Wladimir Putin beim St. Petersburger internationalen Wirtschaftsforum am 4. Juni / dpa

Russland in der Krise - Putins strategisches Dilemma

Der britische Geheimdienstchef hat Russland als eine schwächelnde Macht bezeichnet. Und die Reaktion des russischen Präsidenten zeigt: Wladimir Putin ist sich seiner eigenen Schwäche durchaus bewusst. Das Land tritt in eine kritische Phase ein, die an Sowjet-Zeiten erinnert.

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George Friedman, 74, ist einer der bekanntesten geopolitischen Analysten der Vereinigten Staaten. Er leitet die von ihm gegründete Denkfabrik   Geopolitical Futures  und ist Autor zahlreicher Bücher. Zuletzt erschien „Der Sturm vor der Ruhe: Amerikas Spaltung, die heraufziehende Krise und der folgende Triumph“ im Plassen-Verlag.

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Richard Moore, der Chef des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6, wurde unlängst in der Sunday Times mit der Einschätzung zitiert, wonach „Russland in wirtschaftlicher und demografischer Hinsicht eine objektiv schwächelnde Macht“ sei. 

Beim russischen Präsidenten Wladimir Putin hat das Statement offenbar einen Nerv getroffen. Denn auf eine Frage zu der Aussage Moores antwortete er vor wenigen Tagen auf dem „International Economic Forum“ in St. Petersburg wie folgt: 

„Sie haben erwähnt, dass der neue Chef des MI6 solche Bewertungen abgegeben hat, aber er ist neu und in diesem Sinne eine junge Führungskraft. Ich denke, er wird Erfahrungen sammeln, und er wird seine Einschätzungen ändern. Das ist das Erste. Zweitens – wenn Russland eine schwächelnde Macht ist, warum sich dann Sorgen machen? Wenn das der Fall sein sollte, dann bleiben Sie ruhig, machen Sie sich keine Sorgen und verschlechtern Sie nicht die russisch-britischen Beziehungen. Und wenn Sie sich nicht einmischen, dann wird eine bereits existierende Entwicklung weiter an Stärke gewinnt. Großbritannien gehört nämlich zu den wenigen Ländern in Europa und in der Welt, mit denen wir ein gutes Tempo bei der Entwicklung von Wirtschaftsbeziehungen beibehalten haben. Selbst im vergangenen Pandemiejahr, als unser Handelsvolumen in der Zusammenarbeit mit vielen Ländern der Welt schrumpfte, stieg es mit Großbritannien um 54 Prozent. Das ist ein rekordverdächtiger Wert. Also, wenn Sie sich nicht einmischen, dann wird alles in Ordnung sein, und wahrscheinlich wird sich Russland mit Hilfe des gegenseitigen Handels von einem schwächelnden Land in einen blühenden Staat verwandeln. Wir würden es sehr begrüßen, wenn die russisch-britischen Beziehungen diesen Prozess erleichtern würden.“

Diese Aussage lässt mehrere Interpretationen zu. Eine davon ist, dass Putins Kommentar falsch übersetzt wurde. Allerdings habe ich kein Dementi der Übersetzung finden können. Eine andere Möglichkeit wäre, dass der russische Präsident sich in Sarkasmus gefiel. Obwohl das eine reizvolle Auslegung wäre, denke ich, dass Putin klug genug ist, um zu wissen, dass Sarkasmus aus dem Munde eines Politikers von Weltrang normalerweise zu Missverständnissen führt.

Anhaltender wirtschaftlicher Niedergang

Da ich erstens glaube, dass Moores Einschätzung inhaltlich zutrifft, und dass, zweitens, Putins Punkt tatsächlich darin bestand, Moore zu einer besseren Unterstützung der britisch-russischen Handelsbeziehungen aufzufordern, schien der Kreml-Chef implizit einzugestehen, dass er den realen und anhaltenden wirtschaftlichen Niedergang Russlands sowie die Notwendigkeit eines robusten Handels mit Großbritannien anerkennt.

