Eine Sicherheitskraft inspiziert mit einem Spürhund am Sonntag das Gepäck des Ryanair-Flugzeugs in Minsk / dpa

Flugzeugentführung in Belarus - Riskantes Manöver

Weißrusslands Regierung zwingt eine Ryanair-Maschine zur Landung und entführt einen regimekritischen Journalisten: Dieser an Staatsterrorismus grenzende Vorfall wird für den weißrussischen Diktator Lukaschenko nicht folgenlos bleiben. Auch für Moskau ist die Angelegenheit heikel.

Autoreninfo

Ekaterina Zolotova ist Analystin für Russland und Zentralasien beim amerikanischen Thinktank Geopolitical Futures.

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Die Folgen der Umleitung eines kommerziellen Passagierflugzeugs durch Weißrussland am Wochenende sind noch nicht ausgestanden. Der Vorfall ereignete sich am Sonntag, als die belarussischen Behörden eine Ryanair-Maschine auf dem Weg nach Litauen zur Landung in Minsk zwangen, angeblich wegen einer Bombendrohung. Nach der Landung verhafteten sie den oppositionellen Journalisten Roman Protasewitsch, den Gründer eines Kanals namens Nexta in der Messaging-App Telegram.

Nexta hatte im vergangenen Jahr über die Massenproteste gegen den belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko berichtet, der persönlich das Startverbot für das Flugzeug angeordnet hatte. Details über den Auslöser des Vorfalls sind nicht bekannt. Wichtiger ist jedoch, wie sich das Ereignis auf die Beziehungen Europas zu Weißrussland und dessen wichtigstem Verbündeten, Russland, auswirken wird.

Es wurde eine Reihe von Theorien darüber aufgestellt, was genau passiert ist und warum. In Ermangelung einer Untersuchung lassen sich zwei mögliche Erklärungen anführen. Erstens könnte Lukaschenko die Verhaftung des Journalisten gewollt haben, um zu versuchen, die Opposition unter Druck zu setzen, die sowohl in der belarussischen Öffentlichkeit als auch bei ausländischen Mächten wachsenden Rückhalt genießt. Sollte dies der Grund für die Verhaftung sein, würde dies darauf hindeuten, dass Lukaschenko glaubt, seine Position und die seiner Regierung werde schwächer, insbesondere seit den Protesten nach den umstrittenen Wahlen im vorigen August.

Verärgerter Westen

Die Bedrohung durch Protasewitsch muss für Lukaschenko ernst genug gewesen sein, um zu riskieren, den Westen zu verärgern, indem er einen Kampfjet losschickt, um die Landung einer Verkehrsmaschine mitten im Flug zu erzwingen. Diese Erklärung scheint jedoch nicht ausreichend zu sein. Die Bedrohung für den Präsidenten nach den Protesten im letzten Jahr scheint mittlerweile genug unter Kontrolle zu sein, um einen solch drastischen Schritt nicht zu riskieren. Lukaschenko ist weiterhin an der Macht, und die jüngsten Demonstrationen fielen kleiner als jene, die auf die Wahl folgten. Außerdem wurden strenge neue Einschränkungen für die Medienberichterstattung verhängt, und viele Oppositionelle verließen entweder das Land oder wurden inhaftiert.

Eine zweite mögliche Erklärung ist, dass Minsk tatsächlich glaubte, dass sich eine Bombe an Bord des Flugzeugs befand. Der Leiter der Luftfahrtabteilung des weißrussischen Verkehrsministeriums sagte, dass nicht identifizierte Personen, die sich als Hamas-Kämpfer bezeichneten, am Vortag gedroht hätten, das Flugzeug in die Luft zu sprengen, und ein Ende der israelischen Aggression in Gaza gefordert hätten.

Der CEO von Ryanair wiederum äußerte, dass die Taschen der Passagiere nach der Landung des Flugzeugs durchsucht worden seien – obwohl ein Passagier zu Protokoll gab, die Behörden hätten sich nicht bemüht, die Passagiere zum Verlassen der Maschine zu bewegen und bei der Durchsuchung der Fluggäste und ihrer Taschen auch keine Sorge gezeigt, dass eine Explosion bevorstehen könnte.

