nicht anziehen möchte, sollte man meine Bitte an Sie von solchen Herabwürdigungen hier im Forum
doch absehen!
Ich hoffe auf Ihr Verständnis und verbleibe mit den besten Grüßen! H. Heim

Heidemarie Heim | Sa., 24. Juli 2021 - 13:44

Nennt man das, was Sie da beschreiben Herr Dr. Grau nicht Selbstreflektion? Puh! Und das am Wochenende! Ich weiß allerdings bei allem Bemühen auch nicht warum so etwas wie Sensationsgier, Voyeurismus und narzisstische Selbstverleugnung immer mehr durchscheinen. Was trieb normale Bürger z.B. in den Circus maximus oder zu grausamsten Hinrichtungen, Scheiterhaufen im Mittelalter oder heute dazu die Handykamera voll auf Unfallopfer zu halten? Moderne Bühneninszenierungen nicht mehr ohne viel Kunstblut oder nackte Darsteller am besten mit mehr als angedeuteten Kopulation-Szenarien auskommen? Man vor einem modernen Kunstwerk steht in der Ausstellung und einen Teufel tut zu zugeben, dass man damit Null anfangen kann um sich nicht als Kunst-Unsachverständiger zu outen;) Den Künstler gar als irre oder unter Halluzinogenen stehend vermutet. Man es wie der Falschfahrer in der Warnmeldung macht, der Hunderte sieht, die "Ihm" fälschlicherweise entgegen kommen. GsD (be)trifft es nicht mich?! MfG

Rob Schuberth | Sa., 24. Juli 2021 - 14:43

Wie kommt's werter Herr Grau?

Sind Sie u. U. selbst gar nicht so sicher, ob "wir" so empfinden wie Sie es da einfach mal niederschrieben?

Eines kann ich aber sagen.
Es sind die Medien die aus Mäusen Elefanten züchten, denn das bringt mehr Auflage/Clicks.

Diese Verantwortung dann auf uns Bürger u. Konsumenten abzuschieben ist unfair. Das ist doch sonst nicht Ihr Stil.

Diesem Artikel stimme ich nicht zu

Dieselben Gedanken beschlichen mich beim Lesen dieses Artikels. Ich danke Ihnen, lieber Herr Schuberth. Ich weiß auch nicht, was in Herrn Grau gefahren ist. Will man uns zu mitschuldigen Voyeuren machen? Um das eigene miese Gefühl zu teilen? Ich wiederhole, ich ziehe mir Ihre Schuhe nicht an, Herr Grau. Es mag Ihre Wahrnehmung oder auch Ihre Art sein, solche Ereignisse zu konsumieren. Die meine ist es nicht und ich möchte mich dagegen verwahren, dass man mir solche niedrigen Motive unterstellt. Indes, für Journalisten ist es eine typische Haltung. Wie ich oben schon schrieb, besiedeln sie den Kothaufen wie die Fliegen...

Ingofrank | Sa., 24. Juli 2021 - 16:19

Ehrlichkeit ist doch eine menschliche Eigenschaft, die vielen von uns abgegangen ist. EHRLICH zu sein ist nicht Hipp und wird den alten weißen Männern u. Frauen als gestrig, konservativ =
Querdenker, Klimaleugner, Nazi zugeschrieben.
Natürlich sollte jeder erst einmal vor seiner eigenen Tür kehren.
Aber wie unehrlich ist z. B. m. u. politisches Handeln? Jüngst in Thüringen geschehen, beim Votum gegen Rammelow durch Höcke. Meine Sicht auf die Dinge ist, dass man aus eine geheimen Abstimmung, eine offene Abstimmung durch
gemeinschaftliches Sitzenbleiben bei der Abstimmung zelebrierte und dies dem Wähler als demokratisch verkaufte. Wäre es nicht ehrlicher gewesen zu sagen, liebe CDU Wähler, wir können nicht ausschließen, dass Fraktionsmitglieder Höcke wählen.
Und dann noch „Einstimmig“ . Hätte da einer nicht mitgestimmt, hat man den „Dieb erkennen“ können. Ist das ehrlich? Nein, es wird uns als ehrlich verkauft. Und das ist nur ein ganz ganz kleiner Aspekt.

