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Aufräumarbeiten vor einem Einkaufszentrum nach den Ausschreitungen / dpa

Unruhen in Südafrika - Ein Land im Verfall

Fassungslos starrt die Welt auf die jüngsten Zerstörungs- und Plünderungsorgien in Teilen Südafrikas. Die vor allem kriminell motivierten Taten sind nicht zuletzt Folge der chaotischen Staatsführung unter Ex-Präsident Zuma und dessen Plünderung der Staatskasse. Doch Schuld an der Lage hat auch der Westen.

Autoreninfo

Wolfgang Drechsler berichtet seit 1990 als Korrespondent aus Südafrika. Er hat den Übergang des Landes von der Apartheid zur Demokratie begleitet. Er schreibt u.a. für das Handelsblatt und Finanz und Wirtschaft (Zürich). 

So erreichen Sie Wolfgang Drechsler:

Als begnadeter Redner wird Cyril Ramaphosa sicherlich nicht in die Geschichte eingehen. Die Ansprachen des südafrikanischen Präsidenten wimmeln oft vor Gemeinplätzen und leeren Ankündigungen. Seine Rede an die Nation am Freitagabend – fünf Tage nach Beginn der schlimmsten Zerstörungsorgie, die Südafrika vermutlich jemals erlebt hat – war hingegen dem Anlass entsprechend dringlicher und vor allem selbstkritischer als üblich.

Nachdem er zuvor tagelang die Ausschreitungen heruntergespielt und erst nach längerem Zögern die Zahl der Soldaten verzehnfacht hatte, gestand Ramaphosa nun den in der vergangenen Woche angerichteten schweren Schaden an Menschen und Wirtschaft vorbehaltlos ein und versprach, „jeden Funken des Feuers auszutreten“, das die Küstenprovinz KwaZulu-Natal und die Wirtschaftsmetropole Gauteng verwüstet hat.

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Christa Wallau | Mo., 19. Juli 2021 - 12:44

Wenn es noch eines Beweises für die Unsinnigkeit bzw. hohe Gefährlichkeit von Quoten für bestimmte Gruppen (Frauen, Farbige, Ethnien usw.) bedurft hätte, dann wäre er jetzt in Südafrika wohl endgültig geliefert worden.

Dadurch, daß bevorzugt Schwarze in verantwortungvolle Ämter kamen, wurde gar nichts besser, sondern alles viel schlimmer!
Weder von der Sachkompetenz noch von ihrer moralischen Integrität her waren sie geeigneter als die Weißen, dieses Land vernünftig und zum Wohl der gesamten Bevölkerung zu führen.
Quod erat demonstrandum.
(Aber wer das vorher gesagt hat, war ein übler Rassist!)

Wie hat man doch gejubelt, als die Apartheid abgeschafft wurde!
Und nun???
Ich bin übezeugt davon, daß sich auch jetzt erneut "Experten" finden werden, welche die Schuld für die heutigen katastrophalen Zustände in Südafrika wieder den "weißen Kolonialisten" in die Schuhe schieben.

Fakten zählen nicht, nur Ideologien!

Schneller als erwartet: Gut ging es Südafrika also nur zu Zeiten der Apartheid.

Also zu Zeiten, in denen die farbige bzw. schwarze Bevölkerung des Landes wie Menschen zweiter Klasse behandelt und zunehmend in "Homelands" ausgesiedelt wurde, damit die Weißen unter sich bleiben konnten.

Wobei die Foristin unter Wohlstand zweifelsfrei ausschließlich den der weißen Bevölkerung versteht - der Nachkommen der Kolonialisten also.

Immerhin: Ein derartig freimütiges Bekenntnis zum Rassismus ist selbst hier selten zu finden.

Allerdings sollte, wer impliziert die Macht in SAfrika sei ausschließlich bei einer weißen Minderheit von 8,9% der Bevölkerung gut aufgehoben, in unserem Land besser niemals in die Nähe von Verantwortung kommen.

Andere Kommentatoren werden unterstreichen, dass die Foristin in ihrer Partei keine Außenseiterin ist. Aber selbst ein Meuthen - beileibe kein Menschenrechtler - würde angesichts einer solch menschenverachtenden Haltung nur den Kopf schütteln.

