Der ungarische Parlamentspräsident László Kövér / picture alliance

Interview mit dem ungarischen Parlamentspräsidenten László Kövér - „Ungarn bleibt solange Mitglied der Union, bis sie zusammenbricht“

Schon seit Jahren stehen Ungarns nationalkonservative Regierung sowie insbesondere Ministerpräsident Viktor Orbán im Kreuzfeuer ausländischer Kritik. Im Gespräch bezieht der ungarische Parlamentspräsident László Kövér ausführlich Stellung dazu – und geht dabei auch auf Deutschland ein.

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Ungarn gilt besonders in vielen westeuropäischen EU-Ländern als bad boy der Europäischen Union. Zuletzt entbrannte lautstarke Kritik wegen des Verbots von „homosexueller Propaganda“. Die gesamte Dimension des Streits kann aber nur verstehen, wer auch die ungarische Position kennt. Wir dokumentieren deshalb ein in vielerlei Hinsicht kontroverses Gespräch, das Ungarns Parlamentspräsident László Kövér vorige Woche mit dem ungarischen Wochenblatt „Mandiner“ geführt hat und das soeben in deutscher Übersetzung im Magazin der „Budapester Zeitung“ erschienen ist. Köver, Jahrgang 1959, gehört zu den Mitbegründern des Fidesz, sitzt seit 1990 als Abgeordneter im Parlament und war zwischen 1998 und 2000 als Minister ohne Geschäftsbereich für die zivilen Geheimdienste zuständig. Vom Januar 2000 bis Mai 2001 war er Parteichef des Fidesz, seit 2002 leitet er den Nationalen Wahlauschuss, das interne Parlament des Fidesz. Seit August 2010 bekleidet Kövér das Amt des Parlamentspräsidenten.

 

Die letzten Sitzungstage vor der Sommerpause des Parlaments waren durch das Pro und Kontra um das neue Anti-Pädophilie-Gesetz geprägt. Denn ergänzt wurde das Gesetz um Passagen, die homosexuelle Propaganda verbieten. Sie selbst verglichen einst die Forderung gleichgeschlechtlicher Paare, Kinder adoptieren zu dürfen, mit Pädophilie. Sind Sie nun glücklich mit der neuen Rechtsnorm?

Wir haben eines der wichtigsten Gesetze der letzten zwölf Jahre verabschiedet. Damit kann ich zufrieden sein. Die EU-Spitzen sehen das wieder einmal ganz anders, für sie findet in Ungarn  eine weitere Rechtsbeugung statt. Wäre ich naiv, könnte ich es damit abtun, ich wüsste nicht, wo ihr Problem liegt. Man muss sich schon anstrengen, um diesen irrationalen, immer wieder in offenen Hass umschlagenden Zorn und diese Antipathien zu verstehen, die das Gesetz bei vielen westeuropäischen Politikern auslöst.

Diesen grenzenlosen Hass verspürte ich erstmals in den 1990er Jahren bei Politikern des liberalen SZDSZ. Die Erklärung lag aber wohl auf der Hand: Sie hatten ein schlechtes Gewissen, nachdem sie die Regierung des Ex-Kommunisten Gyula Horn unterstützt hatten, weil sie damit ihre eigenen Prinzipien in den Staub traten. Den Fidesz [die von Viktor Orbán geführte Regierungspartei] wollten sie eigentlich schon ab 1992 liquidieren, doch 1998 übernahm dieser dann erstmals Regierungsverantwortung. Und zwar als eine nach dem Verrat des SZDSZ besonders erfolgreiche, moralisch vertretbare Alternative. Diese Frustration der Liberalen erlebe ich heute wieder bei manchen westlichen Politikern. 

Was meinen Sie damit?

Es liegt gar nicht so lange zurück, dass die juristische Diskriminierung der Homosexuellen in Deutschland aufgehoben wurde. Bis ins Jahr 1994 fand sich diese selbst noch im Strafgesetzbuch. Im Jahre 1957 urteilte das Bundesverfassungsgericht, ohne diese Diskriminierung würde „die Homosexuellen nichts daran hindern, die ehelichen Beziehungen zu zerrütten“. Und weiter: „…überall, wo die Sodomie zugelassen wurde, führte das zum biologischen und moralischen Verfall der Gesellschaft.“ Sie haben also keine Grundlage für die Behauptung, sie hätten die naturgegebenen und die abartigen geschlechtlichen Beziehungen schon immer als gleichwertig betrachtet.

Mittlerweile haben die Konservativen in Deutschland – und praktisch in ganz Westeuropa – ihre frühere Überzeugung aufgegeben und sich vollständig vom moralischen Sockel der christlichen Kultur losgelöst. Vor einigen Jahren gestattete Angela Merkel eine Abstimmung zur Ehe für alle, die sie als Gewissensfrage deklarierte. Wenngleich sie selbst nicht für deren Einführung stimmte, wandten sich jedoch die CDU-Abgeordneten gegen ihre einst hochgehaltenen Prinzipien. 

Kurz gesagt: Ich verstehe die ganze Aufregung heute nicht. Als Ungarn 1994 den Antrag auf Aufnahme in die europäische Gemeinschaft stellte, und auch, als wir 2004 dann den EU-Beitritt vollzogen, ging es nirgendwo um irgendwelche LGBTQ-Rechte oder darum, dass diese Rechte einen Teil der grundlegenden Menschenrechte ausmachen sollen. Es konnte keine Rede sein davon, dass wir uns moralisch damit zu identifizieren und in die Umerziehung unserer Kinder einzuwilligen hätten. Und es war keine Rede davon, dass man die christliche Urbevölkerung Europas auf dem Wege der massenhaften Ansiedlung von Menschen fremder Kulturen auszutauschen versucht. Hätte man uns gleich zu Beginn damit konfrontiert, wäre die ungarische Volksabstimmung vermutlich anders ausgegangen.

Wollen Sie damit sagen, Ungarn habe keinen Platz mehr in der EU?

Ungarn bleibt solange Mitglied der Union, bis diese zusammenbricht. Es mag unglaublich klingen, aber ich war mir 1988 – bei der Gründung des Fidesz – nicht sicher, ob ich den Abzug der Russen aus Ungarn und den Zusammenbruch der Sowjetunion noch erleben werde. Oder dass es in meinem Leben wirklich freie Wahlen geben wird. Heute aber habe ich das Gefühl, dass die Europäische Union in ihrer jetzigen Form ziemlich sicher aufhören wird zu existieren. Sie entwickelt sich in Wirtschaft, Gesellschaft, Geist und Moral einfach nicht nachhaltig. Immer lauter werden die Stimmen, die Parallelen zum Niedergang des Römischen Reiches sehen. 

