Xi Jinping und Wladimir Putin während eines Treffens im Kreml / picture alliance

Russisch-chinesische Allianz - Ein geopolitischer Warnruf

Die Zusammenarbeit zwischen China und Russland ist schon heute enger als im Westen wahrgenommen. Die USA und die EU müssen im eigenen Interesse verhindern, dass hier eine permanente Allianz entsteht. Das erfordert auch ein besseres Verhältnis zu Moskau.

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Dr. Friedbert Pflüger lehrt am CASSIS, Universität Bonn Internationale Klima- und Energiepolitik und ist seit 2014 Senior Fellow des Atlantic Council der USA. Er war 16 Jahre Bundestagsabgeordneter (CDU) und Verteidigungs-Staatssekretär in der ersten Regierung Merkel. Pflüger ist seit 2009 Geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensberatung Bingmann Pflüger International (BPI).

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Dr. Gerhard Hinterhäuser ist Partner für Asien bei der Unternehmensberatung Bingmann Pflüger International. Von 2006 bis 2014 war er Mitglied der Geschäftsführung der PICC Asset Managemet, eines großen chinesischen Staatsunternehmens.

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1972, mitten im Kalten Krieg, initiierten US-Präsident Richard Nixon und sein Sicherheitsberater Henry Kissinger diplomatische Beziehungen zu China. Das Ziel war klar: eine Achse zwischen Moskau und Beijing musste verhindert werden.

Mittlerweile ist China wohlhabend und voraussichtlich bald die größte Volkswirtschaft der Welt. Es ist zu einem systemischen Rivalen herangewachsen und ist von einer Annäherung oder Anpassung an den Westen weiter denn je entfernt. Außenpolitisch tritt es immer selbstbewusster auf, und seine geopolitischen Ansprüche lassen Warnungen vor militärischen Konflikten mit den USA laut werden.

Der große Harvard-Politikwissenschaftler Graham Allison sieht aus dieser Konkurrenz eine fast automatische Entwicklung zum Krieg erwachsen („destained for war“). Vor diesem Hintergrund hat die Logik von Henry Kissingers Dreiecksdiplomatie neue Aktualität gewonnen.

China und Russland sind in den vergangenen Jahren konsequent zusammengerückt. Bei einem Besuch in Moskau voriges Jahr betonte Xi Jinping, dass er Wladimir Putin in den zurückliegenden sechs Jahren nahezu 30 Mal getroffen habe und bezeichnete den russischen Kollegen als seinen „besten Freund“. Xi hob hervor, dass Moskau und Beijing an einer immer engeren Partnerschaft arbeiteten. Diese strategische Kooperation werde jedem Versuch standhalten, die beiden Länder zu spalten.

Angriff auf den Dollar

Beide Länder arbeiten seit geraumer Zeit daran, die Führungsrolle des Dollar als Reservewährung der Welt zu unterwandern. China hat den Ehrgeiz, auf Sicht den Renminbi auf den globalen Märkten zu etablieren, und Russland ist bemüht, den Sanktionen auszuweichen, die vor allem die USA dem Land wiederholt auferlegt haben. Es wurden langfristige Verträge für russische Erdöl-Lieferungen nach China geschlossen, die eine Bezahlung in chinesischer Währung vorsehen und so den etablierten Petrodollar umgehen. Heute werden mehr als 50 Prozent des bilateralen Handels in anderen Währungen als dem US-Dollar abgewickelt.

Sehr dynamisch entwickelt sich die Zusammenarbeit Moskau-Beijing im Energiebereich, wo Putin nach den westlichen Sanktionen im Zuge der Krim-Annexion mit China einen neuen strategischen Partner fand. Fünf Jahre später wurde die Mega-Pipeline „Stärke Sibiriens“ in Betrieb genommen: Sie liefert in den nächsten 30 Jahren russisches Gas nach China. Eine zweite Pipeline über das Altai-Gebirge könnte bald hinzukommen. China hält außerdem 20 Prozent am russischen Flüssiggas-Konzern Novatec, weitere 9,9 Prozent gehören dem chinesischen Seidenstraßen-Fonds.

