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Joe Biden vor dem Abflug zur ersten Auslandsreise nach Europa Foto: Patrick Semansky/dpa

Gipfeltreffen in Europa - Der große abwesende Drache

US-Präsident Biden ist nun eine Woche auf der großen internationalen Bühne. Der politische Westen soll organisiert werden. Und China und Russland sollen sehen, dass sich die Verhältnisse nach Trump wieder drehen. Nicht zuletzt geht es auch um das Selbstverständnis von Demokratien.

Autoreninfo

Thomas Jäger ist Professor für Internationale Politik und Außenpolitik an der Universität zu Köln. Er ist Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste.

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Präsident Bidens erste Auslandsreise nach Großbritannien, zu den G7, der Nato und der EU zielt darauf ab, die Reihen der Demokratien zu schließen und eine gemeinsame Position gegenüber China und Russland zu verabreden. Auch Indien, Australien und Südkorea werden vertreten sein. Man werde, ließ Biden vorab wissen, der Welt eine Alternative zu China anbieten, die auf der Revitalisierung der Zusammenarbeit der Demokratien beruht.

Dazu passt: Der US-Senat hat gerade ein 250 Milliarden Dollar-Paket verabschiedet, mit dem der technologische Vorsprung gegenüber China gewahrt bleiben soll. Und die amerikanische Regierung überprüft die Sicherheit von globalen Lieferketten, um von politischen Rivalen unabhängiger zu werden.

Die Pistole auf die Brust gesetzt

Dass Biden gleichzeitig bangen muss, sein zweites Konjunkturpaket durch den Kongress zu bekommen, weil Senator Manchin ihm die Pistole der überparteilichen Zustimmung auf die Brust setzte, zeigt, dass Außenpolitik immer auch Innenpolitik ist. West-Virginia bereitet ihm derzeit ebensoviel Kopfschmerzen wie Russland. Aber nun ist er eine Woche auf der großen internationalen Bühne. Der politische Westen soll organisiert werden. Und China und Russland sollen sehen, dass sich die Verhältnisse nach Trump wieder drehen.

China wird zwar nicht anwesend, aber der große Drache im Raum sein. Die dortige Einschätzung, dass die USA wirtschaftlich und politisch absteigen, China hingegen die Zukunft gehört, soll vor aller Augen zerstoben werden. Die USA nehmen die Herausforderung durch China an und haben die besseren Lösungen für die Probleme der Welt, wird die Botschaft der nächsten Woche sein. Denn die USA und China sind, wie es Henry Kissinger ausführte, „beide zu groß, um von der jeweils anderen Seite beherrscht zu werden, von zu eigenem Charakter, um transformiert zu werden, zu sehr aufeinander angewiesen, um die Isolation des anderen zu tolerieren“. Und genau da steht die Auseinandersetzung um die Gestaltung der Weltordnung jetzt, Russland eingeschlossen. Es geht, wie Präsident Biden formuliert, „um den Sieg im 21. Jahrhundert“, um den der Wettbewerb gerade begonnen hat.

Geostrategische Fehler

Am Ende dieser Reise wird Präsident Biden den russischen Präsidenten Putin treffen. Der Hinweis, den wiederum Kissinger 1972 gab, dass sich die USA in 20 Jahren „den Russen als Gegengewicht zu den Chinesen annähern“, wird unausgesprochen über den amerikanisch-russischen Gesprächen schweben: Wie können beide Staaten in ein Verhältnis zueinanderkommen, das ihren Handlungsspielraum gegenüber China erweitert? Denn auch wenn sich Russland in den vergangenen Jahren China angenähert hat, möchte es sich seinem bestimmenden Einfluss entziehen. Das ist aus eigener Kraft wirtschaftlich kaum möglich.

Die USA wiederum diskutieren gerade auf zwei Ebenen über Russland. Einerseits als autoritärer Widersacher, der bestrebt ist, die politische Ordnung der USA zu unterminieren und Europa in seinen Einflussbereich zu ziehen. Andererseits, sobald das Sichtfeld um China erweitert wird, als andersartiger Gefährte: Es sei der größte geostrategische Fehler der letzten Administrationen gewesen sein, Russland in die Arme von China driften zu lassen. Putin äußerte erst vor wenigen Tagen, dass es eigentlich keine Unstimmigkeit mit den USA gäbe, außer einer: Die USA wollten Russlands Entwicklung ersticken.