Ich habe meine Überlegungen zu Russland in meinem Buch „Die nächsten 100 Jahre“ dargelegt, das ich 2007 schrieb und das im Januar 2009 veröffentlicht wurde. Mein Argument lautete, dass Russland seine Bemühungen intensivieren werde, das Eindringen des Westens in die Pufferzonen der ehemaligen Sowjetunion einzudämmen. Der erste Schritt dieses Prozesses war der Russisch-Georgische Krieg von 2008 – ein relativ glimpfliches Ereignis.

Der Sturz der pro-russischen Regimes in der Ukraine ein paar Jahre später und der damit einhergehende Machtwechsel zugunsten einer pro-westlichen Regierung führten dann zu einem grundlegenden Strategiewechsel in Moskau, der sich nun in Weißrussland, im Südkaukasus, in Moldawien und natürlich in der Ukraine selbst zeigt. Nach meiner damaligen (und heutigen) Analyse konnte Russland die geografischen und politischen Realitäten, die durch den Zerfall der Sowjetunion entstanden waren, nicht akzeptieren; es wurde innerhalb des Gebiets der ehemaligen Sowjetunion (und in begrenzterem Maße auch weltweit, siehe Syrien) zunehmend aggressiv.

Das Problem, das Russland dadurch entsteht, ist letztlich dasselbe Problem, das auch die Sowjetunion zu gegenwärtigen hatte: Mit der Intensivierung politisch-militärischer Aktionen explodierten die entsprechenden Kosten. Diese Kostenspirale wiederum stand im Widerspruch zu der Tatsache, dass Russland es nicht geschafft hat, eine moderne Wirtschaft aufzubauen.

Keine Kontrolle über den Energiepreis

Der Schwerpunkt der russischen Wirtschaft liegt in der Produktion und dem Verkauf von Energie – deren Exporte machen etwa 30 Prozent des russischen Bruttoinlandsprodukts aus, und etwa 40 Prozent der Exporte betreffen den Energiesektor. Gleichzeitig hat das Land keine Kontrolle über den Energiepreis und die damit verbundenen Launen des Marktes, welche der Wirtschaft großen Schaden zufügen können.

An diesem Widerspruch ist damals schon die Sowjetunion zerbrochen: Auf der einen Seite musste sie ein massives militärisches Arsenal finanzieren. Auf der anderen Seite stammte ein großer Teil der Sowjet-Wirtschaft aus dem Export eines einzigen Rohstoffs. Genau solche Szenarien aber sind stilprägend für die Wirtschaft eines Entwicklungslandes: die Abhängigkeit von einem einzigen Rohstoff.

Die Sowjets verfügten lediglich über eine sich entwickelnde Wirtschaft, während sie für ein entwickeltes Militär teuer bezahlen mussten. Dies setzte wiederum der Möglichkeit einer wirtschaftlichen Entwicklung jenseits von Verteidigung und Energie Grenzen und schränkte so auch den gesellschaftlich-sozialen Fortschritt des Landes ein.

Derselbe grundlegende Prozess ist heute abermals im Gange. Geopolitisch gesehen musste Russland sein Militär aus den Trümmern der 1990er-Jahre in eine Streitmacht verwandeln, die in der Lage war, seine früheren Grenzen wiederherzustellen (wenn nicht formell, dann doch zumindest faktisch) und den Vereinigten Staaten Paroli zu bieten.

Gleichzeitig war Russlands Fähigkeit, eine ausgewogene und moderne Wirtschaft zu schaffen, durch den Kapitalabfluss begrenzt – wegen des Aufstiegs der Oligarchen, und weil der Entwicklungsprozess hin zu einer großen, technisch versierten Mittelschicht letztlich gestoppt wurde. Russland hatte nie die nötige Atempause, um zunächst eine moderne Wirtschaft aufzubauen und sich dann mit der Geopolitik zu beschäftigen. Es war gezwungen, weiterhin auf den Export von Energie zu setzen, ohne dabei auf deren Preisgestaltung Einfluss nehmen zu können.