Wie auch immer, der Vorfall hat Minsk unter erheblichen Druck gesetzt, der nun zu neuen Protesten und Forderungen nach Lukaschenkos Absetzung und Neuwahlen führen könnte. All diese Möglichkeiten dürften den Präsidenten nur weiter isolieren.

Viele Länder in Europa (und darüber hinaus) haben die Verhaftung von Protasewitsch und die erzwungene Landung des Flugzeugs verurteilt. Großbritannien untersagte Flüge der staatlichen belarussischen Fluggesellschaft Belavia. Und Litauen verbot allen Flugzeugen aus Weißrussland die Landung auf seinen Flughäfen.

Luftraum über Belarus gesperrt

Die EU-Mitglieder beschlossen während eines Gipfeltreffens am Montag, weißrussischen Flugzeugen den Flugverkehr in den Europäische Union zu verbieten und forderten europäische Fluggesellschaften auf, den weißrussischen Luftraum nicht zu durchqueren. Die Lufthansa, die lettische Air Baltic, die ungarische Wizz Air, die polnische LOT, die niederländische KLM und die schwedische SAS kündigten alle an, dass ihre Flugzeuge Weißrussland nicht überfliegen werden.

Diese Maßnahmen wiegen besonders schwer während einer Pandemie, die die Luftfahrtindustrie ernsthaft unter Druck gesetzt hat. Jetzt, wo die Abriegelungsmaßnahmen allmählich nachlassen, könnte eine starke Einschränkung der Flüge von und nach Europa die Erholung der belarussischen Fluggesellschaften und der belarussischen Wirtschaft im Allgemeinen beeinträchtigen. Belavia plant aufgrund der europäischen Gegenreaktion, sein Personal zu reduzieren – einigen Quellen zufolge um bis zu 50 Prozent.

Moskau hat mitgeteilt, dass es sich nicht in eine Angelegenheit einmischen will, die hauptsächlich zwischen Weißrussland und Europa ausgetragen wird; wahrscheinlich versucht der Kreml, so lange abzuwarten, bis sich abzeichnet, welche Auswirkungen das Ganze haben wird. Russlands Staatsführung hat diese Strategie des Abwartens schon früher angewendet (auch während der Proteste gegen Lukaschenko im vorigen Jahr), obwohl man immer noch reagieren könnte, wenn die Notwendigkeit besteht.

Gerüchten zufolge wird sich Lukaschenko am Freitag mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Sotschi treffen. Die beiden Staatsoberhäupter werden wahrscheinlich besprechen, wie sich der Ryanair-Vorfall auf den Verkehr zwischen den beiden Ländern auswirken könnte – besonders wenn man bedenkt, dass Weißrussland ein wichtiger Korridor für den Verkehr zwischen Russland und Europa war. Russland könnte nun zu einem Korridor für Reisen zwischen Weißrussland und Europa werden, vor allem, wenn sich die Sommersaison beginnt.

Bisher haben russische Fluggesellschaften keine Änderungen an den Flugverbindungen vorgenommen, aber wenn sie unter Androhung von Sanktionen nicht mehr über weißrussisches Territorium fliegen würden, könnten sie andere Routen nach Europa finden – wie sie es seit dem Flugzeugabsturz im Donbass 2014 getan haben, der dazu führte, dass der Luftraum dieser Region für unsicher erklärt wurde. In Moskau wurde außerdem vor kurzem eine neue Zugverbindung eröffnet, mit der Minsk in sieben Stunden zu einem äußerst niedrigen Preis von 20 bis 30 Dollar erreicht werden kann.

Der Kreml ist besorgt

Der Kreml ist wahrscheinlich auch besorgt wegen westlicher Vergeltungsmaßnahmen, die gegen Russland gerichtet sind. Der Europäische Rat hat bereits beschlossen, neue Sanktionen gegen belarussische Personen, Unternehmen und Branchen zu verhängen. Moskau kann nur hoffen, dass die europäischen Regierungschefs diese Maßnahmen als ausreichende Bestrafung empfinden und keine Vergeltung gegen Lukaschenkos größten ausländischen Unterstützer suchen.