Der Westen braucht Russland

So sehen das die demokratischen Regierungen freilich nicht, die Hackerangriffe und den Umgang mit politisch engagierten Oppositionellen sowie die Destabilisierung der Ukraine bemängeln. Sie wollen auch den Nato-Russland-Rat wiederbeleben. Das wirft die Frage auf: Wie lassen sich der demokratische Ehrgeiz, die eigenen Werte weltweit durchzusetzen, und die strategische Notwendigkeit, mit Russland in ein verlässliches Verhältnis zu kommen, vereinbaren? Derzeit gar nicht. Der Westen kann nicht davon absehen, Russland für Normbrüche zu kritisieren und zu strafen, ohne seine eigenen Werte zu missachten. Gleichzeitig kann er auf die Zusammenarbeit mit Russland gegenüber China nicht verzichten, ohne seine strategischen Interessen zu missachten. Das ist das Dilemma, vor dem der amerikanische Präsident gerade steht.

Ein Blick zurück in die Zeit des Ost-West-Konflikts hilft dabei nicht wirklich weiter. Denn damals wurden im Rahmen der Antagonistischen Kooperation die jeweiligen Einflusssphären auf Kosten des Selbstbestimmungsrechts der Staaten (zumindest in Europa) akzeptiert. Das ist derzeit nicht der Fall. Beide Seiten konkurrieren nicht nur um Ideologie – insbesondere um die Frage, wie liberal Gesellschaften sein sollen –, sondern um Einflusssphären. Deshalb steht die Ukraine auch im Mittelpunkt strategischer Diskussionen, etwa bei Nord Stream 2.

Der Umgang mit Autokratien

Zwei parallele Entwicklungen könnten allerdings dazu beitragen, die politischen Kalkulationen in Moskau zu verschieben. Erstens kann die russische Wirtschaft, sofern fossile Energieträger unbedeutender werden, die Kosten militärischer Aufrüstung nicht dauerhaft aufbringen. Das ist kein Thema für die nächsten Jahre, vor allem auch, weil die neuen russischen Waffensysteme große Wirkung versprechen. Aber mit Blick auf die nächsten Jahrzehnte – und so weit wird im Kreml vielleicht vorausgeschaut – könnten hier Verwerfungen anstehen. Zweitens wird der Wettkampf um die technologische Führung zwischen den USA und China geführt. Wie Europa ist auch Russland international zu bedeutend, sich dieser Konkurrenz entziehen zu können. Welche strategischen Entscheidungen dies in Moskau auslöst, hängt allerdings von vielen Faktoren ab, nicht zuletzt von der politischen Ausrichtung der Europäischen Union.

Sollten die geostrategischen Interessen gegenüber China an Bedeutung gewinnen, stellt sich für die Demokratien des Westens allerdings die Frage, ob, und wenn ja, wie mit Autokratien umgegangen werden kann. Dann steht eine Debatte über das Selbstverständnis von Demokratien in einer globalisierten, von unterschiedlichen politischen Ordnungen gleichzeitig geprägten Welt an. Und das schließt den Umgang mit China wieder ein.

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Tomas Poth | Mi., 9. Juni 2021 - 17:52

Das müssen wir uns aber nicht zu eigen machen.
Flächenmäßig ist Russland eher dem asiatischen Kontinent zuzuordnen als Europa.
Kulturell ist Russland aber eindeutig europäisch. Die EU sollte deshalb die Kooperation mit Russland suchen, das gäbe ein Macht/Kräftegleichgewicht in alle Richtungen und ermöglicht Russland seine Demokratie weiter zu entwickeln und für die westlichen Demokratien zu gewinnen.
Solange man Russland einkreist, treibt man es in genau in die Richtung die beklagt und mit Sanktionen belegt wird.
Alle Konflikte die Russland mit seinen ehemaligen Sowjet-Teilrepubliken hatte/hat sind auch ursächlich mit der politischen Feindsicht des Westens, der Nato verbunden.

Rob Schuberth | Mi., 9. Juni 2021 - 19:58

Antwort auf von Tomas Poth

Angenommen, Ihre Ideen werden nicht umgesetzt.

Dann landen wir mittelfristig wieder beim sogn. Kalten krieg.
Dieses mal sitzt dann aber China mit im Boot Russlands (da Kommunistisch).

Also entweder klare Kante wie gehabt (Kalter Krieg) oder echte Zusammenarbeit.

Ich befürchte nur, dass China kein Int. an echter Zusammenarbeit hat, da es sich dem Westen ggüb. für überlegen hält.