Westliche Sanktionen haben China und Russland auch zu einer intensiven Kooperation im Technologiebereich animiert. China kann auf diese Weise seinen nahezu unersättlichen Hunger nach Technologien stillen, insbesondere auch solche mit dualem – also auch militärischem – Nutzen. Gleichzeitig expandieren Unternehmen wie Huawei und Alibaba in Russland aggressiv.

China sieht Russland als wesentlichen Baustein einer digitalen „Pax Sinica“. In ihrem letzten Bericht zur Risikobeurteilung der Nation hat die CIA im Lichte der jüngsten Attacken auf Solarwinds und Microsoft auf die Gefahr von Cyberangriffen durch Russland und China hingewiesen. Diese stellen eine Bedrohung für wichtige Infrastrukturen im Westen dar.

Das neueste gemeinsame Projekt beider Nationen findet im Weltraum statt, wo die Errichtung einer gemeinsamen Station auf dem Mond geplant ist. In der Arktis entstehen aufgrund des Klimawandels neue Routen für die maritime Schifffahrt, welche die Fantasien einer geopolitischen und auch militärischen Kooperation zwischen beiden Ländern beflügeln.

Von Kissinger lernen

Es war Staatsräson, die Henry Kissinger seinerzeit dazu bewegte, trotz aller politischen Differenzen die Öffnung zum kulturrevolutionären China zu betreiben. Heute ist es das gleiche Rational, dass es – trotz aller Konflikte – für den Westen erforderlich erscheinen lässt, die Annäherung an Russland zu suchen.

Diese Ansicht gewinnt inzwischen auch in Washington an Boden. So veröffentlichte der Atlantic Council wenige Tage nach der Inauguration Joe Bidens unter der Überschrift „The Longer Telegram“ (in Anspielung auf George Kennans historisches „Long Telegram“ aus dem Jahre 1946 zur US Politik gegenüber der Sowjetunion) ein Papier, das in Washington große Beachtung fand. Einer der Ratschläge für Joe Biden: Es sei für die USA geboten, ihre Beziehungen zu Moskau wieder in die Balance zu bringen. Denn es wäre der größte denkbare geostrategische Irrtum, „wenn es die USA zuließen, dass Russland vollständig in die strategische Umarmung driftet“.

Auch Russland dürfte einer Annäherungspolitik positiv gegenüber stehen, denn die Beziehungen mit China sind letztlich viel komplexer, als es die eindringlich vorgebrachten Freundschafts- und Interessenbekundungen glauben machen. Jeder, der eine Kooperation zwischen Russland und China in der Praxis erlebt hat, weiß, dass Russland sich Europa näher fühlt als dem letztlich fremden Reich in Asien. Dies gilt zumeist auch dann, wenn man etwa mit Geschäftspartnern aus dem fernen Sibirien spricht.

China strebt nach globaler Führungsrolle

Geopolitisch ist China ein harter Wettbewerber in allen Ländern, die traditionell zu Moskaus Einflussgebiet gehören. Die zentralasiatischen Staaten sind dafür seit langem ein hervorragendes Beispiel, jüngst aber auch die Ukraine, wo China die politische Situation konsequent ausnutzt, um seinen Aktionsradius zu erweitern. China sieht in Russland weniger einen gleichberechtigten Partner, sondern vielmehr einen Baustein in einem Beziehungsnetzwerk, das darauf ausgerichtet ist, das Streben nach der globalen Führungsrolle zu untermauern.

Die Rückbesinnung auf die – seit Peter dem Großen – traditionelle Europa-Orientierung ist im Interesse der EU, aber auch Russlands. Ein ernsthafter Versuch eines Interessenausgleichs dürfte inzwischen in Moskau mit offenen Armen angenommen werden. Joe Biden und Wladimir Putin sollten bald einen substantiellen Gipfel durchführen – ähnlich dem, mit dem Gorbatschow und Reagan 1986 in Reykjavik die Weichen für umfassende Entspannung, Abrüstung und Vertrauensbildung stellten.