Phase sozialer Enttäuschungen

In „Die nächsten 100 Jahre“ prognostizierte ich eine Periode, in der Russland selbstbewusster werden würde, gefolgt von einer Phase zunehmender wirtschaftlicher Schwäche und sozialer Enttäuschungen. Der Zusammenbruch der Sowjetunion hat Russland nicht das gebracht, was es immer sein wollte: ein modernes europäisches Land. Es bleibt eine bedeutende Militärmacht – aber eine, die nicht stark genug ist, um ihren Willen mit direkter Gewalt durchzusetzen. Was sich unter anderem daran zeigt, dass der Kreml einem Land wie Großbritannien nichts entgegensetzen kann, sollte es den Zugang zu seinen Märkten verwehren.

Wie die Sowjets in den 1980er-Jahren sind die Russen zwischen geopolitischer Notwendigkeit und wirtschaftlicher Realität gefangen, und meiner Meinung nach treten wir gerade in eine Phase ein, in der dieser Widerspruch immer weniger auszuhalten sein wird.

Putin ist das offensichtlich bewusst – und ihm ist klar, dass die Länder, die für ihn wichtig sind, sich dessen ebenfalls bewusst sind. Deshalb musste er den MI6-Chef Richard Moore als unerfahrenes Greenhorn abtun, konnte aber gleichzeitig seine Befürchtungen bezüglich eines möglichen Rückgangs des Handels mit Großbritannien nicht in Abrede stellen. Vielleicht war es seine Absicht, sarkastisch zu klingen – aber Putin kam dennoch nicht umhin, den Fakten Ausdruck zu verschaffen.

Russland braucht eine robuste Wirtschaft, um seine geopolitischen Ziele zu verfolgen – aber es verfügt über keine robuste Wirtschaft. Und der Kreml kann es sich nicht leisten, dass der MI6 ihm das Leben schwer macht. Aber der britische Geheimdienst ist nicht Russlands wahres Problem; sein wahres Problem ist die wirtschaftliche Realität.

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Tomas Poth | Di., 8. Juni 2021 - 18:38

Russland hat Rohstoffe und Russland kann Militär- und Raumfahrttechnik, ist hier also in Spitzenposition.
Fahrzeugtechnik und Maschinen sind die Hauptimporte Russlands, könnten sie allerdings auch selbst produzieren.
Die Frage ist wie Russland seine Arbeitskraftressourcen einsetzt um welche Güter zu produzieren? So wie bisher, um über Energie- und Rohstoffexport die fehlenden Maschinen und Fahrzeuge zu importieren oder eine andere Balance wählt. Oder gar nötige Arbeitskräfte importiert um eigene Produktionen in den erwähnten Sektoren aufzubauen. An Rohstoffquellen mangelt es ja nicht.
Russland ist ein riesiges Land und könnte aus sich selbst heraus leben, es mangelt vielleicht nur an Bevölkerung?

Reinhold Schramm | Mi., 9. Juni 2021 - 10:59

Antwort auf von Tomas Poth

►Wir brauchen eine friedliche wirtschaftliche und eurasische Zusammenarbeit zwischen Westeuropa und der Russischen Föderation.

Der Ausbau der Infrastruktur der Russischen Föderation und damit der Zugang deren Rohstoffen und Bodenschätzen ist nur in einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Westeuropa und China möglich.

Die gewaltigen Vorkommen an Bodenschätzen lassen sich nur einvernehmlich erschließen und damit ohne westliche militärische Gewaltandrohung. Letzteres führt sonst unvermeidlich zu einem nuklearen Weltkrieg zwischen den Atommächten.

