
- Auf den Kontrollverlust!
Sein grandioses Familienmassaker „Das Fest“ machte den dänischen Regisseur Thomas Vinterberg zum Star. Nun kommt der oscarprämierte „Rausch“ in die deutschen Kinos.
Es war der bewegendste Moment der diesjährigen Oscars. Thomas Vinterberg bedankt sich für die Auszeichnung „Bester Internationaler Film“ für „Der Rausch“ – und gedenkt seiner Tochter Ida, die im Mai 2019 wenige Tage vor dem Drehstart bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. „Der Film handelt davon, die Kontrolle über das Leben zu verlieren, so wie ich die Kontrolle über mein eigenes Leben verloren habe“, berichtet der 51-jährige Vater mit Tränen in den Augen. „Wir wollten einen Film machen, der dem Leben huldigt.“ Diese Huldigung widmet der Regisseur nun seiner Tochter. „Für Ida“ heißt es im Vorspann. Dem 19-jährigen Teenager gefällt das Drehbuch des Papas zuvor so gut, dass sie eine Rolle als Schülerin übernehmen will.
Erzählt wird in der Dramödie von einer Handvoll frustrierter Lehrer, die ihre Midlife-Crisis mit Alkohol ertränken wollen. Standesgemäß wird der Suff auf eine intellektuelle Basis gehievt: Die Pädagogen berufen sich auf den norwegischen Psychiater Finn Skårderud, der meinte, dauerhafter Alkoholgenuss steigere verlässlich des Menschen Leistungen. Martin (Mads Mikkelsen) überredet seine Kollegen, sich täglich die Kante zu geben, zunächst streng kontrolliert. Die Erfolge sind enorm: Im Job und in der Beziehung läuft es plötzlich bestens, die Sinnkrise scheint wie weggeblasen. „Wir trinken nur während der Arbeit!“, beschließt man gemeinsam. Mit Hemingway und Churchill sind schnell berühmte Vorbilder gefunden, die mit Sekt statt Selters zu Hochform aufliefen.