Allerdings teilte Großbritannien mit, dass es Sanktionen gegen Nord Stream 2 und gegen die Jamal-Europa-Pipeline in Erwägung zieht, die beide russisches Erdgas nach Europa transportieren (werden) – und von denen die letztere durch Weißrussland verläuft.

Das Dilemma für Moskau, das jeden zusätzlichen Druck auf seine Wirtschaft vermeiden möchte, besteht darin, dass es abwägen muss zwischen der Befriedung Weißrusslands und der Vermeidung einer weiteren Verärgerung Europas.

Trotz des Rätselratens über die Gründe, die zum Vorfall mit dem Ryanair-Flugzeug führten, lautet die Schlüsselfrage, wie die europäische Reaktion Russland sowie die weißrussische Regierung und Opposition beeinflussen könnte. Moskau betrachtet jede Bedrohung des weißrussischen Führers als eine Bedrohung für sich selbst. Weißrussland ist Russlands letzter verbliebener Verbündeter an seiner Westgrenze, was erklärt, warum Moskau so hart daran arbeitet, Lukaschenko an der Macht und loyal gegenüber dem Kreml zu halten. Aber genau das wird immer schwieriger.

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Manfred Sonntag | Mi., 26. Mai 2021 - 15:15

Wie war das doch 2013? Als der bolivianische Präsident Evo Morales in seinem Dienstflugzeug vom Gipfeltreffen in Moskau nach Südamerika zurückflog wurde der europäische Luftraum auf Anweisung aus Washington gesperrt. Herr Morales musste seine Maschine in Wien zwischenlanden und die Maschine wurde durchsucht. Wen hat man damals auf Anweisung der USA gesucht? Natürlich Edward Snowden! Europa hat damals das GLEICHE gemacht wie Lukaschenko heute nur der Gesuchte sich glücklicherweise nicht im dem Flieger befand.. Ich plädiere für 2 gerechte Verfahren vor dem internationalen Gerichtshof in Den Haag: 1x gegen die EU-Führung (wegen Übergriff im Jahr 2013-Morales&Snowden) und 1x gegen Weißrusslands Führung. Oder ein Embargo der EU gegen die EU? Oder was schlagen die Foristen des Cicero vor?

Auch wenn ich das damals ebenfalls nicht OK fand, ist die "Sperrung des Luftraumes für den Überflug" einer Maschine immer noch etwas ganz anderes, als eine zivile Verkehrsmaschine mit Militärjets 'abzufangen' und (unter einem offensichtlich fadenscheinigen Vorwand) zur Landung zu zwingen.
Und der Verbund von Spanien, Frankreich, Portugal (die sich von den USA für diese Luftraumsperrung hatten instrumentalisieren lassen) ist eben auch nicht die EU...

Herr Bender, diese Äpfel und Birnen kann man vergleichen. Sie kommen alle vom gleichen Baum. Es ist die berühmte repressive Sonderzüchtung mit den zahlreichen Tyrannoreisern aus Despotien.

An das hatte ich gerade gedacht. Gutes Beispiel von Assange fangen wir nicht mal an. Das hinterhältige das in der Welt, SPIEGEL, Zeit,FAZ,sueddeutsche usw dieser Lügen Verein e. V. Sich auch nennt sobald du diesen von ihnen beschriebenen Fall erwähnt hast, verschwindet dein Kommentar auf mysteriöse Weise und wenn einen Foren administrative darauf aufmerksam machsts , wird irgend etwas erfunden gegen was du verstoßen hast oder das beste es melden sich bezahlte antifa Typen die sich nie zu einem anderen Thema melden. Nur Russland, AfD, daß war's. Nie zu Renten, Reisen, Arbeitslosigkeit usw. Immer die gleiche Leier da weiß ich gleich das es Fake-accounts sind. Jetzt muss sich der alt 68er Grüne Lenz und hügele. Es war richtete oder das die Maschine von Morales zur Landung gezwungen wurde. Bitte um Antwort. Aber kein Mist mit AfD daß übliche Gelaber