PS: Wir brauchen gleichberechtigte Wirtschafts- und Handelsbeziehungen mit der Russischen Föderation. Dies beinhaltet vor allem auch einen wissenschaftlich-technischen Transfer. Nur so können wir die beiderseitige Weiterentwicklung des Wohlstands für die eurasischen Völker langfristig sichern!

►Europas Rohstoff–Interessen an der Russischen Föderation
Zusammenfassung einer BGR–Kurzstudie
www.trend.infopartisan.net/trd0315/t260315.html

Romuald Veselic | Di., 8. Juni 2021 - 18:40

"Und der Kreml kann es sich nicht leisten, dass der MI6 ihm das Leben schwer macht. Aber der britische Geheimdienst ist nicht Russlands wahres Problem; sein wahres Problem ist die wirtschaftliche Realität."
Russland hat noch ein moralisches Problem; wie das Beseitigen der Oppositionellen/Kritikern, sowie Polonium/Litwinenko & Nowitschok/Salisbury Geschichte angeht. Was zum Vertrauensverlust führt.
Putin in einem TV-Interview sagte: Er kann Verrat nicht verzeihen. Bei genauerem Hinsehen, stellt man dennoch fest, dass er Edward Snowden in Russland leben ließ, obwohl der aus US Perspektive, der selbe Verräter ist, der die Seiten wechselte, um seine Haut etc. zu retten.
In Russland werden Spitzentechnologien nicht in zivile Wirtschaft gesteckt, sondern ins Militär. Es werden keine Konsum-/Technologiegüter produziert, wie China, Japan, Korea es tun, mit denen man die Welt überflutet u. meistens positiv aufgenommen werden. Diesen Aspekt kann Moskau bis heute nicht erbringen.

Karl-Heinz Weiß | Di., 8. Juni 2021 - 18:56

Putin ist der Gefangene seines Machtsystems, das auf der bedingungslosen Loyalität der Oligarchen aufbaut. Mittelstand in Russland mit dem Willen zur Eigeninitiative? Fehlanzeige. Das ist der Unterschied zu China. Dort ist das Ausbalancieren zwischen den Vorgaben der KPC und dem Willen zur wirtschaftlichen Eigeninitiative (bisher) gelungen. Mit der Entscheidung von Putin für eine Geld-Aristokratie in Russland ist der Zug für eine wirtschaftliche Liberalisierung abgefahren. Sein lupenreiner Männerfreund hat ihm offenbar von diesem Weg nicht abgeraten. Gibt es dafür Gründe?

Christoph Kuhlmann | Di., 8. Juni 2021 - 20:25

dass die EU-Sanktionen immer noch nicht beendet werden können, weil der Konflikt mit der Ukraine nicht beigelegt wird. Russland war zu Beginn der Sanktionen der einzige Wachstumsmarkt für die deutsche Industrie in Europa. Es ging auch um nachhaltige Investitionen. Opel musste sein Werk dort ebenso schließen wie andere. Insofern verzögert sich der Aufbau einer technisch versierten Mittelschicht ganz erheblich. Wenige Reiche und viele Arme führt aber zwangsläufig zu einer autokratischen Oligarchie. Ich habe es damals schon bedauert, dass die EU-Osterweiterung bis Rumänien und Bulgarien viel zu schnell voran getrieben wurde um diese Länder auch in die Nato aufnehmen zu können. Die politischen Handlungsmuster des Kalten Krieges wurden zumindest von den USA einfach fortgesetzt. Insofern war Russlands Reaktion vorgezeichnet. Ein Glacis wäre für einen Interessensausgleich sicherlich hilfreich gewesen. Doch niemand wollte Pufferstaat sein und noch Jahrzehnte länger auf den Wohlstand warten.