Wir Ungarn mussten vor kaum einhundert Jahren erleben und erleiden, wie es ist, wenn die Elite eines Imperiums den Bezug zur Realität vollkommen verliert, kein Gespür mehr für die wahren Probleme und Gefühle der Regierten hat, deren Werte und Interessen außer Acht lässt. So wie in der Habsburgermonarchie geschehen. Wir drücken nicht die Daumen, dass die EU ein Ende findet – ganz im Gegenteil. Ich persönlich bin nicht davon überzeugt, dass für Ungarn besser wird, was danach kommt. Wenn man die letzten 17 Jahre auf die Waage legt, stellt die EU eine Konstruktion dar, welche die günstigsten Bedingungen und den größten Spielraum für die Vertretung der ungarischen nationalen Interessen bietet. Aber das trifft immer weniger zu, je aggressiver sie versuchen, ein neues atlantisches Imperium aufzuziehen.

Entweder erhebt sich die Normalität gegen den Wahnsinn, womit die Gemeinschaft zerfällt, oder die nächste Politiker-Generation versucht, von diesem Pfad abzugehen – sagten Sie vor einem halben Jahr. In welche Richtung entwickeln sich die Ereignisse?

Auf dem letzten Gipfel hat die informelle Führungsriege der EU Schritte in Richtung des Zerfalls unternommen. Es sieht ganz so aus, als ob selbst jene Politiker dem Wahn verfallen, die von Amts wegen nüchterne, wohl durchdachte Entscheidungen treffen müssten. Der Erfolg einer Politik, die sich an deklarierten Prinzipien und Werten ausrichtet, macht sie nervös. Dabei kannten sie diese Prinzipien und Werte einst selbst, lebten wohl auch danach und tun sich nun schwer mit ihrem Verrat.

Sehr wahrscheinlich wurde auch der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte in einem anderen Geist erzogen. In einem Holland, dessen Parteipolitik vor 40 Jahren noch stark von den Konfessionen geprägt war. Ganz bestimmt wollten auch seine Eltern eine Werteordnung vermitteln, doch hat er diese für seine politische Karriere hinter sich gelassen. In diesem vom liberalen Mainstream total vereinnahmten Umfeld, welches die westlichen Mitgliedstaaten der EU heute prägt, wird noch die kleinste Abweichung von der Norm hart bestraft. Da droht ein schnelles Ende der Politikerkarriere. Ich beneide diese Leute nicht.

Welche Chancen sehen Sie denn für eine Renaissance der europäischen Rechten, wie diese auch Viktor Orbán anstrebt?

Das Gesamtbild ist vielleicht doch nicht so hoffnungslos, wie ich das gerade eben dargestellt habe. Die italienische Linke wird schon wissen, warum man sich so krampfhaft an die Regierungsposition klammert, hinter der doch keine Mehrheit in der Gesellschaft steht. Die Rechte wird die Regierungsverantwortung in Italien übernehmen, ganz gleich, ob dies unter Führung von Giorgia Meloni oder von Matteo Salvini geschieht. Damit aber verschieben sich die Kräfteverhältnisse in Europa.

Das Gleiche spielt sich in Frankreich ab. Dort tobt ein eskalierender Kampf zwischen Zentristen und Linksliberalen auf der einen sowie Radikalen und Nationalkonservativen auf der anderen Seite. Von diesem könnten die traditionellen Mitte-Rechts-Parteien als lachende Dritte profitieren. Die Renaissance der Rechten wird de facto schon bei den nächsten Wahlen eintreten und sich nicht an Landesgrenzen halten, sondern das politische Klima ganz Europas beeinflussen.

Ist es für den Fidesz außerhalb der Europäischen Volkspartei nun besser?

Mich hat die Trennung nicht gefreut, aber die Lage war tatsächlich untragbar. Vertreter winziger Parteien, die mit bloßem Auge nicht wahrnehmbar sind, versuchten laufend, uns zu provozieren und zu demütigen. Ohne die Rückendeckung unserer deutschen Freunde hätten sie sich das nicht gewagt. Letztere wollten keinen offenen Konflikt mit einem Mitglied der V4-Gruppe [Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn], mit der Deutschland blühende Wirtschaftsbeziehungen unterhält.

Wir fanden in vielen relevanten Fragen Übereinstimmung mit der CDU/CSU, also in Fragen von Belang, nicht bei an den Haaren herbeigezogenen LGBTQ-Problemen. Wegen der innenpolitischen Verhältnisse ließen sich die Konservativen von den Linken vorführen, die das Verhältnis zur souveränen Politik eines anderen Staates zum Wahlkampfthema machten. Für die CDU/CSU ging es nur mehr darum, nicht zur Zielscheibe der Medien zu werden, deren Mitarbeiter offen zu drei Vierteln die Grünen unterstützen. So viel zur Medienvielfalt im Westen!

Mit dem Osten tut sich die Orbán-Regierung nicht so schwer. Da werden Großprojekte mit russischen und chinesischen Krediten aufgezogen. Der geplante Campus der chinesischen Fudan-Universität sorgt für Widerstand. Brauchen wir diese Institution überhaupt?

Vor einem halben Jahr hätte ich die Frage unbeantwortet gelassen, aber da jetzt so ein Rummel darum gemacht wird, bin ich überzeugt, dass wir eine gute Entscheidung getroffen haben. Man kann leicht seine Fassung verlieren, wenn man die „Kritiken“ hört. Ich meine die Kritiken aus dem Ausland, denn was ein Ferenc Gyurcsány [der frühere sozialistische Ministerpräsident] sagt, kann man gar nicht ernst nehmen. Der heutige DK-Vorsitzende kroch den Chinesen 2007 als Ministerpräsident auf dem Tiananmen-Platz noch in den Hintern. Heute warnt der gleiche Mann, Ungarn werde zur chinesischen Kolonie. Für die übrigen lamentierenden Oppositionspolitiker gilt das Gleiche: Sie handeln so, wie es ihre Auftraggeber von ihnen erwarten. 

Aber was ist mit jenen Ländern, deren Meinungsführer sich wegen des ungarischen Fudan-Ablegers echauffieren? 

Sie machen sich lautstark Sorgen um Europas Sicherheit und wegen des wachsenden chinesischen Einflusses. Dabei sind es gerade ihre Länder, deren Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zu China prosperieren. Im Hochschulwesen haben unendlich viele westliche Universitäten institutionelle Kontakte zu chinesischen Hochschulen geknüpft. Es gibt nur eine Erklärung, warum sie überhaupt zur Sprache bringen, dass Ungarn die Fudan-Universität ins Land holen will: Was sie sich selbst erlauben, soll die ungarische Regierung ohne ihre Zustimmung nicht tun dürfen. 