Romuald Veselic | Mi., 26. Mai 2021 - 15:37

Rotzbremse durchgehen ließe, dann hat EU das letzte Mohnkörnchen an Glaubwürdigkeit sowie "Stärke" verloren.
Da braucht man nicht viel überlegen, da der Ryanair Paxjet war schon im Sinkflug auf Vilnius, 2 Flugminuten vor Litauens Grenze entfernt. Indem man ihn durch MiG-Kampfmaschine nach Minsk, 20 Flugminuten entfernt, zum Beidrehen zwang.
Genau vor 10 Jahren schoss man über Bereza/BY einen dt. Heißluftballon , mit zwei Ausflüglern, die aus PL in den Luftraum v. Belarus eingeflogen sind. Beide Personen kamen dabei um. Schon damals sollte man dagegen vorgehen, denn Luki - Harelip, benimmt sich wie der nordkoreanische Despot.
Dieser irre Faschofaschist sollte auf die politische Müllkippe katapultiert werden. Ohne sanfte Landung.

Kurt Walther | Mi., 26. Mai 2021 - 15:59

Gute zusammenfassende Darstellung der Geschehnisse und möglicher Hintergründe zur Luftpiraterie und Staatsterrorismus in/über Belarus. Dieser Akt ist einmalig und gehört auf den Tisch der UNO, Hoffentlich kommt es dann zu einer Verurteilung des Lukaschenkow-Regimes und zur Freilassung des gekidnappten Oppositionellen Roman Protasewitsch.
Angesichts dieses Vorfalles stoße ich als EU-Kritiker aber noch auf ein anderes Phänomen. Es geht um die Art und Weise, wie der letzte Diktatur Europas mit der EU hier umgeht, indem er ein Flugzeug aus dem EU-Bereich zur Landung in Minsk zwingt, nur um einen missliebigen "Untertan" mit hohem Bekanntheitgrad festzusetzen. Diese EU scheint keinen Respekt auszustrahlen. Denn: Gegenmaßnahmen der EU werden weggesteckt bzw. interessieren nicht. Liegt das nicht auch an der generellen Schwäche der EU? Gewiss: Militärisch ja, aber auch politisch oder gar wirtschaftlich? Ich war einst immer gegen wirtschaftliche Sanktionen, aber hier sind sie notwendig.

wissen Sie denn, wieso der angebliche "Oppositionelle" Protasewitsch in Weißrußland gesucht wird und ein Haftbefehl besteht? Nein? Ich auch nicht, aber vielleicht ist der Haftbefehl ja berechtigt? Könnte doch sein? Aber im Zweifel IMMER gegen den Andersdenkenden....

Kai Hügle | Do., 27. Mai 2021 - 06:54

Antwort auf von Yvonne Stange

Als eifrige Nutzerin "alternativer Medien" müssten Sie eigentlich wissen, dass Diktaturen bei der Fabrizierung von Anklagen gegen Oppositionelle recht flexibel und kreativ sind. Ursprünglich wurde Protasewitsch vorgeworfen, eine Plattform zu betreiben, die staatsfeindliche Inhalte wie z. B. die Forderung nach freien Wahlen verbreitet. Das steht, nebenbei bemerkt, auch in dem Artikel, den Sie kommentieren.
Inzwischen hat Lukaschenko noch einen Mord drangehängt. Sein Geheimdienst werde schon bald Beweise dafür vorlegen, dass der Angeklagte als Söldner in der Ost-Ukraine gekämpft hat.
Sie können also beruhigt weitergehen, Frau Stange. Es gibt hier absolut nichts zu sehen...