Zuerst versuchte man, in der ersten Hälfte der 90er, die Transformation Russlands zu rechtsstaatlichen und demokratischen Strukturen zu begleiten. Es war ein grandioser Misserfolg, nicht nur aber auch weil der Westen die dabei entstandene kleptokratische Oligarchie, Geld stinkt nicht, mit allen ihren Möglichkeiten unterstützte. Seit der zweiten Hälfte der 90er schaltete man auf Eindämmung, mit EU und Nato in Osteuropa, und dann, die Spitze der Demütigung Russlands, die Bombardierung Serbiens in 1999. Seitdem ist das Vertrauen der viel schwächeren Russen im Eimer. Putin hat es mit seiner Rede im Bundestag, und am Anfang der Nullerjahre, noch ein bisschen ins Positive versucht - hat nicht funktioniert. Seitdem die russischen Nadelstiche aus einer Bösartigkeit, die aus der Frustration über die vorherige Ablehnung entstanden ist.

Kai Hügle | Mi., 9. Juni 2021 - 06:42

"Noch 2009 hatte Russland kaufkraftbereinigt ein höheres Pro-Kopf-Einkommen als Kroatien, Polen, Rumänien oder die Türkei, wurde aber seitdem von all diesen Ländern überholt. Die Russen müssen heute mit der schockierenden Erkenntnis leben, dass es ihnen schlechter geht als den Rumänen und den Türken. Unter den EU-Staaten ist nur noch Bulgarien ärmer als Russland."

https://www.wiwo.de/politik/ausland/gast-kommentar-diese-probleme-hat-p…

Auch die soziale Ungleichheit hat massiv zugenommen. Die Korruption ist außer Kontrolle. Da rangiert Russland noch hinter Pakistan, Mali und Swaziland! Vor diesem Hintergrund ist es wenig überraschend, dass Putin das tut, was Autokraten nun mal tun, wenn ihnen die Luft ausgeht: Amtszeitverlängerung, noch massiveres Vorgehen gegen Oppositionelle und das Schüren außenpolitischer Konflikte.
Aber erst mal abwarten, was uns pensionierte Grundschullehrer von ihren Urlaubserfahrungen berichten...:-)

So ist es!
Corona hat ein weiteres russisches Problem aufgezeigt. Man hat zwar Impfstoff, aber nur wenige Russen lassen sich impfen. Warum ist nicht so klar. Vielleicht, weil die Russen nicht glauben das es notwendig ist oder das es gefährlich sein könnte? Jedenfalls reagieren die Russen nicht wie es angebracht wäre. Im Herbst kommt dann die nächste Welle. Das heißt, auch die Russen selber sind ein Problem. Nach 100 Jahren Diktatur und Lügen von oben vielleicht nicht unerwartet.

Andre Möller | Mi., 9. Juni 2021 - 07:10

die Vergleichsgrundlage anhand von Zahlen oder aussagekräftigen Statistiken fehlt mir da einfach. Friedman schießt doch sehr ins Blaue. Und bestätigt sich selbst. Das finde ich ein wenig problematisch. Insgesamt geht es der russischen Wirtschaft natürlich nicht blendend, wo in Europa wäre das auch der Fall? Aber sie hat die Sanktioniererei des Westens sehr gut weggesteckt, das war anders erwartet worden. Die Finanzpolitik Russlands ist quasi vorbildlich. Die drucken kein Geld, wenns mal Probleme gibt. Großbritannien ist jetzt auch kein toller Maßstab und eine Aussage des MI6 schon gar nicht. Und übrigens: Der Syrieneinsatz der russischen Streitkräfte war nicht nur erfolgreich sondern auch für westliche Verhältnisse extrem preiswert und durchdacht. Russland wird sich nicht totrüsten lassen wie die Sowjetunion. Putin weiß sehr genau, wo die Schwachstellen Russlands sind. Man sollte die Resilienz Russlands nicht unterschätzen, den Fehler haben schon viele gemacht und oft bereut.