Das diese Rechnung Chinas nicht aufgehen wird, zeigt sich bereits, denn deren Probleme mit der sinkenden Bevölkerung werden bald schon sehr sehr groß sein.

Gerhard Lenz | Do., 10. Juni 2021 - 10:11

Antwort auf von Tomas Poth

Und selbst, wenn dem so wäre: Selbst Nazi-Deutschland war kulturell europäisch.

Das ändert nichts daran, dass Russland unter Putin weitgehend ein failed state ist.

Gegenfrage: Sind die USA kulturell weniger europäisch? Im Gegensatz zu Russland haben sie eine lange demokratische Tradition. Amerikaner sind überwiegend Nachfahren europäischer Einwanderer.

Und Leute wie Sie halten Abstammung doch besonders hoch!

europäischer Einwanderer.
Nein die Amerikaner wurden von den europäischen Einwanderern rigoros abgemurkst und ein kleiner Rest in Reservate gesteckt. Die billigen Arbeitskräfte (Sklaven) die man eingeführt hat waren rechtloser als Hunde und wurden unmenschlich und übelst behandelt auch unter "demokratischen" Präsidenten.
Aber ganz unabhängig davon sie glauben doch nicht im Ernst dieses Märchen , dass es bei diesem Bohei um Russland und um die (verlogene) Sorge um Demokratie und Menschenrechte geht, nein es geht wie immer um Vorherrschaft, Ressourcen und Geopolitik. Wenn die USA sich Sorgen machen geht es immer um Waffen, Putschversuche und Krieg natürlich nur zum Wohle der davon betroffenen Bevölkerung so wird es jedenfalls uns immer erzählt, leider kann man wie man sieht uns viel erzählen wir sind da sehr gläubig. Wenn es um "failed state" geht schaue ich mich in der EU um und sehe einige solcher Staaten die nur durch den Geldsegen aus Brüssel überleben können.

Bernhard K. Kopp | Do., 10. Juni 2021 - 10:28

Antwort auf von Tomas Poth

Die alte Idee aus den 90ern, Europa von Lissabon bis Wladiwostok, ist immer noch richtig. Da RUS aber auf absehbare Zeit ein autoritärer Staat ist und bleibt, können wir uns darauf nur wirtschaftlich und kulturell konzentrieren. Das größte Problem der Russen war und ist, dass sie nicht ertragen können, wenn der selbstgerechte Westen, angeführt von den USA, sie unerbittlich demütigt und moralisch verurteilt, weil sie politisch sind wie sie sind. Die Russen waren und sind mit sehr viel der US-Politik seit 30 Jahren kaum einverstanden, Balkan, Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien, Jemen, u.a. Der Westen sieht die großen Balken im eigenen Auge nicht, aber jeden kleinen Splitter im Auge der Russen.

Robert Müller | Do., 10. Juni 2021 - 11:11

Antwort auf von Tomas Poth

Mit Diktatoren zusammen arbeiten, damit die Demokraten werden? Hat schon mit der DDR nicht funktioniert, und funktioniert nicht mit Erdogan und China. Warum sollte es mit Russland funktionieren? Und so "europäisch" ist Russland auch wieder nicht. Jedenfalls nicht europäisch im heutigen Sinn. Bsw gibt es dort keine links-grüne politische Öffentlichkeit. Russland ähnelt eher dem Deutschland von vor 1914. Glauben nicht Teile der AfD, dass Deutschland da wieder hin soll? Überhaupt verstehe ich nicht was die Linkspartei und die AfD an Russland finden. Bei Schröder ist das allerdings klar: das Geld. PS: 1,4 Mrd chinesische Verbraucher mit Geld sind nicht zu ersetzen, egal was Biden auch sagt. Man wird halt selber besser werden müssen. 20 Jahre wirtschaftlichen Stillstand, wie bsw in Italien, kann man sich nicht mehr leisten.

Rob Schuberth | Mi., 9. Juni 2021 - 19:53

Mir ist es recht schnuppe wie die beteiligten Nationen zukünftige Kriege (untereinander) verhindern, denn das ist doch wohl das Ziel.

Die Idee des Stuhlkreises ist nat. stark simplifiziert, aber die Richtung ist klar.

Setzt euch alle zusammen.
Schließt niemanden (RUS,TR) aus.

Das Motto muss lauten: Leben u. leben lassen.
D. h. jeder soll seinen Anteil am Kuchen der Weltwirtschaft erhalten.