Der Fidesz beschreitet seit 2010 von der Wirtschaftspolitik über die Gesellschaftspolitik bis hin zur Außenpolitik unkonventionelle Wege. Dies verstört jene westlichen Politiker, die sich an die anpassungsfähige postkommunistische Garnitur im Osten gewöhnt hatten. Das gilt besonders bei Interessenkonflikten. In der Vergangenheit hat die Führungselite dieser westeuropäischen Länder die Mittelosteuropäer übrigens nie für voll genommen.

Sie sehen historische Parallelen?

Der Westen hat diese Region immer nur als Beutegebiet angesehen – mit Ausnahme des Königreichs Ungarn, das man bis Trianon notgedrungen akzeptierte. Polen wurde dreimal aufgeteilt, ohne irgendwelche moralischen oder zivilisatorischen Bedenken. Obendrein geschah das regelmäßig mit einem als „barbarisch“ betrachteten, halbasiatischen Russland. Die vierte Annexion machten das Dritte Reich und die Sowjetunion untereinander aus. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden Polens Grenzen zweihundert Kilometer westwärts verschoben. Urpolnische Gebiete fielen den Sowjets zu, die Polen erhielten wiederum als Entschädigung die deutschen Ostgebiete. Millionen vertriebene Polen wurden dort angesiedelt, wo die Deutschen gehen mussten. Letztlich überließ der Westen ganz Mittelosteuropa Stalin, was die Völker dieser Region quasi einem Kolonialherrn zuordnete. 

Wenn wir also vom moralischen Niedergang der EU-Eliten sprechen, muss man den Zweiten Weltkrieg als Ausgangspunkt verstehen. Damals verbündete sich der Westen gegen den Satan mit dem Beelzebub, und dieses Dilemma ist bis heute nicht verdaut. Und jedes Mal, wenn wir ihnen diesen Spiegel vorhalten, wenn wir mit der Stimme freier, unabhängiger Völker auftreten, verstoßen wir gegen eine Weltordnung, die von ihrem Primat handelt. Wenn ich mich recht entsinne, handelte die EU-Erweiterung einst von der „Wiedervereinigung“ Europas, nicht von der Annexion Mittel- und Osteuropas

Im vorigen Jahr sagten Sie, die Parlamentswahlen 2022 werden kein Spaziergang. In Brüssel und in Übersee werden enorme Kräfte aktiviert, um den Ausgang der Wahlen zu beeinflussen. Was meinten Sie damit?

Wir müssen uns auf alles vorbereiten. Berlin und Washington haben bereits Bedarf angemeldet, sich über die Öffentlichkeit – denken wir nur an die ungarischsprachigen Sendungen von Deutscher Welle und Free Europe – in die ungarische Innenpolitik einzumischen. Dieses Prinzip und die damit einhergehende Logik und Arroganz stimmen nachdenklich. Was würden wohl die USA sagen, wenn etwa die V4-Gruppe [Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn] bekanntgäbe, einen Radiosender für Amerika zu starten. Man würde uns mit dieser Idee zum Teufel jagen.

In Deutschland würde man verschnupft auf die Stimme der „Ungarischen Welle“ reagieren, die den Deutschen erzählt, was wir von den Zuständen in diesem Land halten: von der an Diktaturen erinnernden Unterdrückung der Meinungsfreiheit, von Irrationalität und Doppelzüngigkeit der Energiepolitik, von der närrischen Rolle, die Deutschland – noch immer – spielt, um für lange zurückliegende Verbrechen zu büßen, indem man sich zum Vorkämpfer des extremen Liberalismus erklärt. Das Tragische ist, dass die Deutschen auch heute wieder mit dem gleichen blinden Fanatismus zur Sache gehen, wie in jenen Zeiten, die sie eigentlich vergessen machen wollten. 

Verschiedene Dienste sind außerordentlich intensiv in Ungarn präsent. Sie werden kein Mittel scheuen, selbst wenn es illegal ist, um die Positionen der Regierungsparteien zu schwächen. Seit dem berüchtigten Fünfpunkteplan von Charles Gati zum Sturz des Fidesz aus dem Jahre 2012 machen sie kein Geheimnis mehr daraus.

Die Sexskandale von Zsolt Borkai und József Szájer haben gelinde gesagt kein gutes Licht auf den Fidesz geworfen. Wie würden Sie den moralischen Zustand Ihrer Partei einschätzen?

Was mit dem Oberbürgermeister von Győr geschah, hat uns alle betroffen gemacht. Durch seine nicht durchdachten und moralisch unakzeptablen Handlungen machte Zsolt Borkai ein Lebenswerk zunichte. [Der verheiratete Borkai wurde auf einer Yacht gefilmt, als er sich gerade über eine Prostituierte hermachte. / Anm.d.Red.] Aus seinem Blickwinkel ist das eine Tragödie, und jeder normale Mensch wird ihm dafür nicht mit Schadenfreude begegnen, sondern ihn bedauern.

Im Falle von József Szájer verhält es sich ähnlich. Es ist schier unerklärlich, was in ihn gefahren sein musste, um so etwas zu tun. [Der Europaabgeordnete flog bei einer homosexuellen Sexorgie in Brüssel auf, die wegen des Corona-Notstands zudem illegal war. / Anm.d.Red.] Diese Tat war politisch schädlich für den Fidesz. Dessen ungeachtet respektiere ich die langjährigen Leistungen von Szájer als Abgeordneter, seine Rolle bei der politischen Systemwende und später als Jurist. 

Diese Ohrfeigen haben aber auch positive Effekte mit sich gebracht. Wir mussten mit einem Dilemma fertigwerden, der Frage des Umgangs mit Leuten aus unseren eigenen Reihen, die das Gesetz oder moralische Normen gebrochen haben. Bloß gut, dass wir noch moralische Normen als Richtschnur besitzen! Es gibt mehrere Politiker der Linken, die sich ähnliche Delikte zuschulden kommen ließen. Nach wenigen Monaten im Abseits kehrten sie im Stile des früheren Ministerpräsidenten Gyula Horn zurück, der bei der Revolution 1956 auf junge Aufständische schoss und darauf nach der Wende angesprochen nur meinte: „Na und?“

Wäre der Fidesz nicht gut beraten, nach zwölf Jahren an der Regierung in die Opposition zurückzukehren?