Gerhard Lenz | Do., 27. Mai 2021 - 07:56

Antwort auf von Yvonne Stange

Die Hardcore-Putin-Fans im Umfeld der rechtsextremen AfD kennen natürlich den wahren Ablauf des Geschehens.
In üblicher Umkehr des Täter-Opfer-Prinzips wird Protasewitch für "möglicherweise" schuldig erklärt. Zwar ohne Begründung, aber ein Haftbefehl könnte ja schliesslich nötig sein? Einfach so.
Und dieses "möglicherweise" reicht natürlich schon, um den Schurken Lukaschenko freizusprechen. Egal, was passiert ist.
Denn Lukaschenko ist ja ein Günstling des großen Vladimirs im Kreml, und der steht sowieso außerhalb jeglicher Kritik.
Da wäre sofort auch die kalabrische Mafia unschuldig, würde sich Putin mit ihr verbinden.
Alternativ könnte ja doch eine Bombe an Bord gewesen sein.
Fehlt nur noch, dass hier eine(r) behauptet, Lukaschenkos Piraterie wäre ein Akt der Notwehr gewesen, um Aggressionen von Frau Merkel, Frau Baerbock, Claudia Roth, Greta Thunberg, Joe Biden, der EU oder der NATO abzuwehren.

Das würde zumindest zum "Sinn" der "interessantesten" Forenbeiträge passen.

Ich nehme an, Ihre Frage war rhetorisch gemeint , lieber Herr Walther! Natürlich häufen sich in letzter Zeit die skandalösen Vorgänge und man ist geneigt anzunehmen, dass es hier welche ausprobieren wie weit sie es treiben können mit uns. Dummerweise war es nicht die erste erzwungene Zwischenlandung auf europäischem Boden zur möglichen Festsetzung eines politisch Gesuchten. Vielleicht auch ein Grund, den Ball etwas flacher zu halten. Aber ich denke eher, dass die beteiligten Schurken in dem aktuell aufgeführten Stück aufgrund der bisherigen, aus Rücksicht auf "eigene Verluste" halbherzigen Sanktionspolitik der EU und den Blockademöglichkeiten in der UNO wahrhaftig keinen Respekt mehr haben und genau wissen bzw. einkalkulieren was an Folgen auf sie zukommen könnte. Und darin sind sie leider auch noch im Vorteil, da hinlänglich Beweise erbracht wurden, dass die üblichen Sanktionen in Gänze deren Bevölkerung und die politische Opposition treffen und schwächen in solchen Diktaturen. MfG

Norbert Heyer | Mi., 26. Mai 2021 - 16:18

Der Präsident von Weißrussland zwingt eine Passagiermaschine zur Landung in Minsk. Das ist ein schwerwiegender Vorfall, der entsprechend geahndet werden muss. Der Präsident von Weißrussland zeigt damit überdeutlich: Er sieht in der EU ein nicht ernstzunehmendes Leichtgewicht. Flug-und Landeverbote für Weißrussland, Import- und Exportstopp, Ausweisung von Diplomaten, keinerlei finanzielle Zuwendungen - das sind die möglichen Reaktionen der EU, teilweise schon vollzogen. Trotzdem scheint die EU zu planen, auch Russland zu sanktionieren, weil - die Gelegenheit ist günstig. Nordstream - von der kommenden deutschen Regierungschefin schon in die Tonne getreten, könnte jetzt endgültig beerdigt werden. Das damit die Deutschen sich mal wieder völlig unnötig zu weit aus dem Fenster lehnen und in erster Linie sich selbst energietechnisch und finanziell schweren Schaden zufügen, scheint man für eine Aktion in Kauf zu nehmen, die ausschließlich Weißrussland betrifft und zu hoch gehandelt wird.

Bernd Muhlack | Mi., 26. Mai 2021 - 16:42

Raman Dsmitryjewitsch Pratassewitsch ( * 5. Mai 1995 in Minsk) ist ein weißrussischer Dissident, Journalist, Blogger, Oppositions-Aktivist u politischer Gefangener.
WIKI
Aha, soso ...

Da leuchtet bei mir eine Lampe nach der anderen!
Inzw. bin qua der Worte "Aktivist, Blogger" geimpft!

Was bedeutet diese "Zwischenlandung" für den Betroffenen selbst?
Das sieht wohl eher suboptimal aus, oder?