Alles andere endet in Kriegen, auch wenn diese digital ausgetragen werden sollten.

Alexander Brand | Do., 10. Juni 2021 - 12:10

Antwort auf von Rob Schuberth

Ihre Kommentar wiederspiegelt die wohlstandseuropäische Sicht der Dinge, er hat aber meiner Erfahrung nach recht wenig mit der Realität zu tun. China will die weltweite Nr.1 werden, sie wollen den Ton angeben und wenn wir im Westen so weitermachen, dann werden sie ihr Ziel mit unserer Hilfe erreichen – wir haben China reich gemacht! Verhandeln mit China ist Zeitverschwendung, sie werden alles versprechen was ihnen in ihrem Streben dient und sich an nichts halten was ihnen nicht paßt. China ist in seinem Verhalten außerordentlich aggressiv, siehe auch aktueller Artikel im Cicero zur Seemacht, Kuschelpolitik alla europäisch-wohlstandslinker Art bringt bei China nichts. Der Westen muß sich schleunigst von China emanzipieren und es muß eine starke Allianz möglichst vieler Länder gegen China gebildet werden, nicht um Krieg zu führen, sondern um die Machtbalance wieder herzustellen. Ich will in keiner von China geprägten Welt leben, dafür sind mir meine Freiheiten zu wichtig!

Andre Möller | Do., 10. Juni 2021 - 07:22

Den gilt es zu finden. Kluge Politik zeichnet sich durch die Berücksichtigung aller Faktoren in den internationalen Beziehungen aus. Davon kann zur Zeit keine Rede sein. Es wäre etwas Demut auf Seiten des Westens nötig, um z. B. den missionarischen Eifer ggü. dem Osten zu unterlassen, der eh völlig wirkungslos ist und für vollkommene Sprachlosigkeit sorgt. Zwanzig Jahre vorauszuschauen mag in Moskau oder Peking vielleicht noch gehen, aber in Washington oder Brüssel, gar Berlin? Wäre ja schön, sehe ich aber nicht. Hier sind nur Vier-Jahres-Zeiträume relevant. Den USA, wie der EU fehlt daher eine langfristige Strategie, die mit Personal und Ressourcen untersetzt ist und klare, erreichbare Ziele definiert. Und das Problem der gespaltenen Gesellschaften des Westens ist da noch gar nicht berücksichtigt, diese selbst gelegten Bomben sollten auch entschärft werden. Womit wir wieder bei der Demut wären - die linksliberalen Eliten kämpfen gegen die eigenen Völker an. Das ist irrational.

Ernst-Günther Konrad | Do., 10. Juni 2021 - 08:35

Er trat an, um das angeblich "unsägliche" American First Gehabe von Trump wieder zu drehen. Und was macht er jetzt? Nichts anderes als Trump vorher auch, nur mit einer anderen Rhetorik. Inzwischen tourt seine Vize-Präsidentin in Mittelamerika umher und versucht in Guatemala, Honduras und El Salvador und mit Geldversprechen zu verhindern, dass die Menschen dort in die USA "flüchten". Inzwischen sollen 180000 Menschen zurück gewiesen worden sein. Die "Flüchtlingswelle" rollt inzwischen weiter auf die USA zu.
Es war Trump, der die Gefahr von China ausgehend erkannte und mittels Handelssanktionen reagierte.
Auch wenn er ein Unsympath ist, so war seine Politik nicht immer verkehrt Jetzt sucht Biden Verbündete, um was zu tun? Genau, er will American First mit anderen großen einflussreichen Staaten durchsetzen. Und wo bleibt Europa und DE? Wir wollen Putins Russland umerziehen, demokratisieren nach westlichem Muster, nehmen aber gerne das Gas und machen uns von China immer mehr abhängig.