Ihr Unbehagen darüber, dass sich die schwarze Bevölkerungsmehrheit seit dem Ende der Apartheid in Südafrika frei bewegen und politische Ämter bekleiden darf, ist Ihrem Beitrag deutlich anzumerken.
Nur Rassisten würden behaupten, dass Schwarze qua ihrer Herkunft kompetenter/ inkompetenter oder moralisch integerer/weniger integer sind als Weiße. Solche Eigenschaften haben nichts mit ethnischer Zugehörigkeit zu tun, auch wenn das Ihren rassenideologischen Überzeugungen widerspricht.
Aber wie Sie schon sagten: "Fakten zählen nicht, nur Ideologien".

Tomas Poth | Di., 20. Juli 2021 - 11:16

Antwort auf von Kai Hügle

... und Unterstellungen, Hr. Hügel, sind unfassbar!
Fr. Wallau sprach von Quoten und Bevorzugungen bestimmter Personen anstelle von Befähigung, die den Ausschlag hätte geben müssen.

Es wurde bei der Abschaffung des Apartheidregimes versäumt, eine ausgewogene mit Weißen und Schwarzen besetzte Regierung so zu bilden, dass es eben nicht zu einer solchen Situation kommt. Nur, waren da die Einzelinteressen einzelner Stämme und Familien-Clans sich an den "Weißen" zu rächen und denen es mal zu zeigen größer, als die Vernunft und Erkenntnis, dass es nur gemeinsam geht. Ja, Sie haben völlig recht. Quoten, egal welcher Art führen in Unfrieden, Ungerechtigkeit und Ausgrenzungen. Wir sehen das aktuell bei uns im Land. Da wollen auch Quotenminderheiten die Mehrheit bestimmen. Wie in Südafrika auch, geht eine solche Politik völlig an den Bedürfnissen der Menschen vorbei, die nur in Frieden leben wollen, Arbeit brauchen uns sich ihren individuellen Wohlstand erarbeiten wollen. Und auch bei uns sind an allem nur die "Weißen" schuld, sagen die politisch bunten Minderheiten, die ihre Hautfarbe aber auch nicht wechseln können, auch wenn sie sich täglich sonnen.

Ingo Kampf | Mo., 19. Juli 2021 - 12:56

Quoten, für welche Gruppen auch immer, grenzen die objektiv Leistungsfähigeren aus. Das ist immer und grundsätzlich mit Nachteilen für die Gemeinschaft verbunden. Dies Afrika ist generell ein Problemkontinent. Wer jetzt daherkommt, und dem „Westen“ die Schuld zuweist, sollte gleich erklären, wie ohne Geld des Westens da Ruhe reinkommen soll! Failed States von Tripolis bis Kapstadt. Wir sollten uns da rausziehen. Was wir auch machen, es wird falsch sein. Sollen sich doch die Chinesen dort die Zähne ausbeißen!

Charlotte Basler | Mo., 19. Juli 2021 - 16:11

Antwort auf von Ingo Kampf

und hier ganz besonders Germany. Hier wird unter dem Motto "egal was es kostet" ein expansiver Schuldkult betrieben, der nicht nachvollziehbar ist.
Ich schließe mich deshalb gerne Ihrem Vorschlag "wir sollten uns da rausziehen" an.
Und alle die auf Selbstgeißelung stehen, mögen sich bitte auf eigene Kosten einen Büßergürtel anschaffen oder persönlich eigenes Geld spenden.

Karl-Heinz Weiß | Mo., 19. Juli 2021 - 13:02

Eine sehr aufschlussreiche Analyse über ein in den hiesigen Medien seit Jahren kaum beachtetes Land. "Schönfärberei“, weil man eine Erfolgsgeschichte wollte. Nur so ist es auch erklärlich, dass die deutsche Entwicklungshilfe massiv nach Afrika umgelenkt wird, obwohl es dort massive Korruptionsstrukturen gibt und wenig Hilfe zur Selbsthilfe vor Ort. Die Tatsachen entsprechen nicht meinen Vorstellungen-ignorieren wir einfach die Tatsachen. Deutschland seit 2015 lässt grüßen.