Der damalige Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) wollte einmal ob der "teutschen Steuersünder" die "Kavallerie" in die Schweiz schicken - mit seinem norddeutschen Humor, Lächeln angekündigt.
Daraus wurde natürlich nichts und genauso wird es dem Herrn Aktivisten P. gehen!
Ich wünsche ihm alles Gute - und sei er vielleicht nur ein "spinnerter Aktivist"
(Nein, ich wollte nicht in Belarus, Ukraine etc. leben!)

Zeitnah treffen sich Biden & Putin in Genf?
??
"Die Norweger san kane Brasilianer!" (Beckenbauer)
& Genf ist nicht Reykjavik! (Ich)
Erwarten WIR nicht zu viel - the first cut is the deepest!

Jost Bender | Mi., 26. Mai 2021 - 17:23

Kurz nachdem wir hier einen Artikel voller Konjunktive, Andeutungen & Mutmaßungen über alternative Szenarien der Freisetzung von Covid-19 in China (inklusive einer Biowaffen-Theorie) zu lesen bekamen, geht es hier also weiter mit dem verschwörungstheoretischen 'Geraune': "Eine zweite mögliche Erklärung ist, dass Minsk tatsächlich glaubte, dass sich eine Bombe an Bord des Flugzeugs befand" Klar, so wird's gewesen sein! Um das für plausibel zu halten, muss man vermutl. "Analystin für Russland & Zentralasien beim amerikanischen Thinktank Geopolitical Futures" sein. Hier kann wohl wiedermal nicht wahr sein, was nicht wahr sein darf?: Nämlich das Offensichtliche: Es ging Lukaschenkow offensichtlich einzig & allein um die Verhaftung von Protasewitsch. Mit einem so konsequenten Echo hat er dabei allerdings wohl nicht gerechnet. - Und was russische Fluglinien jetzt machen, hält außer Frau Zolotova vermutl. niemand für eine offene (& relevante) Frage, die weitere Spekulationen wert ist.

Ich kann Herrn Bender nur beipflichten, und hätte vom Cicero nicht erwartet, diesen offensichtlichen Lügen von einer Bombe an Bord des Ryanair-Flugs Raum zur Veröffentlichung zu geben. Wie man heute in der NZZ lesen kann, ist das Flugzeug bereits vor dem Eingang der angeblichen Bombendrohung bei der Flugsicherheit in Minsk zur Landung dort aufgefordert worden. Damit ist die "Theorie" der Verfasserin wohl eindeutig widerlegt, und der Artikel sollte entsprechend ergänzt oder kommentiert werden.

Andre Möller | Mi., 26. Mai 2021 - 17:34

wirklich bekannt ist, was in welcher Reihenfolge genau stattgefunden hat, wird mir zu viel Wind gemacht. Die Sanktionierei ist wieder mal absurd. Manche Foristen möchten gern, dass die Luftwaffe Weißrusslands pulverisiert wird, sollte der Verhaftete nicht umgehend freikommen. Dümmer gehts nimmer. Man sollte zur Kenntnis nehmen, dass es eine strategische Allianz im militärischen Bereich zwischen Rußland und Weißrussland gibt, die in solchen Fällen natürlich greifen würde. Die Reaktion wäre entsprechend. Im übrigen sind die Luftverteidigungssysteme beider Länder gekoppelt und haben mit den S-400 (bald den S-500) und Panzyr-S- Luftabwehrkomplexen die mit Abstand effektivsten Luftabwehrwaffen, die existieren. Ich glaube kaum, dass irgendeine NATO-Luftwaffe damit Bekanntschaft machen möchte. Aber so ist das mit dem Gratismut von Sandkastenkriegern.