Mit f.G. a. d. E. R

Gunther Freiherr von Künsberg | Sa., 24. Juli 2021 - 18:52

Politikern ist es eigen scheinheilig mit Begriffen zu werben, die einer Präzision bedürften um wahrhaftig zu sein.. Die meist verbreitete Lüge verbirgt sich hinter dem Begriff “ soziale Gerechtigkeit“, der ach so menschlich klingt, in Wahrheit aber je nach politischer Ausrichtung anders interpretiert wird. Ein Kommunist versteht unter sozialer Gerechtigkeit etwas völlig anderes wie ein Nazi. Wegen der Bedeutungsvielfalt alleine der Worte“ sozial“ wie auch“ Gerechtigkeit“ lassen sich alle politischen Forderungen wie auch sogar Straftaten begründen. An Terroristen (RAF) sei erinnert, die auch“ soziale Gerechtigkeit“ forderten und dazu mordeten.
Gleiches gilt für den Begriff“ Sozialismus“, der ebenfalls als beschreibende Lüge von Staaten verwendet wird. Alleine die (soziale) Chancengleichheit bewirkt, dass je nach Talent die Chance zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen führen. Die Erfolgreichen sind dann die Führungskader, die die Erfolglosen unterdrücken. (Siehe DDR)

Jens Dr. med. Schuster | Sa., 24. Juli 2021 - 20:25

Mein Empfinden: jegliche Art von Medien - Print, TV, ÖR, Magazine, (a)soziale (sehr hübsch, Herr Schuberth!) schreiben sich in einem Zirkel ihre Entrüstung rum und erkennen darin die „öffentliche Meinung“ Das ist der Fluch des modernen „Journalismus“, der keine keine Fachkenntnis, keine Expertise, keine Ausbildung braucht. Deswegen gibt es zwar einen Verband der Journalisten, aber keine geschützte Berufsbezeichnung. Ich bin Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin und kann mich übermorgen als Journalist akkreditieren lassen…
Nicht morgen, da ist Sonntag. Weil Journalisten nicht mehr berichten, Fakten im Kontext darstellen, sondern Meinungen verbreiten, entstehen solche Artikel.r Herr Dr. Grau, sie sind dem Zeitgeist auf den Leim gegangen.

W.D. Hohe | So., 25. Juli 2021 - 00:29

an Hern Grau`s Essay zu Gemüte führte ertappte ich bei dem > nicht tatsächlich ernsthaften < Gedanken, ob ich womöglich der Deutschen Sprache nicht mächtig bin.
Einige Foristen haben m.E. und bei allem persönlichen Repsekt - keine Heuchelei - genau das bestätigt was sie sprachlich mit Verve von sich weisen.
Besser kann sich Herr Grau seines Vortrags -meines Erachtens - nicht bestätigt sehen.
Aber natürlich bin`s ich der....
Auszuschließen ist grundsätzlich nichts und nirgends.
Vor Entertaste werde ich das noch mal lesen.
Ergebnis meines Reflektionsversuches ist dann in jedem Fall sichtbar.
"Vorsicht Falle" :-)

Ellen Wolff | So., 25. Juli 2021 - 12:06

Ich musste erst mal über das „wir“ schlucken, dann hatte ich schon eine Idee, welche Kommentare Sie heute für ihren Text bekommen. Ich denke Sie liegen richtig und haben den Finger in die Wunden gelegt. Natürlich hat es auch was Voyeuristisches, wenn ich mir Nachrichten über Katastrophen anschaue, und natürlich berühren mich Katastrophen, die mir unbekannten Menschen zustoßen weit weniger, als solche, die mir nahestehenden zustoßen. Natürlich gehen mir Dinge näher, die ich möglicherweise selbst mal so oder ähnlich erlebt habe. Mich machen Dinge betroffener, wenn sie in irgend einer Weise etwas mit mir zu tun haben. Gewalt gegen Frauen macht mich betroffener, als Gewalt gegen Männer, einfach weil ich eine Frau bin. So funktioniert ja auch die ganze Identitätspolitik, man schaffe Verbindungen zwischen verschiedenen Minderheiten, benenne diese mit einem Wort oder Kürzel und schon hat man eine Gruppe, die sich zu allem möglichen Instrumentalisieren lässt. Jeder, der sich mit einer Gruppe/