Annette Seliger | Mi., 9. Juni 2021 - 08:30

Russland hat eine Verschuldung von der westliche Staaten nur träumen. Sie liegt bei 12-15% vom BIP. Das Bruttoinlandsprodukt nach Kaufkraft Parität ist besser als das von Deutschland. Auf dieser Basis hat China z.B. auch schon die U.S.A. überholt. Die bekannten Rohstoff Reserven Russlands werden mit 65 Billionen Euro bewertet, das ist gut 180 mal der Haushalt der BRD. Also, die nächsten 5 Generationen braucht sich Russland keine Sorgen machen. Ich schließe mich inhaltlich dem Foristen an, der bemerkte, dass Russland zu wenig Einwohner hätte. Das stimmt. Russland ist gut 40mal so groß wie Deutschland und da ist jede Menge Platz. Ansonsten haben uns die Russen gezeigt wie effizient das Land und innovativ die Industrie ist - siehe die Entwicklung des Corona Impfstoffes. Das Land wird in unseren Medien immer runtergeschrieben - das ist halt so, um von den eigenen Defiziten abzulenken. Das ist Politik, und die Leute sollen glauben was sie von den Medien lesen oder Nachrichten hören.

Die Kremlastrologen haben sich wieder zu Wort gemeldet. Das hat Tradition. Und natürlich melden sich auch hier die Russland-Verächter und haben irgendwas beizusteuern. Alles Quatsch. Reden wir lieber über unsere hausgemachten Probleme und den Niedergang des Westens. Seit Adolfs unseligen Zeiten wird Russland (früher Sowjetunion) regelmäßig der Untergang prophezeit und es sind immer dieselben "Argumente". Komisch, aber Russland lebt immer noch. Und es wird noch leben, wenn bei uns im Wortsinn längst die Lichter ausgegangen sind. Genauso hat man dem Putin immer wieder riesiger Fehler, menschliche und machttechnische, vorgeworfen. Aber komisch, sein Volk liebt ihn noch. Was man von den Deutschen und Merkel und Ihren Politchargen nicht behaupten kann. Wir wären froh, wenn wir sie los würden. Wir entkernen uns wirtschaftlich und tanzen mit den Grünen fröhlich Ringelrein. Lasst die Russen nur machen. Wir werden ganz bestimmt früher zur Hölle fahren. Einige ewige Russland-Hasser voran.

Ich habe Friedmans Buch "Die nächsten 100 Jahre" gelesen und es ist eine Horrorvision... Ok, er denkt halt so. Wird es aber nicht mehr erleben, wir alle ja nicht. ;-) Kommt sicher auch anders.
Die einzige Sorge, die ich mir um Rußland mache, ist der Zuwachs an Moslems an der Gesamtbevölkerung, das könnte der Genickbruch werden, die Geburtenraten sprechen eine mehr als deutliche Sprache. Im Koran steht Weltherrschaftsanspruch.... Das birgt eine riesige Gefahr.

Christa Wallau | Mi., 9. Juni 2021 - 11:00

Antwort auf von Yvonne Stange

Bis jetzt hat Putin die drohende Islamisierung im Griff, aber die schiere Zunahme der Mohammedaner auf dem russischen Staatsterritorium schreitet voran.
Russen, mit denen wir in St. Petersburg und in Moskau gesprochen haben, fürchten
sich s e h r vor dem starken Zuwachs der Bevölkerung aus islamischen Gebieten in ihre Städte. Da die angesessene russsische Familie durchschnittlich nur noch wenige Kinder bekommt, veschiebt sich das Verhältnis von Russen zu eingewanderten Volksgruppen immer mehr - zum Negativen hin. Daher besteht die berechtigte Angst, daß Rußland seine ureigene Kultur allmählich verlieren könnte.
Diese Kultur sowie ihre Geschichte und Tradition sind den "echten" Russen nämlich wirklich viel wert! Ganz im Gegensatz zu unseren deutschen "Eliten", die nichts schneller vorantreiben können, als das Schlechtmachen und Aufgeben unserer deutschen Kultur für das Linsengericht einer sog. "multikulturellen Buntheit".