Maria Arenz | Mo., 19. Juli 2021 - 14:59

"Schuld hat auch der Westen". Schuld haben bedeutet, kausal zur Entstehung eines - vorhersehbaren -und bei Unterlassung des kausalen Verhaltens abwendbaren- Problems beigetragen zu haben. Wie kommt Herr Drechsler auf die Idee, Warnungen, Anklagen und Vorwürfe westlicher Regierungen an die Adresse der südafrikanischen Regierung hätten bei den -im wesentlichen richtig geschilderten- Stationen Südafrikas auf dem Weg nach unten irgendetwas bewirkt? Abgesehen davon, daß ich in deutschen und englischen Medien immer wieder detaillierte Berichte über den Niedergang von Wirtschaft, Verwaltung, Bildung und Infrastruktur in Südafrika infolge des praktizierten "Rassen-Quotismus" etc. gelesen habe, der auch der südfarikanishcen Regierung selbst nicht verborgen geblieben sein kann, hätte regierungsamtliche öffentliche Kritik des Westens an dem so typisch "afrikanischen Weg" doch den Vorwurf begründet, man habe die Entwicklungsansätze der "Regenbogennation". kaputt geredet.

Bernd Muhlack | Mo., 19. Juli 2021 - 16:47

Während ihres Studiums in Schottland war Tochtern mit einer Studentengruppe 6 Wochen in SA -
eine Exkursion.
Es sei ein landschaftlich sehr schönes Land -
das wars dann zum großen Teil auch schon!

Inzwischen hat sich das neue Apartheits-System um 180 Grad gedreht - jetzt sind die Weißen die Parias.
Viele Weiße haben das Land verlassen bzw. werden es verlassen. Die Ziele sind überwiegend Australien, Neuseeland u Kanada; dort nimmt man diese neuen "Pilgrim Fathers" mit Handkuss!

Neben dem offiziellen Programm gab es auch viel Freizeit. Allerdings gab es tägliche Hinweise wo die no-go-areas sind.
Dort kommt man als Weißer zwar hinein, aber nicht wieder (lebendig, unversehrt) heraus.

Wie viele Länder Afrikas ist auch SA wohl ein failed state. Um es mit Scholl-Latour zu sagen: Afrika, der verlorene Kontinent.

Die Bodenschätze nimmt man jedoch sehr gerne:
für e-cars, mobiles etc - und die "Blutdiamanten" von de Beers.

Würde es richtig laufen, gäbe es wohl kaum Schlauchbootfahrer!

Wie läuft es denn "richtig"?? Es gibt kein richtig oder falsch, es führt alles ins Chaos, wie man es auch anpackt. Im Grunde kann man sich nur vom Kontinent zurückziehen. Alleine versuchen lassen. Und Sie glauben wirklich, dann hören die Schlauchbootfahrten auf?? Entschuldigung, aber da muß ich ganz laut lachen! Uns rettet - wenn überhaupt - nur eine Festung Europa bei den Geburtenraten...... Aber das ist ja nicht gewollt. Rupert Neudeuck (ein ausgewiesener Fachmann auf dem Gebiet!), der gewiß alles andere als "rechts" war, nannte schon vor ein paar Jahren ganze 4 (!!) Länder, die man unterstützen solle weil sie weniger korrupt sind... Natürlich waren die nicht auf Merkels Geschenkeliste....

Ich denke, Sie haben mein Posting mißverstanden.

"Kaum Schlauchbootfahrer" steht nicht für "keine" sondern für "weniger".

Dass es für Afrika keinen Königsweg geben kann, dürfte allgemein bekannt sein.
Ich tendiere zwar eher wie Sie für eine Festung Europa, jedoch weiß jeder, dass das Wunschdenken ist.
Sehen Sie, der ehemalige Direktor der Schule meiner Tochter ist als Pensionär oft in Afrika; er hat dort mit kongenialen Partnern tolle Projekte laufen.
Er unterrichtet Englisch und Geographie.
Der Verein finanziert sich ausschließlich aus Spenden.
Das meinte ich mit "besser laufen"!
Wenn auf diese Art und Weise Kinder und Jugendliche zu Bildung kommen, ist das doch nur von Vorteil, oder?
Sollten sie gleichwohl nach Europa kommen, haben sie immerhin eine gewisse intellektuelle Basis.

Es gibt das Bonmot: wenn jemand Hunger hat, gib ihm keinen Fisch, sondern eine Angel.
Natürlich setzt das voraus, dass man auch den Willen hat, die Angel zu benutzen!