Dem Fidesz könnte diese Rolle – zur Erholung – guttun, dem Land sicher nicht. Die jetzige Opposition hat keinerlei Vorstellungen, wie sie regieren will. Ihre markigen Ansagen sind für die Wähler bestimmt, widersprechen sich aber immer wieder. Jeder darf in diesem Witzbündnis Aussagen tätigen, die genau auf die eigene Wählergruppe zugeschnitten sind. Sie vertrauen darauf, dass sie diese Wählerlager am Ende einfach addieren können. Wie daraus eine Wählermehrheit, geschweige denn eine regierungsfähige Kraft im Parlament entstehen soll, ist mir aber schleierhaft.

Jeder, der diese Leute vor 2010 regieren sah, weiß aus eigener Erfahrung, woran er ist. Aber wir brauchen gar nicht mehr so weit zurückzureisen auf der Zeitleiste. In jenen Städten, wo die Opposition die Kommunalwahlen vom Herbst 2019 gewann, jagt ein Skandal den anderen, reiben sich die „Bündnisparteien“ im internen Machtkampf auf, werden die von ihren Vorgängern erwirtschafteten Reserven aufgebraucht. Gewissermaßen als Ersatzhandlungen lassen sie sich die verrücktesten Ideen einfallen, von der BLM-Statue aus Plastik in Regenbogenfarben über sogenannte Bienen-Wiesen bis zu Radwegen, die einfach auf den Asphalt gepinselt werden und somit noch mehr Staus in Budapest provozieren.

Natürlich können sich die Wähler auch für diese Alternative entscheiden, die Demokratie ist nun mal eine gefährliche Kiste. Nichtsdestotrotz haben die Ungarn nach 2010 auch 2014 und 2018 klar und unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, dass sie vom Amoklauf der Gyurcsány-Regierung ein für alle Mal genug haben. Im linken Lager, das auch 2022 wieder von Ferenc Gyurcsány angeführt wird, hat sich rein gar nichts verändert. 

Worin müsste sich eine eventuell wiedergewählte Fidesz-Regierung von der heutigen unterscheiden?

Jede Legislaturperiode birgt andere Herausforderungen. Im Jahre 2018 konnten wir das Coronavirus nicht voraussehen, genauso wenig wie 2014 die Invasion der Migranten. Letztere Herausforderung bleibt ungelöst, solange die EU nicht bereit ist zu einer klaren Ansage. Diese lautete – im Einklang mit dem Standpunkt der V4 –, die als Auslöser der Migration identifizierten Probleme an ihrem Ursprungsort anzupacken und die Außengrenzen der Gemeinschaft zu schließen. Nach dem Auszug der Amerikaner aus Afghanistan können wir nur noch beten, dass nicht neuerlich Menschenmassen nach Europa flüchten. 


Aber auch das Coronavirus wird wohl nicht mehr aus unserem Leben verschwinden, vielmehr müssen wir uns auf regelmäßig wiederkehrende Pandemien einstellen. Der liebe Gott hat schon einen feinen Humor: Endlich konnte Ungarn nach einem Jahrhundert zu sich finden, unser Land erlebte ab 2010 eines der erfolgreichsten Jahrzehnte seiner Geschichte, da fällt die Welt um uns herum in sich zusammen. Nicht von ungefähr ist die Bedeutung der ungarischen Politik über jene Rolle hinausgewachsen, die sich aus der Größe und dem internationalen Gewicht des Landes eigentlich ableiten ließe. 

Es wird gemunkelt, Sie gehörten beim Fidesz zu den Anwärtern auf das Amt des Staatspräsidenten. Würden Sie gerne ins Sándor-Palais wechseln?

Der Fidesz ist für viele äußere Betrachter ein merkwürdiges Konstrukt, das sich nur schwer deuten lässt. Ein Grund dafür ist, dass unsere Spitzenpolitiker ab einem gewissen Niveau fast ausnahmslos den Ehrgeiz vermissen lassen, um hohe Ämter zu buhlen. Das zeigte sich gleich bei der ersten Übernahme von Regierungsverantwortung 1998. Schon damals ging es nicht darum, wen man verdrängen musste, um einen Ministerposten besetzen zu können. Für uns stellte sich die Frage so, wer am besten geeignet sei, diese Aufgabe zu meistern. 

Das Mandat von Staatspräsident János Áder läuft erst Anfang 2022 aus, noch ist die Zeit für offizielle Kandidaturen nicht reif. Würde man mich zum rechten Zeitpunkt hinsichtlich meiner Ambitionen fragen, hielte sich meine Begeisterung gewiss in Grenzen. Freilich hat sich auch mein Freund János nicht um das Amt geschlagen. Er hat es aber schließlich doch angenommen, weil er dies als seine Pflicht verstand, die es zu erfüllen gilt. Das trifft für die meisten in unserem Fidesz-Bund zu: Wir drücken uns nicht vor der Verantwortung. Aber wie gesagt, sehe ich die Zeit für solche Gedankenspiele nicht gekommen.

Das Interview führte Laura Szalai. Aus dem Ungarischen von Rainer Ackermann.

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Klaus Funke | Sa., 17. Juli 2021 - 15:33

Sehr erfrischend dieses Interview mit dem ungarischen Parlamentspräsidenten. Er benennt die Angelegenheiten Ungarns und Europas mit einer lebendigen Sicht seiner Partei und erinnert mich an Matteo Salvini. Erfreulich, dass CICERO hier einmal eine Gegenbeleuchtung eingeschaltet hat und wir den linksgrünen EU-Einheitsbrei von anderer Seite argumentativ erleben. Schön der Satz: Wir bleiben bis die EU zusammenbricht! Und sie wird zusammenbrechen, spätestens dann, wenn in Italien und Frankreich rechtskonservative Kräfte an der Macht sind. Schön auch, dass er Deutschland den alten Fanatismus unterstellt. So ist die Sicht auf Deutschland! Danke nochmal.

Thomas Hechinger | Sa., 17. Juli 2021 - 16:25

Antwort auf von Klaus Funke

Ich möchte differenzieren. Herr Salvini ist ein italienischer Patriot und ein mit Demagogie begabter Politiker. Er war schon an der Regierung beteiligt und unterstützt mit seiner Partei die aktuelle italienische Regierung. Ich denke, es wäre spannend, ihn als Ministerpräsidenten einer Regierung zu erleben. Ob er es gut machen würde, weiß ich nicht. Ich kann nicht in die Zukunft sehen. Aber ich würde mir mit Herrn Salvini keine Sorgen um Europa und das Verhältnis zwischen Deutschland und Italien machen. Er würde auf jeden Fall frischen Wind in die Politik bringen.
Bei Frau Le Pen sehe ich das ganz anders. Sie ist eine französische Chauvinistin. Sie will nicht nur eine konservativ-patriotische Politik machen. Sie haßt Deutschland. Ich würde ihre Wahl zur französischen Präsidentin mit großer Sorge aufnehmen. Aber letzten Endes haben das die Franzosen zu entscheiden. Ihr souveränes Urteil haben wir zu akzeptieren.