China wird immer mächtiger – und die Selbstbehauptung gegenüber dem Reich der Mitte wird im Westen alle Kräfte erfordern. Zusätzlich einer Allianz zwischen Moskau und Beijing gegenüber zu stehen, könnte die Kräfte der USA und der EU übersteigen.

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Ulrich Jarzina | Do., 29. April 2021 - 16:46

Eine engere Zusammenarbeit mit europäischen Nationen, insbesondere mit Deutschland, stellt für amerikanische Geostrategen heute ein ebenso großes Horrorszenario dar, wie es dies seinerzeit für die Briten war (Heartland-Theorie). Man nehme als Beispiel hierfür die Rede, die George Friedmann von Stratfor, 2015 in Chicago hielt: Demnach liege es im zentralen Interesse der USA, Russland isoliert zu halten, damit es zu keiner neuen Großmacht in Eurasien kommt- Ansonsten wäre es mit der Vorherrschaft der USA schnell vorbei.

Dieses Szenario wollen die USA, verständlicherweise, vermeiden, weshalb sie massiv Druck auf ihre europäischen Verbündeten ausüben. Die Medien verstärken diesen Druck oftmals, da viele Top-Journalisten Verbindungen zu transatlantischen Organisationen haben und sich die US-Perspektive zu Eigen machen.

In der Folge wurden von den Europäern viele russische Kooperationsangebote ausgeschlagen. Also schaut RUS nach Osten. Wen wundert's?

Eine absolut verfahrene Situation. Die 4. Gewalt hat das mit zu verantworten, steigert sie sich doch seit vielen Jahren mehrheitlich in einen blinden Hass auf Putin hinein, da fehlt der geostrategische Weitblick. Aber so ist das wohl wenn man sich moralisch überlegen fühlt.

Die 4. Gewalt ist Schuld, die Medien. Jetzt wissen wir's!

Die hat zu verantworten, dass Putin die Krim besetzt hält, in der Ukraine Konflikte schürt, in Weißrussland einen Folterer an der Macht hält, in Tschetschenien Krieg führt, das kleine Georgien mit geballter Kriegsmacht gefügig macht. Im eigenen Land Oppositionelle verschwinden lässt und ins schöne Sibirien "verschickt", Demonstranten zusammenschlagen lässt, Wahlen manipuliert. Selbst im Ausland Oppositionelle ermorden lässt.
Die Chinesen sind kaum besser, wenn auch nicht so plump wie der Hobby-Cowboy im Kreml. Die lassen Oppositionelle gleichfalls verschwinden, unterdrücken Minderheiten, schaffen in Hongkong Menschenrechte ab.
Ein Lump so mies wie der andere.

Gut, Putin hat wenige Freunde in Deutschland, aber viele in diesem Forum.

Die besorgen sich anderswo die Wahrheiten, die Putin & Co sich jeden Morgen ausdenken.
Und feiern dann ihren Erlöser im Kreml, rufen nach ihm.
Ist ja unverbindlich, so lange er dort bleibt.

Isa Schroth | Fr., 30. April 2021 - 14:29

Antwort auf von Gerhard Lenz

Tja, Herr Lenz, da haben Sie mit Ihrer Antwort Ihren Vorkommentator absolut bestätigt. Derart fehlinformierte, manipulierte und gehirngewaschene Medienkonsumenten dürften eine wahre Freude für jeden transatlantischen Chefredakteur und Fernsehintendanten sein (also bis auf wenige Ausnahmen alle in der BRD). Die klopfen sich auf die Schulter und sagen: "Mission accomplished! Bei dem haben wir das Selberdenken komplett abgestellt."

Wladimir kappes | Fr., 30. April 2021 - 20:38

Antwort auf von Gerhard Lenz

Krieg in Tschetschenien gibt es nicht mehr, mein Onkel war 94 dort mit der Omon. Die haben alle Christen dort vertrieben, nicht nur Russen, Ukrainer Armenier, usw. Ground ist eine Russische Stadt von Alexej jermolow gegründet. Mein Onkel hat alles gesehen dort. Wie sie sogar ihre eigenen Leute getötet haben. Erzählt mir nix hier. Georgien hat russischen Truppen beschossen in Südossetien an der Grenze war von beiden Seiten anerkannt. Saakaschwili hatte gedacht das ihm Bush hilft Puste Kuchen. Wenn ein Lenz dieses Forum nicht mag hör auf hier zu schreiben.

Günther Grau | So., 2. Mai 2021 - 11:57

Antwort auf von Gerhard Lenz

Für mich ist es ein grosses Kompliment, wenn mich jemand als "Putin-Versteher" bezeichnet. Ja, das ist mir ernst.
Wer heute gegen Russland schürt, schürt auch gegen China. Das sollte jeder wissen. Was fürchten die USA mehr: Die eine insich geschlossene EU oder eine Einigkeit zwischen Russland und China? Das letztere fürchten die USA.
Wenn die USA gegen Nord Stream 2 sind, so ist das ein Nebenkriegsschauplatz. Sie werden diese zusätzliche Gasleitung nicht verhindern, ausser die USA wollen freiwillig den Schadenersatz bezahlen, der auf uns zukommt, wenn die Leitung nicht gebaut wird.
China ist heute bereits Weltmacht Nr. 1. Denn wenn ich das BIP Chinas umrechne im Vergleich zum Durchschnittseinkommen der Weststaaten, dann liegt es bei bei 80 bis 100 Billionen (nicht nach amerikanischer Schreibweise!) Dass wir China runterrechnen ist mehr als verständlich, denn wer läst sich gerne sagen, dass er auf dem absteigenen Ast sitzt!

Andre Möller | Do., 29. April 2021 - 16:53

Genauso ist es. Man muss wissen, wo man steht, wo man hin will und was man auf jeden Fall nicht will. Es scheint ja so, dass so langsam das ganze Sanktionsgetue zu Ende geht und sich ganz zarte Blüten der geopolitischen Rationalität öffnen. Wo hätte es auch enden sollen? Russland hat sich mit den Sanktionen sehr gut arrangiert und selbst einer Swift-Abschaltung vorgebeugt. Es läuft alles ins Leere. Scheint so, dass man das endlich wahr nimmt im "Wertewesten". Wenn Biden seinen Ankündigungen nachkommt, würde das substantielle Schritte der Entspannung einleiten können (Ukraine, Iran, Syrien...). Aber jetzt muss der Westen erst mal was auf den Tisch legen. Und was macht jetzt die blindwütige Journalistenmeute? In ihren Artikeln haben sie Moskau schon symbolisch platt gemacht.... Bin gespannt!

Tomas Poth | Do., 29. April 2021 - 16:56

US-Politik ist darauf ausgerichtet Russland zu schwächen und zu destabilisieren, um dann dort durch Kollaborateure zu übernehmen.
Ein Kräftedreieck gefällt dem US-Cowboy nicht, nach den shot-down Regeln kann nur einer Sieger werden.
First we take Moscow than we take Bejing heißt das Lied.

Bernd Muhlack | Do., 29. April 2021 - 17:03

Das erinnert an Inspector very long und Chief Inspector even longer nicht wahr?
Diese schrille Klamotte "Der Wixer".

Ein weiteres Szenario wie der Westen von China und Rußland platt gemacht werden wird.

Bei solchen Think Tanks frage ich mich immer, woher das Geld kommt, wer einen Nutzen daraus ziehen will.
"Wes Brot ich ess, des Lied ich sing" sagt man bekanntlich.

Nun ja, wenn die EU Rußland mit Sanktionen wegen eines Herrn Nawalny überzieht, dann macht sie sich eben dort keine Freunde.
Da sind sie wieder, diese hehren westlichen Werte, welche sich jedoch sehr flexibel handhaben lassen - je nach gegenüber.
Das interessiert weder Putin und Xi schon gar nicht!

Und wieder "eine starke EU" und die Atlantikbrücke. Man kann es schlicht nicht mehr hören!
Dann macht es doch!
Macron wird das letztlich eher nicht wollen.
Die EU steht sich doch selbst im Weg!

China und Australien im Handelskrieg - und die EU duckt sich weg!

Ohne UK ist die EU militärisch nicht mal die Hälfte wert!

Manfred Bühring | Do., 29. April 2021 - 17:12

Die Annäherung der EU an Russland ist längst überfällig. Die Rückbesinnung darauf, dass Russland geografisch, kulturell und wirtschaftlich Teil von Europa ist, kommt nun hoffentlich auch bei unseren "Eliten" an. Aber unsere Politiker suhlen sich ja nach wie vor in wechselseitigen Abneigungsbekundungen gegenüber Putin, der Inkarnation des Bösen, dem "Mörder", wie Biden Putin in einer seiner ersten Amtshandlungen bezeichnete! Der zitierte Ratschlag für Biden, es sei für die USA geboten, ihre Beziehungen zu Moskau wieder in die Balance zu bringen, war zu dem Zeitpunkt bei Sleepy Joe wohl noch nicht angekommen. Und die EU bekommt nun für ihre absurde Obstruktionspolitik gegenüber Russland die Quittung; man hat sich in devoter Hörigkeit verrannt und sitzt bei der Troika USA-China-Russland demnächst nur noch am Katzentisch. Sofagate lässt grüßen. Man darf gespannt sein, wie die Putinphoben Grünen mit Russland umgehen, wenn sie in Regierungsverantwortung sein werden - Rolle rückwärts!

Klaus Funke | Do., 29. April 2021 - 17:25

Ein Warnruf! Richtig, aber zu spät. Das haben der Westen und die USA aus engstirnigem und eigensüchtigem Denken verhindert. Das hat man davon, wenn alte Denkmuster nicht aufgegeben werden. Dem Westen gehen Ressourcen, Rohstoffe und Märkte verloren. Und dies ohne Not. Die Russland-Politik der EU ist wegen ihrer bedingungslosen Ankopplung an die USA in eine echte Schieflage geraten. Man weiß nicht, vielleicht wollten die USA dies sogar. So wird man Konkurrenten los. Die EU ist auf verlorenem Posten. Und Deutschland, das eine Schlüsselrolle hätte spielen können, hat sich selber ins Aus geschossen. Dumm gelaufen. Vor allem China wird das Spiel weiter treiben, bis sie die russischen Ressourcen ganz eingenommen haben. Dazu kommt dann ihre abgekupferte Technologie - und peng! Weg ist der Westen. Auch auf die militärische Überlegenheit sollte man nicht bauen. Da ist China bald ganz vorn. Überheblichkeit nützt da nichts: Die können das nicht!? Und ob die können. Bald heißt es: Schach Matt.

Christa Wallau | Do., 29. April 2021 - 17:55

Natürlich ist es das einzig Vernünftige, das Deutschland und Europa tun können:
Sich um ein gutes Verhältnis zu Rußland bemühen!

Es ist nicht nur geopolitisch das Beste, Rußland enger an den europäischen Raum zu binden, um seine Abhängigkeit von China nicht Überhand nehmen zu lassen. Auch rein wirtschaftlich gesehen, bietet Rußland für uns einen großen Absatzmarkt.
Die Russen in Moskau und St. Petersburg, mit denen wir gesprochen haben, haben zudem eindeutig ihre Präferenz für ein gutes, vertrauensvolles Verhältnis zu Deutschland hervorgehoben. Nach China zieht es sie überhaupt nicht!

Gegenüber China, das m. E. die aggressivste und
gefährlichste Weltmacht darstellt, sind a l l e
Allianzen notwendig, die man sich vorstellen kann, um die angestrebte Hegemonie dieses autoritären Staates möglichst nicht Wirklichkeit werden zu lassen.

Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 29. April 2021 - 19:48

Antwort auf von Christa Wallau

ich liebe chinesische und allerdings südkoreanische Filme und Serien, gibt es überhaupt nordkoreanische?
Sie mögen nach innen eine rigide und streng geregelte Lebensform besitzen, aber das "aggressivste und gefährlichste" Verhalten gegenüber der Welt?
Ich würde mich immer ersteinmal bemühen, den Anderen, wenn nicht zu verstehen, so doch einschätzen zu können.
Danach reichte es bei Helmut Schmidt zu ganz guten Beziehungen zu China, bei Brandt/Schröder zu guten zu Russland.
Ideologen sind meist auf dem Kriegspfad.
Stalin und Mao sind lange tot.
Vielleicht fehlt der Welt ein intelligenter Blick auf diese beiden Weltreiche. Die Chinesen wirken auf mich ungeheuer gut organisiert und stolz auf sich. Ach ja und reflektiert, Konfuzius, Laotse etc.
Ich glaube an Verständigung und besitze überhaupt keine Ambitionen, irgendwelche Länder nach meinem Bilde zu formen. Dann ist man doch eigentlich trotz vieler doch nur allein mit sich auf der Welt?
Gute Argumente lassen keinen Chinesen unberührt.

Hans Jürgen Wienroth | Fr., 30. April 2021 - 10:50

Antwort auf von Dorothee Sehrt-Irrek

Liebe Frau Sehrt-Irrek
Die Güte und Vertragstreue der VR China kann man am Verhalten gegenüber Hongkong ablesen. Aus Ihrer Antwort entnehme ich die Billigung.

Christoph Kuhlmann | Do., 29. April 2021 - 18:12

Einen ewig langen Konflikt mit Sanktionen und einer kleinen Eiszeit in den Beziehungen mit Russland? Welches Land kommt dann als nächstes dran? Die Baltischen Staaten haben große russische Minderheiten. Da findet sich ein Grund sie heim ins Reich zu holen. Ich weiß nicht ob die Strategie Aufrüsten und gleichzeitig verhandeln funktioniert aber Vertrauen wäre fahrlässig.

Wir kennen die Geschichte und wir wissen, dass insbesondere in Lettland und in Estland, viele Russen geblieben sind, weil sie kein anderes zuhause hatten. Trotzdem ist das Baltikum nicht emotional-kulturelles Russland. Das ist mit Ukraine, auch Belarus aus guten Gründen ganz anders. Deshalb kann man auch begründen warum die Nato-Mitgliedschaft der baltischen Staaten richtig war, dies aber nicht für Ukraine oder Georgien zutreffen würde. Kiew ist die Mutter aller russischen Städte und die Lavra ist das kulturelle Herz der russischen Orthodoxie. Die historisch, kulturell und emotional begründete Verbundenheit verschwindet nicht weil die USA in den 1990ern beschlossen haben gegen Russland einen langjährigen, antagonistischen Kurs zu fahren, und die Europäer mehr oder weniger zu erpressen mitzumachen und zu glauben, dass die US-Politik klug und im europäischen Interesse wäre.

Rob Schuberth | Do., 29. April 2021 - 18:51

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie aberwitzig ich die Aussage einiger Kritiker damals fand, als die Rede davon war, wir könnten uns in Zeiten des MA (Mittelalters) zurück katapultieren.

Schon damals ging es um die Unterschätzung aufstrebender Nationen.

Wer sich ein wenig in der Geschichte auskennt, der weiß das China im Grunde nur an seinen alten Platz zurückdrängt.
Wer will es ihm verdenken.
Zumal niemand das verhindern kann.

Hoffen wir auf ein Wohlwollen...mehr bleibt uns nicht.

der weiss überdies:

Es gab schon früher mehrere Hochkulturen, die irgendwann ihren Zenit überschritten haben und dann untergegangen sind. Auch dafür muss es jeweils Gründe gegeben haben, selbst wenn diese den damals herrschenden Eliten eventuell nicht bewusst gewesen sein mögen.

Angeesichts der heute verbreitet zu beobachtenden (sowohl individuellen als auch kollektiven) Selbstüberschätzung vieler Zeitgenossen, zumindest in unserem "westlichen Kulturkreis", würde es m.E. an ein Wunder grenzen,wenn sich der Abstieg von D. (und anderen Ländern des Westens) jetzt noch aufhalten liesse.

Womit nicht gesagt ist, dass wir uns der Hybris und dem Wahnsinn, die zu dem Abstieg beitragen, ergeben sollten. Noch liegt es an uns, den Abstieg nach Möglichkeit zu bremsen, selbst wenn Optimismus mit Blick auf die in diesem Forum öfter skizzierten Eigenheiten des "deutschen Michel" schwer fällt.

Allen gebildeten Realisten dürfte klar sein: Die Wahl von rot oder grün beschleunigt den Abstieg.

Alexander Mazurek | Do., 29. April 2021 - 19:08

... komme ich nicht umhin zu fragen, wer's bewirkt hat, die Globalisierung? Die Auslagerung der Arbeit, weil sie daheim zu teuer ist? Mitnichten die Chinesen. Und wer hat immer noch einen Drang nach Osten? Nicht nur das III. Reich, sondern nun auch das IV. neoliberal-grün-schwule Reich des untergehenden Westens. Don't worry, be happy, denn grün ist auch die Farbe des Propheten, inshallah!

Hans Jürgen Wienroth | Do., 29. April 2021 - 19:40

Ich kann diesem Artikel nur in vollem Umfang zustimmen. Meiner Meinung nach hat Trump genau das bei seinem Gespräch mit Putin versucht. So etwas geht nicht vor aller Augen in der Öffentlichkeit. Genau dafür haben ihn jedoch die Demokraten angeklagt und mit einem Impeachment bedroht, das Vorhaben so zu Fall gebracht.
Der „gute Joe Biden“ hat zunächst Putin als Mörder tituliert und anschließend China attackiert, gegen die er „mit alter militärischer Stärke“ vorgehen will. Er will die USA wieder zur Weltpolizei machen und wird dafür von Europas Medien bejubelt.
Für mich ist das eine große Gefahr für einen evtl. nächsten (Welt-)Krieg.

Clara Schwarze | Do., 29. April 2021 - 22:42

Alles richtig. Nur die Debatte ist ja nicht neu und bisher immer daran gescheitert, dass dem im Westen ziemlich mächtige Kräfte entgegen stehen. Das mitteleuropäische Lobbying - dass durch Exil-Organisationen sehr mächtig in den USA ist - die Skepsis gegen deutsch-russische Achsen und nicht zuletzt auch innenpolitische Gründe. Da ist Putin ja auch eine Art Figur der Nativisten, dazu tun sich die Globalisten schwer damit, den Aufstieg Chinas einzuräumen, weil das was von Kulturkonflikt hat.
Und das ist falsch - nur wir machen außenpolitisch leider ziemlich viel falsch.
Außerdem ist die Orientierung Russlands in den Westen auch kein Automatismus. Die Russen haben sich im 13. Jahrhundert auch lieber den Mongolen untergeordnet, als dem Papst und seinem moralischen Furor. Die Parallelen fallen auf.
Und ich finde das alles falsch - nur man hat leider keinen Einfluss drauf.

Ernst-Günther Konrad | Fr., 30. April 2021 - 08:46

Die vielen inhaltlich aus meiner Sicht sehr informativen Kommentare, die viele Facetten des Problems ansprechen, auch dieser wichtige Artikel hier, müsste von den politischen Entscheidungsträgern gelesen, verstanden und ggfls. versucht werden umzusetzen. Stattdessen geht es munter weiter im Irrglauben, Europa wäre der Nabel der Welt und hat deshalb alle anderen moralisch zu unterwerfen. Staaten haben keine Freunde, sondern nur Interessen.
Deutschland und die EU haben was? Genau. Sie haben ihre ständig wechselnde Vorstellungen von Moral und angeblichen Werten. Welchen Werten denn? Genau. Jene, die gleichgschaltete Medien den Politikern zu Erhöhung ihrer Umfragewerte vorgaukeln.
Wer sich derzeit unsere Politikerkaste in der DE anschaut wird feststellen müssen, da ist keiner in der Lage die Grundaussagen des Artikels, geschweige denn, die der Foristen einmal selbstständig zu durchdenken und dann in konkrete Politik umzusetzen. Erdogan hat es erkannt und UvdL schnell aufs Sofa gesetzt.

Walter Bühler | Fr., 30. April 2021 - 08:55

... die gern vergessen werden. Die am Islam ausgerichteten Staaten sehen mit Freude den Zerfall der westlichen Staaten, aber kämpfen gleichzeitig fast noch hartnäckiger gegen Russland und China.

Wie andere kapitalkräftigen Geheimdienste - etwa der USA - entfalten auch sie in anderen Ländern ihre mediale Propaganda-Wirkung vor allem über zahllose "Menschenrechts"-NGOs, die finanziell sehr gut ausgestattet sind und insbesondere zugunsten der tschetschenischen und uigurischen Terroristen, oder der Rohingya in Myanmar agieren.

Zeitweilig entsteht in unseren Medien so der Eindruck, als würden auf dieser unserer Erde ausschließlich friedliebende Muslime unterdrückt.

Eigentlich sollte man erwarten, dass in den USA nach 9/11 die islamistische Gefahr auch gesehen wird.

Aber die USA haben auch hier die Zusammenarbeit mit Russland und China abgelehnt und eine eigene Politik im Nahen Osten realisiert, deren Wirksamkeit wir gerade bewundern können.

Ja, es erinnert viel an 1914.

Bernhard Mayer | Fr., 30. April 2021 - 09:49

..Haben schon mal zwei Diktatoren einen Nichtangriffs Packt Abgeschlossen.....

Juliana Keppelen | Fr., 30. April 2021 - 11:30

die Moralkeule ersetzen? Ohne Moralkeule sind wir doch vollkommen nackt. Hoffentlich müssen, besonders wenn die Grünen das sagen haben, jetzt nicht alle die sich für ein normales Verhältnis mit Russland aussprechen als "Querdenker und Putintrolle" eingestuft und überwacht werden. (Die PR Abteilung der CIA ist sehr mächtig und die Parole lautet "Nawalny is our man") Beitrag kann Spuren von Ironie enthalten.

Ulrich Jarzina | Fr., 30. April 2021 - 11:30

Was die Frage der russisch-westlichen Kooperation angeht, lohnt ein Blick in Thomas Röpers Buch "Seht ihr, was ihr angerichtet habt?" Röper hat hier verschiedene Reden Putins ins Deutsche übersetzt - von 2001 bis heute. Vergleicht man diese Reden mit dem Geschwurbel, was unsere Politiker hierzulande so von sich geben, muss man sich nicht wundern, das Russland auf dem auf- wir aber auf dem absteigenden Ast sind.

Die EU und viele ihrer Mitgliedsstaaten sind, in ihrer jetzigen Form, nicht zukunftsfähig. Ein weiterer Grund für Russland, sich anderweitig umzusehen.
Der Gang der Weltgeschichte wird in den nächsten Jahrzehnten wesentlich von Asien bestimmt werden, die SCO der NATO den Rang ablaufen. Es hätte andere Wege gegeben, die man jedoch, von westlicher Seite, nicht zu gehen bereit war.
Man schaut lieber über den Atlantik, als über die Ostsee.