hallo Herr Möller das spielt doch keine Rolle, selbst wenn es eine Bombendrohung gegeben hätte (das ich bezweifle) wäre das bei unserer Wahrheitsfindung eher Nebensache das Narrativ muss stimmen. Eigentlich müsste Herr Protassewitsch froh sein während ihn vor dieser Entführung 99,1% nicht kannten ist es jetzt umgekehrt. Jedenfalls einer wird sich nicht freuen denn "Nawalny ist gestern", heute haben wir einen neuen Märtyrer. Bei den EU Granden und Grandinnen habe ich den Eindruck sie freuen sich wie kleine Kinder, dass sie mal Beweisen können wie schnell und einig sie handeln können. Allerdings wäre solches Handeln eher wünschenswert wenn es um wirkliche Belange der EU und ihrer Bürger geht.

wenn auch der nicht sonderlich effektiven Art. Abgesehen davon, dass mindestens mir bisher entgangen ist, dass "manche Foristen" gerne sehen würden, "dass die Luftwaffe Weißrusslands pulverisiert wird, sollte der Verhaftete nicht umgehend freikommen", beschwören Sie präventiv die Abschreckungswirkung der scheint's gekoppelten Luftverteidigungssysteme von Belarus und der Russischen Föderation, als ob "irgendeine NATO-Luftwaffe" eine Pulverisierung der belorussischen Luftwaffe auch nur theoretisch in Erwägung ziehen würde. Wozu denn auch, nachdem es weit elegantere, ungleich wirkungsvollere und zudem risikofreie Möglichkeiten gibt, dem belorussischen Machthaber wirtschaftlich die Luft so weit abzudrehen, dass ihm die Lust an weiteren staatsterroristischen Aktionen des interessierenden Typus garantiert vergeht? Wer hier tatsächlich den "Sandkastenkrieger" gibt, ist durchaus offen :)

Rob Schuberth | Mi., 26. Mai 2021 - 19:36

das ist nat. Ironie, denn wer bitteschön nimmt diesen Diktator eine Mini-Landes denn ernst.

Ohne Herrn Putins Gnaden wäre dieser Mann so was von weg....

Diesen Skandal könnte man allenfalls nutzen, um wieder in einen halbwegs rationalen Dialog mit Putin zu gelangen.

Joa Göbels | Mi., 26. Mai 2021 - 20:06

Nord stream 2
Jetzt steht fest: unser russisches Gas direkt durch die Ostsee zu leiten, ist viel zu gefährlich und bedroht internationale Sicherheitsinteressen. Lieber durch Weissrussland oder die Ukraine, das ist viel sicherer! Auf Lukaschenka ist ja Verlass.

Wolfgang Henning | Do., 27. Mai 2021 - 12:07

Ofensichtlich ging es dem weißrussischen Diktator, mindestens unter Billigung der russischen Regierung, um Provokation und Auslotung der vermuteten Schwäche der EU. Daneben war die Maßnahme geeignet, allen Regimegegnern klarzumachen, dass sie nirgendwo vor dem Zugriff der Machthaber sicher sein können. Es wäre dem KGB sicher leichter gefallen, einen Dissidenten aus Litauen zu entführen. Dieser Angriff hätte lediglich eine "Protestnote" zur Folge gehabt, ohne weitergehende Sanktionsmaßnahmen. Die Begründung einer angeblichen "Bombendrohung" für diese Luftpiraterie ist schon deshalb unglaubwürdig, weil die Maschine nicht etwa beim Einflug in den Luftraum, sondern erst beim Verlassen desselben zur Landung gezwungen wurde. Dabei hätte man dann in Kauf genommen, dass die Bombenexplosion über Minsk erfolgt wäre. Nein, es bleibt die Provokation und als "Beifang" die Inhaftierung unliebsamer Dissidenten. Auf die Wirksamkeit der Sanktionen darf man gespannt sein, aber nicht darauf vertrauen.

Reinhard Oldemeier | Do., 27. Mai 2021 - 14:13

Bei alle dem was im Forum schon vermutet wurde und geschrieben wird. Alles ist nur Vermutung. Die eigentliche Frage ist:
Wer hat geplaudert, dass der Aktivist Protasewitsch im Flieger sitzt und wer hat Ihn begleitet, so dass er auch tatsächlich im Flieger festgenommen werden konnte.
Ohne diese Information wäre es tatsächlich ein riskantes Manöver geworden für den belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko.