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An der Grenze zwischen England und Schottland / Tessa Szyszkowitz

Schottische Grenzreportage - Eine neue Mauer in Europa?

Gewinnen die Nationalisten bei den schottischen Parlamentswahlen am heutigen Donnerstag eine große Mehrheit, steht den Schotten eine große – oder auch kleine – Zukunft bevor. Momentaufnahmen von Tessa Szyszkowitz an der möglichen neuen EU-Außengrenze zwischen Schottland und England.

Tessa Szyszkowitz

Autoreninfo

Tessa Szyszkowitz ist Londoner Korrespondentin des österreichischen Wochenmagazins Profil. Im September 2018 erschien „Echte Engländer – Britannien und der Brexit“. Foto: Alex Schlacher

So erreichen Sie Tessa Szyszkowitz:

Die englische Fahne mit dem roten Georgskreuz auf weißem Grund flattert nicht mehr über dem Eingang zum britischen Militär-Museum auf der Hauptstraße von Coldstream. Das schottische Städtchen liegt direkt an der Grenze zu England. Wegen der niedrigeren Grundstückpreise lassen sich auch Engländer gerne hier nieder. So wie Trevor Brünning. Der Besitzer des kuriosen Mikromuseums, das historische Bilder zeigt und Armeezubehör verkauft, wollte neben der schottischen auch die englische Fahne hissen. Als Zeichen der Verbundenheit. 

Doch seinen schottischen Nachbarn missfiel die Idee. Die Kinder der Brünnings – sagen die Eltern – wurden in der Schule gemobbt. Sie gehen jetzt über den Fluss in England in eine englische Schule. Brünning sagt: „Die Stimmung ist angespannt.“ Über dem Eingang zum Shop hängt jetzt als Kompromiss die britische Fahne. 

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Christa Wallau | Do., 6. Mai 2021 - 14:29

erinnert mich an 1993, als sich die Tschechei und die Slowakei voneinander trennten u. zu zwei selbständigen Staaten wurden.
Diese Trennung erfolgte aus ähnlichen Gründen, welche jetzt eine Abspaltung Schottlands in den Bereich des Möglichen rücken lassen: Auch die Slowaken fühlten sich i m m e r von den Tschechen bevormundet u. benachteiligt. Allerdings bestand ihre staatliche Einheit bei weitem nicht so lange wie diejenige zwischen Schottland u. den anderen, einstmals eigenständigen Gebieten Großbritanniens.
Der Vorgang verlief daher fast geräuschlos, was
auf den brit. Inseln nicht der Fall sein dürfte.
Inzwischen hat die Slowakei sich "hochgerappelt" und ist nicht zum Armenhaus verkommen,wie ihr von vielen Tschechen vorausgesagt wurde.
Zusammen mit Tschechien ist die Slowakei in der EU u. beide hatten daher stets enge wirtschaftliche Beziehungen zueinander.
Diese günstige Situation wäre für die Schotten natürlich nicht gegeben. Überleben würden sie eine Trennung trotzdem.

Zuerst muss auch die schottische Wirtschaft wieder flott gemacht werden, eine Unabhängigkeit wird es nicht geben, nur Idealisten glauben daran. Realistisch gesehen: Manche Schotten wollen, wo wie mir eine Dame erzählte,die in der schottischen Politik aktiv ist, verhindern, dass Fiskalaufkommen nach London gehen; die Dame sprach von "vampirism" durch London. Schottland will nach der Unabhängigkeit schnell in die EU, um wirtschaftlich und von der EU-Kasse zu profitieren (Subventionen, Kredite etc).
Es geht um Geld, um was sonst.

Das stimmt so nicht ganz. Das Thema EU spielte bei der Trennung von Slowakei und Tschechien keine Rolle. Und beide sind dann 10 Jahre später Mitglied geworden.