Yvonne Stange | Sa., 17. Juli 2021 - 18:09

Antwort auf von Thomas Hechinger

.... derzeit auch, daher drücke ich Le Pen die Daumen. Es kann nur besser werden. Wie Le Pen ankündigte, wird sie sich von Deutschland lösen. Das ist eine legitime Reaktion, denn von diesem Deutschland gerade kann man nur abrücken und hoffen, daß es einen nicht mit in den Abgrund reißt.

Thomas Hechinger | Sa., 17. Juli 2021 - 15:37

Schade, daß Fidesz nicht bei der Bundestagswahl antritt. Da wüßte ich zumindest, was ich zu wählen habe.

Hubert Sieweke | Sa., 17. Juli 2021 - 16:09

die uns Deutsche in ein grässliches Licht rückt.
Wie damals ab 1933 erlebt man heute wieder den kollektiven Wahn, an Verrücktheiten festzuhalten.
Ich vermute sogar, dass die meisten Bürger lediglich das ihnen vorgekaute aus den Staats Medien verinnerlichen und nachplappern.
Es wird ein teuflisches Erwachen, wenn die Regierungen in Italien und Frankreich wechseln sollten.
Die dummen Deutschen stehen bereits heute weitgehend allein auf weiter Flur, begleitet von Großherzogtümern und Vasallenstaaten,
Der EU und dem Euro gebe ich keine 10 Jahre mehr, auch wenn Merkel, die viel zum Desaster beigetragen hat, verschwinden wird. Hoffentlich, denn diesen 750+ MdBs traue ich jeden Unsinn zu.

Zustimmung, werter Herr Sieweke, aber es kommen ja noch die vielen Tausend in Brüssel dazu. Die kosten uns Mrd...jedes Jahr.

+ 32.000 im der Kommission

+ 7.500 im Parlament

+ 3.500 im Generalsekretariat des Rates

Und diese Leute haben noch so allerlei Unsinn mit uns Bürgern vor...LEIDER

aber es kommen noch die vielen vielen Mitarbeiter der 750 MdEUP hinzu, sowie wie Dolmetscher etc. Man liest von 50-60.000 Mitarbeiter...
Ein Irrsinn, der sich langsam dem Ende nähert, wie damals in Rom...

helmut armbruster | Sa., 17. Juli 2021 - 16:13

nämlich, dass die EU für Ungarn nur deshalb interessant ist, weil von dort das Geld kommt.
Deshalb - und nur deshalb - bleibt Ungarn Mitglied "bis sie zusammen bricht".
Und wenn die EU weiterhin bereit ist zu zahlen ohne die Einhaltung und Respektierung ihrer Normen zur Voraussetzung für die Zahlungen zu machen, dann ist sie selbst schuld.
Und dann wird früher oder später auch eintreten, was Herr Kövér jetzt schon ahnt: Sie wird zusammen brechen.

...o h n e das ALLE Länder diesen Normen zugestimmt haben?!

Ich widerspreche Ihnen ja nur ungern, werter Herr Armbruster, aber hier muss es einfach mal sein.

Als Ungarn 2004 eintrat waren Sonderrechte für LGBTQ und massenhafte und vor allem zwangsweise Ansiedlung (durch Brüssels Anordnung) von Menschen fremder Kulturen, ungebildet obendrein, niemals die "Normen" der EU.

Wenn Brüssels Eurokraten dann einfach neue "Normen" erfinden dann gilt das nicht autom. für alle Länder. Dazu ist die Kommission (die ja meist so einen Unsinn vezapft) gar nicht legitimiert.

Man mag über Ungarn sagen was man will, aber Brüssel sollte ganz still sein wenn es um die Einhaltung von Rechtsnormen geht.
Denn Brüssel biegt sich diese ja immer so zurecht wie es Brüssel gerade passt.

No-Bail-out-Klausel...ignoriert
Staatsfinanzierung verboten...EZB macht das dennoch

Und jetzt gerade maßt sich Brüssel an sämtliche Nationalverfassungen auszuhebeln.
Mit dem deutschen GG fängt es dabei an. Die Klage läuft.

Geld ist das einzige was die EU zusammenhält. Was glauben sie warum Polen, die Baltenstaaten, Rumänien, Bulgarien, Griechenland, Slowenien, Kroatien, Tschechien, Slowakei usw., usw. in die EU drängten. Uns wurde und wird immer erzählt sie wollten in die Nato weil sie sich bedroht fühlen und in die EU wegen der ach so hehren Werte, umgekehrt wird ein Schuh draus. Man hat ihnen die EU Mitgliedschaft in Aussicht gestellt (wie einem Esel die Mohrrübe vor's Maul gehalten wird) wenn sie sich für die Nato begeistern und wer hört sich da schon nein sagen wenn Euros und Dollars winken. Was glauben sie warum die Kiewer sich so aufblasen und ständig Forderungen stellen und uns vorschreiben wollen was wir zu tun und zu lassen haben (Pipeline). Die sind quasi schon in der Nato nicht auszudenken wären die auch noch in der EU (natürlich nur wegen der Werte) wir tanzen jetzt schon nach deren Pfeife und machen Milliarden locker (also Steuergelder vom braven Untertan). Damit Bidens Entourage bedient

Romuald Veselic | Sa., 17. Juli 2021 - 16:53

"Wegen der innenpolitischen Verhältnisse ließen sich die Konservativen (im West-EU) von den Linken vorführen, die das Verhältnis zur souveränen Politik eines anderen Staates zum Wahlkampfthema machten. Für die CDU/CSU ging es nur mehr darum, nicht zur Zielscheibe der Medien zu werden, deren Mitarbeiter offen zu drei Vierteln die Grünen unterstützen. So viel zur Medienvielfalt im Westen!" Richtig!
Alles was der Mann im Interview sagt, stimmt. Genau meine Sichtweise, wir sind aus der gleichen Generation u. gleich sozial geprägt.
Deutschland braucht V4, denn dorthin wird die Schlüsselindustrie nach der grünen Revolution/2035 ausgelagert. Leider erst jetzt die Naturkatastrophe zeigte, wie untauglich die E-Fahrzeuge sind. Sie funktionieren am besten bei 20°C mit mildem Sonnenschein. Wo gibt's solches Wetter 12 Monate/Jahr?