Reinhard Benditte | Do., 10. Juni 2021 - 08:41

Der Satz “ Nicht zuletzt geht es auch um das Selbstverständnis von Demokratien.” kommt einem Oxymoron nahe! Es geht eben nicht um das Selbstverständnis der Demokratien! Wenn es darum ginge, dann würden auch Bürgerrechte nicht ausgesetzt werden. Es geht schlicht und einfach um Macht und um die Thematik, ein Bollwerk gegen China und gegen Russland zu schaffen. Taktgeber werden dabei die USA sein, gefolgt von Great Britain und dann von Frankreich. Alle anderen Staaten spielen im globalen Orchester nur die zweite Geige oder sind nützliche Idioten, wenn es um die Verfestigung der Macht geht. Auch hier hat sich Deutschland abgeschafft, und die GroKo unter der Weisungsbefugten A. Merkel hat daran maßgeblichen Anteil. Wer glaubt, Deutschland genieße in der Welt ein hohes Ansehen, der sollte lieber die Politik der SchwarzRoten Koalition hinterfragen. Frau Merkel hat sich das Ansehen mit dem Geld der Steuerzahler erkauft und ist mit Ihrer Flüchtlingspolitik Obama auf dem Leim gegangen!

Christa Wallau | Do., 10. Juni 2021 - 08:58

aller Faktoren in den internationalen Beziehungen aus."
Sehr richtig, lieber Herr Möller!
Kluge Politiker finden den bestmöglichen "Modus vivendi" zum Vorteil des Volkes, das sie vertreten, nur durch eine REALISTISCHE Einschätzung ihrer Chancen und Möglichkeiten. Außerdem haben sie klare Ziele und Zukunftsperspektiven.
Beides fehlt der EU und jetzt (nachdem Trump weg ist) auch wieder den USA.

Bei Deutschland besonders, aber auch in anderen Staaten kommt noch erschwerend hinzu, daß die linksliberalen "Eliten" gegen die eigenen Völker ankämpfen, was natürlich - wie Sie zutreffend anmerken - irrational ist.
Es ist völlig kontraproduktiv!
Auf diese Art kann man gegen China, Rußland und andere nicht ankommen.
Ja, die westlichen Gesellschaften gehen an ihrer inneren Gespaltenheit zugrunde. Das sehen Sie völlig richtig.

Klaus Funke | Do., 10. Juni 2021 - 09:28

Man hat im Westen nicht begriffe wie man strategische Gleichgewichte schafft. Man glaubt irriger Weise noch immer, man sei stärker als China und Russland, man habe die bessere Kultur, die bessere Moral usw. Da hat sich seit 100 Jahren nichts geändert. Und man ist noch immer scharf auf Russlands Rohstoffe und auf Chinas Humanressourcen. Diese Kalkulation ist der wahre innere Motor westlicher Gelüste, alles ist aufgesetzt und täuschende Kriegslist. Man wird daran scheitern so wie man immer schon daran gescheitert ist, weil man kritik- und lernunfähig ist. Es gibt im Grunde nur eine Option: Ein umfassendes Vertragswerk schaffen, auch ein Kontrollsystem und viele beiderseitig nutzbare Projekte. China und Russland wollen gleichberechtigt am Tisch sitzen. Solange ihnen das verweigert wird, bleiben die Spannungen bestehen. Der Westen und die USA sollte ihre alten Doktrinen einmotten. Bidens neuerliche Westreise bleibt altertümliche Symbolik: Wir sind stark - ihr sein schwach. Herr und Diener

Herr Funke, und mit wem nicht, entscheide ich immer noch gerne selber, privat wie geschäftlich, nach Massgabe der mir wichtigen Kriterien. Das mag für Ihre Ohren überheblich klingen, nachgerade typisch westlich, würden Sie wohl sagen, ändert jedoch nichts daran, dass es irgendwo eine gemeinsame Basis und mindestens einen Grundkonsens über elementare Werte und Spielregeln braucht, die alle am Tisch Sitzenden als allgemeinverbindlich akzeptieren, und das nicht nur verbal und soweit es gerade ins Konzept passt. Mit "Herr und Diener" hat das nichts zu tun, sondern mit einer Einschätzung der Chancen, inwieweit eine gleichmässig nutzbringende Kooperation zwischen Staaten mit einem grundlegend andern bis inkompatiblen Staatsverständnis realistischerweise überhaupt möglich ist. Für mich sind Demokratien und Diktaturen keine Partner, sondern Gegner, mit denen man nicht gemeinsame Sache macht. Und dass "Wandel durch Handel" nicht funktioniert, belegt gerade das Beispiel China eindrücklich.

Juliana Keppelen | Do., 10. Juni 2021 - 10:01

endlich gibt uns der gute Vater wieder die Richtung vor die wir so schmerzlich vermisst haben. Waren wir doch 4 Jahre führungslos und gezwungen uns selber Gedanken machen wohin die Reise in die Zukunft gehen soll und kamen zu keinem Ergebnis (vielleicht wäre es besser gewesen nochmal 4 Jahre Zeit zu haben zum selber nachzudenken) aber zum Glück kam der neue Papi und alles wird gut. (Der Beitrag kann eine große Portion Ironie enthalten).

Habe mir am Montag auf ZDF info nochmal den Wertegang des Irakkrieges und Ausschnitte vom Irakkrieg angeschaut und bin der Meinung jeder US Präsident und seine Entourage die das Wort "Werte" in den Mund nehmen sollte der Blitz treffen.

Christopher Jahn | Do., 10. Juni 2021 - 10:05

Mit spricht da besonders der letzte Satz aus der Seele.
Wir müssen uns in Europa dringend klar machen, dass wir in wirtschaftliche Abhängigkeiten von einer kommunistischen Diktatur geraten sind, in der viele unsererer freiheitlichen Werte keinerlei Rolle spielen. China scheint mir da aus moralischer Sicht sorgar schlimer als Russland. Gleichzeitig rüstet die Volksrepublik wie verrückt und betreibt eine ambitionierte Geopolitik. Die wirtschaftliche Macht durch Flutung der Märkte mit Billigprodukten und Produktkopien ließ man auch zu leichtfertig zu. Nicht einmal eine Kennzeichnungspflicht "made in China" haben wir, so dass oft nicht klar ist, was inzwischen alles aus China kommt.
Wie abhängig wir von China sind, haben wir auch in Sachen Pandemie gesehen. Simple Cent-Produkte wie Masken kriegen wir in Europa nicht in hohen Stückzahlen autark und schnell produziert. Stattdessen muss man sie in China überteuer kaufen, wo man wortwörtlich damals äußerte: "Das ist wie Geld drucken".

Alexander Brand | Do., 10. Juni 2021 - 11:59

„Joe“ verfolgt 1 zu 1 den Kurs von Trump und es ist der einzig richtige Kurs! Gierige Manager und dumme Politiker im Westen haben vor über 30 Jahren damit angefangen die „Vorteile“ die China damals noch bot im Sinne des kurzfristigen Gewinns auszunutzen. China hat alles Wissen das freiwillig oder zwangsweise zur Verfügung gestellt wurde aufgesaugt und nutzt dieses jetzt gegen uns – sie haben den Spieß gedreht, jetzt ist für uns Zahltag. Leider hat die Politik in der EU immer noch nicht begriffen, worum es geht, wir MÜSSEN uns von China emanzipieren und der Westen MUSS jegliche „Investition“ aus China in westl. Ländern unterbinden. Dazu braucht es eine breite Allianz zwischen Europa, USA, Rußland, Indien, Japan, Kanada, AU, NZ etc. Wir müssen uns mit diesen Ländern gegen China verbünden, nicht um Krieg zu führen, sondern um das (Macht-)Gleichgewicht wieder herzustellen. Und wir müssen aufhören Produkte aus China zu kaufen, nur so läßt sich unser Wohlstand auch zukünftig sichern.

Karl-Heinz Weiß | Do., 10. Juni 2021 - 12:12

Man muss kein Freund Russlands sein, um die ungleichen Maßstäbe zu kritisieren, die an die chinesische und die russische Politik gelegt werden. Pocht Russland auf seinen Einfluss in der Ukraine: Sanktionen. Löscht China die Identität der Tibeter und Uiguren aus: Hinhaltetaktik.
Nun wird plötzlich Indien als Bündnispartner entdeckt. Ethnienschutz? Bitte dort nicht genau hinschauen.
Etwas mehr Realismus in den internationalen Beziehungen! Joe Biden lernt gerade auch, dass Migrationspolitik schwierig ist. Bei Frau Merkel hat der Lernprozess immer noch nicht eingesetzt.

Christoph Kuhlmann | Do., 10. Juni 2021 - 14:36

der ersten Güte. China hält enorm viele Staatsanleihen aus den USA, insofern besteht da eine gegenseitige Abhängigkeit. Einmal richtig Inflation und da werden sich manche wundern. Deutschland und China brauchen gegenseitig die Heimatmärkte. Deutschland plus EU ist mit Sicherheit Nachfragekräftiger. Andererseits wird die gesamte IT Hardware in Asien gebaut. Wir sähen also sehr schnell sehr dumm aus wenn es zu gegenseitigen Boykotten käme. Dagegen ist die gegenseitige Abhängigkeit von Deutschland und Russland (Gas gegen Geld) eine seit den 70ern eingespielte Routine.