Meyers Blick auf... - ... den idealen Politiker

Der Schweizer Journalist, Medienberater und Cicero-Kolumnist Frank A. Meyer spricht mit Innenpolitik-Chef Moritz Gathmann darüber, ob ein Kanzler in erster Linie seiner Partei oder dem ganzen Land verpflichtet sein muss.

Frank A. Meyer

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Rob Schuberth | Do., 13. Mai 2021 - 18:38

Danke für dieses gute Interview.
Gerade mit seinem Fazit zu Herrn Lindner trifft Herr Meyer, wie so oft, voll ins Schwarze.

Nur, ob der durch Schröder initiierte Niedriglohnsektor, so gut für GANZ Deutschland ist, das möchte ich doch bezweifeln.

Mehr als ein EU-Land beklagt sich seit Jahren darüber was er, Schröder, damit eröffnet hat.

Romuald Veselic | Do., 13. Mai 2021 - 19:33

Christian Lindner recht. Es ehrt ihn, dass er es abgelehnt hatte, sich am Niedergang dieses Landes zu beteiligen. FDP ist zu klein, um in dieser/damaliger Konstellation sich durchzusetzen. Deshalb - klare Schlussfolgerung, nicht der Totengräber zu werden.
Das schlimmste, nach meinem Empfinden ist, dass Deutschland zum 3-mal den Krieg verloren hat, diesmal den globalen, in seiner Hybridform. Und zwar nicht im physischen Sinne, sondern geistig und Werte bedingt.
Wenn solche Politiker, wie aktuell D hat, braucht keine Feinde mehr. Das sind keine Politiker, sondern Vergewaltiger des Seins.

Markus Michaelis | Do., 13. Mai 2021 - 19:59

natürlich müssen sie auch solide Sachbearbeiter sein, die "das" Richtige abarbeiten. Aber der oft vorgebrachte Anspruch Politiker seien unsere Angestellten, die korrekte Arbeit abliefern sollen, stimmt in wichtigen Punkten eben nicht: Politiker sind für Richtungen gewählt. In einer Demokratie darf man nicht überziehen, klar, und gegnerische Gruppen ganz aushebeln. Aber vom Prinzip her sollten Politiker auch für klare Richtungen stehen, die dann wählbar oder abwählbar sind. Dieses Denken, habe ich den Eindruck, ist bei uns die letzten Jahrzehnte mehr der Frage gewichen, welcher Politiker der beste ist, um das Richtige durchzusetzen - wobei das Richtige anscheinend schon für alle klar vorgegeben ist. Nach meinem Verständnis hat diese Einstellung gerade weniger mit Politik und Demokratie zu tun (Demokratie ist natürlich auch nicht alles - natürlich hat auch jeder seine (für ihn) richtigen Werte).

Heidemarie Heim | Do., 13. Mai 2021 - 21:55

Klingt wie ein Thema für einen Schulaufsatz;). Ich war dafür berüchtigt nie weniger als 3 eng, vorne und hinten beschriebene DIN 4-Seiten in Linkshänderschrift abzugeben! Also mein idealer Politiker macht z.B. das, was er ankündigte und vertrat weswegen ich mich für ihn und seine Partei entschied als Wählerin. Er darf wie jeder menschliche Schwächen zeigen und natürlich auch Fehler machen, sollte hernach aber die Größe besitzen dies offen und ehrlich zu kommunizieren. Ich brauche keine Entschuldigungsarien oder U-Ausschüsse ohne relevante Ergebnisse, einfach sagen was schief lief, die Verantwortung übernehmen und überzeugend darlegen, dass man aus dem Fehler gelernt hat und es das nächste Mal besser machen möchte. Kein falscher Gehorsam dem Fraktionszwang geschuldet, sondern wirkliche
Unabhängigkeit und eigene Überzeugungen im handeln. So sähe in Kurzform mein idealer Vertreter und der meiner Mitbürger aus, die meine Ansprüche sicher noch ums ein oder andere ergänzen werden. MfG

Ernst-Günther Konrad | Fr., 14. Mai 2021 - 09:06

ich stimme Ihnen völlig zu Herr Meyer. Die SPD hat es nur unterlassen, die von Schröder sicher in guter Absicht durchgesetzten Gesetze, nach dessen Verlust der Kanzlerschaft, in einzelnen Punkten nachzujustieren. Es zeigte sich in der praktischen Umsetzung doch zu viele Schlupflöcher für Unternehmer (Arbeitnehmerüberlassungsgesetz)und auch für Hartz IV Empfänger, die es erforderlich gemacht hätten, die berühmten Leitplanken einzuziehen bzw. deren Formen zu verändern.
Doch da begann für mich der Abstieg der SPD und der Beginn, sich immer weiter vom Arbeiterklientel zu entfernen. Die SPD stellte zwar nicht mehr den Kanzler, war aber in der Regierung und hat sich da bereits von Merkel lenken lassen. Zu Herr Lindner haben Sie die richtigen Worte gefunden. Nur hat er danach in der Opposition nichts aus seiner ehrlichen Haltung gemacht. Stattdessen nahm die Anbiederung an die Regierung bis heute geradezu das Format von Schoßhündchen an, auch wenn man für die Galerie mal meckerte.

Walter Bühler | Fr., 14. Mai 2021 - 09:20

die ich gut nachvollziehen kann. Politiker sollen keine Träumer, Phantasten oder Schwätzer sein, sondern fleißige Handwerker mit einem wachen Instinkt für die Realität, die über ihre parteipolitische Bindung hinaus Visionen für das ganze Land entwickeln können.

Leider haben es solche Persönlichkeiten im derzeitigen politischen Biotop Deutschlands sehr schwer.

Brigitte Miller | Fr., 14. Mai 2021 - 10:03

Der Präsident, der Politiker..

Kai Hügle | Fr., 14. Mai 2021 - 12:22

Mehr noch als Gathmanns Frage hat mich Ihre Antwort verwundert. Ein Bundeskanzler ist also mehr seiner Partei und auch dem Koalitionspartner verpflichtet als seinem Land?! Da muss der eine oder andere Amtseid wohl umformuliert werden. Oder wollen wir demnächst österreichische Verhältnisse, wo der saubere Herr Kurz gerade Bekanntschaft mit der Staatsanwaltschaft macht?
Bin dennoch froh, dass ich dieses kuriose Interview zu Ende verfolgt habe, sonst wäre mir Ihre Einschätzung zu Lindner entgangen, den ich bisher für einen ausgesprochen wendigen Berufspolitiker hielt. Dass er für Sie jemand ist, der seinen Überzeugungen folgt - naja...
Ausdrücklich zustimmen möchte ich Ihnen bezüglich Ihrer Aussagen über das politische Handwerk. Politiker müssen ihr Handeln verständlich erklären, auf Risiken aufmerksam machen und Grenzen ihrer Handlungsspielräume. Fehler einzugestehen, würde ich noch ergänzen wollen.