Eigentlich ist doch der Corona-Impfstoff so überflüssig wie ein Kropf. Wenn man nach Ihren sonstigen Kommentaren geht. Da lesen wir mit schöner Regelmäßigkeit, es gäbe keine Pandemie, und Corona wäre gesamtgesellschaftlich irrelevant.
Wozu noch ein Impfstoff?
Selbst Putin wäre da nicht Ihrer Meinung. Auch Ihrem sonstigen, überschwenglichen Lob, was das Land angeht, würde er kaum zustimmen. Wenn er ehrlich wäre. Was er natürlich nicht ist.
Nun gibt es ausgerechnet im Putin-Fanclub laufend Stimmen, die in Deutschland die Demokratie auf dem absteigenden Ast sehen. Gleichzeitig loben sie vollmundig ein Land, in dem sich ein Autokrat lebenslanges Regieren und immerwährende Straffreiheit zugesichert hat. Passt natürlich.

Russland ist in der Tat ein Land mit eindrucksvollen Möglichkeiten. Das allerdings unter einer unfähigen Regierungsclique leidet. Überall - bei Wirtschaftsleistung, individuellem Einkommen usw liegt Russland ganz hintern - nur bei Militärausgaben nicht.
Eindrucksvoll.

Christa Wallau | Mi., 9. Juni 2021 - 09:21

Ich stimme Ihren Ausführungen zu.
Danke dafür.
Rußland wird systematisch in Europa und natürlich in den USA schlecht gemacht.
Dies führt zu dramatischen Fehleinschätzungen, wie die Geschichte schon oft bewiesen hat.

ich schließe mich ihnen an.
Immer wenn ich solche Berichte lese oder Aussagen von diversen Politikern zu Russland höre entsteht in meinem Kopf ein Bild und ich denke unweigerlich "mein Gott es sind wieder so viele Goebbels untewegs".
Wenn Russland doch so unbedeudent ist und so gar nichts auf die Reihe bekommt wieso macht man sich dann so viele Sorgen um dieses Landund wieso dann dieses Bashing und diese Sanktionen und jeden Tag Artikel über diese unbedeudente Land sogar der US Präsident will sich mit dem Repräsentant diese doch so unbedeudenten Landes treffen.

Bernd Muhlack | Mi., 9. Juni 2021 - 16:24

Im August 1991 saß ich gebannt vor dem Fernseher:
Putsch in Moskau, der UdSSR!
Drei Tage starrte die Welt auf Moskau!
Gorbatschow unter Hausarrest in seiner Datsche und Panzer allüberall!
Und dann kam Polly, äh Jelzin!
Das letzte Aufbäumen der KPdSU scheiterte - dachte man.
"Saulus wurde zu Paulus" = Parteibonzen mutierten zu Oligarchen!
Jelzin? Der Russe als solcher ist bekanntlich sehr trinkfest, abgehärtet; aber er teilt sein Getränk auch gerne - mein Opa war etliche Jahre in sowjetischer Gefangenschaft. Do ut des!

Russland hat NIE eine Demokratie nach westlicher Definition erlebt - die Zaren, Lenin, Stalin etc.

Ob Russland expansiv ist kann ich nicht beurteilen.
Sind China, USA expansiv?
Alles eine Frage des Standpunktes, nicht wahr?

Ich "informiere" mich online; diverse Zeitungen etc. - niemals ÖR-Nachrichten!

Eines noch:
Meine Schalker sind abgestiegen, aber GAZPROM bleibt uns treu!

Es geht weder um Putin noch Dr. Merkel:
es geht um Menschen - seien es Russen oder Deutsche!

Fritz Elvers | Mi., 9. Juni 2021 - 16:53

heißt Moore, Roger Moore.

Egal, typischer russischer Humor: Bleiben Sie ruhig und machen Sie sich keine Sorgen!