Frau Stange, alles Gute!

Heidemarie Heim | Mo., 19. Juli 2021 - 17:20

Sorry, mal abgesehen von dem hierzulande Igitt-Begriff Rasse + Quote passt da doch irgendwo was nicht zusammen werter Herr Drechsler! Außer das ein Cousin von mir noch zu Zeiten der Apartheit seinen Lebensmittelpunkt nach Kapstadt verlegte, was wir damals recht mutig fanden, bin ich zugegebenermaßen nicht auf dem Stand der Dinge.
Ich dachte bis vor diesen wüsten Ausbrüchen von Gewalt untereinander, wie man sie in der Tat nur von früheren Stammesfehden kennt, dass trotz unvermindert hoher sonstiger Gewaltkriminalitätsrate Südafrika ein zumindest fortschrittliches und zivilisiertes Land auf dem schwarzen Kontinent wäre. Zumal die diversen frei gewählten farbigen Politiker aus der dortigen Oberschicht oftmals in Westeuropa usw. ihre Ausbildung genossen. Was aber wie man an dem Schlächter al Assad nichts heißen muss wie mir gerade einfällt. Und wie kann es sein, dass man nach der langen Zeit noch immer auf einem Energielevel ist wie ein Entwicklungsland? Sind wir daran auch schuld? MfG

Rob Schuberth | Mo., 19. Juli 2021 - 18:15

Sorry, aber mir hängt diese Art der Argumentation echt so was von zum Halse....

Anscheinend fühlen sich deutsche Journalisten erst wohl wenn sie es argumentativ so gedreht haben, dass wir Deutschen zu Kreuze kriechen müssen (darin sind wir ja LEIDER Weltmeister!)

Lasst doch bitte GANZ Afrika u. den Nahen u. Mittleren Osten einfach in Ruhe.

Sollen die sich doch selbst die Köpfe einschlagen.
Südafrika geht uns nichts, aber auch gar nichts an!

Erst wenn die Afrikaner lernen, dass die Zeiten in denen der Westen ihnen hilft vorbei sind, dann erst werden sie sich ihrer Diktatoren etc. erledigen.

Da entstehen unschöne Bilder, aber das hört auch wieder auf.

Tomas Poth | Mo., 19. Juli 2021 - 21:09

Im Moment sprechen wir von Südafrika.
Es kommt der Tag da sprechen wir so über Deutschland, der Anfang mit 16 Jahren Merkel ist gemacht.

Dominik Roth | Mo., 19. Juli 2021 - 21:45

Während meines Semesters in Stellenbosch (Western Cape) 2007 zeichnete sich Zumas Wahl ab. Der Mann mit 23 'love children', der eine ausgiebige Dusche als Heilmittel gegen HIV empfahl brachte das Stammesdenken zurück in die Politik. Einer der Gründe für die Misserfolge und Kriege in Afrika. Die Entwicklung war vor 14 Jahren bereits absehbar, für mich und für meine (nicht rosarote Brille tragenden) Mitstudenten. Traurig, denn es ist in vielen Hinsichten ein wundervolles Land, in dem ich mit Menschen aller Abstammungen schöne Momente erfahren habe.

Jörg Stetter | Mo., 19. Juli 2021 - 22:59

Ich war häufig im südlichen Afrika unterwegs und war immer wieder fasziniert von Natur, Landschaft und den Menschen dort. Afrika ist ein grossartiger Kontinent und bietet eigentlich alles , um seine Bewohner zufrieden und glücklich zu machen.Leider sind die Fortschritte seit dem Ende der Kolonialzeit sehr überschaubar. Korruption ist an der Tagesordnung, Stammesdenken steht immer noch im Vordergrund, die Politiker versorgen in erster Linie sich selbst und ihre Familien.
Im Vergleich zu den Ländern in Südostasien ist Afrika weit zurückgefallen. Die Regenbogennation Südafrika war eigentlich ein Hoffnungsschimmer. Wenn nun auch Südafrika im Chaos versinkt, sehe ich für die Zukunft wenig Hoffnung.

Maria Busold | Di., 20. Juli 2021 - 00:51

jetzt sind wir also schuld, weil wir mit einem afrikanischen Land zu optimistisch waren.
Na das ist wenigstens mal was Neues.