In UK hatte hingegen eine Abstimmung vor einigen Jahren ja ergeben, dass die Mehrheit in Schottland kein Abspaltungsgedanken hatte. Das hat sich nun im Wesentlichen nur dadurch geändert, dass UK aus der EU ausgetreten ist und genau dieser Prozess in Schottland eine Meinungsänderung hervorgerufen hat.

Vor dem Austritt wurde zwar laut gewarnt, dass neben ökonomischen Problemen, es politische in Nordirland geben könnte und Schottland dann nach Unabhängigkeit streben wird, das wollte man aber in London nicht wahrhaben. Und was passiert nun? Leider aufflammende Unruhen in Nordirland und Schottland findet die EU interessanter als UK.
Das wars dann wohl mit dem Great Empire, aber wenn man so oder so ein "Nordsee Singapur" werden will, dann ist man zumindest größentechnisch auf dem richtigen Weg.

Karl-Heinz Weiß | Do., 6. Mai 2021 - 15:29

Dem Selbstvertrauen der EU wäre ein Beitritt Schottlands sicherlich zuträglich. Aber ist es eine Zukunftsvision, noch einen Staat mit 5 Mio. an den Entscheidungsprozessen zu beteiligen? Ein gemeinsames Europa kann nur auf einem gemeinsamen Bewusstsein der jungen Generation entstehen. Nach Corona werden wir davon weiter entfernt sein als zuvor, und eine Luisa Neubauer versteht von den Sorgen der Jugendlichen in Süd-und Südosteuropa soviel wie Frau Baerbock von der Leitung eines Ministeriums.

Christoph Kuhlmann | Do., 6. Mai 2021 - 15:34

andererseits braucht Europa nicht noch mehr Kleinstaaten. Wer sich das Elend an der Nordirischen Grenze anschaut kann nur hoffen, das sich mal ein englischer Politiker bereit dazu findet einen detaillierten Plan für die zukünftige Gestaltung der Wirtschaftsbeziehungen auszuarbeiten und mit der EU abzustimmen, bevor die neue Grenze kommt. Aber wie sagte Boris Johnson doch? Fuck the business!

Ernst-Günther Konrad | Do., 6. Mai 2021 - 15:43

Die SNP ist eine nationalistische Partei, die auch sozialdemokratisch ausgerichtet ist? Irgendwie alles sehr seltsam. Sollte Boris ihnen das Referendum gestatten, sollen sie für einen Austritt aus GB stimmen. Angeblich für die eigene Freiheit? Und dann wieder in die EU Staatengemeinschaft, in eine weitere Abhängigkeit. Kopfschütteln.
In Deutschland darf eine Partei das Wort -nationalistisch- auf keinen Fall verwenden, wenn man nicht in der braunen politischen Tonne landen will. 300 GRÜNE fordern, die Überschrift ihres Parteiprogramms zu ändern, und die Bezeichnung "Deutschland" zu streichen. Einfach nur klasse, wie die sich inzwischen täglich immer mehr demaskieren. Ich frage mich nur, für welches Land, die dann die Kanzlerin Baerbock wählen lassen wollen? In Schottland darf man national sein, in Deutschland muss das Wort gemieden werden. Da fällt mir nur der Spruch des Nachhaltigkeitsexperten Jürgen Linsenmaier ein: Über Deutschland lacht die Sonne, über die Grünen die ganze Welt.

Rob Schuberth | Do., 6. Mai 2021 - 20:36

Warum diese Zuspitzung?
Nat. ginge es auch ohne Mauer.
Es wird eine ganz normale Landesgrenze sein...und gut ist.

Yvonne Stange | Fr., 7. Mai 2021 - 16:32

Ist das _die_ SNP, die in der 30ern Adolf Hitler feierte und gegen den Krieg mit Nazi-Deutschland opponierte? Interessant. Und das sind jetzt die "Guten".... ok, mehr muß ich nicht wissen. Hauptsache ich stehe brav in meiner "rechten" Ecke. xD