Gerhard Lenz | Sa., 17. Juli 2021 - 17:41

Die Preisfrage: Warum verlässt Ungarn nicht freiwillig die EU, wo aus Brüssel doch nur Schlechtes kommt? Das wäre doch nur konsequent!

Die Antwort ist einfach: Orban schmarotzt wie kein Zweiter (Polen ist allerdings kaum besser) und verkauft Errungenschaften, die er EU-Geldern zu verdanken hat, als eigene Leistung. Dabei verhält er sich zutiefst asozial gegenüber der EU, demontiert in seinem Land den Rechtsstaat, beseitigt die Pressefreiheit, bastelt an seiner illiberalen "Demokratie" und hetzt gegen Migranten, Schwule und gelegentlich auch Juden.
Ungarn ist heute das "Belarus" der EU, ein weitgehend anti-demokratischer, gescheiterter Staat, der nach Belieben von einem sich als Gerne-Groß inszenierenden Gulasch-Kasper gesteuert wird.
Kein Wunder, dass ihn der rechte Rand auch in Deutschland verehrt - siehe dieses Forum.

Klaus Funke | Sa., 17. Juli 2021 - 18:06

Antwort auf von Gerhard Lenz

Und zwar den Ihren, Herr Lenz. Mit Ihrem Kommentar beweisen Sie, dass Sie keine Ahnung haben und nur ein Parolen-Man sind. Haben Sie mal die Wirtschaftsdaten von Ungarn angeschaut, und zwar nicht die Tendenzdaten aus unseren Medien? Warum wohl geniest der Victor Orban in seinem Land so hohes Ansehen? Ganz bestimmt nicht, weil er so schöne Blaue Augen hat. Auch nicht, weil er ein "Diktator" ist. Komisch all die Staatsmänner, die auf der Feme-Liste der EU stehen, hassen Sie, einer Organisation übrigens, die von ihren Völkern fast durchweg verachtet wird und sich nur mit fremder Kohle Zustimmung erkaufen kann, einer Organisation, die von einer Karriere-Tussi sauschlecht geführt wird, einer Versorgungsorganisation für gescheiterte und abgehalfterte Politiker. Wenn Deutschland infolge der Inflation, die da unweigerlich kommen wird, das Geld ausgeht, bricht die EU zusammen wie ein morscher Pappkarton. Mit dem Abgang von Merkel - wie symbolisch - wird dieses Szenario sehr wahrscheinlich. Qed.

Stefan Forbrig | Sa., 17. Juli 2021 - 18:39

Antwort auf von Gerhard Lenz

So richtig Ihr erster Antwortsatz ist, so falsch sind Ihre weiteren Sätze.
Orban demontiert weder den Rechtsstaat, noch beseitigt er die Pressefreiheit und schon gar nicht hetzt er gegen Schwule, Migranten oder gar Juden. Nur in sehr wenigen Ländern können sich Juden so frei, ungezwungen und angstfrei bewegen wie in Ungarn. Das sind alles Ihre unbelegten Behauptungen, die Sie hier als Fakten verkaufen.
So viel Klarstellung muß angeführt werden. Sie wissen nicht nur nichts über den Osten, sondern auch nichts über Ungarn.

Werner Baumschlager | Sa., 17. Juli 2021 - 18:44

Antwort auf von Gerhard Lenz

dass das alles genau auf Deutschland zutrifft und gar nicht auf Ungarn.

Joachim Kopic | Sa., 17. Juli 2021 - 20:39

Antwort auf von Werner Baumschlager

... obwohl, ich glaube, langsam haben die selbst gemerkt, dass das die Leute möglicherweise auf ihre einseitige Nachrichten-Darstellung hinweisen könnte und lassen es immer mehr weg.
NB Den Werbevertrag hätte ich gerne mal gesehen: Wie da Millionen verpulvert worden sind...

Manfred Bühring | So., 18. Juli 2021 - 09:48

Antwort auf von Gerhard Lenz

Merken Sie eigentlich, verehrter @Lenz, welcher verräterischen Sprache, die an düstere Zeiten in Deutschland erinnern, Sie sich bedienen, um den demokratisch gewählten Staatschef eines EU-Landes verächtlich zu machen?

Lars Peters | Sa., 17. Juli 2021 - 19:05

Selten so einen verlogenen Mist gelesen wie dieses Interview.
Den Schmarotzern aus Ungarn sollte man schnellstmöglich den Geldhahn zudrehen. Ungarn entwickelt sich zunehmend zu einem Failed State.
"Gulasch-Kasper" ist der richtige Ausdruck für den ungarischen Gernegroß.

...Ihre Hasstirade gegen einen souveränen Staat Ungarn, den Sie als Fail State zu bezeichnen belieben, können Sie sicher auch mit Fakten belegen...?
Ansonsten wäre es nämlich eine haltlose Beleidigung...

Romuald Veselic | So., 18. Juli 2021 - 07:41

Antwort auf von Stefan Forbrig

linksreaktionäre Personen, die immer das gleiche abdreschen, mit einem "Wortschatz" von ca. 1000 Wörter, die sie variiert einsetzen, aber mit dem ebenso monochromen Resultat, wie in den 100 vorherigen Kommentaren. Eine typische Blockwartmentalität in monumental Dimension der Kims Statuen in Pjöngjang. Bei mir ist bei bestimmten Namen im Forum ein Reflex des Nichtlesens entwickelt worden.
Ich lache trotzdem.
MfG aus dem Regenozean

Lars Peters | So., 18. Juli 2021 - 13:15

Antwort auf von Stefan Forbrig

Aber, aber, Herr Forbrig, das ist doch keine Hasstirade gegen einen Staat. Das ist lediglich reine Verachtung meinerseits gegenüber Menschen wie Orban & Konsorten.
Die gleiche Geringschätzung verspüre ich übrigens auch gegenüber Parteien wie der AfD und ihren Anhängern.

Stefan Forbrig | So., 18. Juli 2021 - 16:59

Antwort auf von Lars Peters

Herr Peters, das ist Ihr Motiv und das sei Ihnen gegönnt. Beantwortet aber leider nicht meine Frage nach belegbar Fakten für Ihre Beleidigungen Orban gegenüber...

Lars Peters | So., 18. Juli 2021 - 20:39

Antwort auf von Stefan Forbrig

Werter Herr Forbrig, warum sollte ich ihnen alles vorkauen?
Informieren sie sich doch erst einmal, was einen Failed State auszeichnet.
Danach sollten sie sich bezüglich Gewaltenteilung schlau machen.
Schlußendlich könnten sie sich ein wenig über Orbans Auffassung bezüglich Gewaltenteilung und Dekrete einlesen.
Wenn ihnen das alles gelungen ist, wird sich das entsprechende Gesamtbild von ganz alleine für sie zusammensetzen ... da bin ich ganz zuversichtlich.
Ich wünsche viel Erfolg dabei!

in der EU, nach Ihrer etwas skurrilen Sichtweise. Griechenland? Italien? Zypern, Malta? Baltische Staaten?
Nach Ihrer Sicht müsste die EU sofort dicht machen und die Geberländer machen einen eigenen Verein auf. Das hat mit Ungarn gar nichts zu tun.
Man sollte schon ab und zu über den Tellerrand hinaus blicken...

Rob Schuberth | Sa., 17. Juli 2021 - 19:30

Tolles Interview.
Endlich hört man auch mal - hier - solche klaren Worte.
Er hat Recht wenn er sagt, die LGBTQ-"Rechte" waren nie Werte der EU als Ungarn 2004 eintrat. Kein Land muss alles was Brüssel so meint über sich ergehen lassen. Nur D ist so dumm.

Massenhafte, kulturfremde (u. ungebildete) zwangsweise Ansiedlung gehört auch dazu.

Und an der erkennbaren Dekadenz, analog um Römischen Reich, erkenne auch ich den nahenden Untergang dieser EU.

Ich kann die Ungern in ihrem Handeln sehr gut verstehen.

Ich stimme Ihnen vollumfänglich zu. Denn die Berufung auf die "Werte der EU" ist unsubstantiiert.
Bisher hat noch keiner unserer Politiker dargelegt, aus welchen EU-Verträgen, Beschlüssen des EU-Perlaments oder anderen völkerrechtlichen Quellen die Mitgliedsstaaten gehalten seien, für LGBTQ-Rechte zu werben und solche Lebensformen - einer Minderheit von nur 7 % - bereits in Kinder- und Schulbüchern als "normal" zu propagieren?!
Stattdessen wird die Unfähigkeit - oder Unmöglichkeit - zu fundierter Argumentation durch inhaltsloses Politgeschrei ersetzt.
Die Väter des Europa-Gedankens, de Gaulle und Adenauer, wollten ein "Europa der Vaterländer" schaffen und nicht bloße Befehlsempfänger Brüsseler Ideologen.

Rob Schuberth | So., 18. Juli 2021 - 13:20

Antwort auf von Manfred Klein-Ilbeck

...werter Herr Klein Ilbeck, für Ihren zustimmenden Kommentar.

M. E. haben Sie m. Kritik noch besser dargelegt.

Walter Bühler | Sa., 17. Juli 2021 - 19:53

... ja, so hört es sich an, wenn ein besonders grüner Deutscher über seine osteuropäischen Nachbarn spricht. Dieser sprachliche Rückgriff auf die 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts zeigt, was wirklich unter der neuen Sprache Habecks und unter grüner Toleranz zu verstehen ist.

Andersdenkende Deutsche sind Dunkeldeutsche, die von den hellen, grünen Lichtgestalten diversen Geschlechts ununterbrochen mit Hate-Speech überschüttet werden.

Und so jemand behauptet immer wieder, Europa läge ihm am Herzen! Es liegt ihm nur am Herzen, dass alle Europäer gefälligst nach seiner ideologischen Pfeife zu tanzen haben.

Ja, die politischen Sitten in Europa verrohen, und die alte gute Diplomatie wird samt ihrer vorsichtigen und höflichen Sprache in den Dreck getreten.

Toleranz bleibt ein Fremdwort in Deutschland, gerade auch unter grüner Herrschaft.

wird der Untergang eingeläutet, denn es gibt derzeit KEIN einziges Thema, welches die "Gemeinschaft" gemeinsam vertritt. Frau vd Leyen schreit ab und zu Thesen in die Runde, für die sich keiner der Staaten interessiert.
Grotesk, Lächerlich, und zum Schmunzeln. Ein Staat wie Ungarn wirkt dagegen stark und dominant und die Leute in Brüssel wissen nicht mehr, was sie tun.

ausgerechnet Sie sorgen sich über ein paar Kraftausdrücke? Um im Gegenzug in gewohnter Weise kübelweise Dreck über die Grünen auszuschütten? Soll ich Ihnen eine Freude machen und kurz zitieren, was Ihnen zu Frau Baerbock eingefallen ist?

Sie dürfen sicher sein, ich werde Sie an Ihre eigenen Worte erinnern...

Dass Sie in Orban einen unbefleckten Halbgott erkennen, wundert mich jetzt nicht so sehr. Sicher ist Ihnen lediglich entgangen, dass er eine Privatkrieg gegen den Juden "Sorros" führt, antisemitische Schriftsteller ehrt, Migranten schlechter als Tiere behandelt und Schwule ins halbkriminelle, gesellschaftliche Dunkel abdrängen möchte - so wie es bereits Putin tat? Von seinen anderen Schandtaten ganz zu schweigen..
Schöner noch: Kritik an solchen Praktiken erinnert Sie an die Rhetorik der Nazis.... Noch schöner: Sie fordern Toleranz für einen Schmallspurdiktator, der selbst intolerant handelt?
Mein Tipp: Befolgen Sie Ihre eigenen Ratschläge, fassen Sie sich an die eigene Nase.

Karl-Heinz Weiß | Sa., 17. Juli 2021 - 19:59

Ein gutes Interview, in dem die offizielle ungarische Sichtweise (die man nicht teilen muss) zum Ausdruck kommt.
Die Schwäche der EU-Position verkörpern Politiker wie Markus Söder, der vom Migrationskritiker ("Asyltourismus") zum Baumumarmer und Sputnik V-Besteller mutierte.

Ernst-Günther Konrad | So., 18. Juli 2021 - 09:32

"Es sieht ganz so aus, als ob selbst jene Politiker dem Wahn verfallen, die von Amts wegen nüchterne, wohl durchdachte Entscheidungen treffen müssten. Und es war keine Rede davon, dass man die christliche Urbevölkerung Europas auf dem Wege der massenhaften Ansiedlung von Menschen fremder Kulturen auszutauschen versucht." Ein ausgezeichnetes Interview und zwei wahre Sätze. Der Mann vertritt eigentlich Positionen und hat Sichtweisen zur Politik, die noch vor Jahren eine konservative, in der Union stark verbreitete Meinung abbildet. Herrlich, wie er den Finger immer wieder in die Wunde legt. Nein nicht mit Druck, aber so, dass das Brennen für die EU und für uns Deutsche deutlich merkbar ist. Die Ungarn werden standhaft bleiben und ihre Werte nicht verraten und aufgeben, nur weil ein Linksruck in einigen Ländern dazu geführt haben, eine eigene geheuchelte Moral über die eigenen Werte zu stellen, die man anderen aufzwingen will. Werden wir das nach Merkel wieder von der Union hören?

Urban Will | So., 18. Juli 2021 - 10:05

Man wird wenige Medien in D finden, die ein solches Interview wörtlich wiederzugeben bereit sind.

In klarer Sprache wird hier das europäische Dilemma aufgezeigt.
Das übliche Geschrei der Ungarn – Hasser war zu erwarten, aber ebenso die Tatsache, dass die hier getroffenen Aussagen in keinster Weise widerlegt werden können.

Am beeindruckendsten: die Darstellung der ungarischen Sicht auf D irgendwo in der Mitte des Beitrages.
Die „närrische Rolle...“ Letztendlich fußen auf ihr der Großteil der katastrophalen Fehlentscheidungen in diesem Lande.
U.a. der migrationspolitische Irrsinn, aber auch der zum Wahn gewordenen Drang, der Welt in Sachen „Klima“ etwas vormachen zu müssen. Ungeachtet der klar erkennbaren „Doppelzüngigkeit“.

Ich befürchte, die schrecklichen Ereignisse in den überfluteten Gebieten werden ähnlich wie nach Fukushima zu einer Panik – Reaktion führen und die wirtschaftliche aber auch soziale Selbstzerstörung im Weltenrettungs – Wahn noch beschleunigen.
Narrenschiff ahoi!

Werner Peters | So., 18. Juli 2021 - 11:09

Im Gegensatz zu Frau Merkel war Orban beim Zusammenbruch des Kommunismus in seinem Land ein mutiger Mensch. Er stellte sich den noch anwesenden Russen in den Weg, demonstrierte offen gegen die Besatzungsmacht. Frau Merkel saß zu dieser Zeit noch brav in ihrem SED-Büro und dachte gar nicht an Opposition.

Hubert Sieweke | So., 18. Juli 2021 - 16:31

Antwort auf von Werner Peters

immer und immer wieder das Wort "Opportunismus" buchstabiert. Dann suchte sie ihr Heil in der CDU, der Partei, die von Bimbes und Schweizer Konten, sowie Waffenschiebern gestopft am Boden lag. In der selbst Dr. Schäuble seine Glaubwürdigkeit in der Politik durch Unwahrheiten komplett verlor. Solche "Typen" hat Merkel dann gerettet, solange sie "loyal" waren.

Bernhard Mayer | So., 18. Juli 2021 - 11:50

Vor einigen Jahren waren die Österreicher mit der Freiheitliche Partei Österreichs FPÖ in der Regierung der Bitter-Böse EU Bube.
Inzwischen haben die Österreicher diesen Staffelstab nach Budapest weiter gereicht ;-).

Jens Böhme | So., 18. Juli 2021 - 13:00

Wenn ein Parlamentspräsident punktuelle Geschehnisse wie ein Huhn herauspickt, z.B. Gyula Horn, Zusammensetzung der deutschen Medien, dann wundert es nicht, dass Ungarns Weg in die Abhängigkeit führt, die es sich bei Befreiung der letzten Fremdideologie 1988/89 nie erträumt hat. Leben und leben lassen geht nicht ohne Kompromissbereitschaft, beginnt schon in der kleinsten Zelle, der Familie. Dass die EU, so wie sie jetzt ist, untergeht, stimme ich zu. Aber die Visegrad-Staaten sind weder politischer noch wirtschaftlicher Gegenpol zu Russland oder China. Hier verkennt Köver die Schwächen der osteuropäischen Staaten.

Andre Möller | So., 18. Juli 2021 - 16:37

Danke für die Veröffentlichung! Den Äußerungen des Köver Laszlo ist im Grunde nichts hinzuzufügen. Alles deutlich und klar.
Denen, die dauernd wahrheitswidrig behaupten, dass Ungarn und Polen nur wegen der EU-Knete in der EU bleiben sei ins Stammbuch geschrieben, dass diese Scheiss-Knete wieder nach Dtl. zurückfliesßt in die Taschen der Konzerne und die des Bundesfinanzministers. Das wird immer unterschlagen - absichtsvoll. Polen und Ungarn sind unsere Werkbank und ein prima Absatzmarkt. Auch das hat Orban von seinen liberalen Wurzeln entfernt: Die koloniale Manier, mit der man den Osten nach 1990 "unterwarf". Es klang ja auch im Interview an: Ungarn hat im 20. Jhd. ähnliche Brüche erlebt, wie Dtl. (Trianon, Horthy, 1956, 1989). Und immer war es nie stark genug aus eigener Souveränität, sondern Spielball der Mächte. Das vergisst man nicht. Es ist darüberhinaus immer wieder bemerkenswert mit welch anmaßender Ignoranz man den kleineren Ländern von Brüssel und Berlin über den Mund fährt

Andre Möller | So., 18. Juli 2021 - 17:21

Ungarn wird am Ende nicht die Verantwortung tragen müssen für das unrühmliche Auseinanderbrechen der EU von heute - das werden andere zu verantworten haben. Eine Politikerkaste ohne Skrupel und Verbindung zu ihren Völkern und ihre willigen Helfer bei wildgewordenen NGO´s und Medien. Un
Ungarn ist heute das kleine gallische Dörfchen...

Dr.Andreas Oltmann | So., 18. Juli 2021 - 20:58

Die Zeit des jetzigen Europa wird, hoffentlich bald, zu Ende gehen.Das zeigt der Brexit und der Entschluss der Schweiz, dem Assoziierungs Abkommen nicht beizutreten und sich damit dem EUGH zu unterwerfen. Allerdings wird die Gelddruckmaschine noch einige Zeit gut funktionieren und Zusammenhalt vortäuschen, wo keiner mehr ist. Gut, dass es noch Politiker gibt, Diether Überzeugung offen und begründet darlegen und überzeugen können. Und nicht in Merkels Fußstapfen treten wollen. Nur bei uns nicht!

Karsten Kayser | So., 18. Juli 2021 - 21:28

In vielen Punkten kann ich hier ungarischen Regierung Recht geben. Auch ich bin nie gefragt worden, ob ich in einer queeren EU sein will, geschweige denn, dass dies durch die europäischen Grundfreiheiten geschützt sein soll. Was mir aber vollständig fehlt ist der Blick auf die aus meiner Sicht nicht haltbare Justiz- und Pressepolitik Der Umgang. Denn hier sieht das so weiß gezeichnete demokratisch – rechtsstaatliche Hemd von Fides doch recht dunkelgrau aus.